Sein Kuss
Innocence gone
Kapitel 2: Sein Kuss
"Wie hätte ich das ahnen können? Ich hatte keine Ahnung..."
Jene Nacht war der Beginn des Veränderns unserer Beziehung. Es schien so, als ob du eine Entschuldigung dafür brauchtest in meiner Nähe zu sein, mich zu berühren. Es war alles etwas nervenaufreibend, aber ich wollte dich nicht links liegen lassen. Es hatte sich bei dir zu Hause nichts geändert, also wollte ich für dich da sein. Es war nicht so als ob es so ist, dass in deiner Nähe sein eine schlechte Sache ist. Ich wollte in deiner Nähe sein, damit ich wusste, dass alles mit dir in Ordnung ist. Egal was passierte, das war das wichtigste von allen--dass alles mit dir in Ordnung ist. Ich hättte es mir nie verzeihen können, wenn dir irgendetwas zugestoßen wäre. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, müsstest du nie wieder leiden...
Der nächste Vorfall war ein Monat später. Wir saßen auf der Couch in meinem Wohnzimmer. Du hast meine Haare leicht mit deinen Fingern gestreichtelt. Fast wäre ich dadurch eingeschlafen bis du mir eine Frage stelltest--eine die mich total überraschte.
"Yugi, hast du dich je gefragt, wie dein erster Kuss sein wird?"
Ich war ein wenig sprachlos. Ich wusste nicht, wie ich dir antworten sollte.
"Nicht wirklich. Wenn's passiert, dann passiert's."
"Ja, aber du willst doch, dass er etwas bedeutet, stimmt's?"
"Was meinst du?"
"Du willst doch, dass es mit jemandem ist, den du wirklich magst, nicht einfach irgendwer. Das, was es so besonders acht."
"Ich denke schon."
Als wir dort in der Stille saßen, fragte ich mich, warum du mich auf einmal sowas fragen würdest. Wolltest du denn jemanden küssen? Warum hattest du mir dann nicht gesagt, dass du verliebt warst? Hattest du zu Hause so viel Ärger, dass du darüber noch nie nachgedacht hast? Unglücklicherweise hatte ich nicht mehr viel Zeit, darüber nachzudenken, da du mir kurz darauf eine weiter Frage stelltest. Diese war viel unschuldiger.
"Hey, willst du etwas unglaublich verrücktes, impulsives und schönes tun?"
"Zum Beispiel?"
Es passierte alles so schnell. Ich hatte kaum Zeit zu reagiren. Du hattest mein Kinn angehoben und deine Lippen auf meine gepresst. Ich hätte dich wegstoßen können--ich hätte dich wegstoßen sollen--aber ich habe es nicht getan. Irgendetwas in mir ließ es nicht zu. Ich konnte nicht verstehen, was mich dazu veranlasst hatte, dich weiter küssen zu wollen, aber je länger es dauerte, desto mehr genoß ich es. Schon bald lagen wir auf der Couch und der Kuss wurde intensiver. Ich fühlte wie deine Dominanz mich überwäligte. Es fühlte sich so verrückt an... so impulsiv... und schön. Ich spürte, wie ich die Kontrolle verlor. Ich konnte nicht glauben, dass ich dich küsste--meinen besten Freund--der auch noch ein Junge war. Als ich diesen Gedanken erfasst hatte, kehrte mein normaler Sinn zurück. Wie gut es sich auch immer anfühlte, es war falsch. Irgendwie schaffte ich es dich von mir zu drücken.
"Was ist los, Yugi?"
"Jonouchi-kun, wir sollten das nicht tun. Es ist nicht richtig."
"Vor einem Moment hast du das nicht gesagt."
"Entschuldige. Es ist nur..."
"Was? Willst du sagen, dass du dich nicht um sorgst?"
"Nein, das ist es nicht."
"Gib's einfach zu. Du hast dich nie um mich gesorgt!"
"Jonouchi-kun?!"
Du stürmtest so schnell aus dem Haus, dass ich es kaum bemerkte. Ich hatte dich noch nie so wütend gesehen. Ich wusste nicht, warum du so sauer warst. Was ich aber am seltsamsten fand war, dass ich mich nie um dich gesorgt hätte. Warum würdest du sowas zu mir sagen, nach allem was wir durchgestanden haben? Und warum kümmerte dich das so? Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wollte dir folgen, aber ich wusste, dass du dich erst abregen musstest, also entschied ich mich dagegen. Das war wahrscheinlich das beste, erkennend das ich selber auch nicht so ganz da war. Warum habe ich dich mich küssen lassen--und warum habe ich es so gemocht? Ich war so verwirrt. Ich wusste doch, dass ich Jungs nicht auf diese Art mochte, aber nach allem was passiert war, war ich mir nicht so sicher.
Was hattest du, dass ich mich gegen alles wendete, was ich für falsch hielt? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Irgendetwas war mit uns geschehen, was ich nicht verstehen konnte.
Wenn ich das doch nur früher herausgefunden hätte--was du für mich fühlst. Vielleicht wäre das, was danach geschehen ist, nie passiert...
