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Dunkle Dämmerung

Kampf um die Götterschwerter *abgeschlossen*
von

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Konfrontation

So, lang lang ist's her, doch ich melde mich schließlich wieder, zurück aus dem Klausurenstress und bereit neue Kapitel zu schreiben^^... Schattenthron, falls du dich noch erinnerst, deinen gesichteten Fehler habe ich sofort berichtigt, du hattest voll recht. Und du musst dich nicht entschuldigen, wenn du deine Meinung kundtust... Wozu sind Kommis denn sonst da?^^

Auch Laynchen wieder supaa-vielen Dank für ihre Kommi (Bin ich bekloppt oder hast du dich umbenannt? *confused*).

Dann lest ma schön:
 

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Kapitel XVIII - Konfrontation
 

Der Anblick, der sich den Lancelor im Inneren des Lagerhauses bot, war mit Worten nicht mehr zu beschreiben. Bei den täglichen Kämpfen gegen die Dämonen hatten sie alle bereits viel gesehen, doch die immense Brutalität, die in diesem Fall an den Tag gelegt worden war, ließ selbst Batista, den wohl Tapfersten unter ihnen, erschaudern. Selen schlug sofort erschrocken die Hände vor den Mund und stieß einen kurzen erstickten Laut aus, während Dunkan, Storm und Victoria nur dumpf auf die Szene starren konnten, die sich vor ihnen ausbreitete...

Ein Massaker musste hier stattgefunden haben, anders ließ es sich einfach nicht mehr beschreiben. Zeliarina zählte alleine mehr als ein Dutzend Leichen, die nicht hinter den hunderten bis an die Decke reichenden Lagerregalen verborgen waren. Blut klebte am Boden, an den Wänden und an den Artikeln auf den Regalen. Ein Gabelstapler lag zertrümmert auf seiner Seite, wobei er ein weiteres der Regale vorher noch umgestoßen haben musste und es zusammen mit einem weiteren toten Arbeiter unter sich begrub. Andere Opfer lagen mit eklig verrenkten Körpern da, die erstarrten Gesichter von Grauen erfüllt. In den meisten Augen glaubte Zeliarina noch die Angst sehen zu können, die sie in den letzten Augenblicken ihres Lebens empfunden haben mussten.

Kevin wandte sich mit einem ungewohnten Fluch auf den Lippen ab.

Das Szenario ekelte sie alle an und die schrecklichen Momente, die diese armen nichts ahnenden Seelen erlebt haben mussten, erschütterten sie bis ins Innerste. "Was zum Teufel ist das hier?", rief Storm mit ausgebreiteten Armen, "Was haben diese Dämonen sich gedacht? Das ist sinnloses Abschlachten, kein Kampf gegen Feinde! Sie haben nicht einmal das Blut für ihre Beschwörung genommen! Dies hier hatte keinen Sinn!"

Das Gesicht des Palas war blass vor Zorn, während sich nun auch Victoria und Selen angewidert abwandten. Nur Dymeon und Dunkan, der kühl mit den Polizisten am Eingang verhandelte, um sie draußen zu halten, wirkten noch halbwegs ruhig. Und Zeliarina.

Es erschreckte die Donnerhexe selber für einen Augenblick, dass sie die Toten um sich herum ertrug, doch alles was sie bisher in den eineinhalb Jahren mit dem Orden der Lancelor erlebt hatte, hatte sie verändert. All die aussichtslosen Kämpfe, bei denen ihre Freunde verletzt worden waren, die Wanderung durch die Höhle der Prüfung und vor allem die Zeit in der Illusag hatten sie abgehärtet, sie stärker gemacht. Als sie in der Traumebene gefangen gewesen war, hatte sie ihre Freunde hunderte Male ähnlich sterben sehen, in allen nur erdenklichen Weisen und jedes Mal grausam. Dagegen erschienen ihr diese Fremden auf merkwürdige Weise entrückt, obwohl es ihr natürlich noch nahe ging. Doch der mitleidige Schmerz in ihrem Herz war stumpf, nicht so intensiv wie früher.

Passiert das wenn man stärker wird? Ist dieses Abstumpfen notwendig?

Zeliarina fand keine Antwort. Stumm starrte sie mit traurigen grünen Augen auf die getöteten Arbeiter, ohne sich davon abzuwenden. Dymeon stand lautlos neben ihr, während er kurz mit seinem Arm ihren streifte und sie fragend ansah. "Bist du in Ordnung, Zel?", erkundigte sich der Dämon besorgt. Zeliarina nickte nur, hin und her gerissen zwischen der neuerlichen Freude über ihren Spitznamen und dem ungeheuren Entsetzen der gegenwärtigen Situation. "Es geht mir gut", versicherte sie schließlich, als Dymeon seine Augen nicht von ihr nahm. "Aber wir müssen den Däezander hierfür zur Rechenschaft ziehen..."

"Ja...", stimmte ihr Schutzritter zu. Er wirkte nachdenklich, ließ sich jedoch Zeit, ehe er vorsichtig sprach: "Weißt du noch, was ich dir einst über Dämonen erzählt habe? Sie sind anders, aber keine blutrünstigen Tötungsmaschinen... Zumindest hätte ich das noch vor einiger Zeit gedacht... Doch dies hier ist... Irgendetwas ist nicht richtig..."

"Das stimmt...", murmelte Selen leise, "Ich spüre den intensiven Hass von Dämonen, doch direkt an den Körpern der Ermordeten ist nur Angst. Normalerweise bleiben die Gefühle des Mörders am Opfer haften, wenn's es mit ihm im Kontakt kommt. Man könnte sagen... Wer auch immer hier am Gange war, er hat dabei nichts gefühlt..."

"Cenior?", knurrte Pendrian.

Selen schüttelte den Kopf, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. "Nein... Cenior mit den Seelenbändern besitzt eine Gefühlsmischung aus ruhigem Stolz und Kampfeslust, die ich überall erkennen würde. Doch hier sind keine Gefühle... Rein gar nichts..."

"Also jemand bar jeglicher Gefühle? So etwas gibt es nicht einmal im Däezander...", grummelte Pendrian ungläubig. Er verschränkte die Arme und ließ seinen Blick weiter umherschweifen. "35 Tote, davon 7 Frauen und 28 Männer... Zusammen mit den 12 Leuten, die bereits aus dieser Gegend vermisst werden, macht das beinahe fünfzig Opfer... Ziemlich aggressives Vorgehen... Was haben diese verdammten Dämonen vor...?"

"Ich weiß es nicht...", raunte Batista. Eine Sekunde später verzogen sich seine Lippen zu einem grimmigen Lächeln, während seine Finger mit einer geschickten Bewegung das lange Messer aus seinem Gürtel lösten. Die stählerne Klinge blitzte in dem trüben Sonnenlicht, das durch die teilweise aus Glas bestehende Decke strömte. "Vielleicht kann der da uns ja etwas mehr verraten...", knurrte der Palas, ehe er auf eine Gestalt deutete, die langsam hinter einem der voll gepackten Regale hervortrat.
 

Melissa saß allein auf der Pritsche in Ereos' Heim und starrte nachdenklich an die gegenüberliegende Wand, ohne sich zu rühren. Der faustgroße Kristall in der Ecke verteilte sein spärliches rotes Licht an den Steinwänden, ohne die Finsternis wirklich vertreiben zu können. Stimmen waren draußen zu hören, einige wispernd, andere schreiend, doch allesamt vereint durch ihren unmenschlichen dämonischen Klang. Melissa schauderte kurz.

Sie versuchte sich einzureden, dass es an den Wassertropfen lag, die noch immer ihre Haut benetzten, weil sie vor ein paar Minuten wie so oft in der unterirdischen Quelle der Dämonenzuflucht gebadet hatte, doch in Wahrheit wusste sie, dass es daran nicht lag. In Wahrheit hasste sie diesen trostlosen, dunklen Ort und sehnte sich nach Licht, nach anderen Menschen und nach Wärme, die nicht von einer Wasserquelle stammten. Melissa hatte beinahe das Gefühl langsam zu vergessen wie die Sonne aussah...

Mit einem Kopfschütteln griff die ehemalige Lancelorin nach einem Handtuch zu ihrer Rechten und begann sie das rote Haar trockenzureiben. Sie würde eh nicht mehr lange hier bleiben müssen, bald würde Ereos die letzten Vorbereitungen für ihren gemeinsamen Kampf gegen Dymeon abgeschlossen haben... Dann würde ihre Rache endlich vollzogen werden...

Plötzlich zog jemand den schwarzen Vorhang vom Eingang des Heims beiseite, so dass ein dünner Strahl roten Lichts von draußen durch die Dunkelheit schnitt. Der Streifen beleuchtete ihre blanke Schulter und das Handtuch, das sie sich um ihre Brüste geschlungen hatte. Er glitzerte auch auf ihrem silbernen Arm, dem Geschenk ihres geliebten purpuräugigen Dämons.

"Wer ist da?"

"Hier treibt sie sich also herum!", murmelte eine ihr unbekannte Stimme belustigt. Eine dunkle Gestalt schob sich in den Eingang, drei blutrote Augen blitzten auf. Dem Tryclonn folgte ein zweiter Dämon, der genau wie sein Begleiter nur eine kaum spürbare Aura nach sich zog. Melissa schnaubte und richtete den Blick wieder auf die Wand. Nur ein Tryclonn und ein Oggron, schwache dazu. "Was wollt ihr?"

"Hätte mich auch gewundert, wenn er sie mitgenommen hätte", raunte der Oggron dem Tryclonn zu, als hätte er Melissas Fragen gar nicht gehört. Das Mädchen knirschte ungeduldig mit den Zähnen, erhob sich von ihrem Platz und richtete ihre verschiedenfarbigen Augen kalt auf die zwei Besucher. "Sagt was ihr wollt oder verschwindet, sonst wird euch Ereos zerquetschen, wenn er zurück ist und ich ihm davon erzähle..."

"Glaub ich kaum", erwiderte der Tryclonn hämisch, "Ereos wird nach dem heutigen Abend keinen Pfifferling mehr auf dich geben..." Melissa hob verwirrt die Augenbrauen, so dass der Dämon nur noch breiter grinste und seine scharfen Zähne entblößte, die das Licht widerspiegelten. "Sie hat keine Ahnung, wie naiv..." Er legte eine kleine Atempause ein, um seine folgenden Worte noch besser zur Geltung zu bringen. "Ereos ist mit anderen auf dem Weg, um der Wächterin Thundenstars eine endgültige Falle zustellen... Der Verräter Blutträne wird unweigerlich auch dabei sein... Bald ist er tot..."

"Nein...", hauchte Melissa fassungslos, "Eine Lüge..."

Sie starrte die beiden Dämonen sprachlos an und versuchte die Lüge in ihren Augen zu sehen. Doch sie sah nur Genugtuung, während sich beide Dämonenmäuler zu einem Grinsen verzerrten. Mit unsicheren Schritten bewegte sie sich auf die Angehörigen des Däezander zu und hielt beinahe sofort wieder inne, weil ihre Knie weich wurden.

"Nein... Unmöglich..."

Die ehemalige Lancelorin strauchelte, musste sich an der Wand abstützen und schnappte nach Luft, ohne auch nur ein einziges Mal den Blick von den zwei Dämonen abzuwenden. Der Tryclonn erwiderte nichts, versuchte sich nicht zu rechtfertigen. Er wusste bereits, dass er die ehrlose Menschin in ihrer Mitte mit dem Gift der Wahrheit infiziert hatte und aalte sich genüsslich in ihrem Leiden, das es auslöste. Sein Blick folgte Melissa aufmerksam. Ihr Körper krümmte sich als habe sie Schmerzen, ihr Gesicht war nur noch eine verzerrte Maske und in den Augen erlosch das letzte Fünkchen Vertrauen, das sie zu jemals zu irgendjemandem gehabt hatte. "Nein...", wiederholte sie verzweifelt. Tränen liefen ihre Wangen herab.

"Du bist nur benutzt worden, nicht mehr als ein Spielzeug, eine Dirne von Ereos! Hast du geglaubt er würde dich als Gefährtin betrachten oder sogar lieben? Wie dumm warst du das zu glauben! Er hat immer nur eine geliebt und die wurde von der Wächterin Thundenstars getötet. Du warst nur eine Ablenkung von ihr, er hat dich nie geachtet! Alles Scharade, alles Show, nur ein Lügengebilde, indem du gefangen wurdest! Er würde sich die Rache an Dymeon nie nehmen lassen! Er würde sie nie auch nur teilen, schon gar nicht mit einer wie dir!"

Jedes Wort drang auf Melissa ein wie ein Faustschlag, wie ein Dolchstoß. Die Tränen flossen immer weiter, während sie von Trauer und gewaltiger Wut rettungslos verschlungen wurde. Blind von den überwältigenden Gefühlen schlug sie mit bestialischer Wucht auf die beiden Dämonen ein, so dass sie aus Ereos' Heim flogen. Dann brach sie auf die Knie, die Hände am Kopf. Sie krümmte sich wieder und schrie einen lang gezogenen, hasserfüllten Schrei der Verzweiflung...

Geh mit mir, Liebes. Entsage dich dem Orden der Menschen, der von unserem gemeinsamen Feind Dymeon unterwandert wurde, so dass wir mit aller Kraft gegen ihn kämpfen können...

Diese Worte von ihm waren eine Lüge gewesen, das wusste sie plötzlich, hatte es vielleicht sogar immer gewusst und sich dennoch an den letzten Strohhalm geklammert, der ihr geblieben war...

Ich würde es nie wagen etwas so Schönes wie dich zu zerstören... Bitte nimm mein Geschenk an...Mit deinem neuen Arm wirst du in der Lage sein Dymeon seiner gerechten Strafe zuzuführen...

All die gesagten Liebenswürdigkeiten, all die Heuchelei...

Von nun an würde sie niemandem mehr vertrauen, weder den Lancelor noch Ereos. Sie würde alleine gegen Dymeon kämpfen und ihm seine gerechte Strafe zuführen, wenn das der einzige Weg war um von der herzzereißenden Enttäuschung durch andere verschont zu bleiben...

Deshalb komm mit mir in eine Welt des Vertrauens und der Hilfe, in der du Unterstützung gegen Dymeon finden wirst. Es ist egal, dass du kein Dämon bist...

Zitternd erhob sich Melissa vom Boden und wischte sich die Tränen grob aus den Augen. Schluss mit den Lügen! Das Mädchen zog sich schnell ihre Sachen an und griff nach dem blutroten Stein, der dem Zimmer das Licht spendete. Ihre Augen hatten sich gelöst von jeglicher Trauer, zurück blieb nur eine nicht zu stoppende Entschlossenheit.

"Dieser Mistkerl!"

Dann rannte sie los, raus aus dem Zimmer, durch die dunklen Gänge der Zuflucht und hinein in das Labyrinth von Tunneln, das sich tief unter der Erde befand und zu jedem nur erdenklichen Winkel Englands führte. "Wie dumm von dir mir zu zeigen, wie ich die Symbole der Tunnel deuten muss, Ereos! Und noch dümmer von dir zu sagen, wo du heute hingehst um unsere gemeinsamen ,Vorbereitungen' weiterzuführen! Du hast mich unterschätzt, Mistkerl, du nimmst mir meine Rache nicht weg!" Der Stein in ihrer Hand glomm schwach, doch das Licht würde für ihren Weg ausreichen... Ohne zurückzublicken ließ Melissa die Zuflucht der Dämonen hinter sich...
 

Die Gestalt, die den Lancelor gegenüberstand, blickte sie der Reihe nach abschätzend an. Es war ein Dämon, kein Zweifel. Auch wenn der Krieger keine schwarze Aura mit sich zog, konnte jemand wie er an diesem Ort des Todes nur so gelassen bleiben, wenn es sich um einen Dämon handelte. Eine Wolke aus kurzen blonden Haaren umgab seinen Kopf, die Augen waren schwarz mit dünnen roten Rändern um die Pupille und auf seiner Haut zeichneten sich rote Flecken ab, die aussahen wie Splitter eines unbekannten Kristalls oder Glases. Seine Kleidung war schlicht und unauffällig, helles Shirt mit dunkler Hose.

"Wer bist du?", schrie Storm stürmisch. Instinktiv riss er seine Pistole aus dem Halfter, noch ehe sein Schrei in der Halle verhallt war, und das charakteristische Klicken der entsicherten Waffe vermischte sich mit denen von Selen, Batista, Dunkan und Pendrian. Sie waren wahre Lancelor, durch und durch. "Wieso spüre ich deine Aura nicht?"

Der Fremde antwortete nicht, doch Selen schnalzte nervös mit der Zunge. "Er kann keine Drachenkette haben, Dymeon besitzt zwei und Ereos die dritte... Es ist pure Gleichgültigkeit... Die Aura eines Dämons ist nichts anderes als ein Gemisch von negativen Gefühlen, die man lernen kann wahrzunehmen. Ich besitze die Fähigkeit alle Gefühle von Natur aus spüren zu können, doch diesmal spüre ich gar nichts..." Die Pistole in ihrer Hand fing an zu zittern, so dass sie die andere Hand ebenfalls um den Griff legte. "Unheimlich..."

"Wer bist du?", schrie Storm noch einmal.

Diesmal kam die Antwort, kaum mehr als ein heiseres Flüstern ohne jegliche Emotion, das ihnen die Haare zu berge stehen ließ. Victoria lief es eiskalt den Rücken runter, denn nicht einmal sie ist früher so ungeheuer gefühllos gewesen... "Rishak... Eine Schattenklinge des Ordens der Dämonen... geboren aus Blut, Dunkelheit und Kristall..."

"Eine Schattenklinge?"

"Ja..."

Die Lancelor warfen Dunkan aus den Augenwinkeln fragende Blicke zu, doch der Mann mit dem Blut der Macht schüttelte nur kurz den Kopf. Keiner von ihnen hatte jemals von einem Dämon namens Rishak gehört, der zu alledem ein Götterschwert trug, obwohl die meisten Hochrangigen des Däezander in einem speziellen Archiv in Falcaniar verzeichnet waren. Doch alleine die Tatsache, dass es sich bei dem Feind um eine Schattenklinge handelte, ließ sie alle besonders vorsichtig werden. Batista drehte sein Messer unruhig in der Hand.

"Wo ist dein Schwert?", fragte der Exsöldner herausfordernd. Rishak antwortete, indem er seinen rechten Arm in einer fließenden Bewegung vor seinen Körper gleiten ließ und ihn nach ihnen ausstreckte, als wolle er sie aus der Distanz berühren. Eine wahrnehmbare Veränderung spielte sich daraufhin in dem Lagerhaus ab, ein kurzer Windhauch, der nicht sein dürfte, und eine Zunahme des Drucks in der Luft. Victoria und Selen, die als Telepathin und Emotionenspürerin die beste Wahrnehmung aus der Gruppe hatten, wichen instinktiv einen Schritt zurück.

Als das komische Gefühl alle Lancelor mit einer merkwürdigen Unruhe erfasst hatte, begann sich Rishaks Arm schließlich zu verändern. Die kristallenen Flecken auf seiner Haut schienen zu wandern, indem sie von ihren ursprünglichen Positionen zu den Fingern herunter krochen, sich dort vollständig zu einer roten Schicht anordneten und nach und nach auch den restlichen Arm restlos mit rotem Glas überzogen. Die Fingerkuppen des Dämons schienen zusammenzukleben, sie verschmolzen zu einer einzelnen großen Fläche, die sich wiederum zu einer Spitze formte. Die Lancelor hatten schon hunderte Mal etwas Ähnliches erlebt wenn die Dämonen ihre Hände zu Klauen formten, doch aus Rishaks Arm wurde keine Klaue, sondern ein langes, rotes Schwert...

"Hier ist mein Schwert...", antwortete Rishak.

Von einer Sekunde auf die andere stürmte er auf die immer noch überraschten Lancelor zu. Die Gruppe stob auseinander und entkam dem Angriff teilweise nur um ein paar Zentimeter, während ein Kugelhagel den Weg des Dämons begleitete. Leere Patronenhülsen klirrten auf den Boden, es knallte und knallte und draußen hörte man verwunderte Schreie, die auf die Kampfgeräusche im Lagerhaus reagierten. Storm und Pendrian hatten bereits ihr erstes Magazin verschossen, es rutschte aus den Griffen ihrer Pistolen, ehe sie sofort neue hineinpressten.

Dunkan versuchte Ordnung in das entstandene Chaos zu bringen.

"Nehmt die Heiligen und bewahrt Ruhe! Achtet auf die eigenen Männer! Kevin, auf keinen Fall feuern! Selen und Pendrian zum Eingang, bietet ihm keine Fluchtmöglichkeit!" Die zwei Lancelor stürmten zu der großen, abgesperrten Metalltür, doch Rishak war bereits vor ihnen dort und zerschlug das Hindernis mit einem einzigen gewaltigen Hieb seines Armschwerts. Funken sprühten zu den Seiten weg und das Metall glühte an den Rändern des Einschnitts, den die Schattenklinge angerichtet hatte. "Lasst ihn nicht entkommen!"

Weitere Kugeln prasselten auf Rishak ein. Die meisten verfehlten ihn und gruben Krater in das dicke Eingangstor. Zwei Projektile prallten mit weiteren Funken von seinem Kristallarm an, Selen erwischte die Schulter des Dämons mit Runenmunition, ohne jedoch sonderlichen Schaden anzurichten, außer ihn kurz aus dem Gleichgewicht zu bringen.

"Bleib hier, du Mistkerl!", schrie Storm außer sich. Rishak reagierte überhaupt nicht, riss die Überreste der Tür wie Spielzeug aus den Angeln und rannte ins Freie. Die Lancelor stürmten ohne zu zögern hinterher. Blitzlichtgewitter empfing sie, wilde Schreie, Kameras wurden auf sie gerichtet, die Polizisten brüllten und Schüsse, die von keiner Lancelorwaffe stammten, zerschlugen die Luft. Vor ihnen gingen Passanten schreiend und verwundet zu Boden, wenn Rishak sie im Vorbeigehen niederstreckte. Der Dämon schien dabei völlig willkürlich vorzugehen, ohne Sinn, ohne Gewissen, ohne Vorsicht vor den Medien, die jede Sekunde des Geschehens aufzeichneten.

"Aus dem Weg!"

Diesmal musste Batista ihnen keinen Weg bahnen, denn die Menschen stoben vor ihnen kreischend auseinander wie ein aufgewühlter Stamm Ameisen, nur um in einiger Entfernung wieder stehen zu bleiben und weitere Fotos zu schießen. Das Durcheinander war nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Dunkan, der als Missionsleiter eigentlich für die Diskretion zuständig war, ließ einfach alles links liegen und rannte mit den anderen Lancelor Rishak hinterher, der inzwischen den Mopp hinter sich gelassen hatte und zwischen zwei anderen Lagerhäusern hindurch zu der großen Fabrik rannte. Alle Gedanken waren nur noch auf das Götterschwert des Dämons gerichtet.

Was zum Teufel war das, Victoria? Sein Arm war das Schwert!

Zeliarina benutzte bewusst nur ihre Gedanken um sich ihren Atem zu sparen. Victoria rannte neben ihr her, nah genug um alles in ihrem Kopf genau mitzubekommen.

//Ich weiß es nicht... Ich konnte seinen Gedanken nicht sehen...\\

"Du konntest seine Gedanken nicht sehen?", wiederholte Zeliarina verwirrt, diesmal vor Schreck versehentlich laut ausgesprochen. Mit keuchendem Atem wandte sie sich an Dymeon, der ein kleines Stückchen hinter ihnen lief um seine Schutzbefohlene im Auge behalten zu können. "Was war das für ein Dämon, Dymeon? Wie kann er weder Gedanken noch Gefühle haben?"

"Ich habe ihn noch nie gesehen, Zel!", rief der Hochdämon ebenso ratlos.

Rishak hatte die Fabrik erreicht, Storm und Batista dicht auf den Fersen, kurz dahinter Dunkan, der wieder sein Handy in der Hand hielt und hastig hinein schrie: "Hatten Kontakt mit einem unbekannten Hochdämon, der sich als Schattenklinge zu erkennen gab! Außerdem spüre ich mehrere andere schwarze Energien! Schickt sofort Verstärkung! Die Zentrale in London soll das Gebiete sperren, hier sind überall Reporter und mindestens dreizehn weitere Verwundete!"

Zeliarina schluckte... Wo waren sie da bloß wieder reingerutscht?

Rishak verschwand jetzt im Inneren der Fabrik, doch als Storm und Batista ihm hinterher setzen wollten, befahl Dunkan den beiden Männern barsch zu warten. Widerstrebend blieben sie vor dem Eingang stehen, bis alle zu ihnen aufgeschlossen hatten und keuchend um sie herum verstreut nach Atem rangen. "Warum hältst du uns auf?", blaffte Batista sofort.

Dunkan besah ihn mit einem ernsten, abgeklärten Blick und tippte sich zur Verdeutlichung seiner Worte mit dem Zeigefinger an die Schläfe. "Spürst du das nicht? Da sind noch weitere schwarze Energien drin und ihr wärt ihnen in die offenen Arme gerannt!"

"Wir haben nicht viel Zeit!"

"Ich weiß!", zischte Dunkan wütend zurück. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren um nicht eine kostbare Sekunde zu verschwenden, während er die ganze Situation eifrig analysierte, angefangen bei ihrem Feind und dem Ziel ihn zu schnappen, bis hin zu den Passanten in der Nähe. "Also, zwei Teams!", erklärte Dunkan hastig, als er sich einen kurzen Überblick über ihre Truppe verschafft hatte. "Standartgemäßes Scherenmanöver. Kevin, Victoria, Storm und Pendrian gehen nach dem Eindringen auf die linke Seite, der Rest übernimmt mit mir die rechte! Alles klar?"

Die Lancelor nickten nur.

"Dann los!"

Unter Dunkans Startsignal trat Batista die Tür auf und huschte sofort mit angelegter Waffe in das Gebäude, der Rest dicht hinter ihm. Kaum hatten sie die Empfangshalle erreicht, teilten sie sich wie beschlossen auf, so dass eine Hälfte in einem kleineren Lageraum zur Rechten verschwand und die andere eine Art Aufenthaltsraum für die Arbeiter zur Linken sicherte. Zeliarina hatte ein ungutes Gefühl dabei Kevin und Victoria gehen zu lassen, wagte es jedoch nicht etwas gegen Dunkans Befehle zu sagen, vor allem weil der Palas ihr Mentor war und deutlich mehr Erfahrung besaß als jeder andere des Ordens. Er würde wissen was zu tun war.

Leise raunte die Donnerhexe ihren Freunden noch "Viel Glück" zu, ehe sie ihrer Gruppe lautlos folgte. Dymeon blieb dabei dicht an ihrer Seite. Inmitten der hochkonzentrierten, angespannten Palas verkörperte er eine unerschütterliche Ruhe von der er wusste, dass sie gebraucht wurde.

"Sei unbesorgte, Zel... Ich schulde dir noch ein paar Leben... Ich beschütze dich...", flüsterte Dymeon ihr sanft zu, während seine Hand ihre ergriff, sie umschloss und aufmunternd drückte.

"Danke..."

"Für dich immer..."

Die beiden verstummten schlagartig, als Dunkan sie mit einem warnenden Blick zur Ruhe mahnte. Die Lagerhalle war jetzt vollkommen still. Kein Arbeiter hantierte irgendwo herum, keine Gespräche drangen an ihre Ohren, keine Maschine stand in Betrieb. Man hatte die Fabrik wegen dem Massaker in der Lagerhalle vorübergehend gesperrt, dennoch war es unheimlich ein so großes Gebäude völlig leblos vorzufinden.

Sie sicherten nach dem kleinen Lager einen weiteren Raum. Die Aura von Dämonen wurde immer stärker, je weiter sie vordrangen, bis Zeliarina von einem inzwischen fast vertrauten Gefühl von Kälte und Kopfschmerzen erfasst wurde. Sie drängte das Gefühl mit aller Kraft in ihr Unterbewusstsein zurück, drückte jedoch dabei gleichzeitig Dymeons Hand, die ihre Finger immer noch umschloss, um sich seiner Gegenwart bewusst zu machen. So durchquerten sie einen Gang, in dem eine Treppe ins obere Stockwerk führte, und eine Abzweigung zu den Technikräumen der Fabrik. Dunkan und Batista ignorierten beides. Stur folgten sie den dunklen Energien, die sie immer weiter in die komplizierten Gänge führten.

Schließlich blieben die beiden männlichen Lancelor stehen. Vor ihnen baute sich eine geschlossene Tür mit zwei metallenen Flügeln und einem großen Fensterausschnitt in der oberen Hälfte auf. Dunkan gab seiner Gruppe ein flottes Zeichen mit der Hand, so dass sich alle schnell duckten und an die Backsteinwände drückten, um aus dem Inneren des folgenden Raumes nicht zu sehen zu sein. Danach folgte eine Reihe von schnellen Anweisungen, die alle stumm abliefen. Erst deutete er auf Selen und machte ein fragendes Gesicht, während seine Hand mit Zeigefinger und Mittelfinger einen laufenden Menschen symbolisierten.

,Zivilisten?'

Selen schüttelte nur den Kopf. Dunkan schien ihrem Urteil ohne Zweifel zu vertrauen und machte sofort einige weitere, für Zeliarina unbekannte Zeichen, diesmal an Batista gerichtet. Mit einem wölfischen Grinsen kramte der Exsöldner lautlos in seinen Westentaschen herum, bis er zwei runde Gegenstände hervorzog. Zufrieden nickten sich die beiden Lancelor gegenseitig zu. Zeliarina sah, wie sich Dunkans Muskeln am Hals und den Oberarmen anspannten, als mache er sich auf einen unvermeidlichen Schlag gefasst.

Noch einmal gab der Mann mit dem Blut der Macht ein Zeichen. Diesmal war es so einfach, dass selbst Dymeon, der sich mit den stummen Lancelorbefehlen nicht auskannte, es verstand. Fünf Finger wurden ihnen entgegengestreckt, dann vier, dann drei...

,3... 2... 1...'

Als Dunkan den letzten Finger einzog, stieß Batista die Tür mit einem lauten Knall auf und warf die zwei runden Gegenstände in den Raum, ehe er sich sofort wieder zurückzog und seitlich der Tür verbarg. Zeliarina sah zwei silberne Ringe auf den Boden fallen und wusste plötzlich, noch ehe Dymeon sie schützend mit sich neben die andere Seite der Tür zog, um was es sich handelte...

Ein Knall zerriss die Luft mit bestialischem Geschrei, lauter als alles was Zeliarina je zuvor in ihrem Leben gehört hatte. Die Wände wurden von zwei aufeinander folgenden Explosionen erschüttert, Licht brandete durch das Türfenster, weißblau und so unendlich grell, dass Zeliarina geblendet die Augen schließen musste. Gleichzeitig wurde der Krach der wütenden Granaten übertönt von einem eindringlichen Fiepen in ihren Ohren.

Eine Druckwelle traf vom anderen Raum aus die Tür, drückte sie zusammen und schleuderte sie aus den Angeln wie einen Fetzen Papier. Sie flog an ihnen vorbei und knallte gegen eine Wand, Zeliarina konnte den Luftzug und die folgende Erschütterung spüren, doch sie konnte nicht hören. Blinzelt öffnete sie wieder ihr inzwischen tränenden Augen. Lichtpunkte flimmerten in ihrem Blickfeld, doch die unerträgliche Helligkeit, die aus den Granaten hervor gebrochen war, hatte sich wieder verflüchtigt. Dunkan brüllte Befehle, Zeliarina konnte seine Lippenbewegungen sehen. Doch sie hörte nichts. Sie hörte gar nichts außer dem Fiepen.

Plötzlich packte eine Hand ihren Arm. Vor Schreck riss sie sich davon los, zog in der gleichen Bewegung ihre Pistole und richtete sie auf denjenigen, dem sie gehörte. Es war Dymeon, die dunklen Augen besorgt aufgerissen. Sein Mund bewegte sich unaufhörlich, als würde er auf sie einreden, wenn auch nicht so laut wie Dunkan.

"Ze...! Kan............u gehen? W.........in............nung!" Zeliarina hörte nur ein paar Bruchstücke seiner Worte, wusste mit ihnen jedoch nichts anzufangen. Mit hektischen Gesten, die Pistole immer noch in der Hand, deutete sie auf ihre Ohren, während sie langsam aber sicher die Panik befiel. "Ich höre dich nicht! Ich verstehe kaum etwas!", brüllte sie mit aller Kraft, beängstigt davon, dass sie ihre eigenen Worte nicht verstand. Dymeon brachte sie mit einer hektischen Geste zum Schweigen, zog sie schnell an sich und strich ihr beruhigend über das Haar. Der schwache, warme Atem an ihrer Wange verriet ihr, dass er ihr leise Dinge zuflüsterte.

"Kei.........org..., ...kay?"

Auch wenn Zeliarina nur erahnen konnte was der Dämon ihr zuraunte, nickte sie eisern und schob ihren Schutzritter von sich um sich entschlossen in den Kampf zu stürzen. Batista stürmte bereits in den Raum, in den er die Granaten geworfen hatte, wurde jedoch einen Augenblick später wieder zurückgedrängt, als sich zwei schwarz gekleidete Gestalten auf ihn stürzten, die Haut an vielen Stellen zu Fetzen heruntergebrannt, die drei roten Augen gierig. Batista schoss grimmig auf sie. Jeder seiner Schüsse wurde begleitet von einem kurzen Lichtblitz, einer Rauchwolke und einer leeren Patronenhülse, die lautlos zu Boden fiel.

Die beiden Tryclonns brachen schnell in sich zusammen, schwarzes Blut verschmierte den Boden. Zusammen mit Dunkan und Selen verschwand Batista im angrenzenden Zimmer. Nur Dymeon blieb noch bei Zeliarina, in seinen Augen sah die Donnerhexe eine immer stärker werdende Unruhe, die scheinbar durch sie ausgelöst wurde. Unwirsch schlug sie die Hand beiseite, die er ihr wieder anbieten wollte, und deutete auf die drei voran gepreschten Palas. "Hinterher!" Alles lief seltsam verlangsamt ab, die ganze Situation schien surreal, ihre eigene Stimme, die sie nicht hörte, Dymeons stumme Lippenbewegungen, seine Gesten.

Einem inneren Drang folgend schloss sich die freie Hand der Donnerhexe langsam um Thundenstars Griff. Wärme floss augenblicklich durch ihre Finger in den ganzen Körper und befreite ihre Ohren von dem monotonen Piepen in ihren Ohren, so dass sie mit einem Schlag wieder all das Durcheinander um sich herum hörte, die Schüsse, die menschlichen Schreie und das unheimliche, unmenschliche Gekreische von Dämonen.

Danke Thundenstar...

Das Schwert sang zu ihr, führte sie. Erlöst von Blind- und Taubheit schritt Zeliarina von einem unerklärbaren inneren Frieden erfüllt durch die Gänge der Fabrik und folgte ihren Gefährten, die in der großen Halle vor ihr verschwunden waren. Dort kämpften sie Rücken an Rücken gegen die Feinde des Ordens. Viele Dämonen lagen bereits am Boden, erfasst von dem weißen Feuer der zwei Granaten oder durchlöchert mit Runenmunition. Die Pistolen der Lancelor ließen die Kugeln fliegen, während sich ihre harten Knalle zu einem eigenen tödlichen Lied verbanden.

"Zeliarina! Was zum Teufel tust du da?" Die Donnerhexe lief ohne Deckung auf das Dutzend Tryclonns zu, das ihnen noch Widerstand leistete. Dymeon stürzte ihr hinterher, doch sie ließ ihm erst gar keine Gelegenheit dazu diesen Kampf für sie zu übernehmen, sondern hob ihre göttliche Klinge vor sich und deutete mit der Spitze auf die Abgesandten des Däezander. Drei gelbe Blitze entfuhren dem Schwert, schnell, präzise und tödlich. Die Dämonen wirbelten durch die Luft und klatschten mit dumpfen Geräuschen auf den Hallenboden.

Ich bin stärker geworden... Thundenstar ist bei mir...

Keiner der Tryclonns oder Oggrons rührte sich noch. Zeliarina sah gebannt auf ihre Hand hinab, die Thundenstar hielt. Das Schwert glühte orange, genau wie die Runen, die sich wild um ihren Unterarm schlangen, so als gehörte es inzwischen zu ihrem Körper. Donnerschwert und Donnerhexe hatten zueinander gefunden, um zu einer Einheit zu verschmelzen. Sie spürte nicht einmal mehr den geringsten Hauch von Erschöpfung, der sie sonst immer so heftig befallen hatte, wenn sie Thundenstars Kräfte hatte nutzen müssen.

Dymeon stürzte an ihre Seite, berührte sie an der Schulter und machte sich offenbar darauf gefasst einen Schwächeanfall seiner Schutzbefohlenen zu erleben, doch Zeliarina lächelte ihm nur verständnisvoll zu. Ihre grünen Augen strahlten. "Mir geht es gut, keine Sorge. Ich höre wieder alles und fühle mich fit." Der Dämon betrachtete sie skeptisch, ohne seinen Griff von ihr zu lösen. Dunkan schaute aus einiger Entfernung stolz auf seine Schülerin und ihren Schutzritter, während sich Batista dank einer Klauenwunde am Oberschenkel von Selen stützen lassen musste. Die drei Palas humpelten langsam zu ihnen herüber.

"War's das?", grummelte der Exsöldner leiser als gewohnt. Es schien ihm peinlich zu sein als Einziger verletzt worden zu sein und sich von den beiden weiblichen Mitgliedern ihrer Truppe helfen lassen zu müssen. Mit einer unwirschen Bewegung zog er seinen Arm von Selens Schultern, um sich vorsichtig auf den Boden gleiten zu lassen. Dort kramte er lautlos in seinen Westentaschen nach Verbandszeug und trank etwas von der roten Heilflüssigkeit, die Dunkan immer in schmalen Reagenzgläsern mit sich führte.

"Dieser Dämon mit dem komischen Arm war hier nicht dabei", gab Selen zu bedenken. Sie schob ihre Pistole zurück in den Halfter an ihrer Hüfte, sah sich nachdenklich um und deutete kurz mit dem Daumen auf eine rote Backsteinwand zu ihrer Linken. "Dahinten sind noch Dämonen zu spüren, vielleicht brauchen die anderen unsere Hilfe. Wir sollten nach ihnen sehen..."

"Aber der Typ mit dem Schwertarm wird uns verborgen bleiben, wenn er das will. Wir konnten seine Aura nicht wahrnehmen, nicht einmal du, Selen..." Die Palas nickte bedrückt, ihr blaues Haar fiel in langen verschiedenfarbigen Strähnen über ihren Rücken und die Schultern, ein paar vereinzelte Haare hatten sich in ihrem Gesicht verirrt. Sie strich sie abwesend beiseite, während ihr Blick ziellos durch die Halle schweifte. Zeliarina tat es ihr gleich und sah sich zum ersten Mal richtig in dem Raum um, in dem vor einigen Minuten noch der Kampf getobt hatte. Es war eine große Halle, mindest zehn Meter hoch und etwa dreißig Meter breit. Maschinenroboter, Fließbänder und Werkzeuge lagen durch die Wucht der Granaten überall verstreut, teilweise in die Bestandteile zersprungen. Ein Gang mit metallenem Geländer war etwa in vier Metern Höhe an den Wänden angebracht, so dass man ihn betreten und auf die Arbeit unten blicken konnte.

"Wir sollten gehen..."

Die Sorge um Kevin und Victoria schob die Erleichterung einer gewonnenen und überstandenen Schlacht langsam beiseite, um wieder auf sich aufmerksam zu machen. Zeliarina spürte genau wie die anderen Lancelor die vielen dunklen Auren in einiger Entfernung, die bisher nicht an Stärke abgenommen hatten. Im Gegenteil, sie verbanden sich eher zu einer einzigen, gewaltigen Woge von Hass, die ihnen entgegenschlug wie ein eisiger todbringender Wind... Die Donnerhexe wollte sich schon in Bewegung setzen, Pistole und Schwert noch in den Händen, als sie aus den Augenwinkeln eine schattenhafte Bewegung wahrnahm.

"Bleibt stehen!"

Die Lancelor zuckten beim Klang dieser Stimme zusammen, einige von ihnen erkannten sie. Mit gehetzten, umherschweifenden Blicken durchkämmten sie die Umgebung, ohne den Besitzer der dunklen Stimme zu sehen. Erst Batista entdeckte ihn auf dem Hochgang stehen, die Arme lässig auf das Geländer gestützt. Silber blitzte auf, schwarzes Haar umwirbelte ein scharf geschnittenes Gesicht, ohne von einem Haarband gezähmt zu werden, und purpurfarbene Augen starrten mit unverschleiertem Hass auf sie hinab...

"Ereos!", stieß Dunkan hervor.

Der Hochdämon schwang sich über das Geländer, sprang furchtlos vier Meter in die Tiefe und landete unheimlich leise auf dem harten Metallnetzboden. "Weint vor Verzweiflung, ihr Narren, denn diesmal gibt es für euch kein Entrinnen... Ich bin gekommen um alle Feinde des Däezander zu töten... Besonders dich, Blutträne..." Ereos' Augen hafteten an Dymeon, lösten sich nicht eine Sekunde von ihm, fixiert wie die Augen eines Jägers auf die Beute. "Ich werde dich töten, besonders jetzt wo du sie hast sterben lassen! Ich verzeihe dir nie! ICH VERZEIHE DIR NIE!"

Ohne Umschweife zog der Dämon mit den Purpuraugen ein silbern funkelndes Schwert unter seinem zerschlissenen schwarzen Umhang hervor.

Zeliarina atmete scharf ein, denn sie kannte diese Waffe.

"Diesmal, Verräter Blutträne, wird dich dieses Schwert nicht nur schlafen legen..."
 

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Nächstes Kapitel: "Das Silbermädchen"
 

Ereos und Dymeon, zwei alte, dämonische Todfeinde...

Melissa, "die Abtrünnige des Ordens"...

Rishak, Bote der Zerstörung...

Ihre Wege werden sich kreuzen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-12-14T21:42:55+00:00 14.12.2005 22:42
tut mir wahnsinnig leid, dass ich erst jetzt schreibe und in den vorherigen kapiteln gar nicht reviewt hab. aber die zeit meint es wirklich nicht gut mit mir und ich bin froh, dass ich überhaupt dazu gekommen bin, die kapitel zu lesen..

jedenfalls: großartig! ich finde idee, einfach noch einen mächtigen dämon entstehen zu lassen höchst interessant und vorallem die tatsache, dass er keine gefühle zu haben scheint macht das ganze noch spannender. ich bin sehr neugierig, wie sich dieser neue bösewicht entwickeln wird.

bei den vorherigen kapiteln sind mir (glaub ich) ein paar unreihmheiten aufgefallen z.b. als zel aus der Traumwelt aufwachte und du beschriebst, wie schwach sie war. aber in einem anderen absatz steht, wie sie plötzlich zu dymeon rennt.. das hat nicht ganz gepasst, aber es war nicht tragisch, solche fehler passieren mir auch immer wieder.. wollt ich nur erwähnen, damit du auch mal ein bisschen negative kritik bekommt. obwohl es ja eigentlich nicht wirklich negativ ist.. ach egal, ich höre lieber auf, sonst werd' ich wieder tiefgründig ;)

übrigens: dymeons spitzname für zeliarina ist genial! es spiegelt absolut das vertrauen zwischen den beiden wieder und es gibt der ganzen handlung etwas besonders... wie soll man sagen.. freundschaftliches...? irgendwie in diese richtung...

also mach bitte schnell weiter!

lg

nil.fen
Von:  DerkhanBlue
2005-12-14T17:25:37+00:00 14.12.2005 18:25
Sooooo, nadem ich schon am Sonntag bemerkt hatte, dass ein neues Kapitel on ist, komm ich endlich mal zum Lesen... *drop*
Mal wieder ein tolles Kapitel! Hab mir richtig Sorgen um Zeliarina gemacht, als sie plötzlich nichts mehr hörte... Und dann steht auch noch Ereos da... Bin echt gespannt, wie das ausgeht... Na gut, ich kann's nicht abwarten^^
Allerdings sind mir diesmal wieder einige Sachen aufgefallen:
'Victoria lief es eiskalt den Rücken runter, denn nicht einmal sie ist früher so ungeheuer gefühllos gewesen...' - Ich persönlich würde vorschlagen, statt des 'ist' ein 'war' zu schreiben, vorzeitige Vergangenheit, oder wie das auch immer heißt... ^^'
'[...] der inzwischen den Mopp hinter sich gelassen hatte [...]' - meines Wissens nach heißt 'Mopp' Wischlappen, daher nehme ich an, dass du 'Mob' meintest.
'[...] und befreite ihre Ohren von dem monotonen Piepen in ihren Ohren [...]' - einmal zu viel 'Ohren', oder?

So, jetzt hab ich aber genug gemeckert! ^.^
Bis hoffentlich bald!

Schatten
Von: abgemeldet
2005-12-12T16:48:35+00:00 12.12.2005 17:48
Hallo ^^
Ich wollt dir nur mal kurz sagen das ich begeisteret von deiner ff bin!! Ich liebe deinen Schreibstil und die Charaktäre!!^^
Freu mich schon wenns weiter geht!!
mach bitte deshalb gaaanz schnell weiter^^^
Lg Kleines
Von: abgemeldet
2005-12-12T16:17:01+00:00 12.12.2005 17:17
Wie cool!!! *kann nicht mehr*
Mach bitte ganz schnell weiter *fleh*
Das Kapi war total gut wie immer halt *lol*
Ich mach mir Sorgen um Victoria und Kevin! *schnüff* *angst hat*
Übrigens, du bist ned bekloppt XD Ich hab mich auf Laynchen umbenannt, weil ich des eh immer unter die Kommis geschreiben hab und so hat es halt besser gepasst XDDDD
Also, ich warte gespannt aufs nächste Kappi^^
das Laynchen^^
P.S.: Irgendwie bin ich fast immer die erste, kann das sein? o.ô


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