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Trouble

von

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Ankunft

Ja, nach ewig langer Pause hab' ich es endlich mal geschafft, das hier fertig zu schreiben. Ich muss zugeben, für einige Aussagen Rens schäm' ich mich etwas, aber besser hab' ich's leider nicht hinbekommen. T.T

Und ich hatte keine Lust, dem Ort auf der Halbinsel einen Namen zu geben. Ist eben einfach eine kleine Stadt. ^^'

Hoffe trotzdem, dass es einigen gefällt!
 

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Ankunft
 

Die Luft war recht schwül, als sie am frühen Nachmittag nach gut anderthalb Stunden in ihrem Zielort aus dem Auto stiegen. Sie hatten vor einem Ryokan gehalten, was Kyoko sofort an ihre Zeit mit Sho erinnerte. Augenblicklich versteifte sich ihre ganze Körperhaltung und Ren musste erst leicht an ihrem Handgelenk ziehen, damit sie ihm folgte und das Auto verließ. Mühsam quälte sie sich aus dem Fahrzeug und streckte erst einmal ihre schmerzenden Glieder von sich. Ren tat es ihr gleich, wobei man seine Knochen deutlich knacken hören konnte. Kyoko sah ihm an, dass die Fahrt, auf den auf Dauer ziemlich unbequemen Rücksitzen, mehr als unangenehm für ihn gewesen sein musste. Zumal er seine langen Beine nicht hatte ausstrecken können, als wenn er hätte vorne sitzen können. Kyoko fühlte sich bei seinem Anblick leicht schuldig, da er scheinbar nicht mal mehr darauf achtete, dass man ihm die Kraftlosigkeit, die seine Bewegungen hatten, nicht ansah. Das änderte sich jedoch schnell, als er bemerkte, wie sie ihn anschaute. Er straffte die Schultern wieder und lächelte ihr eines seiner charmantesten Lächeln zu, wobei er so tat, als hätte er selber nicht bemerkt, wie unangenehm die Fahrt für ihn gewesen war. Verwundert und leicht ärgerlich zog Kyoko ihre feinen Augenbrauen zusammen, da es sie sehr störte, dass er sich ihr so verschloss, obwohl sie beide wussten, dass das alles nur Fassade war. Doch dann zuckte sie nur scheinbar teilnahmslos mit den Schultern und begann Yashiro und Maria hinterher zu gehen, die schon in Richtung Eingang unterwegs waren. Sollte er doch den starken Mann spielen!

Als sie durch den Eingangsbereich gingen, kam ihnen auch schon ein hübsches schwarzhaariges Mädchen im Kimono entgegen, verbeugte sich tief vor ihnen und hieß sie willkommen. Sofort schossen Kyoko wieder Bilder aus ihrer Vergangenheit durch den Kopf, die sie aber mühsam wieder abzuschütteln versuchte. Daraufhin wurde sie etwas merkwürdig von der jungen Bediensteten angesehen, was in Kyoko nur einen einzigen Gedanken auslöste: Das Mädchen hatte noch viel zu lernen! Bevor Kyoko jedoch was Unbedachtes sagen konnte, wandte sich die Schwarzhaarige auch schon Yashiro zu, den sie scheinbar als ihren Ansprechpartner gewählt hatte.

"Darf ich annehmen, dass Sie zum Drehteam gehören?", fragte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, was Angesprochenem nur ein Nicken erlaubte. Ihr Lächeln wurde noch um einiges wärmer.

"Das dachte ich mir schon. Der Herr Regisseur hat Sie bereits angekündigt. Möchten Sie, dass ich Sie gleich zu ihm bringe? Oder soll ich Ihnen lieber erst Ihre Zimmer zeigen?", fragte sie mit einem bezaubernden Augenaufschlag. Hilfesuchend sah Yashiro zu Ren, da er selber noch etwas zu verwirrt von diesem fast schon aufdringlichen Lächeln war. Dieser fackelte auch nicht lange, setzte sogar ein noch hübscheres Lächeln als ihres auf und bestimmte einfach, dass sie erst einmal zum Regisseur gingen, da dieser ja schon lange genug hatte warten müssen. Das Mädchen nickte etwas überrascht, wurde sogar ein bisschen rot um die Nasenspitze, und führte sie schließlich mit einem "Folgen sie mir, bitte." weiter ins Haus hinein und auf eine der vielen Schiebetüren zu. Vor eine setzte sie sich im Seiza hin und schob die Tür einen Spalt auf.

"Die Herrschaften, auf die Sie gewartet haben, sind da.", sagte die Schwarzhaarige zu jemandem hinter der Tür, nachdem sie kurz den Kopf etwas geneigt hatte. Kyoko seufzte innerlich auf. Man sollte schon wissen, wen man eigentlich gerade ankündigte. Spätestens jetzt würde dem Mädchen das sicher auch auffallen. Hoffte sie zumindest.

Dem Mann im Raum schien dieser Sachverhalt ebenfalls nicht sonderlich zu gefallen, da er nur ein "Schon gut. Lassen Sie sie rein." brummelte. Daraufhin schob die Bedienstete die Tür ganz auf und machte in alter Manier freundlich lächelnd eine einladende Geste. Yashiro trat als Erster an ihr vorbei in den Raum und begrüßte, sich leicht verbeugend, den Mann vor sich, den Kyoko noch immer nicht sehen konnte. Erst als Ren mit ihr im Schlepptau ihm folgte, erkannte sie einen schon etwas älteren Mann mit dem Ansatz grauer Strähnen im Haar. Neugierig musterte sie ihn. Das war also besagter Anji-san, von dem Takarada-san gesprochen hatte. Er erinnerte sie etwas an ihren Chef aus dem Daruma-ya, der auch öfters so einen mürrischen Blick drauf hatte. War nur die Frage, ob er auch so sanftmütig sein konnte, wenn er wollte? Sie schrak aus ihren Gedanken, als Ren sie leicht anstieß und ihr jetzt erst auffiel, dass der Regisseur sie mehr als unfreundlich ansah. Hastig verbeugte sie sich, tiefer als eigentlich nötig gewesen wäre, und sah wieder auf. Immer noch dieser fast schon ablehnende Blick, der sie eingehend musterte!

"So...", begann er schließlich, "...du bist also das zweite Anhängsel, das mir Takarada auch noch aufgehalst hat." Dabei schweifte sein geringschätziger Blick zu Maria rüber, die lieber nah bei der Tür stehen geblieben war und, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, trotzig zurückstarrte. Doch er beachtete sie nicht weiter, sondern wandte sich gleich wieder der Älteren zu. Dabei fiel sein Blick auf die Jacke, die immer noch über ihren und Rens Händen hing. Prompt stand er auf, ging auf die Beiden zu und riss das Jackett wuchtig herunter. Leicht erschrocken über diese plötzliche Bewegung zuckte Kyoko zusammen und auch Ren schaute etwas verwirrt zum Regisseur. Dieser griff derweil unbeirrt nach der Kette und begann kräftig daran zu ziehen, sodass das Metall sich schon schmerzhaft in ihre Handgelenke drückte. Augenblicklich schnellte Rens freie Hand vor und hinderte den älteren Mann daran weiter rücksichtslos an ihrer Fessel zu ziehen.

"So geht die bestimmt nicht ab.", meinte Ren schließlich kühl, als sich ihre Blicke trafen. Mit einem mürrischen Brummen befreite sich der Angesprochene, kehrte auf seinen Platz zurück und ließ sich wieder auf das weiche Kissen sinken. Nach einigen Schlucken von seinem Tee räusperte er sich umständlich und sah wieder zu den Anwesenden.

"Wird auch endlich Zeit, dass ihr kommt. Ich wollte schließlich nicht länger als nötig mit diesem Dreh zubringen. Dauert schließlich schon lange genug, da einige Leute den Film scheinbar nicht ernst nehmen!", meinte er nun sichtlich miesgelaunter als noch zuvor und starrte dabei böse zu der kleinen Schwarzhaarigen, die noch immer an der Tür saß und auf weitere Anweisungen wartete. Mit einem Wink, der so aussah als würde er eine lästige Fliege verscheuchen wollen, schickte er sie fort und beachtete die fragenden Blicke der Neuankömmlinge erst mal gar nicht, die sich von dem sich zurückziehenden Mädchen wieder ihm zuwandten. Als Yashiro den Mund öffnete, um eine entsprechende Frage zu stellen, hob der vor ihnen sitzende Regisseur sofort die Hand und gebot ihm somit Einhalt, während er selber mit noch immer zusammengezogenen Augenbrauen auf die geschlossene Tür starrte. Angespannt lauschten daraufhin alle den sich langsam entfernenden Schritten des Mädchens. Als nichts mehr zu hören war, wandte er sich wieder seinem Statisten samt Anhang zu. Dieser sah ihm schon erwartungsvoll entgegen, wobei er interessiert eine Augenbraue hob. Ren konnte sich das offensichtliche Missfallen des Regisseurs dem Mädchen gegenüber nicht erklären. Es konnte wohl kaum nur daran liegen, dass sie noch etwas unbeholfen mit einem umging.

Der vor ihnen sitzende Mann seufzte schwer.

"Das eben war Yumi. Sie spielt die Bedienstete des Hausherren im Film. Nur leider ist sie ziemlich unbrauchbar, wenn man es mal harmlos ausdrücken möchte. Ihr dürftet ja auch schon bemerkt haben, dass sie noch recht unausgereift ist was diesen Beruf angeht. Und das weiß sie auch.", sagte er und starrte genervt auf den Tisch vor sich.

"Warum nehmen Sie dann nicht einfach jemand anderen für diese Rolle?", wollte Yashiro wissen. Anji sah auf.

"Weil ich ein junges und attraktives Gesicht dafür brauche und sie leider nun einmal das einzige Mädchen in dieser Gegend ist, das meinen Vorstellungen entspricht und weiß, was sie zu tun hat. Ich habe nicht die Zeit, eine Schauspielerin das alles erst noch lernen zu lassen!" Fast schon verzweifelt biss er sich auf die Unterlippe. Er tat Kyoko ziemlich leid. Sie hatte ja selber gemerkt, wie unbeholfen sich Yumi anstellte. Es klang zwar gemein, aber er musste wirklich schon sehr in Not sein, um sie dennoch für die Rolle zu nehmen! Ein Entschluss setzte sich in ihrem Herzen fest. Sie wollte Yumi helfen alles richtig zu machen und den Regisseur zufrieden zu stellen. Zwar würde sie dann wieder einmal auf das Dank-Sho-Gelernte zurückgreifen müssen, aber die kleine Schwarzhaarige tat ihr einfach leid.

"Wir reden nachher weiter. Yumi wartet sicher schon darauf, euch eure Zimmer zeigen zu können.", meinte der ältere Mann plötzlich und holte Kyoko somit aus ihren Gedanken heraus. Sie nickten und wollten gerade gehen, als dem Regisseur noch etwas einfiel.

"Und sorgt dafür, dass mir dieses Kind nicht zwischen den Füßen rumrennt! Wenn die Ältere jetzt schon da ist, soll sie sich auch gefälligst nützlich machen und auf die Göre aufpassen!" Über diese Worte verstimmt zog Kyoko missbilligend die Augenbrauen zusammen und hatte keine rechte Lust zu nicken. Tat es dann aber doch, um den Regisseur nicht noch wütend auf sich zu machen, und nahm Maria vorsorglich sofort an die Hand. Kurz überlegte sie noch, ob sie ihren Plan, dem Mädchen zu helfen, verwerfen sollte, um den garstigen Mann weiter leiden zu lassen, entschied sich dann aber doch dagegen. Schließlich ging es ihr ja dabei um Yumi und nicht um den Regisseur dieses Films. Innerlich seufzend, sich aber von außen nichts anmerken lassend, verließ sie mit den anderen Dreien das Zimmer und ging mit ihnen den Weg zurück, den sie kurz zuvor gekommen waren. Wie angekündigt stand die kleine Schwarzhaarige im Vorraum und deutete lächelnd auf die Treppe neben sich.

"Ich werde Ihnen jetzt Ihre Zimmer zeigen. Hier entlang, bitte." Damit stieg sie die hölzernen Stufen als Erste hinauf und wartete am oberen Treppenabsatz auf ihre kleine "Gefolgschaft". Als diese schließlich wieder neben ihr stand, begann sie die Zimmerverteilung zu erklären.

"Von den beiden Herren bewohnt jeder ein Zimmer auf der rechten Seite des Ganges und ich dachte mir, dass die beiden Mädchen vielleicht lieber in einem Zimmer nächtigen möchten, welches sich dann auf der linken Seite befindet." Dabei wies sie immer auf die jeweils entsprechende Seite des Ganges. Die Anwesenden nickten, um ihr ihr Einverständnis mitzuteilen, wobei Kyoko und Ren sich noch fragten, wie das eigentlich gehen sollte. Immerhin waren sie ja nach wie vor aneinandergebunden und konnten demnach schlecht in getrennten Zimmern schlafen! Jedoch erhob erst mal keiner von ihnen Einspruch, da sie die arme Yumi nicht irgendwie verwirren wollten. Nur leider konnte sich Kyoko eines Rotwerdens nicht erwehren, als sie daran dachte, dass sie womöglich das Zwei-Bett-Zimmer mit Ren würde teilen müssen. Yumi hatte sie derweil zu den entsprechenden Zimmern geführt und zeigte sie ihnen. Alle waren auf die altbekannte japanische Art mit Bambusmatten auf dem Boden ausgestattet und an den Wänden hingen wunderschöne Tuschezeichnungen, die überwiegend die umliegende Landschaft zeigten. Der Raum selber war recht sparsam eingerichtet. Außer einem neben der Schiebetür stehenden Schrank, einem kleinen niedrigen Tisch mit Sitzkissen und einem schon bereitgelegten Futon, befand sich nur noch ein Paravon an die gegenüberliegende Ecke gelehnt, hinter dem man seine Kleidung auf einem kleinen Schemel ablegen konnte. Somit herrschte in den Zimmern eine entspannte Atmosphäre, die geradezu zum Wohlfühlen einlud. Das Zimmer, welches für Kyoko und Maria gedacht war, war etwas größer als die beiden Anderen und hielt demnach zwei Futons für sie bereit. Nachdem sie sich in ihren Zimmern umgesehen hatten, gingen die Vier noch einmal zum Auto zurück, um ihr Gepäck zu holen. Unterwegs hielt Kyoko Ren für einen Moment zurück.

"Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie das mit den Zimmern eigentlich werden soll? Ich bin nicht gerade erpicht darauf, mir mit Ihnen ein Zimmer teilen zu müssen!", verkündete sie und sah mit trotzigem Blick zu ihm. Doch bevor der Angesprochene auch nur den Versuch machen konnte zu antworten, kam Maria auch schon wie ein geölter Blitz auf die Beiden zugerannt und streckte ihnen siegessicher ihre kleine zur Faust geballte Hand hin.

"Ist alles gar kein Problem! Ich mach' euch gleich voneinander los.", strahlte sie sie an.

"Ach ja? Und wie?", fragten beide und erwiderten den Blick des kleinen Mädchens vor ihnen skeptisch.

"Na, mit dem Schlüssel.", grinste Maria und löste die Finger, die sich um das kleine Stück Metall geschlossen hatten. Kyoko wäre fast in Tränen ausgebrochen! Teils aus Freude, endlich von dem ihr nicht allzu sympathischen Menschen loszukommen, teils aber auch aus Zorn, dass das kleine Mädchen erst jetzt mit dem Schlüssel rausrückte. Doch als sie in das strahlende Gesicht von Maria sah, schluckte sie den Großteil ihres Ärgers hinunter, um sie nicht gleich anzuschreien, und beugte sich etwas zu ihr nach vorn.

"Hast du eigentlich eine Ahnung, was für Ängste ich ausgestanden habe?!", fragte Kyoko mit finsterem Blick, "Ich hatte mir wirklich schon Sorgen gemacht, dass ich mit ihm in einem Zimmer schlafen müsste!" Plötzlich griff sie nach ihrem Gesicht, zwickte sie in die Wangen und zog diese anschließend auseinander. Überrumpelt quietschte Maria erschrocken, stieß mit der geöffneten Hand gegen Kyoko Arm und man hörte nur noch ein leises Klirren gefolgt von einem verhaltenen Platschen. Augenblicklich entgleisten Beiden die Gesichtszüge und sie konnten im ersten Moment nichts anderes tun als sich gegenseitig entgeistert anzustarren. Doch nach dem ersten Schrecken fuhren sie wie von der Tarantel gestochen herum und starrten geschockt auf das Abflussgitter zu ihren Füßen.

"Das...ist jetzt nicht wahr..." Verzweifelt sah Kyoko durch das Gitter in die braune Brühe, die träge unter ihnen durch die Kanalisation floss.

"Ich fürchte doch." Mit einem etwas irritierten Blick spähte Ren über ihre Schulter und beobachtete scheinbar interessiert das dahintreibende Wasser. Eine leichte Bewegung neben sich ließ ihn aufsehen. Kyoko hatte zu zittern begonnen und schien sich nur noch mühsam beherrschen zu können. Dachte Ren zumindest, als Kyoko plötzlich die Hände in ihre Haare krallte, den Kopf in den Nacken schmiss und einen Verzweiflungsschrei ausstieß. Erschrocken wichen Ren und Maria einen Schritt zurück, wobei die Kleine ein sehr schuldbewusstes Gesicht zur Schau trug. Vorsichtig näherte sie sich wieder der Älteren, griff zögernd nach deren Shirt und zog leicht daran.

"...tut mir wirklich leid, O-nee-sama!", sagte Maria leise und senkte geknickt den Kopf. Mit einem tiefen Seufzen nahm Kyoko ihre Hände herunter und wandte sich langsam zu der Jüngeren um. Sie sah sie eine Weile einfach nur an und legte schließlich eine Hand auf ihren blonden Schopf. Vorsichtig lugte Maria bei dieser vertrauten Berührung unter ihrem dichten Pony hervor und war überrascht. Kyoko sah sie mit sanften Augen und lächelnd an.

"Mach' dir nichts draus, Maria. Ich werd' schon nicht umkommen, bloß weil ich mir jetzt mit ihm ein Zimmer werde teilen müssen.", lächelte sie etwas gequält und man merkte sofort, dass sie nicht wirklich von dem überzeugt war, was sie sagte.

Mittlerweile hatte sich Ren in ihr Blickfeld geschoben und lächelte Kyoko nun ziemlich unverschämt an. Sofort wurde ihr noch etwas unwohler und misstrauisch fragte sie:

"Was ist?!"

Rens Mundwinkel zogen sich noch eine ganze Spur weiter nach oben und verharrten dort.

"Hast du denn keine Angst, dass ich nachts über dich herfallen könnte? Immerhin ist es schon einige Zeit her, dass ich eine Frau die Nacht über bei mir hatte..." '...und mir fast schon hilflos ausgeliefert war!', fügte er in Gedanken noch hinzu.

Yashiro, der gerade erst bemerkt hatte, dass die anderen Drei stehen geblieben waren und eben zurückgekommen war, um zu fragen, was denn los sei, bekam einen halben Herzinfarkt. Mit entsetztem Gesicht und einem stummen Schrei kippte er einfach hintenüber auf den Asphalt, noch bevor ihn die Anderen überhaupt bemerkt hatten. So etwas Ungeniertes hatte er noch nie aus Rens Mund gehört und war demnach entsprechend geschockt.

Etwas verdutzt über sein plötzliches Auftauchen, starrten sie erst einmal nur auf den vor ihnen liegenden Körper, bis Ren erschrocken auffuhr und sich hastig zu ihm hinunter beugte.

"Yashiro!" Er kniete sich vor diesen, wobei er Kyoko unweigerlich mit sich zog, und fasste ihn vorsichtig an den Schultern. Auch Kyoko und Maria sahen besorgt zu ihm hinunter. Die Sache mit dem verlorengegangenen Schlüssel war erst einmal vergessen. Etwas umständlich, da Kyoko ja immer noch an ihn gebunden war, hob Ren seinen bewusstlosen Manager schließlich auf seine Arme, da dieser nicht so aussah, als würde er in näherer Zeit wieder zu sich kommen.

Als sie die Pension wieder betraten, kam ihnen gerade Yumi entgegen, blieb dann aber ziemlich erschrocken stehen.

"Was ist denn passiert?", fragte sie etwas verwirrt. Und damit meinte sie nicht nur Yashiros momentanen Zustand, wie ihr stetiger Blick auf die Handschellen zeigte.

"Für großartige Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit! Wir bringen ihn erst mal in sein Zimmer.", meinte Ren ziemlich kühl, da ihm sein Manager jetzt wichtiger war als irgendwelche höflichen Erläuterungen.

Nachdem er ihn auf seinen Futon gebettet und eine leichte Überdecke über ihn gelegt hatte, verließen sie sein Zimmer wieder, um ihn nicht zu stören. Erst dann wandte er sich an Yumi. Aber nicht etwa um sie aufzuklären, wie sie zuerst angenommen hatte.

"Sag' mal, hier gibt es doch sicher irgendwo einen Schlosser?", fragte er, jetzt wieder in seiner gewohnt ruhigen Art.

Überrascht hob Kyoko die Augenbrauen. An diese Möglichkeit hatte sie bisher noch gar nicht gedacht, was sie auch insgeheim ziemlich ärgerte. Dieser Ren war ja scheinbar reichlich unfehlbar, wenn man mal von seiner Distanziertheit absah.

"Sicher.", nickte Yumi bestätigend, "Weiter in der Stadt gibt es einen. Wenn Sie es wünschen, kann ich Sie gerne hinbringen." Mit einem dankbaren Nicken nahm Ren dieses Angebot an und wandte sich dann an Maria.

"Maria, bleibst du bitte bei Yashiro und passt auf ihn auf?" Er lächelte die Kleine lieb an, die daraufhin ihren zuerst aufkommenden Protest völlig vergaß und nur noch eifrig nickte. Eigentlich hatte sie ja mitkommen wollen, um sicher zu gehen, dass das Kostümzubehör ihres Großvaters wieder heil in ihre Tasche kam, konnte dem atemberaubenden Lächeln des vor ihr knienden Schauspielers jedoch nicht widerstehen und ließ sich dadurch automatisch zum Nicken verleiten.

Liebevoll strich Ren ihr noch einmal dankbar über den blonden Schopf und erhob sich anschließend wieder. Während Maria in Yashiros Zimmer schlüpfte, um ihre von Ren gestellte Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen, ging Yumi schon mal nach unten, um sich bei ihrer Chefin abzumelden.

Ein etwas seltsames Schweigen trat ein, bis Ren schließlich das Wort an sie richtete:

"So wie du vorhin geguckt hast, nehme ich mal an, dass dir bisher noch nicht die Idee mit einem Schlosser gekommen ist." Kurz zuckte Kyoko zusammen. War ja eigentlich klar gewesen, dass er wieder sticheln musste. Aber dass er in ihr so leicht lesen konnte, wie in einem Buch, erschreckte sie doch ziemlich.

Sauer sah sie zu ihm auf und musste sich sogleich eines seiner großzügigen Lächeln antun, was sie leider auch noch zögern ließ, ihm etwas Bissiges zu entgegnen. Letztendlich beschloss sie ihn mit Nichtachtung zu strafen, setzte sich in Bewegung und ging wieder hinunter. Leider brachte das nicht sonderlich viel, da er ihr auf Schritt und Tritt folgen musste. Kyoko hoffte inständig, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie endlich wieder getrennt sein würden. Allmählich machte sich nämlich ihre Blase bemerkbar und schon allein bei dem Gedanken, ihn womöglich bitten zu müssen, mit ihr auf die Toilette zu gehen, stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Zudem verkrampfte sich jetzt schon ihre gesamte Haltung, sodass ihre Bewegungen furchtbar ungelenk und abgehackt wirkten. Kyoko spürte regelrecht Rens starrenden Blick in ihrem Rücken und drehte sich abrupt zu ihm um.

"Müssen Sie mich so anstarren?! Das ist furchtbar unangenehm und zudem auch noch unhöflich!", regte sie sich sofort auf und schaute ihn so finster an, wie sie gerade konnte. Ihr Gegenüber lächelte nur eines seiner üblichen Lächeln.

"Was soll unhöflich daran sein einem hübschen Mädchen hinterher zu sehen?"

Geschockt und verwirrt zugleich konnte Kyoko Ren für einen Moment nur mit offenem Mund anstarren. Um Fassung ringend war sie bemüht nicht ein/zwei Schritte aus Reflex zurück zu weichen, da das eh nicht viel gebracht hätte. Schlagartig wurde sie rot.

"Warum sagen Sie so etwas?", brachte sie schließlich mühsam hervor.

"Weil es stimmt.", war Rens schlichte aber wahre Antwort. Er sah ihr an, dass sie trotzdem noch zweifelte, was ihm ihre nächsten Worte auch gleich bestätigten.

"Aber warum? Diesen schreiendpinken Overall kann man ja nun wirklich nicht als sonderlich schön bezeichnen. Außerdem trage ich kein bisschen Make-up, was mich in irgendeiner Weise hervorheben könnte." Kyoko hatte die Stirn leicht gekraust und die Augenbrauen zusammengezogen. Nach allem, was sie bisher erlebt hatte, konnte man ihr nun wirklich nicht einreden, dass sie mit anderen Mädchen vergleichbar wäre. Aber das versuchte Ren ja auch in keinster Weise. Fast schon liebevoll schnippte er ihr gegen die Stirn.

"Glaubst du wirklich, dass Make-up und schöne Kleider alles sind? Sicher, sie sind hübsch anzusehen, aber viele der großen Filmstars würde ich nicht unbedingt ungeschminkt sehen wollen." Er grinste leicht. "Außerdem stichst du doch gerade deshalb hervor, dass du diesen Overall trägst und ungeschminkt durch die Gegend läufst. Dadurch sieht man gleich, was du wirklich an Aussehen zu bieten hast. Zudem ist dann auch die Überraschung größer, wenn du hergerichtet wirst. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Mal auch ziemlich überrascht war." Er hob die Hand und strich ihr damit sacht über die Wange. "Du solltest also nicht zu viel auf dieses ganze Gerede geben." Fast bedächtig strich er ihr noch eine störende Strähne hinter das Ohr, bevor er seine Hand wieder runter nahm.

Bei seiner sanften Berührung und seinen aufmunternden Worten hatte Kyokos Herz wie wild angefangen zu schlagen, sodass sie glaubte, dass es bald aus ihrer Brust springen müsste. Fast schon bedauerte sie, dass er seine Hand wieder von ihrer Wange genommen hatte, war aber gleichzeitig froh, dass sie sich nun auf eine Antwort konzentrieren konnte. Gerade als sie zu dieser ansetzen wollte, hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich.

"Ach, hier sind Sie! Ich hatte angenommen, Sie wären schon längst draußen."

Als Kyoko sich umdrehte, erkannte sie Yumi, die wohl gerade aus einem der Gänge gekommen war und sie wie immer freundlich anlächelte. Sofort erwiderte sie automatisch das Lächeln.

"Wir sind soweit.", nickte sie ihr zur Bestätigung, dass sie losgehen konnten.
 

In der Stadt herrschte reges Treiben, da die Izu-Halbinsel allgemein ein sehr beliebter Urlaubsort war, was er überwiegend den sich dort befindlichen heißen Quellen zu verdanken hatte. Von Yumi hatten sie erfahren, dass sich auch in ihrer Pension eine solche befand, die sie gerne nutzen konnten. Unter anderen Umständen hätte Kyoko sofort zugesagt, aber da sie sich ja mehr oder weniger aufdrängeln lassen hatte, meinte sie, sie würde es sich überlegen. Obwohl die Aussicht auf ein schönes heißes Bad eigentlich schon ziemlich verlockend war. Trotzdem legte sie diesen Gedanken erst einmal beiseite und betrachtete sich das Städtchen etwas genauer.

Sie waren von der Pension aus direkt zur Hauptstraße gelaufen, an der sich unzählige Geschäfte verschiedener Handwerkszweige niedergelassen hatten. Der Gehweg war angenehm breit und am Straßenrand standen so viele Bäume, dass alles schon einer Allee glich.

Kyoko fiel auf, dass selbst hier sich viele Frauen nach Ren umdrehten. Wie hatte sie auch erwarten können, dass ein so berühmter und gut aussehender Schauspieler wie er nicht bemerkt werden würde. Wo er doch schon allein durch seine Größe und atemberaubend langen Beine ins Auge stach! Irgendwie war sie schon ein bisschen stolz darauf, dass sie so einfach neben ihm hergehen durfte. Da nun wieder die Jacke über ihren Händen lag, konnten die anderen ja nicht sehen, dass sie mehr oder weniger freiwillig mit ihm durch die Stadt spazierte. Auch wenn es ihr momentan nicht sonderlich viel ausmachte, dass die werten Damen denken konnten, dass sie miteinander Händchen hielten. Gedanken waren ja schließlich frei.

Plötzlich hielt Yumi vor einem Geschäft an, über dem ein großer, goldener Schlüssel symbolisierte, dass sie da waren. Ren betrachtete sich schon interessiert die Auslagen im Schaufenster, die überwiegend aus Schlössern und Schlüsseln verschiedener Art bestand. Kyoko selbst hatte jetzt keinen sonderlichen Nerv für Schlösser, da sie das um ihr Handgelenk liebend gern schnell loswerden wollte. Leicht zog sie an Rens Arm, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie endlich rein wollte, um dieses scheußliche Metall abzubekommen. Der junge Schauspieler ließ sich zu ihrem Glück auch nicht lange bitten und folgte ihr die wenigen Stufen hoch in den Laden.

Drinnen war es etwas dunkler, da das Tageslicht nicht besonders gut an der Auslage vorbei ins Zimmer scheinen konnte. Der Inhaber der Einrichtung schien es aber auch nicht für nötig zu halten die Lampe einzuschalten, weshalb alles etwas düster wirkte. Zu erkennen waren eigentlich bloß ein großer Tresen an der hinteren Wand, in der eine weitere Tür eingelassen war und ein paar Stühle, die an der Seite standen. Außer der Auslage befanden sich noch etliche Utensilien zum Wegsperren von Gegenständen hinter dem Tresen an der dahinterliegenden Wand neben der Tür. Kyoko war schon fast enttäuscht, aber was sie sich eigentlich erhofft hatte, konnte sie selbst nicht sagen.

Unmittelbar nach ihrem Eintreten wurde die hintere Tür geöffnet und ein kleiner Mann mit beginnender Glatze näherte sich ihnen mit einem äußerst freundlichen Lächeln. Sie nickten ihm grüßend zu und Ren wandte sich sofort an ihn, bevor er überhaupt nach ihren Wünschen fragen konnte.

"Wir hätten ein kleines Problem, bei dem wir hoffen, dass Sie uns helfen können."

"Worum geht es denn?", erkundigte sich sofort der kleine Mann, mit ruhiger Stimme. Beinahe gleichgültig zog Ren die Jacke von ihren Händen und offenbarte dem ältern Herrn vor sich sein offensichtliches Problem.

"Und der Schlüssel ist in einen Gully gefallen und ruht jetzt friedlich in der Kanalisation.", fügte er noch dem Anschauungsbild hinzu.

Der Ladeninhaber schien für einen Moment ziemlich verdutzt, bis er sich scheinbar einen Reim darauf machen konnte.

"Aha, Sie bevorzugen also Fesselspielchen, junger Mann!", stellte er schließlich zufrieden mit sich fest. Jetzt war Ren derjenige, der nicht schlecht guckte, während Yumi heftig errötete und sich abwandte und Kyoko Mühe hatte, die Bilder zu vertreiben, die mit diesem Satz in ihrem Kopf aufgetaucht waren. Der Schwarzhaarige hatte sich jedoch schnell wieder gefangen und lächelte den Älteren nur milde an.

"Nein, das ist nicht der Grund. Eine Freundin war der Meinung, uns auf diese Weise zeigen zu müssen, wie gern sie uns beide bei sich hat." Überrascht hob der Mann eine Augenbraue.

"Ach so. Soll's ja auch geben.", meinte er etwas brummig, da er wohl nicht so ganz damit zufrieden war, dass seiner festen Überzeugung widersprochen worden war. Trotzdem holte er sich die Handschellen mit einer Handbewegung heran und betrachtete sie.

"Und Sie möchten jetzt, dass ich sie für Sie öffne." Ein Nicken der beiden betreffenden Personen beantwortete seine Frage.

"Legen Sie besonderen Wert darauf, dass sie unbeschadet bleiben?", erkundigte er sich weiter.

"Nein, ich denke, dass hat keinen Sinn, da die Schlüssel eh weg sind.", meinte Ren nach ein paar Sekunden Bedenkzeit. Der Inhaber nickte nur verstehend und ging hinter seinen Tresen, um etwas hervorzuholen. Dann winkte er Ren und Kyoko zu sich und hielt ihnen triumphierend eine Sicherheitsklammer vor die Nase.

"Ich werde es trotzdem erst einmal wie die Einbrecher versuchen.", sagte er gut gelaunt und begann, mit dem aufgebogenen Stück Draht, in dem ersten Schloss herumzupulen.

Ziemlich skeptisch hob Kyoko daraufhin eine Augenbraue. Sie hatte erwartet, dass der Mann irgendwie professioneller vorgehen würde. Momentan war sie sich aber nicht mal sicher, dass der überhaupt wusste, was er da tat.

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie ein leises Klicken vernahm.

"Ha!", meinte der Schlosser noch siegessicher. Verdutzt sah sie wieder auf ihr Handgelenk und musste erstaunt feststellen, dass es doch tatsächlich funktioniert hatte! Konnte aber auch nur Glück gewesen sein. Würde sich ja gleich zeigen, wenn er es bei Ren versuchte.

Glücklich das lästige Metall endlich losgeworden zu sein, rieb Kyoko sich das Handgelenk, von dem sie schon der Meinung gewesen war, es für immer an Ren verloren zu haben.

Es dauerte nicht lange und auch bei diesem sprangen die Handschellen auf. Scheinbar war dieser Mann doch kompetenter, als er zuerst den Eindruck gemacht hatte. Womöglich war das sogar gewollt, damit man am Ende wirklich begeistert von ihm war.

"Vielen Dank! Sie haben uns wirklich sehr geholfen!", versicherte Ren dem scheinbaren Hobby-Schlösserknacker und Kyoko verbeugte sich artig vor ihm.

"Was macht das?", erkundigte er sich weiter.

"Nichts. Ich habe ja nicht mal mein richtiges Werkzeug benutzen müssen. Sehen Sie es einfach als kleine Gefälligkeit an, die ich einem so großartigen Schauspieler wie Ihnen gerne erwiesen habe.", hob der Angesprochene abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf.

"Allerdings...würden Sie mir vielleicht ein Autogramm für meine Tochter geben, wenn es keine allzu großen Umstände macht? Sie ist ein großer Fan von Ihnen und würde mir den Hals umdrehen, wenn ich Sie nicht wenigstens darum gebeten hätte.", fügte er noch hinzu, wobei er sich leicht verlegen am Kopf kratzte.

'War ja klar!', dachte sich Kyoko, während Ren nur lächelnd nickte und schon einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt bekam, mit dem er auch sogleich auf ein großes Poster von sich, das der Mann schnell von hinten geholt hatte, seinen Namen in einer schönen Schnörkelschrift schrieb. Wobei Kyoko nicht entging, dass auch er sich scheinbar fragte, wo das Poster von ihm denn jetzt so plötzlich hergekommen war. Von wegen Autogramm für seine Tochter! Das konnte er seiner Großmutter erzählen! Womöglich hatte er nicht mal eine Tochter! Aber es war ja "Gott sei Dank!" kein Verbrechen ein Fan zu sein.

Kyoko war schon auf dem Weg zum Ausgang, als sie Ren noch etwas fragen hörte:

"Wissen Sie vielleicht, wo wir neue Handschellen herbekommen können?" Einen Moment überlegte der Mann, der immer noch hinter dem Tresen stand und sein Poster glücklich wieder einrollte.

"Gehen Sie einfach ein Stück die Straße weiter hinunter. Nach etwa 50 Metern kommen Sie dann zu einem Spielzeugladen, der so etwas auch führen müsste. Sie möchten wohl da weiter machen, wo Sie aufhören mussten, was? Ja ja, so ein verlorengegangener Schlüssel kann einem schon alles vermiesen.", meinte er noch grinsend. Anscheinend hatte er ihnen das Gesagte von vorhin nicht geglaubt. Kyoko glaubte ja viel eher, dass er nichts anderes denken wollte. Selbst Ren machte sich nicht noch einmal die Mühe ihn darauf hinzuweisen, dass es nicht so war, wie er dachte. Mit einer letzten grüßenden Geste verließen sie den Laden und machten sich nun auf den Weg zu dem Spielzeugladen, um Maria die Handschellen samt Schlüssel zu ersetzen. Die waren auch schnell gefunden, ohne dass sie sich dieses Mal einen blöden Kommentar hätten anhören müssen, warum gerade drei Erwachsene zusammen ein Paar Handschellen kaufen gingen. Trotzdem waren sie froh, als die das Geschäft endlich wieder hatten verlassen können.

Es war schon irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, den Arm nicht mehr in Richtung des Schauspielers halten zu müssen. Dieser hatte sich das Jackett locker über den einen Arm gehängt und schien nichts zu vermissen. Irgendwie fühlte sich Kyoko gerade ein bisschen nutzlos, wie sie da so schweigend neben dem Zwanzigjährigen herging.

Als sie endlich wieder im Ryokan angekommen waren, begaben sich die Beiden sofort zu Yashiros Zimmer, um zu sehen, wie es ihm inzwischen ging. Schon auf dem Gang konnten sie das fröhliche Geplapper von Maria hören, die Yashiro wohl gerade davon zu überzeugen versuchte, sie doch später auch zu managen, wenn sie erst mal so berühmt wie Ren sein würde. Kyoko sah zu dem Älteren auf und konnte ein belustigtes Schmunzeln auf seinem Gesicht ausmachen, das sie augenblicklich ansteckte. Als er die Tür schließlich aufschob, verstummte das Mädchen abrupt und sprang ihm freudestrahlend in die Arme.

"Da seid ihr ja wieder! Wie ich sehe, sind die Handschellen weg. Was habt ihr damit gemacht?", fragte sie augenblicklich und wirkte schon leicht verzweifelt, da sie sicher Ärger von ihrem Großvater bekommen würde, wenn der sein Kostüm nicht komplett wüsste.

"Wir haben neue gekauft, da zu den alten ja der Schlüssel fehlt.", erklärte Ren ihr und händigte dem Mädchen besagten Neukauf auch gleich aus. Erleichtert nahm sie sie entgegen und trug sie in ihr Zimmer. Derweil erkundigte sich Ren nach dem Befinden seines Managers, dem es aber anscheinend schon wieder blendend ging, denn sofort machte er sie darauf aufmerksam, dass sie ja noch gar nicht ihr Gepäck aus dem Auto geholt hatten. Und noch bevor ihn jemand hätte aufhalten können, hatte er sich aus der Decke geschält, war vom Futon aufgestanden und auf den Gang gelaufen. Also blieb den restlichen Anwesenden gar nichts anderes übrig als ihm zu folgen, wenn man verhindern wollte, dass der übereifrige Mann sich auch noch Rens Gepäck aufhalsen wollte. Ging ihm anscheinend wirklich wieder gut.

Auf dem Gang gabelte Kyoko noch Maria auf, die gerade aus ihrem gemeinsamen Zimmer kam und ging mit ihr ebenfalls hinunter zum Auto, wo Ren schon darum bemüht war, Yashiro seine Tasche zu entreißen, was ihm letztendlich auch gelang. Etwas schmollend und traurig darüber, dass Ren ihm wohl nicht wirklich was zutraute, wenn es um Kraft ging, schnappte sich Yashiro eben nur seine eigene Tasche und machte sich wieder auf den Weg zu ihren Zimmern. Kopfschüttelnd sah sein Schützling ihm hinterher und wartete darauf, dass auch die beiden Mädchen ihre Sachen an sich genommen hatten und verschloss dann wieder den Wagen. Gemeinsam machten sie sich auf, die doch recht steile Treppe hochzukommen. Am meisten Mühe hatte wohl Maria, da sie ein Gesicht zog, als müsse sie einen Zehn Kilo schweren Mehlsack die Stufen hochziehen. Aber wer wusste auch schon, wie schwer ihre Tasche war. Und da sie kein Wort der Klage verlauten ließ, wollten die beiden Älteren ihr auch nicht dazwischenreden. Oben angekommen zog Maria Kyoko eiligst in ihr gemeinsames Zimmer, um ihre Schulter endlich von dieser furchtbar schweren Last befreien zu können. Seufzend ließ sich die Kleine samt Tasche einfach auf ihren Futon fallen und blieb erst einmal erschöpft, alle Viere von sich gestreckt, liegen.

"Ich hätte dir die Tasche auch abgenommen, wenn du was gesagt hättest.", lächelte Kyoko ihre Zimmergenossin mitfühlend an. Doch diese winkte schnell ab.

"Nein, nein. Ich kann meine Sachen auch selber tragen. Ich brauche schließlich keinen Babysitter mehr!", gab sie schmollend und leicht verstimmt zurück, da ihr noch genau die Worte des Regisseurs im Ohr klangen. Auch Kyoko erinnerte sich nur allzu gut an dessen barschen Ton. Ebenfalls seufzend ließ sie sich neben Maria auf dem Futon nieder, streckte die Beine aus und stützte sich mit den Händen leicht nach hinten geneigt ab.

"Dieser Regisseur ist wirklich nicht gerade ein Sympathieträger, aber wer weiß schon, warum er so ist, wie er ist. Lass uns einfach versuchen mit ihm klar zu kommen, solange wir hier sind. Wir werden ihn ja zum Glück eh kaum zu Gesicht bekommen." Aufmunternd lächelte Kyoko ihr zu und machte sich dann daran ihre Sachen in eine Hälfte des Schrankes zu räumen.

"Hast Recht.", nickte Maria und nach ein paar Sekunden erwiderte sie das Lächeln der Älteren. Diese drehte sich nach deren Worten wieder zu dem siebenjährigen Mädchen um und grinste sie verschmitzt an.

"Ich wette mit dir, von Tsuruga-san hättest du dir die Tasche tragen lassen."

Maria wurde augenblicklich etwas rot um die Nase und verfiel fast sofort in ihre Schwärmereien für Ren.

"Ja, ganz sicher! Einem so gut aussehenden und starken Mann wie ihm könnte ich eine solche Bitte gar nicht abschlagen, ohne mich hinterher selbst zu verfluchen." Dabei starrte sie verträumt auf einen imaginären Punkt an der Wand, während sie die Hände vor der Brust gefaltet von Rens umwerfendem Lächeln träumte.

Kyoko fand das ganze Schauspiel schon irgendwie niedlich, fragte sich jedoch immer noch, was sie eigentlich wirklich von ihm halten sollte. Heute hatte er ihr ja regelrecht Mut gemacht, dass es nicht immer auf das künstlich erzeugte Aussehen ankam. Aber sie hatte auch nicht wirklich das Gefühl, dass es irgendjemandem um die inneren Werte ging, schließlich war das Show-Bizz doch die reinste Scheinwelt. Es gab sicher kaum einen berühmten Menschen, der sich so gab, wie er wirklich war. Das beste Beispiel war ja Ren selbst. Öfters erwischte Kyoko sich mittlerweile bei dem Gedanken, wie er wohl wirklich sein mochte.

"Hast du was, O-nee-sama?" Marias besorgte Kinderstimme riss sie wieder aus ihren Gedanken, wofür sie ihr fast schon dankbar war. In letzter Zeit machte sie sich eindeutig zu viele Gedanken über den jungen Schauspieler.

"Nein, es ist alles in Ordnung.", versicherte Kyoko ihr lächelnd und fuhr ihr über das blonde Haar. "Ich habe nur an etwas gedacht."

Eine Weile sah Maria sie noch fragend an, doch als klar wurde, dass das ältere Mädchen ihr nicht mehr sagen würde, zog sie ihre Tasche neben den Schrank und begann nun ebenfalls ihre Sachen ordentlich einzuräumen. Nach ein paar Minuten des Schweigens war Maria wieder etwas eingefallen, was sie noch unbedingt wissen wollte.

"Du, O-nee-sama? Was hat Ren-sama eigentlich vorhin damit gemeint, dass er nachts über dich herfallen könnte?", fragte das völlig unbedarfte Kind in seiner ganzen Unschuld und mit großen, nach Wissen dürstenden Augen. Kyoko hingehen bekam einen solchen Schreck, dass sie sich den Kopf an einem Brett im Schrank stieß, als sie gerade daraus hervorkommen wollte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich die lädierte Stelle am Hinterkopf und hoffte, dass sie damit zumindest vom Thema hatte ablenken können. Wie es aussah, war ihr das auch geglückt, denn Maria bemühte sich gerade einen Lappen nass machen zu gehen, um der wild pochenden Stelle Kühlung zu verschaffen. Hoffentlich fiel der Kleinen das auch nicht allzu schnell wieder ein, denn das war nun wirklich nichts für sie. Zumindest nicht in dem Alter!

Seufzend sank Kyoko auf ihren Futon zurück und wartete darauf, dass Maria mit dem feuchten Lappen wieder kam. Ob die Kälte auch gegen ihre aufkommenden Kopfschmerzen helfen würde?



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Kommentare zu diesem Kapitel (23)
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Von:  Yoshy03
2009-11-24T07:05:18+00:00 24.11.2009 08:05
schade das du nicht weiterschreibst denn ch find die FF toll.^^
würde gerne mehr lesen^^
Von:  Kyoko_16
2007-10-27T09:57:50+00:00 27.10.2007 11:57
TT_TT *total verzweifelt bin*
du hast jetz schon seit über 2 jahren nich mehr weitergeschrieben, ich kann nich mehr... deine story is sooo genial, humor und romantik verstrickt, in einer realen umgebung der charas.
ich bin sicher nicht die einzigste, die so denkt, schreib doch büdde, büdde weiter
Von:  Kyoko-Hizuri
2007-08-12T20:49:49+00:00 12.08.2007 22:49
wann schreibst du denn endlich mal weiter...*teufel blick*
du hast seit über zwei jahren nicht mehr geschrieben...*schmoll*
dabei kann ich echt nicht mehr warten,
WEITER,...*wäßrige augen krieg*
ich lese diese ff so gerne...T__T
Von:  Kyoko-Hizuri
2007-04-04T20:34:26+00:00 04.04.2007 22:34
super Kap
mach bitte schnell weiter ich warte schon seit über ein Jahr
BIIIIIIIIITTTTTTTTTTTEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!
Von: abgemeldet
2007-02-16T20:31:47+00:00 16.02.2007 21:31
Ich mag deinen Humor ^^
Hab das kappi wirklich toll gefunden, hoffe du schreibst weiter!
Von: abgemeldet
2006-09-09T14:10:55+00:00 09.09.2006 16:10
Ich find dein kap total gut voralem was Maria Kyoko gefragt hat war total witzig =) bitte schreib balt weiter

Freu mich schon auf das nexte kap
Von: abgemeldet
2006-07-20T09:13:45+00:00 20.07.2006 11:13
Ich find die ff einfach stark. und das kapi war echt der hammer vor allem als Maria so unschuldig gefragt hat. Zum piepen! Also schreib schnell weiter...
cya Kama
Von: abgemeldet
2006-06-03T11:01:16+00:00 03.06.2006 13:01
Jetzt sind sie also von den Handschellen befreit
Schade!!!!! *hehe*
Nur weiter so!!^^

Liebe Grüße^.^
Von:  _Kyosuke
2006-05-12T17:42:04+00:00 12.05.2006 19:42
die ff ist echt klasse *g* fesselspielchen, sowas hätte man ren garnicht zugetraut *fg*
bitte bitte beeil dich mit dem weiterschreiben... *total gespannt wies weitergeht*
wenn du weiter schreibst,
könntest du mir vieleicht ne ens schicken wenn das nächste chap draußen ist?
Von: abgemeldet
2006-01-27T21:44:59+00:00 27.01.2006 22:44
die ff is wirklich total klasse...
bitte schreib schnell weiter ^__^

muffin


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