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Zwei Männer, ein Zimmer & ein Bett

von

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Kranke unter sich

Mike steckte ihm die Gabel in den Mund. "Ich würde das aber zu gerne essen, denn es schmeckt nämlich herrlich. Ich hab nur einmal Schwarzwälder gegessen, danach war ich aber drei Tage im Krankenhaus. Meine Eltern sind voll ausgeflippt. Die dachten, dass ich gleich sterbe oder so. Hab es aber ganz gut überstanden, wie man sieht, vielleicht ein bisschen zu kurz geraten, aber gut." Danach schnappte er sich die Topfentorte und aß mit der Gabel, welche er in der Hand hatte, weiter.
 

Spike grinste leicht. "Mmh...da gäbe es vielleicht einen Weg, dass du doch noch zu einem Stückchen Schwarzwälderkirschtorte kommst ohne dass du mir unter der Hand wegstirbst..."
 

Mike starrte Spike an. Zuerst verstand er nicht, was Spike meinte. Dann kam es ihm aber: "Warum, was hast du denn vor? Etwa das, was ich denke? Aber lehnst du dich da dann nicht zu weit aus dem Fenster? Solche Sachen sollten wohl überlegt sein."
 

Spike seufzte leicht genervt. "Wohl überlegt sein? Das ist das, was ich an euch Strebern nicht ausstehen kann. Alles müsst ihr zig mal überlegen und analysieren." Er schnaubte leicht. Der Kerl hatte die ganze Stimmung verdorben. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst...
 

Mike legte seine Gabel auf den Teller. "Dafür geben wir aber nicht sofort auf, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert. Immer schiebst du alles nur auf die Streber." Er lehnte sich zurück und sah auf den Tisch. Spike war immer sofort, wenn ihm was nicht passte, aggressiv. Das verwirrte Mike ordentlich und machte ihm sogar Angst.
 

Spike schwieg. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein sich mit ihm anzulegen? Wenn er in der Lage gewesen wäre, aufrecht zu stehen, hätte er die Kleinen windelweich geprügelt. Stattdessen aß er missmutig seinen Kuchen weiter und ignorierte Mike gekonnt.
 

Mike schwenkte seinen traurigen Blick auf Spike und sah ihm beim Essen zu. Er wartete, bis Spike fertig war und räumte dann die schmutzigen Sachen zusammen und warf sie weg. Er schob den Tisch wieder an seine alte Stelle zurück und legte sich dann zurück ins Bett, ganz auf die Kante, mit dem Gesicht von Spike weggekehrt.
 

Spike schnappte sich seine Krücken und stütze sich mühsam darauf. Sein Bein schmerzte noch, aber er würde es schon ertragen. Niemand wies ihn ab, niemand! Er lief so gut er konnte zu seinem Schrank und zog sich seinen Anorak heraus.
 

Mike drehte sich um, sodass er Spike sah. "Wo gehst du denn hin?", fragte er vorsichtig, denn er wusste, dass er Spike bis aufs Blut beleidigt hatte. Aber auch er hatte jeden Grund, sauer zu sein.
 

"Was geht's dich an, Kleiner", grummelte Spike, "Ich versteh auch gar nicht, warum du vor den Lehrern so ein Theater gemacht hast von wegen du wolltest mich suchen und so. Du könntest schon längst gesund sein und mit den anderen Skifahren anstatt mir hier auf die Nerven zu fallen."
 

"Erstens hasse ich Schi Fahren und das Fieber kommt mir nur gerade Recht und zweitens helfe ich demjenigen, den ich mag... Ach mach doch, was du willst...", sagte Mike beleidigt und drehte sich wieder um.
 

"Tss, wie kannst du mich mögen? Du kennst mich doch nicht mal. Im Gegenteil. Ich hab dich einmal verprügelt und du hast dir vor Angst fast in die Hose gemacht. Du leidest wohl am "Stockholm-Syndrom"...", spöttelte Spike. Er humpelte zu seiner Reisetasche und zog die Flasche hervor, die er am ersten Tag aus dem Dorfmitgebracht hatte. Er schraubte sie auf und nahm einen kräftigen Schluck daraus, bevor er sie wieder sicher verstaute.
 

Mike rührte sich nicht mehr, bist Spike das Zimmer verlassen hatte. Er wartete so lange, bis von Spike nichts mehr zu hören war. Dann robbte er in Spikes Hälfte des Bettes und beugte sich hinunter, sodass er unter das Bett schauen konnte. Er schaute sich kurz um, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er zog Spikes Schnapsflasche mit einem gekonnten Handgriff unter dem Bett hervor. Es war ein ziemlich starkes Wässerchen, was er da in der Hand hatte. "Das kann ich Spike aber echt nicht zumuten...", sagte er leise und holte eine leere Flasche von sich aus seiner Reisetasche. Er füllte alles um, bis auf ungefähr sieben oder 8 Schlucken. Diese trank er dann selbst aus. Dann verstaute er wieder beide Flaschen unter dem Bett und legte sich schlafen.
 

Spike ging nicht weit weg (dazu wäre er gar nicht in der Lage gewesen). Er drehte ein paar Runden um das Haus und versuchte seinen Zorn durch die Kälte ein wenig zu besänftigen. Der Kerl sollte sich bloß nicht so aufführen. Als ob er auch nur eine Ahnung von nichts hätte!! Als Spike wieder zurück in sein Zimmer humpelte, lag Mike wieder in seinem Bett. Spike deckte ihn fester zu und öffnete das Fenster. Vorsichtig setzte er sich auf die breite Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. So war es viel bequemer als wenn er unten vor der Hütte stehen musste...
 

Als es im Zimmer ein wenig kälter wurde, wachte Mike auf. Er setzte sich auf und sah zu Spike. Er hatte leicht gerötete Wangen vom vielen Schnaps. Er sah Spike an und plötzlich musste er weinen. "Es tut mir so Leid. Ich hätte das alles nicht sagen dürfen." Er hörte nicht auf zu weinen und versteckte seinen Kopf im Polster.
 

Spike wandte den Kopf und sah auf das Häufelchen Elend auf dem Bett. Seufzend drückte er die Zigarette aus und ging langsam auf ihn zu. Er ließ sich auf die Bettkante fallen und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Hey Kleiner, wein doch nicht! Ist doch alles in Ordnung." Was war denn jetzt in ihn gefahren? Erst zeigte er sich aufmüpfig und nun das?
 

Mike kuschelte sich an Spikes Brust und umarmte ihn. Zu weinen hörte er auch nicht auf. Der Alkohol machte ihn immer zu einer oft zu einer richtigen Heulsuse. Plötzlich aber sank er ab und sein Kopf landete auf Spikes Schoß. Der Kleine war so betrunken, dass er eingeschlafen war.
 

Spike schüttelte den Kopf. Der Kleine roch nach Alkohol. Verdammt, man konnte den Kerl nicht einmal aus den Augen lassen. Behutsam legte er ihn ins Bett und deckte ihn zu. Er schloss das Fenster und legte sich selbst wieder daneben.
 

Während Mike schlief, kuschelte er sich wieder an Spike. Es war immer so schön warm neben ihm. Mike liebte diese Wärme und nutzte es auch aus. Er rutschte diesmal auch unter Spikes Decke und umarmte Spike. "So schön warm...", nuschelte er vor sich hin.
 

Spike seufzte leise und legte behutsam einen Arm um Mike. Warum zum Teufel hatte der Kleine sich so die Kanne gegeben? Und woher hatte er den Alkohol...Doch wohl nicht etwa...Eine Vermutung machte sich in ihm breit.
 

Nach ein paar Stunden Schlaf wachte Mike endlich auf. Da bemerkte er, dass er in Spikes Armen lag. Er hatte leichte Kopfschmerzen, offensichtlich Nebenwirkungen vom Alkohol. Er rollte sich von Spike wieder auf seine Seite des Bettes. "Ahh.....", war das einzige Wort, wie er seinen Zustand jetzt beschreiben konnte.
 

"Na? Du leidest wohl unter einem kleinen Kater", meinte Spike halb grinsend, halb vorwurfsvoll. Er richtete sich leicht auf, seine Decke glitt dabei von seinem Oberkörper herunter, was ihn leicht frösteln ließ.
 

"Wieso ist es hier so kalt? Hast du mal durchgelüftet oder so?", fragte er zitternd. Er drehte sich auf Spikes Seite. "Ich hab mich an deinem Schnaps vergriffen... Tut mir echt Leid..."
 

"Du sollst doch deine Finger von Sachen lassen, die dich nichts angehen", schimpfte Spike. Doch dann sah er ihn leicht versöhnlich an und kraulte ihm kurz durch die schwarzen Haare. "Na, du darfst dafür jetzt auch die Konsequenzen tragen."
 

"Und welche sind das? Der Kater ist nämlich schon schlimm genug... Wo warst du, wenn ich fragen darf?", fragte Mike zögernd. Offenbar war er sich nicht so ganz sicher, ob Spike jetzt gelassen antworten oder ausflippen würde.
 

"Ich war draußen und mit Konsequenzen hab ich eigentlich auf deinen Kater angespielt." Er grinste leicht. "Ich hoffe, dir geht es wenigstens mies. Dich einfach an fremder Leute Eigentum zu vergreifen..."
 

"Es tut mir echt Leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Aber wenigstens kann dir jetzt nicht das Selbe passieren wie mir!", sagte er in seinen Polster hinein. "Hoffentlich merkt er nicht, dass sein ganzer Alk weg ist. Das wäre ich doof, wenn er noch mehr sauer auf mich wäre. Ich strenge mich jetzt ja schon echt an... Einfach weniger reden, er mag es nicht, wenn ich viel rede."
 

Spike lachte leise. "Mir? Das Gleiche passieren wie dir? Kleiner, ich bitte dich. Ich vertrage einiges mehr als du, zudem betrinke ich mich nie so sehr, dass ich vollkommen von Sinnen bin. Wenn ich da an unseren Abend hier denke...Du warst so zu, dass du überhaupt nichts mehr mitbekommen hast. Nicht mal, dass du mir an den Hintern gegangen bist..." Er grinste anzüglich. Der Kleine war echt zu komisch. Wie konnte er ernsthaft glauben, dass Spike sich jemals so zudröhnen würde. Er hatte so etwas nicht nötig. Soviel Selbstbewusstsein hatte er.
 

"Ich hab dir an den Hintern gefasst??? Oh Nein... Ich sollte echt besser aufpassen... Da war halt dieses Kampftrinken und bei solchen Sachen mach ich verdammt gerne mit. Das ist immer so lustig.", sagte er und stieg aus dem Bett. Dann ging er ins Bad und kam mit seiner Hose in der Hand zurück. Er suchte in der Tasche nach etwas und dann zog er ein Päckchen Geldscheine heraus. "Und ich hab gewonnen. Dreihundertundsiebzig Euro um genau zu sein."
 

"Aber ist es das wert? Sich besinnungslos zu saufen nur wegen ein paar Geldscheinen? Kleiner, wie naiv und kindlich du noch bist. Es ist zu köstlich. Man sollte nicht für möglich halten, dass du bereits siebzehn bist", Spike lachte trocken, "und dich hätte ich vorhin beinahe geküsst! Ein Kleinkind. Du weißt wahrscheinlich nicht mal, wie das geht."
 

"Da hast du wieder vollkommen Recht. Denn wie ein Kleinkind küsse ich andere nur aus Liebe, und bisher war ich leider noch nie richtig verknallt. Aber was das Trinken angeht, ich vertrage es relativ gut und es macht mir Spaß. Am ersten Tag hier hab ich es vielleicht übertrieben, da ich einen starken Gegner hatte. Aber kannst du dir eigentlich das Gefühl vorstellen, einmal gegen jemanden zu gewinnen? Wie viel Spaß das macht? Du erlebst das sicher verdammt oft, aber für mich ist das echt selten.", sagte Mike während er das Geld in seiner Tasche unter dem Bett verstaute.
 

"So wenig Selbstwertgefühl hast du?" Spike sah ihn spöttisch an. "Du wirst doch noch andere Talente als das ,Kampftrinken' haben. Und was hast du denn davon, wenn du gewinnst aber nicht bei vollem Bewusstsein und klaren Verstand um es richtig zu genießen?"
 

Spike erhob sich langsam und humpelte mit Krücken zu seinem Schrank. Er öffnete die Tür und fischte einen schwarzen, schlichten Pullover und eine, wegen seinem Gips, weite, ebenfalls schwarze Hose. Um sich besser umziehen zu können, setzte er sich auf sein Bett. Während er in seinen Pulli schlüpfte sagte er: "Und überhaupt, wer glaubt heute noch an die ,wahre Liebe'. Was, wenn du deine große Liebe niemals findest, wenn sie deinen Idealen nie entspricht? Wirst du die vielen Chancen in deinem Leben einfach so verstreichen lassen, weil du dich an deinen hochgesteckten Idealen festklammerst?"
 

"Wer redet denn von meinen Idealen, sobald es bei mir funkt, reicht das. Mich interessiert es überhaupt nicht, wie mein Ideal ausschauen soll. Ob du es glaubst oder nicht." Mike wurde langsam richtig sauer. Keiner verstand ihn. Auch er ging jetzt zum Schrank und zog sich eine Jeans und ein enges Top an. Dann zog er sich seine Schuhe an und schnappte sich seinen Anorak. "Bis später dann, ich bin mal weg."
 

"Aber erkälte dich nicht wieder", rief Spike ihm spöttelnd hinterher. Er ließ, so gut es ging, seine Hose hinuntergleiten und zog sich um. Dann ging er hinunter in den Speisesaal, wo bereits die anderen Schüler saßen. Als er sich an einen freien Platz setzte, wurde er von allen mit großen Augen betrachtet. Er saß alleine an einem Tisch, dennoch hinderte das niemanden daran ihn unverhohlen zu mustern. Schließlich getraute sich eine jüngere Schülerin ihr Essenstablett zu nehmen und sich zu ihm zu setzte. "Hi", sagte sie schüchtern, "Ich...hab von deinem Unfall gehört...uhm...geht's dir denn schon besser?"
 

Spike musste ja wirklich mitleiderregend aussehen, wenn diese Kleine sich traute mit ihm zu reden. Andererseits - Spike war stark, jedoch im Moment auf seine Krücken angewiesen und somit auf die Hilfe anderer. Es konnte nicht schaden, sich gut mit ein paar Leuten zu stellen und sei es nur vorrübergehend.
 

"Danke", sagte er, "es geht schon." Er brachte sogar ein halbes Lächeln zustande, eine große Leistung für einen Eisklotz wie ihn. Mike war noch nicht wieder aufgetaucht. Der Kerl war doch echt nervend. Wie konnte sich jemand so an eine Idee klammern? Wahre Liebe, ,funken', dass er nicht lachte. Und er hatte diesen Kerl auch nur ansatzweise attraktiv gefunden? Das mussten wohl die Schmerzen gewesen sein...
 

Mike war es zu blöd, noch weiter mit Spike zu streiten und da er nicht wusste, was er tun sollte, fing er an, einen Schneemann zu bauen. Er rollte den Schnee zusammen und formte 3 Kugeln in verschiedenen Größen und stapelte sie dann aufeinander. Nach einer halben Stunde war er fertig und hatte sich auch wieder beruhigt. Er ging ganz durchnässt wieder hinein und hinauf ins Zimmer. "Der Schneemann erinnert mich irgendwie an Spike.", dachte er sich beiläufig, während er sich auszog. Dann ließ er die Badewanne mit heißem Wasser volllaufen. Als sie voll war, legte er sich hinein.
 

Spike plauderte ein wenig mit dem Mädchen. Er erfuhr, dass sie Stella hieß und eine Klassenstufe unter ihm war. Sie sah jünger aus, als sie eigentlich war. Nach dem Essen verabschiedete Spike sich. Er humpelte wieder die Stufen hinauf zu seinem Zimmer. Mike wäre wahrscheinlich eh nicht da. So, wie der sich vorhin aufgeführt hatte, würde er wohl noch einige Zeit weg sein.



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