Zum Inhalt der Seite

A Dog's Life

Gesegnet mit vier Pfoten ♥ WheelerxKaiba
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hinter den Fassaden der Kaiba Corporation (Teil 1)

12. Kapitel: Hinter den Fassaden der Kaiba Corporation I
 


 

„Herzlich willkommen bei der Kaiba Corporation", erklang eine freundliche Frauenstimme, während sich

die Glastüren lautlos hinter ihnen schlossen. Aufmerksam betrachtete Joey alles um sich herum. Hinter der Rezeption standen zwei von Kaiba Kaibas legendären Zwillingsassistentinnen, die sich abgesehen von ihren rosa und türkisfarbenen Haaren bis ins kleinste Detail glichen. Joey konnte innerlich nur den Kopf darüber schütteln. Während Kaiba die Eingangshalle, dicht gefolgt von Joey, durchquerte, verneigten die zwei Mädchen sich höflich. „Guten Tag, Herr Kaiba", sagten sie unisono.

Kaiba nickte ihnen nur kurz zu, schritt jedoch unbeirrt weiter, auf den Aufzug. Joey war hingegen darum bemüht so gut es ging schritt zu halten. /Unheimlich, diese Mädchen./

Die Türen des Aufzugs schlossen sich ebenfalls hinter ihnen. „Fünfundzwanzigster Stock, Kaiba-sama?", ertönte wieder die freundliche Frauenstimme, die sie bereits am Eingang willkommengeheißen hatte. Kaiba fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Sollte ich woanders hin?", stellte er die Gegenfrage.

„Nicht, das ich wüsste", erklang es aus dem Lautsprecher.

„Da hast du's."

Interessiert sah Joey zwischen dem Lautsprecher, aus dem die Stimme erklang, und Kaiba hin und her. Irrte er sich oder schwang ein Hauch Sympathie seitens Kaiba für diese Frau in seiner Stimme mit? Von Seto Kaiba? Für eine Frau?! Ungewollt spürte Joey eine Spur von Eifersucht in sich aufkeimen, schüttelte aber sofort den Kopf. /Eifersüchtig? Ich? Niemals!/, versuchte er sich einzureden und schaffte es sogar, dieses Gefühl in ein

Kästchen zu sperren und in die hinterste Ecke seines Bewusstseins zu schieben. Er beobachtete mit gezwungener Hingabe durch die Glaswände es Fahrstuhls, wie der Boden der Eingangshalle sich immer weiter von ihnen entfernte.

„Nico?"

Joey horchte auf. /Sie heißt also Nico. Der nennt sie beim Vornamen?! Okay Joey, ganz ruhig, du bist eifersüchtig, weil Kaiba eine nette Bekannte hat und du nicht!/

„Ja, Kaiba-sama?"

„Liegen für heute noch irgendwelche zusätzliche Termine an?" Einen Moment herrschte Stille.

„Ja, heute Nachmittag wurde kurzfristig eine Konferenz der Abteilungsleiter beantragt, bei der Sie natürlich anwesend sein müssen."

„Wunderbar", kam es leicht spöttisch von Kaiba. „Sonst noch etwas?"

„Nein."

„Dann bin ich beruhigt."

„Ein Faktor erweist sich als störend."

„Ja?"

„Wong", sagte Nico und klang beinahe missbilligend. Joey sah auf, als Kaiba einen abfälligen Laut von sich gab. Wer war denn Wong? Wong ... Irgendwas klingelte da bei ihm, aber was? Er meinte, diesen Namen irgendwo schon einmal gehört zu haben, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, wo das gewesen war.

„Was hat sie jetzt schon wieder getan?", fragte Kaiba und seine Stimme zeigte ohne Zweifel, wie sehr ihm diese Thema missfiel.

„Sie ist ziemlich aus dem Häuschen, Kaiba-sama. Ich weiß nicht, wieso, aber Sie sollten sich heute ganz besonders vor ihn in Acht nehmen."

„Ist gut." Moment. Seit wann ließ Kaiba sich von jemand anderem, als von Mokuba einen Ratschlag geben? An dieser Nico war irgendetwas faul, das roch Joey zehn Meilen gegen die Klimaanlage in dieser Firma.

„Fünfundzwanzigster Stock", riss Nicos Stimme ihn aus den Gedanken. Kurz bevor die Türen des Fahrstuhls sich öffneten, richtete Kaiba sich noch einmal an Joey.

„Was auch immer gleich kommen mag, bleib ruhig.“ Joey legte bei diesen recht ungewöhnlichen Worten fragend den Kopf schief, „Komm Wong nicht zu nahe. Den Rest erledige ich." Zunächst war Joey schleierhaft, was Kaiba damit genau meinte, doch als die Türen des Fahrstuhls aufgingen, wurde ihm schlagartig klar, was mit dem komm Wong nicht zu nahe gemeint war.
 

„Huhu, Kaibaaa!", schallte ihnen sofort eine unangenehm nervige Stimme entgegen.

Bei dem Anblick der Frau, welcher diese unmenschliche Stimme zweifellos gehörte, weiteten sich Joeys

Augen vor Schreck. /Die?!/

Die war keine Geringere als Vivian Wong. Joey konnte sich noch gut an die Nervige Trulla – wie er und Tristan sie insgeheim genannt hatten – erinnern, die sich bei dem Kaiba Corporation Grand Championchips vor einem halben Jahr dauerhaft an Yugi oder Kaiba rangeschmissen hatte, erinnern. Der Blonde verengte die Augen. Damals war er gekränkt und auch irgendwie beleidigt gewesen, weil sie ihn nicht genauso angehimmelt hatte wie Kaiba oder Yugi - aber heute? Bah, wie ihn ihr Verhalten nervte. Und was tat Kaiba, um sich aus dieser Situation zu befreien? Joey sah hoch zu dem anderen. Wie kam er überhaupt dazu, jemanden wie Vivian in seine Firma zu lassen?

Kaibas Blick war starr auf die Chinesin gerichtet. „Sie sind nicht hier um sich zu amüsieren. Sie sind hier um zu arbeiten."

Arbeiten? Hatte er richtig gehört, Vivian arbeitete in der Kaiba Corporation?! Doch die junge Frau ließ sich von Kaibas distanziertem Verhalten nicht verunsichern. Stattdessen fiel ihr Blick auf Joey, welcher daraufhin nur schluckte und das beklemmende Bedürfnis verspürte, sich hinter Kaibas Beinen zu verstecken.

„Oh, der ist ja süß!", quietschte sie, ging vor Joey in die Hocke, der alarmiert zurückwich. Keine Chance. Vivian packte ihn schraubstockfest und drückte ihn an sich. Joey fühlte, wie ihm die Luft erbarmungslos aus den Lungen gepresst wurde.

„Du bist aber ein niedlicher Kleiner!", sagte sie mit einer schrecklich übertriebenen Freundlichkeit, während Joey hilflos röchelte. Zappelnd versuchte er sich zu befreien, spielte sogar aus lauter Verzweiflung mit dem Gedanken, ihr wenn es sein musste in den Arm zu beißen, doch Kaiba nahm ihm die Entscheidung ab.

„Miss Wong", sagte der Brünette schneidend. „Lassen Sie ihn los. Er ist kein billiges Stofftier."

„Gehört er Ihnen?", fragte Vivian überschwänglich und ignorierte Kaibas Anweisung einfach.

„Wong!"

/Ups, das klingt schon gefährlich – uärks - Atemnot!!!/

„An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig. Falls der Hund Ihretwegen ersticken sollte, werden meine Anwälte Ihnen eine Reihe eindringlicher Briefe zukommen lassen."

„Ups." Sofort ließ Vivian Joey los. Hechelnd und nach Luft japsend saß der Blonde auf dem Boden und schüttelte benommen den Kopf. /Luft, Luft - gerettet!/

Schnell stand Vivian auf, machte eine flüchtige Verbeugung und fing sogleich wieder an, auf Kaiba einzureden. „Kaiba-san, warum kommen Sie denn erst so spät? Und warum haben Sie einen Hund dabei?"

Joey sah, wie Kaiba kurz die Augen schloss und tief ein und ausatmete. (Vivian blieb dies unbemerkt.) Innerlich zählte er gerade höchstwahrscheinlich bis zehn. Obwohl zwanzig doch näher lag.

„Kaiba-san, wollen sie vielleicht einen Tee? Einen Kaffe? Ein -"

"Miss Wong."

/Kalte Stimme + frostiger Tonfall + tödlicher Blick = Seto Kaiba im Normalzustand./

Mit den Wimpern klimpernd und einem himmelnden Blick sah Vivian Kaiba an. „Ja, Kaiba-san?"

Kaibas Blick wurde noch um einige Nuancen kälter. „Ich habe Sie nicht hier eingestellt, damit sie den liebenlangen Tag nichts tun. Sie sollen Ihren Job erledigen."

Stück für Stück bröckelte das Lächeln von Vivians Gesicht. Nun schien sie ernsthaft aus dem Konzept gebracht zu sein. „J-ja, wie Sie wünschen ... aber wollen Sie nicht doch vielleicht -"

„Nein, danke."

/Eiskalt und trotzdem auf seine Art höflich. Unglaublich./

Der junge Firmenleiter drehte sich um. „Komm mit“, meinte er knapp zu Joey. /Immer gern./

Brav, was eigentlich nicht Joey-Wheeler-typisch war, folgte Joey dem Größeren, welcher, Vivian nun vollkommen ignorierend, an deren Schreibtisch vorbei schritt, direkt auf eine große dunkle Holztür zu. Nichts aus den Augen lassend musterte Joey sie eingehend. /Hm, schon 'ne prunkvolle Tür. Ha, der nimmt mich doch glatt mit in sein Büro. Hätte mir das jemand vor zwei Wochen erzählt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und jetzt? Verquere Welt./

Mit einer vollends flüssigen Bewegung öffnete der Blauäugige die Tür und betrat den Raum. Joey folgte ihm weiterhin und die Tür schloss sich lautlos hinter ihnen.
 

Joey hielt bei Kaiba, der wenige Schritte von der geschlossenen Tür entfernt stehen geblieben war. /Was ist?/ Joey sah zu dem anderen auf, der ihm nun den Kopf zuwandte.

„Joey“, sagte er eindringlich. „Bleib jetzt genau da stehen, wo du dich gerade befindest. Rühr dich keinen Millimeter vom Fleck, verstanden? Sonst könnte es deine letzte Bewegung sein."

Wie zur Bestätigung, dass er verstanden hatte, setzte sich Joey demonstrativ hin. Kaiba lächelte. „So ist es richtig."

Er drehte sich um und machte einen Schritt auf ein etwas tablettgroßes Schild neben der Tür zu, auf dem in dicken Buchstaben KC stand. Er streckte seine Hand aus und berührte mit dem Zeigefinger einen Punkt, oberhalb des K. Ein sirrendes Geräusch erklang und das Schild fuhr, wie bei einer Schiebetür, einfach zur Seite und gab den Blick auf eine Art Computerbildschirm mit Zahlentastatur und einigen zusätzlichen Feldern frei. Summend schaltete der Monitor sich an und der Bildschirm leuchtete auf. Auf ihm erschienen in schwarzen Druckbuchstaben die Worte Bitte Stillhalten. Ein Countdownzähler zählte von fünf rückwärts nach unten. Bei null angekommen begann das Gerät, Kaibas Gesicht zu scannen. Nachdem der Computer den Vorgang beendet hatte und anscheinend mit dem Ergebnis einverstanden zu sein schien, erklang eine neutrale weibliche Stimme aus einem Lautsprecher, rechts neben dem Monitor. „Bitte geben Sie sich zu erkennen."

„Seto Kaiba", sprach der Blauäugige laut und deutlich.

„Stimmfrequenz übereinstimmend. Seto Kaiba akzeptiert", tönte es wenige Momente später aus dem Lautsprecher. „Bitte den Sicherheitscode eingeben." Auch diese Anweisung wurde befolgt. Kaibas Finger glitten über die Zahlenfelder und gaben einen - wenn Joey es richtig mitgezählt hatte - mindestens zehnstelligen Code ein.

/Wie kann der sich so was merken?/

„Sicherheitscode korrekt. Ladevorgang zur Deaktivierung der Sicherheitssysteme läuft."

/Sicherheitssysteme?! Waffen? Laser, Bodenfallen? Wo?! Etwa in diesem Raum? Sollte ich mich deshalb nicht vom Fleck bewegen? Damit ich nicht in die Schussbahn des Sicherheitssystems?! Also man kann es auch

mit den Sicherheitsvorkehrungen übertreiben. Obwohl - wenn man bedenkt, wer alles schon gegen ihn gearbeitet hat. Pegasus, Noah, Dartz, Siegfried ... mehr als genug Gründe, sich abzusichern./

„Ladevorgang abgeschlossen. Sicherheitssystem deaktiviert."

Desinteressiert, wie es Joey schien, drückte Kaiba auf einen grünen Knopf in der unteren Ecke der Tastatur und das Schild fuhr sirrend wieder zurück in seine ursprüngliche Position. Kaiba drehte sich um. „Jetzt kannst du dich wieder bewegen."

Nun, da Joey nicht mehr Gefahr laufen musste, einem zielsuchenden Laser oder vergleichbarem in die Schussbahn zu laufen, hatte er endlich Gelegenheit, sich das Büro genauer anzusehen. Es war - abgesehen von der Tür - in verschiedenen neutralen Blautönen gehalten. Der Schreibtisch, der vor einer imponierenden Fensterfront, welche eine herrliche Sicht über Domino City freigab, stand, war aus poliertem Glas. Einzig die Tischbeine waren aus dunkelrauem Metall. Auf dem Schreibtisch lagen ordentlich auf mehreren Stapeln Unterlagen und einige weinige Aktenmappen. Außerdem standen dort ein Rechner, ganze vier Telefone,

die sogar einen kleinen Bildschirm hatten und zu guter letzt noch zwei Bilderrahmen, die Joey besonders ins Auge fielen.

Rechts, neben Kaibas Schreibtisch hing ein beinahe türgroßes Gemälde an der Wand. Zu Joey Überraschung, oder eigentlich eher Nichtüberraschung stellte es den Weißen Drachen mit eiskaltem Blick da. Natürlich - der durfte in diem Büro ja sicher keinesfalls fehlen.

An den übrigen Wänden, standen in perfekter Symmetrie einige Aktenschränke und Regale, in denen einige Entwürfe für neue Software der Spielfirma lagen. Staunend trat Joey etwas näher und starrte mit großen Augen auf die Entwürfe. Sie zeigten eine neue modernere Version der momentanen Duell-Disk.

/Wow, das hat er selbst entworfen? Ich wusste ja, dass er Talent hat, aber so?! Seto Kaiba, du überrascht mich heute von Mal zu Mal mehr!/

Der Blonde riss sich von dem faszinierenden Anblick los und drehte sich um. Kaiba hatte sich hinter seinem Schreibtisch in den schwarzen Ledersessel platziert. Seine weiße Anzugjacke lag ein Stück weiter weg über der Lehne eines der hellblauen Sessel. Kaiba sah ihn nicht an, schien nicht einmal zu bemerken, dass Joey ihn beobachtete. Er nahm einen der beiden Bilderrahmen in die Hand, betrachtete ihn kurz und ließ ihn anschließend in einer der Schubladen seines Schreibtisches verschwinden. Joeys Kopf wanderte wie von selbst in eine leicht fragende Schräglage. /Oh./ Mental schlug er sich gegen die Stirn. Wenn er das weiterhin so oft machen würde, hätte er diesen Tick, wenn er Glück hatte, wohlmöglich auch dann noch, wenn er irgendwann wieder ein Mensch war. Er sollte sich besser zusammenreißen.

Kaiba schloss die Schublade hob den Kopf und schien erst jetzt zu bemerken, dass Joeys Aufmerksamkeit auf ihm lag. Der Blonde setzte sich vor dem Schreibtisch auf den Boden und erwiderte den Blick. Der zunächst beunruhigte Ausdruck wich aus den Augen Kaibas. „Ich werde dich heute oft hier alleine lassen müssen. Ich hoffe, du benimmst dich.“

Leicht zögernd nickte Joey. Kaiba hob eine Augenbraue. Anscheinend hatte er nicht mit einem Nicken als Antwort seines Hündchens gerechnet. Sofort wurde dies auch Joey klar und er schluckte schwer. /Mist, Hunde nicken normalerweise nicht! Bin ich dämlich!/ Um seinen Ausrutscher zu überdecken bellte er einmal freudig und hechelte in typischer Hundemanier, sprang auf und drehte sich freudig im Kreis. Das schien den Kaiba als Antwort zu reichen und auch das Nicken von eben schien vergessen, angesichts dieses Verhaltens.
 

„Kaiba-sama?"

/Oh nein, nicht die!/, stöhnte Joey genervt in Gedanken. Kaiba sah auf. „Ja, Nico?"

Ein leises, eigentlich fast unhörbares Knurren entwich Joeys Kehle. Diese Nico nervte ihn total. Nein, er war nicht eifersüchtig, aber diese Frau war nun einmal nervig! Konnte die nicht einfach still sein?

„Kaiba-sama, ein Störfaktor ist aufgetreten.“

Sofort verengten sich Kaibas Augen. „Was hat er diesmal wieder angestellt?", fragte er bedrohlich leise.

Joey kam nicht hinterher. /Er? Ich dachte Vivian sei der Störfaktor? Und sie ist definitiv kein er, das konnte ich zweifellos spüren, als sie mich eben an sich gepresst hat./ Er schüttelte sich schauderd.

„Er hat einen Teil des Hauptrechners deaktiviert.“

„Das hat er nicht!", kam es fassungslos von Kaiba.

„Doch, er hat.“

„Du bist dir ganz sicher?"

„Jepp.“

Kaibas Augenbrauen hoben sich. „Jepp?", echote er skeptisch. „Nico, wer hat dir dieses Wort beigebracht? Ich war es ganz sicher nicht."

Perplex starrte Joey ihn an. /Wer hat dir dieses Wort beigebracht?! Beigebracht?! Und was hat er gegen Jepp? Das hört man heutzutage doch überall./

Kurz war es still in der Leitung, doch das schien Kaibas Frage zu beantworten. Joey sah, wie der andere nur schwer der Versuchung widerstand, sich mit der Hand an die Stirn zu fassen. „Sag nichts, ich kann es mir schon denken. Er kostet mich irgendwann noch den letzten Nerv. Ich habe ihn unter der Bedingung hier eingestellt, dass er alles so lässt, wie es war. Die Folge aus seinem handeln nennt man Sachbeschädigung, und zwar im höchsten Maß."

/Sachbeschädigung? In Kaibas Firma? Und da ist die Person noch nicht hochkantig rausgeflogen?/

Erneut herrschte kurze Stille. „Kaiba-san, ich glaube, Sie sollten sich beeilen. Ich spüre bereits, wie sich die Rechner und der Strom in den ersten Etagen abschalten."

/Spüren?! Ist die Tante eine Hellseherin?/

Er spürte es zunehmend - er war offensichtlich nicht wirklich gut auf diese Nico zu sprechen. Aber er war nicht

eifersüchtig. Worauf auch? Na? Worauf sollte er auch bitte eifersüchtig sein?! Darauf, dass Kaiba eine nette Beraterin hatte? Darauf, dass er auf sie hörte? Darauf, dass er sie zu respektieren schien? Okay, auf wen bitte war er hier nicht eifersüchtig? Auf Kaiba oder auf Nico? Diese Frage sollte geklärt werden ...

Elegant erhob sich Kaiba und griff nach seiner Anzugjacke und mit einer schellen Bewegung hatte er sie sich übergezogen und schritt auf die schwere Holztür zu. Joey sah ihm ratlos hinterher. /He und was ist mit mir?/

Kurz bevor der Blauäugige den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. „Ich bin gleich wieder da.“ Er warf einen kurzen, leicht spöttischen Blick über die Schulter. „Lass alles heile, ja?"

Die Backen des Hündchens blähten sich beleidigt auf, während Kaiba den Raum verließ. Für einen Außenstehenden musste dies äußerst befremdlich erscheinen. /Für wen hält der mich? Für ein tollpatschiges verpeiltes Fellknäuel? Das ich nicht lache!/ Mit erhobenem Haupt stolzierte Joey zum Schreibtisch. /Dann wollen wir doch mal ansehen, was er denn eben so schönes in der Schublade versteckt hat. Was

war auf dem Bild?/ Er umrundete den Tisch und stand schließlich vor den Schubladen. /Welche war es noch gleich? Sicher die oberste. Aber wie mach ich sie auf? Mit den Pfoten lässt sich das schlecht bewerkstelligen, da bleibt wohl nur noch ... na herrlich!/ Er verdrehte die Augen. /Wenn es anders nicht geht./ Er legte den Kopf schief und packte den Griff der Schubladen mit den Zähnen. /Wehe, der Kerl hat abgeschlossen!/

Doch Fortuna war ihm heute gnädig gestimmt und die Schublade ließ sich öffnen. Als der Blonde meinte, sie weit genug herausgezogen zu haben, ließ er von ihr ab. Neugierig linste er über den Rand der Schublade und warf einen Blick hinein. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er jetzt verwundert die Augenbrauen hochgezogen (das mit einer einzelnen Augenbraue, so wie Kaiba es immer wieder gerne zu tun pflegte, beherrschte er leider nicht). Interessiert betrachtete er den Inhalt der Schublade.

/Zwar nicht das was ich gesucht habe, aber auch ganz nett. Was will er mit den Ausschnitten? Und warum sammelt er die? Ist er dafür nicht etwas zu alt?/ In der Schublade lag ein Ordner auf dem in großer Schrift

Zeitungsartikel – Zugriff einzig Seto Kaiba gestattet stand. /Ach, das sind sicher nur irgendwelche Artikel über die Kaiba Corporation./

Dass Kaiba den Ordner dann aber wahrscheinlich nicht mit so einer Warnung ausgestattet hätte, sollten

sich in dem Ordner tatsächlich derartige Artikel befinden, kam ihm nicht in den Sinn.
 

Das Interesse, welches der Blonde Schnüffler bis eben noch verspürt hatte, verschwand peu à peu. Desinteressiert schob er die Schublade wieder mit der Schnauze zu und widmete sich nach einiger Überlegung der nächsten. Irgendwann musste er ja schließlich Erfolg haben. Als er sie jedoch erst einen Spalt breit geöffnet hatte, erklang hinter ihm eine nur allzu vertraute, kalte Stimme: „Was genau soll das werden?"

Joey zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Schlag verpasst. Er spürte, wie ihm eiskalte Schauer über den Rücken jagten. Das. War. Überhaupt. Nicht. Gut. /Hilfe .../

In Zeitlupe drehte er sich um, erwartete Kaiba, der ihn mit verschränkten Armen und einem abschätzenden Blick ansah, doch tatsächlich war dort -
 

/Niemand?! Hab ich Halluzinationen?!/
 

Der Raum war leer. Nervös blickte er nach links und rechts. Trieb der Brünette irgendein abgekartetes Spiel mit ihm? Wenn dem so war - wo war er dann? Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts - ergebnislos. Was immer das für ein Spiel war, es war nicht witzig!

„Was ist denn Hündchen?", erklang es spöttisch hinter ihm. Joey wirbelte herum. Wieder nichts. /Werde ich etwa verrückt? Das kann doch nicht sein! Was ist hier los?/

„Angst, Joey?"

Das war doch ohne Zweifel Nicos Stimme! Sie musste ihm hier gerade irgendeinen Streich spielen, anders konnte er sich das alles nicht erklären. Deshalb wahrscheinlich auch Kaibas Stimme. Das war ihr Werk! Joey sah sich suchend um und erblickte auf dem Schreibtisch die Freisprechanlage. Von da musste ihre Stimme kommen. Er zögerte einen Moment - /Soll ich oder soll ich nicht?/ - dann sprang er grazil - zumindest für seine

Verhältnisse - auf den Ledersessel, der hinter Kaibas Schreibtisch stand. Hätte er vorher gründlicher nachgedacht, hätte er sicher voraussehen können, dass der Stuhl durch seinen Sprung ziemlich in Schwung geraten würde, aber wie hatte Joey es doch vor kurzem erst noch so schön ausgedrückt:
 

Joey Wheeler ist jemand, der erst handelt und dann überlegt!
 

Äußerst treffend, wenn man betrachtet, dass er in diesem Moment seine These mit seinem Handeln noch einmal unterstrich. Ergo hätte man es wohl auch nicht besser formulieren können, als er es mit dem Spruch bereits getan hatte. Um zurück zum Thema zu kommen: Der Ledersessel, dem durch Joeys Sprung eine große Menge an Schwung zuteil gekommen war, begann sich unkontrolliert zu drehen. Joey wurde dementsprechend ziemlich um sich gedreht.

Als der Sessel schließlich genug von der Rundtour hatte und langsam beschloss zur Ruhe zu kommen, war Joey schwindelig. Schwankend versuchte er sich einigermaßen aufzurichten. /Alles dreht sich, alles bewegt sich ... ich stehe etwas neben mir./

„Na Kleiner, sind wir ein bisschen neben der Spur?"

Schon wieder! Energisch schüttelte er den Kopf, um seine Umgebung dazu zu bringen, doch endlich aufzuhören, sich weiterzudrehen. Er knurrte leicht, als er sich dem Spott in Nicos Stimme letztendlich bewusst wurde. /Was fällt der ein, sich über mich lustig zu machen?/

„Was hast du denn? Hören meine Sensoren da eine leichte Spur von Aggression aus deinem Knurren heraus?" Joey stutzte. /Sensoren?!/ Sein entgeisterter Gesichtsausdruck musste Bände gesprochen haben, denn Nico fuhr fort: „Überrascht? Du brauchst doch nicht gleich so entsetzt dreinschauen, Kleiner."

/Woher weiß die, was ich für einen Gesichtsausdruck mache? Sind hier etwa Kameras im Raum?/

Er sah sich erneut um. Ob die Kameras getarnt waren? Andererseits, warum sollte Kaiba in seinem Büro Kameras anbringen lassen? Da war der doch sicher auch ganz eigen.

„Du brauchst dich gar nicht so umzusehen. Hier sind keine versteckten Kameras, Kleiner."

Joey fletschte bedrohlich die Zähne. Schon wieder dieses Kleiner. Das machte ihn irgendwann noch

mal völlig verrückt.

„Die einzige Kamera hier bin nur ich", waren die nächsten schlicht gesprochenen Worte.
 

Stille.
 

Bei genauerem Hinsehen hätte man sicher eine von Joeys Schnauze unkontrolliert zucken sehen können. /Die einzige Kamera hier ist sie? Ist die Frau nicht mehr ganz dicht?!/ Hatte Kaiba wohlmöglich eine Verrückte eingestellt? Oder hatte er nur nicht gemerkt, dass bei Nico nicht alles zu stimmen schien?

„Jetzt hat es dir die Sprache verschlagen, was Joseph? Obwohl - mit dem Sprechen könnte es ja generell ein Problem sein, nicht?" Joey zuckte getroffen zusammen. Seine Augen weiteten sich erheblich und ein deutlicher Ausdruck von Unglaube und Entsetzen (in gleichen Teilen vorhanden) war in ihnen zu erkennen.

/Joseph?! Hat sie gerade wirklich Joseph gesagt? J, wie jung, O, wie ordentlich, S, wie sexy, E, wie extrovertiert, P, wie pünktlich und H, wie hinreißend? Das kann doch nicht sein! Woher weiß sie das?! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Kaiba mich, seit ich ein Hund bin irgendwie Joseph genannt hat! Das kann nur heißen - das bedeutet dann ja wohl -/ Unglaube und Entsetzen wichen einem durch und durch panischen Ausdruck. /Oh Gott! Die Frau weiß es! Die weiß, wer ich bin. Ich bin so was von geliefert! Und wenn die es Kaiba erzählt bin ich tot! Nein, ich bin noch viel toter als tot. Toter geht es nicht!/

„Du machst ja den Eindruck, als wenn du gleich vom Stuhl fällst", meldete die Stimme aus dem Lautsprecher sich wieder zu Wort.

Das brachte den guten Joey wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Der panische Blick wurde von einem leicht wütenden Funkeln ersetzt und Joey verengte knurrend die Augen. Er wusste nicht, von wo Nico ihn beobachtete, also schickte er seine wütenden Blicke vorsorglich in alle Ecken des Büros. Sicher war sicher.

„Warum denn gleich so verstimmt?", fragte die weibliche Stimme und Joey hätte schwören können, dass

ein neckischer Unterton mitschwang. „So überrascht, dass ich weiß, wer du wirklich bist? Wer hinter dieser felligen Fassade steckt?" Erneut erklang ein Knurren seitens Joey. Musste diese ... diese - ach, was auch immer - musste sie so nervtötend überlegen klingen? Das war ja fast noch schlimmer als Kaiba, wenn er mal wieder in seiner Ich-bin-ohnehin-allen-einen-Scritt-voraus-also-versucht-es-erst-gar-nich-Phase war.

Gut, Joey hatte seit einigen Wochen keiner dieser Phasen mehr erlebt, aber das lag nur daran, dass er einen Teil dieser Zeit in Hundegestalt verbracht hatte und der andere Teil ... nun ja ... Kaiba hatte sich die

Wochen vor Joeys Verwandlung schon - wie sollte er das ausdrücken? - ordinär verhalten. Herrgott, klang das dumm. Aber es stimmte. Während dieser Zeit waren ihre alltäglichen Streitereien ziemlich kurz gekommen und die Beleidigungen Kaibas, der auch schon einfallsreicher gewesen war, hatten deutlich an Schwung verloren.

Mist, er kam hier ganz eindeutig vom eigentlichen Thema ab! Um zurück zu seinem ursprünglichen Punkt zu kommen - er wollte ihn an dieser Stelle nur der Form halber noch einmal in drei knappen und dennoch präzisen Worten wiederholen und deutlich machen:
 

Diese Frau nervte!
 

Und dies merkte er nicht unbedingt noch einmal an, weil er Nico aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht sonderlich leiden konnte - er war nicht eifersüchtig! - sondern weil diese Aussage absolut - er war wirklich nicht eifersüchtig! - der Wahrheit entsprach und er allmählich - warum sollte er auch

bitte eifersüchtig sein?! - einen stechenden oder auch pochenden Schmerz hinter seiner Stirn spürte -

auf wen sollte er denn bitte eifersüchtig sein?! -,der sich partout nicht ignorieren lassen wollte.

Benommen schüttelte er den Kopf. Entweder er war momentan einfach nur merkwürdig drauf oder er wurde allmählich schizophren. Stellte sich wohlmöglich gerade heraus, dass er wie Yugi oder Bakura einen Yami besaß, den er nur noch nicht bemerkt hatte und der es jetzt an der Zeit fand, zu offenbaren, wo er, Joseph Wheeler, sich im Augenblick in einem Hundekörper befand? Hilfe. In seinem Kopf drehte sich alles. Wahrscheinlich wurde er nur paranoid. Hatte keinen Yami, drehte aber trotzdem durch. Klasse.
 

„Hey Kleiner, bist du gegenwärtig mental am schlafen? Mit offenen Augen?", meldete sich diese nervige

Nico wieder zu Wort.

/Wo man gerade an Klasse denkt/, stellte Joey verärgert fest. /Ich halte es nicht mehr lange mit

dieser Frau in diesem Raum aus. Oder besser gesagt, mit ihrer Stimme. Mehr kenne ich von ihr bis jetzt ja nicht. Hoffentlich muss ich ihr niemals in irgendeiner Art und Weise gegenübertreten, sonst weiß ich ja noch detaillierter, mit welchem Typ Frau sich Kaiba anscheinend gerne unterhält. Und um es noch zu verdeutlichen, damit es auch wirklich jedem klar wird: Ich bin nicht eifersüchtig, verdammt!

Und wer jetzt auch nur einmal fragt auf wen denn nun genau?, der bekommt von mir einen schönen großen Blumenstrauß, damit das liebreizende weiße Zimmer im Krankenhaus für ihn nicht zu steril wirkt, damit das mal klar ist! Und für die, die sich jetzt im Geiste fragen, gegenüber wem ich mich hier momentan rechtfertige, die bekommen von mir ein paar Pralinen, die sie dann in aller Ruhe ein Zimmer weiter auf der

Intensivstation versuchen sollen zu essen. Okay, ich drifte offensichtlich schon wieder vom Thema ab, aber das musste einfach mal gesagt werden! Zurück zur eigentlichen Hauptstory./
 

„Kann es sein, dass du gar nicht schläfst, sondern vielleicht direkt von uns gegangen bist?" Dieser stichelnde Unterton machte ihn so was von krank. Und in seiner augenblicklichen Verfassung konnte dieses krank sich nur negativ auf sein Verhalten auswirken.

Anscheinend schien dieser Gedanke unheimlich gut bei seinem Unterbewusstsein angekommen zu sein, denn es sendete umgehend die Antwort zu seinem Hirn zurück, die er auch widerstandslos in die Tat umsetzte, was kurz gesagt hieß, dass er ein paar Mal laut und durchdringend bellte. Ein zufriedener Ausdruck zierte nun seine schokobraunen Augen und voller Genugtuung schnaubte er. /So, olle Tante. Bist du jetzt endlich mal still?/

„Na sieh mal einer an."

/Zu früh gefreut./

„Du lebst also doch noch, Joey. Und ich muss zugeben, dein Bellen hat mir aufs Äußerste imponiert." Ihre Stimme schwamm förmlich in einem See, der sich für gewöhnlich Sarkasmus nannte. „Aber jetzt seien wir doch mal ehrlich: Du bist doch sicher brennend daran interessiert, woher ich weiß, wer du wirklich bist, hab ich nicht Recht?"

/Abgeneigt, es zu erfahren, währe ich wahrlich nicht./

„Um dich also nicht unnötig auf die Folter zu spannen" - /Was du ja nie machen würdest, was Nico?/ -

„der Chef hat mir erzählt, was passiert ist. Mokuba", fügte sie vorsorglich hinzu, als Joeys Augen bei den Worten der Chef wieder diesen panischen Ausdruck annehmen wollten. „Er hat mir vorsorglich alles erzählt und mich gebeten, ein Auge auf dich zu haben, während du hier bist."

Joey gab einen empörten Laut von sich. /Mokuba hat es dir erzählt? Ich dachte, er wollte dicht halten! Wer zum Henker bist du, dass er dir das erzählt?!/

„Ich kann mir denken, was dir gerade im Kopf umherschwirrt. Du fragst dich sicher, warum Mokuba mir das erzählt hat, oder?"

/Blitzmerkerin./

„Er vertraut mir."

/Halleluja./

„Ich kenne ihn zwar noch nicht so lange, aber wir verstehen uns ganz gut. Immerhin muss ich 24 Stunden lang auf ihn acht geben, so, wie Kaiba-san es sich wünscht."

Joey stockte. Er spürte, einen unangenehmen Kloß in seinem Hals und das Atmen schien ihm mit einem Mal unnatürlich schwer zu fallen.

/Seto Kaiba, ich meine der Seto Kaiba, der oft zu Übertreibung neigt, wenn es um seinen kleinen Bruder und speziell um seine Sicherheit geht, über gibt die Aufgabe, nein, das Privileg, für jene unschätzbare Sicherheit zu sorgen, an Nico?! Der muss ja ein blindes Vertrauen zu ihr haben!/

Er spürte, wie sich der Klos in seinem Hals bei diesem Gedanken schmerzhaft zu vergrößern schien und

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihm breit. Er knurrte, als es ihm bewusst wurde. Er sollte sich freuen, dass Kaiba jemanden gefunden hatte, dem er soweit vertraute, dass er dieser Person sogar die Sicherheit Mokubas übergab. War doch schön ...
 

‚Es ist gut, dass du jetzt zur Familie gehörst.'
 

Nein verdammt, es war nicht schön. Er empfand es zumindest nicht im Geringsten als schön.

„Joseph, du driftest schon wieder ab."

/Wie?/ Schön, dass sie ihn immer wieder aus so etwas aufmerksam machen musste. Ja, wirklich schön! Vielleicht sollte er dieses Wort zu seinem Wort des Tages machen. Allein in den letzten fünfzehn Sekunden hatte er es gedanklich gleich fünfmal benutzt. Schön (sechsmal). Mit einem s, wie bei Seto – äh, Kaiba. Er kam schon wieder vom Thema ab.

„Joseph, deine Aufmerksamkeit. Ich wäre nicht abgeneigt, sie wenigstens die nächsten zwei Minuten in

Anspruch nehmen zu dürfen. Ich muss dir nämlich noch etwas sagen."

/Seit wann bin ich bei Seto?!/

„Joey..."

/Unmöglich. Anscheinend hab ich doch 'nen Yami. Oder ich bin einfach schizophren. Oder bloß übertrieben paranoid. Oder alles zusammen. Ich bin schizophren, da ich einen paranoiden Yami habe und drehe gerade voll am Rad. Ich verzweifle hier. Ich werd wahnsinnig./

„JOSE-"

Joeys Kopf ruckte hoch und Nico brach ab, als die Tür des Büros schwungvoll aufging und ein junger Mann, nein, eigentlich mehr ein Junge - also sowohl den Mann streichen und das Adjektiv substantivieren - hektisch in den Raum stolperte.

„Kaiba?"

Wäre dies ein Cartoon gewesen, Joeys Augen wären Tellergroß gewesen.. Das war doch nicht wahr. Er?! Mit jedem hätte er hier gerechnet, aber ganz sicher nicht mit ihm. Groß und schlank, trotzdem kräftig gebaut, sturmgraue Augen, kurze rote Haare und ein schwarzer Anzug mit bordeauroter Krawatte.

Alister.

/Alister? Hier?! Als ich ihn das letzte Mal - und ich muss zugeben auch einzige Mal - gesehen habe, hat er bewusstlos in Kaibas Armen gelegen, weil er gerade seine Seele in einem Duell verloren hatte./

In Kaibas Armen ... Nein, er sollte sich lieber nicht allzu lange mit diesem Gedanken beschäftigen, noch dazu, weil ihn wieder dieses störende und nicht gerechtfertigte Gefühl der Eifersucht zu übermannen drohte. War er anormal?

Um noch mal zu meinem ursprünglichen Ausgangspunkt zu kommen. Alister hier?! Er hatte damals für Dartz gearbeitet, genau wie Valon. Aber hieß es nicht immer, Alister würde Kaiba hassen? Hatte Joey nicht immer angenommen in ihm einen Seelenverwandten, was die Abneigung gegen Kaiba anging, gefunden zu haben? Warum arbeitete er dann hier?

Alisters Blick wanderte suchend durch das Büro, fiel auf den Ledersessel hinter dem Glasschreibtisch und

blieb an Joey hängen.

„Was geht denn hier ab?“

Joey wollte sich nicht vorstellen, wie er reagiert hätte, hätte er sich in seinem Leben jemals mit einem Hund im Sessel eines Firmenleiters konfrontiert sehen müssen. Was er jedoch wusste, war, dass das daraus resultierende Bild befremdlich und in keinster Weise natürlich wirken konnte. Vielmehr paradox.

„Er ist Kaiba-samas Hund", schaltete Nico sich ein und bewahrte Alister offenbar vor einem nahenden Nervenzusammenbruch. Der Rothaarige schnappte überrascht nach Luft. „Kaibas Hund? Kaiba hat einen Hund?!"

„Du hast es erfasst, Hübscher."

Alister Hob den Kopf und fixierte einen Punkt an der Wand neben Joey. „Hübscher? ", wiederholte der Grauäugige forschend und verengte Nachdenklich die Augen. Joey folgte seinem Blick und stöhnte innerlich.

/Da ist die Kamera? Und ich hab sie nicht bemerkt, ich Idiot. Aber clever gemacht. Schön versteckt in

den Portrait des weißen Drachen./

„Nico?“ In Alisters Stimme lauerte Misstrauen. „Brennen deine Schaltkreise gerade durch? Hübscher? Ich bitte dich!"

„Nicht, dass ich wüsste, Alister", kam es höflich zurück.

„Ach meinst du, ja? Ich habe aber das Gefühl, dem wäre so."

„Wie kommst du darauf, Hübscher?"

Stumm und verblüfft sah Joey zwischen dem Portrait und Alister hin und her. Was bitte ging denn hier ab? Schaltkreise? Durchbrennen? Wo waren sie denn hier? Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Was, wenn Nico in Wirklichkeit ...

„Ich habe dich programmiert, Nico", kam es trotzig von Alister, „Meinst du nicht, dass ich durchaus berechtigte Annahmen hege, wenn ich sage, dass etwas mit dir nicht stimmt."
 

Joey spürte, wie unter seinem Fell jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Das konnte doch nicht sein. Das durfte doch nicht sein. Unmöglich. Nico war...nein, N.I.C.O war ein ...

/Ein Programm? Ein dummes Programm?! Ein Computerprogramm, mehr nicht?! Und darauf

war ich -/ Irgendwie fühlte er sich verarscht. Und unter all dieser Empörung spürte er, wie ihm das Blut schlagartig zurück ins Gesicht strömte und er unter seinem Fell tiefrot anlief.

/Ich war eif - nicht eifersüchtig auf einen Computer? Lieber Gott, was hab ich verbrochen, dass ich so getäuscht werde?/

„Sollte ich von uns beiden nicht am besten wissen, wie es um meine Schaltkreise steht?", fragte NICO

gut gelaunt mit einem leicht stichelnden Unterton in der Stimme. Von Alister kam daraufhin nur ein verstimmtes Grummeln.

„Um nun zu etwas Ernsthaftem zu kommen", fuhr NICO nun um einiges förmlicher fort. „Du wolltest Kaiba-sama sehen?"

„Ja."

„Ich an deiner Stelle würde lieber so viel Abstand wie möglich zwischen mir und ihm suchen. Du kannst von Glück reden, dass er gerade nicht hier ist, sondern nur sein Hündchen auf sein Büro aufpasst. Er schien mir sichtlich verstimmt, obgleich deiner Aktion im Schaltraum meines Hauptrechners."

Joey sah Alister schlucken. „Ach das. Das war ein Unfall. Ich hab einen falschen Befehl eingegeben und einer der Hauptserver ist ausgefallen."

„Das brauchst du mir nicht zu erzählen, Alister", belehrte NICO - ach, es war einfach zu übertrieben das

NICO noch überdeutlich zu betonen, blieben sie einfach bei Nico, es kam auf dasselbe hinaus und war

nicht so umständlich, „ich war die Erste, die es bemerkt hat."

„Stimmt ja", gab der Rothaarige widerwillig zu und fasste sich nachdenklich an den Hinterkopf, „Und du meinst, ich hätte Glück, ihm jetzt nicht über den Weg zu laufen? Ist er so wütend? Wegen diesem kleinen Missgeschick?"

"Dieses kleine Missgeschick, wie du es nennst, hat in den unteren fünf Etagen der Kaiba Corporation einen kleinen Stromausfall ausgelöst. Ich denke nicht, dass Kaiba-sama dies entgangen ist."

„Was?!", kam es geschockt von Alister, bevor er unruhig wurde. "Verdammt. Das bedeutet - oh Schande, Kaiba

lyncht mich."

„Wenn du Pech hast, wird er das tun."

„Zum Glück ist er im Moment nicht hier. Nur sein ... Hund." Er musterte Joey eingehend, welcher den Blick mühelos erwiderte. „Sag mal, Nico, seit wann hat Kaiba einen Hund?"

„Seit etwas mehr als einer Woche."

"Ah ja." Noch immer sah Alister den Blonden unverwandt an. „Und warum ist er hier?“

„Er spielt den Wachhund des Büros. Und bevor du fragst, sein Name ist Jose-", setzte Nico bereits an, doch Joey warf dem Portrait einen warnenden Blick zu, was sie abbrechen ließ. „Ich meine Joey", berichtigte sie sich rasch.

„Joey?", wiederholte Alister nachdenklich und fasste sich ans Kinn. „Ich kenne den Namen."

/Natürlich kennst du den. Valon hat doch, als er damals so erpicht darauf war, sich mit mir zu duellieren, dauerhaft rausposaunt, er wolle, ich zitiere, gegen den Versager, Joey Wheeler, antreten und ihn

in den Boden stampfen. Das hat er dir gegenüber doch sicher auch ein, zweimal verlauten lassen, Alister./
 

„Alister?", fragte Nico Sekunden Minuten später. „ich will dich zu nichts drängen, aber wenn du vorhaben solltest, Kaiba-sama heute aus dem Weg zu gehen, dann möchte ich anmerken, dass sein Büro dafür nicht unbedingt der geeignete Ort ist. Ich möchte dich nicht unnötig beunruhigen, aber er befindet sich derzeit auf dem Weg hierhin."

„Was?!“ Alister schreckte auf und sah sich beunruhigt um. „Verdammt, ich muss hier weg, wenn mir was an meinem Leben liegt! Nico, du sagst ihm nicht, dass ich hier war."

Mit diesen Worten hastete er zu Tür, riss sie auf und wollte schon hinauseilen, doch dieses Vorhaben wurde durch die Tatsache zunichte gemacht, dass er frontal mit einer Person zusammenstieß. Langsam, wanderte Alisters Blick von der Jacke eines weißen Anzuges nach oben, über eine blaue Krawatte, hoch zu dem Gesicht der Person, aus dem ihm zwei blaue Augen wütend entgegenfunkelten. Joey bemerkte, wie Alister bei dem Blick sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Verständlich.

„Ich muss es ihm gar nicht sagen", bemerkte Nico trocken.

„Oh, hallo Kaiba", versuchte sich Alister mit übermäßiger Freundlichkeit aus der Affäre zu ziehen. „Was für ein Zufall, dass ich dich hier treffe."

„Das ist meine Firma", stellte Kaiba sachlich fest. Joey hörte an seinem Tonfall, dass er sich stark beherrschen musste, um ruhig zu bleiben.

„Ja, das stimmt", gab Alister, noch immer betont fröhlich, zu, „aber ich meine ja auch hier. Ausgerechnet." Er lachte - oder versuchte zumindest einigermaßen überzeugend zu lachen.

„Das ist mein Büro."

„Oh", anscheinend schien Alister seine Aussichtslosigkeit allmählich zur Gänze bewusst zu werden. „Ja ... stimmt, ja ..."

„Aber da du ohnehin schon hier bist", fuhr Kaiba nun um einiges gefasster fort, trat ein, was Alister

automatisch ein paar Schritte nach hinten machen ließ, und schloss sorgfältig die Tür hinter sich, bevor

er sich wieder dem anderen zuwandte, „kannst du auch gleich hier bleiben. Ich wollte ohnedies mit dir

reden."

„Weißt du", versuchte Alister anzumerken, „das trifft sich gerade leider ganz schlecht. Ich müsste da nämlich noch etwas Wichtiges erledigen. Ganz dringend. Das kann nicht -"

Alister!"

Der Gerufene zuckte zusammen und blinzelte unschuldig. „... ja?"

„Setz dich." Diese Worte duldeten keinen Widerspruch, das sah auch Alister ein und so fügte er sich seufzend

seinem Schicksal, ging zu dem Schreibtisch und ließ sich auf einem der Besucherstühle nieder. Kaiba nickte

zufrieden und ging ebenfalls auf den Schreibtisch zu. Er bemerkte Joey erst, als er direkt neben dem Sessel stand. Eine seiner Augenbrauen schwang elegant in die Höhe. „Was machst du denn hier?"

/Das willst du gar nicht wissen./

Natürlich hatte Kaiba mit keiner Antwort gerechnet und so beugte er sich vor, und gab Joey einen sachten Klaps auf den Kopf. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich benehmen?“

Joey begegnete seinem tadelnden Blick mit sprichwörtlichen Hundeaugen. Kaibas Mundwinkel zuckten Kaum merklich, während seine Hand auf Joeys Rücken wanderte und ihn leicht anschob. „Na komm, mach Platz.“

/Das überhöre ich jetzt mal geflissentlich/, murrte Joey, der sich zu seiner eigenen Verwunderung viel zu besänftigt durch Kaibas Hand auf seinem Fell fühlte, obwohl er eigentlich Entrüstung angesichts der Worte hätte spüren sollen. Was war auf einmal mit ihm los?

Dennoch gehorchte er der Bitte und sprang von dem Sessel, blickte abwartend zu dem Größeren auf, als erwartete er ein Lob für seine Gefügigkeit. Kaiba nickte ihm zu. „Du kannst es dir in einem der anderen Sessel

bequem machen."

Dann richtete er sich auf und ließ sich anschließend in einer fließenden Bewegung in seinen Sessel sinken. Er stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und verschränkte seine Hände ineinander. „Und nun zu dir", sagte er leise und eindringlich zu seinem Gegenüber. Dieser seufzte erneut und wandte den Blick ab. „Ja, ich weiß. Ich hab einen Fehler gemacht. Soll nicht wieder vorkommen."

Immer noch leicht irritiert stand Joey neben Kaiba und wunderte sich, über das anhaltende Gefühl der Zufriedenheit. Und das alles nur, weil - er schüttelte einmal heftig den Kopf, um wieder klarer denken zu

können. Er brauchte einen gemütliches Ort, um nachzudenken und da bot sich der dunkle Sessel neben Kaibas Schreibtisch geradezu einladend an.

„Ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht", sagte Kaiba nun ruhig und ließ Alister dabei keinen Moment aus den Augen. „Wohlmöglich war es ein Fehler, dich hier einzustellen."

„Bitte?!", kam es erstaunt von Alister. „Aber Kaiba! - Chef", korrigierte er sich mürrisch, als er die gehobene Augenbraue und Kaibas Blick registrierte. „Das war ein Fehler, so was kommt vor."

„Du hast einen Teil des Hauptservers und einige Etagen meiner Firma lahm gelegt", bemerkte Kaiba gereizt. „Von so was kommt vor kann da nicht die Rede sein.“

„Es war ein Unfall!", beteuerte Alister nachdrücklich.

„Ein teurer Unfall", berichtigte ihn Kaiba.

„Es tut mir ja Leid", gab der Alister nach und konnte dabei nicht verbergen, dass er sich nicht gerne entschuldigte. Kaiba schüttelte den Kopf. „ Trotzdem kann ich es nicht dulden. Du verdankst die Tatsache, dass du hier noch arbeitest, einzig deinem Talent im Programmieren. Da verwundert es doch eigentlich, wie dir ein derartiger Anfängerfehler unterlaufen konnte."

Zufrieden rollte Joey sich auf dem Sessel zusammen, während die anderen beiden ihr Gespräch fortsetzten. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er ihnen zuhören konnte. Warum hatte er immer noch dieses seltsam zufriedene und erleichternde Gefühl? Etwa wegen Kaiba? Was sollte das denn? Das war doch nicht normal.

Schon heute Nacht, als er in Kaibas Bett hatte schlafen dürfen, hatte seine Gedanken ungewöhnliche Richtungen eingeschlagen. Alles, was seine Gefühle momentan außer Kontrolle brachte, hatte etwas mit Kaiba zu tun. Aber das konnte doch nicht sein. Begann er etwa, Gefühle zu entwickeln. Gefühle für ... für ... nein! So war es ganz sicher nicht. Er bildete sich hier irgendetwas ein.

Aber warum ... war er dann eben so erleichtert gewesen, als er erfahren hatte, dass Nico nur ein Computerprogramm und keine echte Frau war? Er war doch nicht eifersüchtig auf sie gewesen. War er nicht. Verdammt ... er war eifersüchtig auf sie gewesen. Und es hatte ihn gewurmt, dass Kaiba sich anscheinend so gut mit ihr verstand. Aber jetzt wusste er ja auch, warum. Nico war ein Computer und damit auf der Selben Höhe, auf der Kaiba sich sah. (Sein Ego war schon immer überdimensional groß gewesen.)

Typisch. Und er konnte noch nicht einmal behaupten, alles hätte sich zum Guten gewendet, weil er sich jetzt mit seinen verrückt spielenden Gefühlen konfrontiert sehen musste.

„Weißt du, Alister", Kaiba machte eine Pause, während der er kurz die Augen schloss, sie eine Sekunde später jedoch wieder öffnete und fortfuhr, „du wolltest hier arbeiten. Es war deine Idee. Du hast von einem Tag auf den anderen plötzlich vor der Kaiba Corporation gestanden und behauptet, du wolltest hier arbeiten. Und alles nur, weil du Schuldgefühle gegenüber mir hättest, wegen der Sache mit Dartz damals, als der dich auf mich gehetzt hat. Ich habe dir an dem Tag gesagt, dass du dich für nichts verpflichten müsstest, aber du wolltest es. Ich habe es akzeptiert. Trotzdem musst du schon etwas leisten, um hier bleiben zu können."

„Ich habe etwas geleistet!", entgegnete Alister. „Ich habe Nico entworfen. Ich habe sie auch programmiert." Kaiba musterte ihn abschätzig.

„Ich muss zustimmen, Kaiba-sama", schaltete Nico sich nun auch in das Gespräch ein. Mit meiner Entwicklung hat er sich wahrlich selbst übertroffen. Und auch mit der Wahl meines Namens. N.I.C.O. Network Intelligence as a Cybernetic Object. Ich kann behaupten, meine Schaltkreis sind erfüllt von Stolz.“

„Du wurdest programmiert, das zu sagen", stellte Kaiba pedantisch fest. „Aber ja, ich muss zugeben, es bedarf schon einiges an Können, ein Programm wie dich zu entwickeln, Nico. Was nicht bedeutet, Alister, dass du -"
 

Er wurde durch das erneute Öffnen der Tür unterbrochen. Vivian Wong streckte strahlend wie die Sonne den Kopf in das Büro. „Huhu!"
 

Kaibas Mundwinkel zuckte einen Moment lang, doch er fasste sich augenblicklich wieder. Sein Blick allerdings Sprach Bände und sagte mehr als tausend Worte: Gott stehe uns bei. Joey, der in dem weichen Sessel schon leicht eingenickt war, nachdem er alle nervigen Gedanken einfach beiseite Geschoben hatte, schreckte hoch und sah sich panisch um. /Diese Stimme!/

„Ich hoffe, ich störe nicht!" Noch bevor Kaiba, Alister oder in gegebenem Fall Nico etwas hätte erwidern konnte, war Vivian schon gänzlich eingetreten. Sie hielt ein voll beladenes Tablett in Händen und stöckelte mit ihren hohen Absätzen auf den Glasschreibtisch zu. Die Tür hatte sie einfach offen gelassen.

„Miss Wong", kam es mahnend von Kaiba. „Wir befinden uns in einer wichtigen Besprechung."

„Ich dachte, Sie wollten vielleicht etwas Tee und Kekse." Vivian hatte seine letzte Bemerkung einfach überhört. Sie setzte ein furchtbar gekünsteltes Lächeln auf und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.

„Wir wollen keinen Tee", sagte Kaiba schroff. „Und Kekse wollen wir auch nicht", fügte er drohend an Alister gewandt hinzu, der bereits einen Arm nach dem Gebäck ausgestreckt hatte, ihn nun jedoch schnell wieder zurückzog und unschuldig zur Seite sah.

„Nicht?", fragte Vivian verwundert. „Aber bei einer Besprechung tut etwas Nervennahrung doch sicher

gut."

„Nein danke." Der Tonfall Kaibas machte ohne Zweifel deutlich, dass dieser das Gespräch für beendet hielt. Anscheinend wollte Vivian sich nicht so schnell geschlagen geben. „Aber Kaiba, jetzt seien Sie doch nicht so. Ich kann Ihnen doch auch etwas anderes machen. Wollen sie Kaffee? Oder Cappuccino? Einen Espresso? Wir können heute Abend auch etwas schönes Essen gehen", fügte sie unschuldig hinzu.

Sofort stellten sich Joeys Ohren auf. /Wie bitte?!/

„Vivian", es war das erste Mal, dass Kaiba sie mit ihrem Vornamen ansprach. Sofort hing sie an seinen Lippen. „Ja, was kann ich für Sie tun?"

„Verlassen Sie mein Büro und nehmen Sei den Tee und die Kekse mit, bevor ich mich vergesse!"

Vivian blinzelte irritiert. „Aber Kaiba –“

„Sofort!"

„Wollen Sie wirklich keinen Kaffee? Kaiba!"

Die Augenbraue des Firmenleiters begann kaum merklich zu zucken, er versuchte krampfhaft ruhig zu bleiben und zählte innerlich bis zehn. Bis zwanzig ...

„Kaibaaa ...“

Fünfundzwanzig ...

„Kaibaaa ...!"

Einunddreißig ...

„Kaiba?", fragte Alister vorsichtig, dem die Anspannung seines Chefs nicht unbemerkt blieb.

Neununddreißig...

Joey bellte Vivian empört an. /Lass die Finger von Kaiba!/

Sechsundvierzig ...

Das Telefon klingelte.

Fünfzig.

Und Kaiba vergaß sich.
 

oOo
 

„Kaiba?"

„..."

„Chef?", wurde verdrießlich berichtigt.

Was? ", war die gereizte Antwort. Alister biss gedankenverloren in einen Keks, den er gerade noch ergattert hatte, bevor Kaiba wenige Minuten zuvor der Kragen geplatzt, er Vivian eiskalt hinausgeworfen , anschließend haltlos ins Telefon geschnauzt hatte - nicht darauf achtend, wer am anderen Ende der Leitung war - schließlich ganz einfach alle Telefonleitungen gesperrt hatte und letzten Endes wutschnaubend in seinem Sessel zurückgesunken war. „Wenn du Vivian offensichtlich so wenig leiden kannst, warum hast du sie dann überhaupt erst hier eingestellt?"

Erneut stellten sich Joeys Ohren reflexartig auf und er hob den Kopf, den er vorher noch auf seine Vorderpfoten gebettet hatte. /Das würde mich auch brennend interessieren./

Kaiba massierte sich wenige Sekunden lang mit zwei Fingern die linke Schläfe, bevor er einmal seufzte und zu erklären begann: „Das alles verdanke ich nur einem primitiven Versprechen, dass ich jemandem gegeben habe.

Es war vor vier Jahren. Ich hatte gerade die Kaiba Corporation von meinem Stiefvater übernommen. Er hatte mir zwar beigebracht, wie man eisern leiten und sich andere willig machen konnte, doch trotzdem beging ich den Fehler, einem Geschäftspartner etwas zu versprechen. Damals wusste ich nicht, wie er das Versprechen später einlösen wollte, doch vor ein paar Monaten schließlich, stellte sich dann heraus, dass ich seine Tochter, Vivian Wong, bei mir einstellen sollte. Und da ich anderen ungern etwas schuldig bin, willigte ich letztendlich auch ein. Mein Glück war einzig, dass nicht festgelegt wurden war, welche Stelle sie belegen sollte und ich beging den zweiten Fehler, als ich annahm, sie wäre als Sekretären halbwegs ertragbar. Dennoch bereue ich es, wenn ich ehrlich bin, denn ich befürchte, der Mann hofft, dass ich irgendwie mit VivianWong zusammenkomme." Das letzte Wort spie er förmlich aus.

Joeys Nase zuckte und er fletschte die Zähne. /Wie bitte?! Was will der Kerl?! Zeig ihn mir und ich wird mal ein ernstes - oh Gott, ich tu es schon wieder. Ich werde schon wieder auf jemanden ... es ist doch zum Verrücktwerden!/ Joey vergrub frustriert den Kopf unter dem blauen Kissen des Sessels.
 

/Ich will nach Hause in mein Kuschelkörbchen .../



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (29)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hiraya
2010-11-06T00:45:23+00:00 06.11.2010 01:45
=_= ich war hier

gute nacht geschichte... gnah.... ich wollte um 12 im bett sein
schnief.... wenn ich fertig bin gibts nen richtigen kommi, bin zu müde
Von:  Yamis-Lady
2008-06-15T12:01:37+00:00 15.06.2008 14:01
*lol*
ein computer, der fast denselben namen trägt wie ich XD

das kapitel war wiedermal spitzenklasse ^.~b
ich mag deinen stil unwahrscheinlich!

außerdem hast du die begabung, die kapitel so enden zu lassen, dass mann unbedingt weiterlesen MUSS!!
einfach nur toll! =3
Von:  Freyaria_Fire
2008-01-27T13:45:59+00:00 27.01.2008 14:45
Schön langes Kapitel!
Ich finde es einfach nur süß, dass Joey
jetzt plötzlich so extrem eifersüchtig
wird und dann in sein Kuschelkörbchen
will.

Bis bald dein Flammengirl0303
Von: abgemeldet
2007-08-12T20:18:05+00:00 12.08.2007 22:18
Also für den ersten Teil der Kaiba Co. Saga (Kap 12) ist es echt lang geworden!

Sehr lang!

Aber die inneren Konflikte von Joey sind echt der Hammer!

Echt geil! *grins*

Genau so auch die verschiedenen Streitgespräche! *höhöhö*

Nico erst!

Toll echt klasse! *hehehe*

DAs Kapi ist echt genial geworden!

Die Fortsetzung wird sicherlich auch supi, schauen wir mal, wie es weiter geht!

by by

Mimi
Von: abgemeldet
2006-12-27T20:46:21+00:00 27.12.2006 21:46
Oh Gott, er will nach Hause in sein Kuschelkörbchen^^ wie niedlich.
Ich find das Kapitel war eines der besten, auch wenn ich keinerlei Ahnung habe, wer Alister und Vivian sind…scheiße wenn man keine Fernseher hat…das muss ich an dieser Stelle einfach mal ganz offen zugeben^^
Aber Mokuba ist ja nun wirklich eine linke Bazille^^ Ich mein er treibt die Geschichte voran, aber sein Handeln hinterlässt bei mir einen negativen Nachgeschmack.
Nur gut, dass der Kleine noch so jung ist, sonst könnte man ihm ernsthaft böse werden^^
eLGe
Von:  bebi
2006-12-17T00:28:36+00:00 17.12.2006 01:28
Das Kapi war echt lang...anz schöne strecke, aber ich kann immer noch nich aufhören. Die story is zu gut. ^^
Von:  Firesplash
2006-03-19T14:12:11+00:00 19.03.2006 15:12
Huiiii~ nun hab ich die ganze FF gelesen.... und cih muss sagen... ich bin.. begeistert!!!!!! *__*
LogischerWeise, sonst hätt ich's nicht gelesen >>"""
Ich muss schon sagen.. die Idee ist einfach genial und der Schreibstil passt herrlich zu der Story!!!!
Und ich kann mir geradezu vorstellen, wie Seto da innerlich zu zählen beginnt, während er da von Vivian vollgelabert wird... *weglach* *den armen mal pat* XD""""
Und Katsuyas innere Monologe... und die NICHT vorhandene Eifersucht... herrlich XDDDDD *Lachtränen wegwisch*
Also... ich hoffe es geht bald weiter, denn ich bin ja schon einmal gespannt, was auf dem Foto waaa~r >.< *von Neugierde gepackt wurde*....
weiter sooo~!!!! ^.^V
Von:  blacki
2006-03-08T18:53:38+00:00 08.03.2006 19:53
*weglach* *deine ff erstmal inne favos gepackt hat* woahhh ^^ ich liebe deinen schreibstil ^^ echt genial ^^ und die story ansich is irre witzig und unheimlich spannend! mach bitte gaaaanz schnell weiter ja?? würde mich echt freuen ^^

viel glück noch das die ff auch zuende gebracht wird von dir wäre nämlich schade wenn nicht ^^

lieber gruß
blacki
Von: abgemeldet
2006-02-16T16:17:52+00:00 16.02.2006 17:17
Verzeihung...ich hab was Kommi schreiben angeht das Tempo einer Weinbergschnecke...

Ich fand dieses Chapter sehr gut gelungen, aber das beste war Joey´s Naivität ich mein wer außer Joey hätte nicht auf der Stelle gemerkt das es sich dabei um ein Computerprogramm handelt? Niedlich war auch das er volle Kanne eifersüchtig geworden ist. Aber wie ich ihn kenne steht er mal wieder auf der Leitung...

Hab mich sehr gefreut das es weiterging^^

bye Blackfláme
Von:  Morathi
2006-02-04T12:13:59+00:00 04.02.2006 13:13
*LOOOOOOOL*
oh man war des kapi geil *kicher*
joeys ständige NICHT-Eifersucht ist einfach genial ;)
nico is auch irgendwie richtig cool geworden. wie joey halb verrückt geworden is weil er sie nich gesehen hat und sie genau wusste, wer er is, da konnte er einem schon irgendwei leid tun ... irgendwie halt XD

was mcih interessiert is die frage, was nico joey noch so dringendes sagen wollte. vielleicht, wie lange das ganze wirkt? ne, oder?
Alister is auch cool. bin mal gespannt, wies da noch weitergeht ^^
war ein super kapi!
cu tsusuki


Zurück