Zum Inhalt der Seite

Guilty

Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kroatien – Wir kommen! Teil 3: Die Mumie(n?)

An dieser Stelle möchte ich die Moralkeule schwingen:

Diese ganze Sache hier ist rein fiktiv. Der Alkoholkonsum der Charaktere in dieser Fanfiction ist überhöht und unrealistisch dargestellt. Die Autorin weist darauf hin, dass bei Saufgelagen mit hoher Prozentzahl und „Genuss“ in jedem Fall eine Schädigung (Leber, Gehirnzellen, Nieren) eintritt.

Trinken ist nicht cool. Besoffen in der Ecke liegen und kotzen schon mal gar nicht.

Auch wenn er gesellschaftlich anerkannt ist: Alkohol ist eine Droge. Er kann süchtig machen.

Daher die Warnung: Nehmt das nicht auf die leichte Schulter und hütet euch vor dem so genannten Komasaufen.

Was ihr letztlich macht, bleibt euch überlassen, ich wollt’s nur gesagt haben.
 


 

Kroatien – Wir kommen! Teil 3: Die Mumie(n?)
 

Seufzend ließ sich Ray im Liegestuhl nieder, blies sich eine lästige Haarsträhne aus der Stirn und verkreuzte lässig seine Beine. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren die vier Blader träge und begannen den Tag sehr ruhig.

„Was wollen wir heute eigentlich machen?“, fragte der Chinese und drehte seinen Kopf zu seinen Freunden.

Tyson unterdrückte ein Gähnen und zuckte mit den Achseln.

„Was haltet ihr denn davon, ich hab irgendwo in diesem Reiseführer gelesen, dass man in Vodnjan eine Mumie besichten kann! Was sagt ihr?“, schlug Kenny vor.

„Ja, warum nicht, ich bin dafür“, erklärte Ray, „das wird sicher interessant!“

Auch Tyson war begeistert, ebenso Max, denn wann hatten sie sonst schon mal die Gelegenheit, eine echte Mumie zu sehen?

„Wofür? Was wird interessant?“

Tala kam, gefolgt von Kai, ins Vorzelt hinein und trocknete sich mit den Ecken des Handtuchs, das über seine Schultern hing, das Gesicht ab. Aus seiner roten Mähne, die nun schwer herunterhing, tropften viele Wassertropfen auf den Frotteestoff, der die Feuchtigkeit begierig aufsog. Die beiden Russen waren in den frühen Morgenstunden Schwimmen gewesen. Zu keiner Zeit war das Meer klarer, die Ruhe entspannender und das Wasser erfrischender als um kurz vor sieben. Kai und Tala hatten schließlich Urlaub und waren keinesfalls so verrückt, schon um fünf aufzustehen.

Nachdem Max ihnen von dem Vorhaben erzählt hatte, fischte Kai den Istrienführer aus einem Regal im Wohnwagen.

„Hm… Vodnjan sagst du? Hier steht… die Mumie liegt in der St. Blasius. Das heißt in einer Kirche, genauer gesagt hinter dem Altar…“

„Wollt ihr damit sagen, dass ihr auch mitkommt?“, fragte Ray hoffnungsvoll, denn sie hatten schon öfter feststellen müssen, dass sie mit Japanisch nicht viel weiter gekommen waren. Tala dagegen hatte sich schon sehr häufig als Übersetzer betätigt. Kein Wunder, die slawischen Sprachen waren sich sehr ähnlich und Kroatisch und Russisch lagen nah beieinander.

„Klar. Hört sich doch spannend an!“
 

Das Auto war startklar, bereit, dass sie alle einstiegen. Vorher jedoch besah Kai sich seine Truppe. Jeder der Jungen trug eine Skaterhose oder eine Abwandlung davon, dazu entweder ein Muskelshirt oder ein weites T-Shirt. Nur Ray fiel wieder aus dem Rahmen, er hatte sich ein traditionell chinesisches Oberteil ohne Ärmel ausgesucht.

Seufzend warf Kai noch einige Jacken in den Kofferraum.

„Wofür sollen die denn sein?“, fragte Tala und sprang hinter das Steuer.

„Kirche…“, murmelte Kai nur und nahm kommentarlos auf dem Beifahrersitz Platz.

Sie fuhren von ihrem Campingplatz hinunter. Hinter einer Kurve, das hatten sie schon oft gesehen, befand sich an der Straßenseite ein Restaurant und dort stand bis jetzt jedes Mal, als sie daran vorbei gefahren waren, ein Mann, der ein Spanferkel über einem Grill drehte.

„So ein Schwein am Spieß sieht wohl lecker aus… Bevor wir fahren, müssen wir das unbedingt mal probiert haben!“, meinte Tyson und winkte dem Mann, der sie auf das Ferkel aufmerksam machen wollte und warb.

„Ob das so lecker ist, wenn das hier an der Straße steht“, gab Kenny zu bedenken.

„Ey… Dieser Winke-Heini geht mir auf den Keks!! Wir sehen die olle Sau doch, außerdem sind wir hier schon 5 Mal vorbeigefahren!!“, murrte Tala genervt. Der Wagen ruckelte einmal, Tala rührte aggressiv am Schaltknüppel herum. Da legte sich eine Hand beruhigend auf seine.

„Hey… Komm mal runter. Wir haben keine Eile, reg nicht über die Ente da auf, okay?“

Rubine kreuzten seinen Blick. Der Rothaarige nickte langsam.

„Leute!!! Schaut mal da! Das sieht unglaublich toll aus!“

Ray zeigte auf die rechte Straßenseite und deutete auf einen Aussichtsturm.

„Das muss der Limski-Kanal sein“, erklärte Kenny mit Blick auf den Istrienführer.

„Wollen wir anhalten und uns das ansehen?“

Nicht nur Max wollte die schöne Aussicht erleben.

„Meinetwegen.“

Tala lenkte den Wagen auf einen Parkplatz. Sie stiegen aus. Ein großer hölzerner Torbogen war vor den Anfang eines geschlungenen Pfades gestellt worden, der hinauf zu einem hochsitzähnlichen Aussichtsturm führte.

Durch diesen Eingang wollten sie nun alle stürzen. Doch sie wurden aufgehalten. Ein Mann rief ihnen etwas zu:

„Oprostite!“

Die Jungen drehten sich um.

„Kako molim? Ja vas ne razumjem. Ja govorim samo malo hrvatski”, erklärte Tala dem Wärter, der nun an sie herangetreten war.

„Ah, wy gawaritje pa-ruski?“, fragte der Mann. Er hatte das anscheinend aus Talas Akzent und Dialekt heraus gehört. Das Team tauschte verwunderte Blicke aus. Sie waren mittlerweile an die Russische Sprache gewöhnt, weil Kai und Tala sich in diesem Urlaub oft genug in ihrem Zelt unterhalten hatten, leise zwar und sie hatten nur Bruchstücke gehört, aber es war durchaus zu verstehen gewesen.

„Da. But do you speak English? Not all of us are Russian”, erwiderte der Rothaarige nun.

“Of course. So, you want to get a ticket for the tower. That’s five Kuna for each of you.”

“Das sind 30 Kuna gesamt!”, rechnete Kenny vor.

„Und das sind ein bisschen mehr als 650 Yen, das ist doch nichts!“

Bereitwillig bezahlte Kai ihre Tickets und sie konnten endlich den Turm besteigen.

Die Aussicht war wirklich atemberaubend. Es ging etwa 60 Meter in die Tiefe, nicht direkt vom Turm aus, denn der stand noch auf eine Anhöhe. Der Limski-Kanal trennte zwei gebirgige Waldstücke voneinander, das Wasser glitzerte im Sonnenlicht.

„Wie hoch das hier ist!“, freute sich der Amerikaner und wirbelte von einer Seite der Plattform zur nächsten, um möglichst viel zu sehen.

„Und wie windig… es ist erfrischend kühl hier oben“, fügte Ray an und stützte sich am Geländer ab, schloss die Augen und genoss die leichte Brise. Tala zückte seine Digicam und schoss mehrere Fotos.

Tyson tippte ihm auf die Schulter: „Und jetzt von uns allen, ja?!“

Max drehte sich zu einem anderen Touristen um: „Excuse me, can you take a photo of all of us?“

„Gern!“

„Thank- Ach, vielen Dank!“, lachte der Blonde verlegen und zu sechst stellten sie sich für das Foto auf. Mit den Bergen, dem sonnigen Tag und dem blauen Himmel hatten sie eine sehr schöne Urlaubserinnerung. Sie würde ihnen sicher noch lange nachher gefallen.

„Hey, wollen wir vielleicht auch noch zum Limski-Fjord hinunter? Wir müssten dazu ein kleines Stück fahren. Könntest du das übernehmen, Kai?“, fragte Kenny schüchtern und schaffte es, sich von diesem Istrienführer loszueisen, den er beinahe verschlang. „Tala fährt so… sorry, aber… grausig!“

„Okay.“ Ein Grinsen huschte über Kais Gesicht und er wandte sich an Tala. „Tapferer Rebell, sei nicht traurig. Du darfst wieder ans Steuer, wenn du dich abreagiert hast!“

„Wenn du keinen Freiflug in den Kanal willst, würde ich an deiner Stelle zusehen, dass ich Land gewinne!“, drohte der Rothaarige und ballte demonstrativ seine Faust.

Aber Kai zwinkerte ihm einfach nur gelassen zu: „Ja lublju tebja to4e!“
 

Am Limski-Fjord angekommen, staunte die kleine Touristengruppe nicht schlecht.

„Seht mal, da baden welche!“, rief Max erstaunt aus.

Der Kanal war nun zum Greifen nah, es gab Bootsrundfahrten und sie hätten bequem auch ins Wasser springen können. Doch ein Blick auf die Uhr sagte ihnen, dass sie schon wieder weiter fahren mussten, wollten sie die Mumie noch besichtigen. So musste Tala auch einen Mann abwimmeln, der mit seinem charmanten „Hallo! Kommen mit, Panoramafahrt 1 Stunde!“ sie versuchte zu umwerben, aber dazu fehlte ihnen die Zeit.
 

Schließlich machten sie sich wieder auf den Weg in Richtung Vodnjan. Leider verpassten sie die Ortseingangs- und Ausgangsschilder und fuhren viel zu weit. Sie waren schon längst wieder aus der Stadt heraus, als sie in eine Schafherde mitten auf der Straße gerieten. Umkehren mussten sie ohnehin. Aber all das waren Erlebnisse, die sie so schnell nicht wieder vergessen würden.

Die Gassen innerhalb Vodnjans, die sie nehmen mussten, waren sehr eng. Kai hatte Schwierigkeiten und sorgte sich um die Außenspiegel. Die Jungen sahen aus dem Fenster. Farbe und Putz waren von den Wänden teilweise abgeblättert. Einerseits bot dies einen beklemmenden Einblick in die Stadt, andererseits zeugte das auch von ihrem besonderen Charme.

Kai parkte auf dem Hauptplatz vor der Kirche. Tyson ging voran, gefolgt von Max, dann kamen Tala, Ray und Kenny und zuletzt Kai. Er zauderte, die Schwelle des Eingangstores zu überschreiten und sah hoch zu dem Mauerwerk im neobarocken Stil. Er blickte zurück zu einem Haus, das nach venezianischer Spätgotik gebaut worden war. Flaggen wehten in einer lauen Brise. Auch hier bröckelte der Putz. Kai gab sich einen Ruck und trat ein. Sofort veränderte sich seine Haltung, er ging sehr gerade und still. Seine anmutigen Bewegungen zeugten von dem Respekt, dem er diesen Ort zusprach, als er sich staunend wie die anderen zu allen Seiten drehte.

Der Innenraum der Pfarrkirche war durch Arkaden gegliedert und einfach riesig. Nicht umsonst war er, mit einer Höhe von 25 Metern und einer Fläche von 1792m², der größte Istriens. An den Wänden hingen Bilder des Leidensweg Jesu, des Weiteren fanden sich an fast jeder Arkade Marienstatuen oder –bilder. Der Altarbereich war abgezäunt, der Altar selbst bestand aus Marmor und der Schmuck aus Blumen, Bildern und Kerzen. Links daneben befanden sich die Sakristeiräume, in dem das kleine Museum neben Sakralschätzen aus dem 5.-19. Jahrhundert auch die Mumien ausstellte.

An der linken Seite machte Kai außerdem Beichtstühle aus. Er wirkte nachdenklich. Doch folgte er den anderen, die schon zu einer Dame am Eingang des kleinen Museums gegangen waren.

„Wie viel kostet der Eintritt, um die Mumie zu sehen?“

„28 Kuna nur die Mumie. Mit Museum 38 pro Person.“

Ray meinte: „Also, mit Museum, oder? Wenn schon, dann aber auch richtig!“

Dem stimmten die anderen zu. Die Dame musterte die Jungen und erklärte Tyson dann, dass er so mit seiner Kleidung den heiligen Ort nicht betreten dürfe. Kai gab ihm die Autoschlüssel: „Hier, geh und hol dir ne Jacke.“

Das hatte er nämlich schon geahnt.

„Wie alt seid ihr denn alle? Wenn ihr noch unter 18 seid, kostet euch der Eintritt nur 23 Kuna pro Person.“

„Wir sind 15 und 16. Sechsmal dann bitte.“

„Das macht 138. Danke. Bitte wartet noch einen Moment, da sind noch welche drin.“

Tala nickte und reichte jedem eine Eintrittskarte. Da sie noch Zeit hatten, warteten sie und besahen sich die Kirche von innen.

„Schade, dass wir nicht fotografieren dürfen“, flüsterte Ray leise enttäuscht. Er war fasziniert von den Bildern und der Architektur. Kais Blick dagegen fiel auf die Opferkerzen rechts und links neben den Treppen zum Altar. Er kramte in seinem Portemonnaie, zückte acht Kuna und kaufte sich zwei Opferkerzen. Die zündete er bei den anderen an und stellte sie hinzu. Dann kniete er davor nieder, faltete die Hände und schloss die Augen. Lautlos bewegte er ab und an seine Lippen.

„Was macht er da?“, fragte Ray verdutzt und wandte sich an Tala, der seinem besten Freund mitleidig lächelnd dabei zusah.

„Beten. Für seine Eltern.“

„Echt? Sind sie etwa… tot?“

Betroffen betrachtete Ray seinen Leader.

„Er erzählt nicht viel von sich. Aber du weißt es, oder? Mehr als wir auf jeden Fall.“

Tala schüttelte den Kopf: „Wenn er euch von sich aus nichts erzählt, dann werde ich ihm sicher nicht in den Rücken fallen. Tut mir leid, Ray!“

Der Chinese nickte. Das wäre auch Kai gegenüber nicht fair. Da aber fiel Ray die Empfangsdame auf, sie winkte der kleinen Gruppe, dass sie nun ins Museum konnten. Tala trat an Kai heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Kommst du?“

Kai nickte und stand auf. Gemeinsam besichtigen sie nun die jahrhundertealten Überreste der Vergangenheit. Tyson, Max, Kenny und Ray blieben gebannt vor den Mumien stehen. Insgesamt waren es vier, darunter der heilige Bembo und Nikola Bursa. Das war Kultur, wie sie ihnen gefiel. Tala betrachtete hinter ihnen die Fotos, Vasen, andere Reliquien und lateinische Schriften. Geschichte hatte ihn immer schon wahnsinnig interessiert. Dann kam auch er zu den Mumien. Die Informationen zu ihnen erhielten sie über eine Kassette, die abgespielt wurde. Die Frau am Eingang hatte es in ihrer Sprache neu aufgelegt.
 

Kai lief langsam den Rundgang ab. Aber an der leisen Unterhaltung seiner Teamkollegen beteiligte er sich nicht, denn er ging hinaus und setzte sich in einen der Beichtstühle. Er wusste nicht, ob diese Kirche noch so funktionierte oder nur noch Touristenattraktion war. Außerdem hatte er noch nie gebeichtet. Doch er wollte es einfach mal versuchen.

„Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt….“

Der Vorhang fuhr zur Seite und eine männliche Stimme fragte: „Womit hast du gesündigt, mein Sohn?“

Kai erschrak. Er hätte nicht gedacht, dass dort wirklich jemand saß. Tief durchatmend richtete er sich gerade auf. Da er nicht wusste, wie er fortfahren sollte, meinte der Priester: „Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und Seiner Barmherzigkeit.“

Der Junge seufzte schwer.

„Ich habe noch nie gebeichtet, Pater.“

„Erzähl mir, was dich bedrückt, mein Sohn.“

„Ich habe in den letzten drei Jahren 27 Menschen umgebracht, 11 lebensgefährlich verletzt und 3 krankenhausreif geprügelt.“

Er hörte auf der anderen Seite ein erschrockenes Nach-Luft-Schnappen.

„Du bist nicht auf dem Pfad der Tugend, versuche, Gott in dir zu finden und auf ihn zu vertrauen.“

„Kann er mir Kraft geben?“

„Das kann er. Du musst ihm vertrauen. Deine Sünden sind schwerwiegend. Es war nicht recht, was du getan hast. Mein Sohn, sei standhaft und besonnen, der Herr wird dich führen. Jede Abweichung vom Pfad der Tugend kann eine Prüfung für dich und deinem Verhältnis für den, der da war, der da ist und der immer sein wird bedeuten.“

Kai wusste nicht, ob ihm das nun wirklich etwas brachte. Oder ob er sich jetzt besser fühlte. Hilfreich war ihm dieses Gespräch nicht gewesen. Dennoch fühlte er sich ein Stück freier als zuvor.

„Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Erbarme Dich meiner, o Herr“, meinte Kai, doch fiel ihm noch etwas ein, was er hastig dazwischen warf:

„Aber wenn ich nicht damit aufhören kann? Es passiert nicht immer absichtlich, aber ich weiß, dass es wieder geschehen wird. Kann ich Vergebung erwarten?“

„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. Ego te absolvo a peccatis tuis in nómine Patris et Fílii et Spíritus Sancti."()*

„Diese und alle meine Sünden tun mir von Herzen leid. Mein Jesus, Barmherzigkeit.“

Beide endeten mit einem Amen.
 

Kai trat unzufrieden aus dem Beichtstuhl heraus. Tala wartete bereits und empfing ihn mit einem überraschten Blick.

„Wie kann er mir die Absolution versprechen? Wie darf er mir die Sünden vergeben?“, zischte er dem Rothaarigen auf Russisch zu und verschwand aus der Kirche.

~Na das war wohl ein Griff ins Klo…~, dachte Tala und bekreuzigte sich ob seiner Gedanken sofort entschuldigend.
 

***
 

„AU! Verdammt, das tut weh!“

„Dann beweg dich halt nicht so!“

Tala und Kai hatten sich, nachdem sie wieder am Campingplatz angekommen waren, von den anderen verabschiedet und gemeint, sie wollten noch etwas trainieren. Die anderen wollten da lieber noch mal zum Strand hinunter gehen und die Sonne genießen. So hatten es die Russen leicht gehabt, unbeachtet ins Waschhaus zu gelangen.

„Du weißt aber schon, dass du dir deine Kriegsbemalung nicht ins Gesicht schmieren darfst?“

„Ja, leider. Aber einen Abend wird das schon in Ordnung gehen.“

Auch Dranzer gefiel er so viel besser. Der Phönix erschien und gurrte zufrieden.

„Ja, dass du auf Talas Seite stehst, war mir klar!“

„Wenn ich jetzt noch Wolborg rufe, dann steht es 3:1. Armer, kleiner Kai!“, grinste Tala und kniff dem Silberhaarigen in die Wange. Unwirsch schlug dieser nach seiner Hand.

Sie hatten sich eine Einzelkabine mit Dusche und Waschbecken ausgesucht. Kai saß auf der gefliesten Ablage neben dem Waschbecken, vor ihm stand Tala.

„Warum muss ich eigentlich die Frau sein?!“

Ein Mädchen in ihrem Alter, das auf ihren Bruder wartete, lauschte der Unterhaltung und bekam ganz rote Ohren.

„Weil du kleiner und zierlicher bist als ich, deshalb. Also stell dich nicht so an!“

Kai schwieg beleidigt und verschränkte die Arme.

„Wir hätten zwar auch Schnick-Schnack-Schnuck spielen können, aber dabei schummelst du ja immer!“

„Gar nicht wahr!“, beschwerte sich Kai, wurde dann aber wieder ernst.

„Zum Glück konnten wir uns loseisen. Aber was, wenn sie uns gefolgt sind?“

„Hör doch mal auf zu blinzeln und so böse zu gucken, ich hab das noch nie gemacht und das ist echt anspruchsvoll!“, meinte Tala ärgerlich, ging gar nicht auf Kais Einwände ein.

Dem Jüngeren dagegen tränten schon die Augen, da Tala ihm gerade die Augenbrauen zupfte. Was taten sie nicht alles für einen Auftrag!

Jetzt fühlte der Rothaarige sanft über Kais Wange.

„Hm…“

Er kramte in der kleinen Kulturtasche und zückte einen Nassrasierer und Wachsstreifen.

„Dein Grinsen macht mir Angst, Tala…“

Kai lehnte sich automatisch etwas zurück gegen den Spiegel, weg von ihm.

„Keine Sorge, aber wir wollen deine Haut doch so glatt wie einen Kinderpopo haben, richtig?“
 

„So, fertig!“

Begeistert und mit sich selbst zufrieden trat Tala von seinem ‚Kunstwerk’ zurück. Kai hopste vom Waschbecken und begutachtete sein Gesicht im Spiegel. Seine Wangen und seine Halspartie waren dank der Wachsbehandlung komplett gerötet, seine Augen von den Tränen geschwollen. Er hatte zwar während des Prozederes keinen Mucks von sich gegeben, war dafür aber jedes Mal zusammengezuckt.

„Gott!“, war seine einzige Reaktion.

„Ja, ich wusste schon immer, dass du zur Eitelkeit neigst…“, grinste Tala und fing sich für seinen Kommentar eine Kopfnuss ein.

„Jedenfalls…“, der Rothaarige rieb sich seinen leicht schmerzenden Hinterkopf, „sind jetzt deine Beine dran…“

„Das kann ich schon selber, vielen DANK!!“

Kai schob Tala energisch aus der Kabine und knallte ihm dann die Tür vor der Nase zu.

„Also, ich besorg dann jetzt die Tönung, danach geht’s ans Eingemachte!“

Tala hörte nur noch das ihm allzu bekannte Grummeln, was ihm bestätigte, dass Kai gehört hatte. Er bemerkte für sich, dass sein silberhaariger Freund bei diesem Auftrag sehr viel auf sich nahm.

Aber schließlich ging es um Kais Eltern.

Seufzend machte sich der breit gebaute Russe auf den Weg in den nächsten Supermarkt.
 

Leise schlich Tala zum Auto. Entweder waren die Waffen in einem versteckten Fach unter den Fußmatten bei der Rückbank oder eben im Wohnwagen verstaut, hatte Kai gesagt. Er selbst hatte nicht danach suchen wollen, in seinem Aufzug. Tala sollte ihn am Waschhaus abholen, er hatte sich in der Kabine eingeschlossen und wollte erst dann wieder herauskommen, wenn sie kaum Aufsehen erregten.

Der Rothaarige hatte extra eine kleine Tasche mitgenommen. Er hoffte nur, dass Kai soviel Weitblick besessen hatte, nicht die größten Revolver mitzuschleppen. Sie wussten nicht genau, wie sie vorgehen sollten, was die sicherste Methode war. Denn jetzt mussten sie auf ihre Sicherheit achten, sie konnten sich kein Risiko leisten, denn würden sie verletzt oder gar Schlimmeres, könnten sie sich verraten.

Die Bladebreakers waren sehr aufmerksam.

„Was machst du da, Tala?“

Der Rothaarige fuhr erschrocken herum. Gut, dass es dunkel war und Kenny seine Aufmachung nicht so deutlich erkennen konnte.

„Ich äh… hab meinen Perso irgendwo verloren, ich such ihn grad.“

„Soll ich dir helfen?“

„Nein, das geht schon, danke.“

Fieberhaft überlegte der Russe, wie er Kenny am besten abwimmeln konnte.

„Wollt ihr uns vielleicht begleiten? Gleich fängt hier auf dem Platz so ein kleines Festival an, mit Tanz und Musik. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen“, fragte der Brünette und wandte sich Richtung Vorzelt.

„Tut mir leid, aber wir haben vor, das Nachtleben in der Stadt zu erkunden!“

Endlich, Tala hatte gefunden, was sie brauchten. Er zögerte nicht und stopfte alles, was er fand, in die Tasche. Kenny verabschiedete sich: „Nun, wenn ihr euch ständig von uns absetzen wollt, bitte…“

Es klang traurig und verbittert, aber damit konnte sich Tala nicht befassen.

„Bis morgen!“
 

Kai war ziemlich schlecht gelaunt, als Tala ihn abholte und sie gemeinsam Richtung Stadt liefen, sogar für seine Verhältnisse. Aber wer konnte es ihm verübeln? Schließlich wollte keiner freiwillig als Frau getarnt in eine Disko dieser Sorte gehen. Doch zugunsten ihres Auftrages, um ihren Kontaktmann zu treffen und sich an ihn heran zu tasten, biss Kai widerwillig in die sprichwörtliche Zitrone.

„Komm schon, Kai, lächle mal!“

Der Silberhaarige sah zu Tala.

„Ich fühle mich unwohl! Der Rock ist so kurz! Nachher rutscht noch was darunter hervor!“

„Das passiert schon nicht, dafür hast du doch diese sexy Strumpfhose! Außerdem gefallen mir deine Haare.“

Kai hatte es geschafft, seine wilde Mähne zu bändigen und sie so zu frisieren, dass sie in seidigen Wellen auf seine Schultern herab fielen. Das dezente Make-up ließ ihn feminin erscheinen und der sanfte Braunton schimmerte hübsch im gelben, schwachen Licht der Straßenlaternen. Kai trug einen schwarzen Mini zu Lack-High-Heels mit Riemchen, darüber ein gelbes Top, das sein Tattoo verbarg und sich von seinen farbigen Kontaktlinsen in grün besonders abhob. Keineswegs waren sie so leichtsinnig, auch nur den kleinsten Teil ihrer wahren Persönlichkeit darzubieten. Selbst Tala hatte eine schlichte Farbe für seine sonst eisblauen Saphire ausgesucht und er war nun schwarzhaarig.

Sie waren schon fast am „Cat’s Eye“ angekommen, einem angesagten Club in der Innenstadt im Erwachsenenmilieu.

„Hier, ich hab dir sogar die kleine Taschenpistole mitgebracht, du kannst sie hinter das Strapsband klemmen an deinem Oberschenkel.“

Selbst diese kleine Waffe konnte starke weiche Schutzkleidung durchdringen. Eigentlich war sie ein Spielzeug für hochrangige Offiziere, sie war klein und leicht genug, um nicht aufzufallen, wenn sie getragen wurde.

„Oh, toll!“

Kais Sarkasmus war schon grenzwertig. Er stellte seinen Fuß auf einem Fahrradständer ab, schob den Rock hoch und versteckte das Pistolchen.

„Ich sterbe in diesen Schuhen, Tala! Auf dem Rückweg trag ich die nicht, das schwör ich dir!“, maulte er dann.

„Du bist verdammt attraktiv, wenn du deinen Arsch so rausstreckst. Bitte entfern dich nicht zu weit von mir.“

Tala machte sich Sorgen, er fürchtete, dass Kai in seinem jetzigen Outfit mehr als nur angebaggert werden würde. Kai richtete seine Kleidung wieder und hakte sich bei ihm unter.

Sie passierten die Security-Männer im Eingangsbereich.

„Und bleib in deiner Rolle“, erinnerte der Rothaarige ihn noch.

„Keine Angst, mein Hase, ich bleib dir treu. Du bist der mit dem Geld und ich bin deine Süße…“

Tala schlug ihm grinsend auf den Hintern.

„Dann such dir das richtige Opfer aus und hör dich um, Schatz.“

Kai warf Tala eine Kusshand zu, zwinkerte und verschwand, als Tala kurz wegsah, im Getümmel. Der Rothaarige musste zugeben, dass sein Partner durchaus heiß wirkte. Die Blicke der anderen Männer, die er auf sich zog, sprachen für sich.

Aber Tala würde sich jetzt zuerst an der Bar etwas unterhalten. Mal sehen, was sich ergeben würde…
 

„Nein, wirklich?“

Kai kicherte gekünstelt. Das schien aber nicht aufzufallen. Irgendwie war er an die Falschen geraten und kam nicht mehr weg. Ein Drink nach dem anderen wurde ihm spendiert, kaum war ein Glas leer, stand schon das nächste vor seiner Nase. So viel wie jetzt hatte er lange nicht mehr getrunken und noch war kein Ende in Sicht. Wie gut, dass er so trinkfest war!

„Süße, du hast uns noch immer deinen Namen nicht genannt…“, säuselte eine erregte Männerstimme nahe seinem Ohr und eine Hand streichelte seine Schenkel, fuhren langsam zur Innenseite. Kai überkam eine Gänsehaut vor Ekel.

„Ich bin Nadja – und kein Girl für eine Nacht.“

Er lächelte und schob die Hand ausdrücklich weg. Er bezirzte sie und war gleichzeitig bestimmend. Doch anscheinend war gerade auch dies das Reizende an ihm. Er entschuldigte sich. Über zwei Stunden hatte er hier nun schon vergeudet und von Tala war auch keine Spur. Er musste hier weg. Leicht torkelnd fand er den Weg zu einem Stehtisch weit entfernt von der Lounge, in der er vor Zigarettenqualm kaum noch Luft bekommen hatte. Kurz schloss er die Augen, ehe er begann, seine kleine Handtasche nach seinem Handy abzusuchen. Sein Sichtfeld war schon stark eingeschränkt. Wütend fluchte er.

„Na, na! Wer wird denn da so böse sein?“

Die Stimme war sanft. Überrascht hob er den Kopf. Er kannte seinen Gegenüber nicht. Hastig zog er den Reißverschluss der Tasche wieder zu und wollte gehen. Doch der blonde Mann hielt ihn auf.

„Darf ich dir einen Drink spendieren? Ist jetzt wirklich keine dumme Anmache…“

„Nein gar nicht, im nächsten Atemzug möchtest du mir nämlich erklären, dass du unbedingt Kinder willst und den Weltfrieden, nicht wahr?“

„So in etwa hatte ich mir das gedacht.“

Beide grinsten.

„Gut. Dann darfst du.“

„Ich bin übrigens Jesco.“

Er gab ihm die Hand.

„Nadja.“
 

‚Verdammt, wieso gehst du nicht ans Handy?’, dachte Tala nervös. Er hatte recht schnell ihren Kontakt gefunden und saß mit ihm in einem hinteren, abgeschirmten Bereich, der nur VIPs zugängig war.

Sie regelten gerade die Finanzen.

Tala klappte einen silbernen Koffer auf. Wie in diesen kuriosen Mafia-Filmen war er gefüllt mit Geld. Der Jugendliche zeigte dem Mann im seriösen braunen Anzug vor ihm die vereinbarte Summe. Im Gegenzug erhielt er eine dicke Aktentasche. Tala inspizierte den Inhalt, las flüchtig alles durch. Genauso wie sein Vertragspartner das Geld zählte. Dann überreichte man ihm auch noch einen Karton, gerade mal so groß wie ein handlicher Bestseller-Roman.

„Was ist da drin?“

„Das weiß Domovoi schon. Gib es ihm einfach. Er wird sich freuen. Ich bin sehr zufrieden mit ihm, sag ihm das.“

Tala nickte und schüttelte dem Mann die Hand, stand dann auf.

„Ich danke Ihnen. Es tut mir leid, aber ich muss jetzt meine Freundin suchen, sie hätte Sie bestimmt gerne kennen gelernt. Ich habe sie aber leider in der Menge verloren.“

„Vielleicht kann ich dir da behilflich sein. Wir haben Zugriff auf die Überwachungskameras.“

Der Ältere schnippte mit den Fingern und ihm wurde ein Notebook gebracht. Tala suchte den Bildschirm nach Kai ab.

„Und, siehst du sie irgendwo?“

„Nein… Moment… das könnte sie sein…“
 

Kai lachte herzlich. Er hatte sich schon lange nicht mehr so gut amüsiert, und es war auf eine besondere Art befreiend, dass es nicht Tala war, der ihn zum Lachen brachte. Fast schon vergaß er, weshalb er eigentlich hier war und dass er sich als jemand anderes ausgab.

„Willst du vielleicht mit mir tanzen, Nadja?“, fragte Jesco überraschend.

Das holte Kai in die Realität zurück. Er senkte den Blick.

„Du wirst das bereuen. Ich will immer führen.“

Doch Jesco kam näher und legte einen Arm um seine Taille. Mit der anderen Hand streichelte er Kai über die Wange. Er zog ihn fest an sich heran. Kai gefror zu Eis, stand steif in der Umarmung. Was sollte er denn jetzt tun, ohne sich zu verraten?

Er kannte diese Haltung, wollte Jesco ihn etwa küssen? Bloß nicht!

Kai wackelte mit dem Fuß und tat so, als sei er umgeknickt. Dabei stieß er Jesco von sich, brachte wieder Abstand zwischen sie.

„Entschuldige, ich gehe mir etwas Eis holen.“

Gekonnt humpelnd und entschuldigend lächelnd machte Kai sich auf zur Bar. Er atmete tief durch. So etwas durfte ihm nicht noch einmal passieren!
 

Talas Augen weiteten sich. Was tat der Typ da? Irgendetwas schüttete er doch in Kais Cocktail!

„Wo ist das?“, fragte er seinen Vertragspartner und deutete auf den Bildschirm des Notebooks.

„Das müsste nahe dem Eingang sein.“

Der junge Russe nickte, dankte und stand auf. Anscheinend musste er bei seiner ~Perle~ einmal nach dem Rechten sehen.
 

„Geht’s wieder?“

„Ja.“

Auf den leichten Schrecken und die Spannung von eben trank Kai seinen Martini leer. Er fasste an seine Stirn. Ihm war schwummrig. Alles drehte sich. Hatte er soviel getrunken? Das war ihm in dem Maße noch nicht passiert. Er hielt sich am Tisch fest. Dabei bekam er nicht mit, wie Jesco ihm noch etwas bestellte, aus einer kleinen handlichen Flasche unbemerkt noch etwas beimixte und es ihm dann vor die Nase hielt.

„Möchtest du ein Glas Wasser?“, fragte er scheinheilig besorgt.

„Danke.“

Kai trank es in einem Zug leer. In dem Moment ergriff der Schwindel gänzlich von ihm Besitz. Jesco war natürlich zur Stelle und fing ihn rasch auf, zog ihn an sich.

„Besser, ich bring dich nach Hause, was?“

Da tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. Als er sich umdrehte, krachte ihm eine Faust hart wie Stein ins Gesicht. Es knirschte vernehmlich.

„Scheiße, Mann! Was soll denn das?!“

„Nimm sofort deine dreckigen Wichsgriffel von meiner Freundin!“
 

Tala hatte alles mitangesehen, auf dem Monitor sowie real. So schnell ihn seine Beine trugen, war er herbeigeeilt. Und in ihm kochte eine Stinkwut.

Darüber, dass Kai nicht aufgepasst hatte.

Darüber, dass dieser Wichser vor ihm seinem besten Freund etwas ins Glas geschüttet hatte.

Jetzt packte er Kai am Arm und zog ihn unsanft zu sich hinüber.

„Halt deine Hackfresse oder du hast mein Knie dort sitzen, wo es dir besonders weh tut!“

Tala spuckte Jesco auf die Schuhe und wischte sich die mit dem Blut seines Kontrahenten verschmierte Hand an seiner Hose ab. Dann schritt er forsch von dannen, Kai im Schlepptau.

„Oh schau mal, Pinguine!!“, rief dieser plötzlich, als sie Richtung Küche zum Hinterausgang liefen.

„Nein, Kai, das sind die Kellner und Bediensteten hier, reiß dich zusammen!“, zischte Tala und führte den stark Wankenden durch den Raum.

„Ich weiß, aber sie sehen aus wie Pinguine… als hätten sie einen Stock verschluckt!“

„Kai, sei jetzt still oder ich verliere meine Geduld, ehrlich!“

Und Kai blieb stumm. Als die kühle Nachtluft sie empfing, war es, als schlüge ein Vorschlaghammer auf ihn ein. Nun knickte er wirklich mit seinen Absätzen um, riss sich eine Laufmasche und fiel auf die Knie.

„Verflucht! Ich hasse diese Schuhe!“, lallte Kai wütend und riss sich die Sandalen kurzerhand von den Füßen und schmiss sie weit von sich auf eine Wiese.

„Mensch…“, fing Tala an, doch er zeigte Mitleid. Lächelnd hockte er sich neben Kai.

„Ich trag dich. Komm.“

Der normalerweise Rothaarige half Kai wieder auf die Beine. Es wäre sinnlos, ihn selbst gehen zu lassen, gerade gehen konnte Kai nämlich schon längst nicht mehr. Und das sollte etwas heißen!

Also trug er ihn wie eine Braut Richtung Campingplatz.

Kai lehnte seinen Kopf an Talas starke Schulter. Er kam sich in diesem Moment wahnsinnig unfähig, weibisch und kindisch vor. Aber Tala schien das nichts auszumachen.

„Ja tebja lublju, Yuriy, snajesch ti eto?“

„Da, ja snaju.“

Er verstand ganz genau, was Kai meinte.
 

***
 

„Was ist das hier für ein Lärm?“

Schlaftrunken kam Ray ins Vorzelt. Kai saß am Tisch, den Kopf auf die Arme gebettet, und stierte auf den Boden. Es war früh am Morgen, vielleicht gerade vier oder fünf Uhr.

„Hat Kai gesoffen?“, fragte der Schwarzhaarige Tala und deutete auf seinen reglosen Leader.

In weiser Voraussicht hatte ihn der Rothaarige beim Waschhaus, wo sie ihre Wechselkleidung deponiert hatten, umgezogen und das Make-up entfernt. Er hatte sie beide soweit wieder hergerichtet, dass sie wieder wie Kai und Tala aussahen.

„Unter anderem“, beantwortete Tala Rays Frage und breitete eine leichte Decke über Kai aus.

„Aber ich denke, es waren K.O.–Tropfen oder ähnliches, jemand hat ihm was in den Drink geschüttet.“

„Was? Und wenn es etwas anderes war?“

„Glaub ich nicht… Außerdem kann er sich kaum an irgendwas erinnern und wirklich ansprechbar ist er auch nicht.“

„Das trifft auch auf jedwede andere Droge zu…“

„Mir is’ schlecht…“, meldete sich auf einmal Kai zu Wort. Er versuchte aufzustehen, schwankte stark und riss fast den Stuhl mit sich zu Boden. Ray war sofort bei ihm und stützte ihn, Kai aber warf sich auf alle Viere.

„Schnell, einen Eimer!“, rief Ray, als er merkte, dass Kai zu würgen begann.

Hektisch sah Tala sich um, konnte aber keinen Eimer entdecken. Er griff zum erstbesten Behälter, den er sah und hielt ihn unter Kai. Keine Sekunde zu spät. Kai erbrach sich in die Bratpfanne. Stirnrunzelnd sah Ray zu Tala.

„Hättest du nicht etwas anderes finden können?“

„Keine Zeit!“

„Gut, dass die anderen das nicht sehen.“

Mitfühlend hielt Ray seinem Leader die Haare aus dem Gesicht und streichelte seinen Rücken.

„Nicht..“, flüsterte Kai. Die Berührung, die sanfte Streicheleinheit sorgte für einen erneuten Brechreiz.

„Besser, wir packen ihn gleich auf die Liege. In unser Zelt kommt er heute nicht mehr“, erklärte Tala und seufzte. Aber immerhin: Krowawaina Boina hatte einen weiteren Auftrag erfolgreich erledigt.
 


 

~*~*~+~*~*~

Vokabeln

Ja, das sind sie wieder, unsere geliebten Vokabeln ^^ Diesmal sogar mit Kroatisch, gut ne?

Oprostite! [kroatisch] - Entschuldigung

„Kako molim? [kroatisch] - Wie bitte?

Ja vas ne razumjem.[kroatisch] - Ich verstehe Sie nicht.

Ja govorim samo malo hrvatski [kroatisch] - Ich spreche nur wenig Kroatisch.

Ah, wy gawaritje pa-ruski - Ach, sprechen Sie Russisch?

„Ja lublju tebja to4e!“ - Ich liebe dich auch!

„Ja tebja lublju, Yuriy, snajesch ti eto?“ - Ich liebe dich, Yuriy, weißt du das?

„Da, ja snaju.“ - Ja, das weiß ich.
 

Hinweise zu den Währungen:

1 Euro sind ca. 7,127 Kuna.

1 Euro sind auch etwa 155 Yen (Stand Donnerstag, 25. September 2008)
 

Übrigens: Die Angaben zu der Kirche St. Blasius sind echt. Ich mag meinen Istrienführer ;)
 

()* So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
 

Und: jaa… mein Vokabular an Schimpfwörtern… mal ein bisschen verpulvern hier XD Das passte doch zum Ambiente oder? Das sollte es nämlich. Ansonsten pflege ich mich gesittet zu unterhalten.

=D



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-09-25T15:15:36+00:00 25.09.2009 17:15
Oh schau mal Pinguine!!!!!!! *rofl*
Oh ich schmeiß mich weg ist das lustig!!!!!!!!!!!!
und so süß! ^^

knuddel
Von:  Jeschi
2009-07-26T12:51:59+00:00 26.07.2009 14:51
Huhu! ^^

Jetzt hab ich das ganze Ding auf einmal durchgelesen udn bin jetzt fix und fertig! XD
Aber es hat sich wirklich gelohnt! Die Story ist sooo toll!!! Ich liebe sie.

Du schreibst so schön anschaulich und fesselnd. Ach Gott, ich könnte da jetzt noch stundenlang weiterlesen! *,*
Zwischendrin war es auch noch so witzig, dass hätte ich bei so einem Genre gar nicht gedacht.
Jetzt würd ich so gerne wissen, wie es weiter geht!
Bitte sag mir bescheid, wenn ein neues Kapi kommt. Biiiitteeee

lg

PS: Die FF pack ich natürlich zu meinen Favos! :-)
Von:  Yuzuru-pan
2009-07-22T13:22:46+00:00 22.07.2009 15:22
Hey deine Fanfic ist mein absoluter favo ^-^
Bitte mach weiter mit der Geschichte, ich will unbedingt wissen wie es weiter geht! ^^
Von: abgemeldet
2009-01-06T12:46:56+00:00 06.01.2009 13:46
Hey!
Deine FF gefällt mir. Ich musste zwischendurch echt lachen (besonders beim letzten Kapitel - erinnerte mich daran, wo ich schon überll reingekotzt hab ^^°) und trotzdem ist sie so verflucht spannend. Kommt auf jeden Fall zu meinen Favs!
LG
Von: abgemeldet
2008-12-29T17:06:45+00:00 29.12.2008 18:06
Du hast einen wahnsinnigen intressanten schreibstyl. Du erklärst deine Geschichte so preziese, dass man einfach mit den Augen über die Worte gleiten kann und sich das ganze wie ein Film im Kopf abspielt. Echt super Leistung.

Die Geschichte ist sehr interessant, hab sie gestern beim durchschtöbert entdeckt. Sie hat mich so fasziniert, das ich alle Kapitel innerhalb 20 Stunden (mit Pausen... muss ja zur arbeit *lol*)gelesen habe. Meine Augen brennen jetzt zwar, aber ich würde mich rieeeeesig freuen, wenn du mir bescheit gibst wenn das nächste kapitel online ist... bitte!
Von:  kuro_Yuri
2008-12-15T19:30:55+00:00 15.12.2008 20:30
sorry das ich erst jetzt ein komi mache.
bin aber so glücklich das es nach so langer zeit endlich mal wieder weiter ging*freu*
das kapitel ist so klasse und vorallem so schön lang*g* einfach nur super. die sache mit der kirche und kais beichte das kann man so gut nach voll ziehen.kai kann sich echt glücklich schätzen das er tala hat,der ihn wirklich unterstützt.
und die vorstellung kai als frau verkleidet,das ist echt schon was ^^ naja auch wenn nur tala den auftrag erledigt wo kai sich lieber von kerlen abfüllen lässt xD und dann die sache mit der bratpfanne^^
also alles ist einfach nur genial.
schreibe bitte schnell weiter*anfleh*
glg yuri
Von:  Sofo
2008-12-03T20:44:57+00:00 03.12.2008 21:44
xDDDDDDDD Der letzte Satz war der allergeilste xD Ich hab SO gelacht! Da hängt Kai kotzend über ner Bratpfanne, ABER sie haben den Auftrag erfolgreich hinter sich gebracht, Zu geil xD Neeeein, ehrlich, ich glaube, mein Papa kommt gleich rüber, wenn ich nochmal so laut lache
Die Vorstellung von Kai als heiße junge Lady ist ja auch mal zu herrlich xD ehrlich xDDD ich war nur am grinsen. und dann lässt der sich von irgendwelchen typen abfüllen. es bringt nur probleme, frau für einen tag zu sein xDD
und tala... mit schwarzen haaren...awww, zu goldige vorstellung xD
hach die beiden sind ja schon süß.
hihi. toll. ich hab bei der sightseeing tour nicht mehr folgen können, aber schön, wenn sie spaß hatten xD wirklich sehr interessant.
schönes pitelchen xD
bin gespannt wie es weitergeht <3.
Von:  LindenRathan
2008-12-03T15:46:10+00:00 03.12.2008 16:46
Wieder ein absolut phantastisches Kapitel.
Von:  Phoenix-of-Darkness
2008-12-03T15:14:14+00:00 03.12.2008 16:14
Die Armen.
Kai ist am kotzen und Tala kann nur daneben stehen.
Aber ich wette Talas Kinnhaken tat verdammt weh...richtig so!!!
War echt voll super und wie du alles beschrieben hast...wahnsinn!

MfG Kai
Von:  CrazyRose
2008-12-03T07:56:28+00:00 03.12.2008 08:56
Hey^^

Na das nenn ich mal einen Reiseführer der besonderen Art :D Ich glaub ich will auch mal nach Kroatien! =P

Okay, jetzt aber erst einmal zum Kapitel ... also sprachlich sowie inhaltlich fand ich es mal wieder Top! Die Vorstellung Kai als Mädchen verkleidet, war einfach zu komisch! xD Ich fänd es - genau wie Black-star_Bra - schön, wenn du evtl. ein Bild hochladen würdest, falls du ein Gutes finden solltest.^^

So ... ich denke, das war's fürs Erste =) Ich freu mich schon super auf das nächste Kapitel!!!

LG

CrazyRose


Zurück