Zum Inhalt der Seite

Guilty

Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kroatien – Wir kommen! Teil 2: Der Campingplatz – Sonne, Strand und…Training?!

„Die nächste Ausfahrt musst du raus. … Kai? Kai!“

Der Kopf des Silberhaarigen ruckte hoch und er nickte schnell.

„Ja, hab ich gehört. Sag mal, Dizzy, wann kommt denn der nächste Rastplatz?“

Müde rieb sich der Sechzehnjährige über die Augen und warf einen kurzen Blick auf Tala, der mit dem Kopf am Fenster lehnte und schlief, während seine Hand Kennys Laptop fest auf seinem Schoß hielt. Dizzys Akku war noch voll aufgeladen, erst sehr spät hatten Tala und Kai sie in Anspruch genommen.

„In etwa 20 Kilometern.“

Das war gut. Das konnte er noch schaffen, wenn er durchhielt. Er merkte, dass es immer schwieriger wurde, den Wagen zu lenken, denn die Müdigkeit ergriff von ihm Besitz. Es war dringend notwendig, mit Tala zu tauschen.
 

Am Rastplatz angekommen, schaltete er den Motor aus und erlaubte sich, kurz zu verschnaufen. Dann erst beugte er sich zu Tala herüber und rüttelte sanft, aber bestimmt an dessen Schulter.

„Hey, Tala! Können wir tauschen?!“

Die eisblauen Opale öffneten sich mühsam. Gähnend rieb der Rotschopf sich den Schlaf aus den Augen.

„Wo sind wir?“

„Das wird Dizzy dir erklären. Ich kann nicht mehr. Fahr du weiter.“

Kai stieg aus und wechselte mit seinem Freund die Plätze. Auch er bugsierte Dizzy so auf seinem Schoß, dass sie dort wie eine kleine Königin thronte, und ließ seinen Kopf an die kühle Fensterscheibe sinken.

„Okay, Dizzy! Sag an!“

Tala trat auf das Gaspedal und ruckelte los. Es war doch ein anderes Gefühl, mit Wohnwagen zu fahren, und er fragte sich, ob sie das ohne Schaden überstehen würden. Denn das Gespann beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Durch das Wechselsystem, das sich Kai und Tala ausgedacht hatten, schafften sie die Fahrt zu ihrem Wunschcampingplatz in nur 5 Tagen.

Im Moment war es wieder Tala, der fuhr. Es war später Nachmittag und Kai hatte in seinen ‚Schichten’ immer wieder über die Stränge geschlagen. Dementsprechend war er auch müde und hing in den Seilen. Er hatte das Kinn auf seine Hand abgestützt und es schien, als sähe er aus dem Fenster, doch allen war bewusst, dass er schlief.

Die Reise war sehr unbequem und anstrengend, auch für den Rest des Teams. Beide Russen, da war es ganz egal wer fuhr, erlaubten nur wenige Pausen, sie hatten schließlich ein Pensum zu schaffen, dass durch unwichtige Aufenthalte nur verzögert wurde.

Mr. Dickenson hatte ihnen 15 Tage gegeben – nun waren fünf davon schon für die Fahrt geopfert worden. Auf keinen Fall aber wollten sie die restlichen 10 Tage verschwenden, sie hatten sich vorgenommen, diese Zeit zu genießen und erst dann wieder zu fahren.

Ray las in seinem Istrienführer über bekannte und beliebte Orte und Aktivitäten. Plötzlich rief er: „Hey! Da kann man sogar Para-Gliding machen!! Und eine Mumie besichtigen! Das klingt spannend!“

Kenny, der sich nun wieder um Dizzy kümmerte, erklärte: „Also wenn, dann möchte ich unbedingt zu dieser Mumie. Das hat historischen Wert!“

Tala seufzte. Er hielt auf einem großen Platz. Ein riesiges Schild verkündete „Zelena Laguna“.

„Also, wer will hingehen und nachfragen?“

„Ich mach das! Ich! Ich!!“

Tyson sprang auf, er wollte sich die Beine vertreten. Auch Max schloss sich ihm an, sie wollten sich erkundigen, ob dieser Campingplatz schon ausgebucht war.

Die anderen stiegen auch aus und streckten sich.

Das war jetzt schon der zweite, den sie anfuhren. Aber schon bald kamen der blonde Amerikaner und der Blauschopf mit enttäuschender Nachricht wieder.

„Tut uns furchtbar traurig, kein Platz mehr da!“, äffte Tyson die Rezeptionistin nach.

„Also gut, alles wieder einsteigen!“, wies Tala sie an. Murrend gehorchte ihm Kais Mannschaft, was ihn etwas wunderte.

Sie fuhren weiter zu einem Campingplatz namens „Funtana“.

„Diesmal gehe ich. Komm, Blondie!“

„Hey!“

Verärgert über den Spitznamen folgte Max Tala mürrisch. Er sollte dem Rothaarigen bei der Verständigung helfen, falls dieser mit seinem Englisch nicht weiter kam.

Aber auch hier wurden sie nicht fündig, alles war voll. Doch der Mann am Schalter erklärte ihnen freundlich, dass sie es einmal bei ‚Valkanela’ versuchen sollten. Er schrieb ihnen sogar Name und Adresse auf.

Erleichtert dankten sie und kehrten zum Team zurück.

„Es geht noch mal weiter! Hoffentlich zum letzten Mal…“, ächzte Tala und ließ sich in den Fahrersitz plumpsen. Er sah zu Kai, der seelenruhig weiterschlief, als könnte ihn kein Wässerchen trügen.

~Der hat heute auch die Ruhe weg~, dachte er, als er den Motor anspringen ließ und weiter fuhr.
 

„Ja, aber natürlich. Suchen Sie sich was aus und kommen sie dann zurück zur Rezeption!“

Begeisterungsjubel.

Tyson, Kenny, Ray und Max stürmten los und erkundeten den Platz. Tala war unschlüssig, sollte er Kai nun wecken oder nicht? Er entschied sich dagegen, so ruhig hatte der Silberhaarige schon lange nicht mehr geschlafen und Tala brachte es nicht übers Herz, ihn aus seinen Träumen zu holen, schon gar nicht, da ein leichtes Lächeln dessen Lippen zierte. Also schloss er Kai im Auto ein und folgte den Bladebreakers.

Er fand sie relativ schnell. Sie hatten einen Platz gefunden, der von einigen Pinien gerahmt war. Der Weg zum Waschhaus war nicht sehr weit, und es dauerte nur fünf Minuten zum Strand. Sie hatten wirklich einen Glücksgriff gelandet, dieser Campingplatz lag direkt am Mittelmeer, eine Seezunge gehörte noch mit zum Campingbereich.

Ray fasste zusammen: „Okay, wir brauchen Platz für den Wohnwagen, den Van und drei Zweierzelte. Der Wohnwagen ist fünf Meter fünfzig lang, der Van drei. Wenn wir den quer hier drauf stellen, müsste das passen.“

Tala gab ihm Recht.

„Ich hol dann mal den Wagen und Kai her.“

Ein viermaliges Grinsen verfolgte ihn, als er sich zurück zum Auto machte.

„Das gibt’s doch nicht!“, entfuhr es Tala fassungslos, denn Kai hatte sich keinen Millimeter gerührt.

Der Rotschopf zuckte mit den Schultern und brachte das Gespann, nachdem er die Campingleitung informiert hatte, zu ihrem ausgesuchten Platz.

Er musste häufiger rangieren als gedacht und als er den Wohnwagen endlich waagerecht zum Weg gestellt hatte, war er zufrieden, auch wenn dieser noch leicht schief stand.

JETZT war es aber wirklich an der Zeit, Kai zu wecken.

Und Tala fiel gerade eine sicherlich effektive, aber auch sehr fiese Methode ein.

„Oh nein, wir haben den Wohnwagen verloren!!“

„WASS?!!“

Sofort war Kai hellwach, sah sich erschrocken um und musste sich orientieren, wo er sich befand.

„Scherz…“

Tala griente diabolisch und fand sichtlich Gefallen an Kais verwirrtem Gesichtsausdruck, der sich langsam zu einem wütenden verzerrte.

„Verdammt, musst du mich so erschrecken, du Vollidiot?!!“

Verärgert stieß er die Tür auf, stieg aus und knallte die Autotür zu.

„Da kann die Tür aber auch nichts-“

„Halt die Klappe, Max! Und ihr, wischt euch das dämliche Grinsen aus dem Gesicht! Seht zu, dass ihr die Zelte da rauskriegt, und dann wird das Vorzelt aufgebaut!!“

„Und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, er könnte sich zum Besseren verändert haben“, meinte Ray schnippisch und half seinen Freunden, die Zelte und die Vorzeltstangen aus dem Wohnwagen zu heben.

Währenddessen kümmerten sich Tala und Kai um die Stabilisierung des Wagens, sie kurbelten die Stützen hinunter.

Auf der Fahrt hatten sie alle abgemacht, dass niemand im Wohnwagen schlief, dass sie ihn nur zum Essen oder umziehen gebrauchen würden oder zum Zusammensitzen, wenn es regnen sollte. Höchstens wenn jemand von ihnen ernsthaft krank würde, sollte er dann dort schlafen. So wollten sie Streitigkeiten untereinander vermeiden.

Alle waren mit diesem System einverstanden.

Mittlerweile hatten sie es geschafft, das große Vorzelt aufzubauen. Der Teppich war ausgelegt, ein Frühstückstisch mit sechs Stühlen bereits aufgebaut und während Ray schon einige der Nahrungsmittel, die sie mitgebracht hatten, aus dem Auto holte und im Wohnwagen verstaute, fachsimpelten Tala und Kai über die fachgerechte Anwendung einer Gasflasche, die sie zum Kochen benötigten.

In der Zwischenzeit begannen Max, Kenny und Tyson schon einmal damit, ihre Zelte aufzubauen. Es gab zwei Igluzelte und eines mit Spitzdach. Die drei Jungen halfen sich gegenseitig, die Igluzelte aufzubauen, Ray stieß auch zu ihnen und unterstützte sie dabei, danach kümmerten sie sich um das weitaus schwieriger aufzubauende Spitzdachzelt.

„Also, Max und ich nehmen dieses Zelt hier, wenn’s Recht ist!“, verkündete Tyson lautstark, deutete auf eines der Iglus und bohrte einen Hering in den Boden.

In stillem Einvernehmen einigten sich die übrigen Jungen auf eine Verteilung. Irgendwie war klar, dass sich Tala und Kai ein Zelt zusammen teilen würden.

Zusammen erkundete das Team dann das Waschhaus und lernten eine ganz andere Welt kennen. Die Mentalität auf einem Campingplatz war eben doch etwas ganz anderes als die Atmosphäre in einem Hotel.

Die zwei Russen verzogen sich nach dem Toilettengang in ihr Zelt zurück. Das verstanden die anderen, und sie nutzten die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang, da sie während der Hinfahrt kaum Gelegenheit gehabt hatten, sich die Beine zu vertreten.
 


 

Am Frühstückstisch saßen sechs relativ gut gelaunte Blader.

„Es ist ungewohnt, mal nicht mit Kai zu schlafen…“, meinte Ray gähnend und fuhr sich über das Gesicht. Alle Jungen hielten inne und starrten den Schwarzhaarigen an.

„… äh… Ihr wisst, wie ich das meine!!“, versuchte Ray hektisch und mit viel Gestik zu erklären.

„Ach so. Und ich dachte schon, ich wüsste da was nicht“, schmunzelte Kai leise und nahm sich ein Brötchen. Es war ein Nussbrötchen. Die hatten sie vom Bäcker hier am Platz geholt.

„Hast du dir jetzt das letzte von der Sorte genommen?“, fragte Tala und suchte mit dem Blick in der Tüte nach einem weiteren Nussexemplar.

„Mal probieren?“

Kai hielt ihm eine Hälfte seines Brötchens vor die Nase. Tala biss vorsichtig hinein.

„Füttern wollte ich dich jetzt eigentlich nicht… Behalt’s.“

„Danke!“

Freudig machte Tala sich über die Brötchenhälfte her. Es war ruhig geworden, denn den anderen war dieses Verhalten der beiden Russen neu. Nur das Radio dudelte leise vor sich hin.

„Ist was?“, fragte Kai beiläufig seine Teamkameraden und schmierte sich ein neues Brötchen mit Käse.

„Nichts von Belang, Kai“, meinte Ray leicht verblüfft, dann erkundigte er sich: „Habt ihr euch schon irgendwas überlegt, was wir heute machen könnten?“

„Ich hatte da an Training gedacht, ist schließlich eigentlich eine Trainingsfreizeit – keine trainingsfreie Zeit“, antwortete Kai und schaute in die Runde.

Ausnahmsweise widersprach niemand.

„Okay. Also, macht euch fertig, nehmt eure Blades mit und in einer Viertelstunde treffen wir uns am Strand.“
 

Kai erwartete seine Schützlinge bereits. Leider bestand der Strand des Campingplatzes nur teilweise aus Sand, dort, wo er jetzt stand, lagen kleine Kieselsteine. Aber für sein Training befand Kai es für ideal. Einige Badegäste tummelten sich bereits hier und sahen den Jungen neugierig zu. Die Wassertemperatur war angenehm, stellte Kai fest, als er sich bückte und seine Hand hineintauchte. Es waren wohlige 26°C an der Luft, doch die Mittagshitze zog bereits herauf.

Der Teamleader der Bladebreakers drehte sich nun um.

„Da ich weiß, dass ihr hierher gejoggt seid, machen wir Kraftübungen. Zuerst kümmern wir uns um eure Rückenmuskulatur, dann Bauch, Beine, Arme, wieder Beine, Arme und wieder Rücken. Ein Kreislauf. Ich habe mir mal eine Liste gemacht. Tut euch zu zweit zusammen. Und jetzt folgt meinen Anweisungen: Der eine geht mit gegrätschten Beinen in den Liegestütz. Der Partner tritt zwischen die gegrätschten Beine, umfasst beide Oberschenkel und hebt sie in Hüfthöhe – Tala kommst du mal – etwa so.“

Kai machte die Übung soweit vor, wie er es eben beschrieben hatte, und erklärte von dieser Position weiter: „Dann umschließt man mit beiden Beinen den Körper des Partners, löst die Hände vom Boden und legt sie euch in den Nacken. Der Partner hilft euch, indem er die Arme leicht hebt und sich zurücklehnt. Das sieht dann so aus.“

Kai überkreuzte zum besseren Halt auch noch seine Beine in Talas Rücken. Die anderen Jungen sahen dem skeptisch zu.

Tyson zog eine Augenbraue in die Höhe: „Das sieht … irgendwie… schwul aus!“

„Quatsch nicht! Mach das!“, wies Kai ihn und die anderen an, während er sich wieder löste und nun Tala die Trainingseinheit durchführen ließ.

„Du bist ein Schinder, Kai!“, meckerte dieser leise, schaffte die Unit aber mit Leichtigkeit. Die Übung hatte viel mit Bauchspannung zu tun, aber auch mit Vertrauen. Und da sich die beiden Russen blind vertrauten, war dieses Training für sie ein Leichtes.

Kai ließ Tala vorsichtig wieder los und sah sich dann die Versuche seiner Teamkollegen an. Es war eine schwierige Übung, das gab er zu, besonders für Kenny. Der Braunhaarige hatte sich dem Training angeschlossen, auch er wollte fit sein, obwohl er nicht bladete. In einem Team hielt man schließlich zusammen. Doch sein Trainingsrückstand könnte ihm zum Verhängnis werden, ebenso seine Größe.

Kai brach die Übung ab.

„Stopp. Wir machen jetzt nen Hahnenkampf.“

„Einen – bitte was?“, fragte Ray entgeistert und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es war Tala, der erklärte: „Das ist ein Aufwärmspiel. Man verschränkt die Arme hinter dem Rücken und hüpft auf einem Bein. Und dann versucht man, seinen Gegenspieler durch Anrempeln zu Fall zu bringen.“

„Aha. Sag mal, wo kriegst du deine Ideen eigentlich immer her, Kai?“, erkundigte sich Max und fächerte sich mit seinem Shirt Luft zu.

Der Silberhaarige winkte ab und stellte sich mit ihnen in einem Kreis auf.

„Jeder gegen jeden.“
 

Die Leute am Strand wunderten sich immer mehr über den augenscheinlich bunt zusammengewürfelten Haufen von Jungen, die dort die seltsamsten Verrenkungen machten.

„Kai, ist jetzt langsam mal Schluss? Die Leute gucken schon die ganze Zeit so komisch…“, quengelte Tyson.

„Dir ist doch sonst auch nichts peinlich, also nörgele mir nicht die Ohren voll! Eine Übung noch, und dann geht’s an die Blades.“

Das klang wie Musik in den Ohren der Jungen. Sie fragten sich schon die ganze Zeit, wann sie denn endlich richtig loslegen würden.

Kai winkte sie alle zu sich heran.

„Ich teile euch jetzt auf. Max und Kenny, ihr bildet ein Team, dann Ray und Tala und Tyson, du kommst zu mir!“

Dafür erntete er erstauntes Gemurmel und skeptische Blicke.

„Die nächste Übung sieht wie folgt aus: Einer von euch liegt auf dem Rücken, der andere befindet sich genau über ihm in Liegestützposition. Beide halten sich an den Händen fest. Das ist sehr wichtig, nicht dass ihr abrutscht. Dann strecken und beugen beide gleichzeitig die Arme. So entsteht eine Liegestützbewegung. Im tiefsten Punkt wird der Obere flüchtig den Brustkorb des Liegenden berühren. Es wird sehr kraftaufwendig sein. Ihr müsst euch sehr konzentrieren. Denn Konzentration ist gleich Kondition und andersherum. Soweit alles geklärt?“

Das einstimmige Kopfschütteln ließ ihn laut aufseufzen.

„Komm her, Tyson, wir machen das vor…“

Sie suchten sich eine recht ebene Fläche, da Kai keine Lust verspürte, spitze Steine im Rücken zu haben. Er legte sich also in Rückenlage und erklärte Tyson, dass dieser sich genau über ihn stellen solle, in einer Position, als würde er Liegestützen machen.

„Nicht auf mich, über mir!“

Kai deutete auf seine Handflächen. „Da fasst du an. Und wenn ich deine Arme nach oben drücke, beugst du sie. Und dann drückst du meine Arme runter. Denk dran: Rücken und Po sind eine Linie, wie ein Brett!“

Der Silberhaarige merkte, dass Tyson diese Situation nicht sehr behagte. Der Jüngere war unsicher, wusste nicht, wie er Kai anfassen sollte und diese Nähe war so… neu für ihn.

„Pack zu, Tyson, ich bin nicht aus Porzellan!“, versuchte Kai ihn zu ermutigen. Dennoch zitterten ihre beiden Arme vor Anstrengung und Überbeanspruchung. Sie schafften es, diese Übung vorzuführen, wenn auch sehr langsam, aber sie hielten durch. Doch als Tyson abermals eine Liegestütze machen wollte, brach er den Blickkontakt mit Kai plötzlich ab, knickte mit einem Arm mehr ein als mit dem anderen und verlor den Halt. Unsanft stieß er Kai seinen Ellbogen in den Magen, worauf der Silberhaarige scharf die Luft einzog.

„Tyson! Das kommt daher, weil du Angst vor mir hast!“

„Hab ich nicht!“

„Du hast Angst, dass du fällst, weil ich dich nicht halten kann. Wir tauschen jetzt die Positionen.“

„Aber ich hab nicht die Kraft wie du, dass ich dich… dann fällst du!“

Seufzend rollte Kai sich zur Seite, atmete tief durch und hielt sich die schmerzende Seite. Er sah auf die Uhr. Viertel nach Zwölf. In der Mittagshitze zu brüten war zwar nicht sehr angenehm, doch seinen Trainingsplan wollte er durchziehen.

Er beendete also das Krafttraining. Dennoch klopfte er Tyson freundschaftlich auf die Schultern, ehe er zu den anderen ging. Zum Abschluss erklärte er ihnen untypischerweise seine Beweggründe über die doch recht unkonventionelle Art seines Trainings.

„Wisst ihr, warum ich euch diese Übungen hab machen lassen? Sie fördern den Zusammenhalt im Team. Wenn ihr einander kennt, klappt es viel besser. Das habt ihr am Anfang gesehen, weil ihr mit euch vertrauten Menschen trainiert habt. Als ich euch aber ungewohnt aufgeteilt habe, gingen schon gleich die Schwierigkeiten los. Wir werden das jetzt öfter machen. Damit ihr euch aufeinander einstellt. Damit ihr euch aufeinander verlassen könnt. Das ist nicht nur aufs Beybladen bezogen. Nehmt euch das zu Herzen, es kann in jeder Lebenssituation hilfreich sein. So, und nun…“

Der Teamleader zog seinen Blade hervor und fingerte am Verschluss für den Bit-Chip.

„Nehmt bitte die Bits heraus und verstaut sie sicher irgendwo. Wir werden nun ein paar Moves üben ohne Bit Beasts. Ihr müsst euch mehr anstrengen und konzentrieren. Diese Steine hier sind geradezu einladend dafür.“

Erschöpftes Schnaufen ließ sich vernehmen, aber niemand protestierte. Kai rechnete seinen Teamkameraden dies hoch an und gestand ihnen dann zu: „Das war’s dann auch für heute. Der Rest des Tages hiernach ist frei.“
 

„So, ich denke, damit ist es genug. Ihr könnt jetzt Schnitzel spielen“, meinte Kai und seufzte leicht vor Anstrengung.

„Häh?“

Unverständnis kam ihm entgegen, verwunderte Blicke suchten den seinen, aber er winkte ab. „Egal.“

Doch dem Silberhaarigen kamen längst vergessene Bilder in den Sinn:
 

Es war in einem Sommer an einem See in der Nähe, Kai und seine Eltern machten einen Badeausflug. Ungestüm rannte der kleine Junge von knapp vier Jahren auf den Badesee zu. Er rief lachend: „Mama, Mama! Guck mal, ich bin ein Schnitzel!!“ Damit stürzte er sich in die Fluten, kam kurze Zeit später wieder heraus, lief zu seinen Eltern und wälzte sich im Sand. Alexander und Sophia Hiwatari lachten lauthals.

„Du Dreckspatz! Geh dich sofort waschen!“, meinte seine Mutter mild tadelnd und stupste seine Nase an.
 

Kai lächelte leise, dann wandte er sich ab und stieg die Stufen hinauf, die zurück zum Campingplatz führten. Im Gegensatz zu seinen Freunden hatte er weder an Strandsachen noch an Schwimmbekleidung gedacht. Kenny, Max, Tyson und Ray suchten sich einen netten Platz halb im Schatten, halb in der Sonne aus. Sie wollten die freie Zeit genießen. Aber Kai und Tala mussten noch etwas besprechen und außerdem ihre Bermudashorts holen.

„So blass wie wir sind, fallen wir bestimmt auf“, meinte Tala grinsend, als sie sich im Vorzelt hinter den Gardinen umzogen.

„Deswegen lass uns doch ‚Urlaub machen’ und uns dann erst um den Auftrag kümmern…“

„Kann es sein, dass du diesmal selber kaum Lust hast oder versprichst du dir von diesem recht wenig?“

„Weder noch. Wir müssen uns nur noch besser vorbereiten als sonst. Denn diesmal sind wir nicht allein. Niemals dürfen Tyson, Ray, Max oder Kenny davon und von unserem Doppelleben erfahren. Niemals!“

Kai spukten noch immer die entsetzten und fassungslosen Worte Rays vor einigen Wochen bezüglich der Attentäter ‚Krowawaia Boina’ im Kopf herum – Das Duo, das er und sein bester Freund ohne Wissen eines Dritten bildeten. Tala reichte Kai leise seufzend die Sonnencreme, um ihn von seinen Sorgen abzulenken.

„Hier, vergiss die nicht. Du weißt, dass Narben empfindlich sind“, meinte der Rothaarige und zog die Vorhänge zurück. Er kannte die Hintergründe, die zum Erschaffen des Drachens auf dem Rücken seines Freundes geführt hatten.

„Dreh dich um, dann schmier ich dich gleich hier schon damit ein!“

Kai wusste, dass sein bester Freund viel Sonnenschutz benötigte, da er ein sehr heller Hauttyp war und noch dazu rothaarig. Außerdem würden ihrer beider Tattoos verblassen, wenn sie sich nicht um ausreichenden Sonnenschutz kümmerten.

Nachdem sie sich nun also eingecremt hatten und Tala sicherheitshalber wieder ein Muskelshirt angezogen hatte, packten sie eine Tasche und schlenderten zurück zum Strand. Kai schirmte seine Augen mit der Hand vor der Sonne ab, um nach seinen Teammitgliedern Ausschau zu halten.

„Da vorne winkt Kenny!“

Tala deutete auf ein winziges Persönchen etwa 100 Meter von ihnen entfernt. Dessen Brille reflektierte vereinzelt Sonnenstrahlen, die sie blendeten, aber es war unverkennbar, dass es sich um ihren ‚Chef’ handelte.
 

Die zwei Russen erreichten die anderen schnell. Talas Blick wanderte fast schon sehnsuchtsvoll zu den Fluten. Noch nie hatte er so nah am Meer gestanden, in dem Wissen, dass er sich frei bewegen konnte und an nichts gebunden war. Er konnte einfach er selbst sein. Und das gefiel dem Rothaarigen sehr. Deshalb bemerkte er auch Kais Seitenblick nicht, ein verträumter Ausdruck trat auf sein Gesicht, er konnte den Blick einfach nicht von der für ihn atemberaubenden Aussicht lösen.

Bis Kai ihm schließlich mit Gewalt die Tasche entriss, da er auf kein Wort reagierte. Verwirrt drehte er sich wieder zu den anderen um. Tala sah Kai dabei zu, wie dieser zwei Strandtücher ausbreitete und seine Flipflops abstreifte. Auch ihn zog es zum Wasser.

„Sag mal, ist das deine Luftmatratze, Max?“, fragte Kai und deutete auf ein blaues Päckchen neben dem Amerikaner.

„Ja, wieso? Was ist damit?“

„Nichts. Darf ich mir die mal ausleihen?“

Soviel Höflichkeit waren sie alle gar nicht gewöhnt von dem sonst so barschen Russen. Nickend nahm der Blonde das Päckchen an sich und reichte es an Kai weiter, der sich daraufhin in den Sand setzte und damit anfing, die Luftmatratze aufzupusten. Ihn dabei beobachtend sah Tyson sich unauffällig um. Er war zwar schlank – an einigen Stellen etwas pummeliger als die anderen – aber er fand sich grausam fett im Vergleich zu Kais muskulöser Statur, als dieser sich nun das T-Shirt auszog. Und kaum glaubte er, das sei nicht mehr zu toppen, entblößte Tala seinen gestählten Oberkörper.

Gleichzeitig machte der Rothaarige damit aber auch auf das Tattoo auf seiner rechten Schulter aufmerksam.

Und als Kai sich umdrehte, um ihn zum Wasser zu schubsen, staunten die Bladebreakers nicht schlecht: Kai trug ebenfalls eines, und es sah dem von Tala zum Verwechseln ähnlich.

„Habt ihr gesehen?“, staunte Max und sah den beiden Freunden nach, wie sie erst zögerlich ins Wasser wateten. Ein Nicken seitens Kenny, Ray und Tyson beantwortete Max’ Frage, sie waren zu fasziniert vom Verhalten der beiden Russen und beobachteten Kai dabei, als er die Luftmatratze in die Wellen warf und anscheinend Tala dazu überreden versuchte, gänzlich einzutauchen. Der Rothaarige zierte sich noch etwas. Da zuckte Kai mit den Schultern, tat so, als ginge er an ihm vorbei, aber dann packte er Tala am Handgelenk, ließ sich in eine Welle fallen und riss seinen Freund mit in die Fluten. Schnell tauchte der Silberhaarige davon, um einem Racheakt zu entgehen.

„Die Narbe von Talas Unfall ist ziemlich groß, nicht?“

Kenny ließ seine Feststellung für sich stehen und setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nase, ehe er sich zurücklehnte und einem Buch widmete.

„Sind euch die Striemen an Kais Rücken aufgefallen?“

„Entweder hast du so gute Augen oder ich so schlechte, ich hab nichts gesehen…“, meinte Max und streckte sich, als auch er sich zum Sonnen hinlegte.

„Das Einzige, was ich festgestellt habe, ist, dass sie verdammt trainiert sind. Wenn ich da so an mir runter sehe…“, murmelte Tyson und piekste sich selbst in den Bauch. Ray schmunzelte und munterte ihn auf: „Ach Tyson, du darfst dich mit Tala und Kai nicht vergleichen. Die haben sich ganz andere Maßstäbe gesetzt, und ich denke mal, ihr früheres Training in der Abtei hat ihr Übriges getan. Du bist gut, so wie du bist!“
 

Mittlerweile hatte Kai es sich auf der Luftmatratze gemütlich gemacht und war weiter hinaus gepaddelt. Vorsichtig, um nicht ins Wasser zu fallen, setzte er sich auf, um sich dann auf den Rücken zu legen. Entspannt schloss er die Augen und ließ sich von der Sonne verwöhnen. Dabei bemerkte er nicht, dass Tala sich leise anschlich. Der Rothaarige schwamm fast lautlos auf seinen Freund zu. Kurz vor ihm tauchte unter, war mit zwei kräftigen Schwimmzügen direkt unter Luftmatratze. Ein freches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Er sammelte sich und mit aller Kraft stieß er seine Hände gegen die Luftmatratze.

Mit einem erschrockenen Laut landete Kai platschend im Wasser, die Matratze segelte einige Meter davon. Prustend tauchte der Silberhaarige wieder auf, die Haare hingen ihm schwer ins Gesicht. Tala lachte. Er fing die Matratze ein und kehrte mit ihr zu Kai zurück, der sich wüst schimpfend seine Strähnen nach hinten strich und den Rothaarigen mit einem beleidigten Blick fixierte. Das sah sogar der ihm so nahe Stehende selten und er entschuldigte sich.

„Kai, war doch nur Spaß!“

„Ich weiß.“

Verdutzt über die Antwort runzelte Tala die Stirn.

„Du kannst echt gucken wie ein Dackel, weißt du das? Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen.“

„Das war so beabsichtigt.“

Gespielt genervt holte Tala mit dem Wasserspielzeug aus und kloppte damit auf seinen besten Freund ein. Lange schon hatten sie nicht mehr so ausgelassen miteinander gespielt.

Ja, gespielt war das richtige Wort. Eigentlich war ihr Verhalten äußerst kindisch. Doch auch diese Seite musste jeder einmal ausleben. Hätte das Team der Bladebreakers gesehen, welch Wasserschlacht sie veranstalteten, sie hätten sie nicht verstanden. Aber das taten sie ohnehin schon nicht mehr.

Kai wirkte auf sie zuweilen sehr launisch und Tala – sie kannten den ehemaligen Anführer der Demolition Boys zu wenig, als dass sie aus ihm schlau werden könnten.

„Lass uns zurückgehen. Nachher werden wir von den Strömungen noch abgetrieben“, meinte Kai und rieb sich das Wasser aus den Augen.

„Deine Streifen, Kai…“

„Später.“
 

Tropfend entstiegen sie dem Meer und kamen zu den anderen. Kai schüttelte seinen Kopf wie ein Hund und spritzte die anderen nass. Damit störte er die heiße Diskussion der vier Blader und sie sahen auf.

„Sorry!“

Kai hob entschuldigend eine Hand und gab Max dankend die Luftmatratze zurück. Max nahm die eben geführte Unterhaltung wieder auf: „Also, wer kocht denn nun?“

„Tala, weil der Kai eine gescheuert hat!“

Der Schwarzhaarige fixierte Tala mit einem undefinierbaren Blick. Eigentlich war er nicht nachtragend, doch diese Situation hatte er nicht vergessen können und musste es ihm sozusagen noch einmal unter die Nase reiben. Kai stöhnte genervt: „Musst du immer alte Geschichten aufwärmen?“

Aber Tala erklärte sich versöhnlich dazu bereit: „Schon gut. Ist kein Problem. Dann mach ich das heute.“

„Übrigens müssen wir noch einkaufen. Unsere Vorräte neigen sich dem Ende zu, will ich mal so sagen“, verkündete Ray mit Nachdruck.

„Dann lass uns das doch heute Abend tun. So ab vier oder fünf Uhr“, schlug Kai vor und griff nach seinem Handtuch. Er setzte sich zu den anderen auf die große, karierte Picknickdecke. Tala tat es ihm gleich. Kais Angebot hörte sich nicht schlecht an. Zumal sie im Moment wirklich noch keine Lust zu irgendwas hatten. Abends würden sie sicher gut einkaufen können.

„Was ist das denn?“

Ray richtete seine Aufmerksamkeit nun Kais Rücken zu, da er neben ihm saß. Er war mit seinem Finger über Kais Tattoo gestrichen, als dieser sich gerade die Haare trocknete und dabei hatte Ray etwas entdeckt, was ihn stutzen ließ. Mit seiner Berührung kitzelte er Kai leicht und schroffer als beabsichtigt fuhr der Leader den Schwarzhaarigen an: „Lass das, das siehst du doch wohl, was das ist!“

„Nein, ich meine das hier!“

Ray ließ sich nicht beirren und fuhr vorsichtig über die vernarbte Haut. Kai sog gepresst die Luft ein.

„Da… hab ich mich als Kind verbrannt.“

„Das war sicher schmerzhaft, oder?“, fragte der Chinese mitfühlend. Kai zog eine Augenbraue in die Höhe. Diese Frage hätte er sich doch wirklich sparen können.

„Hat das eigentlich eine besondere Bewandtnis, dass ihr beide den gleichen Drachen tragt? Nur mit dem Unterschied, dass es Spiegelbilder sind?“, mischte sich nun Kenny in das Gespräch ein und betrachtete interessiert Talas Bild auf der Schulter.

„Nun, vielleicht… so was in der Art wie Freundschaft. Oder so“, meinte der Rothaarige achselzuckend. Unsicher schielte er zu Kai, der ihm zunickte.

„Tat das Stechen nicht weh?“

„Na ja… es ging. Ist aber auch schon so lange her.“

~Witzig~, dachte Tala, denn dasselbe hatte er damals gefragt, als Kai auf dem sterilen Tisch gelegen hatte. Und unter tränenden Augen hatte der Silberhaarige ihn angelacht und mit folgenden Worten geantwortet: „Noch nie waren Schmerzen so schön!“

Auch Kai musste wohl daran gedacht haben, sein Wissen und die Genugtuung von damals traten in seinen Blick.

Das ~Blutbad~ erinnerte sich…
 

Zwei Jungen von gerade mal 13 Jahren standen vor einem bedrohlich wirkenden Schaufenster. Große Poster und Fotos von grünen, aggressiven Schlangen stachen sofort ins Auge, ebenso unbekleidete Frauenbrüste auf muskulösen Oberarmen und verschiedene Schriftzüge, keltische Symbole oder andere Muster. Der Künstler wurde hoch gepriesen und er verstand anscheinend seine Arbeit.

„Du bist sicher, dass du das machen willst?“, fragte der Ältere zweifelnd und beobachtete seinen Freund dabei, wie dieser fasziniert die Bilder betrachtete, seine Nase förmlich am Glas festdrückte.

„Ja. Ich will es loswerden.“

„Dann lass ich mir auch eins machen!“

„Nein, Tala, das musst du nicht.“

Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf: „Ich will es aber so.“

Also traten die Jungen etwas unsicher ein. Ein Klingeln kündigte sie an. Der Geschäftsführer sah hinter seinem Tresen hervor. Sein Laden war recht klein, im Moment hatte er nicht viel zu tun. Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte er die beiden Kinder und fragte nach ihren Wünschen.

„Wir hätten gerne ein Tattoo!“, erklärte Kai frei heraus.

„Dafür seid ihr zu jung.“

Der Mann, selbst an den Armen tätowiert, nahm seine vorherige Beschäftigung wieder auf.

„Zu jung?!“, wiederholte der Silberhaarige ungläubig.

Er glaubte sich verhört zu haben. Jetzt wurden sie hier auch noch bevormundet? Natürlich waren sie zu jung – sie waren für alles zu jung, was man ihnen schon zugemutet hatte. Und nun stellte sich dieser Mann quer, jetzt, da Kai endlich einen Weg gefunden hatte, sich aus dem Griff seines Großvaters ein Stück weit zu befreien?! Extra deswegen hatten sie sich doch aus der Abtei geschlichen – etwa für nichts?

„Wir haben Geld!“, versuchte Tala es auf diplomatischem Wege, denn Scheine waren immer gern gesehen, Geld regierte die Welt, das war auch ihnen bereits bekannt.

„Ich tätowiere keine Kinder!“, betonte der Geschäftsinhaber noch einmal.

Da platzte Kai der Kragen. Er riss sich seinen Pullover vom Körper und schrie: „Aber dafür – dafür sind wir alt genug, wie?“

Der Tätowierer sah erst beim zweiten Mal genauer hin. Verzerrtes Narbengewebe prangte auf der linken Schulter des Jungen, der sich soeben in seinem Geschäft entblättert hatte. Aber so etwas – fast einem Brandzeichen ähnlich – war ihm noch nicht unter die Augen gekommen.

„Wenn Sie das wegmachen können, dann machen Sie das!! Bitte“, fügte Kai hinzu, der Verzweiflung nahe.

„Das ist vernarbte Haut. Ich weiß nicht, ob das gut geht….“, warf der Mann ein.

„Aber Sie würden es machen? Es soll ja nur die Narbe verdecken… Hauptsache man sieht nichts mehr davon…“

Der Mann führte sie in ein Behandlungszimmer. Das war schon fast ein Zugeständnis, sie zu bedienen. Er fragte, wie alt diese Narbe sei.

„Sechs Jahre.“

Noch immer waren die Initialen seines Großvaters deutlich zu sehen, für die sich Kai so sehr schämte.

„Gut, also wenn du diesen Ring und alles loswerden willst, dann empfehle ich dir dieses chinesische Symbol für Fledermaus, es würde die gesamte Narbe verdecken.“

Doch das gefiel Kai nicht. Er ließ sich noch weiter beraten, während Tala in einem anderen Vorlagenordner blätterte. Schließlich stieß er auf einen relativ schlichten, doch sehr eleganten Drachen.

„Was ist damit?“, fragte der Rothaarige und zeigte Kai und dem Geschäftsführer das Foto.

„Das wird sehr lange dauern. Aber es würde gehen. Ihr wisst, dass die Nadeln wehtun?“

Tala und Kai grinsten. Was waren die kleinen Stiche einer Nadel im Vergleich zu dem ungeheuren Gefühl der Freiheit, das sie später haben würden?!
 

Das war der Anfang ihrer Karriere – der Start von Krowawaia Boina.
 


 

~*~*~+~*~*~

Anmerkungen:

Wie, keine „Vokabeln“? :D Nein, diesmal nicht ;)

Also, der Weg von Kioto nach bspw. Zadar an Kroatiens Küste entspricht einer Entfernung von 9360km. Ich war selbst einmal in Kroatien, mit Gespann, und wir haben von Deutschland nach Kroatien und einer Strecke von ca. 1500km 2 Tage gebraucht. Und das mit jeweils 4-6h Schlafzeit. Deswegen komme ich auf die Rechnung von 5 Tagen. Hm, und ich will mich ja auch gar nicht rechtfertigen, aber: Es ist ja auch nur fiktiv >.<“ Darum geht das, ja genau!!! xP
 

Und ihr wisst gar nicht, wie viele Synonyme es für den Begriff „Klo“ bzw. „Klosett“ gibt… schlag das mal nach in eurem Wörterbuch oder Duden, das ist mir ins Auge gesprungen, als ich nach Synonyme für „klopfen“ gesucht habe… Sehr lustig 
 

Weiterhin: „Stopp“ mit Doppel-P ist deutsch. Es ist grammatikalisch richtig. Danke, Rechtschreibreform, für ein weiteres sinnloses und dämlich aussehendes Faktum, das du uns beschert hast… (wenn ihr mich sehen könntet, würdet ihr sehen, wie ich die Augen verdrehe.)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Minchi
2008-06-15T03:35:00+00:00 15.06.2008 05:35
Hey, war wie immer ein geiles kapitel
Richtig gut geschrieben
Fands auch gut das man mal mehr über kai und Tala erfahren hat
über ihren Umgang miteinander und von früher die sache mit dem Tattoo
freu mich schon aufs nächste kapitel
Bis dann
lg Mina
Von:  Sternenalphabet
2008-06-07T17:42:12+00:00 07.06.2008 19:42
wieder mal ein tolles kappi! aber jetzt echt mal woher hast du die ganzen übungen her höhrt sich ja fast nach voltigeren oder bodenturnen
an XD Endlich am campingplatz angekommen >.> freu mich schon total wenn kai und tala ihren >> Kontaktmann<< treffen und mehr über kai´s eltern erfahren wirt.

sorry übrigens das ich erst jetzt schreibe, war klassen fahrt in Italien 14 stunden bus fahrt, das schlauch ganz schön!!!!!!

schreib auf jedenfall ganz schnell weiter.
xxx
blacky
Von:  kuro_Yuri
2008-05-26T16:33:39+00:00 26.05.2008 18:33
also das kapi ist dir wieder echt klasse gelungen^^einfach nur klasse.
tala hat ja auch eine geile weckmethode für kai xD einfach zu sagen das sie denn wohnwagen verloren hätten und zack kai ist hellwach XD
schön war auch mal das die BB versuchen teamwork zu machen auch wenn kais übungen alle irgendwie komisch aussehen müssen*g*
das kai und tala auch mal mit einander so glücklich miteinander spielen ist voll knuffig.
ich find es auch schön das du mal etwas aus der vergangenheit von tala und kai geschrieben hast.was ich mich nur so frage ist ob du noch mehr aus ihrer vergangenheit schreibst(zum beispiel was die abtei angeht)??? naja mir kommt es irgendwie vor das tala manchmal etwas unter geht!!!er muss doch auch viel durch gemacht haben!?
na gut das waren nur mal ein paar fragen die mir so im kopf rum geschwirrt sind.
schreib schnell weiter <3
lg chhaya
Von:  LindenRathan
2008-05-22T19:57:19+00:00 22.05.2008 21:57
Klasse geschrieben.
Diese kurze unbeschwerte Zeit in der sich Kai und Tala etwas entspannen können hast du toll beschrieben.
Von:  _silent_angel_
2008-05-22T19:25:56+00:00 22.05.2008 21:25
Hallooooo~ :)

Deine FF ist echt super <3 Ich find' die Tattoos so toll <3 *Tattoo-Freak bin* & auch den Decknamen von Kai & Tala. Echt super!

Das Kapitel war echt cool! Vorallem die Kraftübungen (auch wenn ich die Erste zweimal lesen musste, bis ich's verstanden hatte ;D). Echt lustig, wenn man sich das dann bildlich vorstellt xDD

Das Brandmahl von Voltaire find ich so mies >_< Man kann doch 'nem Kind kein heißes Eisen auf die Haut drücken >_< zG entscheidet sich der Tätowierer doch um :)

Kannstu mir ne ENS schicken, wenn's weiter geht? Wär lieb :)
LG _silent_angel_
Von:  Sofo
2008-05-22T16:18:45+00:00 22.05.2008 18:18
Huhu xD
*wiedermal beim Lesen kommentier*
Hast du diese ganzen Campingplätze recherchiert?
"Tut uns furchtbar traurig" ist übrigens n sehr schöner Satz xDDD
Nett fand ich auch "Also schloss er Kai im Auto ein und folgte den Bladebreakers." ... xDDD Klingt fast schon gemein (vonwegen eingeschlossen und so... xD)
Ich finde den Tala aus deiner FF wahnsinnig sympathisch xD Er's gemein... Wohnwagen verloren... xD Ich musst so lachen xD
'„Es ist ungewohnt, mal nicht mit Kai zu schlafen…“, meinte Ray gähnend und fuhr sich über das Gesicht.' ..... Dem nachfolgenden Satz entnehme ich, dass ich keinesfalls pervers denke und die Zweideutigkeit in diesem Satz beabsichtigt war? Ich hatte jedenfalls eben nen leichten Lachflash deswegen, das ist wiedermal ne sehr gewählte Formulierung XDD Alle Achtung, Ray XDDDDD Baaah, nee, echt mal, ich lach immernoch drüber xD
Die Nussbrötchensache is sehr sehr süß... Tala und Kai sind schon arg schnuffig <3 Man, ich bin neidisch, mag auch so gute Freunde haben *schmoll* XD
Sag mal... dieses.... das erste, was Kai da beschrieben hat, wie auch immer man es nennen soll...was ist das denn für ne Trainingsmethode? Wo hast du DAS denn her? XDDD Das klingt mehr nach Kamasutra als nach Training *wegfeix* Sehr interessante Idee, gibts sowas wirklich?
HAHNENKAMPF XDDD das is auch geil XDDD Pogo in erschwerter Stufe *wuiii* xD ne wirklich eine sehr lustige Vorstellung... xDDDD *feix* das training hast dir echt fein ausgedacht xD
Das Training mit Tyson ist auch toll beschrieben. Dieses Mal ohne dass ich ernsthaft lachen musste. Aber musste ja kommen, dass Tyson "runterfällt", wäre ja auch ganz neu, wenn mal was klappt, höhö :D
SCHNITZEL SPIELEN XDDD das erinnert mich so unwahrscheinlich an meinen Physiklehrer (Wenn die Sonne wieder scheint, legen wir uns in die Sonne und spielen Schnitzel XDDD)... das fand ich sehr schön xD Und sowas von KAI xDDD Gott, ich liebe deine FF <3
XDDDDDD "Guck mal, ich bin ein Schnitzel!" XDDDDDDDD OH MEINM GOOOOOOTT WIE SÜÜÜÜÜÜß xD Ich weiß nicht, aber dieses Kapitel ist einfach nur zum quietschen oder totlachen, irgendwie immer so hin und her ^^
Höhö Tyson vergleicht sich mit Kai und Tala? Das sollt er wohl besser lassen, nicht dass er Depressionen kriegt xD
Und Kai mit nem Dackelblick *quietsch* mag sehn... bestimmt furchtbar... süß oO

... so, jetzt bin ich fertig, und alles in allem ziemlich glücklich. die geschichte zu kais und talas tättowierung ist auch iwie niedlich... hach... *strahl* darf ich deine FF heiraten? >D ich lüp die echt abgöttisch
fehler hab ich keine gefunden oO aber ich werd ab jetzt die äuglein offen halten =)
hach... ich weiß nicht, was ich noch dazu sagen sollte oO
also wars das erstmal
*winky*
sofo
Von:  CrazyRose
2008-05-22T15:08:47+00:00 22.05.2008 17:08
Juchuu!!! *freu* Neues Kapitel!!! Und es war natürlich klasse, wie immer :-) *Daumen hoch*
Das Meiste wurde schon gesagt und ich kann nur noch meinen Lob ausschreiben. Ich persönlich fand die Trainingseinheit am Strand am Besten und die kleinen Rückblicke in die Vergangenheit genau passend (und im Falle vom *Schnitzel* auch lustig)
Allerdings frage ich mich genauso wie Night_of_Minerva wie das wohl mit Tala und Kai weitergehen wird ... Freundschaft oder mehr?!
Hoffentlich kommt schon bald das neue Chap *schon ungeduldig drauf warte*

Mach weiter so!

LG CrazyRose
Von:  Minerva_Noctua
2008-05-22T14:25:56+00:00 22.05.2008 16:25
Ich liebe diese Geschichte!
Sehr gut und vor allem witzig geschrieben.
Ich musste wirklich ein paar Mal lachen und es ist toll, wenn eine Geschichte oder ein Film soetwas schafft.
Das skurile Training war amüsant*g* Wenn man sich Tala und Kai beim Hahnenkampf vorstellt...
Die Idee mit dem Schnitzel war echt goldig^^!
Die Tala-Kai-Momente gefallen mir sehr gut. Ihr Umgang miteinander ist verblüffend und schön.
Der Scherz von wegen Wohnwagen verloren und Nussbrötchen haben mich am ehesten angesprungen.
Ich kann mir die Szene, wo Kai Tala ins Wasser zieht, auch sehr gut bildlich vorstellen^^.
Was hast du eigentlich mit den beiden vor?
Sollen sie Freunde bleiben oder planst du eine Steigerung ihres Verhältnisses ein?
Ich frage nur wegen diesen Andeutungen.

Wie ist eigentlich das Abi gelaufen?

Bye

Minerva
Von:  Phoenix-of-Darkness
2008-05-22T12:04:14+00:00 22.05.2008 14:04
Wow!
Das Kapitel ist echt wunderbar geschrieben.
Es hat soviel Spaß gemacht, es zu lesen und die länge war einfach super.
Ich finde es fantastisch wie du die einzelnen Charaktere beschreibst, sei es Tyson, der sich mit Kai und Tala vergleicht, einfach alles.
Am besten fand ich die Übung mit Kai und Tyson und Kais folgende Erklärung.
Aber auch wie Tala und Kai im Wasser gespielt haben, war toll.

Kai


Zurück