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Hellsing

An angel's and demon's love
von

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Ein neues Mitglied

Ein neues Mitglied
 

Es war ein Sommertag in England, wie es nur selten vorkommt. Der Nachmittag

war schon weit fortgeschritten und eine abkühlende Brise wirbelte die ersten

heruntergefallenen Blätter auf, die langsam den nahenden Herbst ankündigten.

Die Rückseite des prachtvollen Anwesens erstrahlte im fahlen Licht der untergehenden Sonne. Leise hallte das Geräusch einer zugeschlagenen Autotür durch die leicht bewegte Luft des herannahenden Abends. Nach wenigen Minuten verschwand das schwarze Taxi wieder, als hätte es nie existiert. Nur eine einsame Gestalt mit einem braunen Lederkoffer hatte es vor dem ehrwürdigen

Anwesen zurückgelassen, die nun seufzend auf ihren schweren Koffer heruntersah. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür veranlasste sie sich umzudrehen. Ein älterer Butler mitte 50 kam auf sie zu. Über dem makellos weißen Hemd trug er eine leichte, schwarze Weste und das schwarze, strubbelige Haar hatte er mit einem kurzen Pferdeschwanz gebändigt. Sie musterte ihn eingehend während er sich ihr mit ruhigen Schritten nähert.

" Willkommen auf dem Hellsing-Anwesen, Miss McRough. Bitte folgen sie mir ",

sagte der Butler höflich und hob ihren schweren Koffer mit einer

Leichtigkeit hoch, über die sie nur staunen konnte. Mit einem Nicken folgte

sie ihm in das Innere des Anwesens. Im Vergleich zum übrigen Gebäude war die

Eingangshalle recht klein und nur zwei sehr alte Sideboards zierten zusammen

mit drei Wandteppichen die rauen Wände, deren Farben mit der Zeit verblichen

waren. Ihr Weg führte sie durch eine beschauliche Seitentür über einen

langen, breiten Flur, von dem hin und wieder eine Tür abzweigte. Eine Tür

stand einen Spalt breit offen und sie konnte einen Blick auf eine gewaltige

Bibliothek erhaschen. Es freut sie ihre freie Zeit dort verbringen zu

können.

"Das hier ist ihr Zimmer", sagte ihr Begleiter und öffnete eine Tür unweit

der Bibliothek. Neugierig betrat sie den Raum und sah sich aufmerksam um.

"Lady Integral wünscht sie heute Abend gegen 19 Uhr zu sehen", gab der

schwarzhaarige Butler bekannt und stellte ihren Koffer neben ihr Bett bevor

er ging.

Sehr spartanisch eingerichtet, dachte sich das neunzehn Jahre alte Mädchen

und betrachtete die wenigen Möbel, die in ihrem neuen Zimmer standen. Außer

ihrem Bett füllten noch ein Tisch mit zwei Stühlen, ein Regal, ein Schrank

und ein Spiegel ihr Zimmer. Als sie aus dem Fenster

sah, gewahrte sie die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages. Mit einem Blick

auf ihre Armbanduhr stellte sie fest, dass es fast schon Zeit für das

Treffen war. Aufgeregt fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste wo das

Treffen stattfinden sollte. Erst hoffte sie der Butler würde sie dorthin

führen doch dann entschloss sie sich alleine auf den Weg zu machen. Schon

nach kurzer Zeit bereute sie ihre Entscheidung. Gerade als sie aufgeben

wollte, hörte sie Stimmen, die sich miteinander unterhielten. Der Flur

endete an einer großen mit Schnitzereien verzierten Tür. Zögernd klopfte sie

an, woraufhin die Stimmen verstummten.

"Herein!" forderte eine Frauenstimme auf. Sie holte noch einmal tief Luft,

bevor sie das dahinter liegende Zimmer betrat. Das Zimmer lag in einem

diffusen Zwielicht, man konnte es weder als hell noch als dunkel

bezeichnen. Direkt vor ihr am anderen Ende des Arbeitszimmers stand ein

großer Tisch, hinter dem eine junge Frau mit aschblondem Haar saß.

Das muss Lady Integral sein, dachte sich das Mädchen und trat an den Tisch.

Die Hausherrin forderte sie auf Platz zu nehmen und so ließ sie sich auf den

unbequem wirkenden Stuhl sinken. Erst jetzt fiel ihr der seltsam gekleidete

Mann hinter Lady Integral auf und beim Anblick seiner dämonischen Augen lief

ihr es eiskalt über den Rücken.

"Willkommen auf dem Hellsing-Anwesen. Mein Name ist Integral Hellsing und

ich werde ihre Vorgesetzte sein, sofern sie bereit sind sich mit einem Eid

zu dieser Arbeit hier zu verpflichten", sagte die Frau mittleren Alters und

musterte das junge Mädchen, das nun entschlossen vor ihr saß .

"Ich habe mich hierfür beworben und stehe immer noch zu dieser

Entscheidung", ihre Aufmerksamkeit richtete sie wieder auf ihre zukünftige

Chefin. Lady Integral nickte zufrieden und ließ die neue Dämonenjägerin

schwören, die Geheimnisse der Hellsingorganisation zu wahren, im Dienste des

Herrn zu handeln, Befehle zu befolgen und einiges anderes.

"Nun da dies geklärt wäre, stelle ich ihnen ihren neuenPartner vor" , wandte

sich die junge Frau an sie und deutete mit einer Geste hinter sich auf den

ganz in Rot gekleideten Mann , der sie mit einem spöttischen Lächeln ansah.

"Es ist mir eine Freude, Miss McRough. Mein Name ist Alucard", sagte der

seltsam gekleidete Mann und deutete eine Verbeugung an . Lydias Herz machte

einen gewaltigen Aussetzer als sie erkannte, dass ihr neuer Partner ein

Vampir war. Ein wenig unglücklich wandte sie sich Lady Integral zu um sich

zu beschweren, doch diese sah sie nur mit einem eiskalten Blick an, der

keinen Widerspruch duldete. Das junge Mädchen beschloss nichts zu sagen und

nickte nur. Alucard ließ ein raues Lachen vernehmen als Lydia das

Arbeitszimmer verließ um sich um ihre Sachen zu kümmern. Auf den Fluren

begegnete sie niemandem und ein plötzliches Gefühl überwältigender

Einsamkeit brach über sie ein. Niedergeschlagen ließ sie sich auf ihr Bett

sinken und starrte eine Weile auf den Boden bevor sie sich vor ihren Koffer

kniete und ihre Habe in den Schrank und das Regal einsortierte.

Es war nun schon völlig dunkel draußen und der Wind hatte an Stärke

zugenommen, sodass sich die Baumkronen im Wind neigten. Sie hielt es nicht

für erforderlich das Licht anzumachen, denn sie konnte auch so ausgezeichnet

im Dunkeln sehen . Mit einem knarrenden Geräusch setzte sie sich an den

einfachen Holztisch und schlug ihr Tagebuch auf. Nachdem sie die letzte

Woche durchgegangen war, begann sie mit einem neuen Eintrag.

Der zweite Vampir und das Schwert

Der zweite Vampir und das Schwert
 

Seufzend schloss sie die Seiten ihres Tagebuches und schaute aus reiner

Gewohnheit aus dem Fenster , doch außer einer undurchdringlichen Dunkelheit

war draußen nichts mehr zu erkennen , trotzdem starrte sie noch eine Zeit

lang hinaus . Ein zaghaftes Pochen an der Tür holte sie zurück in die

Gegenwart .

"Ja bitte ?" sagte Lydia und wunderte sich wer sie um ein Uhr morgens wohl

aufsuchen mochte . Ein Mädchen mit kurzem blonden Haar und blauer Uniform

trat ein .

"Hallo , verzeiht bitte die Störung , aber ich war neugierig , wer das neue

Mitglied ist , von dem Lady Integral gesprochen hatte . Mein Name ist

Victoria , Victoria Celas" , sagte das Mädchen , das kaum älter als Lydia

war.

Lydia drehte sich zu ihr um und lächelte .

"Ist schon in Ordnung ich schlafe um diese Uhrzeit sowieso nie . Komm doch

rein" , erklärte sie und machte nun etwas Licht im dunklen Zimmer an .

Zögernd trat Victoria an den Tisch und setzte sich zu Lydia , wobei sie

neugierig das Zimmer betrachtete .

"Tja , das ist mein bescheidenes Heim . Mein Name ist übrigens Lydia , Lydia

McRough" , sagte das neunzehnjährige Mädchen und lächelte leicht.

"Wir werden in nächster Zeit oft miteinander auf Nachtpatroullie sein" ,

meinte Victoria und strahlte Lydia an , die die Stirn runzelte .

"Lady Integral hat mir nur Alucard als Partner zugeteilt" , wunderte sie

sich.

"Er ist mein Meister" , sagte das junge Mädchen mit den blonden Haaren

schlicht , als wäre das Erklärung genug . Nach kurzem überlegen , machte es

bei Lydia klick .

Ach so ist das....das hätte mir auch vorher auffallen können....dachte sie

und schalt sich in Gedanken für ihre Unaufmerksamkeit.

"Naja , ich muss dann schon wieder los...man sieht sich" , sagte Victoria

und sprang gut gelaunt auf , sodass der Stuhl bedrohlich nach hinten kippte

, den sie aber noch schnell wieder auffing , bevor er zu Boden krachte. Mit

einem Lächeln verschwand ihre neue Partnerin hinaus in den dunklen Flur .

Sie ist wirklich nett , schoss es den beiden nahezu gleichzeitig durch den

Kopf. Lydias Blick richtete sich wieder auf ihr Tagebuch , das noch immer

auf dem Tisch lag .

Es wird noch viel zu schreiben geben , lächelte sie in Gedanken . Schweigend

stand sie auf und ging hinaus in den Garten , der das weitläufige Anwesen

der Hellsings umfasste . Es wehte eine kühle Brise , die ihr das Haar ins

Gesicht blies . Mit leichten Schritten , die von den herab gefallenen

Blättern gedämpft wurde , ging sie in den nahen Wald . Trotz der späten

Stunde und des Umfeldes , in dem sie sich bewegte , verspürte sie keine

große Angst . Eine instinktive Gewissheit sagte ihr , dass sie sich nicht zu

fürchten brauche . Auf einer kleinen Lichtung hielt sie an und sah sich kurz

um . Mit ruhigen Schritten und halbgeschlossenen Augen trat sie in die Mitte

der Lichtung und zog ihr Katana , ein altes Familienerbstück . Die Klinge

blitze in einem verirrten Mondstrahl auf und für einen kurzen Augenblick

schien der eingravierte Tiger zum Leben zu erwachen . Gekonnt wiederholte

sie in einem gleichmäßigem Rhythmus einige Bewegungen und obwohl sie die

Augen geschlossen hatte , wusste sie genau wo sie sich befand und in welcher

Position das Schwert gerade verharrte . Sie genoss solche Stunden , in denen

sie alleine mit ihrem Katana trainierte .

Es ist als würde ich in eine andere Zeit und Welt eintauchen...dachte sie

und ein zaghaftes Lächeln erhellte ihre konzentrierte Miene . Mit der Zeit

begann sie mit schwierigeren Übungen , die ihre volle Konzentration

beanspruchten und so bemerkte sie auch nicht den Vampier der sich ihr

näherte , erst ein lauter knall ließ sie erschrocken auffahren , ihr Katana

in einer niedrigen Abwehrposition haltend . Der stärker gewordene Wind blies

ihr eine feine Aschewolke entgegen und es dauerte einige Augenblicke , bis

sie ihren Gegenüber erkannte . Victoria ließ ihre Waffe langsam sinken und

lächelte zaghaft Lydia zu.

"Du solltest etwas vorsichtiger sein . Hier in der gegend rennen in letzter

Zeit immer mehr Freaks herum , selbst hier auf dem Anwesen...." , mahnte sie

und steckte ihre Pistole zurück in die Halterung an ihrem Gürtel. Lydias

Blick wandte sich von den roten Augen des jungen Vampirmädchens ab und

wanderte zurück zu ihrem Katana , das sie nun zurück in dessen Scheide schob

. Das leise "klong" das dabei ertönte , rief Lydia erst wieder wirklich in

die Gegenwart zurück und sie bedankte sich bei ihrer Partnerin . "Nichts zu

danken . Für sowas bin ich doch da" , winkte Victoria ab und trat näher auf

Lydia zu .

"Das ist wirklich ein schönes Schwert , was du das hast" , meinte sie und

deutete auf das Katana , das in einer blauen Lederhülle an Lydias schwarzem

Gürtel befestigt war. Lächelnd legte sie eine Hand darauf .

"Es ist ein altes Familienstück" , erklärte sie uns strich liebevoll über

das Heft des Katanas . Lydia hatte eine unglaubliche Begabung im Umgang mit

altertümlichen Waffen , für die neueren konnte sie sich nicht so recht

begeistern , weil sie weniger Geschick benötigten und keine innere Schönheit

besaßen , die sie so sehr an ihren Waffen , wie dem Katana liebte . Mit

einem Lächeln sah sie zu ihrer Freundin auf und stieß sie dann blitzschnell

zur Seite . Keinen Augenblick zu späht , denn ein langer , silberner Dolch

flog dort vorbei , wo Victoria eben noch gestanden hatte. In einer

refexartigen Bewegung hatte Lydia wieder ihr Katana gezogen und starrte dem

unbekannten Angreifer entgegen , der schon einen weiteren Dolch gezückt

hatte , aber nun Lydia abschätzend musterte .

Der Abgesandte Iscariots

Der Abgesandte Iscariots
 

Ächzend rappelte sich das blonde Vampirmädchen wieder auf und zog ihre Waffe

, die sie auf den fremden Mann mit den Dolchen richtete .

"Wer seid ihr ?" rief Lydia dem Mann zu , der anscheinend ein Geistlicher

war , denn an einer kleinen Silberkette hing ein fein gearbeitetes Kreuz und

am Schulteransatz seines grauen Mantels waren zwei rote Kreuze zu sehen .

Der Geistliche schwieg und musterte Lydia noch eine Weile , doch dann brach

er sein Schweigen .

"Ihr versündigt euch , Schwester , wenn ihr mit solchen Schattengestalten

verkehrt" , sagte der blondhaarige Mann , den Lydia auf Mitte dreißig

schätzen würde . Die arrogante Stimme , mit der er sprach , entlockte

Victoria ein leises Knurren , das Lydia unwillkürlich zu ihrer Freundin

schauen ließ , deren Augen leicht zu leuchten schienen . "Ihr habt mir immer

noch nicht geantwortet" , grummelte Lydia und versuchte dabei ein neutrales

Gesicht zu machen , was ihr nicht besonders gut gelang , da die Art und

Weise wie er sprach , sie sehr verärgerte.

"Ich bin im Auftrag des Vatikans hier um solche GESTALTEN von dieser Erde zu

verbannen..." , bei diesen Worten richtete er einen Dolch auf Victoria .

"...und jeder der versucht mich daran zu hindern , muss die Konsequenzen

tragen" . Seine stahlblauen Augen blitzten zu Lydia und sprachen eine

unmissverständliche Warnung aus .

"Ihr befindet euch hier auf dem Anwesen der Hellsings und habt keine

Befugnis euch hier aufzuhalten" , platze es aus Lydia raus und ihr Katana

schwenkte von einer defensiven Abwehrhaltung zu einer drohenden

Angriffshaltung um . Ihr ganzer Körper war angespannt und auf einen

schnellen Angriff vorbereitet , doch unerwarteter weise ließ der Abgesandte

seine Dolche sinken und dreht sich abrupt um , wobei er auf das Haupthaus

zusteuerte . Erst als er nicht mehr zu sehen war , entspannten sich die

beiden Mädchen etwas .

"Was fällt dem eigentlich ein ?" knurrte Victoria wütend und klopfte sich

einige Blätter von ihrer blauen Uniform. Das schwarzhaarige Mädchen

reagierte nicht darauf , sondern schob mit einem geistesabwesenden Blick ihr

Katana zurück in dessen Hülle und macht sich dann zurück zum Anwesen auf ,

dabei achtete sie nicht einmal darauf , ob Victoria ihr folgte , zu sehr war

sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.

Der Vatikan ? Ein Abgesandter ? Was er wohl will ? Das gibt bestimmt

Ärger.... , solche und ähnliche Gedanken kreisten ihr durch den Kopf . Wie

von selbst hatten sie ihre Füße den bekannten Weg zurück zu ihrem Zimmer

getragen , in dem sie nun mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck und

einem unguten Gefühl der Vorahnung stand. Lady Integral war keineswegs

begeistert über diesen unangemeldeten Besuch . äußerlich sprach sie mit

gelassener und wohl kontrollierter Stimme , aber am liebsten hätte sie ihm

für sein unverschämtes Auftreten Alucard auf den Hals gehetzt , der

scheinbar lässig hinter ihr am Fenster lehnte und stumm dem Gespräch folgte

. Er genoss es den flackernden Blick in den Augen des Abgesandten zu sehen ,

wenn er flüchtig zu ihm sah . Ein wohlbekanntes Grinsen stahl sich auf das

bleiche Gesicht des Vampirs , dass durch dessen rote Kleidung um einiges

betont wurde , aber vor allem durch sein kurzes schwarzes Haar .

"Der Vatikan sieht sich gezwungen in dieser Sache zu handeln . Das ein

christlicher Ritterorden mit solchen...WESEN..zusammenarbeitet , ist

undenkbar . Sollten nicht sofort Gegenmaßnahmen ihrerseits ergriffen werden

, wird sich Iscariot dessen annehmen und das wird weit aus schwerwiegendere

Konsequenzen nach sich ziehen" , der blonde Geistliche sprach mit

energischer Stimme und versuchte die belustigten Blicke Alucards zu

ignorieren .

"Ich sehe keinerlei Befugnis , die sie für solch ein Vorhaben benötigen ,

also rate ich ihnen so schnell wie möglich mein Anwesen zu verlassen ,

anderenfalls wird es für sie äußerst ungemütlich.." , Lady Intagrals Augen

blitzen drohend auf und Alucard entblößte leicht seine weißen Fangzähne.

Geschlagen verließ der Geistliche mit wehendem Umhang das Büro und stieß

dabei mit Lydia zusammen . Beide fielen fluchend zu Boden . Als Lydia wieder

aufstand , hielt sie sich kurz den Kopf , da sie unsanft gegen eine alte

Kommode gestoßen war . Flüchtig konnte der blonde Mann ein verblasstes

Zeichen auf Lydias Stirn erkennen , bevor diese sich mit einer gegrummelten

Entschuldigung zur Küche aufmachte . Verwirrt sah er dem Mädchen nach und

eilte dann weiter nach draußen zu einem schwarzen Wagen , der schon

abfahrtbereit auf ihn wartete . Seltsam...dem sollte ich nachgehen... ,

dachte er sich und schloss die Augen , wobei er sich noch einmal die Form

des Zeichens vor Augen rief.

Die Patroullie

Die Patroullie
 

Grummelnd ging Lydia in die Küche und brühte sich etwas Tee auf.

Walter , der nette , alte Butler war nicht da und das störte sie nicht ,

denn sie fühlte sich stets unwohl , wenn sie von ihm bedient wurde. Sie war

für ihr Alter ein sehr selbstständiges Mädchen und mochte es gar nicht ,

wenn man sie in ihrer Selbstständigkeit einschränkte. Warum das so war ,

wusste sie selbst nicht mehr so wirklich und als sie begann darüber

nachzudenken , geschah etwas Eigenartiges. Alte Erinnerungen an ihre

Kindheit zogen kaum wahrnehmbar an ihr vorbei , nicht mehr als ein schwacher

Abglanz vergangener Ereignisse , doch was sie besonders verwirrte war das

seltsame Gefühl aus einer Mischung von Enttäuschung , Trauer und besonders

Angst.

Mit einem Stirnrunzeln versuchte sie die flüchtigen Erinnerungen

festzuhalten , doch je mehr sie sich bemühte , desto schwieriger wurde es ,

bis sie kopfschüttelnd aufgab.

Was soll's...., dachte sie und wandte sich wieder ihrem Tee zu , den sie in

eine der blauen Keramiktassen goss. Der heiße Dampf zog ihr entgegen und bildete einen feinen Film von Wassertropfen auf ihrem Gesicht , wodurch es eigentümlich schimmerte , wenn

sich das Licht der wenigen Lampen darin spiegelte. Ihre Gedanken kehrten wieder zu dem seltsamen Geistlichen zurück und wieder spürte sie diese Mischung aus Gefühlen , die

sie bei ihren flüchtigen Kindheitserinnerungen gespürt hatte.

Das muss es wohl eine Verbindung geben...., schoss es ihr durch den Kopf ,

doch welche es sein sollte , blieb ihr vorerst noch verborgen. Rasche

Schritte lenkten ihren Blick zum Gang und zu Victoria die gerade herein

trat.

"Wir haben keine Zeit zum Teetrinken. Wir sind heute mit Patroullie dran" ,

sagte das blonde Vampirmädchen und zog ihre Freundin nach draußen.

"Ohje , das hatte ich ganz vergessen..." , stöhnte Lydia und beeilte sich

Victoria zu folgen , die zielstrebig auf den Hintereingang des Anwesens

zustrebte. Vor der schon sehr alten , vom Wind geglätteten Tür wartete

Alucard mit einem amüsierten Grinsen auf sie , was so typisch für ihn war.

Ein leichtes Lächeln huschte über Lydias Gesicht , denn dieses Grinsen ließ

ihn in ihren Augen sympathisch erscheinen , obwohl man mit solchen

Bewertungen vorsichtig umgehen sollte , besonders da sie ihn kaum kannte.

Ihr Blick wanderte zu seinen Augen , die wie sooft von einer getönten Brille

verdeckt wurden und kurz flackerte das Interesse in ihr auf zu wissen , wie

er wohl ohne Sonnenbrille aussähe , doch dann wandte sie sich wieder dem

wesentlichen zu.

"Wo geht's genau hin ?" fragte sie und knöpfte den Kragen ihres schwarzen

Mantels etwas weiter zu , da der Wind noch um einiges aufgefrischt hatte.

"Zum westlichen Bezirk. Besonderes Augenmerk ist der dortige Friedhof" ,

sagte der schwarzhaarige Vampir mit rauer Stimme und zupfte leicht an seinem

roten Schlapphut , an dem der Wind immer wieder zu zerren begann.

Zu Fuß machten sie sich auf den Weg durch leere Straßen und Gassen. Es

schien als würde in dieser Nacht kein anderes Leben existieren , doch der

schein trog , denn hier und da sah Lydia in einigen Fenstern das Flackern

von Fernsehern , die von einigen wenigen Nachteulen zeugten. Ihr entgingen

nicht die prüfenden Blicke , die ihr der große Vampir im roten Mantel zuwarf

und sie spürte ein leichtes Prickeln auf ihrer Stirn. Mit einer Hand rieb

sie sich unauffällig darüber , doch das Prickeln hielt an , wie sehr sie

auch versuchte es zu ignorieren. Die Straßen blieben ausgestorben , bis sie

zu dem Friedhof kamen. Schon aus der Ferne konnte sie das eintönige Stöhnen

mehrerer Ghoule hören , die auf dem Friedhofsgelände herumirrten. Der Wind

peitschte wütend durch die Linden , die den Friedhof einzäunten und wirbelte

die herab gefallenen Blätter durch die Luft. Victoria zog ihre Waffe und

entsicherte sie. In Alucards rechten Hand war wie aus dem nichts eine

silberne , handlich erscheinende Schusswaffe erschienen , auf der

irgendetwas eingraviert war. Mit einem süffisanten Grinsen sah er zu ihr

herab.

"Wollt ihr nicht auch eure Waffe ziehen ?" fragte er im Plauderton.

"Noch besteht kein Anlass dazu" , erwiderte Lydia kühl und betrachtete das

Bild , was sich ihr bot. Mindestens zwanzig Ghouls tummelten sich auf dem

Friedhof und mitten unter ihnen erwartete sie ein Vampir mit ausdrucksloser

Miene. Mit einem Mal verschwand Alucard und Lydia sah verwirrt zu Victoria ,

die bloß den Kopf schüttelte.

"Dann wollen wir denen mal einheizen" , munterte sie Lydia auf und näherte

sich langsam dem Tor , welches rostig und mit Moos bewachsen war. Mit einem

geübten Tritt öffnete sie es und trat den Ghoulen entschlossen entgegen ,

dicht gefolgt von Lydia , die nun ihr Katana gezogen hatte.

Meine Methoden mögen altertümlich sein , aber sie tun's auch..., dachte das

schwarzhaarige Mädchen und festigte ihren Griff etwas , während ihr Blick

über die Untoten zu dem Vampir wanderten. Ihr fiel auf , das von ihm keine

so charismatische Aura ausging wie von Alucard , überhaupt machte er einen

ganz anderen Eindruck auf sie.

"Wieder so ein FREAK" , murmelte ihre Partnerin und schoss auf die ersten

Ghoule in ihrer Nähe , die sich sofort in Aschehaufen verwandelten und vom

Wind davongetragen wurden. Lydia wagte sich etwas weiter vor und brachte

mehrere Ghoule zur Strecke , allerdings achtete sie darauf , sich nicht

allzu weit von Victoria zu entfernen.

Wo steckt überhaupt Alucard ? fragte sie Lydia und sah sich um , doch der

Vampir war nirgends zu sehen. Das Prickeln auf ihrer Stirn nahm schlagartig

zu und sie wankte leicht zur Seite , was ihr das Leben rettete , denn genau

in diesem Augenblick hatte der Vampir , den Victoria als Freak bezeichnet

hatte , eine Pistole gezogen und auf sie geschossen. Ein einziger Schuss

hallte durch die fast stille Nacht und der Vampir löste sich auf. Aus dem

Schatten trat eine ganz in rot gekleidete Gestalt , die scheinbar amüsiert

zu ihnen blickte. Lydia verdrehte genau wie Victoria leicht die Augen über

diesen "dramatischen" Auftritt.

Der Traum

Der Traum
 

Den Rückweg brachten sie schweigend hinter sich , jeder seinen eigenen

Gedanken nachhängend. Nach dem "Tod" des Vampirs war das Prickeln auf Lydias Stirn verschwunden , doch sie konnte sich noch gut an dieses Gefühl erinnern , als würden tausende von Ameisen über ihre Stirn krabbeln , jedoch in einem genauen Muster. Mit der rechten Hand fuhr sie sich noch einmal über die Stirn , doch sie konnte nichts Auffälliges ertasten. Stumm betraten sie das Anwesen und Lydia unterdrückte ein halbherziges Gähnen.

Für den heutigen Tag hab ich genug erlebt. Ich brauch erstmal ne Mütze voll

Schlaf..., schoss es ihr durch den Kopf und so begab sie sich leicht wankend

zu ihrem Zimmer. Gähnend ließ sie sich auf ihr Bett fallen und streifte ihre

Stiefel an der Bettkante ab , den Mantel hatte sie schon über den Stuhl

geworfen. Angezogen wie sie war , schlüpfte sie unter die Bettdecke und

schlief kurz darauf ein. Sie war sich sicher , dass sie von den Ereignissen

dieses Tages träumen würde und sie behielt recht. Abstruse Träume zogen sich durch ihren unruhigen Schlaf , die sich langsam auflösten und zu einem anderen viel bedeutungsvolleren Traum wurden. Es war dunkel , doch sie konnte noch schemenhaft die Wände , den Boden und die Decke erkennen. Es schien alles so groß zu sein , doch das lag nur daran , dass sie so klein war. Ihre nackten Füße lugten unter dem Saum einer grauen Kutte hervor und tapsten nun weiter über die kalten Steine des dunklen Ganges. Ihr Herz klopfte. Sie durfte eigentlich um diese Zeit nicht mehr hier sein. Sie würde bestimmt Ärger bekommen , doch das war ihr egal. Sie wollte endlich weg von hier. Die strengen Blicke und die harschen Worte hatten ihr sanftes Wesen zu sehr erdrückt. Sie wunderte sich , dass sie noch in der Lage war Liebe und Zuneigung zu empfinden , wo sie doch in einer so unwirtlichen und strengen Umgebung lebte. Sie blieb vor einer großen Tür mit seltsamem Symbol stehen. Es war ein kleines V , über dem noch ein kleiner Punkt schwebte. Ihre kleine Hand fasste sich an die Stirn und fühlte über die erst vor kurzem verheilte Wunde , die genau die Form dieses Zeichens besaß. SIE hatten sie damit gezeichnet , damit SIE sie immer wieder erkennen

konnten. Sahen wer sie war , aber vor allem was sie war.

"Angelus" , murmelte das kleine Mädchen und streckte sich um mit dem Finger das Zeichen auf dem Holz der Tür nachzufahren. So wurde sie hier unten nur genannt. Sie war das Angelus-Mädchen. Das Gefühl aufgestauter Enttäuschung , Trauer aber auch Angst stieg wieder in ihr auf und sie schlug mit aller Kraft , die ihr kleiner Körper besaß nach dem Zeichen. Das Holz barst und zahllose Splitter folgen durch die Luft , doch keiner traf sie. Sie hörte eilige Schritte und wusste , dass SIE bald hier sein würden. Mit einem Ruck drehte sie sich um und lief den kalten Gang entlang. Fort von der Tür , fort von den Schritten. Sie wollte nur noch fort. Sie spürte feuchtes Gras unter ihren Füssen , spürte wie die Kälte an ihren Beinen hinauf kroch , doch sie störte sich nicht weiter daran. Sie lief , lief ohne sich umzusehen , hörte nur IHR wütendes Rufen , scharfe Befehle und das Bellen der Suchhunde. Sie lief so schnell ihre kleinen Füße sie tragen konnten. Der Wind zerrte an der rauen Kutte und spielte mit den Strähnen ihrer langen , nachtschwarzen Haare. Zugern hätte sie es getan. Sich dem Wind hingegeben , doch eine innere Angst hielt sie zurück. Innerlich hatte sie es immer noch nicht akzeptiert , dass sie nun anders war , nicht mehr das unschuldige Mädchen mit den grünen Augen , nein , SIE hatten sie verändert , hatten sie zum "Angelus" gemacht. Die Stimmen kamen näher. Alle Vorsicht und ihre innere , warnende Stimme missachtend , tat sie , was sie für richtig hielt. Ihre müden Füße federten vom Gras ab und ihr leichter Körper fiel den Steinhang hinab. Sie breitete die Arme aus und spürte einen stechenden Schmerz im Schulterbereich , doch das war nichts Neues für sie , sie kannte diesen Schmerz. Ihr Fall wurde abrupt gebremst und der Wind trug sie sanft den Fluss hinab , der das stille Kloster umfloss , fort von ihrem Gefängnis hinaus in eine neue Welt. Mit der Zeit würde sie es vergessen , nur das Zeichen auf ihrer Stirn würde bleiben und von ihrer Vergangenheit zeugen. In ihrem Unterbewusstsein erkannte Lydia , dass sie es tatsächlich vergessen

hatte , bis heute. Nun war ein Teil ihrer Vergangenheit zurückgekehrt , doch

er brachte eine Menge Fragen mit sich , auf die sie gerne eine Antwort

gewusst hätte , doch stattdessen fühlte sie nur eine unwissende Leere in

sich. Andere Träume folgten , die sie schon schnell wieder vergaß , weil sie

so unbedeutend waren. Irgendwann tauchte sie aus der Gemütlichkeit des

Schlafes auf und drehte sich auf die andere Seite , wobei sie die Decke über

ihren Kopf zog.

Was hat mich denn geweckt ? frage sie sich und zur Antwort ertönte erneut

das simple , aber nicht zu überhörende Klopfen , dem eine wohlbekannte

Stimme folgte.

"Aufstehen , Miss McRough . Das Frühstück steht bereit" , informierte sie

Walter. Mit einem verschlafenen Grummeln setzte sie sich im Bett auf und ihr vom Schlaf verschleierter Blick wanderte hinüber zu der schlichten Uhr auf dem Regal gegenüber an der Wand. Das Klopfen war nicht mehr zu hören und Lydia nahm an , dass Walter es aufgegeben hatte sie weiterzuwecken. Mit einem herzhaften Gähnen schlug sie die wohlig warme Bettdecke zurück und stand leicht schwankend auf. Ihr ganzer Kopf schien ein einziger Schmerz zu sein. Noch nie hatte sie so schlimme Kopfschmerzen gehabt wie heute , aber vor allem konnte sie sich nicht erklären was sie ausgelöst hatten. Ihr Schritte festigten sich allmählich auf dem Weg zum Badezimmer und sie beschloss den restlichen Schlaf mit kühlem Wasser aus der Dusche zu vertreiben. Nachdem sie geduscht hatte , war ihr Verstand endlich wach und sie begann über den Traum von letzter Nacht nachzudenken. Als ihr Blick über ihr Spiegelbild flog , blieb ihr Blick an ihrer Stirn haften , die rot verschmiert war. Mitten auf der Stirn befand sich eine frische Wunde , deren Form ihr vage bekannt war. Es war das Zeichen , das sie damals von IHNEN erhalten hatte , das sie als "Angelus" kennzeichnete.

Das Zeichen

Das Zeichen
 

Einige Minuten lang starrte sie nur auf ihr Spiegelbild . Es schien als wäre

das schwarzhaarige Mädchen zu einer Salzsäule erstarrt , doch nach einer

endlosen Ewigkeit bewegte sie sich und tat das erste was ihr einfiel.

Vorsichtig tupfte sie das frische Blut von der Wunde ab und klebte ein

Pflaster darauf , das von ihren nachtschwarzen Haaren zum größten Teil

verdeckt wurde. Mit leisen Schritten schlurfte sie zu ihrem Kleiderschrank

und zog sich an. Von den Kopfschmerzen war nur noch ein dumpfes Pochen übrig

geblieben , dass sie mehr störte , als das es wehtat.

Der Schock , von dem was gerade im Badezimmer passiert war , saß noch immer

tief in ihr und so wankte sie mit leicht ausdruckslosem Blick zur Küche ,

ihr Verstand damit beschäftigt , das Erlebte zu verarbeiten. Die Küche war

leer , doch Walter hatte für sie gedeckt , so wie er gesagt hatte. Mit einem

leisen Seufzer setzte sich das Mädchen im schwarzen Pullover , der sehr zu

ihrer schwarzen Haarfarbe passte. Ihre Bewegungen wirkte mechanisch , so als

würden sie eher von außen gelenkt , als durch ein inneres Bedürfnis wie

Hunger. Als sie aß , tauten ihre Gedanken und ihre Gefühle langsam auf und

sie wurde sich dessen bewusst , was sie über so lange Jahre hinweg in die

tiefste Ecke ihres Unterbewusstseins verbannt hatte.

"Angelus" , flüsterte Lydia und alte Erinnerungen drohten ihren Verstand zu

überfluten , doch sie reagierte noch rechtzeitig und verschloss die

gedankliche Tür wieder , hinter der diese schrecklichen Erinnerungen

lauerten.

"Schon wach ?" begrüßte sie Alucard , der plötzlich aus dem Schatten

aufgetaucht war. Lydias Muskeln zogen sich vor Schreck zusammen und dann

fuhr sie blitzartig zu ihm herum.

"Lass das gefälligst!" fauchte sie den Vampir an , der sie mit einem

amüsierten Blick musterte.

"Wie du wünschst!" meinte Alucard , dessen Grinsen eindeutig unverschämt war

und Lydia kümmerte sich lieber wieder um ihr Frühstück anstatt sich mit

diesem ungewöhnlichen Hausgenossen zu streiten.

"Was hast du eigentlich angestellt?" fragte dieser und deutete auf das

Pflaster auf ihrer Stirn. Lydia ignorierte seine Frage , bis er direkt neben

ihr stand und sich leicht am Tisch abstütze. Er wusste genau , was sie

schnell auf die Palme brachte. Wieder sah sie wütend zu ihm hoch und dieses

unverschämte Grinsen , welches keineswegs arrogant war , ließ ihre Wut fasst

überschäumen.

"Ich bin im Badezimmer ausgerutscht und mich an der Holzkommode gestoßen" ,

gab sie ihm frostkalt zur Antwort , woraufhin ein raues Lachen erklang.

Lydia sah nur hoch , doch ihr wütender Ausdruck wandelte sich zu einem

Lächeln . Sie mochte sein Lachen , überhaupt mochte sie seine ganze Art ,

doch die Tatsache , dass er ein Vampir war , bildete eine solide Mauer

zwischen ihnen. Langsam stand Lydia auf und räumte ihr Geschirr weg.

"Eine wirklich fabelhafte Lüge , aber sehr unglaubwürdig" , sagte Alucard ,

nachdem er sich langsam wieder beruhigt hatte. Das schwarzhaarige Mädchen

zuckte nur kurz mit den Schultern , würdigte dem rot gekleideten Vampir

jedoch keines Blickes und verließ die Küche wieder. Kaum das sie auf den

Flur getreten war , nahmen die Kopfschmerzen wieder zu und sie spürte wie

ihre Beine unter ihr nachgaben , doch zwei kräftige Arme bewahrten sie vor

einem Sturz.

"Heute wohl etwas wackelig auf den Beinen , wie?" stellte Alucard fest und

setzte Lydia wieder auf einem Stuhl in der Küche ab , die sich stöhnend den

Kopf hielt , die Augen fest zusammengekniffen. Nach einer Weile ließ der

Schmerz wieder nach und sie lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Alucard

trat näher zu ihr und strich die schwarzen Haare weg , die das Zeichen

verbargen , denn das Pflaster hatte sich gelöst gehabt.

"Was hast du denn da?" fragte er als er die Wunde genauer betrachtete. Mit

einer schwachen Bewegung , die mehr einer Geste glich , schlug sie die

behandschuhte Hand des Vampirs fort.

"Nichts was dich angeht" , grummelte Lydia , doch Alucard machte keine

Anstalten sich von ihr zu entfernen. Wieder hob er eine Hand und legte sie

sanft unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht vorsichtig zu ihm. Seine

dämonischen Augen , hinter den getönten Brillengläsern versteckt , musterten

neugierig das Zeichen , was sich so deutlich von Lydias Stirn abhob.

Das hab ich doch schon irgendwo mal gesehen..., dachte Alucard und versuchte

sich zu erinnern. Lydia befreite sich aus seinem sanften Griff und stand

auf.

"Ich will davon nichts mehr wissen!" sagte sie bestimmt , wobei ihre Worte

mehr an sie selbst gerichtet waren. Es graute ihr durch Alucard Fragen

wieder an ihre Vergangenheit erinnert zu werden. Mit raschen Schritten floh

sie aus der Küche und verkroch sich in ihrem Zimmer , dessen Tür sie zum

ersten Mal seit sie hier war , abschloss.

Angelus

Angelus
 

Es war Herbst , auch im Vatikan , doch das Wetter war noch wärmer und um

einiges freundlicher als in England. Pater Enrico begann sofort seine

Nachforschungen , nachdem er aus England zurückgekehrt war. Dieses Zeichen

auf der Stirn des Mädchens hatte ihn den ganzen Flug über beschäftigt. Er

war sich sicher , dass er es kannte , allerdings gelang es ihm nicht den

Zusammenhang zu finden , in dem es stand. Er verbrachte mehrere erfolglose

Stunden der Suche in der ausgedehnten Bibliothek seines Konvents als er

endlich eine viel versprechende Aufzeichnung fand. Neugierig setzte er sich

an den Tisch und begann mit dem Studium des Textes.
 

"Angelus...lateinischer Ursprung.. meint Engel oder himmlisches

Wesen...schon seit der Annahme des Heiligen Erichs beschäftigt sich die

Kirche mit dem Thema Angelus...nach unbewiesenen Angaben soll es in der

Vergangenheit gelungen sein durch unbenannte Praktiken.....Wesen mit

himmlischen Eigenschaften zu erschaffen....diese wurden Angelus

genannt.....es gab oft Unstimmigkeiten mit den Päpsten einzelner Epochen ,

die dies als Freveltat bezeichneten....in der Geschichte sind bisher nur

drei Angeli bekannt....zwei weibliche und ein männlicher...offenbar können

Frauen eher mit der geballten Macht , die diesem Verfahren entspringt

umgehen.....Abtrünnige haben oft versucht selbst Angeli zu erschaffen...im

Streben Gott gleich zu sein...doch es ist niemandem gelungen...ungewissen

Quellen zufolge soll Iscariot schon seit langer Zeit versucht haben einen

Angelus zu erschaffen...." nach dieser Textpassage brach die Schrift ab und

die restliche Seite wurde von einem Zeichen abgedeckt. Es war genau das

Zeichen , welches der junge Geistliche bei dem Mitglied der

Hellsingorganisation gesehen hatte. Vorsichtig fuhr er mit dem Zeigefinger

das Symbol nach.

Sie ist also ein Angelus....sehr interessant. Ich sollte die anderen

benachrichtigen... , dachte Pater Enrico und stellte das Buch zurück an

seinen Platz bevor er aufgeregt die große Bibliothek verließ.
 

Inzwischen wurde auch in England nachgeforscht. Alucard wälzte gerade das

x-te Buch auf der Suche nach ein paar Antworten , doch die wenige die etwas

zu dem Thema aussagten , beinhalteten nur vage Andeutungen bis hinüber zu

abstrusen Behauptungen. Kopfschüttelnd legte er das Buch zur Seite , dessen

Einband im Laufe der Zeit abgegriffen war und dessen Buchstaben zur völligen

Unleserlichkeit verblichen waren.
 

Nicht gerade sehr viel versprechend.... Angelus...seltsam..., dachte sich

der Vampir und seine Gedanken kreisten um Lydia , die eine eigenartige

Wirkung auf ihn hatte , die er nicht genau in Worte fassen konnte. Ihr

schwarzes Haar glich seinem ungemein , allerdings besaß ihres noch einen

lebhaften Glanz , der seinem Haar fehlten , was allerdings nicht

verwunderlich war , da er ja untot war. Seine Gedanken wanderten zu ihren

strahlenden grünen Augen , die ihn oft in ihren Bann schlagen konnten , wann

immer er zu ihr sah. Er war selbst überrascht welche Wendungen seine

Gedanken nahmen und ein amüsiertes Lächeln zeigte sich auf seinem bleichen

Gesicht.

Langsam stand er auf und legte die Bücher wieder zurück.

Zeit für ein kleines Pläuschchen unter Kollegen..., bei diesem Gedanken

wurde sein Grinsen breiter und er schlenderte mit ruhigen Schritten zu

Lydias Zimmer.

Allein ?

Allein ?
 

Tief in Gedanken versunken stand ein Mädchen mit hüftlangem , schwarzem Haar vor dem offenen Fenster ihres kleinen Zimmers und ließ ihr blasses Gesicht von der Sonne bescheinen. Es störte sie nicht , dass der starke Herbstwind wild mit ihren Haaren spielte. Sie genoss den eisigen Wind , der ihre Gedanken klärte und sie wieder zur Ruhe kommen ließ. Die Tür war immer noch abgeschlossen , aber das würde Alucard niemals aufhalten , wenn er wirklich zu ihr wollte , schließlich konnte er als Vampir durch Wände gehen und wie aus dem Nichts auftauchen. In Gedanken ging sie nochmal die Ereignisse , die in der Küche geschehen waren , durch , während die Finger ihrer rechten Hand über das Zeichen fühlten , welches am Morgen aufgebrochen war und angefangen hatte zu bluten. Inzwischen war das Blut getrocknet und die Kopfschmerzen , die sie zweimal an den Rand der Bewusstlosigkeit getrieben hatten , waren verschwunden. Es behagte ihr gar nicht , dass das Zeichen wieder sichtbar war und sie fragte sich , was es wohl bedeuten mochte. "Angelus....." , murmelte Lydia und trat vom Fenster zurück. die Bedeutung dieses Wortes war ihr nur ansatzweise bekannt , jedoch verspürte sie nicht den Drang mehr darüber herauszufinden. Gefühlsmäßig wandelte sie auf einem schmalen , sehr schmalen Grad. Lydia wurde sich schmerzlichst bewusst , dass sie niemanden hatte ,mit dem sie hätte darüber reden können. Victoria war zwar ihre Freundin , doch sie glaubte nicht mit ihr über dieses Thema reden zu können. Sie war so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt , dass sie gar nicht bemerkte wie ein schwarzhaariger Vampir mit rotem Mantel und ebenso rotem Schlapphut in ihrem Zimmer erschien. Schweigend musterte er das Mädchen durch seine getönten Brillengläser und wartete bis sie ihn bemerkte. Als Lydias Blick durch ihr Zimmer wanderte , blieb er an dem roten Mantel haften und huschte hoch zu den orange-roten Augen Alucards. Erstaunlicherweise nahm er seine Sonnenbrille ab und mit einem Stirnrunzeln fragte sie sich , was er damit bezwecken wollte. "So in Gedanken versunken ?" Seine Frage bedurfte keinerlei Antwort. Seine Augen ruhten immer noch auf ihr und sein allgegenwärtiges Grinsen war in deisem Fall nicht provozierend oder unverschähmt sondern hatte einen freundlichen , versöhnlichen Zug. "Was willst du hier ?" fragte Lydia , die von Alucards Verhalten aus der Bahn geworfen wurde. Seine Arme , die er vorher vor der Brust verschränkt hatte , ließ er an den Seiten herabfallen und machte zwei bedächtige Schritte auf sie zu. Alucard war einen ganzen Kopf größer als sie , doch auf sie wirkte das keineswegs einschüchternd. "Um dir zu helfen...." , sagte er schlicht , aber mit einem Hauch ehrlicher Freundlichkeit , die sich auch in seinen dämonischen Augen wiederspiegelte. Lydia schwieg eine Weile und betrachtete ihren Gegenüber sorgfältig , der ihrem prüfendem Blick gealssen standhielt. Langsam drehte sie sich um und schloss das Fenster , als sie sich wieder umdrehte , hatte sich ihr Blick verändert. Es waren nun wieder die Augen eines kleinen Mädchens , das nach einem geschützen Ort der Geborgenheit suchte. "Wie...?" Lydias Stimme war nicht mehr als ein schwacher Hauch gewesen. Ohne seine geschärften Vampirsinne hätte Alucard vermutlich nichts gehört. nun machte er erneut ein paar Schritte auf sie zu , bis nur noch eine Armlänge sie voneinander trennte. Sein Lächeln wurde sanfter und seine Augen strahlten eine geborgene Wärme aus. Ohne Worte verstand sie , was er meinte. "Danke..." , murmelte sie mit einem Lächeln , das er mit einem schwachen Nicken beantwortete. Kurz verharrte er noch bei ihr , doch dann verabschiedete er sich von Lydia , weil Lady Integral nach ihm rief und er musste seinem Meister gehorchen. Er ließ sich Zeit , denn ihr Ruf war keineswegs dringend gewesen. Auf seinem Weg zum Büro , wo ihn die Hausherrin erwartete , hatte er Zeit zum Nchdenken ; nachdenken warum er Lydia half , wo er sie doch fast nicht kannte. Ihre Anwesenheit löste in ihm ein seltsames gefühle aus , das er nicht genau zuordnen konnte. Er überlegte , ob es mit ihren Eigenschaften als "Angelus" zu tum haben mochte , doch er schob diesen Gedanken bei Seite , da er nun vor der Bürotür stand. Unüblicherweise tauchte er nicht einfach hinter Integral auf , sondern betrat ihr Büro zum ersten Mal durch die Tür. Lady Integral sah nicht von ihrer Arbeit auf. "Es ist noch zu früh für den Tee , Walter" , sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. Als sie keine Antwort bekam , sah sie doch auf und beobachtete wie Alucard seine Sonnenbrille aufsetzte und auf sie zukam. "In der Tat , es ist gerademal elf Uhr" , stellte Alucard mit einem spöttischen Grinsen fest. Lady Integral schenkte ihm bloß einen kalten Blick , bevor sie dann zum Wesentlichen kam. "Ich habe einen Brief des obersten Bischofs des Vatikans erhalten". Sie ließ ihre Worte wie einen eiskalten Hauch durch den Raum schweben. In ihren stahlblauen Augen war deutlich ihre Wut zu erkennen. "Was ist es diesmal?" fragte Alucard , dessen Grinsen verschwunden war. "Er verlangt die sofortige Versetzung Lydias in den Vatikan..."Ihre Hände krallten sich in die Armlehnen ihres Stuhles und ihre ganze Haltung strahlte Empörung und eine deutliche Drohung aus. Sie rammte das Messer , was ihr als Brieföffner diente , in das Vatikanssiegel. "Ich lasse mir nicht einfach vorschreiben , was ich zu tun habe" , schrie Integral. Alucard war einiges von ihr gewohnt , doch eine so heftige Reaktion hatte er nicht erwartet. "Hat er eine Begründung genannt?" hakte der Vampir nach , während seine Gedanken zu den "Angelus-Aufzeichnungen" zurückkehrten. Er erhielt als Antwort nur ein verächtliches Schnauben. Alucard trat näher an den Tisch heran und schaute zu seinem Meister. "Einer solchen unverschähmten Forderung werde ich niemals nachkommen!" Lady Integrals Stimme hatte Grabeskälte erreicht. Alucard erkannte ein seltsames Flackern in ihren Augen , als sie sich vor ihn stellte. "Hol sie , ich muss mit ihr reden." Kaum hatte sie ausgesprochen , war er schon verschwunden. Die Leiterin der Hellsingorganisation ließ sich mit einem Seufzer auf ihren Stuhl zurücksinken. Ihre Gedanken kreisten um Lydia und den Brief des Bischofs. Was will er damit erreichen ? fragte sie sich. Sie hatte Lydia noch nie vorher gesehen , doch sie kannte ihren Vater , der ein guter Freund ihres Vaters gewesen war. Sie fühlte sich verpflichtet ihr zu helfen. Was immer der Bischof auch im Sinn haben mochte , es konnte nichts gutes sein.

Ärger mit der Kirche

Ärger mit der Kirche
 

Alucard tauchte in Lydias Zimmer auf , das einem einzigen Trümmerfeld glich. Mit einem beunruhigten Blick sah er sich genau in dem Zimmer um , in dem ein gewaltiger Kampf getobt hatte. Die Bücher lagen auf dme Boden verteilt , manche Seiten herausgerissen. Die Stühle waren umgeworfen worden , genauso wie der Tisch , der mehrere Scharten aufwies , wo ein scharfer Gegenstand entlang geschrabt war. Mit einem Finger befühlte er die Rillen und stellte fest , dass etwas Blut an dem Holz klebte , welches vorher an einer Klinge gehaftet hatte. Alucard ließ seinen Vampirsinnen freien Lauf und entdeckte eine feine Blutspur , die sich von einem der umgestürtzten Stühle zum Bücherregal und dann zum offenen Fenster zog. Mit einem Satz sprang er elegant aus dem Fenster und verfolgte die Spur wie ein Bluthund. Das metallische Klirren zweier Schwerter ließ ihn aufhorchen und sein Blick wandte sich zu dem kleinen Wald des Anwesens , in desser Richtung ihn auch die Blutspur führte. Alucard schloss kurz die Augen und seine Gestalt verschwand. Nur der Abdruck seiner Stiefel auf dem taufeuchten Gras beweisen , dass er dort gewesen war. Wie ein Gespenst tauchte er hinter einem Baum wieder auf und beobachtete die Szenerie vor ihm auf der kleinen Lichtung. Braune Blätter wirbelten auf als der Fremde Lydia erneut angriff. Der kraftvole Schlag ließ sie zurücktaumeln. Ihr schwarzes Haar hatte sich aus dem einfachen Zopf gelöst und raubte ihr zum Teil die Sicht. Schwer atmend hielt sie ihr Katana in einer defensiven Position und wartete den nächsten Angriff ab , in der Hoffnung einen Schwachpunkt bei ihrem Gegner zu finden , der sich erneut mit voller Wucht auf sie stürtzte. Es glang ihr zwar den Schlag abzublocken , doch ihr rechter Arm wurde von der Kraft des Schlages taub. Dumpf landete ihr Katana auf dem mit Moos bewachsenen Waldboden. Lydia blutete aus mehreren Schnittwunden an Armen und Beinen. Ihr ganzer Körper schmerzte von den kraftvollen Schlägen des Fremden. Bevor der Mann im grauen Mantel zum finalen Schlag ausholen konnte , ertönte ein lauter Knall und der Mann fiel tödlich getroffen zu Boden , das Gesicht mitten in einer schlammigen Pfütze. Lydia langte nach ihrem Katana und richtete sich darauf stützend langsam auf. Mit wehendem Mantel und ausgreifen den Schritten kam Alucard zu ihr. Mit einem besorgten Blick musterte er sie und nahm sie dann am Arm. "Lass uns gehen...." , sagte er mit ernster Stimme und brachte sie zurück zum Anwesen. Walter , der Butler des Hauses , war gerade in de Küche , als sie eintrafen. Mit einem Blick musterte er Lydia und bedeutete ihr dann sich hinzusetzen. "Ich seh mich noch etwas um." Mit diesen Worten rauschte Alucard aus der Küche und überließ Lydia Walters Obhut. Der Butler kramte kurz in einem der Schränke und kam dann mit einem Erste-Hilfe-Koffer zu ihr. "Was ist passiert" , fragte er mit ruhiger Stimme, während er die Schnittwunden versorgte. "Ich habe ungebetenen Besuch bekommen" , meinte sie trocken und presste die Luft zwischen den Zähnen heraus, als Walter eine tiefere Wunde mit Jod desinfizierte. Schließlich verband er die Verletzungen und räumte die Sachen wieder fort. Mit einem Rauschen erschein Alucard wieder in der Küche. "Du scheinst neuderdings gehörigen Ärger mit der Kirche zu haben" , meinte er mit einem leichten Grinsen. "Schon der zweite...." Lydia drehte sich zu Alucard um , der fragend eine Augenbraue hob. Sie erzählt ihm von ihrem ersten Treffen mit einem Geistlichen , der den selben Mantel getragen hatte. "Besser du redest mit Lady Integral darüber. Sie will dich sehen" , sagte Alucard und ging hinüber zum Kühlschrank , wo er sich eine Blutkonserve schnappte. Lydia war schon längst aufgestanden und macht sich auf den Weg zu ihrer Cheffin. Integral wartete schon ungeduldig auf sie. Als sie endlich eingetreten war und sich gesetzt hatte , zeigte die blondhaarige Frau Lydia den Brief des Bischofs. Nachdem sie ihn durchgelsen hatte , war ihr Gesicht blasser geworden und in ihren Augen flackerte ein ängstlicher Blick. Lady Integral überraschte diese Reaktion und sie hakte nach. Nach einem zweistündigem Gespräch hatte sich einiges geklärt , allerdings hatte Lydia ihr nichts von ihren "Angelus-Fähigkeiten" erzählt. "Ich werde dem Antrag keineswegs stattgeben..."versicherte Integral ihr. "...aber mir scheint sie werden nicht allzu schnell aufgeben." Lady Integral verschränkte ihre Hände und stützte ihren Kopf darauf. Ihre stahlbaleuen Augen musterten Lydias Gestalt , die nach den Neuigkeiten in sich zusammengesunken war. Schließlich richtete sich das Mädchen mit einem Seufzer auf. "Sollen sie doch kommen , werden sie es bereuen." Lydias Stimme hatte ihre alte Festigkeit zurückerlangt. Integral beugte sich noch etwas vor und ein schwaches Lächeln zeigte sich auf ihrem sonst so strengen Gesicht. "Unsere Väter waren eng befreundet. Ich werde dir helfen so gut ich kann" , sagte sie leise und unertsrich ihre Worte mit einem Nicken. Lydia tat das einzigste , wozu sie sich in der Lage fühlte und nickte ebenfalls. Die Tatsache das ihr Vater und Integrals Vater enge Freunde waren , hatte sie wie ein Guss eiskalten Wassers überrascht. Das war das letzte , was sie erwartet hätte.

Erwachen

Erwachen
 

Es begann zu regnen. Der stürmische Herbstwind peitschte durch die Bäume und heulte gespenstisch um das Anwesen. Lydia saß in der großen Bibliothek und blätterte in einigen Büchern über Magie. Die Magie hatte sie schon früh begeistert und diese Begeisterung war über die Jahre hinweg erhalten geblieben. Als der Wind den Regen besonders laut gegen die Fenster klatschen ließ , sah sie von dem Buch auf und hinaus in den grauen Himmel. Regenschwere Sturmwolken , die schon mehr schwarz als grau waren , bedeckten den Himmel und ließen kein Sonnenlicht durch. Ihr Blick schweifte durch die Bibliothek und blieb an einem Regal am hinteren Ende hängen , vor dem eine wohlvertraute Gestalt stand und mit einem Finger der behandschuhten Hand über die Buchrücken fuhr , bevor sie innehielt und eines der Bücher herausnahm. Stillshweigend blieb er am Regal stehen und blätterte durch die mit der Zeit vergilbten Seiten. Lydia lehnte sich wieder zurück und widmete sich ihrem Buch. Mit einem verhaltenen Grinsen las sie sich einen Schwebezauber durch und stellte sie sich vor wie einige Gegenstände durch die Bibliothek flogen. Mehr aus Langeweile denn aus ernster Absicht sagte sie die Zauberformel auf und machte eine entsprechende Geste mit der Hand. Ein eigenartiges Kribbeln lief ihren rechten Arm entlang zu ihrer Hand.Kaum war das Kribbeln verschwunden , lösten sich einige Bücher aus den Regalen und flogen wild und unkontrolliert durch die Luft. Erschrocken sah sie zu dem Chaos auf , welches sie angerichtet hatte. Plötzlich erstarrten die Bücher in der Luft und kehrten dann gemächlich an ihre Plätze zurück. Alucard trat mit einem Buch in der linken Hand zu ihr und bedachte sie mit einem tadelnden Blick, während er unverholen grinste. "Ich denke du solltest das Zaubern den Magiern überlassen" , sagte er mit ruhiger Stimme und seine orange-roten Augen musterten sie mit Überrschaung und Interesse. "ich dachte nicht , dass es tatsächlich klappt" , verteidigte sie sich schwach. Der Vampir hob in Gedanken eine Augenbraue und besah sich den Zauber in dem Buch , das noch aufgeschlagen vor dem Mädchen lag. "Du hast noch nie gezaubert und einfach so ihn beschworen?" fragte Alucard seine Augen auf dem Text ruhend. Als Antwort erhielt er ein Nicken. Es erstaunte ihn , dass sie einen Leviationszauber zweiten Grades einfach so aus dem Stand zaubern konnte. So etwas bedurfte einer ausgeprägten , magischen Begabung , die sich nicht allein durch ihre besonderen Fähigkeiten als "Angelus" erklären ließen. "Du bist immer für Überraschungen gut" , meinte er, als er vom Tisch zurücktrat und sich wieder seinem Buch widmete. "Kein Wunder das die katholische Kirche nervös wird." Lydia überhörte Alucards letze Bemerkung da sie keinerlei lust hatte sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Leise stand sie auf , stellte das Buch zurück und verließ den Raum, um durch das große Anwesen zu streifen. Sie bemerkte nicht , dass Alucards Vampiraugen wachsam auf ihr ruhten. Im zweiten Stock angekommen , sah sie von einer weitläufigen Ballustrade hinab in das Erdgeschoss der Eingangshalle , die von oben weit aus größer wirkte , als man von unten annehmen mochte. Auf ihre Arme gestütze lehnte sie entspannt am Geländer die drohende Gefahr nicht bemerkend. Eine gewaltige Druckwelle leiß das Holz des Geländers splittern und schleuderte Lydia über die Ballustrade. Victoria kam gerade müde vom Training zurück als sie erschrocken das laute Krachen hörte. Ensetzt musste sie mitansehen wie Lydia hinunter fiel , doch bevor sie auf dem gefließten Boden aufschlug , geschah etwas unglaubliches. Mit einem leisen Rauschen entfalteten sich an Lydias Rücken zwei weiße Schingen , die ihren Fall abbremsten. Ein weiteres Krachern ertönte , doch diesmal hatte Alucard den Unbekannten über die Balustrade befördert. Dieser rettete sich mit einem Teleportzauber und verschwand , doch der dicke Holzsplitter in seiner Brust würde ihn gewiss töten. Victoria sah ihren Meister mit verärgerter Miene die Treppe hinabstürmen bevor sie wieder zu Lydia schaute , die sich aufgerichtet hatte ihre schwingen schützend um sich gelegt. "Die werden auch imer dreister" , grollte Alucard und sah dann zu dem Vampirmädchen. "Geh und sag Lady Integral , dass schon wieder ein Abgesandter Iscariots hier war" , beauftragte er sie. Eilig kam sie der Aufforderung ihres Meisters nach. Weiße Flügel...wie ein Engel , das war alles woran Victoria denken konnte. "Alles in Ordnung?" fragte Alucard mit besorgtem Unterton und seine Augen streiften über die makellos weißen Schwingen , die sich in einem Regen einzelner Federn auflösten. "Ja...ich habe mich ganz schön erschrocken..." , sagte Lydia , deren Herz immer noch aufgeregt schlug. Wieso habe ich diesen Kerl nicht bemerkt ? fragte sie sich. "Die werden es wohl nie Leid" , meinte sie und lehnte sich gegen die kühle Wand der Eingangshalle. Mit einem mal fühlte sie sich unglaublich müde. Sie war es Leid immer wieder angegriffen zu werden ohne etwas dagegen tun zu können , doch das würde sich ändern , schwor sie sich. Alucard nahm sie am Arm und führte sie zu ihrem Zimmer , wo sie sich von der Aufregung des Tages ausruhen konnte. Mit einem leichten Lächeln ließ sie sich durch die stillen nur von wenigen Kerzen erhellten Flure führen. Der schwarzhaarige Vampir spürte wie ihr Herzschlag sich beruhigte und ihr Atem gleichmäßiger ging , während sie langsam in einen Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen hinüberglitt. Ihre strahlend grünen Augen waren geschlossen und sie lehnte mehr an Alucard als dass sie wirklich ging. Mit einem breiten Grinsen hob er ihre zierliche Gestalt hoch und trug sie in ihr Zimmer , wo er sie auf ihr Bett legte und zudeckte. "Süße Träume...." . murmelte er , bevor er die Tür hinter sich schloss. Ihre Kräfte scheinen zu erwachen , dachte er. Seine rechte Hand legte er auf das dunkle Holz ihrer Zimmertür und belegte das Zimmer mit einem Bannspruch , sodass Lydia ungestört schlafen konnte.

Die Warnung

Die Warnung
 

Alucard ging zusammen mit Victoria wieder auf Patroullie. Lydia schlief immer noch und der Vampir hatte sich entscheiden sie vorerst schlafen zu lassen. Während er stillschweigend altbekannte Wege abging , kreisten seine Gedanken um Lydia. Er stellte erstaunt fest , dass er ihre Gegenwart vermisste. Vor seinem inneren Auge erschien sie ihm mit ihren ausgebreiteten Flügeln und einem strahlenden Lächeln. Ein Grinsen stahl sich auf sein vorher ernstes Gesicht und veranlasste Victoria zu ihrem Meister aufzuschauen. "Heute ist überhaupt nichts los , da ist es auf dem Anwesen spannender" , beklagte sie sich , woraufhin Alucard den Kopf bedächtig hinundher bewegte. Kurz überlegte er ob Lydia sicher war , schließlich war es den Geistlichen schon zwimal gelungen in das Anwesen einzudringen um Lydia zu töten. Beruhigt schob er den Gedanken von sich , denn sein Bannzauber würde diese Art von Besuchern abhalten. Wie Victoria schon gesagt hatte , begegneten sie keinem Vampir oder Dämon. "Ruhige Nacht...." , spöttelte Alucard und schlug den Rückweg ein , als er einen Dämon mit langem schwarzem Mantel aneinem Baum lehnen sah. Der Dämon ignorierte Victorias Waffe und richtete eines seiner dämonisch leuchtenden Augen auf Alucard , das andere war hinter langen , schwarzen Haaren verborgen. "Sag Lydia , dass sie sich vor dem blonden Paladin in acht nehmen soll" , raunte er. Sein Blick war stechend , fand Victoria , doch das war nicht der einzigste Grund warum sie fröstelte. Von einem Augenblick zum andern war er verschwunden , so wie sie es sonst nur von Alucard kannte. "Interessant..." , murmelte Alucard und ließ sich die Warnung durch den Kopf gehen. Victoria erwachte langsam aus ihrer Starre und beruhigte sich. Dieser fremde Dämon hatte ihr gehörig Angst gemacht , obwohl sie schon einiges gewohnt war. "Ob Andersen wirklich hier vorbeischaut?" fragte das Vampirmädchen, als sie wieder zurück beim Herrenhaus waren. "Es würd mich nicht wundern...." , war Alucards schlichte Antwort , bei der er kurz seine Casull tätschelte. Victoria verstand den Wink und nickte. Der schwarzhaarige Vampir sah nach dem Bannzauber um Lydias Zimmer und stellte zufrieden fest , dass alles in Ordnung war. Ohne irgend einen Lut zu verursachen , stahl er sich in ihr Zimmer und vergewisserte sich , dass es ihr auch wirklich gut ging. Lydia schlief immer noch seelenruhig. Ihr schwarzes Haar floss wie ein stiller Bach über die Bettkante. Ihr kopf war leicht von ihm abgewandt und ruhte gemütlich auf dem Kissen. Schmunzelnd zog er einen Stuhl heran und setzte sich ans Bett. Walter hatte das Zimmer im Laufe des Tages wieder in Ordnung gebracht. Alucards Augen ruhten auf ihrem entspannten Gesicht. Abwesend zog er einen Handschuh aus und berührte sanft ihr nachtschwarzes Haar , das nach Sonne und Wald roch. Ein angenehmer Geruch wie Alucard fand. Er konnte sich kaum beherrschen und so sah er fasziniert zu , wie seine Hand vorsichtig über ihre Wange strich. Die Berührung war nur flüchtig , doch sie reichte aus um dem Vampir den Atem zu rauben. Von seinen eigenen Gefühlen zog er sich zurück in die dunklen Gewölbe des Kellers, wo sein Zimmer lag. Kopfschüttelnd hockte er sich auf die Bettkante und betrachtete seine freie Hand. Die vielen Gefühle , die ihn durchströmten , verwirrten ihn und er brauchte einige Zeit bis er wieder zur Ruhe gekommen war. "Ein außergewöhnliches Wesen...." murmelte er und rief sich nochmals die strahlend weißen Schwingen Lydias ins Gedächnis. Ein Engel...in der Tat , dachte er und legte sich mit diesem Gedanken schlafen. Der nächste Morgen war genauso einladend wie der vorrangegangene und Lydia glaubte , dass die folgenden Tage ähnlich werden würden. Zusammen mit Victoria unterhielt sie sich über Haustiere , wahrend sie in aller Ruhe frühstückte. Ihre Freundin erzählte gerade etwas über Katzen , als Walter in der Küche erschien. Trotz seiner geübten Miene schien er über irgendetwas verärgert zu sein. Kurz darauf hallte Integrals wutentbrannte Stimme durch das Anwesen. "Mich wunderts , dass sie noch nicht heiser ist" , sagte Lydia grinsend und nippte an dem heissen Tee. "Mich wunderts , dass die leute noch nicht taub sind" , meinte Victoria und grinste ebenfalls. "Mich wundert es , dass es bisher so ruhig geblieben ist" , meldete sich Walter zu Wort , während er die Küche aufräumte. Die beiden Mädchen schwiegen und lauschten Integrals Stimme , die man trotz der dicken Wände gut verstehen konnte. "Wer ist es diesmal" , fragte Alucard und legte seinen roten Schlapphut auf die Fensterbank. "Guten Morgen" , sagte Lydia zwischen zwei Bissen. Victoria begrüßte ebenfalls ihren Meister. "Paladin Alexander Andersen hat das zweifelhafte Vergnügen" , gab Walter Auskunft und entschwand mit einem Teetablett zur aufgebrachten Leiterin. "Morgen steht der Papst vor der Tür" , spöttelte Lydia. Nachdem sie ausgiebig geschlafen hatte , war sie bester Laune. Alucard stelle sich ans Fenster und sah hinaus. Er erinnerte sich wieder an die Warnung des Dämons, dass der blonde Paladin eine Gefahr für Lydia darstelle. Eine Behauptung , die durchaus berechtigt war. Anscheinend war es Lady Integral Leid geworden ihren Gegenüber anzuschreien , denn es war nichts mehr zu hören. "Ich helfe besser etwas nach", meinte Alucard und verschwand mitsamt Schlapphut. Je schneller er dafür sorgte , dass Andersen verschwand , desto geringer war die Gefahr , dass er Lydia begegnete. Lady Integral war fuchsteufels wild , doch das bedurfte keines geübten Auges. Sie hatte sich drohend auf ihrem Stuhl vorgelehnt und stützte sich dabei auf dem dunklen Eichentisch ab. Ihre stahlblaunen Augen versprühten tanzende Funken , die alles und jeden verbrennen konnten. Ihr Blick war so tödlich wie ein Dolchstoß mitten ins Herz. Vor dem Tisch stand ein Geistlicher in einem grauen Mantel und sah durch die dünnen Gläser seiner Brille zu Integral hinab ; auch er war wütend. "Ich denke ich habe mich deutlich genug ausgedrückt" , Integrals Stimme ätzte wie Säure. "Das Mädchen wird sofort in den Vatikan versetzt , ob mit eurer Zustimmung oder ohne" , beharrte der blode Mann Ende dreißig , dessen Name Alexander Andersen war. "Niemals" , verkündete Lady Integral und gab zu verstehen , dass das Gespräch beendet war. "Das wird euch noch Leid tun" , grollte Andersen und stürmte aus dem Büro. Vor der Tür traf er auf Victoria und Lydia , die gerade einen Rundgang um das weitläufige Anwesen machen wollten. "Dein Leben gehört Iscariot" , zischte er Lydia im Vorbeigehen zu und verschwand dann in einer schwarzen Limusine , der die beiden Mädchen mit grimmiger Miene nachsahen.

Das Kloster

Das Kloster
 

Alle waren erleichtert , dass Andersen fort war. Es hatte Alucard in den Fingern gejuckt endgültig dafür zu sorgen , dass der Paladin nie wieder kam. Lady Integral rief Alucard , Victoria und Lydia zu sich, um mit ihnen einen wichtigen Auftrag zu besprechen. "Ich will , dass alle Ziele vernichtet werden. Kein FREAK darf überleben! Macht euch an die Arbeit" , befahl sie und alle drei verschwanden als Alucard seinem Meister grinsend zugenickt hatte. Der Vampir war mit der Gegend schon vertraut und wies die beiden Mädchen ein. Das Gelände der Klosteranlage war hügelig und einige weit verstreute Buchen boten Schutz zum Verstecken. Geübt schlichen sich die beiden Freundinnen an , während Alucard ihnen stillschweigend im Schatten folgte. Obwohl es Nacht war , erhellte der Vollmond die Gegend , sodass sie gut vorankamen. Auf dem Gelände war ihnen niemand begegnet und auch als sie das Gebäude betraten , sahen sie keine Menschenseele. "Sind wohl alle ausgeflogen" , raunte Alucard , der hinter Lydia aufgetaucht war. "Sicherlich warten sie bis wir mitten drin sind , damit wir nicht wieder so schnell verschwinden können" , sagte Lydia und deutete mit dem Kopf hinter sich zur Tür , durch die sie gekommen waren. Victoria gab das Zeichen , dass alles in Ordnung war und sie rückten weiter über den ausgetretenen Steinboden vor. Licht spendeten nur ein paar fast heruntergebrannte Kerzen , an denen sich schon feine Spinnweben gebildet hatten. Je weiter sie in die Klosteranlage vordrangen , desto feuchter wurde die Luft und desto stärker wurde der Modergeruch. Wenn das hier ein Scherz sein sollte , werde ich Integral was husten , grummelte Lydia in Gedanken und sah sich genervt in den leeren Gängen um , die endlos zu sein schienen. Plötzlich hielt Victoria eine Hand hoch zum Zeichen anzuhalten. "Hört ihr das auch?" flüsterte sie und deutete auf eine schmale Steintreppe , die hinab in das Kellergewölbe des Gebäudes führte. "Gesang", sagte Alucard schlicht und gab mit einem Nicken zu verstehen , dass sie dort hinuntergehen sollten. Victoria hatte ihre Pistole im Anschlag und Lydias rechte Hand ruhte auf dem Griff ihres Katanas , bereit zuzuschlagen. Alucard bildete die Nachhut und in seiner rechten Hand blitzte im blassen Schein einer Kerze seine Casull auf. Am Fuße der Treppe öffnet sie ein riesiges Gewölbe , das von tausenden Kerzen taghell erleuchtet wurde. Die drei versteckten sich hinter mächtigen Stützpfeilern und schauten zum Mittelpunkt der riesigen Halle. Dort standen dreißig in Mönchskutten gehüllte Gestalten , die erneut einen schaurigen Gesang in einer fremden Sprache anstimmten. Um den Kreis der Mönche schlurften Ghule und auch ein paar FREAKS. Alucard verzog angewidert das Gesicht. "Zeit aufzuräumen" , sagte er tonlos und entsicherte genauso wie Victoria seine Waffe. Mit einem grimmigen Grinsen gab er das Startzeichen. Mehrere Schüsse halten durch das Gewölbe und zerrissen die ruhige Stimmung. Sofort stürzten sich die Dämonen auf sie , doch es war ein leichtes für die drei diese abzuwehren. Feine , graue Asche bedeckte den Boden. Die Mönche machten keinerlei Anstalten zu fliehen , sondern sangen weiter als wäre nichts geschehen. Ihr Gesang wurde lauter und fordernder. Der schwarzhaarige Vampir zielte auf den verhüllten Kopf eines Mönches und drückte ab. Die Kugel drang in einen unsichtbaren Schild ein , wurde mit einem "PLOPP" wieder ausgespukt und fiel klimpernd zu Boden. "So viel dazu" , meinte er und steckte seine Waffe weg , dann streckte er beide Hände in Richtung des Schutzschildes aus. Victoria erkannte was Alucard vorhatte und zog Lydia in den Schutz eines Pfeilers , während sie gebannt zu ihrem Meister schaute. Plötzlich kam Wind auf und wehte den Hut des Vampirs fort , spielte mit seinen langen , schwarzen Haaren und zerrte an seinem roten Mantel. Mit einer einfachen Handbewegung erzeugte er eine Druckwelle , die krachend in den Schild einschlug und mit einem lauten Knall reflektiert wurde. Mit einem Sprung in die Luft wich er geschickt der Druckwelle aus und gesellte sich zu den beiden Mädchen. "Wir haben ein Problem wie es scheint. Weder konventionelle Waffen noch Magie können dem Schild etwas anhaben." , fasste Alucard trocken die Situation zusammen. Lydia dachte nach. "Warum nicht beides kombinieren ? Ein Teil der Kugel befand sich im Inneren des Schildes und die Magie hat eine heftige Reaktion beim Schild ausgelöst. Wenn wir uns das zu Nutze machen , könnte die Kugel die Magie ins Innere des Schildes befördern und die heftige magische Reaktion würde den Schild zum Einsturz bringen." Alucard grinste von einem Ohr bis zum anderen und traf Vorbereitungen für den "magischen Schuss". Victoria beobachtete die Mönche mit Argwohn. Ihr Gefühl sagt ihr , dass sie noch mächtig Ärger bekommen würden. Die hohe Luftfeuchtigkeit und der starke Modergeruch machten Lydia zu schaffen und sie wünschte sich möglichst schnell wieder zurück im Anwesen zu sein. Der Gesang hatte inzwischen eine beträchtliche Lautstärke erreicht und die Männer hoben die Arme Richtung Decke. Eigenartig leise zischte die magische Pistolenkugel auf den Schildzauber zu und brachte ihn mit einer gewaltigen Explosion zum Einsturz , wobei Putz von Wänden und Decke rieselt. Schützend band sich Lydia ein Tuch vors Gesicht , damit der Staub ihr das Atmen nicht noch mehr erschwerte. Der Gesang war verstummt und dafür flogen dutzende von Feuerkugeln in die Richtung der drei Dämonenjäger. Schnell tauchten sie hinter die dicken Stützpfeiler weg , während die feurigen Geschosse nur um Haaresbreite an ihnen vorbei flogen und die Luft sowie den Steinboden versengten. Nach der ersten Salve eröffneten Alucard und Victoria das Feuer und den dumpfen Aufschlägen nach zu urteilen , trafen sie auch. Langsam lichtete sich der Staubschleier und gab den Blick auf die toten Mönche frei. Angeekelt näherte sich Lydia ihnen und betrachtete den Kreis , in dem sie gestanden hatten. Mit schwarzer Farbe hatten sie ein Pentagramm auf den Fußboden gemalt und es mit seltsamen Zeichen beschriftet. Lydia hielt gebührend Abstand und umkreiste das Gebilde. "Zweifellos wollte sie etwas beschwören" , stellte Alucard fest , als er zu ihr trat. Victoria stand abseits und spähte angestrengt durch den Raum. Irgendetwas stimmte nicht , doch noch konnte sie nicht sagen , was es war. Ihr wachsamer Blick streifte über den staubigen Steinboden , die steinernen Stützpfeiler und die dunkle Decke. "Hier ist noch etwas" , rief sie den anderen unsicher zu und wandte sich zu ihnen um , als sich zwei Klauen in ihren rechten Arm bohrten und sie nach oben zerrten. Lydia zog sofort ihr Katana und sprang zu der Stelle , an der ihre Freundin vor einem Augenblick noch gestanden hatte. Alucard suchte mit seinen Vampirsinnen die Decke ab , doch er konnte nichts finden. In Gedanken rief er nach dem Vampirmädchen und erhielt ein kurzes Flackern als Antwort. Fieberhaft suchte Lydia mit zusammengekniffenen Augen die Decke ab. Schließlich kam ihr eine Idee und sie schloss die Augen. Sie hörte leise , kratzende Geräusche als würden viele Krallenfüße über Stein schaben. Mit einer Gänsehaut stellte sie fest , dass die Bestie noch ganz in der Nähe war. Sie spürte einen unangenehmen Luftzug und schlug instinktiv mit ihrem Katana zu. Schwarzes Blut spritze ihr ins Gesicht und auf ihren Pullover , als sie eines der reptilienartigen Gliedmaßen abgetrennt hatte. Mit einem wütenden Schrei zog sich das Biest wieder in die schützende Dunkelheit zurück und ließ dabei ihre Beute zurück. Alucard kniete sich neben Victoria , die heftig aus ihrem rechten Arm blutete. Lydia ging zu ihr und stoppte die Blutung mit einem provisorischen Verband. "Gut gemacht" , lächelte Victoria ihre Freundin an , die wieder mit geschlossenen Augen lauschte , doch ES war verschwunden , vorerst.

Sieg , Blut und ein Kuss

Sieg , Blut und ein Kuss
 

Mit schnellen Schritten eilten Alucard , Victoria und Lydia durch die leeren Gänge des Klosters. Es war vollkommen dunkel , kein einziges Licht erhellte die Gänge und Lydia hatte Mühe nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern. Sie hatte das Gefühl , dass das reptilienartige Wesen hinter ihnen herjage. Einer Panik nahe war sie froh über die beruhigende Hand Alucards auf ihrer Schulter. An einer kleinen Gangkreuzung hielten sie an und verschnauften kurz. "Wo lang?" keuchte Victoria und sah sich um. Ihre Vampiraugen leuchteten in der Dunkelheit auf und Lydia musste unwillkürlich frösteln. Ihr stockte der Atem , als sie das Geräusch der Klauenfüße hörte , dass von den Steinwänden der Gänge wiederhallte. Das schwarzhaarige Mädchen wollte nur noch weg. In heilloser Panik wäre sie fast losgerannt , hätte Alucard sie nicht zurückgehalten. Eilig scheuchte er die beiden Mädchen vor sich her. Mit einem ängstlichen Schrei stolperte Lydia geradewegs in die wartenden Klauen der Bestie. Schneller als das Auge folgen konnte , zog sie ihr Katana und hieb nach dem Untier , welches geschickt auswich und mit einer Klaue nach ihr schlug. Vom der Klinge des Katanas abgelenkt streiften die Krallen über Lydias Seite und hinterließen Blutige Spuren. Victoria zog ihre Freundin aus der Gefahrenzone und sah zu wie Alucard die Bestie zurück in die Hölle schickte. Vorsichtig besah sich das Vampirmädchen Lydias Verletzung , die jedoch nicht ernst zu sein schien. Alucard trat zu ihnen und half Lydia auf , die die Zähne zusammenbiss und eine Hand auf ihre verletzte Seite presste. Kaum dass sie das Gebäude verlassen hatten , zauberte sie der schwarzhaarige Vampir zurück zum Herrenhaus. Im Keller wartete erstaunlicherweise schon Walter auf sie und half Lydia sich zu setzen. Victorias Verletzung war aufgrund ihrer Regenerationfähigkeit als Vampir bereits verheilt. Zusammen mit ihrem Meister ging sie hoch um Bericht zu erstatten , während Walter Lydia eine bittere Flüssigkeit zu trinken gab. Das Mädchen fühlte eine angenehme Benommenheit , während der Butler die Wunde säuberte und gekonnt vernähte. Danach legte er einen Verband an und brachte sie auf ihr Zimmer , wo sie sich ausruhen konnte. Nachdem er Tee aufgegossen hatte , brachte er ihn in Integrals Arbeitszimmer , in dem eine unzufriedene Leiterin saß. Ihr gefiel es überhaupt nicht , dass bei dieser einfachen Mission zwei Mitglieder verletzt worden waren und gab Alucard dafür die Schuld. "Wie ernst ist die Verletzung!" fragte Lady Integral mit erzwungen ruhiger Stimme nach. "Leichte Fleischwunden , mit sechzehn Stichen genäht" , antwortete Walter und servierte den Tee. Eine greifbare Anspannung verflog bei seinen Worten. Der schwarzhaarige Butler nahm sich die Freiheit und lüftete das Zimmer. "Erstaunlicherweise hat der Vatikan locker gelassen und die Versetzungsanforderung für Lydia zurückgezogen", sagte Integral tonlos und ihr nachdenklicher Blick schweifte über das Gelände , während sie aus dem Fenster schaute. "Da hat sich anscheinend jemand eingemischt" , vermutete Alucard. "Vielleicht , doch ich wüsste nicht , wer dort einen solchen Einfluss hätte." Lady Integrals Frage blieb unbeantwortet. Nach einiger Zeit stand der schwarzhaarige Vampir auf und verschwand , als wäre er nie da gewesen. Lady Integral und Victoria wussten , dass er wieder nach Lydia sah , doch sie konnten nicht sagen , was sie davon halten sollten. Mit einem leisen rauschen erschien Alucard neben Lydias Bett und ließ sich auf einen einfachen Stuhl sinken. Lydia schlief , doch feine Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. Leicht lehnt sich der Vampir vor uns strich sanft ein paar Strähnen fort , wobei seine Augen zum Zeichen wanderten , dass sich stark von ihrer hellen Haut abhob. beruhigend streichelt er ihr über ihre Wange und bemerkte , dass sie leicht fieberte. Er steckte ihre Decke fest , sodass ihr nicht kalt wurde. Langsam machte er sich doch Sorgen , und blieb vorerst bei ihr. Es war schon kurz nach Mitternacht, als sich Lydias Zustand verschlechterte. Im Schlaf schlug sie unruhig um sich und ihre Haut , auf der Schweißperlen glänzten , hatte einen ungesunden Ton angenommen. Alucard rief zur Vorsicht nach Walter , der gerade mit einem Staubtuch bewaffnet durch das Haus wanderte. Die Nachricht , dass es Lydia schlechter ging , erstaunte ihn. Einer Vermutung folgend besah er sich die vernähten Verletzungen und stellte fest , dass sie sich entzündet hatten , obwohl er sich gründlich gesäubert hatte. Durch sein Monokel erkannte er , dass die Entzündung tief in der Wunde lag und ähnliche Anzeichen zeigte wie eine Vergiftung. Über fünf Jahre hatte Walter allgemeine Medizin studiert und ein Ergänzungsstudium in schwarzer Medizin daran angeschlossen. nach ein paar Eingriffen hatte er die schwere Verletzung beseitigt. Alucard hatte schweigend zugesehen und war froh , dass Walter sich in solchen Sachen auskannte. "Sollte sonst noch etwas sein , ruft nach mir" ,verabschiedete sich der Butler. Alucard nickte dankbar und ließ sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett sinken. Das Fieber war zurückgegangen und Lydia schlief nun ruhiger. Die Gedanken des Vampirs schweiften in die Vergangenheit zu seiner ersten Liebe und der stellte überrascht und mit einem süffisanten Grinsen fest , dass er sich wieder verliebt hatte. Wohin mag das noch alles führen ? fragte er sich und sein nachdenklicher Blick wanderte über ihre schlafende Gestalt vor ihm. Zögernd griff er nach ihrer linken Hand und legte sie in seine , während er mit seinen Fingern sanft darüber strich. Leicht nach vorne gebeugt berührten seine Lippen flüchtig ihre Haut , als er ihre Hand küsste. Er nahm einen leichten Waldgeruch wahr , der wohl von ihren häufigen Spaziergängen herrührte. Sachte hielt er ihre Hand und streichelte mit einem linken Daumen über ihren Handrücken. Wilde Gedanken schossen ihm durch den Kopf und er fragte sich , wie es sich anfühlen würde , wenn er sie küsste. Alle seine Manieren und Schranken vergessend beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie. Es dauerte nur ein paar Herzschläge , doch es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Sein Lippen prickelten genauso wie sein restlicher Körper. Mit seiner Zunge fuhr er sich über seine Lippen so als koste er einen seltenen Wein. Tief in dem Vampir war etwas altes erwacht , das nach so langer Zeit wieder aufleben wollte. Er musste seine ganze Beherrschung aufbieten , um nicht mehr zu fordern , als ihm zustand. Er konnte warten , vorerst.

Üble Pläne und Erinnerungen

Üble Pläne und Erinnerungen
 

Im Vatikan herrschte große Aufregung. Nach der Sichtung des "Angelus" war Iscariot bestrebt gewesen , das Mädchen zurück in den Vatikan zu

holen , allerdings hatte ihnen jemand von höchster Stelle her einen Riegel vorgeschoben. Enrico Maxwell , der Leiter der Organisation Iscariot , marschierte wütend durch sein Arbeitszimmer , während er nachdachte wie er doch noch sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Zwei erfahrene Männer hatte er ausgesandt , von denen nun einer tot war. Paladin Alexander Andersen war zurückgekehrt , allerdings ohne den "Angelus" so wie es sich Maxwell erhofft hatte. "Ich will , dass sie das Mädchen holen , koste es was es wolle. Ein so mächtiges Geschöpf in den verruchten Händen der Hellsings ist eine Katastrophe" , wandte er sich Andersen zu , den er vor einer Stunde zu sich gerufen hatte und der schweigend vor dem Schreibtisch Aufstellung genommen hatte. "Mit Verlaub , wenn wir sie dort belassen , könnten wir sie gezielt gegen diese Verräter ausspielen. Ich bin sicher , dass sie immer noch auf unsere Einflüsterungen hören wird" , gab der blonde Geistliche zu bedenken und deutete mit einer vagen Bewegung auf seine Stirn , eine Anspielung auf das Zeichen , das Lydia trug. Maxwell betrachtete seinen Gegenüber gewitzt und mit einem Mal war seine Wut verflogen. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm er Platz. "Das ist eine gute Idee. Stellen sie sicher , dass der Kontakt zum "Angelus" einwandfrei ist." Mit diesen Worten entließ er Andersen , der noch immer enttäuscht war , dass er nicht gegen Alucard hatte kämpfen können. Er beschloss zurück nach England zu fliegen und von dort aus die kommenden Ereignisse zu verfolgen. Du schuldest mir noch eine Revanche , Alucard. Mit diesem Gedanken bereitete er seine Abreise vor.
 

In England hingegen ahnte man noch nicht , was für Zeiten auf die Hellsing-Organisation zukamen und so war niemand beunruhigt. Beunruhigt hingegen war ein schwarzhaariger Dämon mit schwarzem Ledermantel , der im dunklen Wohnzimmer eines kleinen Gutes die gegenwärtige Lage begutachtete. Er machte sich Sorgen um Lydias Verfassung. Es war schon fünfzehn Jahre her , dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals war sie vier Jahre alt gewesen und durch die nun leeren Gänge dieses Gutshauses geflitzt. Der Dämon lächelte traurig bei diesen Erinnerungen und wünschte sich wieder bei ihr sein zu können , doch ein Zauber hielt ihn hier auf dem Gut fest. Er war nach dem Tod seines Herrn verpflichtet auf dessen Erben zu warten um ihm seine Dienste anzubieten. So wartete er also auf den Tag , an dem Lydia zu ihm kam , um ihn von dieser Fessel zu befreien. Schweigend sah er sich die wenigen Bilder an , die auf dem Kaminsims standen und versuchte sie sich als neunzehn Jahre altes Mädchen vorzustellen. Es bereitete ihm Kummer , dass er ihr nicht hatte helfen können , als sie von fremden Mönchen entführt worden war. An jenem Tag hatte er sich gewünscht zu sterben , denn seine hilflose Ohnmacht begann ihn in den Wahnsinn zu treiben. Vor einem Monat war er dann aus seiner Lethargie erwacht , als er ihre Anwesenheit gespürt hatte. Sofort hatte er all seine Macht aufgeboten , um herauszufinden wie es ihr ging. Erleichtert hatte er festgestellt , dass sie wohlauf war und sich bei der Hellsing-Organisation beworben hatte , somit war für ihren vorläufigen Schutz gesorgt. Das die Kirche nun wieder Interesse an Lydia zeigte , erfüllte ihn mit Argwohn und er hoffte , dass der rot gekleidete Vampir gut auf seinen Schützling acht gab. Ein stechender Schmerz machte sich bei dem Gedanken bemerkbar , dass er sie verlieren könnte. Er zwang sich dazu seine Gedanken in die Gegenwart zurückzuholen und sich mit den jetzigen und zukünftigen Problemen zu befassen. Er hatte dieser Familie die Treue geschworen und er war sich seiner Pflichten. Er würde sie nicht im Stich lassen , niemals. Niemals!

Wahre Gefühle

Wahre Gefühle
 

Das Licht der aufgehenden Sonne drang ungehindert in das kleine Zimmer , in dem ein schwarzhaariges Mädchen bewacht von einem Vampir schlief. Von den warmen Sonnenstrahlen geweckt , schlug Lydia die Augen auf und blinzelte in das wohl vertraute Gesicht Alucards , dessen orange-rote Augen erleichtert und freundlich zu ihr hinuntersahen. "Guten Morgen" , sagte er mit seiner rauen Stimme und lehnte sich etwas vor. "Morgen" , murmelte Lydia gähnend und setzte sich vorsichtig auf doch sie verspürte keinerlei Schmerzen und tastete überrascht nach dem Verband. Alucards Blick folgte ihrer Bewegung. "Schmerzen ?" fragte er ruhig , wobei er sich noch etwas weiter vorgebeugt hatte. Das Mädchen schüttelte den Kopf und setzte sich nun ganz auf , sodass Alucard gezwungen war , sich wieder zurückzulehnen. Lydias Lippen fühlten sich eigenartig an und kurz schoss ihr der seltsame Gedanke durch den Kopf , dass er sie vielleicht geküsst hatte , doch schnell verwarf sie ihn wieder , schließlich waren sie nur Kollegen , obwohl auch Alucards Verhalten in letzter Zeit sehr verändert hatte. Er schien ihr auf jedem Schritt zu folgen und selbst wenn er nicht bei ihr war , hatte sie das Gefühl , dass seine Augen auf ihr ruhten. Eigenartigerweise war sie deswegen keineswegs beunruhigt. "Du hast sicherlich Hunger...." , meinte Alucard und half ihr aufzustehen. Erstaunt stellte er fest , dass seine Hilfe überflüssig war , denn sie stand sicher auf , so als wären Fieber und Verletzungen nie da gewesen. "Ich könnte einen Bären verschlingen" , witzelte Lydia und ging zu ihrem Kleiderschrank. Kurz verhaarte Alucard noch , doch dann löste er sich auf , damit sie sich in Ruhe umziehen konnte. Da Walter sich um den Rückschnitt der Rosen kümmerte , stellte der Vampir das Frühstück für Lydia bereit. Lässig setzte er sich an den Tisch und wartete auf sie. Er wunderte sich , warum sie so lange brauchte , doch dann traf sie ein und setzte sich lächelnd an den gedeckten Tisch und Alucard konnte den Grund für ihre Verspätung erkennen. Das hüftlange , schwarze Haar hatte Lydia mit Victorias Hilfe zu einem Zopf geflochten , der von einem blauen Haarband zusammengehalten wurde. Der schwarzhaarige Dämonenjäger trug wieder seine getönte Sonnenbrille und so konnte das Mädchen den erstaunten Blick des Vampirs nicht erkennen. Schweigend machte sie sich über das Frühstück her , während Alucard ihr reglos zusah. Mit einem Mal stand er auf und trat wortlos hinter sie. Lydia sah fragend auf , während sie eine Hand nach ihrer Teetasse ausstreckte. "Offen sieht es schöner aus" , raunte Alucard und löste geschickt den Zopf , woraufhin Lydias Haare ihre ganze Pracht entfalteten. "Victoria wird sich bedanken. Sie hat eine Viertelstunde dafür gebraucht" , sagte sie und zog eine Schnute. Alucard stand immer noch hinter ihr und stützte sich an der Lehne ihres Stuhles ab. "Es lohnt die Mühe nicht" , flüsterte er ihr ins Ohr und spielte mit ein paar ihrer nachtschwarzen Haarsträhnen. Kopfschüttelnd stand sie auf und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick aus ihren dunkelgrünen Augen. Seine Berührungen erzeugten in ihr einen Aufruhr unterschiedlichster Gefühle , die allerdings sehr angenehm waren. Bevor der Vampir jedoch einen weiteren Annäherungsversuch unternehmen konnte , schneite Walter mit einem Bund Rosen herein , die er mit etwas Wasser in ein Vase stellte. Seinen scharfen Augen war keineswegs die Szenerie in der Küche entgangen , jedoch schwieg er geflissentlich dazu. Später würde er ein paar ernste Worte mit dem Vampir darüber wechseln. Zufrieden betrachtete er den Strauß und stellte ihn auf den Tisch. "Wird Zeit für meinen Spaziergang" , meinte Lydia und entschwand aus der Küche. Alucard sah ihr mit einem Grinsen nach ehe er sich zu Walter umdrehte , der sich nun nicht mehr beschäftigt gab und den Vampir aus seinen grauen Augen musterte. "Ihr braucht mir keinen Vortrag zu halten..." , sagte der rot gekleidete Vampir und setzte seinen geliebten Schlapphut wieder auf. "Wie ihr wünscht , dann werde ich mich kurz fassen..." ,sagte Walter ernst und deutete eine knappe Verbeugung an. Alucard hatte keine Lust auf eine Belehrung , doch ein Teil von ihm sah ein , dass es Grenzen gab , die er einzuhalten hatte , allerdings war dieser Teil sehr klein. "In eurem und Miss McRoughs Interesse solltet ihr euch beherrschen . Sie wäre gewiss nicht glücklich mit dem Ergebnis..." , begann Walter mit eindringlicher Stimme. "Woher wollt ihr da schon wissen" , unterbrach ihn der Dämonenjäger aufgebracht und seine Augen funkelten wütend hinter seiner Sonnenbrille. Der Butler war trotz seiner guten Beherrschung leicht zusammengezuckt und blinzelte nun den aufgebrachten Vampir an , der mit einer entschiedenen Geste Walter das Wort abschnitt. "Niemand hat darüber zu entscheiden." Alucards Stimme war gezwungen ruhig , was seinen Worten ein stärkeres Gewicht verlieh , als hätte er sie hinausgebrüllt. Der Butler sah ein , dass er vorläufig nichts ausrichten konnte und wartet auf die nächste Gelegenheit. Mit seiner Beharrlichkeit hatte er sich schon früher durchsetzten können , selbst gegen Lady Integral. Walter nickte stumm und wechselte dann zu einem anderen Thema. "Miss McRough scheint derweilen wieder wohl auf zu sein" , stellte er fest und räumte den Tisch ab. Blitzmerker , schoss es Alucard durch den Kopf , doch er nickte nur. "Erstaunlich , wo das Fieber sie doch sehr geschwächt hatte..." , meinte Walter nachdenklich. Der Vampir vermutete , dass Lydia als "Angelus" auch die Fähigkeit der schnelleren Regeneration besaß. "Schlaf ist eben die beste Medizin" , spöttelte er und verschwand mit einem wissenden Grinsen aus der Küche. Walter mahnte sich zur Vorsicht. Dieses Mädchen hatte eine eigenartige Wirkung auf den Vampir und erschien ihm in mancherlei Hinsicht sehr rätselhaft.

Gegen den eigenen Willen

Gegen den eigenen Willen
 

Zusammen mit ihrer Freundin Victoria wanderte sie über das weitläufige Gelände des Anwesens. Dick in Jacken gehüllt konnte ihnen der ungemütlich kalte Herbstwind kaum etwas anhaben. Lydia war froh , aus dem Anwesen raus zukommen , besonders nach Alucards seltsamen Verhalten in der Küche. Victoria bemerkte Lydias nachdenkliche Stimmung und fragte sich , was wohl geschehen war. Mit einem Seitenblick musterte sie das angespannte Gesicht der schwarzhaarigen Dämonenjägerin. "Möchtest du darüber reden ?" fragte das Vampirmädchen schließlich und zog ihre Mütze zurecht. Lydia sah zu ihr und lächelte kurz. "Du kennst ihn doch ziemlich gut , schließlich ist er dein Meister" , meinte sie. Victoria nickte und wartete darauf , dass sie weiterredete. Ungefähr konnte sie sich denken , worauf sie hinaus wollte. Ihr war schon seit mehreren Tagen das veränderte Verhalten Alucards aufgefallen. Er schien ein reges Interesse an ihrer Freundin zu zeigen , was sie nicht gerade wunderte. Früher war es ihr oft vorgekommen , als fühle sich ihr Meister sehr einsam. Nun schien es ihr , als versuche er seine Einsamkeit abzuschütteln. "Egal wohin ich gehe , er folgt mir wie ein Schatten , stets außer Reichweite und doch immer da , wenn ich Hilfe brauche" , erzählte Lydia und sie merkte wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Sie musste sich zwingen , sich nicht umzudrehen und die Umgebung nach ihm abzusuchen. In einem Baum nicht weit von ihnen entfernt saß Alucard auf einem dicken Ast und ließ ein Bein lässig herunterhängen. Seine dämonischen Augen ruhten mit einem interessierten Lächeln auf den beiden Mädchen und er lauschte gespannt ihrer Unterhaltung. Lydia rang nach den richtigen Worten. "Er hat mir gehörig den Kopf verdreht." Kopfschüttelnd ging sie weiter und atmete mehrmals zur Beruhigung tief durch. Victoria schmunzelte bei den Worten ihrer Freundin. "Er scheint von dir ja sehr angetan zu sein" , meinte das Vampirmädchen und Lydia blieb mit aufgerissenen Augen stehen. Das blonde Mädchen nuschelte eine Entschuldigung und animierte Lydia zum Weitergehen. Also habe ich mir das nicht eingebildet , stellte das schwarzhaarige Mädchen in Gedanken fest , die aufgeregt Wellen schlugen. Schon den ganzen Spaziergang über hatte sie leichte Kopfschmerzen gehabt , die nun rasant zunahmen. Stöhnend stützte sie sich an einem Baumstamm ab und hielt sich ihren pochenden Kopf. "Alles in Ordnung ?" besorgt beugte sich Victoria über ihre Freundin , die nun halb bewusstlos im Gras kniete. Lydias Kopf dröhnte und eine seltsame Stimme hallte in ihren Gedanken. Ein Schatten fiel auf sie und zwischen zusammengekniffenen Augen erkannte sie Alucard. Eine plötzliche Welle unglaublichen Hasses brach über sie herein und ertränkte jeden vernünftigen Gedanken. Mit einem drohenden Knurren und glasigem Blick schlug sie Alucards Hand beiseite , woraufhin sie ihr Katana zog und nach dem verblüfften Vampir schlug. Die Stimme in Lydias Kopf wurde klarer und deutlicher und verlangte mit eindringlicher Stimme den Tod der beiden Vampire. Es war ihr unmöglich diese Stimme zu ignorieren. Ihr Kopf war ein einziger Schmerz , der im Zeichen auf ihrer Stirn mündete. Mit etwas Mühe gelang es Alucard , aus seiner hockenden Haltung auszuweichen. "Hör auf!" rief Victoria erschrocken und machte einen Schritt zurück , doch das Mädchen mit dem blanken Katana setzte ihr nach und erwischte den blonden Vampir am linken Arm , aus dem nun etwas Blut tröpfelte. Alucard hatte sich von hinten angeschlichen und hielt Lydia fest , sodass sie nicht mehr angreifen konnte. Voller Hass schrie sie auf und kämpfte wild gegen Alucards eisernen Griff. "Ruhig" , flüsterte er ihr mit seiner rauen Stimme ins Ohr und tatsächlich hörte sie auf , sich zu wehren. Das nutzlos gewordene Katana fiel zu Boden und ein verirrter Lichtstrahl , von der Klinge reflektiert , blendete sie. Die geifernde Stimme in ihrem Kopf war verschwunden und langsam klärte sich Lydias Blick wieder. "Es tut mir Leid" , flüsterte die Dämonenjägerin und ein flehender Ausdruck trat in ihre grünen Augen. Alucard ließ sie los und umarmte sie in einer beruhigenden Geste. Victoria kam sich eindeutig fehl am Platz vor , jedoch ging sie zu ihrer Freundin und legt ihr leicht lächelnd eine Hand auf die Schulter. "Geht es wieder ?" fragte ihre Freundin und zwang sich , ihre Angst aus ihrer Stimme zu verbannen. Als Antwort erhielt Victoria ein zögerliches Nicken. Schweigend gingen die drei zurück ins Haus , allesamt mit dem Gedanken beschäftigt , was genau geschehen war. Alucards Blick war zwar nach vorne gerichtet , doch er sah nicht das Herrenhaus und die frisch geschnittenen Rosen , sondern Lydias hasserfüllte Augen , die nach seinem Tod gierten. Lydias Wahrnehmung war immer noch etwas angeschlagen und so bemerkte sie den blonden Paladin nicht , der mit herausforderndem Blick Alucard musterte. Ganz in der Nähe stand eine mühsam beherrschte Integral , neben der ein nicht minder wütender Walter wartete. "Es gibt Neuigkeiten..." , verkündete Andersen und seine Augen wanderten von Victoria zu Lydia , die alarmiert aufsah. "...der "Angelus" wird die Hellsing-Organisation von dieser Erde tilgen , nicht wahr ?" Die Worte hatten eine seltsame Wirkung auf das schwarzhaarige Mädchen. Es schien als würde sie in Trance versetzt. Sie merkte nicht , wie sie ihre Flügel ausbreitete und einen Schritt auf den Geistlichen zu machte. "Davon träumt ihr wohl" , zischte Lydia und so leise , dass es nur Andersen hören konnte, fügte sie hinzu: "Die Hellsings stehen unter dem Schutz des Herrn und ich bin sein Diener , nicht eurer." Der blonde Mann lachte kurz und murmelte dann etwas Unverständliches , bevor er in einem Teleportzauber verschwand. "So eine Unverschämtheit" , ereiferte sich Lady Integral und ballte wütend die Fäuste. Für wen hält er sich eigentlich ? tobte die Leiterin in Gedanken und stürmte in ihr Büro , doch ihre Gedanken kreisten hauptsächlich um Lydia und ihre Flügel , die plötzlich erschienen waren. Was hat das alles zu bedeuten ? fragte sie sich. Alucard schien nicht überrascht gewesen zu sein und sie beschloss den Vampir deswegen zu fragen. Ihr gefiel es nicht von verschwiegenen Geheimnissen umgeben zu sein , es erschwerte ihr andere Leute einzuschätzen , zu ihrem und dem Wohle anderer. Könnte Lydia tatsächlich eine Gefahr darstellen ? Diese Frage brannte sich in ihre Gedanken und gab der blonden , jungen Frau keine Ruhe.

Magie

Magie
 

Walter bedachte Lydia mit einem undefinierbaren Blick , während er Alucards knappen Ausführungen über den "Angelus" zuhörte. Victoria lenkte ihre Freundin inzwischen mit einem Schachspiel ab. Da beide nicht sonderlich gut spielen konnten , blieb das Verhältnis von gefallenen Figuren ausgeglichen. Lydia war froh sich ablenken zu können und vorerst nicht an das Gespräch mit dem blonden Paladin zurückdenken zu müssen. Victoria konzentrierte sich weniger auf das schwarz-weiß karierte Schachbrett und dessen schwarze und weiße Figuren , sondern lauschte mit halben Ohr dem Gespräch.

"So ist das also" , stellte Walter fest und seine grauen Augen wandten sich

wieder Alucard zu , der sich zurücklehnte.

"Dann kann Iscariot sie gegen uns ausspielen" , gab der schwarzhaarige

Butler zu bedenken. Alucard wiegte den Kopf bedächtig hin und her , bevor er eine Antwort gab.

"Ich werde mich darum kümmern , lasst das ruhig meine Sorge sein" , sagte er und langsam nahmen einige Ideen in seinen Gedanken Gestalt an. Walter nickte und goss Tee auf. Leicht tippte der Vampir Lydia auf die Schulter und

bedeutete ihr ihm zu folgen. Mit ruhigen Schritten führte er sie zur

Bibliothek und öffnete die mit dunklem Holz getäfelte Tür. Fragend drehte

sich das Mädchen nach ein paar Schritten um und sah zu wie Alucard die Tür hinter sich schloss. Bevor er zu ihr trat , belegt er die Tür mit einem

Bannzauber , sodass niemand sie störte.

"Zeit Iscariot auszutricksen" , meinte der schwarzhaarige Dämonenjäger mit

seinem üblichen Grinsen , während er seinen roten Schlapphut und die getönte Sonnenbrille auf einen der Tische legte.

"Um es genau zu sagen , möchte ich dich in der Magie unterweisen" , fuhr er

mit ruhiger Stimme fort und beobachtete Lydia genau. Das schwarzhaarige

Mädchen war von seiner Idee begeistert und ihre Sorgen verblassten zur

Bedeutungslosigkeit.

Ein Traum wird wahr , dachte Lydia lächelnd und setzte sich an den Tisch ,

während ihr selbsternannter Lehrer sofort mit dem Unterricht begann. Für die Theorie brauchten die nur eine Stunde und Alucard stellte erfreut fest ,

dass sie eine gelehrige Schülerin war. Sie blühte regelrecht auf. Nach

kurzem Überlegen wagte er es ihr einen Zauber zum ausprobieren zu geben. Es war ein einfacher Schildzauber , den er ihr vorher zeigte , bevor sie es

selbst versuchte. Wie schon beim Schwebezauber verspürte sie ein

Kribbeln , das in ihre Hand floss und stellte fest , das dies der Fluss der Magie war. Eine dunkelblaue , luftdurchlässige Halbkugel bildete sich um Lydia und Alucard nickte anerkennend. Lydia konnte nicht genug bekommen und bettelte um mehr. Mit einem breiter werdenden Grinsen zeigte er ihr schwierigere und wirksamere Schildzauber , die seine Schülerin nach kurzer Zeit meisterte. Von guter Laune ergriffen und bevor sie darüber nachdenken konnte , küsste sie ihn auf die bloße Wange. Alucard legte seine Arme um sie und drückte sie leicht an sich. Verlegend lächelnd sah sie in seine dämonischen Augen , die sie vom ersten Tag an fasziniert hatten. Wortlos beugte er sich zu ihr hinab und küsst sie. Es war ein unglaublich sanfter Kuss , der ein prickelndes Feuer enthielt. Lydia wurde plötzlich ganz warm und sie vergrub ihr überraschtes Gesicht in seiner Umarmung. Alucard hatte seine Handschuhe abgestreift und fuhr mit seinen Fingern ruhig durch ihr nachtschwarzes Haar , das er so sehr bewunderte. Ihr gleichmäßiger Atem und ihre entspannte Gestalt verrieten ihm , dass sie eingeschlafen war. Lächelnd küsste er sie auf die Stirn , hob sie hoch und brachte sie zurück auf ihr Zimmer.

Mit den Schildzaubern dürfte sie in der Lage sein , sich gegen den Einfluss

von Iscariot zu wehren , dachte er und ging zu Lady Integral , die ihn

diesmal dringender rief. Wie ein Schatten trat er aus der Dunkelheit ihres

Arbeitszimmers und ihm fiel plötzlich auf , dass er weder Schlapphut und

Sonnenbrille noch seine Handschuhe trug. Lady Integral musterte den

schwarzhaareigen Vampir mit hochgezogener Augenbraue , doch dieser

beabsichtigte keineswegs sein Erscheinungsbild zu erklären.

"Walter hat mich über Lydia informiert und ich möchte nun deine Meinung

hören , inwiefern sie eine Gefahr für uns darstellt" , begann sie und ihre

Augen waren halb geschlossen , so als prüfe sie ihre Worte.

"Mit einer magischen Ausbildung wird Iscariot keine Macht mehr über sie

haben. Sie ist eine gute Schülerin , von ihr ist so gut wie nichts mehr zu

befürchten" , erklärte der Vampir gelassen , so als rede er über das Wetter.

"Gut" , beschied Integral und lehnt sich wieder zurück.

"Ich möchte , dass du nach einem Haus siehst , Black Manor um genau zu sein" , wies seine Herrin ihn an. Alucard verschwand genauso lautlos wie er

gekommen war und sammelte seine Sachen zusammen. Mit ruhigen Bewegungen streifte er seine weißen Handschuhe über und setzte Sonnenbrille und Schlapphut wieder auf. Black Manor war ihm vage bekannt. Soweit er sich erinnern konnte , handelte er sich um ein ausgedehntes Gut östlich von London. Was er da eigentlich sollte , verstand er nicht , aber er stellte die Anweisungen seiner Herrin nicht in Frage. Alucard ließ sich Zeit , schließlich musste er diesmal keine FREAKS beseitigen. Ruhigen Schrittes wanderte er die gepflasterte Einfahrt hoch und schwang sich ohne Mühe über den kleinen Gartenzaun , der das große Gelände von Black Manor einrahmte. Seine Stiefel schritten gemächlich durch das regennasse Gras und glänzten schon bald in der untergehende Sonne. Ein wütendes Bellen lenkte seinen Blick zum Eingang des Hauses , aus dem eine kleine schwarze Gestalt auf ihn zu flitzte.

Na toll , ein Wachhund , schoss es Alucard durch den Kopf und

vorsichtshalber zückte er seine Casull. Der schwarze Hund wurde langsamer

und schnüffelte mit wedelndem Schwanz an Alucards Mantel. Fröhlich sprang er um den verdutzten Vampir herum und lief dann zu dem schwarzhaarigen Dämon , der nun auf den Vampir zukam. Es war derselbe Dämon , der ihm damals die Warnung für Lydia hatte zukommen lassen.

"So sieht man sich wieder" , sagte er mit freundlicher Stimme und kraulte

den schwarzen Hund hinter den Ohren. Der Vampir erkannte , dass es ein

Dämonenhund war , denn vier leuchtend rote Augen beobachteten ihn.

"Komm doch rein" , lud der Dämon ein. Alucard folgte kurz zögernd und wurde von dem Hund leicht angestubst.

Also gut , dachte er und folgte den beiden ins Haus.

Lodernde Flammen

Lodernde Flammen
 

Alucard machte es sich in einem braunen Polstersessel bequem und beobachtete seinen Gegenüber kritisch durch seine getönten Brillengläser.

Auf der anderen Seite des schmalen Tisches hatte sich der Dämon im schwarzen Ledermantel niedergelassen den schwarzen Dämonenhund neben ihm.

"Mein Name ist Alexander , ich verwalte derzeit Black Manor" , stellte sich

der Dämon vor und ließ Alucards Musterung klaglos über sich ergehen.

"Wieso habt ihr mir diese Warnung für Lydia zukommen lassen ?" fragte

Alucard gerade heraus , eine Frage , die ihn schon lange beschäftigt hatte.

"Ich bin stets um das Wohlergehen der McRoughs besorgt und bemüht ihnen den größten Schutz zu bieten" , erklärte Alexander und lehnte sich zurück.

"Wie geht es Lydia ? Es ist schon sehr lange her , dass ich sie das letzte

Mal gesehen habe."

"Ihr geht es gut" , antwortete der Vampir knapp.

"Ich würde sie zu gern sehen" , meinte der Dämon und kraulte abwesend durch das Fell des Hundes. Alucard verstand die Bitte und nickte zum Zeichen , dass er Lydia benachrichtigen würde. Er ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen und fünf Bilder auf dem Kaminsims zogen seine

Aufmerksamkeit auf sich. Alexander deutete Alucards fragenden Blick richtig.

"Ja , das ist sie. Ein kleines lebhaftes Mädchen mit unbändigem

Entdeckungsdrang" , sagte er mit trauriger Stimme. Alucard nahm an , dass er sie sehr vermisste , allerdings schien Lydia keinerlei Erinnerungen an

Alexander oder Black Manor zu haben. Vermutlich waren sie unter den

schmerzhaften Erinnerungen an Iscariot vergraben.

"Ihr habt keine jüngeren Bilder von ihr ?" wunderte sich der Vampir und

schätzte Klein-Lydia auf dem jüngsten Bild auf vier oder fünf Jahre. Der

Dämon schüttelte den Kopf und ein schmerzlicher Ausdruck trat auf sein

Gesicht.

"Als sie vier war , wurde sie von fremden Mönchen entführt" , erzählte

Alexander mit bitterem Unterton.

Iscariot , dachte Alucard und nickte. Nach einem kurzen , weiteren Blick auf die Fotos wandte er sich dem Dämon zu.

"Ich werde es ihr sagen. Es wird Zeit für mich zu gehen. Passt auf euch

auf". Mit diesen Worten wandte sich Alucard zum Gehen , doch Alexander hielt ihn kurz zurück.

"Gebt ihr bitte das hier. Sie wird sich freuen ihn wiederzuhaben" , sagte er

und drückte Alucard einen wunderschönen , grünen Anhänger in die Hand , der fast so grün war wie Lydias Augen. Als der Vampir beim Hellsinganwesen ankam , stand es lichterloh in Flammen. Fluchend rannte er über die Rasenfläche und sah Victoria ziellos umherirren.

"Wo sind die anderen ?" fragte er das rußgeschwärzte Vampirmädchen.

"Drinnen. Walter ist noch mal rein gegangen. Furgerson kümmerte sich um das Löschen" , antwortete Victoria , doch ihr Meister hörte ihr kaum zu ,

sondern suchte mit seinen Vampirsinnen das brennende Gebäude ab. Seine

Gestalt löste sich plötzlich auf und ließ eine besorgte Victoria zurück. Im

Inneren schlug dem Vampir eine gewaltige Hitze entgegen , doch das störte

ihn nicht , auf die Flammen hingegen musste er acht geben. Er kam nur mühsam voran , weil ihn oft brennende Holzstücke behinderten. Lydias Zimmer war leer , genauso die Küche. Mit seinen suchenden Sinnen erkannte er , dass Walter die beiden Frauen in den zweiten Stock geführt hatte. Mit weiten Sätzen sprang er über die schwelende Treppe , von der schon einige Stufen eingebrochen waren. Hastig sah er sich auf dem Flur um und eilte weiter den grünen Anhänger fest umklammert. Alle drei waren mit einem Feuerlöscher bewaffnet , doch der Kampf gegen die riesige , feurige Glut war aussichtslos. Lydias ängstlicher Blick verschwand als sie mit Erleichterung Alucards Siluette hinter einer Feuerwand sah , die er mit einer herrischen Geste zum verlöschen brachte. Lady Integral hatte einige Knöpfe ihres Hemdes geöffnet und schwitze heftig. Walter schien als einziger bei bester Verfassung zu sein.

"Zeit zu gehen" , meinte er , als plötzlich ein brennender Balken von oben

herabstürzte. Ohne weiter darüber nachzudenken , sprach Lydia die Formel für den Schildzauber , auf dem der brennende Balken mit einem unangenehmen Krachen zerbarst. Schnell war Alucard bei ihnen und zauberte sie ins Freie. Erleichtert und erschöpft ließen sich Intergal und Lydia ins Gras fallen. Victoria kam mit schnellen Schritten angelaufen und meldete das Furgersons Leute das Feuer endlich unter Kontrolle hatten .

"Wie konnte das passieren ?" fragte der schwarzhaarige Vampir und wandte

sich an seine Herrin.

"Zwei geschickte Brandstifter" , meinte diese knapp und der erste Ärger

schwang in ihrer Stimme mit. In Gedanken verfluchte sie die beiden und

wünschte ihnen die Pest an den Hals. Lydia betrachtete Alucards rechte Hand mit gebanntem Blick.

"Was hast den denn da ?" fragte sie und deutete auf den grünen Anhänger.

Langsam ging er zu ihr und kniete sich vor sie. Durch seine getönten

Brillengläser beobachtete er ihre Reaktion , als er ihr den Anhänger

anlegte. Ferne Erinnerungen flackerten vor Lydias innerem Auge und sie erinnerte sich wieder an Alexander , Brutus ( der schwarze Dämonenhund ) , ihren Vater und Black Manor. Mit glitzernden Augen umarmte sie glücklich den Vampir.

"Danke" , flüsterte sie von Freude überwältigt. Walter warf Alucard einen

mahnenden Blick zu , der den Vampir an seine Grenzen erinnern sollte , doch er übersah ihn geflissentlich. Lady Integral gab inzwischen schon erste

Anweisungen für die Instandsetzung des großen Herrenhauses.

"Wo sollen wir solange hin , bis das anwesen wieder steht ?" fragte Victoria

betreten und sah zu den rauchenden Überresten des Gebäudes.

"Black Manor liegt ideal und bietet genügend Platz" , meinte Lydia spontan

und hoffte , dass Alexander sich gut um das Gutshaus gekümmert hatte. Die

Leiterin der Hellsing-Organisation dachte eine Weile nach und signalisierte

dann mit einem Nicken ihre Zustimmung. Walter fuhr Lady Integral , Victoria und Lydia in das ländliche Gebiet von Shadyshire , wo Black Manor lag , während Alucard vorauseilte und Alexander vorwarnte. Dieser war über den kommenden besuch hocherfreut und erwachte zu alter Tatkraft. Brutus , der schwarze Dämonenhund , kratzte schon wild an der Tür , als ein schwarzer Wagen die Einfahrt des Gutes hochfuhr. Laut bellend rannte er auf Lydia zu und brachte sie mit einem Sprung zu Fall.

"Aus Brutus ! Hör auf ! Aus !" rief Lydia lachend und befreite sich von dem

Dämonenhund , dem Integral einen wachsamen Blick zuwarf. Alexander ging mit ruhigen und doch schnellen Schritten auf das schwarzhaarige Mädchen zu und umarmte es kurz aber kräftig.

"Willkommen zu Hause , Lydia" , begrüßte er sie und musterte ihre

schlanke , hoch gewachsene Gestalt , bevor er dann auch die anderen

willkommen hieß. Bis spät in die Nacht hinein wurden die verschiedensten

Dinge besprochen , unter anderem die Sicherheit , die Black Manor bot.

Schließlich waren alle müde und Alexander wies jedem ein Zimmer zu , von

denen es auf dem Gut genügend gab. Brutus ließ es sich nicht nehmen vor

Lydias Zimmer Wache zu halten , so wie er es schon früher getan hatte.

Zufrieden legte man sich schlafen , nur zwei Nachteulen waren noch auf ,

Lydia und Alucard. Mit leisen Stimmen unterhielten sie sich über Lydias

Kindheit , das Anwesen und anderes.

Verhängnisvolle Nacht

Verhängnisvolle Nacht
 

Zart strichen sanfte Hände über Lydias Rücken gefolgt von einigen zärtlich

Küssen. Das schwarzhaarige Mädchen sah lächelnd in die orange-roten Augen Alucards , als sie ihren Kopf leicht drehte. Auf dem kleinen Schreibtisch ihres Zimmers lagen der rote Schlapphut , die getönte Sonnenbrille und die weißen Handschuhe des Vampir , während sein Mantel über den Stuhl vor dem Tisch geworfen hang. Lydia hatte es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht und lag bäuchlings darauf. Auf dem weißen Laken fiel sie in ihrer schwarzen Kleidung besonders auf. Alucard hockte auf der Bettkante und spielte mit einigen schwarzen Strähnen ihres Haares. Leicht beugte er sich vor und bedeckte ihre Schulter mit zärtlichen Küssen , die begannen ihren Hals hinaufzuwandern. Mit einem leisen Kichern drehte sie sich auf den Rücken und versank nicht zum ersten Mal in den dämonischen Augen des Vampirs. Seine Zunge leckte über ihre Lippen und animierten sie zu einem Kuss , den sie ihm auch gerne gewährte. Ihre Hände hatten sich wie von selbst um seinen Hals geschlungen und zogen ihn leicht zu ihr hinunter. Noch nie zuvor hatte sie jemanden geküsst und so gab sie nur zögernd Alucards Zungenspiel nach. Seine Hände streichelten liebevoll über Rücken , Schultern und Arme und seine Berührungen hinterließen ein wohliges Prickeln auf ihrer Haut. Lächelnd genoss sie seine Nähe und seine Streicheleinheiten. Während seinen Küssen erkundete Alucard vorsichtig Lydias Körper. Der Dämonenjäger verspürte ein noch nie da gewesenes Glücksgefühl und seine innere Sehnsucht nach Zuwendung konnte endlich gestillt werden. Ihre Berührungen waren zart , fast nicht mehr wahrnehmbar und gerade das machte sie in seinen Augen so kostbar. Ihre Finger kraulten durch sein schwarzes Haar und der Vampir grinste herausfordernd , bevor er ihr einen weiteren Kuss stahl. Lydias Augen blitzen auf und ihre Hände flogen in einer kindlichen Bewegung über seinen Oberkörper , um ihn zu kitzeln. Alucard war nicht kitzlig und ihr Versuch amüsierte ihn. Als sie schmollend aufgab , startete er einen Gegenangriff und musste ihr schnell eine Hand auf den Mund legen , ansonsten hätte ihr lautes Quieken die anderen geweckt. Breit grinsend sah der Vampir das schwarzhaarige Mädchen an.

"Das werde ich mir merken" , flüsterte er und piekste sie mit dem

Zeigefinger in die Seite , woraufhin sie lachend nach Luft japste.

"Sadist" , keuchte Lydia mit gespieltem Zorn und wedelte tadelnd mit ihrem

Zeigefinger. Alucard fand Gefallen an diesem Spiel und kostete es aus. Immer wieder neckten sie sich gegenseitig und er freute sich diebisch , wenn sie ihm einen gespielt bösen Blick zuwarf und dann prustend loslachte.

Mehrmals lauschte der schwarzhaarige Dämonenjäger in die nächtliche

Stille , ob sie jemanden geweckt hatten , doch die anderen schliefen

seelenruhig. In einer dieser Lauschpausen hallten erneut Walters mahnende

Worte durch seinen Kopf und für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl , dass der alte Butler tadelnd hinter ihm stand , doch dort ragte nur ein kleines Bücherregal auf. Kopfschüttelnd schob er den Gedanken wieder von sich. Alucard lachte leicht , als Lydia übermütig an seinem rechten Ohr

knabberte. Er drehte sich so schnell um , dass sie überrascht in seine Arme

fiel und er sie mit einem breiten Grinsen küsste. Es geschah plötzlich alles

auf einmal. Tief im Inneren des Vampirs befreite sich ein uraltes Verlangen

von seinen Ketten und überwand jedes Hindernis wie Anstand oder Moral. In Alucards dämonischen Augen loderte ein unbekannte Gier auf und unsanft riss er ihren Kopf zurück , während er seine Fangzähne in ihren entblößten Hals versenkte. Lydias Augen weiteten sich vor Schreck , doch sie spürte keinen Schmerz. Ihre Hände stemmten sich kraftlos gegen seinen Körper , doch ihr Versuch blieb erfolglos. Alucard war bar jeder Vernunft und nur von dem Verlangen beseelt ihr Blut zu trinken.

"Alucard" , flüsterte das Mädchen heiser die Augen müde geschlossen.

Mehrmals rief sie den Vampir bei seinem Namen , doch er reagierte nicht.

Angst ließ Lydias Muskeln sich verkrampfen. Mit ihrer letzen Kraft wand sich ihr Körper in seinem eisernen Griff.

Nein...bitte nicht...hör auf... , flehte Lydia in Gedanken , um die sich

langsam ein dichter Nebelschleier legte.

"Alucard !" schrie Lydia mit aller Kraft. Brutus vom Schrei seiner Herrin

alarmiert , sprang durch die Tür und verbiss sich in den Rücken des

durchgedrehten Vampirs , der vor Schmerz aufschrie und von seinem Opfer

abließ. Im Nu kamen auch die anderen herbeigeeilt. Nachdem sie ihren ersten Schrecken überwunden hatten , versuchten sie den blutrünstigen Vampir zu bändigen. Victoria eilte schnell zu ihrer Freundin , die zusammengesunken vor ihrem Bett lag. Erschrocken entdeckte sie die blutende Bisswunde an Lydias Hals und verband sie mit einem Stoffstreifen , den sie aus dem Laken riss. Lady Intgral versuchte Alucard über seine Pflichten wieder zur Vernunft zu bringen , doch Verpflichtungen und Moral hatte er weit hinter sich gelassen. Walter gelang es mit seinen "Fäden" den tobenden Vampir in seinen Bewegungen einzuschränken , sodass Victoria Lydia aus dem Zimmer tragen konnte. Alexander war außer sich vor Wut. In seinen Dämonenaugen loderte ein unerbittliches Feuer , dass keine Gnade kannte. Er traktierte den Vampir so lange , bis dieser geschwächt zusammenbrach und fesselte ihn dann mit einem Bannzauber der Kategorie A. Es war derselbe Bannzauber , der Alucard lange Zeit in den Verließen des Hellsinganwesens festgehalten hatte. Brutus rote Augen funkelten zornig und seine gefletschten Zähne blitzten drohend vor dem Gesicht des geschlagenen Vampirs auf. Alexander packte Alucard grob und schleifte ihn hinunter in den Keller , wo er ihn in eine leere Abstellkammer warf und die Tür versiegelte. Inzwischen kümmerte sich Walter um die bewusstlose Lydia. Bedauernd stellt er fest , dass der Biss tief war und schätzte , dass es nur noch ein , zwei Stunden dauern würde , bis sie sich entweder in einen Ghoul oder einen Vampir verwandelte , je nachdem wie sich das Mädchen entschied. Er konnte nichts mehr für sie tun , außer beten. Mit einem leisen Seufzer setzte er sich an den nahen Tisch und wartete. Lady Integral wanderte unterdessen laut fluchend im Wohnzimmer auf und ab und schalt sich immer wieder nicht aufgepasst zu haben.

Als ich noch die Möglichkeit dazu gehabt hatte , hätte ich ihn in die

Schranken weisen müssen , tadelt sie sich. Am liebsten wäre sie Alucard an

die Gurgel gesprungen , doch das würde Lydia auch nicht helfen. Sie konnte

nur hoffen , dass der Biss das Mädchen in einen Vampir verwandelte , anstatt in einen Ghoul. Im ersten Stock in einer Ecke ihre Zimmers hockte Victoria die Beine angezogen und weinte. Der Schock hatte nachgelassen und so flossen nun die Tränen.

"Warum ?" flüsterte sie und sah immer wieder , wie ihr Meister Lydia im Arm hielt die Zähne in ihren Hals geschlagen. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte das blonde Vampirmädchen. Noch nie hatte sie so ihren Meister gesehen.

Das ist die wahre Natur eines Vampirs , dachte sie und rieb sich tröstend

über ihre Arme. Irgendwann überwältigte sie der Schlaf und nahm einen Teil

ihrer Sorgen von ihr.

Überlebenswille

Überlebenswille
 

Es war dunkel. Eine stille Dunkelheit. Es war kalt. Sie konnte nicht sagen ,

ob ihre Augen etwas sahen , oder nicht. Es war dunkel. Wenn sie meinte den

Kopf zu bewegen , wirbelte die undurchdringliche Dunkelheit um sie herum und bereitete ihr Kopfschmerzen , wenn sie zusah. Schmerzen. Zeitweise zuckten sie wie Blitze durch die Dunkelheit. Es gab keinen Donner in dieser stillen Nacht. Ein neuer Blitz blendete ihre grünen Augen und zeichnete kurz die Siluetthe einer Gestalt nach. Kurz bevor sie wieder in der Dunkelheit

verschwand , leuchtete ein orange-rotes Augenpaar auf , das aber schnell

wieder verblasste. Sie wollte rufen. Stille. Verzweifelt rief sie seinen

Namen. Ihr ganzer Körper zitterte. Hunderte von Blitzen schossen durch die

schwarze Dunkelheit. In ihrem Licht bewegte sich die schemenhafte

Gestalt , so als folge sie ihrem Ruf. Das Wesen kam näher. Die roten Augen loderten wie zwei Flammen durch die kalte Nacht. Sie wollte zu ihm laufen , zu demjenigen , den sie gerufen hatte , doch sie konnte nicht. Irgendetwas

hielt sie eisern fest und verhinderte , dass sie sich bewegte. Der Ruf des

Mädchens wurde flehender. Kalte Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie wollte

zu ihm , doch sie konnte nicht.

"Alucard!"

Walter hattet sich an Lydias Bett gesetzt seitdem die Fieberträume

eingesetzt hatten. Freudlos stellte er fest , dass sich ihr Körper heftigst

gegen die Folgen des Vampirbisses wehrte.

"Wenn das so weitergeht , dann wird sie noch vor der Verwandlung sterben" , hatte er Lady Integral erklärt , als diese vor einer Stunde hochgekommen war. Nickend war sie wieder gegangen , aber Walter hatte erkannt , dass Lydias Zustand sie schwer getroffen hatte. Lydia murmelte wieder Alucards Namen und warf sich unruhig hin und her. Der schwarzhaarige Butler nahm das kühlende Tuch wieder ab und tauchte es in

die Schale mit kaltem Wasser , bevor er es auswrang und ihr wieder auf die

glühende Stirn legte. Da Alexander Brutus bei der Wache vor der versiegelten Tür abgelöst hatte , lag der Dämonenhund nun neben Walter und winselte leise vor sich hin. Seufzend rieb er sich den Schlaf aus den Augen und sah zu wie langsam die Sonne aufging.

Sonne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen , schoss es ihm durch den Kopf , diesmal brachte die Sonne keine Freude zu ihm. Lydias Fieber wollte nicht sinken und lange würde ihr vom Biss entkräfteter Körper nicht mehr

durchhalten. Verwirrt sah er auf. Irgendetwas hatte sich verändert und so

seine Aufmerksamkeit erregt. Erleichtert stellte er fest , dass der Atem des

Mädchens ruhiger und gleichmäßiger ging. Vorsichtig nahm er ihre rechte Hand und tastete nach ihrem Puls , dann legte er seine Hand auf ihre Stirn und stellte fest , dass das Fieber zu sinken begann.

Sie hat sich also entschieden , dachte Walter traurig und lehnt sich zurück.

Gleich würde sie sich verwandeln , entweder in einen Ghoul oder in einen

Vampir , doch es tat sich nichts. Kein schrecklicher Krampf schüttelte ihren

Körper , kein gequälter , letzter Schrei drang durch die Stille. Das

schwarzhaarige Mädchen vor ihm schlief entspannt und ihr entkräfteter Körper begann sich zu erholen. Blinzelnd beugte er sich über sie und überprüfte nochmals Atmung und Puls , doch das Ergebnis blieb das gleiche:

Sie lebte. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie jemanden gesehen , der

gegen einen Vampirbiss immun gewesen war. Walter dachte nach und fand eine mögliche Erklärung. Er vermutete , dass sie als "Angelus" einen Schutz besaß , der sie vor den Auswirkungen eines Bisses bewahrte. Mit jedem weiteren Atemzug verstärkte sich seine Vermutung und der schwarzhaarige Butler lehnte sich mit einem schwachen Lächeln zurück , während Brutus aufstand und die Hand seiner Herrin anstubste. Beruhigend streichelte Walter ihm durch das schwarze Fell und stand dann langsam auf , um Lady Integral zu benachrichtigen.

"Pass gut auf sie auf" , sagte er überflüssigerweise zu dem Wachhund und

verließ das Zimmer. Lady Integral und Victoria saßen zusammen auf dem großen Sofa und schauten traurig auf , als Walter eintrat.

Wie kann er bloß so ruhig bleiben ? fragte sich das blonde Vampirmädchen in einen Anflug von Ärger.

"Miss McRough befindet sich auf dem Weg der Besserung und wird noch geraume Zeit "quicklebendig" sein" , gab Walter mit einem Lächeln bekannt.

Verwirrung folgte der Erleichterung.

"Wie meint ihr das ?" fragte Integral nach.

"Sie ist von den Auswirkungen des Vampirbisses verschont geblieben" ,

antwortete Walter und suchte die Schränke nach Teegeschirr ab.

"Das ist großartig" , rief Victoria , sprang auf und half dem Butler beim

Suchen. Die Leiterin der Hellsing-Orgnisation stand auf und beschloss

Alexander einzuweihen , den sie immer noch Wache haltend vor der

versiegelten Tür fand. Mit kurzen Worten erlöste sie den Dämon von seinen

düsteren Gedanken. Obwohl er den Grund für Lydias Genesung nicht ganz

verstand , freute er sich ungemein. Sofort lief er zu ihrem Zimmer und ließ

Integral allein vor der versiegelten Tür zurück , durch die ein leises

Geräusch drang. Ein Ohr an das kalte Holz gelegt hörte sie das verzweifelte

Weinen Alucards. Bevor sie darüber richtig nachdenken konnte , brach sie das Siegel und öffnete die Tür , die sie sofort wieder hinter sich schloss.

Alucard lehnte gefesselt an der gegenüber liegenden Wand und weinte. Leise trat sie zu ihm und hockte sich mit etwas Abstand auf einen kleinen Schemel. Der Vampir hatte ihre Gegenwart gespürt und sah mit tränenverschleiertem Blick zu ihr auf.

"Es geht ihr gut. Sie ist immun gegen deinen Biss" , sagte sie und lehnte

sich etwas vor. Sie hatte ihn in all den Jahren noch nie weinen gesehen.

Sein junges Gesicht wirkte um Jahre gealtert und die orange-roten Augen

hatten ihr magisches Feuer eingebüßt. Er war eine einzige Jammergestalt. Ein flüchtiges Lächeln huschte bei ihren Worten über sein Gesicht.

"Ich hätte sie fast getötet" , murmelte er traurig. Seine Herrin musterte

ihn eingehend und dachte nach.

"Ich schicke Alexander nachher zu dir" , meinte sie und ging. Der

schwarzhaarige Vampir war erleichtert , da er bald wieder frei war , aber

vor allem weil es Lydia gut ging. Angespannt lauschte er in sich hinein ,

doch das uralte Verlangen , das in heimgesucht hatte , war verschwunden und er hoffte , dass es niemals wiederkommen würde.

Alucard vs. Andersen

Alucard vs. Andersen
 

Vor dem Bett seiner Herrin lag er und hielt Wache. Obwohl er seine Augen geschlossen hatte , schlief er nicht , sondern lauschte dem ruhigen Atem des schwarzhaarigen Mädchens. Träge hob er den Kopf als Walter eintrat und Lydias Zustand begutachtete. Erst vor kurzem hatte der Butler den Verband um ihren Hals gewechselt und zufrieden festgestellt , dass der Biss zu verheilen begann. Ein zweites Mal öffnete sich die Tür und die Nackenhaare des Wachhundes sträubten sich. Beschwichtigend fuhr Walter dem Dämonenhund durch sein nachtschwarzes Fell. Vorsichtig trat Alucard an Lydias Bett. Alexander hatte ihn nach langem Zögern von dem Bannzauber befreit , doch noch immer spürte er dessen Nachwirkungen. Zögernd nahm er ihre rechte Hand und streichelte sie zärtlich. Seine rauhen Finger fühlten das Leben , das unter ihrer Huat pulste und erneut suchte ihn sein schlechtes Gewissen heim , dass er fast dieses kostbare Leben ausgelöscht hatte. Leise flüsterte das Mädchen seinen Namen.

"Ich bin hier" , raunte der Vampir und hockte sich auf die Bettkante. Walter entschied sich , draußen zu warten und die beiden vorerst allein zu lassen. Müde schlug Lydia die Augen auf und lächelte den schwarzhaarigen Vampir zögernd an , doch ihm entging nicht das ängstliche Flackern in ihren dunkelgrünen Augen. Es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ihr Vertrauen größtenteils verloren zu haben. Lydia spürte Alucards Wehmut und drückte leicht seine behandschuhte Hand.

"Mach dir bitte keine Vorwürfe. Du konntest nichts dafür" , flüsterte sie und lächelte ihn aufmunternd an. So wahr ihre Worte auch waren , konnten sie nicht über die Tatsache hinwegtäuschen , dass er sie gebissen hatte. In aller Stille fragte sich der Vampir , wie er das je wieder gutmachen konnte. Plötzlich berührten ihre Lippen seine und ehe er sich versah , küssten sie sich zärtlich. Die anfänglichen Barrieren der Verunsicherung schmolzen dahin und Alucards Sorgen verblassten allmählich als sie durch sein Haar strich. Langsam löste er sich von ihr und legte ihr einen Finger auf die Lippen.

"Du musst dich noch schonen" , sagte er und stand auf. Mit einem schwachen Lächeln hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn , bevor er das Zimmer verließ. Brutus huschte ins Zimmer seiner Herrin , als Alucard die Tür öffnete. Leise schloss der Vampir die Tür hinter sich und trat hinaus in den leicht beleuchteten Flur. Walter wartete an einem Fenster und sah aufmerksam nach draußen. Er hatte das unbestimmte Gefühl , als würde Iscariot bald wieder zuschlagen. Der schwarzhaarige Dämonenjager im roten Ledermantel trat zu ihm und auch seine Gedanken schweiften in ähnlichen Bahnen.

Besser ich seh mir das Gelände genauer an , dachte er sich und löste sich auf , woraufhin er an der Rückseite des Gutes wieder auftauchte. Langsam stieg die blutrote Sonne aus den dichten Nebelschwaden auf und erklomm das Himmelszelt. Für einige Zeit sah er nur der aufgehenden Sonne zu , bevor er sich wieder auf sein Vorhaben besann. Der schwarzhaarige Vampir war nicht allein auf dem Gelände. Etwas abseits des Gebäudes im Schutz von Bäumen und Büschen besah sich Paladin Alexander Andersen die gegenwärtige Lage und beim Anblick des verhassten Vampirs stahl sich ein erwartungsvolles Grinsen auf sein Gesicht. Mit geübtem Blick schätzte er die Entfernung zwischen sich und seinem Erzfeind ein und zückte dann seine Schwerter. Da sie sich auf offenem Gelände befanden , würden seine Bannblätter keine Wirkung zeigen , also entschloss er sich für den direkten Angriff. Mit einem lauten Schrei stürtzte sich der blonde Geistliche auf den überraschten Alucard , der noch immer von den Auswirkungen des Bannzaubers angeschlagen war. Dem ersten Hieb wich er nur um Haaresbreite aus , doch der zweite erwischte ihn am linken Arm. Mit einem ratschenden Laut fetzte die Klinge durch das Leder von Alucards Mantel und drang in die bleiche Haut des Vampirs.

"Verrecke du Höllenbrut" , zischte Andersen und setzte wieder zum Angriff an. Die Wunde an Alucards Arm begann sich dank seiner schnellen Regenerationsfähigkeit nach kurzer Zeit wieder zu schließen. Mit einem amüsierten Grinsen wich der Vampir aus.

"So sieht man sich wieder" , spöttelte er und ließ Andersen erneute ins Leere schlagen.

"Ich schick dich endgültig zur Hölle" , fauchte der blonde Geistliche wütend.

"Den selben Gedanken hatte ich gerade auch" , meinte Alucard grinsend und streckte eine Hand in die Richtung des Paladins aus.

"Aufhebung der Bannsiegel 3 , 2 und 1. Klassifizierung A. Befehlscode Cromwell. Siuation erkannt. Zugang zu allen Fähigekeiten bis zur Elemenierung des Feindes" , sprach der schwarzhaarige Dämonenjäger die magische Formel , die ihm unbeschränkten Zugriff auf seine Vampirfähigkeiten gewährte bis Andersen oder er selbst sterben würden. Er wollte diesen Möchtegernvertreter der vatikanischen Kirche loswerden. Ein Kampf auf Leben und Tod war unvermeidlich , doch diesmal kämpfte er hauptsächlich für Lydia , die unter den Agriffen der Abgesandten Iscariots zu leiden hatte. Der Wunsch sie zu beschützen , verlieh ihm einen zusätzlichen Kraftschub. Er war zu allem entschlossen.

Kampf auf Leben und Tod : Part One

Kampf auf Leben und Tod : Part One
 

Eine leichte Brise fegte über das taufeuchte Gras und zerrte an der Kleidung

der beiden Männer , die sich in scheinbarem Frieden einige Meter voneinander entfernt gegenüber standen. Das Licht der Sonne spiegelte sich in ihren Brillengläser und verbarg so die Gedanken und Gefühle beider Kontrahenten. Einer von ihnen war ein blonder Geistlicher in einem grauen Mantel , über dem eine schlichte Silberkette mit Kreuz hing. In seinen

weißen , behandschuhten Händen hielt er zwei scharfe Schwerter , auf denen

sich die Sonnenstrahlen brachen , so als würden sie vom geschliffenen Stahl

zerschnitten. Sein Gegenüber war weitaus auffälliger gekleidet , aber

besonders auffallend an ihm war , dass er ein Vampir war. Eines jener

Nachtwesen , von dem man sich so manches Schauermärchen erzählte. Machtvolle Geschöpfe , die man nicht so einfach in die Knie zwingen

konnte , denn sie beherrschen Fähigkeiten , die an Unsterblichkeit und

Allmacht grenzen. Dessen war sich der schwarzhaarige Vampir im roten

Ledermantel durchaus bewusst und so verwunderte es nicht , dass ein lässiges und selbstgefälliges Grinsen sein Gesicht prägte. Der rote

Schlapphut , den er trug , war für ihn ein Schmuckstück , das nicht missen

durfte , denn er war ein ganz persönlicher Ausdruck seines Wesens. Seine

weißen , behandschuhten Hände hingen ruhig herab , bereit mit einer einzigen , kaum wahrnehmbaren Bewegung eine Waffe von unglaublicher Tödlichkeit zu ziehen. Als der Wind für eine kurze Zeit aussetzte , sprangen die beiden Erzfeinde , wie auf eine geheimes Zeichen hin , aufeinander zu.

Die Schwerter des Paladins gruben sich ohne auf großen Widerstand zu stoßen in den Hals des Vampirs und durchbohrten ihn , sodass dunkles Blut

herausströmte und den roten Ledermantel benetzte. Fast gleichzeitig ertönte

ein gewaltiger Knall in der Stille des angebrochenen Morgens. Eine silberne

Kugel aus einer Schusswaffe , die sein Gegenüber gezogen hatte , bohrte sich

durch den Schädel des blonden Mannes und die Wucht schleuderte ihn zurück ins langsam trocknende Gras. Beide Gegner schienen besiegt zu sein. Dem Vampir waren die Halsschlagader durchstoßen worden und eine größer werdende Blutlache bildete sich unter seinen zusammengesunkenen Körper. Der Paladin hingegen war von einer Pistolenkugel niedergestreckt worden. Seine Augen starten blicklos zum Himmel , so als sei seine Seele ins erlösende Himmelreich aufgefahren , doch der Anblick täuschte. Mit einem irren Kichern richtete sich der blonde Mann wieder auf , so als sei nichts geschehen. Seine Regenerationsfähigkeiten hatten ihn vor dem Tod bewahrt.

Verächtlich sah er zu der blutigen Pfütze hinab , in die sich der Vampir

verwandelt hatte und aus der er sich nun neuformte.

"Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen womit ihr aufzuwarten habt" ,

wandte sich das wiederauferstandene Nachtwesen an seinen Gegenüber.

"Ich hatte mehr von dir erwartet , Alucard" , beschwerte sich Paladin

Alexander Andersen und schüttelte das Blut von seinen Schwertern.

"Ich habe noch nicht einmal angefangen" , erwiderte Alucard und setzte sich

wieder seinen geliebten Schlapphut auf , der ihm während des Angriffs

heruntergefallen war. Andersen schnaubte nur verächtlich und griff dann

blitzartig an. Dank seiner schnellen Reaktion entging der schwarzhaarige

Vampir den gezielten Hieben des Paladins. Er wollte erst einmal sehen

inwieweit sich sein vatikanischer Erzfeind verbessert hatte und genau dies

zeigte er ihm. Alucard fiel es immer schwerer den schnellerwerdenden

Schwertschlägen auszuweichen und so musste er mehrere Treffer

einstecken , was ihn aber nicht weiter störte. Mit seiner rauen Stimme

verhöhnte er seinen Angreifer und reizte ihn zu mehr.

Wenn ich mich schon amüsiere , dann richtig , dachte Alucard und seine roten Vampiraugen funkelten erwartungsvoll. Nach einiger Zeit zog sich Andersen etwas zurück und so war es an Alucard anzugreifen. Er steckte seine Casull fort , da sie eh keine Wirkung auf seinen Gegner hatte und wandte sich seiner Magie zu. Mit einem süffisanten Grinsen löste er sich auf und erschien hinter dem Geistlichen , doch dieser hatte damit gerechnet und

pinnte Alucard regelrecht mit Dolchen an einen Baum.

"Na wie gefällt dir das ?" fragte dieser und schlug Alucard einmal quer

durchs Gesicht , woraufhin Blut aus der aufgeplatzen Lippe tröpfelte , das

der Vampir amüsiert mit seiner Zunge aufleckte.

"Es wird langsam interessant" , meinte er und schleuderte mit einer

magischen Druckwelle die Dolche fort. Aus dem lässigen Stand heraus sprang der Vampir Andersen an und versuchte diesen mit einem Stoß seiner Hand durch dessen Brustkorb zu töten. Zu seiner Überraschung fuhr seine Hand ungehindert durch den Körper des Geistlichen , der eine transparente Form angenommen hatte. Erstaunen blitze in seinen roten Augen auf , welches noch größer wurde als die rechte Hand des Geistliche in seinen Körper fuhr und seine Lunge zusammendrückte. Krampfhaft versuchte er sich von Andersen zu befreien , doch es gelang ihm nicht. Langsam aber fortwährend ging Alucard die Luft aus und Punkte tanzten vor seinen Augen. Er spürte wie seine Knie unter ihm nachgaben und zum ersten Mal fragte er sich , ob er tatsächlich sterben würde.

Kampf um Leben und Tod : Part Two

Kampf um Leben und Tod : Part Two
 

Eine kleine , schwarzhaarige Gestalt wanderte leicht taumelnd durch die schwach beleuchteten Flure Black Manors. Immer wieder hielt sie an und stützte sich an der Wand ab. Ihr Atem ging schwer und ihre Halsverletzung schmerzte unangenehm. Normalerweise durfte sie noch gar nicht aufstehen , aber aus irgendeinem Grund war sie von einer schrecklichen Unruhe erfüllt , die nicht locker ließ. Lydia spürte , dass irgendetwas nicht stimmte und sie musste dieser Sache einfach auf den Grund gehen. Sie hoffte , dass sie niemandem von den anderen begegnen würden , da diese sie mit Tadel wieder zurück ins Bett schicken würden. An einem großen Fenster an der Rückseite des Gutes machte sie erneut eine Pause und sah hinaus auf das Gelände , das von der aufgehenden Sonne erhellt wurde. Ihr Blick wurde sofort von zwei Gestalten angezogen , die in der Nähe des kleinen Waldes , der ans Anwesen anschloss , standen und gegen einander kämpften. Ihre Schwäche vergessend eilte sie die kleine Holztreppe hinab ins Erdgeschoss und flitzte ohne auf jemanden zu treffen durch die Flure zur Hintertür , die sie mit einem Schwung aufriss und hinausstürmte. Gerade stürtzte sich Alucard auf Andersen , als dieser durchsichtig wurde und seinerseits den Vampir angriff. Lydia konnte nicht genau erkennen , was weiter geschah , doch es schien nicht gut um den schwarzhaarigen Vampir zu stehen. Als sie näher heran war , erkannte sie , dass der blonde Geistliche seine trasparente Hand in den Körper des Vampirs gerammt hatte und ihm anscheinend die Luft aus der Lunge quetschte. Mit einem Schrei stürtzte sich das geschwächte Mädchen auf Paladin Alexander Andersen , der nun abgelenkt von seinem Erzfeind abließ. Erst jetzt wurde Lydia bewusst , wie töricht ihre Aktion gewesen war. Sie spürte , wie ihre geringe Kraft wie Sand in ihren Händen zerran. Ihr Blick viel auf die blanken Schwerter , die der Geistliche gezogen hatte und mit schwerem Schlucken bemerkte sie , dass sie selbst unbewaffnet war.

Was hab ich mir bloss dabei gedacht ? fragte sie sich und Angst keimte in ihrem Inneren auf , die sie erfolglos versuchte zu unterdrücken. Der Paladin lachte laut auf.

"Na wen haben wir denn da ? Wenn das nicht das Angelus-Mädchen ist" , sagte Andersen und seine Stimme war kalt wie Eis. Belustigt machte er einige Schritte auf sie zu und hob leicht seine Schwerter.

"Du hast uns eine Menge Scherereien gemacht , doch das wird sich ändern. Du wirst in den Vatikan zurückkehren und dich wieder Iscariot unterordnen" , befahl er und deutet mit einem Schwert direkt auf ihr Herz , wo sie einen plötzlichen Schmerz verspürte , der sich über ihre ganze linke Seite erstreckte. Stöhnend fiel sie auf die Knie und stützte sich schwer im Gras ab. Als sie aufschaute , gewahrte sie eine schwerzuerkennende Gestalt hinter Andersen , die ihn am Genick packte und dieses versuchte zu

brechen , doch der blonde Geistliche konnte sich geschickt aus dem tödlichen Griff befreien. Alucard hatte sich wieder aufgerappelt und hielt seinen Gegner in Schach.

"Verschwinde" , befahl er Lydia mit kalter Stimme , doch das Mädchen war nicht in der Lage sich zu bewegen , es war als würde eine fremde Macht sie dort auf dem Boden festhalten. Andersens Augen blitzen wild auf und seine versilberten Schwerter bohrten sich in die linke Schulter des schwarzhaarigen Vampirs , der leicht zurücktaumelte. Ein plötzlicher Feuerball brannte sich in den Rücken des Geistlichen und schleuderten ihn zu Boden. Alexander stand nun bei Lydia und sah mit rot funkelnden Dämonenaugen zu dem vatikanischen Angreifer himüber , der sich nun aufgrund des veränderten Mächteverhältnisses für einen Rückzug entschied.

Mit einem unzufriedenen Gesicht verschwand der blonde Priester in einem Teleportzauber und wartete auf die nächste Gelegenheit um seinen Auftrag auszuführen. Alexander kniete sich zu seiner Schutzbefohlenen und half ihr vorsichtig auf , dabei huschten seine Augen mit einem verächtlichen Glanz kurz zu Alucard , dessen Wunde sich gerade wieder regenerierte. Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg ins Haus , doch keiner von ihnen war besonders guter Laune , dass alles nocheinmal glimpflich verlaufen war. Alexander und Alucard waren wütend , dass Lydia schon aufgestanden war und sich in solch eine gefährliche Situation begeben hatte. Lydias Vertrauter gab dem schwarzhaarigen Vampir die Schuld für ihr unvernünftiges Verhalten und grummelte irgendetwas unverständliches als sie das Haus betraten.

Das habe ich ja mal wieder toll hinbekommen , schalt sich das umsorgte Mädchen und spürte wieder den unangenehm stechenden Schmerz ihrer Halsverletzung.

Getrennte Meinung , Getrennte Wege

Getrennte Meinung , Getrennte Wege
 

Mit ausdrucksloser Miene schickte der schwarzhaarige Dämon das Mädchen zurück auf sein Zimmer , welches er sich geschworen hatte um jeden Preis zu beschützen. Er war immer noch sauer , dass sie so unvernünftig gehandelt hatte und musste sich schwer beherrschen seine Wut nicht an dem schwarzhaarigen Vampir auszulassen , der schweigend neben ihm herging.

Wieso halte ich mich überhaupt zurück ? Er ist doch an dem Fast-Desaster Schuld , dachte Alexander und funkelte Alucard mit seinen roten Dämonenaugen an. Dieser spürte , dass sein Gegenüber ihn anstarrte und hob desinteressiert den Blick. Was darauf folgte , konnte man selbst noch ein Stockwerk tiefer im Wohnzimmer hören , wo gerade die anderen Tee tranken. Verwundert hielten sie inne und lauschten dem gewaltigen Wortwechsel der zwei Nachtgestalten , den man gar nicht überhören konnte. Erst war es nur Alexander der schrie , doch irgendwann war es Alucard Leid sich irgendwelche Beschimpfungen anhören zu müssen und ließ seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Lady Integral wurde das zu bunt und stieg mit gemäßigten Schritten die Holztreppe zum ersten Stock hoch.

"Was fällt euch eigentlich ein , hier so einen Radau zu veranstalten" ? fuhr Integral die beiden Streithähne an. Wohltuendes Schweigen erhielt sie als Antwort. Mit einem wütenden Schnauben machte Alexander auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit des schwach beleuchteten Flures.

Alucard sah seine Herrin an und war dankbar , dass sie ihm diesen ungenießbaren Dämon vom Hals geschafft hatte. Mit einer knappen Verbeugung in ihre Richtung machte er sich zu Lydias Zimmer auf um sicher zu sein , dass sie nicht nochmal aufstehen würde. Das schwarzhaarige Mädchen hatte sich wieder hingelegt und schien auch zu schlafen , doch als Alucard sich an ihr Bett setzte , wachte sie sofort auf.

"Du solltest seine Worte nicht zu ernst nehmen , Alucard. Er macht sich immer so viele Sorgen und Gedanken...er meint es wirklich nicht so..." , murmelte Lydia und der schwarzhaarige Dämonenjäger erkannte , dass das Sprechen sie anstrengte. Leicht besorgt wanderten seine hinter seiner Sonnenbrille verdeckten Augen zu dem Verband.

"Du brauchst noch Ruhe..." , meinte er sanft und streichelte ihr leicht durch ihr nachtschwarzes Haar , welches er so bewunderte. Nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen und er stand leise auf , denn es wurde Zeit für ihn sich etwas zu "Essen" zu suchen. Kaum war Alucard verschwunden so erschien Alexander in Lydias Zimmer und ging zu ihrem Bett. Obwohl er bemerkte , dass sie eingeschlafen war , weckte er sie.

"Ich muss mit dir dringend reden" , meinte ihr treuer Freund mit ernster Miene. Nicht sonderlich begeistert über diese Störung richtete sie sich auf und sah ihn an. Als Alexander sicher sein konnte , dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte , redete er sich das von der Seele , was ihn bewegte und mit jedem Wort verfinsterte sich Lydias Miene.

"Das du eine solche unverfrorene Unverschähmtheit besitzt , hätte ich dir nicht zugetraut. Was denkst du dir überhaupt dabei ? Bist du dir im klaren , was du da überhaupt sagst ? Nur wegen so einem albernen Vorfall gleich so an die Decke zu gehen , ich glaube du hast sie nicht mehr alle. Alucard hat sich besser im Griff als du" , konterte sie seine Vorwürfe.

"So , Alucard ? Jetzt hör mir mal genau zu meine Liebe ! Dieser dahergelaufene Vampir hat dir das alles erst eingebrockt , er war es schließlich , der dich gebissen hat. Wie kannst du ihn überhaupt noch in deiner Nähe dulden ?" ereiferte sich ihr Gegenüber und hatte Mühe nicht wieder laut zu werden.

"Du hast mir gar nichts vorzuschreiben und außerdem tu nicht so als wärst du mein Beschützer , weil diese Rolle hast du schon seit langem vergeigt" , zischte die junge Dämonenjägerin mit eiskalter Stimme. Ihre letzen Worte hatten Alexander schwer getroffen.

"Wenn das so ist. Ich gehe!" Mit diesen Worten verschwand er aus ihrem Zimmer. Es scherte ihn nicht mehr , was mit Lydia geschah. Mit einem Mal war sie ihm vollkommen egal geworden. Wehenden Schrittes kehrte er Black Manor und Lydias Familie den Rücken. Er konnte sehr gut ohne sie leben , davon war er zumindest überzeugt.

Kriegserklärung

Kriegserklärung
 

Lydia glaubte , dass Alexander seine Worte nur im Zorn gesprochen hatte und niemals ernst meinen würde und so legte sie sich wieder hin. Am nächsten Morgen , einem regnerischen und stürmischen Tag , stand das schwarzhaarige Mädchen auf und begab sich hinunter ins Esszimmer , um mit den anderen zu frühstücken. Walter hantierte schon eifrig in der Küche und fertigte ein paar Sandwiches und röstete etwas Bacon.

"Guten Morgen" , begrüßte sie der alte Butler und lächelte leicht , woraufhin sie ihn auch begrüßte und sich dann zu den anderen an den Tisch setzte. Leicht verwundert sah sie sich um.

"Ist Alexander noch nicht auf ?" , fragte sie und sah sich genau im Raum

um , so als würde er gleich aus dem Schatten auftauchen , doch an seiner statt betrat Alucard das Esszimmer und wünschte allen Anwesenden einen guten Morgen.

"Ich habe ihn seit Gestern nicht mehr gesehen , vielleicht schmollt er noch" , meinte Victoria mit einem schiefen Lächeln und zuckte kurz darauf die Schultern.

Er wird schon kommen , wenn was ist , dachte Lydia und begann mit dem Frühstück , welches die anderen schon mehr oder minder hinter sich hatten.

Ihr fiel auf , dass sie die Gegenwart ihres alten Freundes vermisste und die Erinnerung an ihren gestrigen Streit kam ihr wieder in den Sinn.

Er wird es doch wohl nicht ernst gemeint haben ? Diese Frage nagte an den sensiblen Nerven des jungen Mädchens. Unvermittelt stand sie auf und rauschte aus dem Raum , sodass alle ihr verdutzt nachsahen. Der schwarzhaarige Vampir ging hinüber zu seiner Herrin und reichte ihr einen kleinen Umschlag.

"Das habe ich gerade eben im Briefkasten gefunden" , meinte er wenig begeistert und wartete bis Lady Integral den Umschlag geöffnet hatte.

Erbost starrte diese auf das Siegel der 13.Kongreation des Vatikans , deren Name Iscariot war.

Was wollen die schon wieder...? schoss es der Leiterin der Hellsing-Organisation durch den Kopf. Ihre stahlblauen Augen flogen über den kurzen aber äußerst deutlichen Brief.

Da sie auf Grund mehrerer Warnungen unsere Anordnungen bezüglich des "Angelus" und der Vampire , welche sie beherbergen , keine uns zufriedenstellenden Maßnahmen ergriffen haben , sind wir gezwungen uns selbst dieser Sache anzunehmen. Die daraus resultierenden Konsequenzen lassen sich auf ihre Unkooperativität zurückführen und somit tragen sie dafür die volle Verantwortung. Hier und Jetzt wird Iscariot gezielt gegen ihre Verbrechen vorgehen..... , las die junge Frau , die Mühe hatte ihre geballte Wut im Zaum zu halten.

"Diese verdammten , vatikanischen Idioten" , presste sie mühsam kontroliert zwischen ihren Zähnen hervor.

Ihr wollt Krieg ? Den könnt ihr haben...., kochte Integral innerlich.
 

EDIT: So hiermit endet der erste Teil dieser FF. Ich freue mich über eure rege Lesebegeisterung und eure Kommis haben mich angefeuert bis hierhin durchzuhalten. Ein herzliches Dank an meinen lieben Beta Mounty *knuddel*

Teil 2 wird in bälde anlaufen und bisdahin könnt ihr ja schon mal bei meiner anderen Hellsing-FF Walters Nichte vorbeischaun ^^

Liebe Grüße , eure saru-chan



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Kommentare zu dieser Fanfic (107)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aurel
2005-01-11T09:10:13+00:00 11.01.2005 10:10
Ey, Lydia, du Nuss! >.<
Jetzt isses zu spät! TRÖ~TEEEE! >.<
Hat meinen armen Alex verscheucht! ~~°

Krieg? JAAAAHHH!!!
*lach*
Greetz, dat Mica ^^
Von:  Aurel
2005-01-11T09:07:04+00:00 11.01.2005 10:07
Nyo~ das war fies. -.-
Wo er doch jahrelang auf sie gewartet hat! *Lydia auf den Kopf hau*
Lydia: AUU! *heul*
hehehe, selber Schuld. >.>

Kräftiger Wortwechsel zwischen Alu und Alex? - Find ich gut! xD
Von:  Aurel
2005-01-11T09:03:22+00:00 11.01.2005 10:03
Nya~ erst torkelt sie grenzduselig durchs Manor und dann flitzt sie mal so~ kurz ab ... xD''
Okay, ich geb zu, das find ich suspekt.
*hehehe* Schade, dass Alexander nicht noch einen Kommentar abgelassen hat! *fg*
Ich mag den Kerl! ^.^
Von:  Aurel
2005-01-11T08:58:21+00:00 11.01.2005 09:58
>>...und pinnte Alucard regelrecht mit Dolchen an einen Baum. <<

Ich mag diesen Satz! xD
Anpinnen! xDDD
Am besten mit einer Reisszwecke! xD~ *rofl*

Nya~h, ich find's 'n bißchen komisch, dass ALucard atmen muss! ô.o
Alu ist doch tot. Und Tote atmen meines Wissens nach nicht.
Nya~ gut, ich geb zu, er ist UNtot ... *lach*
Egal. Ich denk grad nur mal wieder laut! xD''
Von:  Keram-Crovaxon
2005-01-09T18:23:19+00:00 09.01.2005 19:23
haha einfach super ^^ wie eh und jeh, der 2te Teil wird sicher ein noch viel größerer knüller!
*knuff*
dein Alexander spielender Keram xD
Von: abgemeldet
2005-01-08T23:10:39+00:00 09.01.2005 00:10
Klasse, super geschrieben, mach schnell weiter, hoffentlich kommt Alexander wieder zurück...
Von:  DarkEye
2005-01-08T19:00:11+00:00 08.01.2005 20:00
wie immer grandios! aber das war der erste teil??? der erste!!

kaum zu glauben!!

mach schnell weiter!
dark
Von:  DarkEye
2005-01-07T19:41:27+00:00 07.01.2005 20:41
und war is jetzt? aus? ich wette er kommt eh wieder!

Sie kommen alle wieder!

XD

dark
Von:  Keram-Crovaxon
2005-01-07T16:06:37+00:00 07.01.2005 17:06
meh, das war jetzt aba fies, ich mag doch den Alex so sehr. Wenn der jetzt net mehr aufkreutz oder zumindest die Situation rettet, bin ich beleidigt xD scherz, interessantes Kapitel, schön weitermachen ^^
Von:  Keram-Crovaxon
2005-01-06T22:54:55+00:00 06.01.2005 23:54
super ^-^ ich will mehr Alexanderrrr sehen! *mein lieblingschara* wenn ich ihn schon in einem chaotischem RPG lenken muss, dann will ich ihn wenigstens hier in äktschn seeeehn xD *bettel bettel*


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