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Schutzengel wider Willen

von

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Liebe

Auch Harry hatte die Augen geschlossen, doch als die blendende Helligkeit, hinter seinen Lidern nachließ, öffnete er sie wieder und sah sich staunend um. Sie saßen immer noch auf der Lichtung im Wald, doch auf eine merkwürdige Art und Weise wirkte das Ganze so unwirklich, wie durch einen Schleier. Sein Blick fiel auf die beiden Patroni, die immer noch leuchtend vor ihnen standen.
 

Plötzlich begann der Patronus des Slytherins zu wachsen und wurde immer größer und größer, bis er schließlich die gesamte Lichtung ausfüllte und sie mit seinem Schlangenleib umschloss. Der große Drache lächelte.
 

Moment... Er lächelte? So etwas hatte Harry noch nie bei einem Patronus gesehen
 

In diesem Moment passierten mehrere Sachen gleichzeitig.
 

Malfoy ließ ihn fallen und sprang auf...
 

Harry öffnete den Mund und formulierte ein erschrockenes "Was?"...
 

Das Unfassbarste aber war: Der Patronus sprach sein erstes Wort: "Draco!"
 

Der Blonde stand nun hoch aufgerichtet über Harry, die Augen fassungslos aufgerissen, die Flügel wieder angriffslustig aufgerichtet und schrie den Patronus an: ""DU? Hättest du nicht mal ein bisschen früher kommen können. Du verdammter... Ich könnte dich umbringen."
 

Doch der riesige Drach schüttelte lachend den Kopf. "Nein, das könntest du nicht. Denn mich kann man gar nicht umbringen Zumindestens nicht so ein mickriger Schutzengel wie du."
 

Stöhnend erhob sich Harry. Der Angriff saß ihm immer noch in den Knochen. Erschreckt sah er zu seinen Freunden hinüber. Ron und Hermine waren immer noch bewusstlos. Ebenso wie...

"Firenze.", murmelte er und ließ sich zu dem Zentauren auf die Knie sinken. Er war es gewesen, den Harry hatte schreien hören, nicht Hagrid. In seiner Aufregung war es ihm nicht aufgefallen. Der helle Körper hatte bereits aus vielen Wunden geblutet, als Harry auf die Lichtung gestürzt war. Tapfer hatte sich sein vierfüßiger Freund zur Wehr gesetzt, doch Harry hatte ihn nicht beschützen können.
 

Unmutig drehte er sich zu dem Slytherin um, der immer noch mit dem Patronus diskutierte. "Könnt ihr nicht mal leise sein, hier ist jemand gestorben."
 

Der Blonde stutze und kam langsam näher. Er sah den Zentauren mit einem undurchdringlichen Blick an. "Wegen dem Halbling bist du hierher gestürmt, Potter?", fragte er resigniert.
 

Wütend fuhr Harry auf. "Er war ebenfalls mein Freund und wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann scher dich aus meinen Augen. Ich will dich nicht mehr sehen." Weinend vergrub er sein Gesicht in den hellbraunen Flanken. "Warum musste er sterben. Kann mir das mal jemand erklären. WARUM?"
 

Die tiefe Stimme des Patronus mischte sich wieder ein. "Weil ein Zentaur nicht das besitzt, was ein Dementor euch Menschen rauben kann, Harry. Sie haben keinen Seele und wenn sie sterben werden sie, ebenso wie ihr Körper, wieder eins mit dem Kosmos."
 

Der Gryffindor sah aus tränenverschleierten Augen zu dem großen Drachen auf, der von Minute zu Minute stofflicher wurde. Jetzt konnte er schon einzelne Schuppen erkennen und irgendwie schien er grün zu sein. "Wer bist du? Warum weißt du das alles? Was hast du mit Malfoy zu tun?"
 

Anstatt des Drachen antwortete Malfoy. "Das ist der reizende Kerl, der mir die hier verpasst hat." Dabei schwang er bedeutungsvoll die weißen Flügel auf seinem Rücken hin und her.
 

Der Drache schaute Harry an. In den großen Augen stand eine Weisheit, die er auch im Blick des Zentauren gesehen hatte, als er noch lebte. Doch dieses Wesen schien viel älter zu sein, als alles, was er je gesehen hatte. Vielleicht sogar älter als die gesamte Welt. Ehrfürchtig stand er auf.
 

"Warum kommst du erst jetzt?", wiederholte er die Frage des Slytherins, der sich ein wenig von ihm zurückgezogen hatte und ihm mit den Augen folgte. "Du hättest es doch verhindern können, hab ich recht? Was ist mit den anderen beiden?", fragte Harry weiter und deutete auf seine anderen beiden Freunde.
 

"Sie schlafen nur. Niemand wird von unserem Gespräch etwas mitbekommen.", sagte der Drache sanft. "Aber ich hätte nicht kommen können, bevor Draco seine Aufgabe nicht vollständig erfüllt, so lauten die Regeln, an die auch ich mich halten muss."
 

Der blonde Junge war nun wieder näher getreten. "Habe ich? Wann? Wie?"
 

Ein grollendes Lachen wie ein fernes Gewitter antwortete ihm. "Kannst du dir das nicht denken?"
 

Der Slytherin sah Harry schon wieder mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht an. "Naja, Potter lebt noch. Also war es das?"
 

"Auch. Es gehörte dazu."
 

Aus irgendeinem Grund schien der Drache das alles sehr komisch zu finden, denn er lachte schon wieder. Es macht Harry traurig, doch irgendwie war die Wirkung dieses Wesens ähnlich dem der Flügel. Es beruhigte ihn und er ließ sich erschöpft auf den Boden zurück sinken. Eine Frage formulierte sich in seinem Kopf. Zögernd sprach er sie aus. "Warum hast du auf einmal einen Patronus hingekriegt, Malfoy?"
 

Zu seiner Verwunderung wurde der Slytherin sehr verlegen und blickte zu Boden. "Ich... ich... ich hatte auf einmal etwas gefunden, das mich glücklich gemacht hat. Dann ging es plötzlich."
 

"Es war mehr als das, Draco.", grollte der Drache nun und schien kurz wie unter einer dunklen Wolke zu erzittern. "Du hast endlich den Weg zu der anderen Seite gefunden, den du dir schon so lange versperrt hast. Nur so war es dir möglich, den Patronus-Zauber zu wirken. Eigentlich hätte ich gedacht, dass du es jetzt verstanden hättest."
 

Harry hatte genug von dieser Herum-Rederei. Er wollte jetzt endlich wissen, was los war. Weil er aber irgendwie wusste, das er diese Wesen nicht zwingen konnte, ihm die Wahrheit zu sagen, sagte er leise zu dem Drachen: "Erklär es mir. Bitte!"
 

Das riesige Tier schrumpfte jetzt auf eine Länge von etwa sechs Metern zusammen, streckte sich kurz, als wäre es eine Katze, faltete die Flügel zusammen, ließ sich auf allen Vieren nieder und begann zu erzählen.
 

"Wir beobachten dich schon lange, Harry. Du bist ein wichtiger Streiter von Licht und Schatten, obwohl du nur ein Mensch bist. Aber eben deswegen, war unsere Sorge um dich groß. Du hast dir Gedanken gemacht, die dich über kurz oder lang umgebracht hätten. Zu sehr hast du dich auf deine Schwächen gestürzt, ohne an deine Stärken zu denken. Für alles Schlimme, was jemandem widerfahren ist, fühltest du dich verantwortlich. Sogar für den Tod des Jungen, der sich dir gegenüber alles andere als fair oder freundlich verhalten hat."
 

Sein Blick wanderte zu dem blonden Junge, der sich in einiger Entfernung gesetzt hatte und missmutig mit dem Gras vor seinen Füßen spielte, in dem er es büschelweise ausriss und in die Dunkelheit schmiss.
 

"Dann war da noch Draco. Wir haben ihn ausgewählt, weil es sich anbot, ihn nach seinem Tod nicht weiterreisen zu lassen, sondern zurückzuschicken. Er war am geeignetsten dir zu helfen."
 

"Warum er?", fragte Harry widerwillig, obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte.
 

"Weil er dich mit einer derartigen Leidenschaft hasste, das es ihm möglich war, durch diese Kraft zurückkehren zu wollen. Er wollte nicht "in Frieden sterben" wie ihr so schön sagt, sondern er wollte Rache. Doch er sollte dich ja nicht umbringen, sondern lediglich wieder auf den rechten Weg bringen. Außerdem hatten wir ihn noch nicht ganz aufgegeben. Noch war etwas in ihm, das ihn nicht völlig unmenschlich werden lässt, wie es bei deinem wirklichen Gegner der Fall ist. Dem Menschen Tom Vorlost Riddle, der sich selbst auf einen Handel mit dem Tod eingelassen hat, weil er nicht sterben wollte. Doch er hat bezahlen müssen und nichts Menschliches ist mehr in ihm zurückgeblieben."
 

Da tönte die Stimme des Slytherins zu ihnen herüber, was verriet, dass er die ganze Zeit ebenfalls lauschte. "Was meinst du mit: "noch nicht aufgegeben" und "noch zu retten"? Ich denke, ich sollte Potter beschützen."
 

"Wir statteten dich mit einer einzigen Hilfe aus, die du in einer derart sturen Weise missachtet hast, dass es schon fast eine Freude war, dir dabei zuzusehen, Draco.", lachte der Drache. Ein unwilliges Gemurmel antwortet ihm, das Harry nicht verstand. Doch offensichtlich hatte der Drache bessere Ohren.

"Ja, eine Hilfe. Auch wenn du es nicht glauben willst, so waren die Flügel unser Weg euch beide zu retten. Freiwillig hättest du nie mit Harry geredet. Du hättest dich weiter an seinem Unglück geweidet und hättest ihn schließlich nur noch schneller in den Tod getrieben. Wir zwangen dich deine Motive zu überdenken und zu ihrem wahren Ursprung zurückzuführen."
 

Nun schien der blonde Junge ernsthaft böse, denn er sprang auf und schrie den Drachen an. "Was soll das heißen. Soll das bedeuten dieser eine Moment war das, worauf ihr die ganze Zeit gewartet habt. Es war eine kurze Schwäche, nichts weiter. Ich brauche den da nicht und seine lumpige Freundschaft auch nicht. Er bedeutet mit nichts." Anklagend wies er auf Harry.
 

"Und doch war es deine Liebe zu ihm, die dich den Patronus erschaffen ließ.", stellte das große Tier leidenschaftslos fest. "Warum wehrst du dich immer noch dagegen?"
 

"ICH LIEBE POTTER NICHT!", kreischte der Slytherin nun "Ich kann ihn nicht leiden. Ich HASSE Potter." Etwas leiser fügte er dann hinzu. "Außerdem bin ich doch schließlich nicht schwul."
 

"Oh, du dummer Mensch.", schalt ihn der Drach gutmütig. "Um so eine Liebe geht es doch auch gar nicht. Das ihr jungen Manschen auch immer gleich an so etwas denkt. Ich werde diese... wie nennt ihr es... "Pubertät" nie verstehen. Es scheint eine recht lästige Zeit zu sein, in der ihr entweder die Hände nicht voneinander lassen könnt oder euch von irgendwelchen Türmen stürzt, weil ihr euch selbst und die Welt nicht ertragt."
 

Bei den letzten Worten sah er wieder Harry an, der betreten zu Boden sah. Diese Wesen wusste ziemlich gut über ihn bescheid, wie er feststellen musste. Er hatte tatsächlich darüber nachgedacht, sich etwas anzutun.
 

Nach einem umständlichen Räuspern fuhr der Drache fort. "Aber was ihr vor allem anderen nicht begreift, ist das es nicht nur schwarz und weiß gibt. Nicht nur gut und böse. Richtig oder falsch. Jede eurer Handlungen hatte immer auch Konsequenzen für die, die mit euch leben. Ihr beide, seid in so extreme Richtungen gegangen, dass ihr euch irgendwann selbst vernichtet hättet."
 

Der Slytherin schnaubte, doch der Drache ließ sich nicht beirren und sah Harry voll ins Gesicht.
 

"Du, Harry, hast versucht nur deine positiven Seiten zu erkennen zu geben. Es hat dich zu sehr geängstigt, dass du eben nicht vollkommen warst. Dass Menschen gestorben sind, obwohl du sie doch so sehr geliebt hast. Daraufhin hast du versucht die, die dir noch geblieben sind, noch mehr zu lieben. Doch wer immer nur gibt und nichts von dem, was er bekommt, für sich selber zurück behält, wird innerlich leer. Die Wut, die sich über diese Ungerechtigkeit aufgestaut hat, war absolut menschlich und du hättest sie äußern müssen und dürfen. Doch du hast es dir versagt, weil du geglaubt hast, dass dich deine Wut und die anderen von euch so genannten "schlechten" Gefühle zu deinen Fehlern verleitete hat. Dass dein Ehrgeiz Cedric tötete, weil du mit ihm zusammen gewinnen wolltest. Dass es deine Wut war, die dich nicht Okklumentik lernen ließ und den Weg für Sirius Tod bereitet hat. Dass es deine Selbstüberschätzung war, die erneut einen deiner Mitschüler umbrachte. Du hattest beschlossen sie nie wieder ans Tageslicht treten zu lassen."
 

Harry nickte. Genau das hatte ihn innerlich zerfressen. Ausgehöhlt, bis nur noch eine leere Hülle übrig war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-05-04T20:36:09+00:00 04.05.2005 22:36
und was lernen wir daraus :

NOBODY'S PERFECT!

das ist doch mal eine gute Devise!
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:25:42+00:00 15.10.2004 00:25
Wieso hörst du an der Stelle auf? Die Erklärungen des Drachen sind einleuchtend


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