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Kosma_Atum

Wie die Digiritter lernten, wie klein ihre Welt eigentlich ist
von

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Ein Kompromiss unter sturen Eseln

Ein Kompromiss unter sturen Eseln
 

"Warte mal. Du gehst doch in die falsche Richtung!"

"Woher willst DU wissen, in welche Richtung wir gehen müssen?"

"Intuition?"

"Vergiss es. Sowas haben nur Frauen.", ich lief mit Matt und Gabumon streitend durch die Digiwelt. Naja, laufen war das nicht gerade. Es war eher ein Rennen, Verstecken, Gucken, dass keiner kommt und weiter Rennen. Wir mussten uns höllisch in Acht nehmen, denn ich kann mir vorstellen, dass Myotismon tierisch sauer auf mein Türmen ist und sicher an die tausend Suchtrupps in der Digiwelt verstreut hat.

"Wo willst du denn dann hin?"

"Ich will erst zu Gennais Anwesen. Ich hab' da vorhin Davis, Ken, Yolei und ihre Digimon gelassen. Sie sollten auf mich warten, bis ich wieder komme. Wenn wir sie gefunden haben, schicken wir sie nach Hause."

"Vergiss das gleich wieder. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass sich Davis davon abhalten lassen würde, wieder den Helden zu spielen."

"Bei euch Digirittern hat man ständig das Gefühl, dass ihr den Helden spielen wollte. Jeder deckt immer den Rücken des anderen. Ist das nicht ganz schön belastend?"

"Wir sind Freunde. Und Freunde passen immer aufeinander auf."

"Also da, wo ich herkomme fallen solche Traumfreundschaften nicht gerade vom Himmel. Meine Welt ist voller Egoismus. Wäre so eine Situation in meiner Welt passiert, hätte sich Tai sicher nie Demidevimons Spritze in den Körper gejagt, nur um mich zu retten. Der hätte sich gesagt: oh, schade, das ist aber jetzt blöd. Und dann hätte er meinen Tod beweint, aber was dagegen getan hätte sicher niemand."

"Mann, deine Welt ist ja furchtbar."

"Is' mal ganz angenehm, wenn man noch sieht, dass es irgendwo eine Welt mit echter Freundschaft und echter Aufopferung gibt. Das ist fast schon zu schön, um wahr zu sein." Matt und ich liefen noch eine ganze Weile und ich konnte in der Zeit nicht aufhören, an Tai zu denken. Ich fragte mich, was er wohl gerade im Körper meiner Freundin so trieb. Wenn ich jetzt schätzen würde, dann müsste er im Chemieunterricht sitzen. Der Arme. Ich hoffe nur, dass er davon nichts mitkriegt, denn meine Chemielehrerin ist um einiges schlimmer, als Hunderte von Malomyotismon.

Ich sah auch ein paar Mal zu Matt rüber. Ich dachte daran, wie sehr ich ihn früher immer geliebt habe. Er war unter allen Jungs aller Welten meine absolute Nummer eins. An ihm stimmte einfach alles. Das Aussehen, der Charakter und das Talent. Ich wünschte manchmal immer noch, er wäre mein fester Freund und nicht der Freund von Karottenkopf. Zu Schade, aber da lässt sich ja nix machen. Ich kann ja keine ganze Welt upsidedown stellen, nur um meinen Kopf durchzusetzen. Das wäre extra blöd. Aber für ihn...?

"Was ist denn? Was guckst du denn so?", wurde ich plötzlich von dem Blonden gefragt.

"Wenn ich das wüsste. Sag mal, eins würde mich interessieren. Wie, zum Geier, bist du eigentlich auf deinen Bandnamen 'Teenage Wolves' gekommen?"

"Ach, das war 'ne ganz witzige Geschichte. Sie fingt damit an, dass Gabumon das erste Mal Alkohol bei mir zu Hause getrunken hat und dann völlig besternt durch die Gegend getorkelt ist. Dabei ist er aus einem unerfindlichen Grund zu Garurumon digitiert und hat fast die gesamte Zimmereinrichtung ruiniert. Und dann hat er angefangen, dieses Lied zu singen, dass ich ihm mal beigebracht habe:

Zwei kleine Wölfe geh'n des Nachts im Dunkeln

Man hört den einen zu dem ander'n munkeln

Warum geh'n wir denn immer nur des Nachts herum?

Man tritt sich an den Wurzeln ja die Pfoten krumm

Wenn's nur schon heller wär'

Wenn's nur schon heller wär'

Wenn nur der Wald mit Sternenlicht beleuchtet wäre

Badubadum...

Es hat sich total schief und falsch angehört, aber wie ich ihn da so das Lied der zwei Wölfe hab' singen hören, ist mir plötzlich dieser Name 'Teenage Wolves' eingefallen."

"Aha, und ich dachte, der Name hätte eine etwas tiefere Bedeutung, als ein betrunkenes Champion-Level-Digimon. Wir sind übrigens gleich da.", sagte ich bestimmt.

"Ja, ich weiß." Der Wald lichtete sich, doch was wir dann sahen, entsprach nicht wirklich unseren Vorstellungen.

"Was ...zum Geiser ...ist hier ...passiert?", stammelte ich daher, als ich nur noch geschockt in ein großes, tiefes Loch vor mir blickte. Matt war nicht weniger entgeistert, als ich.

"Also, spinn ich jetzt, oder war das nicht irgendwann mal 'n See?" Vor uns, wo wir eigentlich mal den großen See in Erinnerung hatten, war nun das ganze Wasser verschwunden. Und es war nichts weiter zu sehen, als ein riesiger, schlammiger Graben, mit ein paar zerknickten Pflanzen und toten Fischen darin. Und in mitten dieser Matschgrube stand Gennais Anwesen. Aber meine Schockierung über diesen mehr als seltsamen Anblick verflog, als ich an Davis, Ken, Yolei und ihre Digimon dachte.

"Scheiße!!!", schrie ich und machte mich, Matts Versuch mich zurückzuhalten ignorierend, auf dem schnellsten Weg in das Schlammloch hinunter. "Bitte, bitte, bitte, bitte...", betete ich. "Lass sie noch da sein, wo ich sie zurückgelassen habe!"

"Kosma. Warte!", rief Matt hinter mir und sprang mit Gabumon hinterher. Als ob er mich in so einer Situation tatsächlich aufhalten könnte. Ich lach mich tot. Es war für mich ein ganzes Stück Arbeit, mich durch den schlammigen Boden zu kämpfen. Meine Kleidung tat mir ganz schön leid. Zuerst vollgeblutet, dann Löcher reingestochen und jetzt mit Schlamm verschmiert. Aber nach ein paar anstrengenden Minuten erreichte ich Gennais Grundstück und das grüne Gras des Vorgartens machte mir das Laufen um einiges leichter. Ungehalten rannte ich in das Haus und rief sofort nach meinen Freunden. Doch wie aus einer schlimmen Vorahnung, wusste ich schon, dass ich keine Antwort bekommen würde. Ich bekam hingegen allmählich Panik und hoffte, dass sich meine Vorahnung, dass Myotismon da mit drin streckt, nicht weiter bewahrheitete. Ich rannte durch das ganze Haus, suchte immer verzweifelter, Matt auch weiterhin ignorierend, nach den verloren Geglaubten. Ich bekam noch immer keine Antwort auf mein Rufen. Bis ich dann irgendwann wieder dieses unmöblierte Zimmer mit dem Bild der zwei Wesen und der Prophezeiung entdeckte. Doch was ich da sah, verschlug mir absolut die Sprache und ich blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Die Wände und der Fußboden des Raumes waren voll von Kratz- und Brandspuren und ebenso voll von Blutspritzern. Ich entdeckte sogar ein paar rote Federn, die ich von Hawkmon vermutete. Hier hat ein Kampf statt gefunden und es gab Verletzungen. Viele Verletzungen. Der Tür, in der ich stand, gegenüber hing das Gemälde. Voller Entsetzen starrte ich darauf. Ich trat ein paar Schritte in das Zimmer hinein und sowie ich an den Blutspritzern vorüberschritt, meinte ich, die Leiden und die Schreie zu hören und die Schmerzen zu fühlen, die aus dem Kampf hervorgegangen waren. Und es war nicht Myotismon, den ich vernahm. Jeder Schritt tiefer in das verwüstete Zimmer tat so unendlich weh, dass ich am liebsten wieder geflüchtet wäre. Aber ich wollte oder musste mir das Gemälde an der Wand näher betrachten. Doch mein Entsetzen wurde nicht besonders geändert, als ich vor der Malerei stand. Sie war auf das Grausamste entstellt. Der Körper des weißen Wesens war durch mehrere Krallenspuren gezeichnet und Blut floss an ihrem weißen Kleid hinab. Der Teil, an dem ihr Gesicht zu sehen war, ist herausgerissen worden und mit Blut an der rechten Hand der schwarzen Gestalt befestigt worden. Der helle Gegenstand, den das weiße Wesen einst beschützt hatte, schien ein Stück näher den Krallen des schwarzen Wesens gerückt zu sein. Aber das Schlimmste waren die Worte, die mit Blut über die Prophezeiung geschmiert wurde: "Sie sind NOCH nicht tot. Willst du sie wieder, Schwester?" Als ich die Malerei vorhin das erste Mal sah, hatte ich noch das Gefühl, halb glücklich zu sein und halb Angst zu haben. Doch jetzt drückte sie für mich nur noch den blanken Horror aus. Ganz besonders das letzte Wort. Schwester. Wieso bezeichnet mich Myotismon als Schwester? Ich verstehe das alles nicht. Ich will es nicht. Ich kann nicht mehr. Das ist unfair. Warum passiert das mir? Warum mir? Was habe ich gemacht, dass man mir sowas antut? Es waren so viele verzweifelte Fragen in meinem Kopf, dass ich vergaß, noch einen Körper zu haben. Die Anspannung in mir lockerte sich mit einem Schlag und meine Beine gaben unter der erdrückenden Last meines Körpers, aber auch meiner vielen panischen Fragen, nach und ich brach erschöpft zusammen...
 

"Kosma?" Ich öffnete schwach die Augen und blickte in eine erleichtertes Gesicht. "Ist alles in Ordung?"

"Si! Gracias, Mazew... Una botella de sangria, porfavor?", sagte ich leise. Matt grinste.

"Ich hab' dir schon mal gesagt, dass du mich nicht auf spanisch anquatschen sollst." Ich grinste zurück.

"Ja, aber du hast wenigstens verstanden, dass es Spanisch war. Ich geb' dir zusammen mit Ken Unterricht und dann fahren wir alle nach Mexiko."

"Sollten wir nicht zuerst die Welt retten? Wenn wir uns nicht aufraffen, wird es kein Mexiko mehr geben, wo wir hinfahren können."

"Du hast recht...", ich versuchte aufzustehen, aber ich war noch immer ganz schön fertig. "Wie lang war ich denn weg?"

"Nicht sehr lang.", antwortet mir Gabumon. "Du bist nur kurz weggetreten. Aber Matt hat dich wieder wachgeküsst..."

"WIE BITTE?!?!", ich saß ganz plötzlich kerzengerade und starrte das kleine Reptilien-Hunde-ähnliche Digimon entgeistert an. Dieses sah eingeschüchtert zurück und beteuerte damit: "War doch nur 'n Scherz." Schlechter Scherz. Schleeechteeer Scheeerz!! Aber wenigstens war ich jetzt wach und wenn sich das mal nicht gelohnt hat. Obwohl mir die Vorstellung durchaus gefällt von Matt... Naja, lassen wir das.

"Also, was machen mir jetzt?", fragte Matt, als ich so langsam wieder den Eindruck macht, unter den Lebenden zu weilen.

"Was fragst du mich das?", gab ich irritiert zurück. Hm, das kam mir doch bekannt vor.

"Weil ich glaube, dass du irgendwie mehr Ahnung hast, als ich. Also, wie geht's jetzt weiter?"

"Kann es ein, dass du mich gerade zum provisorischen Anführer machts?"

"Sieht so aus.", der Blonde grinste ganz zufrieden und verunsichert mich damit nur noch mehr.

"Das heißt, du legst alle Entscheidungen in meine Hände und ihr zwei macht, was ich euch sage?" Digimon und Partner nickten. "Ob das so 'ne gute Idee ist?"

"Ach, jetzt hab' dich doch nicht so."

"Du klingst wie 'n Achtjähriger."

"Und du benimmst dich wie 'ne Zweijährige. Reiß dich mal zusammen. Wir vertrauen dir doch und stehen hinter dir, also hab' dich nicht so arscheckig, um's mit deinen Worten zu sagen." Ich verdrehte kurz die Augen.

"Ich frag mich immer noch, wie ich mich auf so einen Scheiß hier einlassen konnte. Aber wenn ihr meint...", ich seufzte. "Also, rekapitulieren wir: Myotismon will die Weltherrschaft der Digiwelt und der realen Welt und welcher Welt auch immer an sich reißen. Er hat drei unserer Freunde inklusive deren Digimonpartner entführt und wir haben keinen blassen Dunst, was er mit ihnen angestellt hat oder noch anstellen wird. Aber ich schätze einfach mal, dass er ihnen als erstes ihre Digivices weggenommen hat.", ...und sie, den Blutspuren zufolge, sehr verletzt hat. Aber das brachte ich einfach nicht über die Lippen. "Das bedeutet, die einzigen, die jetzt noch im Besitz ihrer, ich sag mal, vollen Kräfte sind, bist du und Tai. Aber Tai steht nicht wirklich zur Verfügung. Ergo ist dein Digimon als einziges einsatzbereit. Ganz schön wenig angesichts unserer Situaiton."

"Aber, wenn ich mich recht erinnere, hast du doch auch noch ein Digivice."

"Ja, aber was nützt mir das, ohne Digimonpartner? Is' ja auch egal. Wie's jetzt weitergeht weiß ich nicht wirklich.", ich dachte kurz nach. "Naja, vielleicht hab' ich doch einen Plan, aber der wird dir nicht gefallen." Matt sah mich erwartungsvoll an. "Du gehst mit Gabumon wieder zurück zum Stützpunkt

"Das kommt überhaupt nicht in Frage!!", rief Matt, wie ich's erwartet hatte.

"Ich gehe zu Myotismon und versuche die anderen zu holen. Dann komme ich zurück und wir machen einen neuen Plan."

"Du bist ja vermessen zu glaube, dass ich dich allein in die Höhle des Löwen lasse, ohne Hilfe und ohne Verteidigung."

"Und du bist vermessen zu glauben, dass ich auf dich höre."

"Wann hörst du überhaupt mal auf mich?"

"Nie!"

"Das merk ich. Aber diesmal wirst du auf mich hören. Entweder wir gehen zusammen, oder du gehst gar nicht."

"Und entweder, du machst jetzt, was dein Anführer dir sagt, oder du kriegst 'n paar aufs Maul. Was ist denn nur los? Ich dachte, du vertraust mir und erkennst jede Entscheidung an, die ich treffe.", gutes Argument. War aber nur Zufall, dass mir das eingefallen ist. Doch Matt hatte ich damit doch aufs Kreuz gelegt. Jetzt sagte er gar nix mehr. Ich bin gut. "Ich dachte, du vertraust mir.", wiederholte ich noch mal.

"Du hörst dich schon genauso an, wie Tai."

"Seltsam, Tai hat gesagt, ich höre mich genauso an, wie du.", ich grinste.

"Wie lange wollen wir uns jetzt noch über diese Sache streiten."

"Also, wenn du nur halb so stur bist, wie ich dich in Erinnerung habe, dann werden wir wohl morgen noch hier stehen." Matt seufzte.

"Und was machen wir jetzt?"

"Ich bin Löwe. Ich bin so stur geboren. Ich kann nichts dafür."

"Ich bin Stier. Sturheit ist auch eine meiner Schwächen. Aber zu irgendeinem Ergebnis müssen wir kommen." Ich überlegte kurz. Doch dann sagte ich: "Schließen wir einen Kompromiss: Du kommst mit, aber du wirst unter keinen Umständen den Kopf für mich hinhalten. Egal, was passiert, ich will dich nicht für mich bluten sehen. Solltest du es wagen, dich wegen mir in Gefahr zu begeben, dann bist du bei mir unten durch, klar?" Matt grinste mich blöd an.

"Ja, du kannst einfach nur Löwe sein. Genau, wie Taichi."

"Was ist jetzt?"

"Alles klar. Schlag ein." Wir reichten uns die Hand und ich war froh, dass wir das Thema endlich hinter uns hatten. So sture Esel, wie wir beide waren, habe ich uns noch den nächsten Weltuntergang miteinander diskutieren sehen. Was für eine Zeitverschwendung. Wir rafften also unsere sieben Sachen zusammen - quasi Gabumon und ein bisschen Würde - Matt schickte noch kurz eine Nachricht an die anderen, was hier alles passiert ist und dann machten wir uns auf den Weg. Ich weiß nicht, was uns da erwarten wird, aber angesichts dessen, dass ich als Mensch in der Digiwelt bin, dass ich die Fähigkeit habe, zu heilen, dass mir Flügel wachsen, dass ich ein Digivice habe, aber kein Digimon, dass mich Myotismon als Schwester bezeichnet und dass in fernerem Sinne völlig unreelle Freunde von mir in Lebensgefahr schweben, wäre es wohl irgendwie total bescheuert zu wissen, was mich erwartet. Ich bin auf alles und nichts gefasst, denn schlimmer als jetzt kann es doch gar nicht mehr kommen, auch wenn man aus Erfahrung weiß, dass, wenn man genau diese Worte gesagt hat, es auf jeden Fall noch schlimmer kommt. Ich hoffe nur, dass das alles bald vorbei ist und ich endlich nach Hause kann. Und ich frage mich noch immer: Warum ausgerechnet ich?



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