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Cinderella

Eine Liebe, wie einem Märchen entsprungen
von

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Versteckspiel

Kapitel 3: Versteckspiel
 

Jolina konnte es noch immer nicht fassen. Sie war auf dem Weg zum Duke und reiste komfortabler denn je.

Sie genoss die herrliche Landschaft Englands außerhalb von London. Die Berge hoben sich immer deutlicher ab und der Nebel stand tief, obwohl der Herbst gerade erst angefangen hatte.

Zwar freute sie es, so luxuriös zu reisen, aber dennoch blieb ihr schlechtes Gewissen. Sie war im Begriff, den reichsten Mann Englands zu täuschen. Wenn man das herausbekam...sie würde dafür gehängt werden...oder ihr drohte der Kerker. Schon bei dem Gedanken daran begann sie zu zittern, was ihr Vater glücklicherweise nicht bemerkte. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass er sich unnötig Sorgen machte oder bemerkte, wie sehr sie mit sich selbst zu kämpfen hatte.

Nach siebenstündiger Fahrt hatten sie die Burg Worshester endlich erreicht und Jolina stieg vorsichtig aus der Kutsche.

Die Größe und die Pracht der Burg verschlugen Jolina für wenige Sekunden den Atem. Noch nie zuvor hatte sie eine Burg gesehen und nun stand sie vor dem festlich geschmückten Eingangstoren, die zu ihrer neuen Zukunft führen konnten.

"Beeil dich, Kind. Der Ball hat schon vor einer Stunde begonnen!", drängelte ihr Vater und schob sie in die Ställe, wo wunderschöne Pferde untergebracht waren.

"Ich warte draußen und halte Wache." Mit diesen Worten schob Mr. Andrews sich durch das Stalltor und wartete gespannt. Nach wenigen Minuten kam seine Tochter wie ausgewechselt aus der Scheune und er musste Momente lang nach Atem ringen.

Das dunkelrote Kleid ließ ihre helle Haut strahlen und die Hochfrisur stand ihr fantastisch. Fast hätte er sie nicht erkannt.

"Was sagst du?", fragte sie ihren Vater aufgeregt und konnte ihre Freude kaum verbergen.

"Du bist wunderschön! Wenn er dich nicht will, dann verstehe ich es nicht mehr. Ich wünsche dir viel Glück!", rief er noch, bevor er mit ihren Koffern in der Hintertür verschwand.

"Danke.", flüsterte sie noch, obwohl ihr Vater es längst nicht mehr hören konnte. Plötzlich kamen ihr Zweifel. Was war, wenn sie eine Einladung vorzeigen musste? Was war, wenn sie sie nicht hereinließen? Und was war, wenn der Dukesohn sie erkannte?

Schließlich war sie sich sicher, dieses Risiko eingehen zu wollen. Nach dem atemberaubenden Kuss wusste sie, dass sie ihn für sich gewinnen wollte. Um jeden Preis.

Langsam ging sie auf die Eingangspforte zu und trat ohne Schwierigkeiten ein. Der Portier öffnete ihr die Tür und sah ihr bewundernd nach, ohne sie aufzuhalten.

Jolina musste mehrere Male tief ein- und ausatmen, als sie das Innere der Burg erreicht hatte. Der Raum war hell erleuchtet, an den Wänden hingen teure Gemälde, ein erstklassiges Orchester spielte und überall sah man tanzende Paare. Die Frauen in wunderschönen langen Kleidern, die Männer in feinen Anzügen, die maßgeschneidert waren. Zu Anfang hatte sie Angst gehabt, dass sich ihr Kleid möglicherweise von den anderen abhob, aber sie hatte Glück und hatte in etwa denselben Stil gewählt, wie die anderen Frauen.

Etwas unschlüssig sah sie sich in dem riesigen Raum um und entdeckte auf einer Erhöhung den Duke Worshester mit seiner Gattin. Neben ihnen stand ihr Sohn John und sah gelangweilt und desinteressiert in die Runde.
 

So hatte John sich das nun wirklich nicht vorgestellt. Frauen, soweit das Auge blickte, aber keine von denen hatte diese Augen, wie das junge Mädchen aus der Kneipe. Niemand besaß diese Ausstrahlung, diese stolze Körperhaltung und niemand besaß dieses goldene Haar. Er konnte sich nicht erklären, wieso er ununterbrochen an das Mädchen denken musste, doch er wusste, dass es wohl mit dem Kuss zusammen hing. Sie hatte einfach so wunderschön ausgesehen, dass er sie einfach hatte küssen müssen. Seine Brust zog sich bei dem bloßen Gedanken daran zusammen und ließ tausende Schmetterlinge in seinem Bauchinneren tanzen.

Er verbot sich weiter an das Mädchen zu denken und sich auf die adligen Frauen auf der Tanzfläche zu konzentrieren, denn seine Eltern sahen ihn mit scharfen Blicken an. Wenn er sich heute für niemanden entschied, würde er Angela heiraten müssen und das wollte er auf keinen Fall. Angela war seine Kusine zweiten Grades und er verabscheute sie zutiefst. Ihre Augen strahlten so viel Gehässigkeit und Missgunst aus, dass er diese keineswegs den ganzen Tag um sich haben mochte. Er wollte für immer in Augen blicken, die ihn voller Warmherzigkeit und Würde ansahen, wie die Jolinas. Er schüttelte verzweifelt den Kopf, als könne er damit die störenden Gedanken vertreiben, aber es nützte nichts. Der blonde Engel tauchte immer wieder vor seinem geistigen Auge auf.

Plötzlich hatte er das Gefühl, sie auf der Tanzfläche gesehen zu haben, doch er hatte sich geirrt. Er sah eine Frau, die noch schöner war, als Jolina. Sofort stellte sich das Bauchkribbeln wieder ein und er machte sich sofort auf den Weg zu ihr.

Seine Eltern musterten sein Handeln wohlwollend, denn er schien endlich eine Dame auserwählt zu haben.

Die Frauen sahen ihn erwartungsvoll an, doch ihr Lächeln erstarb auf der Stelle, als er an ihnen vorbei ging und seinen Weg zielstrebig fortsetzte.

Jolina verspürte so viele Gefühle auf einmal, das sie sich für kein bestimmtes entscheiden konnte. Es freute sie, dass er sie ganz offensichtlich gesehen hatte und nun auf sie zukam. Aber da war auch Angst, Angst, dass er sie erkannte, dass er sie abwies, dass sie sich verriet.

"Madam, darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte er und ihr ganzer Körper geriet bei seiner sanften und doch männlichen Stimme in Wallung. Wie konnte dieser Mann nur so auf sie wirken? Da ihre stimme versagte, nickte sie nur und legte ihr Hand in seine.

Er führte sie gekonnt über die riesige Tanzfläche und alle anderen Paar hielten inne, um dem Duke und seiner Begleitung zuzusehen. Glücklicherweise hatte Jolinas Mutter ihr das Tanzen beigebracht, als sie noch lebte, so brauchte sie keine Angst zu haben, sich nun zu blamieren.

Doch etwas unsicher wurde sie doch, als sie die wütenden Blicke der anderen Damen auf ihrer Haut spürte. Fast wäre sie aus dem Takt geraten, doch sie fing sich noch rechtzeitig, ehe sie fallen konnte.

"Ganz ruhig, Miss, die andren Frauen werden ihnen nichts tun. Ich werde auf sie aufpassen.", flüsterte John lächelnd und zwinkerte ihr unmerklich zu.

"Da bin ich aber beruhigt.", flüsterte sie zurück und fühlte sich gleich etwas besser. Aber auch durchsichtig. Dieser Mann schien immer genau zu wissen, was sie gerade dachte.

"Ich wüsste zu gerne, was sie gerade denken." Oder auch nicht, musste sie jetzt zugeben und lächelte milde. "Das wollen sie sicher nicht."

"Oh, aber ganz bestimmt. Aber zu allererst wüsste ich gern ihren Namen."

"Jol...", fast hätte sie sich verraten, schwieg kurz, doch als sie den fragenden und misstrauischen Blick des Dukes sah, meinte sie schnell: "Joanna, Joanna McFleur."

"Schön sie kennen zu lernen.", flüsterte er weiter und sie war beruhigt, als sie feststellte, dass sein skeptischer Blick verschwunden war.

John war dem hübschen Mädchen ihm gegenüber beeindruckt. Sie schien alles zu verkörpern, was er noch nie in einer Frau vereint gefunden hatte. Sie schien Köpfchen zu haben, Anmut und hatte die Entschlossenheit, zu sagen, was sie dachte. Zudem war sie noch außerordentlich schön, schöner als jede Frau, die er zuvor gesehen hatte.

Er musste sich eingestehen, dass sie viel Ähnlichkeit mit dem Mädchen aus der Kneipe vom vorherigen Abend hatte. Und doch war sie wieder ganz anders, irgendwie entschlossen und doch etwas ängstlich. Aber das rührte sicherlich nur von den vielen missvergnügt blickenden Frauen her.

"Was halten sie davon, mich in den Park zu begleiten? Ich würde gerne etwas frische Luft schnappen und würde mir ihre Anwesenheit wünschen.", fragte er, um sie aus dieser misslichen Lage zu befreien. Sie lächelte ihn dankbar an und nickte zu ihrem Einverständnis. Er nahm sie an die Hand und führte sie durch die Eingangstür hinaus in die Finsternis. Er bedeutete ihr, sich neben ihn auf die Bank zu setzen, die inmitten eines wunderschönen Blumengartens stand-

"Was für eine herrliche Nacht, nicht wahr?", fragte er und blickte in den klaren Sternenhimmel, der sich ihnen in dieser etwas kühlen Nacht bot.

"Das ist wahr.", konnte sie nur antworten und war plötzlich ziemlich unsicher. Wieso nur war sie nicht in der Lage, ein ordentliches Gespräch zustande zu bringen? So würde nie etwas aus ihrem Vorhaben werden. Aber wollte sie das tatsächlich noch? Der Duke schien sich für sie zu interessieren, aber wollte sie ihn immer noch hintergehen? Er war ein ehrlicher Mensch und zudem noch sehr freundlich, wie sie bereits festgestellt hatte. Doch würde er sie auch noch wollen, wenn herauskam, dass sie keine Adlige war? Würde er sich dann von ihr abwenden?

"Wieso schauen sie denn so traurig?", fragte er ehrlich interessiert, legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und zwang sie so, ihm in die Augen zu blicken.

"Es ist nichts. Machen sie sich keine Sorgen.", erwiderte sie schnell und versuchte sich seinen durchdringenden Augen zu entziehen. Er schien ihr gesamtes Inneres sehen zu können, als sei sie durchsichtig.

Sie waren sich unglaublich nah und Jolina verspürte wieder das angenehme Kribbeln im Bauch. Wieso wirkte er nur so heftig auf sie? Wieso konnte dieser Mann sie so ganz aus der Fassung bringen?

Plötzlich und unerwartet, fand sie seine Lippen auf den ihren, konnte sich aber nicht wehren. Stattdessen presste sie ihren Körper an seinen und öffnete willig ihre Lippen. Das Feuerwerk in ihrem Inneren wollte kein Ende mehr nehmen, und als er sie in seine starken Arme schloss, war sie sicher, ihm völlig ausgeliefert zu sein. Doch ihr gefiel dieser Gedanke, sie wollte ihm gehören, wollte sich nie wieder von ihm lösen. Hätte sie sich nicht von ihm trennen müssen, um Luft zu holen, hätte der Kuss noch Ewigkeiten gedauert.

John streichelte sanft ihre Hand und sah ihr dabei tief in die blauen Augen.

"Wissen sie, ich hatte nie vor, mich heute Abend zu verloben, weil ich der Ansicht war, mich an einem Abend nicht verlieben zu können, und jetzt ist es doch geschehen. Joanna, ich möchte sie bitten, meine Frau zu werden.", flüsterte er und sah sie mit den Augen eines Verliebten an.

Jolina wusste, dass er es ernst meinte und sie nicht belog, aber etwas in ihr sperrte sich dagegen, einzuwilligen, ihn zu heiraten.

Sie wollte, dass er sie auch noch liebte, wenn sie wieder das Küchenmädchen war. Sie wollte auch geliebt werden, wenn sie nicht mehr dem Adel angehörte. Denn dieser Titel gehörte ihr nur diese eine Nacht.

Entsetzt spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Was sollte sie nun machen? Sollte sie einwilligen und ein luxuriöses Leben an der Seite des Mannes verbringen den sie liebte, oder sollte sie ihn abweisen und darauf hoffen, dass er sie noch immer begehrte, wenn sie wieder in ihren alten Kleidern steckte?

Nun war sie völlig verzweifelt. Was sollte sie tun?

Aus lauter Hilflosigkeit, die sie nun übermannte, sprang sie von der Bank auf und schluchzte: "Ich kann nicht, es tut mir Leid!" Ohne sich noch einmal umzublicken, lief sie davon, nicht wissend, dass sie beobachtet worden waren.
 

John konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war. Hatte Joanna ihn gerade abgewiesen? Wenn ja, dann konnte er sich nicht erklären, warum. Als sie sich küssten, hatte er das eindeutige Gefühl, dass sie sich auch nach ihm sehnte. Hatte sie sich nicht an ihn gedrückt und willig ihren Mund geöffnet, als er sie küsste? Hatte sie denn nicht das gespürt, was er gespürt hatte? Er war sich sicher, er hatte sich in wenigen Minuten in diese Frau verliebt und wollte sie nie wieder gehen lassen. Doch im Augenblick war er sogar zu schwach, ihr hinterher zu laufen.

Was würden seine Eltern dazu sagen? Er würde sich auf keinen Fall mit einem anderen Mädchen verloben, als mit Joanna. Er wollte sie und sonst keine.
 

Hoch angespannt ging er zurück in den Ballsaal, wohl wissend, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Niedergeschlagen kämpfte er sich durch die tanzenden Pärchen und zu seinen Eltern.

"Wo hast du denn das junge Mädchen gelassen?", fragte Lady Worshester ihren Sohn und sah ihm die Verzweiflung förmlich an.

"Ich habe sie gefragt, ob sie meine Frau werden wolle und sie ist einfach weggelaufen.", flüsterte er mit erstickter Stimme, die nicht mehr funktionieren wollte.

"Ist doch kein Problem, mein Junge, hier sind doch noch genug andere Mädchen und die warten nur darauf, dass du sie dir schnappst!", meinte Duke Worshester und machte eine Handbewegung hinunter in den Ballsaal.

"Ich werde keine andere heiraten, als Joanna, das sage ich euch. Angela kann warten, bis sie schwarz wird!" Mit diesen Worten stürmte er in sein Zimmer.
 

Jolina konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Was würde ihr Vater dazu sagen? Was würde er sagen, wenn sie ihm anvertraute, dass sie den Fisch an der Angel gehabt und wieder zurück ins Wasser geworfen hatte? Würde er sie verstehen? Jolina hoffte es inständig und schlich sich leise in die Scheune, in der die Bediensteten schliefen.
 

Dies war das dritte Kapitel und ich hoffe, es hat euch gefallen. Sagt mir bitte, wie es euch gefallen hat, würde mich über Kommis freuen.

HEAL, Eure Sarah-Li



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-08-16T11:14:59+00:00 16.08.2004 13:14
so... wer hat die zwei jetzt beobachtet.. wehe es war der vater und macht se jetzt fertig, weil se nicht ja gesagt hat!!! Dann muss ich mal ein ernstes wörtchen mit der autorin reden... obwohl wenn ich es so recht bedenken, muss eigentlich der vater den blöden spielen, weil sonst die böse stief"mutter" fehlt!!! *gg*
ich finds auch schade, dass sie abgelehnt hat, aber des musste natürlcih auch sein, damit die story net glei aus is.. *gg*

bis bald
Farnelia
Von: abgemeldet
2004-08-15T08:32:51+00:00 15.08.2004 10:32
Weietr so !mir gefaällts!!!


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