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Bottom of the death valley

+Epilog up+ COMPLETE
von

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愛しいのサイコホラー

Chapter 5

愛しいのサイコホラー

(Geliebter Psycho Horror)
 

*Kaoru Niikura*
 

Könnte ich dich retten, ich würde es tun.

Doch liegt es nicht an mir, deine Seele aufzufangen.

Alles was mir bleibt, ist die Scherben zu kitten.

Doch die Risse zu heilen vermag ich nicht.
 

***
 

„Wo ist er?“

Wie ein losgebrochener Orkan stürmte er den schmalen sterilen Flur entlang.

Alle tadelnden und missbilligenden Blicke missachtend packte er Kyo bei den Schultern und begann ihn zu schütteln, als wenn er so seine Antwort bekommen würde.

„Sag mir, was passiert ist!“

„Ganz ruhig, Kao“, versuchte Toshiya seinen Freund zu beruhigen und zog ihn von Kyo fort.

„Nein!“ Er versuchte sich loszumachen. „Sag es mir“, drängte er.

Kyo hob langsam seinen Blick, betrachtete die besorgten braunen Augen des Bandleaders.

„Es war… ein Kampf“, erklärte er stockend. „Zwei Männer. Sie haben uns überfallen, wollten uns ausrauben.“

Toshiya starrte ihn entgeistert an. „Diebe? Und die überfallen einen am helllichten Tag?“

Er war wohl soeben aus seiner naiven Illusion von einer gut behüteten Welt gerissen worden.

„Wo ist er?“ wiederholte Kaoru seine Frage.

Der kleine Sänger deutete nur stumm auf eine Tür zu ihrer Rechten und schon war der Violetthaarige verschwunden.
 

***
 

Das weiße Zimmer war in Stille getaucht. Ein einsames Bett, ein Nachtschrank, ein Stuhl, einige unbenutzte Apparate in der Ecke. Monotonie. Sterilität. Gleichgültigkeit.

Kaoru erschauderte bei dem Anblick.

Dann fiel sein Blick auf das rote Haar. Flammend stach es hervor, hob sich wie ein Blutfleck von der Reinheit des Raumes ab.

Einige scheue Schritte noch, ein sorgenvoller Ausdruck im Gesicht.

Langsam ließ er sich auf das weiße Laken sinken, ergriff die bleiche reglose Hand. Sie war kalt.

Behutsam hob er sie an seine Wange, wärmte sie, streichelte die makellose Haut.

Eine Tür öffnete sich, fiel erneut ins Schloss.

Stille.

Dann Schritte.

Eine scheue Hand auf seiner Schulter.

„Es waren keine Diebe!“

Eine Behauptung. Kühl kam sie über die verbitterten Lippen.

„Nein.“ Die ehrliche Antwort.

„Wo hast du ihn da mit hineingezogen?“

Schweigen…

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Wieso nicht?“ Zorniges Funkeln in feuchten Augen. „Ist es illegal?“

Keine Antwort.

Nur erdrückende Stille.

„Es tut mir Leid, Kaoru. Ich wollte nicht, dass einem von euch etwas passiert.“

Der Ältere lachte trocken.

„Natürlich nicht.“

Er drehte den Kopf, sah auf die reglose Gestalt hinab. Das wüste rote Haar hing ihm in die geschlossenen Augen. Er wirkte so friedlich. So unschuldig.

Kein freches Grinsen lag auf seinen Lippen, keine Grübchen zierten seine Wangen.

„Sie sagen er hat eine leichte Gehirnerschütterung. Nichts schlimmes.“

Wütend fuhr Kaoru herum.

„Und du denkst das rechtfertigt es? Weil es ja nichts schlimmes ist?“

„Das hab ich nicht behauptet!“

„Es hätte auch anders ausgehen können!“

„Ich weiß.“

„Er verachtet Gewalt.“

„Kaoru…“

„Sein Vater schlägt ihn! Wusstest du das?“

„…“

„Natürlich nicht! Es interessiert dich ja auch nicht. Er ist dir egal.“

„Das stimmt doch überhaupt nicht“, widersprach der Blondschopf schwach.

„Und ob es stimmt. Wann hast du je versucht mit ihm auszukommen? Wann hast du je ein vernünftiges Wort mit ihm gewechselt ohne ihn anzuschnauzen? Dabei hat er sich wirklich um deine Freundschaft bemüht!“

Kyo fuhr sich mit der rechten Hand über die müden Augen.

Das letzte, was er jetzt brauchte, waren Vorwürfe und Anschuldigungen.

„Kaoru, was willst du eigentlich von mir? Ich hab mich doch schon entschuldigt. Mehr kann ich nicht tun!“ Er seufzte lautlos. „Ich kann es nicht rückgängig machen. Was erwartest du?“

Langsam ließ der Violetthaarige seinen Kopf sinken.

Er hatte nicht so laut werden wollen.

Kyo sah erschöpft aus. Es war sicher auch ein harter Tag für ihn gewesen.

„Ehrlichkeit“, war schließlich die ruhige Antwort.

Resigniert schüttelte der Sänger die gelben Haare.

„Ich kann es dir nicht sagen. Ich würde euch nur auch noch mit hineinziehen.“

Und auf einmal war die Wut wieder da. „Findest du das fair? Wir hängen da doch eh schon mittendrin! Alles, was dich betrifft, geht uns auch etwas an.“

„Nein, tut es nicht“, entgegnete Kyo resolut. Er hatte endgültig genug. „Hört endlich auf euch in mein Leben einzumischen. Alle!“

Er warf einen Blick auf Dies reglose Gestalt.

„Er ganz besonders. Wenn er mir weiterhin hinterher schnüffelt vergess ich mich!“

Entrüstet presste Kaoru seine Lippen aufeinander.

„Was fällt dir ein?!“

Lodernd begann die Wut in ihm hoch zu kochen. Er war so frustriert, so zornig. Wie konnte Kyo nur so reden, nach allem was war?

„Alles, was Die wollte, war dir zu helfen. Wo auch immer du drin hängst. Er hat dich nicht verraten. Er hätte es mir erzählen können, jederzeit. Hat er aber nicht. Weil er deine Wünsche respektiert. Ich weiß nicht, was du angestellt hast, dass irgendwelche Schlägertypen hinter dir her sind. Es scheint nichts Gutes zu sein, aber Die hat trotzdem zu dir gehalten.“

„Ich hab ihn nie darum gebeten!“ verteidigte sich Kyo mindestens ebenso laut. „Was kann ich dafür, dass dieser Idiot so stur ist? Ich hab ihm gesagt, dass er verschwinden soll, mehrmals. Aber er hat ja nicht auf mich gehört.“

Ein heiseres Lachen entrann Kaorus Kehle. Es klang nicht im Mindesten amüsiert.

„Natürlich nicht. Denkst du allen Ernstes er lässt dich da einfach allein zurück?“

„Ja, verdammt!“

„Nein, du Idiot!“

„Wieso nicht? Was um Himmels Willen ist los mit dem Typ?!“

„Raffst du es wirklich nicht? Er liebt dich, verdammt noch mal!“

Jetzt war es raus.

Kaoru wusste, dass es eigentlich nicht an ihm war, dieses Geheimnis zu lüften, doch in jenem Moment genoss er den fassungslosen Ausdruck in Kyos Gesicht einfach.

„…….. WAS?!?“

“Du hast schon richtig verstanden!” erwiderte der Ältere kühl.

„Willst du mich verarschen?“ Unglauben spiegelte sich in Kyos Augen wieder. „Mich?“

„Siehst du noch jemanden in diesem Raum?“

„Aber… ich dachte… du und er… nicht?“ Kyo war sichtlich verwirrt.

Kaoru hob eine Augenbraue. „Du dachtest wir zwei wären zusammen?“

Ein knappes Nicken.

Der Leader lachte humorlos. „Schön wär’s. Aber Die will nichts von mir.“

„Aber du von ihm?“ hakte der Kleine nach.

„Das spielt keine Rolle.“

„Wieso nicht?“

„Er weiß nichts von meinen Gefühlen. Und so wird es auch bleiben.“

„Aber..warum?“

Ein verbitterter Blick.

„Weil er dich liebt.“

Wieso nur hatte Kyo das Gefühl, dass Kaoru ihm einen Vorwurf machte?

„Und genau das will einfach nicht in meinen Kopf. Warum mich?“

„Das verstehe ich genauso wenig wie du. Glaub mir, mir wäre jeder andere lieber.“

Kyos Augen verengten sich leicht. So viel Ablehnung hätte er von Kaoru gar nicht erwartet.

„Ich will dich nicht dafür verantwortlich machen“, versuchte der Leader ihn zu beschwichtigen. „Aber ich will auch nicht länger zusehen müssen, wie er leidet. Deine kühle Art, die ständigen Abweisungen. Es macht ihn fertig.“

Kyo schwieg. Ein nachdenklicher Ausdruck hatte sich in seine Züge geschlichen.

Erst ein zaghaftes Klopfen zerriss die Stille.

Toshiyas blauer Kopf tauchte in der Tür auf. „Was schreit ihr so rum?“

Ein kleiner Schubs von hinten beförderte ihn ganz ins Zimmer. Hinter ihm trat Shinya ein.

Kaoru senkte betreten den Kopf und sah zu Die. Er schlief noch immer. Zum Glück. Sie hätten dennoch mehr Rücksicht nehmen und nicht so laut machen oder wenigstens das Zimmer verlassen können.

Liebevoll strich er durch das seidig rote Haar.

„Ist er ok?“ fragte Shinya betroffen. Er war zwar nie so gut auf Die zu sprechen gewesen, aber ihn jetzt so daliegen zu sehen machte ihm klar, wie wichtig ihm der Rotschopf in Wirklichkeit war und wie banal ihm plötzlich all ihre kleinen Streitereien erschienen.

„Ja, er ist ok“, flüsterte Kaoru, während sein Blick langsam über das schlafende bleiche Gesicht wanderte. Ein verträumtes Lächeln legte sich über die Ernsthaftigkeit und vertrieb die Anspannung in seinen Zügen.

Toshiya klammerte sich Halt suchend an Shinya. Jetzt hatte er seine Antwort. Er würde nie einen Platz in Kaorus Herzen einnehmen können, solange dieses Herz noch an einer anderen Person hing.

Die.

Kaoru liebte Die.

Dass er das nicht vorher gesehen hatte.

Eine tröstende Hand umfasste seine und drückte sie.

Ein ermutigendes Lächeln.

Ja, Shinya war da. Die Welt würde nicht untergehen.

Vielleicht würde sein Herz eine Weile weinen, aber auch Tränen trockneten irgendwann.

Und das Leben ging immer weiter.

Ein tapferes Lächeln überwand den Schmerz. Er schenkte es Shinya.

Hier waren sie also. Fünf Freunde, fünf Bandkollegen. In einem kleinen weißen Zimmer, monoton und steril, und doch angefüllt mit Emotionen.

Jeder in seinen eigenen Gedanken verloren.

Füreinander da und doch jeder für sich allein.

Kyo hatte das Gefühl zu ersticken. Noch immer von Unglauben und Fassungslosigkeit gepackt starrte dieser in das blasse friedliche Gesicht, eingerahmt in rote Seide.

Er wurde geliebt. ER?!

Wie konnte ihn jemand lieben?

Diese verabscheuungswürdige Kreatur voller Kälte und Schmerz.

Nicht einmal seine eigene Mutter hatte ihm je diese Gefühle entgegen gebracht, geschweige denn ein fremder Mensch.

Er kannte diese Emotionen überhaupt nicht, wusste nicht, wie es sich anfühlte zu lieben, noch wusste er, wie es war geliebt zu werden.

Was sollte man fühlen? Wie musste man reagieren, wie sich verhalten?

Unsicher stolperte er zurück, weg von ihm, weg von allen, die wussten, wie man fühlte, die wussten, wie es war.

Er fühlte sich so fremd, so überfordert mit der Situation.

Kyo war anders.

Kyo dachte anders.

Kyo fühlte anders.

Kyo lebte anders.

Vielleicht hätte er seinen alten Prinzipien treu bleiben sollen.

Immer war er ein Einzelgänger gewesen. Freunde zu haben war neu.

Es war anders. Und er hasste Veränderungen.

Unbeachtet verließ er das Zimmer, brachte immer mehr Distanz zwischen sich und das normale Leben. Seine Schritte wurden schneller, er rannte, rannte die weißen Flure entlang. So steril. Der Geruch. Es machte ihn wahnsinnig. Er hasste diesen Geruch, hasste weiße Flure, hasste das weiße kalte Licht, die großen Fenster, die man nicht öffnen konnte, hasste diesen Ort, und andere Orte wie diesen, in dem alles Leben seinen Anfang nahm und auch sein Ende wieder fand.

Ein Gefängnis der Gefühle, wo Freud und Leid sich vermischten, wo Angst und Anspannung einen wilden Tanz aufführten und Zeit zum größten Feind wurde.

Dieser Ort erstickte ihn.

Er musste hier raus.

Und so trugen sie ihn fort, die kurzen Beine, die zitternden Knie, der erschöpfte Verstand.
 

***
 

Mehrere Wochen zogen ins Land und der Alltag kehrte wieder ein. Es wurde kein Wort mehr über den Vorfall verloren, als wäre es nie geschehen.

Und doch war etwas anders.

Kyo war anders.

Zwar hatten die regelmäßigen Streitereien zwischen ihm und Die gewaltig abgenommen, doch herrschte auch sonst so gut wie Funkstille zwischen ihnen.

Kyo hatte sich verschlossen, ging jedem so gut wie möglich aus dem Weg und sprach nur das Nötigste mit ihnen. Zu den meisten Unterrichtsstunden erschien er gar nicht erst und auch während der Proben hielt er sich zurück. Nur wenn er das Mikro zur Hand nahm kam der alte Kyo durch. Dann schrie er wieder, mit aller Kraft schrie er sein Herz zu Tage, legte alle Frustration, die Verwirrung und den Schmerz der Hilflosigkeit in seine Stimme, als wolle er alles hinausschreien, seine Emotionen aus sich heraus würgen, sich übergeben.

Die schwieg weiterhin. Kyos Geheimnis war bei ihm sicher.

Doch auch von dem Gespräch zwischen Kaoru und Kyo erfuhr er nie.
 

***
 

Ein nervtötendes Klingeln durchbrach das harmonische Zusammenspiel der drei Gitarren. Unbeirrt sang Kyo weiter, ungeachtet dessen, dass es sein Handy war, welches die Probe störte.

Nach dem achten Klingeln jedoch setzten die Instrumente langsam aus.

„Da ist aber jemand hartnäckig“, meinte Toshiya anerkennend.

„Ich würd mal sagen, da ist jemand heiß begehrt. So oft wie Kyos Handy in letzter Zeit geklingelt hat hat meins in 3 Jahren nicht geklingelt“, meinte Kaoru.

„Ui, hat unser Kyo-chan etwa eine Verehrerin? Oder einen Verehrer?“ Ein kesses Grinsen schlich sich auf Toshiyas Lippen.

Ein knapper Blick nach links hinten bewies, dass Die bei diesem Kommentar den Kopf gesenkt hatte und so tat, als würde seine Gitarre all seine Konzentration beanspruchen.

Jetzt, wo Kyo von den Gefühlen des Rothaarigen wusste, erkannte er es viel leichter.

Es war erstaunlich, dass es ihm nicht früher aufgefallen war.

„Nein verdammt“, presste er schließlich die gereizte Antwort zwischen seinen Zähnen hervor. Nicht nur, dass Toshiya es einfach nicht lernte, dass er seinen Namen nicht verniedlichen sollte, nein, dieses blöde Handy gab ihm auch noch den Rest.

„Willst du nicht vielleicht rangehen?“ meldete sich Shinya schüchtern zu Wort.

Ohne zu antworten stapfte der kleine Gelbschopf auf seine Jacke zu und begann die einzelnen Taschen zu durchwühlen, ehe er ein schwarzes altmodisches Handy aus den Tiefen herauf beförderte.

Wütend starrte er die vier kleinen blinkenden Buchstaben an. HOME. Unter diesem Namen hatte er die Nummer seines Chefs abgespeichert, um eventuelle neugierige Spürnasen in die Irre zu leiten.

Er konnte den Anruf jetzt einfach wegdrücken, doch es würden weitere Anrufe folgen, da war er sich sicher. Seit mehr als zwei Wochen hatte er sich jetzt nicht mehr gemeldet. Wann immer sein Chef ihn zu sprechen wünschte, hatte er ihn ignoriert. Er hatte keine Lust mehr. Keine Kraft mehr. Er wollte aussteigen. Aber so einfach war das nicht.

Erst gestern hatten zwei Bulldozer von Männern vor seiner verschlossenen Tür gestanden und wie wild auf das stabile Holz eingeschlagen. Er hatte nicht geöffnet. Aber es war nur eine Frage der Zeit bis sie sich irgendwann gewaltsam Eintritt in sein Reich verschaffen würden. Er konnte ihnen nicht ewig aus dem Weg gehen. Jedenfalls nicht, wenn er weiter dort wohnte. Aber wo sollte er sonst hin?

Der nervige Klingelton begann erneut von vorn und riss Kyo aus seinen düsteren Gedanken.

Mit einem frustrierten Laut schmiss er das Teil gegen die nächste Wand.

Ein lautes Scheppern.

Das Brechen von Plastik.

Dann verstummte das Klingeln.

Alle Blicke richteten sich entgeistert auf Kyo.

„Es einfach auszuschalten hätte auch gereicht“, meinte Toshiya kleinlaut.

Das bitterböse Funkeln in Kyos Augen erstickte jeglichen weiteren Kommentar im Keim.

Damit war das Thema abgehakt.

Verloren und verlassen lagen die Einzelteile des einstigen Mobiltelefons noch Tage später in der Ecke.

Doch dass sich Probleme so nicht aus der Welt schaffen ließen, wurde Kyo sehr schnell bewusst gemacht.
 

***
 

Unruhig hüpfte Die vor der geschlossenen Tür von einem Fuß auf den anderen.

Noch eine Minute bis zum Stundenende. Wieso musste die Zeit immer so schleichen, wenn man es eilig hatte?

Noch dreißig Sekunden.

Fünfzehn.

Zehn.

Fünf.

Drei.

Zwei.

Eins.

Endlich das erlösende Klingeln.

Achtlos stieß er die Klassenzimmertür auf und drängelte sich zwischen den zusammenpackenden Schülern hindurch.

„Kao!“ rief er über den Krach.

Ein violetter Kopf hob sich. Er war gerade damit beschäftigt gewesen den Inhalt seiner, von irgendeinen unachtsamen Idioten hinunter gestoßenen, Federmappe wieder aufzusammeln.

„Kyo ist verschwunden!“

Verdutzt hielt der Ältere in seinem Tun inne.

„Wie verschwunden?“

„Er war seit gestern nicht mehr im Unterricht.“

Kaoru hob eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen an.

„Ich denk er schwänzt eh dauernd.“

„Ja, aber alle Stunden? Außerdem hatten wir heute Mathe. Das hat er noch nie geschwänzt. Irgendwie mag er dieses Alptraumfach, weiß der Geier warum“, argumentierte Die.

Der Violetthaarige schulterte seine Schultasche. „Vielleicht hat er grad irgendne Null-Bock-Phase.“

„Das glaub ich nicht.“ Ein verzweifelter Ausdruck schlich sich in die besorgten Züge. „Ich hab ein ungutes Gefühl.“

„Die. Beruhig dich erst mal.“

Nebeneinander verließen sie das inzwischen leere Klassenzimmer.

„Ich kann mich nicht beruhigen. Ich hab eben an jedem Fleckchen auf dem Schulgelände nachgeschaut, wo er sich manchmal aufhält, wenn er schwänzt. Aber er war nirgends.“

„Vielleicht ist er zuhause oder irgendwo in der Stadt. Vielleicht hat er ja das dringende Bedürfnis verspürt shoppen zu gehen oder er haut sich grad an irgendeinem Imbissstand die Wampe voll. Die, es gibt Tausende Orte, an denen er sich jetzt aufhalten könnte.“

Der Rothaarige seufzte geschlagen. Er wusste, dass Kaoru Recht hatte, und dennoch half ihm dieser Gedanke kein wenig sich zu beruhigen. Die Angst blieb. Schließlich war er der Einzige, der wusste, wo Kyo da drin hing. Schon vorgestern, als Kyo sein Handy in rasender Wut gegen die Wand gepfeffert hatte, war ihm klar geworden, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Warten wir es doch erst einmal ab“, meinte Kaoru, als sein Freund weiterhin schwieg. „Zur Probe kommt er bestimmt. Er hat noch keine einzige geschwänzt.“

Die nickte abwesend, hatte er sich doch schon längst in den schlimmsten Horrorszenarien verloren, die seine Imagination heimsuchten und seine Angst um Kyo in immer höhere Dimensionen trieben.

Kaoru maß seinen besten Freund besorgt. Der Kleine schien seit dem Vorfall noch mehr an Kyo zu hängen. Es machte ihn vollkommen fertig nicht zu wissen, wie es dem gelbhaarigen Sänger ging.

Der Leader war wütend. Wütend auf Kyo, weil er sich nicht im Mindesten gebessert hatte seit sie dieses Gespräch oder vielmehr diesen Streit geführt hatten. Zwar stritt er sich kaum mehr mit Die, doch sprach er auch sonst kein Wort mehr mit ihm. Nein, das war keine Verbesserung, es war vielmehr eine Verschlechterung. Und Die litt darunter.

Wie musste er sich fühlen, wenn er, der Kyos Nähe suchte, sich nach ihr sehnte, nur stumm mit ansehen konnte, wie der kleine Sänger ihm krampfhaft aus dem Weg ging? Kaoru war sich beinahe sicher, dass der Rotschopf sich ihre Streitereien zurückwünschte, nur um Kyo nahe sein zu können.

Nicht zu wissen, wo er war, immer mit der Angst lebend, dass ihm etwas passiert war, musste eine schlimme Erfahrung sein. Und sie wurde zunehmend schlimmer, denn auch zur Probe ließ sich der Gelbschopf nicht blicken.
 

***
 

Den ganzen verbliebenen Nachmittag war er umher gestreift, hatte den Park durchsucht, war Strecken abgelaufen, von denen er wusste, dass Kyo sie manchmal entlang lief, hatte Leute gefragt, ob sie ihn gesehen hatten. Erfolglos. Der kleine Sänger blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Panik hatte sich längst in ihm ausgebreitet. Der Gedanke, dass Kyo wirklich seelenruhig zuhause sitzen oder irgendwo shoppen gehen konnte, kam ihm nicht.

Nicht einmal anrufen konnte er ihn, da der Blonde ja erst vor zwei Tagen sein Handy zertrümmert hatte und er seine Festnetznummer nicht kannte, sofern er denn überhaupt eine hatte. Er wusste ja nicht einmal Kyos Adresse. Es war aussichtslos.

Um seinen Tag abzurunden hatte es inzwischen sogar zu regnen begonnen. Das perfekte Wetter, um seine niedergeschlagene Stimmung auszudrücken.

Völlig durchnässt bog er in seine Straße ein und steuerte seinen Hauseingang an, als er aus den Augenwinkeln etwas Gelbes durch das Grau leuchten sah. Abrupt hielt er inne und fuhr herum.

An eine Hausmauer gelehnt saß er, den Kopf gesenkt, die Arme eng um den eigenen Leib gepresst.

„Kyo“, entfuhr es ihm, als Erleichterung sein Inneres flutete. So lange hatte er ihn gesucht und nun musste er feststellen, dass der Blondschopf genau vor seiner Haustür auf ihn gewartet zu haben schien. Ein ironisches Lächeln erklomm seine Züge.

Mit wenigen Schritten war er bei ihm.

„Du Idiot, was machst du denn bei dem Sauwetter hier draußen? Wo warst du überhaupt? Ich hab dich überall gesucht“, fuhr er ihn an, doch Kyo reagierte nicht.

Erst jetzt, aus der Nähe betrachtet, fiel ihm auf, dass der Jüngere wie Espenlaub zitterte.

Erleichterung wich Sorge.

„Kyo?“ Langsam sank er neben ihm in die Hocke. Seine rechte Hand legte sich behutsam auf die schmale zitternde Schulter. Doch wie sanft und sacht die Berührung auch war, Kyo zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ein leises Wimmern drang über seine feuchten Lippen.

Erschrocken zog Die die Hand wieder zurück und maß den Kleinen vor ihm aus besorgten Augen.

Regenwasser perlte in einem fort über sein blasses Gesicht und ließ ihn noch elender erscheinen. Die sonst so struppigen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht.

Seine gesamte Haltung wirkte verkrampft. Er wirkte so verloren wie er da saß, zusammengekauert, versteckt im Schatten eines Hauses, die Arme um seinen Bauch geschlungen, die Beine dicht an den Körper gezogen.

//Wie ein verängstigtes Tier// schoss es Die durch den Kopf und Wut stieg in den tiefbraunen sorgvollen Augen auf.

Ein Auto fuhr vorbei, tauchte das trübe Grau für einen Moment in hellen gelben Schein, ließ das Grauen noch viel detaillierter erscheinen.

Erneut zuckte das kleine Wesen zusammen.

//Wer hat dir das angetan, Kyo?//

Unkontrolliert begannen seine Augenlider zu flackern ehe sich die braunen Lichter in seinen Kopf zurück rollten. Unmenschliche Laute verließen die verkrampfte Kehle und brachen über einem hilflosen Rotschopf herein.

//Wer auch immer es war, er wird dafür zahlen!//
 

+~~~
 

Ein junger Mann, klein und zierlich. Sonnengelbes Haar, zerzaust nach allen Seiten stehend. Silbergraues Metall im Gesicht. Die Schritte energisch, spiegeln den Zorn, den er empfindet, wühlen den Staub auf, den seine Wut nicht zu Tode zu stampfen vermag.

Er bleibt stehen, schaut sich um.

Eine Erinnerung? Ein Déjà vu?

Unsichtbare Gewalten zerreißen die Szene, Geräusche erfüllen die Stille, ein Klingeln, dann Scheppern. Zerbrochene Einzelteile eines Handy erscheinen wie aus dem Nichts, zieren den Staub, der langsam gen Boden hernieder sinkt, alles unter sich begräbt.

Stille legt sich über die dunkelnde Landschaft.

Bäume wachsen aus dem Boden. Gräser und Farne sprießen durch den kalten Beton, brechen ihn auf. Das alte Schulgemäuer versinkt geräuschlos in der Tiefe, als würde ein gieriger Schlund es verschlingen. Hinab in die Finsternis.

Das furchtlose Zwitschern von Vögeln zerbricht die Sekunden der Trance in Tausend Scherben. Freche Sonnenstrahlen blinzeln durch das dichte Blätterdach der Bäume.

Ein anderer Ort.

Derselbe Junge.

Eilig beschreitet er den steinigen Weg des Parks. Stämme ziehen an ihm vorbei, zieren seinen Pfad.

Grün vermischt sich mit den Farben des Lebens. Die Welt beginnt zu schwinden und erst als der Farbwirbel sich erneut lichtet erscheint eine dritte Landschaft im Bild.

Hohe graue Häuserfronten wuchern wie Unkraut am Wegesrand eines breiten grauen Betonflusses über dessen glatte Oberfläche bunte metallene Unheuer schießen.

Das Quietschen von Rädern, das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Starke Hände greifen nach der vorbei gehenden Gestalt, zerren sie gewaltsam in den Magen des Untiers, ehe das metallene Maul mit einem lauten Knall wieder zuspringt und das Monster in der rollenden, flüchtenden Herde untertaucht.

Zurück bleibt nur ein leerer wimmernder Fleck voll Einsamkeit und die Erinnerung an einen leuchtend gelben Schopf im bedrückenden Licht der beobachtenden Sonne.
 

~~~+
 

Eine scheue Hand, ein ängstliches Zucken.

Es war wie ein grausames Spiel und Die schien daran zu verzweifeln.

„Kyo, ich bin’s. Die“, redete er immer wieder auf den Sänger ein, der ihn einfach nicht zu erkennen schien und sich immer stärker gegen die Hauswand presste, als wolle er darin versinken.

„Die, der Blödmann. Die, die Nervensäge. Komm schon, Kyo, bitte!“

Der Rotschopf war den Tränen nahe.

„Ich will dich doch nur ins Trockene bringen. Du holst dir hier draußen den Tod.“

Erneut griff er mit beiden Händen unter Kyos Arme, um ihn hochzuheben, doch ein gequälter Schrei zerriss den Versuch. Erschöpft ging er vor dem Kleineren auf die Knie. Augenblicklich sogen sich seine Hosenbeine voll mit Wasser, doch das war ihm im Moment gleichgültig.

„Was hat man dir nur angetan?“

Hilflos betrachtete er seinen mitgenommenen Freund. Das Zittern hatte sich die letzten Minuten nur noch verschlimmert. Er musste handeln, und zwar schnell.

Entschlossen schob er seine linke Hand hinter Kyos Rücken und schlang seinen anderen Arm unter die zitternden Knie. Die Schmerzenslaute und gequälten Bewegungen des Kleineren tapfer ignorierend, hob er ihn sanft auf seine Arme. Ein letztes kraftloses Wimmern und der gelbe Kopf sackte haltlos gegen Dies muskulöse Brust. Der Schmerz musste ihm die Besinnung geraubt haben.
 

+~~~
 

Grobe Arme schleiften ihn durch die Dunkelheit. Eine vertraute Umgebung und doch so fremd. Einst nannte er es sein Zuhause, doch diese Zeiten waren längst vorbei.

Die Hände schwanden, überließen ihn einen Moment der Schwerelosigkeit, ehe er haltlos in die Tiefe stürzte… stürzte bis seine Knie mit dem harten Boden der Realität kollidierten.
 

Schmerz…
 

Ein mächtiger Schreibtisch türmte sich über ihm auf, überragte ihn wie ein drohender Berg.

Über dem Gipfel des Giganten thronte ein Kopf, eingerahmt von schwarzem Haar.

Spottend sah er zu ihm herab.

„Lange nicht gesehen, Tooru“, höhnte das Echo, kroch hinab zu ihm, hinab in die Tiefe.

„Es war gar nicht so leicht, dich ausfindig zu machen. Wo hast du dich nur wieder herumgetrieben?“

Langsam stieg der Kopf in die Höhe, gab den restlichen Körper preis. Anmutigen, eleganten Schrittes stolzierte die Gestalt um den Schreibtisch herum, auf ihn zu.

„Seit Tagen beschleicht mich das unangenehme Gefühl, dass du mir aus dem Weg zu gehen versuchst. Alle meine Anrufe blieben unbeantwortet. Ich mag es nicht ignoriert zu werden.“

Grob packte er das schmale Kinn den Jüngeren und zwang ihn aufzusehen.
 

Schmerz…
 

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du einige Differenzen mit Yazawas Leuten hattest. Wieso bin ich darüber nicht in Kenntnis gesetzt worden?“

Ruppig versuchte der kniende Junge sich aus dem eisernen Griff zu befreien. Seine Lippen waren zu einem blutleeren Strich zusammengepresst.

„Antworte!“

Trotzig hob der Blondschopf seinen Blick.

„Ich hab keinen Bock mehr“, kam die ehrliche Antwort.

„So?“ Eine spöttische schwarze Augenbraue zog sich in die Höhe. „Keinen Bock mehr. Bedauerlich.“ Die hochgewachsene Gestalt schüttelte bedächtig die schwarzen Haare. „Wirklich bedauerlich. Dann muss ich dich wohl gehen lassen.“ Ein kaltes Lächeln schlich sich auf die leblosen Züge, doch es erstarrte sehr schnell wieder in Ausdruckslosigkeit.

„Für wie blöd hältst du mich eigentlich, Tooru? Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass du jetzt einfach aussteigen kannst. Du gehörst mir.“

Harte Worte, harte Realität.

Ein klirrendes Lachen erklang. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass du dich ewig vor mir verstecken kannst. Ich habe meine Augen und Ohren überall, dass solltest du langsam wissen.“

Seine Finger schlossen sich enger um Kyos Kinn.
 

Nur noch Schmerz…
 

„Du kannst nicht gewinnen, nicht gegen mich!“
 

~~~+
 

Der kleine schmale Körper in Dies Armen war viel zu leicht. Schützend drückte er ihn enger an sich und ließ seinen Blick über die unschuldigen Gesichtszüge wandern.

Nie hatte der Sänger verletzlicher gewirkt, jetzt, wo seine Maske zerbrochen war.

Rasch überquerte der Rotschopf die wenig befahrene Straße und überwand die letzten Meter bis zu der Haustür des kleinen Einfamilienhauses der Zweimannfamilie Andou.

Zum ersten Mal war es ihm gleichgültig wie viel Lärm er verursachte und wie wütend sein Vater werden würde, wenn er jemanden mit nach Hause brachte. Insbesondere wenn dieser jemand ein männliches Wesen mit der Tendenz zum Weiblichen war.

Auf dem rechten Bein balancierend schob er die Tür mit dem linken Fuß ins Schloss und lauschte.

Alles blieb still. Sein Vater schien sich wohl ausnahmsweise mal wieder auf Arbeit blicken zu lassen. Zu Dies Glück. Somit blieb das Haus für mindestens eine weitere Stunde ruhig.

Mit wenigen Schritten durchquerte er den schmalen dunklen Flur bis zu seinem Zimmer. Seine dreckigen Schuhe hinterließen schlammige Abdrücke auf dem Boden. Noch immer tropfte Wasser aus seinen durchnässten Haaren und Kleidern.

Sein Vater würde ausrasten, aber darum konnte er sich später kümmern.

Behutsam manövrierte er das bemitleidenswerte Bündel in seinen Armen durch die Enge Türöffnung seines Zimmers und legte ihn sanft auf seinem Bett ab.

Liebevoll strich er dem Jüngeren eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Haut war eiskalt und auch das Zittern wollte einfach nicht aufhören. Vielleicht hatte er sich unterkühlt, denn wer wusste schon, wie lange der Kleine bereits im Regen gehockt hatte.

Er musste ihm schleunigst die nassen Klamotten ausziehen.

Mit scheuen Fingern begann er Kyos blaugemusterte durchscheinende Bluse aufzuknöpfen. Ein durchtrainierter Oberkörper kam zum Vorschein und ließ Die einen Moment inne halten. Beinahe andächtig strich er über die sich abzeichnenden Bauchmuskeln.

Fast schon gewaltsam riss er sich wieder von dem Anblick los und begann Kyos Arme aus dem Stückchen Stoff zu schälen. Achtlos schmiss er das Oberteil in die nächste Ecke und machte sich an Kyos Gürtel zu schaffen, als plötzlich eine Bewegung durch den fragilen Körper ging.

Erstaunt stellte er fest, dass Kyos Augen geöffnet waren, obwohl „weit aufgerissen“ es wohl eher traf.

Erleichterung flutete sein Herz und er ließ für einen Augenblick von Kyos Hose ab, um sich über ihn zu beugen.

„Hey“, grüßte er ihn leise und ein winziges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt.“

Kyos Augen folgten seinen Bewegungen misstrauisch. Rote geplatzte Äderchen durchzogen das einst so makellose Weiß seiner Augäpfel.

Ein undefinierbarer Laut drang über seine Lippen, ehe er sich ruckartig aufsetzte und seine Arme um die entblößte Brust schlang. Die zuckte erschrocken ein wenig zurück und maß seinen Gegenüber verwirrt.

„Keine Angst, ich guck dir schon nichts ab“, scherzte er, obwohl ihm alles andere als danach zumute war. „Wir müssen dir noch die nasse Hose ausziehen, dann kannst du dich meinetwegen unter der Decke verkriechen.“ Ein schelmisches Grinsen huschte über seine Lippen und er warf ihm noch einen verlegenen Blick zu, ehe er erneut versuchte den Gürtel um Kyos Hose zu öffnen.

„Nein!“

Kyo wich ein Stück zurück bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß.

„Kyo, sei doch vernünftig.“

Verängstigt wanderten die braunen Augen hin und her. Er saß in der Falle.

„Kyo, du bist ganz nass und frierst.“

Langsam rutschte Die wieder näher. „Ich tu dir doch nichts!“ Zaghaft streckte er seine rechte Hand nach dem Kleineren aus, wie um ihm zu zeigen, dass von ihm wirklich keine Gefahr drohte.

„Fass mich nicht an!“ Die Worte waren kaum mehr als ein Zischen, einem in die Ecke gedrängtem Raubtier gleich.

Erstaunt starrte der Gitarrist seinen Bandkollegen an. Irgendwie war er mit dieser Situation überfordert. Kyo zitterte wie Espenlaub, war leichenblass, hatten allen Anschein nach Schmerzen und schien zu allem Überfluss auch noch Angst vor Die zu haben.

Vielleicht sollte er ihn doch lieber in ein Krankenhaus bringen. Andererseits wollte er Kyo nicht in Schwierigkeiten bringen. Schließlich hatte er keine Ahnung, was mit dem Gelbhaarigen nicht stimmte.

Aber dass etwas gewaltig falsch lief wurde ihm wenig später bewusst.
 

+~~~
 

Wenn Kyo sich früher den Tod vorgestellt hatte, und das hatte er oft getan, so hatte er immer an undurchdringliche Schwärze, Leere und Einsamkeit denken müssen. Jetzt, wo er einsam in einem dunklen leeren Raum eingesperrt war, wusste er, dass er etwas Entscheidendes vergessen hatte. Der Tod fühlte sich kalt an, furchtbar kalt. Und irgendwie unbedeutend.

Hier saß er nun und schloss mit seinem Leben ab, und alles was er fühlte, war Nichtigkeit. Zum ersten Mal wurde ihm klar, dass ihm egal war, ob er lebte oder starb. Alles war auf einmal so leicht.

Früher war er zu feige gewesen es einfach zu beenden. Wie oft hatte er das Messer bereits angesetzt, um es dann doch wieder beiseite zu legen, als die ersten dünnen Rinnsale Blut die weiße Haut befleckten? Heute wusste er, wenn er nur ein Messer hätte, dann würde er es gleich tun, anstatt darauf warten zu müssen.

Er hatte schon mehreren Exekutionen zugesehen, um zu wissen, was ihn erwartete, schließlich war er nicht der erste der diesem Teufelskreis zu entrinnen versuchte.

Für gewöhnlich ging es schnell und schmerzlos vorbei. Manchmal ein einfacher, sauberer Schuss ins Herz, manchmal in den Kopf. Wenn er Pech hatte schoss man vorbei und es dauerte eine Weile ehe er verblutete oder sein Herz-Lungen-Kreislauf schlapp machte.

Er hatte keine Angst. Was erwartete ihn schon? Schmerz. Das war er gewöhnt. Sein gesamtes Leben war eine einzige schmerzhafte Erinnerung, nicht wert, gelebt zu werden.

Und danach? Leere. Dunkelheit. Auch keine sonderlich neuen Erfahrungen. Nichts würde sich ändern. Dann konnte er wenigstens endlich schlafen, ohne sich ruhelos herumwälzen zu müssen, ohne von all den grausamen Bildern erneut überwältigt zu werden, die er seit Jahren versuchte in sein Innerstes einzuschließen, doch ohne Erfolg.

Ein Quietschen ertönte, dem Kreischen eines Raubvogels gleich, und Licht flutete das Dunkel, zerriss die Finsternis, bis eine Schattengestalt der Grelle die Stärke nahm.

Schritte ertönten, kamen immer näher.

„Weißt du Tooru, du warst stets wie ein Sohn für mich“, durchstach eine tiefe Stimme die Stille. Ein grausames Lachen ertönte. “Ich hab dich großgezogen, als deine Mutter starb. Du hattest mehr Freiheiten als viele andere. Und so dankst du es mir? Indem du mir den Rücken kehrst?“

Müde hob Kyo seinen Kopf. „Ich kann nicht mehr“, gab er zu. „Hör auf zu labern und bring es endlich hinter dich.“

Wieder ertönte ein eisiges Lachen, gefühllos und tot. „Du denkst ich bringe dich um?“ Die Gestalt schüttelte den Kopf. „Nein, Tooru, du wirst nicht sterben. Ich werde dich reformieren, damit du wieder klar siehst, wohin du gehörst. Ich werde dich an mich binden, wenn nötig mit Gewalt.“

Auf einen Wink hin erschien ein weiterer Mann, ein weißer Kittel umwehte seinen hageren Körper. Er war einer der Forscher, die in den verborgenen Laboren an neuen künstlichen Drogen arbeiteten.

„Nein“, Kyos Augen weiteten sich. Ängstlich kroch er in die dunkelste Ecke, die sich bot.
 

Angst kroch durch seine Adern…
 

„Du lässt mir leider keine andere Wahl, Tooru.“ Mitleidlos traten beide Männer immer näher.

„Diese Droge ist ganz neu, noch nicht einmal auf dem Markt. Ich nenne sie ‚Filth’“, erklärte er stolz.

„Wir haben Monate an ihr gearbeitet. Sie ist perfekt, ein Meisterwerk.“

Ein makaberes Grinsen leuchtete über seine irren Gesichtszüge.

Auch er war längst von Drogen zersetzt. Kyo konnte die Maden in seinem Gehirn schon durch die Schädeldecke scheinen sehen. Wie sie krabbelten und krochen, ihre schleimigen Spuren hinterließen und alles zerfraßen.
 

Oder war das nur wieder eine Illusion…?
 

„Das tollste ist, dass wir es zum ersten Mal geschafft haben den Rausch in drei Zyklen einzuteilen. So ist für jeden etwas dabei. Zuerst kommt die Bewusstseinserweiterung. Du glaubst zu fliegen und plötzlich scheint alles ganz leicht. Dinge, die du nie so gesehen hast, erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht, regelrecht abstrakt. Doch dann, wenn du am höchsten bist, kommt der Fall.

Übersteigertes Empfinden und Schmerz ist die zweite Stufe. Für die Masochisten unter uns der absolute Hochgenuss. Deine Sinne sind absolut überreizt. Sex in diesem Zustand ist die absolute Extase.“ Er lachte dreckig. „Die kleinste Berührung gleicht einem Feuerwerk. Jedes Geräusch dröhnt wie ein Inferno auf dich ein und Licht setzt deine Sehnerven fast in Flammen. Man glaubt, es zerreißt einen innerlich und doch ist aller Schmerz…“ er hob seine rechte Hand und tippte mit der Fingerkuppe seines Zeigefingers gegen Kyos Stirn, „… nur hier.“

Ein Schaudern durchlief den kleinen Körper.

„Stufe drei ist mein persönlicher Liebling“, fuhr sein Gegenüber lächelnd fort. „Halluzinationen und Angstzustände. Das wird dir gefallen.“

Er strich ihm zärtlich über die blonden Haare, eine groteske Geste im Anbetracht der Lage.

Kyo wehrte sich nicht, zu geschockt von der plötzlichen Wende. Er wollte doch einfach nur sterben, endlich Ruhe und Frieden haben.

Aber sein Boss schien erkannt zu haben, dass der Tod für Kyo keine Bestrafung war.

Drogen jedoch, dass wusste er, waren Kyos persönlicher Alptraum. Zwar war er in den Drogensumpf hinein gewachsen, doch war er nie damit fertig geworden, was der Dreck, den man hier verkaufte aus den Menschen um ihn herum machte. Seine Mutter war das beste Beispiel und auch der Grund für seinen weiteren Absturz.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Sieh es mehr als Geschenk, es schweißt uns enger zusammen, denn schon morgen wirst du angekrochen kommen und nach mehr betteln.“

„Lieber verrecke ich“, zischte Kyo verächtlich und spukte seinem Boss ins Gesicht. Doch die erwünschte Reaktion kam nicht. Ruhig nahm er ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich über die Wange.

„Ganz egal wie sehr du dich sträubst, am Ende gehörst du doch mir!“

„Du kannst mich mal, Nishimura!“

„Später vielleicht.“ Sein Gegenüber grinste dreckig und hob die rechte Hand. Sofort wuchsen zwei breitschultrige Männer aus dem Schatten, packten Kyo an den kurzen Armen und pinnten ihn gegen die Wand. Drohend schritt der weißbekittelte hagere Mann auf ihn zu. In seiner Hand blitzte die Spritze Unheil verkündend auf.
 

Furchtvoll zerrte sie an seinen Nerven, die blanke, nackte Angst!
 

„Neeeeiiin!!!“ Wild begann der Jugendliche an seinen lebendigen Fesseln zu reißen und zu zerren. Nishimura jedoch packte, ungeachtet seiner verzweifelten Versuche sich zu befreien, Kyos rechten Arm und begann ihn abzuschnüren.

„Weil ich so ein herzensguter Mensch bin geb ich dir sogar eine größere Dosis. Mehr hilft mehr“, meinte er mit spöttischer Stimme.

„Nein Nein NEIN!“ schrie Kyo erneut, von nackter Panik ergriffen. Erbarmungslos spürte er das kalte Metall in sich eindringen. Blind durchstach es seine Haut, durchdrang das Gewebe und brach in seine Blutbahn ein.

Ein schreckliches Gefühl der Ohnmacht machte sich in ihm breit. Von Taubheit ergriffen bekam er nicht einmal mehr mit, wie die Arme allmählich von ihm abließen.

„Macht mit ihm was ihr wollt und dann setzt ihn irgendwo in der Stadt ab. Ich will sehen, wie er morgen angekrochen kommt.“

Langsam wich der Schatten Nishimuras wieder zurück ins Licht, wo er von grellen Flammen umschlossen wurde. Mit einem Quietschen fiel die Teufelspforte ins Schloss und ließ ihn in der Hölle zurück.
 

~~~+
 

Hilflos musterte Die seinen kleinen Gegenüber, dessen Blick auf einmal ganz distanziert wirkte, als würden seine Gedanken an einem entfernten Ort fest hängen, als könnte er sich nicht losreißen.

Dann ganz plötzlich zuckte er zusammen, als hätte man ihn geschlagen und die Finger seiner linken Hand krallten sich in seinen rechten Arm, den er schützend, geradezu panisch, an seinen Körper gezogen hatte.

Die konnte mit dieser Reaktion nichts anfangen. Überhaupt war Kyos Verhalten unverständlich.

Wenn er nur wüsste, was in dem Kleinen vorging.

Vorsichtig ließ er sich auf der Bettkante nieder und versuchte Kyos Finger um seinen Arm zu lösen, da sich seine spitzen Fingernägel krampfhaft in das zarte Fleisch bohrten und blutige Kratzer hinterließen.

„Kyo, lass los. Du tust dir doch nur selbst weh“, versuchte er auf ihn einzureden, stieß jedoch auf taube Ohren.

Behutsam begann er die Finger mit seiner rechten Hand zu entkrampfen, während er mit seiner linken zärtlich über Kyos Arm strich, und ihn zu beruhigen versuchte.

„Sssh Kyo. Wer auch immer dir das angetan hat, es ist vorbei. Alles wird gut.“

Er schloss ihn in eine sanfte Umarmung, gegen die sich der Gelbschopf ausnahmsweise einmal nicht wehrte. Ganz langsam begann die Abwehrhaltung, die Kyo wie ein Eiswall umgab, zu schmelzen und die Hoffnung in Die wuchs.

Eine Weile verharrten sie in dieser Position, doch dann löste sich der Rotschopf zögerlich von dem Kleinen und schob ihn ein wenig von sich. Die dunklen Augen des Anderen folgten jeder seiner Bewegungen misstrauisch, als hätte er Angst das freundliche Verhalten seines Gegenübers könnte jede Sekunde plötzlich ins Gegenteil umschlagen.

Dies Aufmerksamkeit hingegen war auf etwas ganz anderes gerichtet. Entsetzt weiteten sich seine Augen, als Erkenntnis ihn ergriff. Ungeachtet der Reaktion, die sein Handeln hervorrufen konnte, packte er grob nach Kyos Arm und besah sich den blauen Fleck und die Einstichwunde, die er nun, da Kyo seine Hand davon gelöst hatte, sehr gut erkennen konnte.

Der Gelbschopf zuckte erschrocken zusammen, völlig überrascht von der groben Behandlung. Verschreckt wollte er seinen Arm entziehen, doch der Druck um sein Handgelenk war zu stark.

„Kyo, hast du… hast du etwa…“ Die konnte es nicht aussprechen, zu schrecklich war der Verdacht, der immer klarer wurde und plötzlich setzten sich alle Puzzleteile zusammen. Das Zittern, die Lichtempfindlichkeit, die Angstzustände.

Und mit einem Mal schäumte die Wut in dem Rotschopf hoch.

„Du hast gesagt du nimmst den Dreck nicht“, schrie er, völlig enttäuscht. Irgendwie hatte er ihm doch geglaubt, tief in sich drinnen hatte er gehofft, dass Kyo wirklich die Wahrheit sprach.

Kyo, völlig eingeschüchtert von dem plötzlichen Umschwung, begann wieder heftiger an seinen Fesseln zu zerren. Wild schlug er um sich, traf hier und da sein Ziel, doch Die hielt ihn eisern fest.

„Kyo, jetzt beruhig dich doch. Ich tu dir doch ni-AU!“, schon hatte er einen weiteren Schlag kassiert, diesmal direkt ins Gesicht. Das würde ein schönes Veilchen werden.

„Jetzt reicht’s.“ Mit seinem Latein am Ende beschloss er sich einfach auf Kyo drauf zu setzen, während er sich mit den Knien links und rechts neben seinem Becken auf dem Bett abstützte, um Kyo mit seinem Gewicht nicht zu erquetschen, ihn aber immerhin ans Bett zu pinnen und ihm so den Bewegungsfreiraum zu nehmen. Doch das verschlimmerte nur alles.

Denn der Gelbschopf begann zu schreien

Völlig verzweifelt versuchte Die ihm den Mund zuzuhalten, aber das verbesserte die Situation kein bisschen.

Er fühlte sich so hilflos, so allein. Alles wiederholte sich auf grausame Art und Weise. Das Schicksal spielte mit ihm, verspottete ihn. Egal wie sehr er sich bemühte, wie sehnlich er es sich wünschte, es würde wieder geschehen, er würde versagen.

Alles zog sich in ihm zusammen, schmerzte so sehr.

Er durfte nicht versagen, durfte nicht unterliegen. Nicht noch einmal.

Verzweifelt vergrub er sein Gesicht neben dem des Blondschopfs in den Tiefen seines Kissens und begann zu weinen, wie so oft seit der kleine Sänger in sein Leben getreten war.

Er wusste, wenn er diesen Kampf verlor würde sein Herz zu Tode bluten…
 

***
 

Die hatte keine Ahnung, wie lang er in dieser Position gelegen und Tränen vergossen hatte, doch irgendwann beruhigte sich der Kleine, als würde das salzige Nass seine Ängste mildern.

Aller Widerstand fiel in sich zusammen, als er schließlich in einen erschöpften, aber erholsamen Schlaf sank.

Erleichtert ließ Die von ihm ab und wischte sich die Tränenspuren aus dem Gesicht. Auch er fror inzwischen erbärmlich und so entledigte er sich seines nassen Oberteils.

Nachdenklich maß er den kleinen Sänger. Das Zittern hatte nicht nachgelassen. Wenn sein Körper sich nicht bald aufwärmte, würde die Unterkühlung nur weitere Folgen hinter sich herziehen und schlimmsten Falls in einer Lungenentzündung enden.

Unsicher biss er sich auf die Unterlippe. Eine fixe Idee hatte sich in seinem Kopf festgesetzt und kämpfte nun mit seinem Gewissen um die Vorherrschaft.

Konnte er das wirklich tun?

Doch nach längerem Hadern warf er einfach alle Bedenken über Bord. Schließlich diente das einem ganz bestimmten Zweck. Er wollte Kyo aufwärmen, nicht mehr!

Und so kuschelte er sich näher an den kleinen Körper und zog ihn behutsam in seine Arme, um ihn durch seine eigene Körperwärme aufzuheizen.

Oberkörper an Oberkörper lagen sie da, der eine verloren im Land der Träume, der andere in seinen eigenen Gedanken. Abwesend schmiegte er sich näher an den zitternden Körper, während die Finger seiner linken Hand unkontrolliert durch das sonnengelbe Haar strichen.

Es war ein schönes Gefühl und entlockte Die trotz trüber Stimmung ein Lächeln. Er wusste, dass dies nicht der richtige Moment war, um glücklich zu sein, aber er genoss ihn dennoch, schließlich würde er diese Gelegenheit so schnell nicht wieder bekommen.

Langsam schlossen sich seine Augenlider. Es fühlte sich so gut an, so richtig, auch wenn Kyo ein Mann war, auch wenn er diese Berührungen nur duldete, weil er schlief und nichts von alldem mitbekam. Dieser Augenblick gehörte ihm. Und so näherten sich seine Lippen unaufhörlich, eine nervöse Zunge befeuchtete sie flüchtig, ein heißer unrhythmischer Atemstoß entfloh seiner Kehle, streichelte über die weiche Haut des Schlafenden, ehe der Rotschopf einen federleichten Kuss auf den sinnlichen Mund des Ahnungslosen hauchte. Wie eine laue Frühlingsbrise strichen seine Lippen über die des Anderen.

Er durfte nicht weiter gehen, die Grenzen nicht überschreiten. Kyo liebte ihn nicht, also durfte und würde er seinen derzeitigen Zustand auch nicht zu seinem Vergnügen missbrauchen.

Schweren Herzens distanzierte er sich wieder ein wenig von ihm, wobei er jedoch ihren wärmenden Körperkontakt nicht brach, und bettete sein Kinn in Kyos gelbem Haar.

Von jetzt an würde er auf den kleinen Trotzkopf aufpassen.

//Niemand wird dir jemals mehr wehtun, das verspreche ich dir!//
 

***
 

Vielleicht war der Tod doch nicht so kalt, wie er immer gedacht hatte. Dieser Gedanke schoss durch sein kleines Köpfchen, als er die Augen aufschlug und trübes Grau ihm entgegen sickerte. Der zweite Gedanke jedoch riss ihn in die Realität zurück, denn er war nicht allein. Irgendein Arm lag um seine Hüfte, presste ihn eng gegen einen warmen Körper.

Wo war sein Hemd?

Panik flutete ihn.

War es wieder geschehen?

Er konnte sich nicht erinnern? Was war geschehen? Alles war so schwammig. Sein Kopf schmerzte und sein Körper schrie, aber wonach?

Er wusste nur eins: Er wollte hier weg!

Vorsichtig versuchte er sich aus der Umarmung zu befreien, peinlichst darum bemüht den Anderen nicht aufzuwecken. Doch dann stach ihn etwas Bekanntes ins Auge. Feuerrotes flammendes Haar.

Die?!

Wieso um alles in der Welt lag er mit Die in einem Bett?

Er entspannte sich wieder ein wenig. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie es dazu gekommen war, so wusste er wenigstens, dass von dem Rotschopf keine Bedrohung ausging. Eigentlich fühlte er sich in den starken Armen sogar geborgen und so sicher, wie lange nicht mehr.

Völlig zerschlagen ließ er seinen Kopf wieder gegen die, sich rhythmisch hebende und senkende, Brust Dies sinken und schloss die Augen. Er war so unglaublich müde und erschöpft.

Wärme suchend kuschelte er sich näher an den Gitarristen. Er hatte keine Kraft sich darüber Gedanken zu machen, wie er hierher gekommen war, noch hatte er Kraft sich Sorgen darum zu machen, dass es Die war, mit dem er hier in einem Bett lag, obwohl er ihm seit Wochen aus dem Weg zu gehen versuchte.

Langsam schlummerte sein Verstand wieder dahin, doch noch ehe er vollständig ins Land der Träume übergegangen war fiel eine Tür krachend ins Schloss und riss ihn gewaltsam wieder in die Wirklichkeit zurück.

Einen Moment herrschte Stille, die Stille vor dem Sturm.

Doch dann brach er los.

„DAISUKE!!!“

Entsetzt fuhr der Rotschopf aus dem Schlaf. Er musste eingedöst sein, während er über Kyos Schlaf gewacht hatte. Sofort wanderte sein Blick über die leicht angespannten Gesichtszüge des Gelbhaarigen. Seine Augen waren geschlossen. Dass er sich jedoch nur schlafend stellte, wusste er nicht.

Die Türklinke wurde hinunter gedrückt, doch die Tür blieb verschlossen. Ein wütendes Rütteln erschütterte das fragile Holz.

„Mach sofort auf. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du deine Tür nicht abzuschließen hast?!“

dröhnte die gewaltige Stimme seines Vaters durch die Stille.

Erschrocken setzte sein Verstand ein. Sein Blick suchte fahrig das Zifferblatt seiner Armbanduhr.

Schon acht Uhr. Draußen war inzwischen die Sonne untergegangen.

Und sein Vater war von der Arbeit zurückgekehrt.

„Was ist das hier für Dreck? Wo sind deine Schuhe? Wieso hast du sie nicht ausgezogen?“

Erneut erbebte die Tür unter einem Stoß.

„Ich dulde dein Verhalten nicht länger. Du bist eine Schande!“

Der Rotschopf seufzte genervt. Sein Vater würde Kyo nur aufwecken. Die hatte Angst, dass der ganze Kampf dann von Neuem begann.

Sanft drückte er seine Handfläche auf Kyos Ohr und zog ihm die Decke weiter über den Kopf, um den Lärm, den sein Vater verursachte, zu mindern.

„Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir rede.“

Doch Die dachte nicht daran. Er würde sich jetzt bestimmt nicht in eine dieser ewig währenden hitzigen Diskussionen verwickeln lassen, die doch nur wieder mit blauen Flecken und Kopfschmerzen endeten.

Ratlos griff er mit seiner freien Hand nach seinem Handy und wählte Kaorus Nummer. Nach kurzen Klingeln ertönte dessen Stimme.

„Hey Kao… ich hab Kyo gefunden… Ihm geht’s nicht so gut“, erklärte er stockend.

„Mit wem redest du da?“ tönte es durch die dünne Wand. „Wer ist bei dir im Zimmer? Mach sofort die Tür auf!“ Das Hämmern wurde immer lauter.

„Kannst du vorbei kommen und uns abholen?“ fragte er hilflos.

„Ist das dein Vater im Hintergrund?“ wollte Kaorus leise Stimme am Ende der Leitung wissen.

„… Ja.“ Die resignierte Antwort.

„Ist das diese Schwuchtel von Freund? Ich dulde keine Arschficker in meinem Haus. Ich schmeiß ihn raus. Ich schmeiß euch beide raus! MACH DIE TÜR AUF!!“

Betretenes Schweigen. Dies Hand krampfte sich schmerzhaft um das kleine Handy bis die Plastik bedrohlich knackte.

„Okay, bin gleich da.“

„Danke.“

„Kein Ding. Bis gleich.“

„Ja.“

Kraftlos lief Die das Handy sinken. Haltlos rutschte es zwischen seinen Fingern hindurch zu Boden. Er hielt es nicht mehr aus. Er musste hier raus.

Kaoru würde in ungefähr zehn Minuten da sein. Irgendwie musste er Kyo aus dem Haus bringen. Eins war klar: er würde sich nicht von seinem Vater aufhalten lassen.

Skeptisch wanderte sein Blick zur Tür. Es war verdächtig ruhig. Sein Erzeuger schien sich wohl gerade eine neue Vorgehensweise auszudenken.

Behutsam zog er Kyo die Bettdecke wieder vom Kopf… und sah in zwei große braune Augen.

Überraschung begann sich auf seinen Zügen abzuzeichnen.

„Du bist ja wach!?“

„Mh…“

Erleichterung begann sich seiner zu bemächtigen. Der Horror schien endlich vorbei.

Es sah so aus, als würde der Blondschopf ihn wieder erkennen.

„Wie lange schon?“ fragte er zaghaft nach.

“Länger…”

Die biss sich nervös auf die Unterlippe.

Er hatte noch niemandem je von seiner Familiensituation erzählt, nicht einmal Kaoru, obwohl er das Gefühl hatte, dass der Violetthaarige mehr wusste, als er sollte.

Und jetzt war Kyo Zeuge geworden, welchen Alptraum er täglich durchlebte und gewissenhaft unter seiner fröhlichen Maske zu verbergen vermochte.

Dieser Gedanke machte ihn verletzlich, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wieso.

„Kaoru kommt gleich“, unterbrach er die peinliche Stille. „Er fährt uns zu sich. Dort kannst du dich ausruhen und noch ein wenig schlafen.“

Der Rotschopf hatte den Kopf leicht zur Seite gedreht, um Kyo nicht direkt anblicken zu müssen. Irgendwie war es ihm peinlich, dass Kyo in seinen Armen aufgewacht zu sein schien. Was musste er jetzt von ihm denken?

„Die?“ meldete sich Kyo zaghaft zu Wort.

„Hhm?“

„Ich hab das Zeug nicht freiwillig genommen!“

Verwirrt sah der Gitarrist auf. Kyos Stimme klang zwar schwach und zittrig, aber er hatte seine Worte dennoch klar und deutlich verstanden. Oder etwa nicht?

„Was?“

„Die Drogen. Ich will, dass du weißt, dass ich wirklich keine nehme. So einer bin ich nicht.“

Unglauben spross über die verwirrten Züge.

„Aber…wie... heißt das…?“

“Man hat es mir gegen meinen Willen verabreicht”, beendete der Gelbschopf den in der Luft hängenden Satz.

Fassungslos starrte der Gitarrist den kleinen Propheten an.

„Was? Aber wieso?!“

Kyo ließ ein schwaches Lachen verlauten. Aber er lachte nicht etwa über Dies schlechte Auffassungsgabe, nein, er lachte vielmehr über seine eigene Dummheit. Hatte er wirklich gedacht, dass es so einfach wäre? Anrufe ignorieren und Leuten aus dem Weg gehen? Lächerlich.

„Weil ich nicht mehr nach ihren Spielregeln spielen will.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich will raus!“

„Raus? Du meinst… aussteigen?“

Die konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen.

„Aber, das ist doch großartig!“

Wieder lachte Kyo heiser. Der Rotschopf war so naiv.

„Der Vorfall hat doch eindeutig gezeigt, dass ich dort nie rauskomme. Er… er will mich abhängig machen… von sich.“

Gewaltsam von Kyo wieder auf den harten Boden der Realität zurückgeholt, ließ Die die Schultern sinken. „Aber… du hast doch gesagt, dass du das Zeug normalerweise nicht nimmst. Kann man denn von einem Trip gleich abhängig werden?“

„Das kommt auf die Droge an. Aber da Nishimura wollte, dass ich zurückkomme, nehme ich doch mal stark an, dass er mich durch Drogenabhängigkeit an sich binden will.“

Schmerzliche Stille legte sich zwischen die beiden ungleichen Bandmitglieder.

Dies Hände hatten sich zu Fäusten geballt. „Dann… helfen wir dir, wieder davon loszukommen.“

„Wir?“

Skeptisch hob Kyo eine der fein geschwungenen Augenbrauen.

„Du kannst es nicht länger verheimlichen, Kyo. Die Anderen haben ein Recht zu erfahren, worin du verwickelt bist. Zumindest Kao werde ich es erzählen.“

Geschlagen senkte der Sänger den Kopf.

„Alles wird gut“, versuchte Die ihn aufzumuntern. „Du wirst schon sehen.“

Kyo lächelte matt. //Wenn ich das nur glauben könnte.//

„Hier“, Kyo schreckte aus seinen Gedanken, als Die ihm etwas vor die Nase hielt. „Zieh das an. Dein Hemd ist noch immer nicht trocken.“

Irritiert betrachtete der Sänger den schwarzen, viel zu großen Pullover.

Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er oberkörperfrei in Dies Zimmer hockte. Und auch Die war recht spärlich bekleidet.

Mit Mühe unterdrückte er die Röte, die ihm ins Gesicht schießen wollte, und griff nach dem Kleidungsstück, um es sich über den wüsten Haarschopf zu streifen.

Wie erwartet war das Oberteil ein paar Nummern zu groß und rutschte ihm seitlich über die linke Schulter, sodass ein Stück Haut offenbart wurde. Auch die Ärmel waren zu lang und verschluckten seine zierlichen Hände.

„Steht dir“, meinte der Rotschopf grinsend und zog sich ebenfalls an.

„Urusai“, knurrte Kyo nur und entlockte Die damit ein ehrliches Lächeln.

Der alte übellaunige Kyo war zurück. Wenn das kein gutes Zeichen war.
 

Wenig später zerriss ein schrilles Klingeln die Stille.

„Das wird Kao sein“, erklärte Die hoffnungsvoll. „Kannst du allein laufen?“

Kyos Augen verengten sich leicht. „Natürlich. Ich bin doch kein Invalide.“

Die seufzte und krallte sich seinen Rucksack, in den er einige Sachen gepackt hatte.

„Dann komm.“

Etwas wackelig erhob sich Kyo vom Bett und folgte Die aus dem Zimmer.

„Was macht die Schwuchtel vor unserer Tür?“ knurrte Dies Vater, der gerade durch den Spion linste. Verwirrt drehte er sich zu seinem Sohn. „Und wer ist das da? Verkehrst du jetzt schon mit abgewrackten Straßenpunks und Junkies?“

Kyos Erscheinungsbild ließ wahrlich etwas zu wünschen übrig, denn er war blass und seine Augen waren von dunklen Ringen unterlegt.

Wütend ballte Die die Hände zu Fäusten. „Wag es nicht ihn als Junkie zu bezeichnen!“

„Sprich du nicht in diesem Ton mit mir!“

„Ich spreche mit dir wie ich will!“ Aufgebracht riss Die die Tür auf vor der noch immer Kaoru stand.

„Wo gehst du hin?“

„Geht dich einen Dreck an!“

„Ich hab dich gefragt wo du hingehst.“ Zornig hatte ihn sein Vater am Handgelenk gepackt.

Kaoru und Kyo musterten die Szene regungslos.

„Lass los!“ zischte der Rotschopf bedrohlich, während er sich zu seinem besten Freund umwandte. „Kaoru, geh mit Kyo vor. Ich komme gleich nach.“

Der Violetthaarige nickte gehorsam und zog den verwirrten Gelbschopf auf die Straße zu seinem Auto.

„Du gehst nirgendwo hin! Ich lass nicht zu, dass du mit so zwielichtigen Gestalten verkehrst! Schlimm genug, dass ich dir erlaube dein Haar so lächerlich rot zu färben. Als dein Vater verbiete ich dir mit diesen Typen mitzugehen!“

„Du kannst mich mal“, entgegnete Die erbost und riss sich los.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss.
 

~*~
 

Aufmerksam lauschte Kaoru den ernsten Worten seines Freundes, nickte ab und an oder zog die Stirn besorgt in Falten.

Nachdem der Rotschopf geendet hatte ließ der Leader ein langgezogenes Seufzen verlauten.

„Da ist er ja in was reingeraten“, meinte er erschüttert.

Nachdenklich warf er einen Blick über die Schulter auf die schmale Gestalt, die unter der großen Bettdecke fast verloren ging.

Gleich nachdem sie die Wohnung betreten hatten hatten den Kleinen die verbliebenen Kraftreserven verlassen und er war erschöpft eingeschlafen.

„Und man hat ihm wirklich Drogen verabreicht?“ fragte Kaoru ungläubig nach.

Die nickte traurig.

„Heilige Scheiße“, murmelte der Violetthaarige resigniert.

„Und was machen wir nun?“

„Na was wohl? Wir holen ihn da raus.“

„Das sagst du so einfach. Mit solchen Leuten ist nicht zu spaßen. Die killen dich auch mal eben, wenn du ihnen im Weg stehst.“

Verbittert presste Die die Lippen aufeinander.

Das wusste er auch. Aber er konnte doch nicht einfach tatenlos zusehen.

„Auf jeden Fall müssen wir ihn wieder von den Drogen runter kriegen.“

Er strich sich seufzend über das Gesicht und die müden Augen.

Das alles machte ihn vollkommen fertig.

„Kann er eine Weile bei dir bleiben?“ fragte er schließlich in die entstandene Stille. Sein Blick war abwesend aus dem Fenster gerichtet. „Ich würde ihn ja mit zu mir nehmen, aber dann bringt ihn mein Vater womöglich um“, erklärte er mit einem schiefen Grinsen, doch Kaoru wusste, dass kein Spaß dahinter lag, sondern vielmehr Schmerz.

„Kein Problem. Er kann solange hier wohnen, wie er will. Es ist genug Platz für eine weitere Person.“

Der Rotschopf lächelte dankbar und wandte sich zu Kaorus Schlafcouch um. Kyos gelber Haarschopf hob sich leuchtend von der dunklen Bettwäsche ab, während der Rest seinen kleinen Körpers fast gänzlich verschluckt wurde.

Lautlos ging er neben dem Sofa in die Knie, um mit Kyo auf einer Höhe zu sein. Wie in Trance ließ er seinen Blick über das ebene blasse Gesichtchen schweifen, welches ohne dunkle Schminke und die Härte des Alltags regelrecht unschuldig und kindlich aussah.

Sanft strich er mit seinen Fingerspitzen über die kühle Haut.

Ein Klingeln riss Kaoru aus seiner Starre.

„Oh verdammt, ich hab Toshiya ganz vergessen“, fluchte er leise. „Wir waren ja verabredet.“

„Geh ruhig“, meinte Die. „Ich komm schon klar.“

„Bist du sicher? Ich mein, ich kann Toshiya auch einfach absagen. Er versteht das sicher.“

„Nein nein. Schon okay. Ich will dir den Abend nicht noch mehr verderben.“

„Aber du-“

„Kao“, unterbrach ihn der Rotschopf flüchtig lächelnd. „Es ist okay!“

//Verstehe. Sag doch einfach, dass du mich nicht brauchst. Du nimmst doch sonst kein Blatt vor den Mund. Und ich kenne deine Gedanken doch sowieso.//

Ein unehrliches Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Na schön. Aber wenn etwas ist, dann rufst du mich an und ich komme sofort vorbei. Einverstanden?“

„Ok.“

Kaoru nickte zufrieden. „Bis später.“

Mit diesen Worten verließ er die Wohnung und ließ Die mit Kyo allein zurück.
 

~*~
 

Angenehme Ruhe war eingekehrt. Die war irgendwann auf den Knien hockend eingeschlafen. Den Kopf hatte er auf die Bettkante gelegt und zwischen seinen Armen vergraben.

Ein scheues Paar Augen öffnete sich blinzelnd und sog die fremde Umgebung in sich auf, ehe eine schmale Hand zögerlich durch flammend rotes Haar strich. Es war so weich.

Hatte er die ganze Zeit an seiner Seite über ihn gewacht?

Zärtlich wanderten die Finger weiter, streichelten über die zarte Haut des Anderen, fuhren die feinen Konturen seines Gesichtes nach.

Wieso?

Wieso sorgte er sich so sehr um ihn?

Weil er ihn liebte?

„Kyo?“

Braune Augen hatten sich geöffnet, maßen ihn verwundert, versuchten zu verstehen.

Langsam zog der Kleinere seine Hand zurück, begegnete reglos seinem Blick.

„Wie fühlst du dich?“

„Geht“, kam die knappe Antwort.

„Willst du was trinken? Hast du Hunger? Du bist viel zu dünn. Wann hast du eigentlich-“

„Die?“

„Hn?“

„Wieso tust du das?“

Die Verwirrung war dem Rotschopf deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Wieso tue ich was?“

„Wieso sorgst du dich so?“

Ein leichter Rotschimmer kroch auf die Wangen des Gitarristen. „Du bist mir wichtig“, gab er ehrlich zu. Unruhe begann sich seiner zu bemächtigen. Kyos Blick schien ihn zu durchbohren, zu durchleuchten.

„Liebst du mich?“

Überrascht weiteten sich Dies Augen.

„Was?“

„Liebst du mich“, wiederholte der Gelbschopf geduldig seine Frage.

Nervös biss sich Die auf die Innenseite seiner Unterlippe. Er konnte ihn nicht belügen.

Ergeben senkte er seinen Blick.

„..Ja.“

Die Antwort war kaum mehr als ein milder Hauch und doch hallte sie noch lange in Kyos Ohren nach.

Hieß es nicht immer, dass Liebe glücklich machte?

Aber wieso krampfte sich sein Herz dann so schmerzhaft zusammen.

„Wieso?“ fragte er schwach. Er musste es wissen.

Die erwiderte seinen Blick schweigend, nach einer Antwort suchend.

Ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

„Weil du du bist“, waren seine einzigen Worte.
 

~*~
 

Anm.: Ich habe versucht die drei Zyklen des Drogenrausches in den Träumen bzw. Rückblicken zu verarbeiten.

Die drei Abschnitte, die immer in +~~ geschrieben sind, wickeln jeweils eine Phase ab; erst die Bewusstseinserweiterung, der expressionistisch anmutende Erzählstil, die wechselnde Landschaft und das metaphorische "Maul" des Autos, das sind Illusionen, die hervorgerufen werden, die zweite Phase ist der Schmerz, sowohl physisch als auch psychisch, verursacht durch seinen Boss und "Vaterersatz" Nishimura, ihm wird seine Hilflosigkeit vor Augen geführt, die dritte Phase die Angst, die schließliche Injektion der Drogen, die er so sehr fürchtet und hasst und das Grauen was folgt...
 

Der Titel 愛しいのサイコホラー stammt übrigens aus dem Lied Filth, nach dem ich auch die Droge benannt habe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (39)
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Von:  Zerocchi
2005-05-22T20:45:49+00:00 22.05.2005 22:45
Ich muss glaub ich nichts weiter als das bisher geschriebene dazufügen und wenn doch, so steht alles schon in meinem vorigen Kommentaren.
Von:  Saki-san
2004-11-30T18:21:05+00:00 30.11.2004 19:21
Kao hat Angst um Die, das kann ich gut verstehen. Wie ein aufgescheuchtes Hühnchen... und wir wissen warum. Klasse... aber fällt das nicht irgendwann mal auf?

"Sein Vater schlägt ihn! Wusstest du das?"

Uhuuuu!

Kaoru verteidigt Die wie eine wild gewordene Löwin ihre Jungen. An Kyos Stelle möchte ich da nicht sein, weil Kaoru glaub ich ziemlich beängstigend sein kann. Auf jeden Fall super toll geschrieben!


"Raffst du es wirklich nicht? Er liebt dich, verdammt noch mal!"

Ohoooooh!


"Aber... ich dachte... du und er... nicht?" Kyo war sichtlich verwirrt.
Kaoru hob eine Augenbraue. "Du dachtest wir zwei wären zusammen?"

Jetzt falle ich vor Lachen vom Stuhl. Feary du bist genial. Das ist ein so logischer und doch so unglaublicher Gedankengang. Einfach gut!


Gut, dass irgendwann die anderen reinkommen.. die Situation musste ja irgendwie aufgelöst werden.

"Kyo war anders.
Kyo dachte anders.
Kyo fühlte anders.
Kyo lebte anders."

Schönes Stilmittel! Ich liebe es, wenn Leute nicht nur schribseln, sondern auch ein bisschen was von literarischen Stilmitteln verstehen. Und doch passt es hier hinein. Gefällt mir!


Der Zeitsprung wird auch gut eingeleitet... gerade die letzten beiden Sätze da sind besonders gelungen... man könnte sie beinahe überlesen, wenn sie nicht so wichtig wären...

"Jetzt, wo Kyo von den Gefühlen des Rothaarigen wusste, erkannte er es viel
leichter.
Es war erstaunlich, dass es ihm nicht früher aufgefallen war."

Sowas ist glaub ich immer symptomatisch, ne?

Telefonterror Deluxe... hmm...das wird noch übel glaub ich...


Und dann isser weg... ich möchte nicht wissen, wie es in Die da aussieht.. ich g aube ich würde durchdrehen... manchmal sind ungute Gefühle, Vorahnungen etwas, was sehr viel Bedeutung haben sollte....


Kyo ist ja in gräuslicher Verfassung... da kann man doch nur überfordert sein... ohjeeohjee



Was dann kommt, ist literarisch klasse gelöst... klingt "leider" richtig Kyotisch... Verwirrung pur!




Dann die Szene im Büro.. buaaaaah... da krieg ich Angst!



Es ist wirklich rührend, wie sich Die um Kyo kümmert... gerade, wenn dieser sich wehrt...das ist auch alles sehr realistisch geschrieben. Oh man oh man!


Filth - oh scheiße!
Guter Name, grauenhafte Aussichten... gerade so ,wie sie Kyo präsentiert werden... ich weiß gar nicht, wie ich meine Abscheu zum Ausdruck bringen soll... du lässt deine Leser richtig leiden!


Ich hasse Drogen und deine Fanfic ist nur ein weiterer Grund sie zu verabscheuen, weißt du das?


"Und so kuschelte er sich näher an den kleinen Körper und zog ihn behutsam in
seine Arme, um ihn durch seine eigene Körperwärme aufzuheizen."

Hoffentlich sieht das Dies Daddy nicht,.. sonst gibts Mord und Totschlag!


"DAISUKE!!!"

Scheiße!

"Ist das diese Schwuchtel von Freund? Ich dulde keine Arschficker in meinem
Haus. Ich schmeiß ihn raus. MACH DIE TÜR AUF!!"

Oh Scheiße!

"Ich hab das Zeug nicht freiwillig genommen?"

Mach bitte mal das Fragezeichen weg.. das verwirrt!

Ich finds toll, wie Die Hilfe anbietet... hoffentlich kommen sie da heil raus!


Gut, wie Kaoru die Neuigkeiten aufnimmt... das hätte ich auch so vom Leader-sama erwartet!


Das Gespräch über Liebe.. das bringt einem das Herz zum überlaufen. Ich brauch ein Taschentuch... mist!

Jetzt heul ich rum und leide! Alles deine Schuld, du schreibst einfach zu gut!
Aber mal ernst: das ist wirklich bewegend gemacht. Bild dir mal was darauf ein!
Von:  -Nana-
2004-10-25T11:15:33+00:00 25.10.2004 13:15
muaääää mach weiter ;;___;;
bitte >.< XD
deine FF is einfach so toll*-*
si fesselt mich richitg beim lesenG*rinst leich*...
dein schriebstil gefällt mir...^-^...
Von: abgemeldet
2004-10-24T01:13:50+00:00 24.10.2004 03:13
gott wie dreist da einfach schluss zu machen @@
menno >_>;;
die ist ja echt mal arm dran...
aber das er es vor kyo so schnell zugibt...
kyo könnte jetzt auch mal was netter zum armen Die sien *seufz*
kaoru will sich auch nur ablenken...sehr zum leidwesen Totchis-....er müsste doch wissen, dass er das nicht macht, wiel er toshiya liebt v.v
*seufz*
mein gott...alles arme schweine x____X!"
...
aber schnell weiter *___________*v
Von: abgemeldet
2004-10-22T19:51:34+00:00 22.10.2004 21:51
Woah klasse FF^^
*mal wieder erst nach einer halben ewigkeit daraufgestoßen bünz*
NJa... Aufhendefall find ichs genial es gibt auch nichts zu kritisieren, wen dann auch nur positiv^^
Baba,
Yu-ki-kun
Von: abgemeldet
2004-10-21T01:49:09+00:00 21.10.2004 03:49
Hiii ^0^

ich weiß jetzt was du gemeint hast mit den Phasen,aber ich dachte,als Die Kyo findet fängt die erste Phase erst an *drop*
naja,jedenfalls hab ichs jetzt kapiert n_n
hier mein review:

...<<streichelte über die weiche Haut des Schlafenden, ehe der Rotschopf einen federleichten Kuss auf den sinnlichen Mund des Ahnungslosen hauchte.>>

Jaaa, Kyos Lippen ^,^
Ah, die ganze Szene is zum Niederknien >_<


Von jetzt an würde er auf den kleinen Trotzkopf aufpassen.
//Niemand wird dir jemals mehr weh tun, das verspreche ich dir!//

Ja, er gehört zu ihm *nod*


<<Die hatte Angst, dass dann der ganze Kampf von Neuem begann.
Sanft drückte er seine Handfläche auf Kyos Ohr und zog ihm die Decke weiter über den Kopf, um den Lärm, den sein Vater verursachte, zu mindern.>>

irgendwie konnt ich mir die Szene am besten vorstellen._.


mmh, ach so....jetzt , ok, ich habs begriffen mit den Phasen >_>


<<Dieser Gedanke machte ihn verletzlich, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wieso. >>

Ja, mmh, das is ein guter gedanke. Wenn man eigentlich schon immer etwas verbirgt,dann muss man erst mal schlucken,wenns dann rauskommt...du hast Die als einen verschlossenen Typen,der seine Ängste und Sorgen versteckt, beschrieben, jetzt wo seine Maske bröckelt, hat er Angst seinen wahren Charakter zu zeigen....das is so süß,dass er vorher immer den sorglosen gspielt hat,aber im Endeffek durch Kyo zu sich selbst findet. Wenn er denn dann bald andere an seinem Leben teilhaben lässt!^-^


<<...da Niimura wollte, dass ich zurückkomme, nehme ich doch mal stark an, dass er mich durch Drogenabhängigkeit an sich binden will.">>

Ohje,jetzt kann sich Kyo ja auf einen Drogenentzug gefasst machen ._.


<<Wie erwartet war das Oberteil ein paar Nummern zu groß und rutschte ihm seitlich über die linke Schulter, sodass ein Stück Haut offenbart wurde. Auch die Ärmel waren zu lang und verschluckten seine zierlichen Hände.>>

wheeee, bei der Szene hat ich gleich Bock drauf ein Chibi-Kyo zu zeichnen...oder auch ein etwas anderes Bild^-^ das hört sih nämlich auch sehr sexy an *lol*


<<"Liebst du mich?">>

is ja auch ganz normal sowas zu fragen O,ô *sarcasm*
ne, aber in einer anderen Fic wars die gleiche Situation, mmh,vielleicht weil man das von einer so direkten Person, oder einer sehr forschen Person,erwartet? Jedenfalls find ich die Frage fies =__=

so,das wars
mach schnell weiter,hai?
ich finde deinen Schreibstil sehr gut, was mn ja auch an den vielen Kommis zu den relaiv wenigen Chaps sehen kann
mach jedenfalls grad Werbung für dich bei einer Freundin *Fähnchen schwenk*
oki,bis denn
baibai *wink*
Rayko
Von:  Shunima
2004-10-19T23:57:17+00:00 20.10.2004 01:57
puh, anstrengendes chap für mich *leidet immer so sehr mit* Habs beinahe nich ausgehalten ^^;; Aber... armer Kyo! Bitte bitte lass die Story nicht schlecht ausgehen! Das wrde ich nich aushalten! Nicht jetzt, wo Die und Kyo sich ein wenig annähern! Waah, das war so süß...
Aber wei konntest du eigentlich an einer Stelle wie dieser einfach Schluß machen und uns für so lange Zeit einfach hinhalten *flenn* *wirres zeug redet*
Okay, sieh zu, dass es weitergeht, ich sterb sonst vor langeweile! *mit erhobenen Zeigefinegr vor Fearys gesicht rumfuchtel*
Wie ist dein Umzug gelaufen? ^^
Von:  winterspross
2004-10-19T18:15:37+00:00 19.10.2004 20:15
oh, auch der letzte teil ist wunderschön. ich würde dich soo gern ausführlich kommitieren, so mit zitaten und so, aber ich kann net.. no time XD~

öhm... nur eines: ist gefärbtes japanerhaar wirklich weich? mir ist bis jetzt noch kein kerl mit weichen haaren untergekommen
+lach+
tolles chap.
und schreib bald weiter, ja?
Von: abgemeldet
2004-10-14T19:09:38+00:00 14.10.2004 21:09
mouw~ ;_____________________________;
schööööhn *schweb* hach... kyo is so direkt *___* und die so süß >< und kao so aufrichtig und ...öhm... *lob* ich bin grad heftig am überlegen ob die jetzt wirklich wieder zu seinem vater zurück will (wollen natürlich nicht, aber ob ers trotzdem tut) '°______°'
aber wie kannst du da bloß n ende setzen?!?! #~#

tjah~ freu mich jedenfalls wenns weitergeht! lg! ^___^
Von: abgemeldet
2004-10-13T16:42:08+00:00 13.10.2004 18:42
*diese fanfiction vergötter*
sie ist toll...
katsu


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