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Pandora - A World full of Secrets

~KaiXRay~ and others
von

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Harder To Breathe

Disclaimer:

Name: Pandora- A World full of Secrets

Autoren: Malinalda und Yingzi

Genre: Romantik, Drama, Fantasy, Shounen-Ai

Warnung: AU, OOC, Dark

Widmung dieses Kapitels: datErdbeerschn – für das 1’000. Kommi ^__^
 

Zeichenerklärung:

„…“ – Sprechen

‚…’ – Gedanken

~*~*~*~ - Erinnerungen, Erzählungen (in der Art von Flashbacks)

~~~ - Träume

***~*** - Visionen (Vergangenes sowie auch Zukünftiges)

Kursives – widerhallende Sätze im Bewusstsein, Auszüge aus Schriften, Briefe
 

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Kapitel 63: Harder To Breathe

(dt. Schwerer zu atmen)
 

Die Luft war erfüllt vom Rauch der brennenden Holzbauten, die den Toten ihre letzte Ehre erweisen sollten. Zu Hunderten standen die Soldaten an ihren Seiten und schickten letzte Gedanken an ihre verstorbenen Kameraden. Es war ein Anblick, der Enrico das Herz bluten ließ. Wie viele Menschen hatten sie auf diese Weise schon verbrannt? Wie viele hatten bereits ihr Leben verloren? Er wusste es nicht. Dachte er jedoch an die Größe ihrer Heere zurück, als sie in den Krieg gegangen waren, und betrachtete nun die Anzahl der Männer, die sich Tag für Tag in den Kampf schleppten, nur um abends mit weniger Kraft und Mut zurückzukehren und festzustellen, dass weitere Lücken zwischen ihnen herrschten, die am Vortag noch von mutigen Kameraden gefüllt gewesen waren, wusste er, dass es viel zu viele waren.
 

Mit traurigen Augen wandte er sich ab und ging in Richtung der Zelte. Auf dem Weg dorthin warf er einen Blick über die Ebene und sah, dass auch dort der Himmel von den vielen Feuern taghell leuchtete. Auch ihre Feinde hatten einen Großteil ihrer Männer verloren, das sah er jeden Tag, wenn er in die Schlacht zog. Es war nicht nur der Kampf allein, der ihnen allen zusetzte, auch die starke Kälte und der viele Schnee hatte bereits zahlreiche Opfer gefordert. Einige der Verwundeten waren ihren starken Verletzungen erlegen und andere auf ewig gekennzeichnet. Wie lange noch sollte dieses Unheil seinen Lauf nehmen? Würden sie so lange kämpfen, bis auch der Letzte von ihnen allen zusammenbrach? Über zwei Monate dauerte der Krieg nun schon an. Der zweite Monat des neuen Jahres hatte begonnen und somit wohl auch das Finale des Kampfes. Auch wenn er nie gedacht hätte, dass die Schärfe noch weiter ansteigen würde, mit denen die Soldaten sich bekämpften, war er eines Besseren gelehrt worden. Verzweiflung, Wut, Angst, Trauer. Alle diese Gefühle leiteten die Taten der Krieger und machten sie zu verbitterten Einzelkämpfern. Wer einen Feind vor den Füßen hatte, zögerte nicht, sondern stach zu. So herrschte das unausgesprochene Gesetz auf dem Schlachtfeld.
 

Mit langen Schritten näherte sich der Blonde seinem Ziel, bis zwei Stimmen aus einem anderen Zelt kommend seine Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Enrico blieb stehen und begann zu lauschen und das, was er hörte, erfreute ihn gar nicht. „Weißt du, was heute bekannt geworden ist?“ „Nein. Was ist denn passiert?“ „Passiert ist nichts, aber man weiß nun, wer Prinz Robert damals so schwer verletzt hat.“ „Wer war es denn?“ Enrico spannte sich unbewusst an. Wer hatte einen seiner besten Freunde so schwer verletzt? Das war eine der Fragen gewesen, die bis heute nicht geklärt werden konnten. „Prinz Leonardo von Rhaya.“ „Was? Der Prinz Rhayas?! Das glaube ich nicht, wieso sollte er so etwas tun?“ „Keine Ahnung. Aber es stimmt. Da bin ich mir sicher. Ein General Beriahs hat es zu einem sterbenden Soldaten gesagt. Ich hasse diesen Kerl, aber niemandem ist es bisher gelungen, ihn zu besiegen.“ „Ja, wenn doch nur Prinz Keisuke endlich in den Kampf einsteigen würde…“ Enrico interessierte das Gespräch nicht mehr. Er war erschüttert über das, was er gehört hatte. Entsprach es wirklich der Wahrheit, dass Prinz Leonardo Robert hinterrücks angegriffen hatte? Auch wenn er Prinz Leonardo für das hasste, was dieser ihm noch immer vorwarf, hatte Enrico stets gedacht, dass Leonardo ein Mann von Ehre und Mut war.
 

Schlagartig änderte er sein Vorhaben und steuerte das Zelt an, welches sich Johnny und Kai teilten. Sie sollten wissen, was er gehört hatte. Ohne auch nur ein Zeichen, dass er anwesend war, schlug Enrico die Plane zurück und wollte etwas sagen, als er bemerkte, dass das Zelt leer war. Wo waren die beiden schon wieder? Wo er Johnny finden würde, dass konnte er sich denken, aber wo war Kai? Enrico schnaubte und machte kehrt. Würde er eben erst Johnny sagen, was er herausgefunden hatte. In seinem Zorn merkte Enrico nicht, wie er jemanden anrempelte, dieser dann zu Boden fiel und ihn mit umriss. „Pass doch auf!“, zischte Enrico, hielt aber inne, als er erkannte, wen er umgestoßen hatte. „Max?“ Der Blonde rappelte sich auf und rieb sich seine schmerzende Stirn. „Ihr solltet besser aufpassen, wohin Euer Weg Euch führt, Enrico.“, sagte Max und lächelte zögernd. „Es tut mir Leid, aber ich war zu tief in Gedanken versunken.“, entschuldigte sich Enrico und half dem Jüngeren auf die Beine. „Nicht so schlimm, ist ja auch nichts passiert, aber was hat Euch so in Gedanken versetzt, dass Ihr nicht bemerkt, wohin Ihr geht, Enrico?“, fragte Max, als er wieder aufrecht stand. „Ich habe eine sehr wichtige Entdeckung gemacht und war auf den Weg zu Johnny und Kai um sie davon zu unterrichten, aber sie waren nicht in ihrem Zelt. Jetzt suche ich sie. Du hast sie nicht zufällig gesehen?“ Enrico bezweifelte, dass Max ihm helfen konnte. Doch der Jüngere nickte. „Sie sind oben auf dem Hügel und trainieren.“, sagte er. „Sie trainieren?“ „Ja, Johnny hat Kai darum gebeten. Er und ich waren vorhin etwas spazieren, als Johnny auftauchte.“ Enrico nickte als Beweis, dass er verstand. „Gut, dann werde ich gleich zu ihnen gehen. Wie geht es überhaupt deinem Arm?“, fragte der Blonde plötzlich. „Er ist wieder in Ordnung. Morgen werde ich wieder mitkämpfen können.“, sagte Max und grinste. Vor einigen Tagen hatte er sich eine Zerrung zugezogen und seinen Arm nicht mehr bewegen können. Doch jetzt hatte er sich erholt und die Schmerzen waren verschwunden. „Das freut zu hören. Du bist ein guter Krieger, Max, und ich freue mich, dass du dich damals entschlossen hast, auf unserer Seite zu kämpfen.“, erwiderte Enrico freundlich. Er mochte den jungen Kronosaner. Max und er hatten sich in den vergangenen Wochen angefreundet und verstanden sich ausgezeichnet.
 

„Ich habe es getan, weil ich meine Freunde nicht im Stich lassen konnte und da ich weiß, wie genau dieser Krieg entstanden ist, könnte ich nie für ein Land kämpfen, dass die Pläne Lord Voltaires unterstützt.“, entgegnete Max ernst. „Das sind wahrlich ernste Worte. Eine Meinung, die auch Kai stark vertritt.“ Max schüttelte den Kopf. „Ihr könnt ihn nicht mit mir vergleichen, Enrico. Kai hat andere Gründe zu kämpfen, die mit den unseren nicht ganz zu vergleichen sind. Es hat auch seinen Grund, weshalb er sich bisher zurückgehalten hat, doch lange wird es nicht mehr dauern und er wird mit uns in den Kampf ziehen. Da bin ich mir sicher.“ „Du magst ihn, hm?“ „Ja, er ist inzwischen wie ein Bruder für mich. Ich vertraue ihm und ich denke, dass er auch mir vertraut. Aber so sicher kann man sich bei ihm nicht sein und auch wenn er nach außen hin kalt und egoistisch wirkt, ist er doch ein ganz lieber Kerl. Ich bin froh, ihn zum Freund zu haben.“ Ein kleines Lächeln zierte nun Max’ Lippen. „Ich werde nicht schlau aus ihm, aber ich kenne ihn auch nicht so gut wie du. Also dann, Max. Lass es dir gut gehen.“ ‚So gut, wie es einem in dieser Situation gehen kann.’, fügte Enrico in Gedanken hinzu und ließ Max zurück. Der Jüngere winkte ihm kurz und setzte dann seinen Weg fort.
 

***
 

Schwer atmend ließen sie ihre Schwerter sinken. Sowohl Kai als auch Johnny hatten ihre ganze Kraft in die Übungen gesteckt und wischten sich jetzt den Schweiß von der Stirn, der trotz der Kälte über ihre Haut lief. „Danke, Kai. Das hat mich etwas abgelenkt.“, sagte Johnny und ließ das Schwert zurück in seine Scheide. „Keine Ursache. Bei den ganzen Schwächlingen brauchst du auch mal wieder einen ordentlichen Gegner.“ Johnny lächelte gequält. „Wenn sie so schwach wären, würden nicht so viele gute Kämpfer sterben. Unterschätze sie nicht, Kai. Du weißt, wie viele von ihnen unter denselben Bedienungen wie wir aufgewachsen sind.“ „Sicher weiß ich das, dennoch können nicht viele so gut kämpfen wie du.“ „Es ist nicht üblich, dass du Komplimente verteilst, Kai.“ „Es ist kein Kompliment, sondern eine Tatsache.“ „Trotzdem hätten wir viel bessere Chancen, wenn du endlich mitkämpfen würdest.“ Ernst sah Johnny seinen Freund an. Genervt stieß Kai die Luft aus. „Fang nicht schon wieder damit an. Du kennst meine Antwort, meine Gründe.“ „Ja. So langsam wünsche ich mir, dass Tala endlich eingreift.“, stöhnte Johnny. Kai zuckte nur mit den Schultern. „Wie geht es Robert?“, fragte er stattdessen. „Nicht gut. Die Wunde will nicht richtig heilen. Die Kälte verhindert den Wundverschluss, aber nach DelMonte können wir ihn nicht bringen, da er zu schwach für den Transport ist. Isabel befürchtet, dass er ihn nicht überleben würde. Oh, ich verfluche den Kerl, der ihm das angetan hat.“ Wütend ballte Johnny seine Hand zur Faust.
 

Kai beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Johnny hing sehr an seinem Herrn, das wusste er, schließlich hatte Robert ihm einst das Leben gerettet. Aber um Robert stand es nicht gut, das wusste auch der Silberhaarige. Seitdem der Prinz des Landes Kreios verletzt worden war, lagen mehr als sechs Wochen zurück und trotzdem schien die Wunde nicht heilen zu wollen. In den ersten zwei Wochen hatte er sich gut erholt und alle hatten geglaubt, dass er schnell wieder auf die Beine kommen würde, doch dann hatte der Heilungsprozess eingehalten und Robert hatte starkes Fieber bekommen. Einige Male hatte er sich so stark bewegt, dass die verheilten Stellen wieder aufgebrochen und die Wunde sogar weiter eingerissen war. Isabel, Kai kannte sie nur vom Sehen, hatte mit allen Mitteln versucht eine Entzündung zu verhindern und nur dank ihrer guten Vorsorgungen war es ihr auch gelungen. Hätte sich die Wunde entzündet, das wusste jeder, wäre es um Robert geschehen gewesen. Seitdem lag der junge Prinz ans Bett gefesselt im Lazarett und kämpfte gegen die Schmerzen und das Fieber. Johnny hatte bittere Rache geschworen, sollte er jemals herausfinden, wer seinen Herrn verletzt hatte.
 

„Kai, Johnny! Hier seid ihr ja.“, hallte plötzlich eine Stimme den Hügel hinauf. Sowohl der Silberhaarige als auch der Rothaarige drehten sich um und sahen die bekannte Gestalt Enricos auf sie zukommen. „Enrico? Was treibt Euch hierher?“, fragte Johnny überrascht. „Ich habe euch gesucht, denn ich habe vorhin eine wichtige Mitteilung gehört, die heute die Runde über das Kriegsfeld gemacht haben soll.“, sagte der Blonde etwas außer Atem, als er sie erreicht hatte. „Wir haben trainiert. Beruhigt euch erst einmal, Enrico.“, sagte Johnny. Kai sah nur zu und wartete, bis der Blonde wieder zu Atem gekommen war. „Was habt Ihr gehört, Enrico?“, fragte er mit bekannter neutraler Höflichkeit. „Als ich auf dem Weg zu meinem Zelt war, konnte ich zwei Männer über etwas reden hören. Ich weiß, dass lauschen sich nicht gehört, aber als ich mitbekam, worüber sie redeten, konnte ich nicht weghören. Sie sagten, dass die Nachricht über das Schlachtfeld zog, Prinz Leonardo wäre es gewesen, der Robert angegriffen hat.“ Johnnys Gesicht wurde aschfahl und sein Blick ruhte auf dem Boden, jedoch erkannte Kai, wie sich der Körper des Rothaarigen anspannte und er erneut seine Hände ballte. „Meint Ihr nicht, dass das nur ein Gerücht sein könnte?“, fragte er. Enrico hob die Schultern. „Ich weiß es nicht, Kai. Ich selbst habe nichts davon gehört.“ „Dann können wir auch nicht wissen, ob es die Wahrheit ist.“, sagte Kai und wollte damit das Thema beenden, denn das Prinz Leonardo zu so etwas in der Lage war, bezweifelte er. Er kannte ihn zwar nicht persönlich, doch hatte Ray ihm oft von ihm erzählt und in all diesen Erzählungen hatte er nicht einmal ein schlechtes Wort über seinen Cousin verloren.
 

„Nein, Kai. So… so einfach ist das nicht.“, sagte Johnny plötzlich. Noch immer hatte er seinen Kopf zum Boden gesenkt, so dass Haarsträhnen seine Augen verbargen. Kai drehte sich zu ihm und sah ihn fragend an. „Wie meinst du das, Johnny?“ „Ich habe bisher noch nichts gesagt, weil ich es selbst nicht glauben konnte, denn mehr als einmal sah ich Prinz Leonardo, wie er einem seiner Männer das Leben rettete, aber der Kämpfer, der Robert angriff, sah tatsächlich so aus wie er. Er trug dieselbe Rüstung.“ Johnnys Stimme klang belegt und er musste sich stark beherrschen nicht laut zu werden. „Wieso hast du das nie gesagt?“ Nun sah Kai den Rothaarigen ungläubig an. „Weil ich es nicht richtig gesehen habe und dachte, meine Augen spielen mir einen Streich, deshalb.“, knurrte Johnny. „Hätte ich mehr darauf geachtet, würde Leonardo nicht mehr dort drüben stehen und auf seine Soldaten Acht geben!“ „Johnny beruhige dich, verdammt noch mal!“, rief Kai nun und packte Johnny am Arm. „Nein! Das werde ich nicht, Kai! Jetzt wo ich weiß, dass er es war, wird er dafür bezahlen.“ Der Rothaarige riss sich los und stürmte im Eiltempo den Hügel hinab. Enrico sah ihm nur verblüfft hinterher, während Kai den Kopf schüttelte. „Dieser Sturkopf. Hoffentlich weiß er, was er tut.“ „Wie meinst du das, Kai?“, fragte Enrico, der nicht verstand, was Kais Worte bedeuteten. Doch Kai gab ihm keine Antwort, sondern lief Johnny hinterher.
 

Dieser war inzwischen bei den Pferden angekommen und hatte eines der Tiere losgebunden, wollte es satteln, als Kai zu ihm stieß. „Johnny! Lass das Pferd in Ruhe und komm mit!“, sagte er beherrscht, doch Johnny achtete nicht auf ihn, sondern legte den Sattel so heftig auf den Rücken des Tieres, dass es einen erschrockenen Sprung zur Seite machte. Der Rothaarige fluchte, griff dem armen Tier hart ins Gebiss und zog es zurück. „Johnny! Hör auf!“, sagte Kai noch immer im ruhigen Tonfall, aber wieder wurde er ignoriert. Erst als Johnny in den Sattel steigen wollte, handelte er und hielt das Pferd am Zaum fest. „Lass mich in Ruhe, Kai!“, knurrte Johnny. Der Silberhaarige schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht. Ich lasse das Pferd erst los, wenn du aus dem Sattel steigst und mir zuhörst.“ Die Wut in Johnnys Innerem stieg. „Rede jetzt, wenn du noch etwas zu sagen hast!“ „Nein! Erst steige aus dem Sattel.“ Kais ruhige Stimmlage machte den Rothaarigen schier rasend. „Lass los oder ich ziehe andere Seiten auf Kai!“, grollte Johnny und zog hartnäckig an den Zügeln. Dem Pferd wurde das langsam zuviel und es tippelte unruhig auf der Stelle herum, schlug nervös mit dem Schweif. Kai jedoch dachte gar nicht daran. Nun war das Maß voll. Johnny holte mit seinem Stiefel aus und zielte genau auf Kais Gesicht. Der Silberhaarige sah den Stoß durchaus kommen, versuchte aber nicht ihn zu verhindern. Mit kalten Augen sah er Johnny genau an und als der Steigbügel ihm genau in der linken Gesichtshälfte traf, gab er nicht einen Schmerzenslaut von sich. Die Wucht des Trittes warf Kai etwas zurück, aber er behielt das Gleichgewicht und auch die Zügel in der Hand.
 

Erschrocken riss Johnny die Augen auf, als sich Kai wieder aufrichtete und ihn ansah. Seine linke Wange war aufgerissen und rotes Blut lief über Gesicht und Hals. „Ka… das… das… Ich wollte das nicht.“, stotterte Johnny heiser. „Steig ab, Johnny.“, entgegnete Kai bloß in noch immer ruhigen Ton und ohne ein Anzeichen von Schmerz oder Wut. Johnny war so geschockt, dass er dem leisen Befehl Folge leistete und aus dem Sattel rutschte. Kai ließ die Zügel des Pferdes los und sofort nutzte das Tier die Chance und flüchtete. Stocksteif stand Johnny da. „Was wolltest du damit erreichen, Johnny? Denkst du, du kannst einfach hinüber ins feindliche Lager reiten und nach Prinz Leonardo verlangen um dich zu rächen?“ Kais Stimme hatte einen eisigen Unterton angenommen. Er sah Johnny nicht an, während er redete, aber der Rothaarige spürte trotzdem, dass Kai ihn genau beobachtete. „Ich… ich weiß nicht.“, sagte er bloß. „Das sieht dir ähnlich. Einfach zu handeln ohne an die Konsequenzen zu denken. Das wäre schief gegangen, Johnny, und das weißt du auch. Was nützt es uns, wenn du bei einer Nacht- und Nebelaktion dein Leben riskierst, nur um Rache zu nehmen?! Damit gefährdest du nicht nur dich, sondern auch alle anderen auf dieser Seite des Landes. Bedenke das noch einmal.“ Damit wandte sich Kai ab. „Kai! Ich… warte!“, rief Johnny ihm hinterher, doch Kai drehte sich nicht noch einmal um, verschwand einfach in der Dunkelheit der Nacht.
 

***
 

Mit viel Konzentration ließ Bryan einige Tropfen in die Schüssel fließen. Sofort rührte er die milchige Flüssigkeit und schon färbte sich der Inhalt von blau in grün. Mit einem Seufzen schob der junge Offizier die Schüssel von sich und stützte sich auf den Tisch. ‚Nur noch ein bisschen. Es fehlt nicht mehr viel und ich bin fertig. Aber wieso machen gerade diese letzten Schritte das Vorhaben so schwer?’ Bryan stand auf und ging zu dem kleinen Schränkchen. Er zog einige vergilbte Blätter hervor und begann noch einmal das Rezept zu lesen. ‚Nieselwurz, Schneeball, Christose und Blauer Eisenhut. Ich habe doch alles so gemacht, wie es hier steht. Ach Vater, wieso konntest du nicht einmal etwas ohne Rätsel niederschreiben.’, dachte er und nahm die Blätter mit an die Werkbank. Noch einmal verglich er seine Vorgehensweise mit dem Rezept und da bemerkte er seinen Fehler. ‚Mist. Ich habe die Rinde der Silberweide vergessen. Na toll, wo bekomme ich die jetzt so schnell her? Im Schlossgarten wird die ja nicht wachsen.’ Wütend stampfte Bryan mit dem Fuß auf. Etliche Male ging er in seinem Zimmer hin und her, ehe er die Lösung fand. ‚Ich werde einfach Prinzessin Mariah fragen, wo es hier Sumpfgebiete gibt. Dort müsste ich die Silberweide auf jeden Fall finden.’ Gedacht - Getan.
 

Mit eiligen Schritten verließ er sein Zimmer und begab sich auf die Suche nach der Prinzessin. Er hatte sie bisher nur zweimal gesehen, doch glaubte er sich daran zu erinnern, wo er sie finden konnte. In den vergangenen zwei Monaten hatte er sein Zimmer kaum verlassen und wenn er es tat, besuchte er meist Christine, der es inzwischen wieder recht gut ging. Zwar hatte sie noch immer an ihrer seelischen Verfassung zu kämpfen, doch seitdem Garland nicht mehr da war, fiel es ihr leichter, ihre seelischen Wunden abzubauen. Das war etwas, was Bryan sehr freute, und die Tatsache, dass er nun auch bald den Trank fertig stellen, der ihr ihre Stimme zurückgeben würde, ließ seine Hoffnung wachsen, dass sie vielleicht irgendwann ihre frühere Stärke zurückerhalten würde.
 

Zielsicher lief er durch das Schloss und immer, wenn eine Dienerin oder ein Diener vorbeikamen, fragte er sich weiter in die Richtung durch, in die Mariahs Gemächer lagen. Und tatsächlich, schon bald stand er vor einer reich verzierten Holztür, durch welche das Lachen zweier Personen drang. Verhalten klopfte Bryan an die Tür. Sofort verstummten die Laute und er hörte Schritte näherkommen. Sicherheitshalber trat er einen Schritt zurück, als die Tür sich öffnete. „Ja?“ Er blickte in zwei goldene Augen, die ihn misstrauisch, aber auch erwartungsvoll ansahen. „Seid Ihr Prinzessin Mariah Lianna van Fanél?“, fragte er höflich. „Ja, und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf, und noch wichtiger: Was führt Euch zu mir?“ Die junge Frau hatte die Tür nun soweit geöffnet, dass Bryan einen kurzen Blick in das Rauminnere werfen konnte. Hinter Mariah, an einem Tisch, saß ein kleines Mädchen, das ihn ebenfalls musterte. „Mein Name ist Bryan Jason Karakow und ich bin Arzt. Ich bräuchte Ihre Hilfe. Es geht um eine Wundsalbe, für deren Beendung ich die Rinde einer Silberweide bräuchte, die nur in Sumpfgebieten zu finden ist. Würdet Ihr mir sagen, wo ich solche in der näheren Umgebung finde?“ Das Gesicht, das Mariah nun zog, hätte man als einziges Fragezeichen erklären können. „Wieso kommt Ihr damit ausgerechnet zu mir?“, fragte sie. Ihr Misstrauen war völliger Verblüffung gewichen. „Ich kenne sonst niemanden, der mir eingefallen ist. Ihr Bruder ist ja nicht hier.“ „Oh, ich verstehe. Wenn Ihr einen Augenblick wartet, bringe ich euch zu Mystel. Er ist ein guter Freund von mir und meinem Bruder und er kennt die Wälder wie kein Zweiter.“ „Ich kann warten.“, sagte Bryan bloß. „Sehr gut. Ich komme gleich.“ Damit verschwand Mariah wieder in ihrem Zimmer.
 

Wenig später brachte sie Bryan zu einem Jungen, der blonde Haare und wache blaugraue Augen hatte. Mariah stellte sie gegenseitig vor und offenbarte ihm, was Bryan suchte. Mystel nickte freudig. Er wusste genau, wo Bryan die Rinde einer Silberweide finden würde. Zusammen machten sie sich auf den Weg in die nahegelegenen Wälder. Bryan redete nicht viel mit dem blonden Jungen, dafür dieser umso mehr. Er erzählte Bryan viel über die Umgebung des Schlosses, zeigte ihm Plätze, die im Sommer voller heilender Kräuter seien. Bryan konzentrierte sich auf sein Pferd. Desperado war am Anfang recht aufgeregt gewesen, da es schon ziemlich lange her war, seit Bryan das letzte Mal mit ihm ausgeritten war.
 

„Für welchen Trank braucht Ihr denn die Rinde der Silberweide?“, fragte Mystel nach einiger Zeit. „Ich denke, dass ich darauf nicht zu antworten brauche.“, war die einzige Antwort die er von Bryan erhielt. „Oh gut.“, meinte Mystel bloß und grinste unsicher. Schweigend ritten sie weiter. „Jetzt kommen wir bald auf den Pfad, der tiefer ins Moor führt. Es wäre besser, wenn wir ihn ohne die Pferde zurücklegen.“ Bryan nickte nur. Sie stiegen von den Pferden und banden sie an einen Baum. Mystel ging voraus und bahnte sich einen Weg durch das dichte Unterholz. Durch den Schnee, der auf dem Boden lag, fiel es ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten, da er ständig wegrutschte. Bryan rollte mit den Augen und zog den Jungen an den Schultern zurück. „Vorsichtiger, du Dummkopf!“, schallte er ihn. Mystel lief rot an, befolgte aber den Rat des Älteren. Stück für Stück arbeiteten sie sich durch den Wald und tiefer ins Moor. „Hier irgendwo müssten Silberweiden sein.“, sagte Mystel und sah sich um. Bryan ließ seinen Blick ebenfalls durch die Bäume wandern und noch bevor Mystel sie entdeckte, tauchte die Silberweide in seinem Blickfeld auf. Er übersprang den dünnen Arm des Bächleins, das jetzt von einer dünnen Eisschicht überzogen war und zog seinen Dolch hervor. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er etwas Rinde ab und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. ‚Jetzt dauert es nicht mehr lang und ich bin fertig. Dann könnt ihr endlich wieder sprechen. Christine, Ray.’
 

***
 

Mit übergeschlagenen Beinen saß Christine vor dem Tisch und hatte den Kopf schiefgelegt. Ihre Stirn zeichneten nachdenkliche Falten und zwei Finger stützten ihr Kinn. Es arbeitete in ihrem Kopf. Immer wieder überschlug sie die Möglichkeiten, die sich ihr boten um ihren Gegner in Bedrängung zu bringen. Plötzlich kam ihr der rettende Gedanke. Ihre Finger schnellten vor und sie setzte die Spielfigur. Gleich darauf war ein enttäuschtes Seufzen zu hören. „Du hast schon wieder gewonnen. Schachmatt.“, sagte Brooklyn und legte seinen König um. Ein schelmisches Funkeln glühte in den Augen seiner Spielpartnerin und sie streckte siegesgrinsend ihre Hand in die Luft. „Ja, ja, schon gut. Willst du noch mal spielen?“ Christine schüttelte den Kopf. Stattdessen deutete sie auf die Harfe, die in der Ecke des Zimmers stand. „Du möchtest Harfe spielen?“ Christine nickte, deutete aber gleichzeitig auf Brooklyn, dann auf sich selbst und bewegte ihre Lippen so als würde sie singen. Brooklyn brauchte etwas, bis er die Zeichen der jungen Frau verstand. Entgeistert sah er sie an. Er hob seine Hände und schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein… ich werde garantiert nicht singen!“ Sträubend drehte er sich in eine andere Richtung. Doch so schnell würde Christine nicht aufgeben. Sie stand auf, lief zu dem Soldaten und faltete die Hände vor der Brust. Bittend sah sie ihn an.
 

„Nein heißt nein!“, entgegnete Brooklyn ernst. Wieso kam dieses Mädchen bloß auf die Idee, dass er singen würde? ‚Weil sie dich einmal dabei gehört hat, als du dachtest, sie schläft!’, beantwortete er sich die selbstgestellte Frage auch gleich selbst. Seitdem lag Christine ihm damit ständig in den Ohren. Bisher hatte er sie jedoch erfolgreich abblocken können. Er sang nicht oft, lediglich dann, wenn er dachte wirklich allein zu sein. Er hatte schon immer die Vögel um ihre schönen Gesänge beneidet und als er noch klein gewesen war, hatte er immer versucht mit ihnen zu singen.
 

Brooklyn riskierte einen Blick in die Richtung der Schwarzhaarigen und wünschte er hätte es nicht getan. Die kaminroten Augen sahen ihn so bittend an, dass er ihnen nicht widerstehen konnte. „Gut, ich gebe auf.“, sagte er und ließ den Kopf hängen. Er konnte diesem Mädchen aber auch nichts abschlagen. Seit nun mehr über zwei Monaten verbrachte er den Großteil des Tages mit ihr und nach anfänglichen Streitereien hatten sie sich wirklich angefreundet. Die meiste Zeit verbrachten sie schweigend miteinander, doch manchmal ließ sich Brooklyn dazu herab mit Christine Schach zu spielen oder sich mit ihr zu unterhalten, indem sie schrieben. Brooklyn hatte dafür gesorgt, dass Christine eine Harfe bekam, als sie ihm einmal geschrieben hatte, dass sie dieses Instrument beherrschte und sehr mochte. Noch jetzt erinnerte er sich an das Gesicht, welches sie gemacht hatte, und wie fröhlich sie dann gewesen war. Diese Momente ließen selbst sein so kaltes Herz erweichen. Er konnte nicht verleugnen, dass Christine ihn dazu gebracht hatte, sie zu mögen und zu lieben, zu lieben wie eine Schwester.
 

Christine lächelte und ging dann zu ihrem Stuhl, der neben der Harfe stand. Brooklyn seufzte, setzte sich neben sie und wartete darauf, dass sie anfing zu spielen. Lange musste er es nicht, da durchdrangen den Raum die wunderschönen, sanft geführten Melodien der Harfensaiten. Brooklyn schloss die Augen, konzentrierte sich ganz auf die Melodie und fing dann an zu singen. Auch Christine hatte die Augen geschlossen, lauschte der schönen Stimme ihres neuen Freundes und ließ sie auf sich wirken. Brooklyn hatte eine außergewöhnliche Stimme, die sie schon bei seinen ersten Worten bemerkt hatte. Als er dann auch noch gesungen hatte, war es um sie geschehen gewesen. Diese Stimme hatte sie verzaubert und ihren Schmerz vergessen lassen. Selbst wenn sie heute noch unter den seelischen Schmerzen litt, waren es doch Bryan und Brooklyn, die ihr in dieser Zeit halfen.
 

Erst als sie mit dem Spielen endete, hörte auch Brooklyn auf zu singen. „Bist du nun zufrieden?“ Christine nickte und lächelte ihn glücklich an. In ihren Augen konnte Brooklyn erkennen, wie fröhlich und entspannt sie war, so ganz anders als noch vor wenigen Wochen. Selten strahlten ihre Augen mit solcher Intensität, doch wenn sie es taten, waren sie für ihn die schönsten Augen der Welt. Entspannt lehnte Brooklyn sich zurück und lauschte dem sanften Harfenspiel. In seinem Leben hatte er selten Menschen getroffen, die dieses Instrument mit solcher Eleganz und Besonnenheit spielten, wie diese junge Frau. Zu gern würde er ihre Stimme hören, doch das war nicht möglich.
 

Plötzlich bemerkte Brooklyn eine Änderung in der Melodie. Es war nicht mehr nur Christines Harfenspiel, das durch das Zimmer hallte, sondern etwas war dazugekommen. Das Zwitschern eines Vogels. Brooklyn öffnete die Augen und blickte in die Richtung, aus der das Zwitschern kam. Tatsächlich; auf dem Fenstersitz eines der beiden großen Fenster saß ein kleiner Vogel und zwitscherte zu der Melodie, die Christine vorgab. Brooklyn lächelte, stand auf und ging langsam auf das Fenster zu. Der Vogel wich nicht zurück, piepste einfach weiter. Brooklyn konnte sich nicht länger zurückhalten und begann zu summen. Vorsichtig näherte er sich dem kleinen Tier und hielt ihm die Hand. Erst sah es ihn nur aus runden Knopfaugen an, doch dann sprang es in seine Handfläche.
 

Christine beobachtete die Szene mit einem entspannten Lächeln. Brooklyn war so unglaublich sanft. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals einem Lebewesen mutwillig Schaden zufügen würde. In diesem Punkt erinnerte er sie an Ray. Auch er war immer so barmherzig zu Tieren gewesen. Schon als Kind hatte er lieber mit den Tieren gespielt, anstatt sie zu fangen, wie viele andere Kinder in seinem Alter. Ray. Sie vermisste ihn, ebenso wie Kai, aber am meisten fehlte ihr Tala. Sie hoffte immer dann, wenn Bryan zu ihr kam, würde er ihr eine Nachricht von ihm bringen, doch sie hoffte vergeblich. Ihre größter Hoffnungsschimmer im Moment bestand darin, dass Bryan den Trank so schnell wie möglich fertig stellte, damit sie endlich wieder sprechen konnte. Sie richtete ihren Blick abermals auf Brooklyn und den kleinen Vogel. Der Soldat hatte sich auf den Sims gesetzt, während der Vogel auf seinem Knie saß. Dieses Bild war so friedlich, wie sie selten eines gesehen hatte. ‚Ich hoffe, dass es irgendwann überall so friedlich sein wird wie hier, in diesem Augenblick.’
 

***
 

Die Hörner schallten durch die Lagerstätten und rissen die Krieger aus ihren teils ruhigen, teils auch beunruhigten Schlaf. Noch war die Sonne nicht vollständig aufgegangen, aber es wurde Zeit, sich für einen weiteren Tag des Kampfes vorzubereiten.
 

Müde richtete Lee sich auf. In dieser Nacht hatte er nicht gut geschlafen. Alpträume hatten ihn unruhig schlafen lassen und mehr als einmal war er aufgewacht. Tala, der neben ihm gelegen hatte, hatte er dabei unbewusst ebenfalls mit aus dem Schlaf gerissen. Träger als sonst stand Lee von seiner Schlafstätte auf und kaum dass er eine aufrechte Haltung eingenommen hatte, taumelte er einige Schritte nach links. Sein Kopf schmerzte höllisch und er kam sich vor wie ein Betrunkener, dabei hatte er keinen Tropfen Wein angerührt. Lee stützte sich an einer der beiden Zeltstangen ab und atmete tief durch. „Fehlt dir etwas oder warum taumelst du hier so herum?“, fragte Tala belustigt, der sich nun ebenfalls aufrichtete. „Haha, wie witzig.“, knurrte Lee. Als sich die Welt vor seinen Augen nicht mehr drehte, ließ er die Stange los und torkelte aus dem Zelt. Tala schüttelte nur den Kopf, folgte dem Schwarzhaarigen aber.
 

Kaum dass er das Zelt verlassen hatte, empfing ihn das rege Treiben, das er bereits seit über zwei Monaten jeden Tag mit ansehen konnte. Zahlreiche Soldaten liefen umher, kleideten sich in ihre Rüstungen, putzten ihre Waffen oder vollführten Aufwärmübungen. Tala sah sich nach Lees schwarzem Haarschopf um und entdeckte ihn einige Meter weiter rechts. Auch Lee säuberte sein Schwert und befreite es von den Spuren des Vortages. Aber etwas war anders als sonst. Lees Bewegungen wirkten abgehackt und mechanisch und nicht so flüssig, wie es sonst bei ihm der Fall war. Kurz darauf musste der Schwarzhaarige niesen. Tala grinste. Lee hatte sich erkältet. Daher kamen also auch die Gleichgewichtsstörungen von eben.
 

Lee bemerkte nicht, dass er von Tala beobachtet wurde. Er konzentrierte sich nur auf das Schwert in seinen Händen. Das kalte Metall fühlte sich ungemein gut an auf seiner warmen Haut. Schon bald glänzte seine Klinge im matten Sonnenschein der Wintersonne. Lee ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten und widmete sich dann seinen Rüstungsteilen. Die Bein- und Armschützer hatte er schnell angelegt. Den Brustharnisch zog er sich über den Kopf, doch schließen konnte er ihn nicht allein. Lee sah sich um, um jemanden zu finden, der ihm half, da bemerkte er, wie die Lederbänder des Harnisch festgezogen wurden. „Bist du sicher, dass du so kämpfen willst?“, fragte Tala und machte einen Knoten in das weiche Leder. „Wieso sollte ich nicht? Die Soldaten brauchen jemanden, der sie anführt. Du willst ja nicht kämpfen.“, erwiderte Lee. „Du weißt warum. Aber mit einer Erkältung und getrübten Sinnen auf dem Schlachtfeld kannst du schnell Opfer einer Schwertklinge werden.“ „Meinst du wirklich, dass ich mich so schnell überlisten lasse?“ „Nein, aber in diesem Zustand bist du nicht so aufmerksam wie sonst.“, warnte Tala den Schwarzhaarigen. „Schon möglich, aber ich will meine Männer nicht allein da draußen lassen.“ „Das ist deine Entscheidung, Lee. Ich habe dich nur gewarnt.“, sagte Tala und zog die letzten Riemen fest. „Schon klar, Hauptmann. Ich nehme es mir zu Herzen.“, spöttelte Lee und lachte, doch sein Lachen wandte sich zu einem Hustenanfall. Tala schüttelte den Kopf. „Der Harnisch ist fertig. Von mir aus kannst du jetzt gehen und dir den Kopf einschlagen lassen.“ „Nicht so pessimistisch, Hauptmann. Mir passiert schon nichts.“, grinste Lee und setzte den Stahlhelm auf, als das Horn zur Versammlung rief. Mit einem Zwinkern ließ Lee den Rothaarigen zurück und lief den anderen Soldaten hinterher. Tala sah ihm nach. ‚Ich habe ein schlechtes Gefühl. Aber vielleicht ist das auch unbegründet.’ Der Rothaarige schüttelte den Kopf und verschwand wieder in seinem Zelt.
 

***
 

Mit angespannten Muskeln lief Johnny hin und her. Das Schwert in seiner Hand zitterte. „Johnny! Jetzt hör auf hier so einen Wind zu machen!“, maulte Enrico, der neben ihm stand. Den Blonden machte das Herumlaufen des Rothaarigen nervös. Max beobachtete Johnny hingegen mit besorgten Augen. ‚Er ist wütend und aufgeregt. In seinem Körper schreit alles nach Rache. Er ist viel zu besessen auf sein Ziel, Prinz Leonardo für das, was er Prinz Robert angetan hat, zu bestrafen.’ „Ich kann aber nicht einfach ruhig bleiben. Mich regt allein schon der Gedanke an diesen Scharlatan auf!“, grollte Johnny. „Hüte deine Zunge! Er ist immer noch ein Prinz!“, sagte Enrico. Auch wenn er Johnnys Zorn verstand, konnte er es nicht dulden, dass der Rothaarige so anzüglich wurde. „Eure Meinung in Ehren, Enrico, aber ich kann das nicht.“, entgegnete Johnny. Mit funkelnden Augen starrte er über die Ebene an deren anderen Ende ihre Feinde bereits Aufstellung genommen hatten. An der Spitze, auf einem stolzen Fuchs sitzend, erkannte er den Menschen, den er am liebsten tot sehen würde.

Kaum dass das Schlachthorn ertönte, rammte er seinem Pferd die Fersen in die Seite und jagte als Erster auf das gegnerische Feld zu. Enrico sah ihm erschrocken hinterher. „Johnny! Bleib hier, du Dummkopf!“, schrie er, aber es nützte nichts, denn schon setzten sich auch die Soldaten mit lautem Kampfegschrei in Bewegung.
 

Johnny hatte das Schwert gezogen und galoppierte genau auf sein Ziel zu, doch noch lange bevor er es erreichte, traf er auf die feindliche Kampflinie. Sein Pferd schrie erschrocken auf und brach seitlich weg, als ihm ein Schild vor die Beine gerammt wurde. Johnny hatte Mühe sich auf seinem Rücken zu halten, doch lange Zeit hatte er nicht, denn schon war er von einer Traube von Soldaten umringt. Er riss sein Schwert in die Höhe und ließ es auf die Soldaten niedersausen. Er köpfte einen von ihnen und mit demselben Schwerthieb verpasste er einem anderen eine tiefe Wunde am Oberarm. Zeitgleich trommelte er seinem Pferd die Fersen in die Seiten. Das Tier bäumte sich auf, schlug nach hinten aus und brach einem weiteren Soldaten das Genick. Von der Wucht der wirbelnden Pferdehufe erschrocken, stoben die Soldaten auseinander und Johnny nutzte diese Chance, verpasste seinem Pferd eine harte Parade, so dass das Tier erschrocken wieherte und nach vorne sprang, heraus aus dem Ring der Soldaten.
 

Aber nicht nur er hatte das feindliche Heer erreicht, sondern auch Max und Enrico. Beide waren Seite an Seite geritten, doch kaum hatten sie die erste Reihe der Gegner erreicht, waren sie getrennt worden. Während Enrico sich mit Mühe auf seinem Pferd hatte halten können, war Max durch die Wucht des Aufpralls von seinem Pferd katapultiert worden. Kaum dass er am Boden lag, musste er sich wegrollen um einem wuchtigen Schwerthieb auszuweichen. Die Klinge schlug funkensprühend auf den Boden und hinterließ eine Schneise. So schnell es Max möglich war, rappelte er sich auf und riss sein Schwert in die Höhe um einem anderen Hieb zu entkommen. Nur durch das schnelle Hin- und Herwerfen der Klinge in seiner Hand, konnte er sich gegen seinen Feind behaupten. Er wurde immer weiter zurückgedrängt, immer weiter weg von Enrico, der es gleich mit drei Gegnern zu tun hatte. Enrico vollführte eine schnelle Kreisbewegung und verwandelte damit sein Schwert in eine noch tödlichere Waffe. Zwei Soldaten schlitzte er die Beine auf und sofort lief dunkles Blut aus den Wunden, die Soldaten schrieen vor Schmerz auf. Einem dritten schlug er mit einem heftigen Hieb den Arm ab. Brüllend ging der Soldat zu Boden. Enrico beendete sein Leben mit einem schnellen Stich ins Herz.
 

Mehr konnte Max nicht von ihm sehen, denn schon musste er sich selbst das Leben retten. Er wehrte einen gezielten Hieb, verlor aber das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Sein Gegner ließ ein hämisches Lachen hören und setzte ihm nach, doch Max entging ihm, indem er sich nach hinten warf. Schnell drehte er sich um und robbte von seinem Gegner weg. Längst befand er sich abseits des eigentlichen Kampffeldes. Sein Gegner hatte ihn gezielt von den anderen Soldaten getrennt. Noch immer lachend jagte er ihm nach und schon bald hatte er Max eingeholt. Der Fremde hob sein Schwert und ließ es niedersausen und durchstieß Max’ linkes Bein. Der junge Blonde schrie auf vor Schmerz. „So, jetzt hältst du wenigstens still.“, lachte der Fremde. Max wimmerte und wollte sein Bein umklammern, aber sein Gegner hinderte ihn geschickt daran, indem er eines seiner Beine auf den Brustkorb des Blonden stellte und zudrückte. Immer weiter verlagerte er sein Gewicht auf den zierlichen Blonden. Ein Knacken war zu hören und Max keuchte. Ihm schossen die Tränen in die Augen. Sein Brustkorb brannte wie Feuer und ihm fiel es schwer, zu atmen. „Oh, tat das etwa weh?“, höhnte sein Gegner und drückte noch einmal auf die gebrochene Rippe. Max schrie nicht, aber ein quälendes Pfeifen verließ seine Kehle. Sein Rivale lachte und beugte sich zu ihm hinab, riss ihm mit einer Bewegung den Helm vom Kopf, wobei er Max’ Wange aufriss.

Tränen liefen ungehindert über sein Gesicht und brannten in der frischen Wunde. „Herrje. Herrje. Heute habe ich ja ein ganz junges Bürschchen erwischt. Was macht ein Knabe wie du hier im Kampf. Du solltest zu Hause bei Mami sein und ihr beim Stricken zusehen.“ Wieder ertönte das Gelächter aus dem Mund des Fremden.
 

„Halt die Klappe und bring es hinter dir!“, keuchte Max. Die Schmerzen waren inzwischen unerträglich. Sein Gegner sah ihn nur spöttisch an. „Aber Jungchen. Wo bleibt denn da der Spaß?“ Der Fremde nahm den Helm ab. „Ich möchte wenigstens, dass du mich in Erinnerung behältst und drüben von mir berichten kannst.“ Max starrte in die stahlblauen Augen des Grauhaarigen. Und er würde sie nie vergessen. Dieser boshafte, bohrende Blick. „Präge dir das Gesicht gut ein. Es wird das Letzte sein, was du siehst.“ Mit diesen Worten hob Garland sein Schwert und ließ es niedersausen. Max mobilisierte alle seine Kräfte und riss sein Schwert nach oben, blockte somit den Angriff ab. Sein Gegner war zu überrascht, um etwas zu tun. Max nutzte diesen Moment und stieß sein Schwert in den Körper seines Gegners. Aber weit kam er nicht, denn mitten im Hieb verließen ihn seine Kräfte und er schrammte nur die Seite seines Feindes. Aber auch wenn die Wunde nicht tödlich sein würde, blutete sie heftig und musste höllisch weh tun.
 

Ein überraschter Schrei verließ die Kehle seines Gegners und er knickte seitlich weg. Max konnte nur zusehen, wie sein Gegner fiel. Er hatte nicht die Kraft seinen Arm zu bewegen, hörte nur das Splittern seiner Knochen, spürte den entsetzlichen Schmerz, der ihn qualvoll aufschreien ließ. Wimmernd brach sein Körper zusammen. „Da büßt du mir, Bürschchen!“, hörte er plötzlich die zischende Stimme seines Gegners. Schmerzlich öffnete er seine Augenlider, sah ihn nur aus blauen Augen an. „Ich wollte es schnell machen, doch nun… Das hast du dir selbst zuzuschreiben.“, giftete der Fremde. „Dann rede nicht, sondern mach es endlich.“, antwortete Max schwach. Er schloss die Augen und wartete. Wartete darauf, dass etwas geschah.
 

Als ein grausamer Schmerz in seinem Hals explodierte und er das Reißen von Stoff hörte, wusste er, dass es nun kein Entkommen mehr gab. Diese Wiese würde sein Grab sein. Er spürte wie warmes Blut über seinen Hals lief, den Schnee unter sich blutrot färbte. Seine Gedanken begannen zu wandern, im selben Takt, wie das Leben aus seinem Körper strömte. Bilder aus seiner Vergangenheit, wie er auf den Armen seiner Mutter saß und lachte, wie er Emily kennen und lieben gelernt hatte, wie er mit Tyson durch Wälder streifte und mit Kai über seine Probleme redete. Es waren die Augenblicke in seinem Leben, die er für immer in seinem Herzen behalten hatte. ‚Mum, Dad. Ich danke euch, dass es euch gibt. Dass ihr mich soviel gelehrt habt. Tyson, wie sehr habe ich mich gefreut dein Freund sein zu dürfen. Ich wünsche dir, dass du dein Glück finden wirst.’ Er dachte an Kai, wie er in die Ferne sah. ‚Kai, bitte rette diese Welt vor ihrem Schicksal. Ich wünsche dir, dass du endlich den Frieden und die Ruhe findest, die du dir so sehr wünscht. Du wirst dein Glück in Ray finden. Gib nicht auf. Ich bin froh dich als Freund gehabt zu haben’ Das Letzte, was er sah, war das friedlich lächelnde Gesicht seiner Geliebten. ‚Emily. Ich liebe dich, aber leider kann ich dir mein Versprechen nicht erfüllen. Wir werden nicht heiraten können, doch vergesse mich nicht. Ich werde bei dir sein, über dich wachen. Unsere Liebe wird dich an mich erinnern lassen und das ist es, was mich glücklich gehen lässt. Leb wohl… Leb wohl…’
 

Max drehte seinen Kopf und beobachtete den Schnee, der sich mit seinem Blut verfärbte, wie ein See entstand. Tränen liefen über sein Gesicht, vermischten sich mit seinem Blut und verschwanden, verschwanden, wie das Leben aus ihm. Mit seinem letzten Atemzug war er bei seinen Freunden, bei seiner Familie und bei Emily. Er war bei den Menschen, die er liebte. Leblos sank sein Kopf zur Seite, seine Augen hatte ihren Glanz verloren. Seine Seele hatte sich von seinem Körper gelöst und war in eine andere Welt verschwunden, in eine Welt voller Frieden. Max hatte seinen Frieden gefunden.
 

***
 

Das Messer fiel klirrend zu Boden und einige Bluttropfen folgten ihm. Die Hände hatte sie über ihren Mund geschlagen und Tränen liefen über ihr Gesicht. Stumme Tränen. „Schatz… was ist denn los?“ Durch das Klirren des fallenden Messers alarmiert, war ihr Mann in die Küche gerannt. Er hielt inne, als er seine Frau weinend und mit blutenden Händen am Schrank lehnend sah. „Judy… Liebling. Was ist denn los?“, fragte er und schloss sie in seine Arme. „Fidelio… Max… er.“ Judy war nicht in der Lage mehr zu sagen. Sie brauchte es auch nicht. Ihr Mann verstand es auch so. Ohne dass er es verhindern konnte, liefen auch ihm die Tränen über das Gesicht. Nun hatte die Prophezeiung ihm auch noch seinen Sohn genommen. Nie mehr würden sie ihn wiedersehen. Jetzt lebte er nur noch in ihren Erinnerungen…
 

***
 

Von dem ganzen Drama, welches sich auf der anderen Seite des Schlachtfeldes abgespielte, bemerkte Johnny nichts. Unbarmherzig kämpfte er sich seinen Weg weiter in das feindliche Heer und schlug eine blutige Schneise durch seine Gegner. Er bemerkte nicht einmal, dass er aus einer Wunde im Oberschenkel blutete. Er hatte nur Augen für eine einzige Person, die sich gegen einen Gegner behaupten musste. Prinz Leonardo hatte Mühe die Reihe von Schwerthieben abzuwehren. Er blutete bereits aus zwei Wunden am Oberarm. Johnny schlug sich seinen Weg weiter zu ihm durch. Ein weiterer Soldat fand durch ihn den Tod. Das Gedränge wurde dichter. Drei Soldaten hatten sich um ihn und das Pferd gedrängt. Johnny hob sein Schwert und wollte es einem Soldaten in den Kopf stoßen, als sein Pferd qualvoll aufschrie und umkippte. Einer der Soldaten hatte sein Schwert in die Flanke des Tieres versenkt und ihm den Bauch aufgerissen. Johnny wurde von seinem Rücken katapultiert und fand sich gleich umringt von zwei Gegnern. In seiner Wut verwandelte er sich in eine Bestie, die ohne Rücksicht zuschlug. Beide Soldaten überlebten die Begegnung mit dem Rothaarigen nicht. In seinem Blickfeld tauchte der Rücken des Mannes auf, dem seine Rache galt. Jetzt gab es kein Halten mehr. Mit einem Kampfschrei stürzte er sich auf ihn.
 

Lee hatte schwer zu tun sich auf den Beinen zu halten. Seine Beine zitterten und die Sicht vor seinen Augen verschwamm immer öfter. Er hätte auf Tala hören sollen. Wieder wehrte er die Klinge eines neuen Gegners ab, fiel aber etwas zurück. Plötzlich hörte er einen lauten Schrei von hinten. Er wirbelte herum und schon traf geschliffenes Metall funkensprühend aufeinander. Lee sah sich einem Gegner gegenüber, dessen blaue Augen voller Gefühle waren, die er noch bei keinem anderen Gegner gesehen hatte. Sein Gegenüber schrie und riss sein Schwert zurück, griff sofort wieder an. Lee konnte der Wucht des Hiebes kaum standhalten und tippelte zwei Schritte zur Seite. Er biss die Zähne aufeinander und verstärkte den Druck auf das Schwert in seiner Hand.
 

Johnny fand sich nun seinem Ziel gegenüber. Er blickte in die goldenen Augen, die ihn überrascht ansahen, keinesfalls feindselig. Er löste sich von ihrem Anblick und startete einen weiteren Angriff. Die wucht ihrer Klingen war so gewaltig, dass es sie beide einige Schritte zurückwarf. Aggressiv schnellte er wieder vor und schlug zu. Leonardo schrie auf, als seine Klinge ihm den Harnisch zerfetzte und eine blutige Linie über seine Brust zog. Er holte aus und wollte einen weiteren Schlag aussetzten, als die Klinge seines Gegners ihn erreichte. Sachen zerrissen, Haut wurde aufgerissen und Blut spritzte. Johnny schrie gepeinigt auf.

Seine Wut steigerte sich und ihr Kampf wurde heftiger. Die Gefechte um sie herum hörten auf.
 

Lee sah rot. Er verstand nicht, warum dieser Soldat ihn mit solcher Aggressivität angriff. Immer wieder musste er die Hiebe abwehren oder selbst angreifen um sich zu beschützen. Ihr Kampf zog sich in die Länge und wurde immer brutaler. Schon bald bluteten beide Kontrahenten aus zahlreichen Wunden und auch ihre Kräfte begannen zu erlahmen. Schwer atmend wichen sie einige Schritte zurück um Luft zu holen. Sowohl Lee als auch Johnny sahen sich an und zeitgleich zogen sie die Helme von ihren Köpfen. Lee erkannte seinen Gegner wieder. Er hatte immer an Prinz Roberts Seite gekämpft und ihm auch geholfen, als er versehentlich von ihm, Lee, verletzt worden war. Und plötzlich war Lee auch klar, wieso er so wütend war. Er musste denken, dass er ihn absichtlich angegriffen hatte. Lees Sicht begann sich zu verklären. Er erkannte nicht, wie Johnny ihn angriff und als er es merkte, war es zu spät.
 

Schneidender Stahl durchdrang seinen Harnisch, teilte Fleisch und Sehnen. Ruckartig hielt Johnny inne. Verwundert starrte er auf das Blut, das seine Hände bespritze, sah in die überraschten Augen seines Gegenspielers, als er zu Boden ging. Johnny begriff nicht, was er getan hatte. Er sah nur sein Schwert in dem Körper Lees und das Blut aus seinem Körper strömen. Wieso hatte Lee sich nicht gewehrt? Warum hatte er ihn einfach auf sich zukommen lassen? Erschrocken ließ Johnny das Schwert los und taumelte zurück. Lee röchelte, starrte auf das Schwert, welches aus seiner Brust ragte und dann zu dessen Besitzer. Johnny sank auf die Knie und beugte sich über Lees zitternden Leib. In den goldenen Augen sah er noch immer die Verwunderung und Überraschung, aber auch Schmerz und Unglauben. Bebend umfasste Lee den Schwertgriff und versuchte ihn herauszuziehen, doch er war zu schwach. Johnny saß einfach nur da und starrte auf den Körper des Schwarzhaarigen. Tränen liefen über Lees Wangen. Immer wieder riss er an dem Griff, vergrößerte die Wunde damit nur noch und zeriss seine Organe. Dann gab er es auf. Sein Kampfgeist starb, ebenso wie sein Körper. Er spürte es. Lee entspannte seinen Körper und legte sich zurück. Dann drehte er seinen Kopf zu Johnny, sah ihn einfach nur an. „Es… es tut mir Leid. Das habe ich nicht gewollt.“, stotterte der Rothaarige, doch Lee hob die Hand. „Es… ist… nicht dein Fehler… Ich… ich weiß… warum du…“, er hustete und Blut lief an seinen Mundwinkeln entlang, „… warum du mich… angegriffen hast. Ich… möchte… dir nur… etwas… sagen. Prinz Robert… ich habe… ihn nicht… absichtlich… verletzt. Bitte sage… ihm das… Ich nehme… dir nichts… übel. Ich möchte nur… dass das… geklärt ist. Erfüllst du… mir bitte… einen letzten Wunsch?“ Ergeben nickte Johnny. Die Güte und das Verständnis, welches er in Lees Augen las, ließen sein Herz schwer werden. Er hatte Robert nicht absichtlich angegriffen. Es war ein Versehen gewesen.

„Bitte… gib mir einen… ehrenvollen Tod.“ Johnny verstand die Bitte. Mit zittrigen Händen zog er das Schwert etwas zurück und stieß nochmals zu. Lees Körper bäumte sich noch einmal auf und erschlaffte dann. Der schwarzhaarige Prinz hatte seinen letzten Atemzug getan. Leer und starr sahen seine Augen in eine unerreichbare Ferne.
 

Johnny konnte sich nicht mehr halten. Auch ihm liefen die Tränen über das Gesicht. Er beugte sich über den Leichnam des Prinzen und weinte. Und es war, als würde der Himmel mit ihm weinen. Die Wolkendecke brach auf und es begann zu regnen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

@All: Sry, wieder einen Tag zu spät .___.“ Aber ich war gestern den ganzen Tag weg und heute bis nun auch ^^““ Und nu hab ich Kopfschmerzen *drop* Dennoch, ich wollte euch das Kapi schnell hochstellen, bevor ich mich etwas hinlege, damit es wenigstens nicht allzu spät on geht ^^ (Deshalb nun auch keine Kommiantworten ._.“ Wenn wer ne Frage hat (vom letzten Kap her noch, dich ich übersehen habe oder nun in den Komms vom letzten Kap steht) kann mir diese gerne noch einmal per ENS schicken/fragen, dann beantworte ich das dann so und so schnell es geht ^_~)
 

Danke an ^^~
 

KeiraX (Twice X3)

KirrikaYuumura

BlackSilverLady

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black_ray-jack

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datErdbeerschn
 

Bis zum nächsten Kapi ^__^
 

*alle umflauschen*
 

Mali und Yingzi



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: lunalinn
2007-01-28T18:03:31+00:00 28.01.2007 19:03
das war total traurig =°(
erst max, dann lee, dieser krieg fordert wirklich schlimme opfer
und er ist vollkommen sinnlos!
warum begreift das keiner?
naja, super kapi jedenfalls, wieder so viele emotionen ^^
Von: abgemeldet
2006-06-03T11:01:32+00:00 03.06.2006 13:01
TT__________________________________TT das gesamte pitel is voll übertraurig *heulz*
erst max tot, dann lee... ;_;

aber was ich gut finde, dass bryan den trank wohl bald fertig hat *______________________________*
und die szene mit brooklyn und dem vogel war schön X3~

aber der rest war so traurig *sniff*
irgendwie deprimierend...

nyo, aber ich freu mich trotzdem schon irgendwie aufs nächste pitel *ja immer hoff, dass was positives kommt* ^^"

bis denne *winke* T^T
Von:  MissKai
2006-06-02T11:36:13+00:00 02.06.2006 13:36
Das Kappi ist ja sooooowas von traurig. *heul*
Die Szene mit Christine und Brooklyn war echt schön. Es ist schön das es ihr im Moment etwas besser zu gehn scheint.
Aber dann der Tod von Max und zum Schluss dann noch Lee's Tod.
Da war mir nur noch zum Heulen zu mute. Grausam.
Jetzt hoffe ich, das Johnny Lee's letzten Wunsch erfüllt. Das ist doch das Mindeste was er für ihn tun kann, nachdem er ihn getötet hat.

Freu mich auf's nächste Kappi und danke für die ENS!!! *smile*
Von:  Hineko
2006-05-23T17:09:40+00:00 23.05.2006 19:09
*sich geräuschvoll die Nase schnäuzt*
Das glaub ich jetzt nicht! Ihr habt doch nicht... Ihr könnt doc nicht... Maa~~an TOT
Ich hab ja fast damit gerechnet, dass den Krieg nicht alle überleben, aber das war nu schon hart T__________T Und dann gleich zwei auf einmal! Maa~x! Raa~i!
Oh Garland, dieses Schwein! Ich könnte ihn...
*tief einatmet* *ausatmet*
Das mit Rai war fast klar. Ich mein, Johnny war so wütend, es war klar, dass es heißen würde: Entweder Rai oder Johnny. Einer stirb, einer überlebt. Aber trotzdem! *auf einem Haufen Taschentücher sitzt*

Nun mal was weniger trauriges: Es ist zum Haare raufen! Und zwar richtig! Da hocken so viele Leute auf einem Haufen, die von Rei und Christine wissen, und die einzigen, die es wirklich wissen MÜSSEN haben keinen Schimmer! Groar! Dabei würden die sich so gut für eine innere Verschwörung eignen! Mensch Meier!

Nya, bis denne, eure Hineko ♪

P.S.:Entschuldige, aber das is deprimierend.
Von:  jack-pictures
2006-05-23T13:24:27+00:00 23.05.2006 15:24
Boah, wieder voll klasse das Kapi.

Und das mit Max... ja was macht denn da die Emily?
Kommt Robert durch oder stirbt der auch noch?

Und wann kommt Ray weider raus? Und wann trifft der sich weider mit Kai und was noch viel wichtiger ist: Wird er auf die Lüge hereinfallen?
*viel unnötige Fragen, die sich im Laufe der ff erledigen werden, aber da stehen müssen, um ein Kommi zu hinterlassen zu können* *g*
Von:  Liirah
2006-05-22T20:50:32+00:00 22.05.2006 22:50
TT____________________TT
das kappi is so verdammt traurig, ich hätt fast geheult!! T^T
max...lee...beide tod T.T
wuhuuuuu~
ich weiß gar nich, was ich schreiben soll, es is einfach alles nur traurig *nick nick*
woah, ich will gar nich wissen, wer da alles zusammenbricht, wenn die leutchen das erfahren...
judy is ja schon zusammengeklappt...emiliy...un bei lee dann mariah....ray....T_________T

...............

aber naja, es gab ja auch positives am kappi ^^
bryan kommt voran mit dem trank!!!! >.<
der soll ma hinne machen *ausschimpft* xD~

un ihr zwei auch mim nächsten kappi ^.^
freu mich schon riesig drauf *nick nick*
un wehe, das wird auch so traurig, wie das hier T^T

baybay masu-chan
Von:  I_Scream_Party
2006-05-22T19:05:18+00:00 22.05.2006 21:05
Hi!
Also echt das Kapi ist voll traurig T_T *die Worte fehl*
Max oh armer Max *schnief*
*ihn doch soo gemocht hat*
*flenn*
Das ist gemein immer erwischt es die besten
*weider heul*
*sich nich mehr einkrieg*
nya als was sol ich sagen wenn schon alles gesagt ist?
also ich bin traurig jetzt echt!!! *schnief*
aja aber trotzdem ist das kap voll cool ich kann mir das soch richtig vorstellen!!!
Von:  Vergangenheit
2006-05-22T17:57:18+00:00 22.05.2006 19:57
Ich weiß nicht, mir fällt nach diesem Kapitel echt nichts mehr ein. Irgendwie bin ich gerade sehr geschockt. Ich hatte euch zwar nach dem letzten Kapitel gefragt, ob ihr Protagonisten sterben lassen werdet und auch irgendwie mit einer bejahenden Antwort gerechnet, aber so bald und dann gleich Zwei, das hat mich hart getroffen.

Der Anfang des Kapitels, mit der Enthüllung, dass es Rai war, der Robert verletzt hat und der Art und Weise, wie Kai Johnny, zumindest kurzzeitig, zur Räson gebracht hat, war schon ziemlich hart zu lesen. Ich kann zwar Johnnys Wut gut verstehen, aber dennoch hätte er wissen müssen, dass man im Eifer des Gefechts schon mal etwas vorschnell handelt und das Rai Robert mit Sicherheit nicht absichtlich angegriffen hat. Allerdings denke ich, dass auch Johnny die Kämpfe bereits sehr zugesetzt haben, mit seinem verbalen Angriff auf Kai, im letzten Kapitel hattet ihr das schon deutlich gemacht. Daher war sein „Amoklauf“ wohl eher eine Kurzschlussreaktion auf Grund der physischen und psychischen Belastungen des Krieges. Wenn auch eine Kurzschlusshandlung mit furchtbaren Folgen.

Der Mittelteil des Kapitels, auf Schloss Albion, war dann irgendwie völlig anders. So ruhig, fast schon friedlich, wie eine andere Welt. Christine und Brooklyn waren sehr süß. Das Schachspiel und auch danach, als Christine Harfe gespielt hat. Es war irgendwie sehr erholsam, dass zwischen all dem Drama des Krieges zu lesen. Brooklyn als Sänger fand ich sehr niedlich. Ich freue mich sehr darüber, dass Christine ihr Lächeln wieder gefunden hat. Und natürlich darüber, dass Bryan, mit dem Gegenmittel fast fertig ist. Ob er es schafft, bevor es zum ersten Treffen zwischen Kai und Rei nach so langer Zeit kommt?

Da fällt mir ein, was ich unbedingt noch loswerden muss, die rhayanischen Königskinder schaffen es wirklich jeden um den Finger zu wickeln, oder? Christine hat sogar Bryan und Brooklyn für sich eingenommen und auch Rei schafft es immer wieder, die Leute für sich einzunehmen. Ich habe mich in diesem Kapitel wirklich gefreut, Christine lächeln und schmollen zu sehen. Es waren so herrlich normale, schöne Dinge, zwischen all dem Schrecken der letzten und dieses Kapitels.

Ehrlich gesagt, hat mich dieser Mittelteil auch irgendwie entspannt und ich habe nicht im Entferntesten daran gedacht, dass danach so ein Horror kommt. Ich glaube ihr habt in diesem Kapitel erstmals die Protagonisten in den Kampf begleitet. Bisher war es immer nur indirekt, davor oder danach. Ich habe mir erst gar nichts dabei gedacht, bzw. war eher auf Johnny konzentriert, als es zu der Szene mit Max und Garland kam. Ich von Garlands Brutalität überrascht, dass der Junge ein A**** ist, wusste ich schon, aber das war abartig. Während er Max gequält hat, ist mir förmlich das Blut in den Adern gefroren. Max´ Tod selber hat mich dann gar nicht so entsetzt. Nicht, dass ich ihn nicht mag, oder so, siehe auch Kommi vom letzten Kapitel, ich war einfach wie vor den Kopf geschlagen, wie betäubt or whatever. Irgendwie war das so irreal.

Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob die Szene, in der Rai aufgestanden ist und es ihm nicht gut ging, schon davor war oder nicht. Aber als Yuriy ihm half den Harnisch anzulegen, ahnte ich, er würde dies zum letzten Mal tun. Bei Yuriys Befürchtungen wusste ich dann, dass ihr es Realität werden lasst und noch ein weiterer Protagonist sterben würde.

Johnnys Weg zu Rai war an sich schon sehr grausam, er hatte sich völlig in seinem blinden Hass verloren. Entsprechend war auch der Kampf der beiden. Es war erschütternd, als Johnny seinen Helm abnahm und Rai ihn erkannte. Ich habe eine Gänsehaut bekommen. Was ihr allerdings nicht wirklich erklärt habt - mit Absicht, wie ich annehme – war, ob Rai die tödliche Verletzung nun abbekommen hat, weil er sich vor Schreck nicht rühren konnte, ob ihm seine Krankheit die Kraft zum Ausweichen nahm oder er den Schlag absichtlich, um seine Schuld loszuwerden, eingesteckt hat. Oder ob alles eine Rolle gespielt hat.

Was danach folgte, war absolut schrecklich. Rais Todeskampf, seine Qualen, als er versuchte, das Schwert herauszuziehen (habt ihr das Peta-Video gesehen, dass auf dem Mexx rum ging? Wenn ja, wisst ihr vielleicht, was ich meine) und Johnnys Entsetzen, als ihm klar wurde, was er getan hatte und letztendlich Rais Bitte, ihm den Gnadenstoß zu geben. Es war der Horror. Wo mich Max’ Tod hat erstarren lassen, bin ich hier in Tränen ausgebrochen. Nicht mal unbedingt, weil ich es in dem Moment traurig fand, sondern weil es so entsetzlich war.

Ich weiß nicht, ob es jetzt passt zu sagen, dass Kapitel war großartig geschrieben, aber das war es. Besonders möchte ich da eben noch mal diesen letzten Part des Kapitels erwähnen, ihr habt das Schreckliche, so plastisch dargestellt, dass mir nicht nur ziemlich schlecht war, bei dem „Anblick“ von Rai, der sich mit dem, in ihm steckenden Schwert noch weiter verletzt hat, sondern ich denke sogar, dass ein professioneller Schriftsteller, dass wohl nicht hätte besser schreiben können. Ihr habt mich mal wieder sehr beeindruckt.

Fehler. Mir fällt gerade nur noch einer ein (könnte aber noch irgendwo einer gewesen sein, *schlechtes Gedächtnis hat*). In einem Kampf stand der Satz „ die wucht ihrer Schwerter“, Wucht müsste groß geschrieben werden.

ByeBye
BlackSilverLady

P.S. Sollte so ein Kapitel nicht eigentlich auch unter adult laufen?
Von: abgemeldet
2006-05-22T11:27:00+00:00 22.05.2006 13:27
Hm,

sowas, hätte ja nicht gedacht, dass ihr gleich mehrere Hauptpersonen sterben lasst - wobei es bei Lee fast (nur fast, hoffen kann man immer) sicher war, dass er diesmal den Kampf nicht überlebt, krank wie er war. Dafür scheint bei Johnny jetzt wieder mehr der Verstand oder auch andere Gefühle einzusetzen - dass er zum Schluss hin trauert, fand ich sehr passend. Nur das "... wollte ich nicht ..." ist irgendwie unglaubwürdig, naja oder auch nicht ...

Sehr gut getan haben mir die Szenen mit Brooklyn/Christine - das war so etwas wie ein Aufatmen im Sturm des Krieges - dafür kam gleich der nächste Schlag, kam es mir nur so vor, oder wurde das gleich brutaler beschrieben als sonst?

Hey, gut dass Kai so aufpasst - wäre nicht gut gewesen, wenn Johnny sich so in Gefahr bringt wegen der Rachsucht. Dass er das allein dadurch bewirkt hat, indem er einfach nur stehen blieb (Gesicht) war schon beeindruckend.

Tja Max - doch zu jung für den Krieg? Oder nur keine Chance?

Bye, bis dann
lavanja
Von: abgemeldet
2006-05-22T09:08:47+00:00 22.05.2006 11:08
Rai ist tot*schnief* Mariah und Rei tun mir jetzt schon leid, wenn sie das erfahren.
Die Szene mit Brooklyn und Christine fand ich so schön. Brooklyn hat für sie gesungen...
Bryan ist auch bald mit dem Trank fertig, na gott sei dank...
Der Krieg ist ja zeimlich im Gange. Bin ja gespannt wie es ausgehen wird.
Das muss richtig tragisch sein für die ganzen Menschen.
Pandora war immer so friedlich und der Krieg ruiniert alles.
Ihr werdet bestimmt noch mehr sterben lassen...
Die Storry ist auf jedenfall total spannend geschrieben. Ich krieche da richtig rein.


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