down with sickness
~Harry PoV.
„Geht zur Seite! Lasst mich das machen!“ hallen Voldemorts Befehle durch den Raum.
Folgsam teilt sich die Menge an Todessern und weicht in form zweiter Halbkreise zurück. Nachdem Voldemorts nur noch ein paar Schritte von mir entfernt ist, hebt sich sein Zauberstab.
Wie in Trance tue ich dasselbe.
Mache mich bereit für den Untergang.
Ob Voldemort ahnt, dass er so, oder so nicht mehr sein Ziel von der Weltherrschaft umsetzten können wird?
Er wird vergammeln in diesem Zeitloch, der arme Kerl.
Und alle seine Untergeben mit ihm.
Ich habe vielleicht die Welt tatsächlich gerettet...aber ich werde sie wohl nie wieder sehen.
Als mir dieses hoffnungslose Faktum bewusst wird, da kann ich das Bild eines gewissen Menschen nicht mehr aus meinen Gedanken tilgen.
Silbrig blonde Strähnen, die bis an sein niedliches, spitzes Kinn reichen.
Dracos herzförmiges Gesicht und seine hohen Wangenknochen, die sich röteten, wenn er sich aufregte.
Ich werde gleich sterben, Draco.
Wirst du an mich denken? An die vielen mehr oder weniger lustigen Scharmützel, die wir uns geliefert haben?
Wirst du erkennen, dass ich dich nicht minder geliebt habe, als du mich?
Mein süßer Giftzwerg mit den stürmischen Augen, ich gebe dir einen Rat.
Vergiss die wenigen Küsse, die wir einander schenkten.
Vergiss die Gefühle, die sich trotz oder vielleicht auch gerade wegen unserer Rivalität in uns rührten.
Behalt die Erinnerung an einen Harry Potter, der sich nichts gefallen ließ und für seine Freunde und seine Sicht der Welt kämpfte.
Gedenke mein, als starken Gegner, jemand der dir würdig war.
Du kannst lieben, wen immer du willst.
Finde einen Menschen der die geben kann, was ich nicht konnte, dem du geben kannst, was ich nicht annehmen durfte.
Aber denke an mich, wenn du mit einem Menschen streitest.
Denke daran, dass hinter jedem Gegner auch ein Mensch steckt. Ein Mensch den du lieben könntest.
„Avada...“ tönt Voldemorts Stimme durch
~Draco P.o.V~
Wieder einmal Montag.
Das grelle Gesicht der Morgensonne lugt neugierig durch ein Loch der Wolkendecke.
Hier und da reißen die dichten, grauen türme auf und lassen das frostige Blau des Frühlingshimmels hindurch blitzen.
Heute dürfte der erste unberegnete Tag in den letzten Wochen werden.
Der Februar hatte sich bis jetzt von seine besten Seite gezeigt.
Er bescherte uns sintflutartige Sturzfluten, die hernieder prasselten, gefährlichen Hagelkörnern, die riesige Löcher in die Glasdächer der Gewächshäuser schossen und wirbelnde Schneeflocken, die sich nachts mit dem Regen zu einer spiegelglatten Eisschicht vereinigten.
Die Schuldirektion ließ jeden Morgen prophylaktische Erkältungstränke auf dem Tischen erscheinen und zwang jeden einzelnen Schüler davon zu trinken.
Man befürchtete eine Grippeepidemie.
Ich kann sie gewissermaßen verstehen. Wenn so viele Leute auf relativ begrenztem Raum zusammenleben, hat so ein hübscher Virus, der sich über Tröpfcheninfektion verbreitet, natürlich die besten Chancen.
Trotzdem empfand ich es, als eine persönliche Beleidigung, dass man mich nötigte dieses ekelhafte Zeug zu trinken.
Weiß doch jeder, dass ein Malfoy aus Prinzip nicht krank wird.
Doch genau das bin ich wohl.
Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich ein graues, eingefallenes Gesicht in dem die leblosen Augen tief in den Höhlen liegen.
Sie wollen weinen, das sieht man ihnen an.
Doch ein Malfoy weint nicht.
Bin schließlich nicht die dumme Chang von den Ravenclaws, die schon wieder in einem fort heult, wie ein Schlosshund.
Nein, ich weine nicht.
Doch ich würde es gerne.