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Schicksalsliebe

Die verbotenen Wege
von

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Hochzeit

Mairalas Träume von einem glücklichen Leben zusammen mit Galvarey zersprangen in tausend Scherben. Auch wenn nur eine geringe Chance bestand, insgeheim hatte sie gehofft, dass Galvarey ihr Gatte werden würde. Sie konnte ihre Tränen kaum unterdrücken und brachte kein einziges Wort heraus. Sie war zugleich wütend darüber, dass sie kein Mitspracherecht bei ihrer eigenen Hochzeit hatte. Sie wusste, dass ihr Vater nur das Beste für sie wollte, ihn traf keine Schuld und auch Rayic, der so nett und zuvorkommend zu ihr war, konnte sie keine Vorwürfe machen. Rayic war sicherlich ein guter Gemahl für sie und noch einer von solch hohem Rang, doch sie wollte niemanden außer Galvarey. Selbst wenn der König höchstpersönlich sie zu seiner Frau nehmen würde, hätte sie abgelehnt.

In ihrem Gedanken konnte sie Galvarey sehen, er stand ganz deutlich vor ihr. Mairala fühlte sich geborgen und voller Lebensfreude. Doch dann entfernte Galvarey sich ganz langsam von ihr und verschwand schließlich ganz. An seine Stelle trat Rayic. Unsicherheit und Angst überkam Mairala, sie fühlte sich ganz plötzlich sehr einsam.

Plötzlich wurde Mairala durch ein sanftes schütteln aus ihrer Trance gerissen. Mairala hob den Kopf und sah den besorgten Gesichtausdruck ihres Vaters.

"Mairala geht es dir nicht gut, mein Kind? Soll ich einen Arzt rufen lassen, du siehst so blass aus."

"Nein...ich... ich muss mich ein wenig hinlegen.", stotterte Mairala geistesabwesend.

Rasch drehte sie sich um und verschwand dann mit zügigen Schritten aus seinem Arbeitszimmer. Sie rannte mit gesenktem Kopf durch die große Halle, in der noch vor einigen Wochen das große Fest stattgefunden hatte und dann weiter zu der Treppe, die zu ihrem Zimmer führte. Sie hob das Kleid ein bisschen hoch und rannte die Treppe hinauf. Kurz bevor sie oben ankam verlor sie das Gleichgewicht und fiel. Ihr Knie schmerzte und rötete sich, doch Mairala stand wortlos auf und rannte weiter nach oben, den Gang entlang und dann in ihr Zimmer. Das knallen der Tür war in dem ganzen Gang zu hören. Meronia eilte sofort aus ihrer Kammer und klopfte besorgt sie an Mairalas Tür.

"Mairala geht es euch gut? Ist alles in Ordnung?"

Doch Mairala hörte nicht auf ihre Worte, schluchzend warf sie sich auf ihr Bett und vergrub ihre Hände in dem weichen Kissen. Meronia klopfte noch einige Male und zog sich dann geschlagen in ihrer Kammer zurück. Sie kannte nicht den Grund für ihr andauerndes Unwohlsein und machte sich Sorgen. Mairala fühlte sich schwach und Elend, ihr ganzer Körper zitterte. Sie wusste nicht was sie tun sollte, es gab niemanden den sie sich anvertrauen konnte. Sie war allein mit ihrem Kummer und ihrem Schmerz. Die Stunden vergingen und Mairala versuchte verzweifelt einzuschlafen, doch immer wenn sie wieder an Galvarey, Rayic und die Hochzeit dachte, schossen ihr die Tränen in die Augen. Es verging die halbe Nacht, da fiel sie erschöpft in einen traumlosen Schlaf, noch immer benetzten Tränen ihre Wangen.

Am nächsten Tag erschien Mairala nicht beim Frühstück, sie fühlte sich noch immer schwach und wollte niemanden sehen. Den ganzen Tag verbrachte sie im Bettund vergoß Tränen über die aussichtslose Situation und nicht einmal Meronia ließ sie eintreten. Auch als ihr Vater besorgt an ihre Tür klopfte, wehrte sie jede Konversation ab.

Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Meronia kam jeden Tag an ihre Tür, hinterließ ein wenig Essen und verließ dann wieder den Ort, doch am vierten Tag da kam es, dass ihre Mutter sich zu Mairalas Gemach begab und an ihre Tür klopfte.

"Mairala, bitte öffne die Tür. Ich bin es. Es hilft nichts, wenn du dich in deinem Zimmer einsperrst. Die Heirat ist schon lange vorgesehen, du wirst Rayic heiraten. Ob du es willst oder nicht. Du kannst nicht immer nur an dich denken, denk doch mal an deinen Vater und was es für ihn bedeuten würde, wenn du Rayic ablehnst. Dein Vater würde seinen Stand und vielleicht auch seinen Besitz verlieren. Wir können uns nicht immer aussuchen, wen wir heiraten, aber wir können uns damit abfinden. Also beherrsch dich und benimm dich endlich wie eine richtige Frau. Selbst ich konnte mir nicht aussuchen wen ich heiratete."

Mit diesen Worten ging Isea. Die Röte stand ihr im Gesicht, sie war wütend, doch zugleich standen Tränen in ihren Augen.

ein weiterer Tag verging und tatsächlich schienen die Worte von Mairalas Mutter etwas bei ihr bewirkt zu haben. Sie wollte nicht mehr davonlaufen, sie würde Rayic heiraten und ihm eine gute Frau sein, auch wenn es nicht leicht sein würde. Nicht leicht, Rayic zu lieben und Galvarey zu vergessen.
 

In dieser Nacht stand Mairala auf dem Balkon ihres neuen Zimmers und schaute in den Sternenhimmel.

"Ich kann meinen Vater und meine Mutter nicht unglücklich machen, ich werde Rayic heiraten. Aber Galvarey bitte weiß, dass ich dich immer lieben werde und dich nie vergessen werde. Ich wünschte die Dinge wären anders gekommen und ich könnte bei dir sein..."

Mairala stand noch einige Minuten dort und erinnerte sich an die schöne Zeit auf dem Fest, der Tanz mit Galvarey und ihre gemeinsamen Spaziergänge. Doch am meisten würde sie seine sanfte Stimme vergessen, mit der er ihr nette Komplimente gemacht hatte und seine zärtlichen Berührungen. Mairala wischte sich die Träne aus ihrem Auge und schritt über den Balkon zurück in ihr Zimmer.

"Es tut mir so Leid Galvarey..."
 

Eine Woche später war ein reges Treiben auf der Burg, alle bereiteten sich auf die lange Reise zu der Hochzeit von Mairala und Rayic vor, die im Süden Seretas, dort wo die große Burg der Familie Voteyes stand, stattfinden würde. Mairala hatte von den Kammerfrauen gehört, dass die Burg sehr groß sein sollte und schöne Gärten besitzen würde, doch Mairala würde viel lieber bei ihren Eltern bleiben.

Meronia verstaute Mairalas schönste Kleider in eine große Holztruhe und als sie Mairalas grünes Lieblingskleid zusammenlegen wollte, hielt Mairala sie leicht am Arm fest.

"Nein Meronia, ich möchte es heute tragen. Schließlich ist heute der letzte Tag, an dem ich hier wohnen werde."

"Wie ihr es wünscht."

Meronia half Mairala beim ankleiden und widmete sich dann wieder den zusammenpacken der Kleider und persönlicher Dinge. Mairala trat aus ihrem Zimmer und ging noch einmal jeden Gang der Burg entlang. Sie erinnerte sich an die schönen Tage ihrer Kindheit, zusammen mit ihrer Mutter. Sie betrat noch einmal jeden Raum, außer ihr altes Gemach. Sie wollte so viel wie möglich in Erinnerung behalten und sich alles noch einmal einprägen. Nachdem alle mit dem Packen fertig waren und alles zu Abreise bereit erschien, konnte niemand Mairala finden.

Verträumt ging sie durch den Rosengarten und blieb dort eine Zeit lang stehen, sie erinnerte sich wie sie hier mit Galvarey gesprochen hatte und die zärtlichen Küsse seiner weichen Lippen. Sie ging noch einige Schritte weiter und zu dem Brunnen, der Ort, an dem Galvarey sie zum ersten Mal geküsst hatte. Sie strich mit ihrer Hand über den Rand des Brunnens und ließ sie dann sanft durch das Wasser gleiten.

"Mairala.... Mairala... seid ihr hier?"

Mairala konnte Meronias Stimme hören, sofort wachte sie aus ihren Träumereien auf und entfernte sich vom Brunnen. Meronia stand im Rosengarten und blickte Mairala tadelnd an.

"Es ist alles zur Abreise bereit, nur ihr fehlt noch. Euer zukünftiger Gemahl wartet schon auf euch, er hat sich die Mühe gemacht, euch persönlich abzuholen. Kommt schon, beeilt euch, sonst wird eure Mutter noch böse mit euch."

Mairala nickte einmal und ging neben Meronia zurück zur Burg. Sie warf einen letzten Blick auf den Rosengarten und den Brunnen, ihre Kindheit hatte hier ein Ende gefunden. Jetzt würde sie eine richtige Frau werden, eine eigene Familie haben und ein eigenes Heim. Bei dem Gedanken an eine eigene Familie, wurde ihr erst bewusst, was für einen großen Schritt sie gehen wird. Als sie an der Burg ankamen, waren die meiste Holztruhen schon auf die Wagen gelegt. Einige wertvolle Möbelstücke aus dunklem Kiefer wurden als Mitgift mitgegeben. Auf dem letzten Wagen befand sich eine sehr große dunkle Truhe, in dem sich Mairalas Hochzeitsgeschenk befand. Ihr Vater wollte ihr nicht sagen, was sich dort drinnen befindet.

Mairala konnte Rayic kommen sehen, er lächelte sie an und küsste ihre Hand. Sie machte einen leichten Knicks.

"Aber bitte, ihr müsst euch nicht vor mir verneigen, ich werde schließlich euer Gemahl. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass mein Vater nicht anwesend ist, dringende Geschäfte hielten ihm vom Kommen ab. Ich hoffe jedoch das wir uns auf der Reise unterhalten können, ich würde gerne einiges über meine zukünftige Gemahlin erfahren."

"Aber natürlich, es gibt auch einiges, dass ich von euch erfahren möchte."

Die Reise begann, alle stiegen in die Kutschen und schon wenige Minuten später fuhren sie los. Mairala sah aus dem Fenster heraus, die Burg wurde immer kleiner, bis sie schließlich ganz verschwand. Mit ihr saßen Meronia, Rayic und eine weitere Kammerfrau, die noch nicht lange bei ihnen gearbeitet hatte, in der Kutsche. Mairala erinnerte sich daran das sie Gertha hieß. Sie war etwa 17 Jahre alt, war normal gebaut und ihre Haare hatten ein schmutziges Blond. Ihre stechend blauen Augen fielen besonders auf.

Hinter ihnen fuhr Mairalas Vater und ihre Mutter, die in den letzten Tagen nur sehr wenig geredet hatte. Sie war die meiste Zeit in ihrem Gemach und wenn Mairala nach ihr fragte wurde sie zurückgewiesen. Mairala konnte sich das Verhalten ihrer Mutter nicht erklären, sie schien nicht krank zu sein, also musste es etwas mit ihr zu tun haben. Die zwei Kutschen und Wagen wurden von fünfzehn Wächtern bewacht, Mairala konnte also unbesorgt bleiben. Der Tag verging langsam und Rayic und sie führten ein angenehmes Gespräch. Rayic machte ihr auch oft Komplimente, ihrer Schönheit wegen.

Als die Nacht hereinbrach, wurden Zelte aufgeschlagen und alle legten sich schlafen. Meronia ging noch einmal aus den Zelt, welches sie mit Mairala teilte, um frisches Wasser zu holen. Mairala hatte noch Durst bekommen und weil sie müde und erschöpft von der langen Kutschfahrt war, wollte sie lieber liegen bleiben. Meronia schritt an den Zelten entlang und zu dem Fass mit dem frischen Wasser. Sie tauchte den Becher in das kühle Nass und hob ihn wieder heraus. Zufrieden wollte sie wieder zurückgehen, da konnte sie die Stimme von Rayic hören. In ihren Gedanken drängte sich die Frage auf, was der Sohn des Fürsten so spät noch alleine an der frischen Luft macht und sie hielt inne um der Sache auf den Grund zu gehen.

Sie spähte an dem Zelt vorbei und erblickte Rayic, doch er war nicht alleine. Vor ihm stand Gertha, sie lächelte verschmilzt und hatte rote Wangen. Rayic beugte sich zu ihr herunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Daraufhin musste Gertha verlegen kichern. Sie tauschten noch ein paar Worte aus, die Meronia nicht vestand und dann sah sie wie Rayic Gertha küsste. Ihr Platz hinter dem Zelt war zu schlecht, als um erkennen zu können ob Rayic sie nur auf die Stirn geküsst oder auf den Mund geküsst hatte. Meronia wusste nicht zu deuten was sie dort sah. Sie war geschockt, doch war es wirklich das wonach es aussah? Meronia hatte genug gesehen, sie drehte sich um und ging zurück zu Mairala und erst wollte sie sofort Mairala erzählen, was sie gesehen hatte, doch dann sprach die Vernunft und ließ sie denken, dass es dafür eine plausible Erklärung geben musste.

Vier weitere Tage vergingen und die Reise fand bald ihr Ende. Mairala hatte sich viel mit Rayic unterhalten, doch sie hatte sich auch die Landschaft angeschaut, die meiste Zeit waren sie auf Tiefland mit saftigen Wiesen, doch dann kamen sie in einen großen dichten Wald. Am nächsten Mittag würden sie die Burg erreichen und dann war die Hochzeit nicht mehr fern. Mairala konnte vor Aufregung die letzten Nächte nicht schlafen, sie würde dort niemanden kennen und alles würde ihr so fremd erscheinen. Mairala war heilfroh, dass Meronia mit ihr gehen durfte, schließlich kannte Mairala sie schon seit sie ein kleines Kind war. Meronia hatte sie immer zum Lächeln gebracht und sie getröstet wenn sie geweint hatte. Ohne sie hätte Mairala es nicht ertragen von zu Hause wegzuziehen. Gedankenverloren schaute sie zu Meronia. Plötzlich blieb die Kutsche mit einem Ruck stehen. Mairala konnte sich nirgendwo festhalten und fiel nach vorne. Rayic reagierte im richtigen Augenblick und hielt sie fest, damit sie nicht auf den Boden fiel. "Ist alles in Ordnung?" fragte Rayic und schien wütend über den plötzlichen Halt zu sein.Er sprang aus der zum Stehen gekommenen Kutsche, um den Kutscher zu Rechenschaft zu ziehen. Gerade als er raussprang konnte Mairala hören wie Schwerter gezogen wurden. Mairala blickte durch das Fenster nach draußen. sie sah viele Männer mit verschiedenen Rüstungen, die auf die Soldaten zustürmten. Gertha drückte sich schreiend in die Ecke der Kutsche. Mairala überkam Furcht, die Bilder der Männer, die versucht hatten sie zu vergewaltigen, kamen ihr wieder in den Kopf. Rayic zog sein Schwert und lief mutig auf die Angreifer zu.

"Mairala, bleibt in der Kutsche, es ist zu gefährlich hier draußen!"

Meronia versuchte Mairala vom Fenster wegzureißen, doch Mairala wollte wissen was draußen vonstatten ging. Einige der Angreifer lagen blutüberströmt am Boden, doch auch einige Wächter hatten schon ihr Leben gelassen. Auch wenn sie Rayic noch nicht gut kannte, wünschte sie sich, dass er es unbeschadet überstehen würde. Rayic vollführte einen Schlag auf den ersten Angreifer und durchbrach dessen Verteidigung. Blutend fiel er zu Boden und blieb dort regungslos liegen. Einer der Angreifer, der Rayic entdeckt hatte vollführte einen Hieb auf Richtung seines Kopfes. Doch mit eleganten Paraden konnte Rayic sich den Attacken seines Gegners erwehren. Auch die nächsten Hiebe konnte er mit seinem Schwert parieren, Mairala war sichtlich erstaunt über seine Kampffähigleiten. Er war viel größer und stärker als Galvarey, doch auch Galvarey war ein guter Kämpfer gewesen und hatte sie mit einem Ast vor vier Männern gerettet. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich die Kutsche von der anderen Seite öffnete. Gertha wollte schreien, doch ein Schlag in ihr Gesicht hielt sie davon zurück. Bewusstlos brach sie auf ihrem Platz zusammen. Mairala spürte wie jemand sie am Handgelenk packte und aus der Kutsche riss. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, da war sie auch schon aus der Kusche gezerrt worden und war von drei Männern umringt. Sie schauten sie lüstern an und grinsten hämisch und siegessicher.

"Na schau, was wir hier haben."

Mairala konnte vor Angst nicht schreien, sie fürchtete, dass dasselbe wie damals geschehen würde. Einer der Männer wollte sie grade zu Boden reißen, da fiel er mit Schmerzensschreien zu Boden. Ein Schwert hatte sich einmal durch seinen Rücken gebohrt und kam vorne aus seinem Bauch wieder heraus. Blutüberströmt und mit geöffnetem Mund, als wollte er etwas erwidern, fiel er zu Boden. Mairala war froh, dass Rayic gekommen war um sie zu retten.

"Ihr wagt es mein zukünftiges Weib anzufassen, dafür werdet ihr nicht mit dem Leben davonkommen."

Mit wuchtigen, doch gut gezielten Hieben tötete er auch die beiden anderen Männer, ohne selber einen Kratzer abzubekommen. Mairala beobachtete jede seiner Bewegungen, alles passte zusammen, seine Beinarbeit, seine Paraden, sogar die Gesichtszüge. Der Kampf war vorbei, Rayic hatte die letzten Angreifer getötet. Er wischte gerade das Blut von seinem Schwert an einem der Männer ab, da konnte Mairala hinter ihm etwas entdecken, was nicht in den Wald zu gehören schien. Hinter einem der Bäume konnte sie eine ihr fremde Gestalt erblicken. Es war ein junger Mann, von schlanker Statur, mit sandelholzfarbenen Haar und ebenso braunen Augen. Er hatte feine weiche Gesichtszüge und wirkte um einiges jünger als Rayic und auch als Galvarey. Er trug keine Rüstung, nur eine einfache grüne Tunika, eine dunkle Hose und ein Schwert an der Seite seines Waffengürtels. Er blickte zuerst zu Mairala und dann abschätzend zu Rayic. Rayic stand mit dem Rücken zu ihm und lächelte Mairala an. Er hatte die Gestalt im Wald anscheinend nicht bemerkt. Seine Hand berührte ihre Wange und streichelte sie.

"Geht es euch gut Mairala? ich hoffe ihr wurdet nicht verletzt."

Der Jüngling zog sein Schwert und ging langsam und mit leisen Schritten auf Rayic zu.
 

Mairala, die kaum glauben konnte, was sie dort sah, wollte gerade aufschreien und Rayic vor dem Unbekannten warnen, als auch schon einer der Wächter mit einem gezielten Hieb den jungen Kerl zu Fall brachte. Rayic drehte sich blitzschnell um, und schaute erstaunt auf den Jüngling, der nun begann sich wieder aufzurappeln. Doch bevor er aufstehen konnte, hielt Rayic ihm auch schon sein Schwert unters Kinn. "Nehmt ihn fest! Er wird mit auf die Burg kommen, und dort wird ihm eine gerechte Strafe widerfahren. Auf Ermordung eines Höherrangigem steht normalerweise die Todesstrafe, doch ich glaube, ich werde mir für euch etwas besonderes Ausdenken..." Ein hämisches Grinsen schmückte sein Gesicht. "Führt ihn ab!" sprach er bestimmt und die Wächter führten den bereits Gefesselten fort. "Was...was passiert mit ihm?" Mairala schaute Rayic verstört an. Sie konnte noch immer nicht fassen, was eben passiert war. "Er wird mit auf die Burg kommen und dort wird ihm eine gerechte Strafe wiederfahren... doch nun lasst uns weiterziehen. Es muss ein schrecklicher Schock für euch gewesen sein, Mairala.. Verzeiht, dass euch so etwas widerfahren musste, nach allem was euch zuvor widerfahren ist." Er schaute sie an, doch sie senkte den Kopf und nickte. Rayic nahm ihre Hand und ging mit ihr zur Kutsche zurück. Sie stiegen beide wieder ein und kurz darauf ging die Fahrt weiter. " Es tut mir Leid, dass ihr mit mir eine Kutsche teilen müsst, jetzt wo ich Blut und Schweiß an meiner Kleidung habe. Ihr denkt sicherlich, wie roh und brutal ich bin..." Mairala schüttelte den Kopf. "Nein, ich danke euch dafür, dass du ihr euer Leben für mich riskiert habt..." er beugte sich zu ihr vor und flüsterte leise: "Für euch würde ich sogar mein Leben geben..." Mairala war überrascht und sie lächelte ihn an. Sie wüsste, dass ihr Lächeln nicht von Herzen kam, denn ihre Gedanken kreisten wieder um Galvarey. Galvarey hatte ihr ebenfalls das Leben gerettet und sie wusste, dass er sie liebte, doch bei Rayic war sie sich nicht sicher. Sie wusste auch, dass Rayic aufrichtig war und sicherlich meinte was er sagte, doch die Wärme, die sie fühlte, wenn sie Galvareys Worte gehört hatte, konnte sie Rayic nicht entgegenbringen.

Sie fuhren noch einige Stunden und Mairala saß in Gedanken versunken in der Kutsche und schaute über die prächtige Landschaft, bis sie die große, imposante Burg sah. Kurz darauf fuhren sie auch schon durch das große Tor und es warteten bereits Brannel und seine Frau, Glyderia Voteyes, im Hofe, um das baldige Brautpaar zu begrüßen. Als die Kutschen zum Stillstand kamen und alle ausstiegen, wurde Mairala von Glyderia herzlich begrüßt.

"Mairala, mein Kind! Ich habe bereits gehört was euch auf der Reise widerfahren ist! Ihr müsst erschöpft sein."

Glyderia war zweifellos eine sehr hübsche Frau, doch ihr Blick schien kalt und unberechenbar. Ihre aufwendig hochgesteckten, braunen Haare ließen sie majestätisch wirken.

"Ja... Die Reise war etwas zu aufregend für mich und der Schrecken sitzt noch tief, doch ich freue mich so euch zu sehen!" Glyderia lächelte sie an und begann Mairalas Eltern zu begrüßen. Mairala stand inzwischen alleine und etwas abseits da, und schaute etwas verängstig auf die Bediensteten, die bereits begannen, die Sachen von den Kutschen zu entladen. "Ihr seht so bedrückt aus, mein Teure. Ich weiß, dass es immer schwer ist sich neu einzuordnen, doch ich versuche euch so gut es geht zu helfen." Rayic war gekommen und umfasste vorsichtig ihre Taille. "Lasst uns hinein gehen." Sie gingen in die Burg und Mairala war erstaunt über soviel Pracht. Es würde ihr sicherlich nicht schwer fallen, hier zu leben, denn es war ein schönes neues Heim. Inzwischen begann es zu dämmern und Mairala merkte die anstrengende Reise tief in ihren Knochen. Sie bat darum in ihr Gemach gehen zu dürfen und das Abendessen dort einzunehmen, denn sie wollte so schnell wie möglich zur Ruhe kommen. Rayic kam ihr ihrer Bitte nach und er führte sie in ihr vorläufiges Zimmer. Es war ein großes Gästezimmer, in dem mitten im Raum ein großes Bett thronte. "Hier ist euer Gemach. Ich hoffe ihr habt eine angenehme Nacht und schöne Träume." Sprach Rayic und seine Hand berührte ihre Wange. Als er merkte, dass sie keinen Widerstand gab, fuhr er ihr durch das Haar und drückte langsam ihren Kopf nach vorne. Er küsste sie kurz und blickte ihr dann tief in die Augen. Mairala errötete und realisiert erst jetzt, was eben geschehen war. "Gute Nacht..." Rayic ging den Flur entlang und Mairala schloss die Tür, Etwas Essen stand bereits auf einen kleinen Tisch, doch sie rührte nur ein kleines Stück Brot an. Dann ging sie schlafen und überließ sich ihren Träumen. Die Nacht verging ruhig und am nächsten morgen wurde Mairala von Meronia geweckt. "Steht auf, Mairala. Ein neuer Tag ist geboren und die Hochzeit rückt immer näher. Außerdem müsst ihr noch das Schloss und ihre Bewohner besser kennen lernen." Mairala sprang aus den Federn und ließ sich von Meronia beim Ankleiden helfen. Als sie hinunter in einen großen Saal zum Frühstück ging, trug sie ein hellrotes Kleid. Am Tisch saß bereits Rayic, der aufstand um die zu begrüßen. Er küsste sie vorsichtig auf die Wange. "Guten morgen, meine Schöne. Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Nacht." "Ich danke euch, ich habe sehr gut geschlafen und ihr?" "Ebenso." Er führte sie an den Tisch und zeigte einem Bediensteten er solle ihr Frühstück bringen. Bis jetzt waren nur Rayic und Mairala am Tisch und Rayic beobachtete sie, während sie aß. Bald trafen auch ihre Eltern und die von Rayic ein und setzten sich zu ihnen an den Tisch. Es wurde eine fröhliche Runde und der Morgen hätte nicht besser sein können. Nach dem Frühstück zeigte Rayic Mairala die Burg und ein paar Bedienstete. So verging der erste Tag im neuen Heim. Der zweite Tag verlief ähnlich, nur dass ihr dieses mal die nahen Ländereien gezeigt wurden. Es war ein schöner sonniger Tag und Mairala und Rayic machten Rast auf einer Wiese.

"Das Wetter ist wunderschön, ich wünschte es würde ewig so bleiben." Sagte Mairala träumerisch und schloss die Augen.

"Nur noch zwei Tage, meine Teure, dann gehört ihr mir und ein neues Leben beginnt für euch." Dieser Satz riss sie aus ihren Träumereien und sie schaute ihn an. Dann nickte sie und leise Angst kroch in ihr hoch. Sie hatte bis jetzt verdrängt was für eine Verantwortung so eine Ehe war. Sie war sich nicht sicher ob sie soviel Verantwortung tragen könne, obwohl sie fühlte, dass sie eigentlich lieber bei Galvarey wäre. "Was passiert eigentlich mit dem Gefangenen?" wich sie vom Thema ab und schaute tief in Rayics glänzenden, braunen Augen.

"Ich bin mir noch nicht sicher. Er wird solange im Kerker sitzen bis ich mich entschieden habe, was mit ihm passiert... doch jetzt lasst uns zurückkehren und sehen wie weit die Vorbereitungen unserer Hochzeit sind." Sie wollte aufstehen, doch ihr Fuß verhedderte sich in dem Saum ihres Kleides. Sie wäre gefallen, wenn Rayic sie nicht aufgefangen hätte und so landete sie in seinen Armen. "Verzeiht. Ich bin manchmal sehr ungeschickt." "Ich braucht euch nicht zu entschuldigen." Sagte er leise und half ihr beim Aufrichten. Mairala dachte eigentlich er würde sie loslassen, doch er lockerte seinen Griff nicht und hielt sie in seinen Armen. "Eure Nähe ist äußerst ansprechend..." Er legte seine Hand unter ihr Kinn und drückte es leicht hoch, dann Küsste er sie. Diesmal war es kein kurzer Kuss, wie der vor ihrer Gemachstür, sondern ein langer, leidenschaftlicher und intensiver Kuss. Als sich ihre Lippen wieder von einander trennten, löste er auch seinen Griff und nahm sie an die Hand. Dann gingen sie wieder hoch zur Burg, sich stetig anlächelnd. Die Hochzeitsvorbereitungen waren bereits weit vorgeschritten und somit konnte die Hochzeit rechtzeitig stattfinden. Die zwei Tage vergingen wie im Fluge und am Hochzeitstag war Mairala ein nervliches Wrack. Meronia und einige weitere Kammerfrauen halfen Mairala schon im frühen Vormittag sich herzurichten. Ihr Brautkleid bestand zum Teil aus heller Spitze, und aus Seide. Der Schleier war ebenfalls aus feinster Seide. Ein glänzendes Diadem schmückte ihren Kopf. Es dauerte nun nicht mehr lang, bis sie heiraten würde und die Stunden vergingen. Minute um Minute, Sekunde um Sekunde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-07-17T15:26:37+00:00 17.07.2005 17:26
Jo! *grins* Habs jetzt auch gelesen *Zeit gefunden hat* War ja leider etwas kurz, der neue Abschnitt, ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass Mairala das alles so bedingungslos hinnehmen wird, was ihre Eltern da von ihr verlangen. Auch wenn die letzten Sätze von großer Einsicht und Stimmungswechsel sprechen, bin ich nicht wirklich überzeugt davon, oder habt ihr wirklich vor, was daraus vor geht??
Ich bleibe dran!

mfg, Piwu


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