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Zeit der Artefakte

Die Wiedergeburt der Magie
von

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Andere Meister, andere Sitten

In diesem Kapitel sind wahrscheinlich viele Wortwiederholungen, Tippfehler, Ausdrucksfehler... drin. Verzeiht mir, ich war zu faut zum Korrekturlesen. ^_^
 

Ich hab zwei neue Charaktere auftauchen lassen. Ich LIEBE es, neue Charaktere einzuführen, die alten werden mir so schnell langweilig... Muss nur darauf aufpassen, dass es nicht zu viele werden.
 

Falls ihr denkt, die neuen Charas wären völlig sinnlos, hätten überhaupt keinen Bezug zur eigentlichen Handlung: Ja, jetzt sind sie's noch, aber später werden sie noch zu einem bedeutenden Teil der Geschichte ...wenigstens ist's so geplant, mal sehen... -_-°
 

II.

Der Inspektor und sein Gehilfe sahen sehr düster drein, als sie die drei Wächter auf sich zukommen sahen. Das war typisch für die Polizei, egal ob am Land oder in den Städten. Nirgends wurde es besonders geschätzt, wenn sich externe Ermittler in Angelegenheiten einmischten, die jene Beamte als ihr Eigen anzusehen schienen. Sie wollten einfach nicht begreifen, dass die Welt sich veränderte, dass nun Kräfte erwachten, die sie allein nicht kontrollieren konnten. Schon bald würde es nicht mehr reichen, eine Waffe zu besitzen, um das Verbrechen zu bekämpfen.

...Es würde nicht mehr reichen, eine Waffe zu besitzen, um das Verbrechen zu bekämpfen? Nachdenklich ging Azrej den Satz noch einmal durch. War der so wirklich richtig? Hatte es denn bisher gereicht, eine Waffe zu haben? ...Nein, gereicht eigentlich nicht, aber doch ein wenig geholfen...vielleicht. Vielleicht hatte das aber auch nur dazu beigetragen, eigentlich recht klare Situationen zum Eskalieren zu bringen. Nun, es stimmte wahrscheinlich beides... irgendwie...

Die Meisterin stoppte vor den Beamten, verbeugte sich leicht und meinte, mit dem freundlichsten Lächeln, dass man sich nur vorstellen konnte: "Wir haben unsere Ermittlungen nun abgeschlossen, Herr Inspektor. Ich danke Ihnen für ihre Geduld. Wenn Sie wünschen, kann ich ihnen unseren Schlussbericht zukommen lassen." "Nicht nötig.", knurrte der Inspektor: "Und jetzt zischt endlich ab, ihr Esoterikerfuzzis." Jeder Polizist, der nahe genug gestanden hatte, um diese groben Worte zu hören, begann, leise zu kichern. Simon und Azrej erwarteten gar nicht mehr, dass die Meisterin nun ihre Beherrschung verlieren würde. Immerhin hätte Meister Fenric es ja getan, und Meisterin Anija hatte bisher doch noch nie so reagiert, wie ihr älterer Vorgänger. Und tatsächlich verbeugte sich die Meisterin bloß noch einmal, nach wie vor ihr freundliches Lächeln auf den Lippen, wobei sie sagte: "Wie Sie wünschen. Guten Tag." Azrej und Simon folgten dem Beispiel ihrer Meisterin und verbeugten sich ebenfalls, bevor sie ihr weiter zum Ausgang des Museums folgten. Azrej grinste Simon fröhlich zu. So einer Meisterin folgte sie wirklich gern, sie verdiente jedes Futzelchen Respekt, das die beiden Adepten nur aus sich herausquetschen konnten. Simon musste etwas ganz ähnliches denken. Die beiden dachten grundsätzlich immer sehr ähnlich. Er erwiderte Azrejs Blick, legte sich eine Hand aufs Herz und tat so, als würde er schmachtend seufzen. Ja, eindeutig, auch Simon war von der unkonventionellen Art der Meisterin tief beeindruckt. Die Zeit unter ihrer Obhut würde sicher sehr lehrreich werden. Hoffentlich wurde Meister Fenric bei seinem Einsatz zum Invaliden, oder auch zur Leiche, damit Meisterin Anija den beiden Adepten bis zu ihrer Meisterprüfung erhalten blieb...
 

(30.04.04) Eigentlich existierte der Wächterorden bereits seit ewigen Zeiten, seit der Mensch die Magie entdeckt hat und sie zu nutzen lernte. Na ja, vielleicht auch erst seit er bemerkt hatte, dass die unkontrollierte Anwendung von Magie das natürliche Gleichgewicht zerstört und zum Chaos führt. Seitdem versuchten die Wächter stets, jeden illegalen Magier aufzuspüren und ihn von seinem Tun abzuhalten, ob nun durch eine freundliche Mahnung oder den Tod...

Natürlich waren auch die Wächter Magier. Wie sollten sie sonst ihrer magiewirkenden Beute beikommen? Doch im Gegensatz zu den illegalen Magiern hielten sie sich an einen strengen Kodex. Der verbot ihnen zum Beispiel, wilde Energie anzurühren. Man benötigte Energie, um Zauber zu wirken. Diese Energie steckte in wilder Form in allen Gegenständen, Lebewesen, selbst in der Luft ist sie zu finden. Sie ist es, die alles in Bewegung hält. Sie bringt die Zeit zum Vergehen. Sie ist praktisch Grundvoraussetzung für die Zeit, denn wenn es keine Bewegung gäbe, wie könne es dann so etwas wie Zeit geben? Wer könnte sagen, dass Zeit vergeht, wenn sich doch alles im Stillstand befindet?

Die Wächter benutzen jedoch nur "domestizierte" Energie, die in maßvollen Einheiten dem Gesamtgefüge abgezapft und "gezähmt" wurde. Diese Form der Energie besaß nichts mehr, außer ihre Kraft. Sie hatte keinen Charakter, wenn man es so wollte. Wilde Energie ist nur schwer zu kontrollieren, sie fließt sehr unregelmäßig. Domestizierte Energie hingegen hält keine Überraschungen mehr bereit.

Diese domestizierte Energie wird in sogenannten Artefakten aufbewahrt, in Speichern, die, je nach Stufe, mehr oder weniger Energie aufnehmen können. Im Groben kann man sagen, ein Artefakt der ersten Stufe beinhaltet höchstens die Energie für einen niederen Zauber, eines der zweiten logischerweise für zwei Zauber, und so weiter.
 

"...Diese Energie erhält der Wächter in sogenannten Ordenshäusern, die überall im Land verteilt sind.", fuhr Gabriel mit ruhiger, selbstsicherer Stimme fort: "Jede größere Stadt besitzt mindestens eines, die kleineren häufig nur eines, in Dörfern und Gemeinden sind sie kaum zu finden. Das hängt mit der Geschichte zusammen. Die Landbewohner, die von Natur aus misstrauischer sind, als die Stadtbevölkerung, hat die Errichtung eines Ordenshauses häufig hartnäckig verwährt. Die hassen alles, was mit Magie zu tun hat, daher ist es völlig verständlich, dass sie jeden Wächter lieber fern von ihrer Heimat sehen. Der Wächterorden hat sich geholfen, indem er Häuser ins Nichts, mitten in dunklen Wäldern und auf hohen Bergen gebaut haben, gerade noch nah genug an der nächsten Siedlung dran, um von ihr versorgt werden zu können, aber weit genug entfernt, um die Bewohner nicht zu stören. Am Semmering zum Beispiel..." "Danke, das reicht.", unterbrach einer der Lehrmeister des Prüfungskomitees ihn. Gabriel nickte gehorsam und setzte sich wieder. Ein wenig unsicher spähte er zu dem Platz am Ende der langen Tafel hin, an der die Prüfer saßen. Dort schrieb Meister Toren Waldstreicher gerade mit zackigen Bewegungen etwas auf ein Blatt Papier. Schließlich legte er seinen Kugelschreiber weg und blickte auf, direkt in Gabriels Richtung. Er lächelte wohlwollend und hob dann das Blatt an. Darauf stand groß: Gut gemacht! Gabriel senkte schnell den Blick. Er fühlte, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Das war typisch Meister Toren, immer ehrlich, und das keineswegs auf eine besonders subtile Art und Weise. Der schon etwas betagte Mann machte nur selten einen Hehl aus seinen Gefühlen.

Gabriel kannte Meister Toren bereits seit Beginn seiner Novizenzeit, und obwohl er ihn in den ersten paar Jahren auf den Tod nicht ausstehen konnte, sah er inzwischen so etwas wie einen Ersatzvater in ihm. Seit er verstanden hatte, dass Meister Toren mit seiner schon krankhaft anmutenden Ehrlichkeit niemanden verletzen, sondern einfach nur ein Orientierungspunkt für seine Novizen sein wollte, an den man sich mit hundertprozentiger Sicherheit halten konnte, war er sprunghaft zu Gabriels absolutem Lieblingslehrer aufgestiegen. Das Tolle an Meister Toren war einfach, dass, wenn er "Gut gemacht!" schrieb, es auch genauso meinte. Er wollte niemanden aufbauen, er wollte bloß ehrlich sein.

Neben Gabriel begann seine Mitschülerin Fharina die wenigen, vorhandenen Fakten und die verschiedenen Theorien über das dunkle Zeitalter des Chaos' herunterzuratschen. Gabriel hätte beinahe genervt die Augen verdreht. Wie oft hatte er sich das schon in den verschiedendsten Unterrichtsgegenständen anhören dürfen... Also, langsam wurde es ein wenig langweilig. Er sah auf seine Uhr. 11:56. Nur noch vier Minuten, bis die Prüfungszeit vorbei war. Dann würden die fünf Prüflinge dieses Vormittags endlich in den Speisesaal hinunter essen gehen dürfen. Danach kamen die fünf Prüflinge des Nachmittags noch dran. Ihr Durchgang würde um Punkt vier Uhr zu Ende sein. Als nächstes würden die Novizen gesammelt in den Saal hineinbestellt werden, man würde ihnen ihre Noten verkünden, und dann...

...Dann ging's ans feiern! Lehrmeisterin Silhina, die führende Lehrmeisterin der Klasse, hatte ihren Schülern schon vor Jahren versprochen, dass sie, wenn wirklich alle Novizen ihrer Klasse den Abschluss schafften, groß ausgehen würden. Gabriel war bereits gespannt darauf, wohin es gehen sollte...

Seine Uhr piepste. Es war Punkt Zwölf. Erschrocken stellte Gabriel das unangenehme Piepsgeräusch aus und blickte sich verlegen um. Er erwartete ermahnend finstere Blicke, die eine oder andere Rüge, doch die meisten Prüfer wirkten eher amüsiert. Der Vorsitzende, Großmeister David Sonnenkrieger, lachte sogar kurz auf und meinte gutmütig: "Sei doch nicht so kleinlich, Bursche, ein paar Minuten kannst du uns schon noch gönnen." Gabriel senkte entschuldigend den Kopf. Wäre ihm das als normaler Novize passiert, hätte man ihm die Uhr abgenommen, und je nach Lust und Laune des Lehrmeisters noch eine kleine Strafaufgabe aufgebrummt. Das war also der Unterschied zwischen der Behandlung eines gewöhnlichen Novizen und eines So-gut-wie-Adepten... Gabriel lächelte leise in sich hinein. Plötzlich fühlte er sich um vieles erwachsener, direkt ...respektiert. Es war mühsam gewesen, aber es hatte sich ausgezahlt. Gabriel hatte es im Gefühl: Seine Zeit als Adept würde sicher wunderbar werden.
 

Die Abschlussprüfung war bereits Wochen her. Tatsächlich sind alle aus Gabriels Klasse durchgekommen, selbst die Stümper aus der ersten Reihe Fensterseite... Wirklich erstaunlich! Dabei waren diese fünf Nüsse dümmer als jeder dahergelaufene Straßenköter es sein konnte... Nun, was sollte man machen. Wenn ein Orden bereits seit so langer Zeit bestand, wie es der Wächterorden tat, so konnte man ein ...nun, Absinken des Niveaus nicht verhindern. Diese Großmeister erlaubten inzwischen auch wirklich schon jedem Sandler, bei ihnen zu lernen. Was konnte man da schon erwarten...

Er, Gabriel, der sich sicher nicht für den intelligentesten Burschen auf Gottes Erdboden hielt, hatte es wenigstens mühelos geschafft, bei jeder Befragung mit ausgezeichnetem Erfolg abzuschneiden. Die Fragen waren wirklich für Affen gemacht worden... Aber wen störte das schon? So stand in Gabriels Akte nur Gutes über ihn, und das garantierte ihm den Einstieg in einer der besten Traditionen. Vielleicht die Tradition der Felsensprenger, oder der Silberschwingen... Das wäre himmlisch. Man sagte, Adepten dieser Traditionen wären bereits nach dem ersten Lehrjahr reif genug für den Besitz eines Artefakts der fünften oder sechsten Stufe. Auch über die Sonnenkrieger, zu denen unter anderen der ehrenwerte Großmeister David gehörte, wären kein schlechtes Schicksal...

Es war der Tag der Entscheidung. Unzählige Meister, die sich dazu bereit gefunden haben, einen oder einen weiteren Adepten bei sich aufzunehmen, waren angereist, um sich die Akten nach passenden Kandidaten durchzusehen. Gabriel und einige seiner besten Freunde hätten vor Fruende beinah zu tanzen begonnen, als sie hörten, wieviele dieser Wächter von den Traditionen höheren Ansehens stammten... Nun konnte eigentlich kaum noch etwas schiefgehen. Gabriels glorreicher Blitzkarriere als Wächteradept stand nichts mehr im Wege. In drei Jahren, also der vorgeschriebenen Mindestzeit, würde er bereits seine Meisterprüfung ablegen, danach würde er sich in vielen Heldentaten dem Orden verdient machen, und schon würde man ihn für den Großmeistertitel vorschlagen. In spätestens fünf Jahren würde er dann in den hohen Rat gewählt werden und als das jüngste Mitglied die Zukunft seines Ordens entscheidend mitgestalten... Gabriel grinste versonnen. Na ja, so schnell würde es vielleicht doch nicht vor sich gehen, aber das es so geschehen würde, das stand zweifelsfrei fest. Schließlich hatte er den Abschluss mit Leichtigkeit hinter sich gebracht. Er war einer der Besten seines Jahrgangs, wie konnte sein Leben also anders verlaufen?

"Die Adepten Larissa Juben, Han Juben und Gabriel Steiner sollen sich sofort in Konferenzraum 3 einfinden.", gab eine weibliche Stimme per Lautsprecher durch: "Die Adepten Larissa Juben, Han Juben und Gabriel Steiner bitte." Gabriel sprang auf. Einen Moment lang fühlte er sich wie gelähmt. Endlich war es soweit. Seine Zukunft wartete. Sein Schicksal hatte sich entschieden. Er sollte sich wirklich langsam auf den Weg machen... Verdammt, warum gehorchten ihm seine Beine nicht mehr? Gabriel riss sich zusammen. Nur keine Panik... Er hatte überall die bestmöglichen Noten, es gab keinen Grund, in Panik zu verfallen.

Der Konferenzraum 3 befand sich hinter der ersten Tür, die in den breiten Rundgang der Verwaltungsebene mündeten. Vor der Tür stand ein Junge in Gabriels Alter und zitterte. Weit aufgerissene Augen hatten sich an der Zahl neben der Tür festgesogen. Drei... Gabriel konnte nicht genau sagen, warum, aber dieser Anblick ließ all seine Angst auf einen Schlag verschwinden. Stattdessen fühlte er das Gefühl leiser Verachtung in sich hochsteigen. Wie lächerlich dieser junge Adept aussah. Es war doch völlig sinnlos, jetzt eine Panikattacke zu bekommen. Es stand bereits alles fest. Wie würde der alte Lateiner sagen? Alea jacta est, oder so ähnlich. Die Würfel waren gefallen. Nun ging es nur noch darum, endlich die vor Angst zugepressten Augen zu öffnen und sich das Ergebnis anzusehen.

Von neuer Selbstsicherheit erfüllt schritt Gabriel auf die zweiteilige Flügeltür zu, klopfte zweimal an und trat ein. Aus dem Augenwinkel sah er den Jungen erschrocken zusammenfahren und zur Seite gehen, um nicht durch die nun offene Tür gesehen werden zu können. Was für ein jämmerliches Weichei... Und der wollte einmal ein echter Wächter werden? Mit dem Orden ging es wirklich bergab...

Das erste, was Gabriel auffiel, als er den Raum betrat, war, dass kein bekannter Meister darin saß. Alle drei Gesichter hingen weder in der Halle der Verdienstvollen, noch waren sie in irgendeinem der zahlreichen Chronikbänden abgebildet, alle drei waren also noch völlig unbeschriebene Blätter... Das musste jedoch nicht heißen, dass keiner von ihnen einer bedeutungsvollen Traditionen angehörte. Noch war alles offen...

Noch war außer Gabriel kein anderer Adept seines Jahrgangs eingetroffen. Gabriel vermutete, dass der eine, Han Juben - wer konnte das auch sonst sein - gerade wieder alles daran setzte, die 3 neben der Tür zu hypnotoisieren, während jenes Mädchen, Larissa Juben, auf dem Weg zum Konferenzraum einem Herzkasper zum Opfer gefallen war... Was für ein tragischer Verlust für die Sippe der ehrenwerten Wächter...

Alle drei Meister wirkten noch eher jung. Mit unverhohlener Neugierde starrten sie Gabriel entgegen. Einer von ihnen fragte: "Han Juben?" Gabriel schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein." "Oh, dann bist du sicher die kleine Larissa.", stellte ein anderer Meister mit fürsorglicher Großmutterstimme fest. Die drei Wächter brachen in heiteres Gelächter aus. Gabriel, der normalerweise durchaus Sinn für Humor hatte, den jedoch verlor, sobald er das Gefühl hatte, sich in einer selbstwertbedrohlichen Situation zu befinden, konnte sich bloß ein Grinsen entringen, das amüsiert wirken sollte, es aber wahrscheinlich nicht tat.

Als die Meister sich wieder gefasst hatten, meinte er, mit geschäftiger Stimme: "Mein Name ist Gabriel Steiner, zu wem gehöre ich?"

Zu seinem Missfallen hob der Mann, der vorhin die blöde Bemerkung mit Larissa gemacht hatte, die Hand und vollführte mit der anderen eine einladende Geste auf den Stuhl ihm gegenüber. Seine beiden Kollegen wandten sich wieder ihren pausenfüllenden Beschäftigungen zu, als Gabriel sich auf den Weg zu seinem zukünftigen Meister machte. Der eine schmierte seinen Block mit seinen Kugelschreiber voll - er schien irgendetwas zu zeichnen - und der andere trommelte mit den Zeigefingern einen komplizierten Rhythmus auf die vor ihm liegende Akte. Das waren also Wächter? ...So hatte sich das Gabriel, der bloß die peinlich korrekten Lehrmeister der Ordensschule gewöhnt war, entschieden nicht vorgestellt.

Gabriel nahm Platz und musterte sein Schicksal. Es hatte sich die Haare rot gefärbt... Zunächst hatte Gabriel geglaubt, rot wäre seine Naturfarbe, doch nun, aus der Nähe, sah er die nachgewachsenen, hellbraunen Anfänge. Ein Wächter mit gefärbten Haaren... Verdammt, was war nur los mit dieser Welt? Was war passiert, während Gabriel hier in diesem Haus eingesperrt gewesen war? Gefärbte Haare waren doch nur etwas für Popstars und Frauen fortgeschrittenen Alters gewesen! ...Waren denn inzwischen alle völlig irre geworden?

(Für alle jüngeren Leser, und jene älteren, die das nie so kennen gelernt haben: Ich bin vielleicht in einer sehr prüden Gesellschaft aufgewachsen, aber in meiner Kindheit war es wirklich noch eher unüblich, sich die Haare zu färben, besonders für Männer. Damals habe ich es tatsächlich noch für eine absolut verrückte Idee gehalten, vergleichbar mit der Anschaffung eines Nasenrings... Es ist erstaunlich, wie sich Zeiten ändern können, nicht?)

"So...", begann der Meister mit den gefärbten Haaren fröhlich: ..., du bist also Gabriel Steiner, das Wunderkind. Ich hab mir deine Leistungen angesehen. Beeindruckend, wirklich. Wenn ich da an meine Ergebnisse denke... Wär ich mein eigener Lehrmeister gewesen, ich hätte mir meine Akte um die Ohren gefetzt." Er grinste breit. "Ach, übrigens, mein Name ist Julias Feuerkralle, und..." "Feuerkralle?", entfuhr es Gabriel, bevor er es verhindern konnte. Erschrocken biss er sich auf die Unterlippe. Egal, wie unreif sich der Mann vor ihm benahm, er war noch immer ein Meister, demnächst sogar sein Meister... Daher kam jegliche Art von Respektlosigkeit nicht in Frage. Es war respektlos gewesen, dem Meister ins Wort zu fallen. Reumütig beugte Gabriel den Kopf. "Entschuldigt, Meister." Der Mann lachte. "Schon gut, ich verstehe. Ihr Streber seid doch alle gleich, ständig heiß auf einen Platz innerhalb der höher angesehenen Traditionen. Doch die höheren Traditionen achten nicht nur auf Schulnoten, wie ihr das vielleicht glaubt. Für die muss man auch sonst tadellos sein, ein guter Mensch..." Meister Julias lehnte sich auf seinem Sessel zurück und überkreuzte locker die Beine. "Ach ja, das ist noch immer eine meiner liebsten Erinnerungen.", bemerkte er, mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen: "Als diese überheblichen Streber aus meiner Klasse feststellen mussten, dass sie, obwohl zweifellos die Besten, trotzdem nicht gut genug waren, um auch von den Besten unterrichtet zu weden. Die haben stattdessen Nuria genommen, einen mittelmäßigen Novizen und meinen damaligen bester Freund. Der war nämlich wirklich der Beste..." Er beugte sich wieder nach vorn. "Aber auch die Tradition der Feuerkralle ist nicht zu verachten. Unsere Ideale sind Entschlossenheit und Mut zur Wahl der richtigen Lösung. Ich glaube, du bist zu beidem fähig, darum habe ich dich ausgewählt. Und? Schockiert?" Er kicherte verhalten. Gabriel zwang sich zu einem Lächeln. Ja, er war schockiert... Aber er hatte gelernt, flexibel zu sein. Auch eine Feuerkralle konnte eines Tages Großmeister werden. Wenn er sich nur genug anstrengte, so würde er, vielleicht nicht allzu bald, aber noch innerhalb seiner Lebensspanne, zu seinem Ziel gelangen, zu Großmeister Gabriel Feuerkralle... Klang gar nicht schlecht.

Als Gabriel das nächste Mal lächelte, musste er sich nicht mehr dazu zwingen . Meister Julias schien das zu merken, denn er nickte scheinbar zufrieden und bemerkte dazu: "Du hast schnell umgedacht. Das ist gut. Ich bin mir sicher, du wirst einen großartigen Adepten abgeben."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2004-05-31T10:31:57+00:00 31.05.2004 12:31
jo bin neu hier...und hab mir mal denne FF durch gelesen...
find sie gar nich mal so schlecht!^^"
Ach wat...
die is richtig gut!^_-

Muss den andren recht geben...
Gabriel is schon in interresanter charakter...
aber auch irgendwie arrogant!^^"
Mal sehn...
schreib unbedingt weida!
chibi
PS:sagste wann es weida geht?Oo?
Bin nämlich ziemlich vergesslich,und möcht doch so gern weida lesen!^^"
Machste das?
vielen dank!^^(mein ne ens)
Von:  Kaora
2004-05-24T20:49:07+00:00 24.05.2004 22:49
Für den Fall, dass ich mich wiederhole... *lach* Nein. Ich wiederhole mich nicht. Ich halt mich zurück. Ich hoffe nur, dass es eine Fortsetzung gibt (und wenn möglich bald XD) weil ich neugierig darauf bin. :P

Kaora
Von:  Schreiberliene
2004-05-10T15:46:10+00:00 10.05.2004 17:46
Hallo,
da bin ich wieder! Sehr spannende und schöne Vortsetzung, hoffentlich geht es bald weiter. Gabriel ist, auch wenn er etwas überheblich daherkommt, ein wirklich sympatischer Charakter, also, schreib bitte schnell weiter!
Bis dann,
Chrissy
Von:  kamiu
2004-05-01T12:09:58+00:00 01.05.2004 14:09
also, mein kommi:
der meister ist genial!! so der typische jhuren (bzw. bei mir jahren)- typ. oder auch so einer, wie der eine aus... ach, ich hab den namen schon wieder vergssen... der mit den flummis.

gabriel ist auch recht niedlich (hm... ist er grundsätzlich so wie jud? oder doch ein wenig anders??). so, ließ halt mal meine geschichten, ja? ich brauch auch kommentare... meinem d- professor will ich sie ja nicht unbedingt zeigen... weißt sicher warum *an "befreie mich!" denk*

bb, kamiu


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