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Alexandre

von

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Besuch in der Stadt

2. Besuch in der Stadt
 

Da es inzwischen gegen Morgen zuging, machte ich mich auf, einen sicheren Unterschlupf zu finden. Eigentlich kannte ich die Umgebung hier, und ich hätte auch gleich ein paar sichere Orte aufzählen können, aber ich wollte nicht hier bleiben. Diesmal ging ich in die andere Richtung davon.

Nach einiges Kilometern kam ich in ein grösseres Dorf. Eigentlich war es ein Vorort der nächsten Stadt. Das machte sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass es nicht nur Bauern, sondern auch den einen oder anderen Handwerker gab. Ich brauchte nicht lange zu suchen um einen Unterschlupf zu finden. Der Keller den ich mir ausgesucht hatte schien wenig benutzt und war dunkel. Erschöpft von der langen Nacht, legte ich mich Schlafen.
 

Ich wachte am nächsten Abend hungrig auf. Draussen angelangt suchte ich nach einem geeigneten Opfer. Die Strasse war Menschenleer. Ich sah mich im schwachen Mondlicht um. Schliesslich blieb mein Blick an der Landstrasse hängen. Wieso suchte ich mir meine Mahlzeit nicht in der Stadt? Dort gab es viele Leute, auch Bettler und Diebe. In der Stadt würde ein toter Bettler auch nicht auffallen, wahrscheinlich währe man sogar froh, dass es einer weniger war. Begeistert von meiner Idee machte ich mich auf den Weg.

Es dauerte nicht lange, bis ich die Stadt vor mir sah. Wie sie hiess wusste ich nicht, und ich könnte heute nicht mehr sagen welche es war. Doch das war auch nicht so wichtig.

Die Tore waren schon geschlossen, doch das stellte für mich kein Problem dar. Nicht nur meine Geschwindigkeit, sondern auch meine Sprungkraft war besser geworden. Mit einem gewaltigen Sprung kam ich etwa in die Mitte, ich bekam einen Absatz zu fassen und kletterte geschickt hoch. Auf den Strohdächern lief ich weiter. Ich durchsuchte die dunklen Gassen. Ich hörte ein leises klopfen. Vom Ende der Gasse kam ein verkrüppelter Bettler. Er stütze sich auf einen krummen Stock, daher das Geräusch. Seine Kleider waren zerlumpt und schmutzig. Ausserdem hätte ihm ein Bad gut getan, ich roch seinen Gestank mehrere Meter weit. Aber er kam mir gerade gelegen.

Mit einem eleganten Sprung landete ich vor ihm. Noch bevor er einen Laut von sich geben konnte hielt ich ihm den Mund zu. Verstört sah er mich an. Ich konnte sein Herzschlag hören. Ich biss zu und gratulierte mir zu meiner guten Idee.

Doch als ich den toten Körper zu Boden gleiten liess hatte ich plötzlich ein ungutes Gefühl. Nervös sah ich mich um, doch ich konnte nichts entdecken. Sowieso, wer sollte mir etwas anhaben können? Ich war ein Vampir, ich war schneller und auch etwas stärker als ein Mensch. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Leiche des Bettlers, dann wandte ich mich zum gehen. Ein Luftzug liess mich erneut zögern. Ich wollte mich umdrehen als ich eine kalte Hand an meiner Kehle spürte. Es dauerte einen Moment, bis ich merkte was los war.

Vor mir stand ein Vampir. Sein Gesicht war fast weiss. Seine Augen leuchteten im Mondlicht und seine schneeweissen Zähne blitzten kurz auf. Er hielt mich noch immer an der Kehle fest. Meine Füsse baumelten einige Zentimeter über dem Boden. Ich war ihm hilflos ausgeliefert. Krampfhaft suchte ich nach einer Möglichkeit, meine Situation zu verbessern, doch ich fand keine.

"Was machst zu hier in meiner Stadt" zischte er mich an. Selbst wenn mir eine Antwort eingefallen wäre, wäre ich nicht in der Lage gewesen zu sprechen. Stumm starrte ich ihn an. "Wer hat dir erlaubt hierher zu kommen, zu welchem Clan gehörst du?" Clan? Ich wusste von keinem Clan. "Hast du noch was wichtiges zu sagen?" Fragte er. Ich röchelte, als Vampir ist Atmen zwar nicht notwendig, aber es gibt trotzdem viele die aus Gewohnheit weiterhin Luft in ihren Lungen zirkulieren lassen. Im Glauben, ich wollte etwas sagen liess er mich los. "Sprich!"

"Ich verstehe nicht, was du von mir wissen willst." Stammelte ich und machte einen Schritt zurück. Wütend griff er wieder nach mir, doch diesmal war ich darauf vorbereitet. Ich wich aus. Meine einzige Chance bestand darauf abzuhauen, auch wenn das gegen meinen Stolz verstiess. Doch dieser Vampir war eindeutig in der Lage mich umzubringen, und Überleben war meine erst Priorität. Ich rannte, ich merkte wie er nach mir griff mich aber nicht erwischte. Dann tauchte vor mir plötzlich eine Mauer auf. Ich war überzeugt gewesen die Gasse würde weitergehen. Jedenfalls fehlte mir die Zeit zu zögern. Ich sprang. Doch ich schaffte es nicht, mich an der Mauer festzuhalten, ich griff durch sie hindurch. Dann spürte ich einen heftigen Schmerz in meinem Kopf und stürzte zu Boden. Der Vampir lachte. Er stand mit gespreizten Beinen über mir und sah mit einem spöttischen Blick auf mich herab. Ich versuchte zu verstehen, was passiert war. Die Mauer war nicht mehr da, es musste eine Täuschung gewesen sein. War es sein Werk gewesen?

Als wolle er meinen verdacht bestätigen erschien neben ihm sein perfektes Abbild. Und noch eins. In Sekundenschnelle war ich von einer Gruppe lachender Vampire umgeben. Alle mit kurzem braunen Haar, bleicher Haut und dem gleichen inzwischen höhnischen Lachen.

Ich war ratlos, wusste nicht was ich tun sollte. Schlagartig wurde mir klar, dass ich nicht wusste, welcher der echte war, und somit hatte ich auch keine Ahnung, in welche Richtung ich fliehen sollte. Das Gelächter verstummte. "Also, du kleiner schmutziger Vampirlümmel" hörte ich die vielfache Stimme aus allen Mündern, "du hast noch eine letzte Chance mir zu sagen, was du hier suchst"

"Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte einen weiteren Fluchtversuch zu starten, jedenfalls nicht gerade jetzt. Vielleicht konnte dieser Vampir mir sogar noch einige Tipps geben. Vielleicht war es mir sogar möglich, auch Illusionen zu erzeugen, und er konnte mir verraten, wie man es macht. Ich beschloss ihm die Wahrheit zu sagen: Dass ich von nichts eine Ahnung hatte.

"Er lachte nur mitleidig. Also bist du jung, schwach und Clanlos. Du tust mir leid." Allerdings klang es gar nicht danach, als ob Mitleid überhaupt kennen würde. "War wenigstens dien Erzeuger stark? Ich denke nicht, kein alter Vampir setzt einfach so jemanden wie dich auf die Welt."

Inzwischen hatte ich heraufgefunden, welches der echte war, die anderen handelten mit einer minimen Verzögerung. Allerdings erkannte auch er, dass ich ihn durchschaut hatte, weil ich so dumm war, nur noch den Echten anzusehen. Die Illusionen verschwanden dafür kniete er jetzt auf mir. Mit der einen Hand presste er meine Hände auf den Boden, mit der anderen hielt er meine Kehle fest umschlossen. Ich war noch hilfloser als zuvor.

"Aber wenigstens fliesst Vampirblut in deinen Adern. Macht es mich nicht stärker, schmeckt es mir wenigstens" flüsterte er jetzt, sein Kopf nur wenige Zentimeter non dem meinen entfernt. Sein Griff um meine Kehle lockerte sich ein wenig. Er öffnete seinen Mund und zeigte seine Spitzen Eckzähne. Er nahm seine Hand endgültig weg um zuzubeissen. Das war meine letzte Chance. Mit aller Kraft zog ich meinen Körper zusammen, traf ihn mit dem Ellbogen am Kinn und riss mich los.

Ich rannte, wohin war mir in dem Moment egal. Immerhin hatte ich noch genug verstand um das Städtchen zu verlassen. Es war sein Revier, da konnte ich bestimmt nicht bleiben.

Ich verlangsamte meine Schritte erst, als es zu dämmern begann. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich war nicht auf einer Strasse gelaufen und befand mich jetzt am Ufer eines Sees, den ich nicht kannte. Nicht weit weg am Ufer war ein kleines Fischerdorf, doch ich bezweifelte, dass ich dort einen sicheren Unterschlupf finden würde. Doch die Zeit drängte. Kurzentschlossen suchte ich mir eine besonders dunkle Stelle im nahen Wald und grub mich in die Erde ein. Ich war noch nicht ganz fertig, als die Sonne sich über den Horizont hob. Eine süsse Müdigkeit befiel mich und ich schlief ein.
 

Als ich am nächsten Abend erwachte, brauchte ich einen Moment, bis ich begriff wo ich mich befand. Scheinbar hatte die Erde in die ich mich eingegraben hatte genügend vor dem Sonnenlicht geschützt. Allerdings war ich jetzt voller Erde. Ich beschloss ein Bad im See zu nehmen. Ich zog mich aus und sprang ins Wasser. Ich schwamm ein paar Meter, und liess mir die Ereignisse der vorherigen Nacht noch mal durch den Kopf gehen. Wenn ich jetzt noch mal in Ruhe daran dachte, erinnerte ich mich auch an die Warnungen die meine Erzeugerin uns noch mitgegeben hatte.

"Ihr gehört zu keinem Clan, also nehmt euch vor anderen Vampiren in acht, für sie seid ihr Freiwild. Macht' s gut, wir sehen uns in ein paar Jahren"

Ich wusste zwar nicht genau, was sie mit Clan gemeint hatte, aber es schien in der Vampirwelt einigermassen wichtig zu sein. Am logischsten schien mir schlussendlich die Erklärung, dass sich die Clans gegenseitig unterstützten und sich so gegen andere Vampire schützten. Wenn das der Fall war, war es für mich bestimmt günstiger, einem Clan beizutreten.

Aber abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, an wen ich mich wenden sollte und ob sie mich überhaupt akzeptieren würden, hatte ich auch keine Lust, mich in so was einzugliedern. Ich hatte mich schon einen Monat herumgeschlagen, ohne zu sterben, und ich hatte nicht vor zu verrecken.

Ausserdem gefiel mir der Gedanke nicht, mich mit so unsympathischen Kreaturen wie der Vampir der letzten Nacht abgeben zu müssen. Ich war kein Einzelgänger, im Gegenteil, ich mag es, wenn Leute um mich herum sind, aber ich mag es auch heute nicht besonders, mich herumkommandieren zu lassen. Ich war mein eigener Herr, und das sollte auch so bleiben.

Ohne es zu merken, war ich bereits in der Mitte des Sees angelangt, sosehr war ich in Gedanken versunken gewesen.

Doch etwas anderes Beschäftigte mich genau so. Wie hatte dieser Vampir die Illusionen erschaffen. Und was noch wichtiger war, konnte ich das auch? So schnell ich konnte schwamm ich ans Ufer zurück. Dort setzte ich mich ins weiche Gras und konzentrierte mich. Für den Anfang versuchte ich etwas einfaches. Ich stellte mit vor, dass da vor mir im Gras ein Stein wäre. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, es passierte nichts. Ich versuchte andere Gegenstände aus, ohne Erfolg. Schliesslich gab ich erschöpft und durstig auf.

Ich war enttäuscht und auch wütend, dass es mir nicht gelang, aber ich war einfach zu erschöpft um weiter zu machen.

Ich schleppte mich ins Fischerdörfchen. Es war ruhig. Die Bewohner hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und schliefen. Etwas unschlüssig ging ich durch die Strasse. Ich wollte unnötige Unruhen vermeiden und ich befürchtete, dass man mich bemerken könnte, wenn ich einfach in ein Haus eindrang. Doch ich war Durstig und mochte mir nicht allzu lange den Kopf zerbrechen. Kurzerhand entschloss ich mich für eine kleine Hütte etwas abseits des Dorfes.

Ich ging um das Haus herum und fand ein Fenster auf der Rückseite. Ich blickte in eine kleine Küche. Da standen ein grob gezimmerter Tisch, zwei Holzstühle und eine grosse Truhe. Über dem offenen Herd hing ein Kessel und an der Wand war eine reihe scharfe Messer, die wahrscheinlich zum ausnehmen der Fische gedacht waren.

Ich kletterte hinein und durchquerte den Raum. Hinter der nächsten Tür lag ein altes Fischerehepaar und schlief. Vorsichtig näherte ich mich ihnen. Mein Mund war trocken und ich biss erst denn Mann. Das Blut war köstlich. Als ich alles getrunken hatte, was mir möglich war wollte ich mich der Frau zuwenden, aber dann zögerte ich. Ich hatte eigentlich keinen Durst mehr.

Erschrocken stellte ich fest, dass ich gerade einer alten Frau das Leben hatte nehmen wollen, ohne dass es einen guten Grund gab. Ich drehte mich um und verlies schnellstmöglich das Haus und lief aus dem Dorf.

Obwohl ich inzwischen schon fast 2 Monate ein Vampir war, gab es immer noch viel das ich nicht wusste. Ich hatte noch viel zu lernen, das war mir in den letzten 2 Nächten klar geworden.

Als es dämmerte grub ich mich wieder in den Boden ein. Das war zwar nicht die angenehmste Art zu schlafen aber sie war wenigstens sicher.
 

Ich weiss nicht genau, wie lange ich umherzog und Erfahrungen sammelte. Ich mied die Städte, weil ich keine Lust auf weitere Zusammenstösse hatte. Mit der Zeit lernte ich, dass ich in der Lage war, meine Opfer am Leben zu lassen, jedenfalls gelang es mir manchmal sie Vergessen zu lassen, was gerade passiert war.

In solchen Momentan musste ich an Raphael denken. Ob er das auch wusste. Wahrscheinlich hatte er es schon nach wenigen Tagen herausgefunden.

Es gab auch Momente, in denen ich erstaunt feststellte, dass ich Fortschritte gemacht hatte. Ich erinnerte mich, an meine ersten Unbeholfenen Versuche, Blut zu trinken und musste innerlich Lächeln.

Ich versuchte es noch einige Male, Illusionen zu erschaffen, ohne Erfolg. Ich fand mich damit ab, dass das nicht zu meinen Fähigkeiten gehörte, auch wenn ich es gerne gekonnt hätte.
 

Mit der Erfahrung, begann ich auch mein Leben als Vampir zu geniessen. Ich fand Freude daran, meine Opfer an der Nase herumzuführen. Ich hatte inzwischen auch genug Erfahrung gesammelt um in meine Fähigkeiten zu vertrauen. Ich ging durch die Strasse wie ein Mensch. Manchmal mischte ich mich auch in die Menge und belustigte mich darüber, dass niemand merkte, dass er gerade an einem Monster vorbei ging.
 

Doch der Gedanke an Raphael liess mich nicht los und schlussendlich beschloss ich ihn zu suchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Woelfin
2004-08-07T18:27:28+00:00 07.08.2004 20:27
suuuuuupi!!


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