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Chaos im Kopf

Bell x Flint
von

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Noch mehr Knochen


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 19: Noch mehr Knochen
 

Marcus wusste nicht, wie er heil im Schloss angekommen war. Vermutlich lag es daran, dass Adrian ihn auf halben Weg unter die Arme griff, um ihn zu stützen. Er nahm es einfach hin. Dennoch konnte der Dunkelblonde es nicht lassen, ihn hin und wieder nach der vorigen Thematik ausquetschen zu wollen. Hakte nach, ob es ihr Anhänger war, den er da besaß, oder fragte die einzelnen Häuser ab, woher sie kam. Er gab natürlich keine Antwort darauf. Er würde ihn für verrückt halten, wenn er zugeben würde, Gefühle für eine Löwin entwickelt zu haben.
 

Als sie oben angekommen waren, hatte er sich über seine Kopfschmerzen beschwert und zeitgleich darüber wetterte er, dass er keinen Katertrank mehr hatte. Adrian bot ihn direkt einen von seinen an, was er nur zu gerne annahm.
 


 

Um kurz vor halb fünf verließ er den Slytherin Gemeinschaftsraum dann wieder. Zum Glück ohne Adrian diesmal im Nacken, dafür aber wieder halbwegs ohne Nebel im Kopf. Was leider auch dazu führte, dass er ein schlechtes Gewissen gegenüber Graham bekommen hatte. Es kam schon in den früheren Jahren zu Reibereien zwischen ihnen, in denen es auch öfters lauter knallte. Meistens legte sich das aber immer recht schnell. Marcus bezweifelte jedoch, dass es diesmal genauso verlaufen würde. Mit seiner letzten Aktion hatte er einfach über-überreagiert.

Er war aber auch ein reines Nervenbündel geworden und wenn Graham gewusst hätte, dass dieses Thema derzeit bei ihm Tabu gewesen wäre, hätte er auch nicht weiter darauf herum getreten. Aber das war nun mal seine Schuld. Denn er schwieg diese gesamte Sache einfach tot. Zumindest gegenüber seinen Freunden.
 

Der Schwarzhaarige war schon immer verschlossen gewesen. Ja, zusammen lachte man über den einen oder anderen Schüler oder witzelte über Lehrer. Hin und wieder auch gegen die eigenen Hauskollegen. Hatten durch Quidditch immer ein Gesprächsthema, in dem jeder mitreden konnte. Aber private Gedanken blieben meistens privat. Über die eigene Familie sprach man zum Beispiel ebenso nur selten. Das war wohl das Problem aller, die in konservativen Reinblutfamilien hineingeboren worden sind. Er war allerhöchstens zwei Mal bei Adrian Zuhause. Bei Graham noch nie, obwohl sie nun schon so lange befreundet waren.

Wenn er ganz melancholisch war, dann sprach er höchstens mit Adrian darüber. Aber auch diese Momente waren einfach zu selten, da er sich um zeitweilige Zukunftspläne nie Gedanken machen wollte. Er schob solche Sachen immer ganz weit nach hinten. Hatte er doch nie wirklich eine Zukunft.
 

Für ihn war das von vorne rein vorherbestimmt. Das Geschäft der Familie übernehmen und hintenrum für die dunkle Seite agieren. Was er dabei wollte, nämlich im Quidditch Fuß zu fassen, würde nie zur Debatte stehen. Auch wenn er es nie seiner Familie offenbaren würde. Was würde es nützen?
 

Marcus kam gerade am alten Klassenraum an, als er schon Stimmen vernahm. Tief atmete er durch, verdrängte seine Gedanken und verschloss seinen Geist. Sicher war sicher. Der Schwarzhaarige betrat den Raum und sah Jordan und Leanne sich gegenüber sitzen.
 

„Du musst irgendetwas dagegen unternehmen, Lee!“
 

„Was soll ich denn machen? Sie ist immerhin-“, stoppte der Gryffindor, als er die weitere Person im Raum bemerkte, „Flint. Du kommst reichlich spät.“
 

Er sagte darauf nichts und setzte sich einfach, wie gewohnt neben die Hufflepuff.
 

„Was ist los?“, fragte er stattdessen, um gleich das Thema wieder zurückzulenken.
 

Denn es interessierte ihn schon, um was es eben ging.
 

„Nichts.“
 

„Das ist ja wohl mehr, als nichts!“, warf Leanne dazwischen und wandte sich an den Slytherin, „Clarice hat in ihrem letzten Brief an Lee erwähnt, dass Katie wohl in zwei Wochen verlegt wird, weil Platz frei geworden ist.“
 

„Ist das nicht... gut?“, fragte er vorsichtig nach.
 

Auch wenn es ihn selbst störte, war das doch eigentlich eine gute Neuigkeit, oder? Das St. Mungo hatte immerhin bessere Möglichkeiten, der Dunkelblonden zu helfen. Als hier sinnlos rum zu sitzen.
 

„Das ist alles andere als gut.“, seufzte Lee dann, „Sie werden Katie wie ein Experiment behandeln. Besonders dann, wenn ihre Mutter das Zepter in der Hand hält. Sie wird an ihr herumdoktern und sie viel mehr als Projekt für ihre Karriereleiter sehen, als ihr Kind vor sich zu sehen.“
 

Soweit hatte Marcus tatsächlich nicht gedacht.
 

„Egal.“, schüttelte er dann den Kopf und sah zu ihm auf, „Was hast du raus gefunden?“
 

„Ehm... ja.“, bekam er nur heraus, da er immer noch nicht so schnell schalten konnte.
 

Zwar war der Restalkohol längst aus seinem Blut, dennoch hing er nach. Adrians Kartertränke waren eben noch lange nicht so stark, wie seine.
 

„Ich konnte nicht viel rausfinden. Aber es stammt sicher von Borgin und Burkes.“
 

„War ja wieder klar, dass Borgin da mit drin hängt.“, kam es von Lee.
 

„Er hat sicher keine Ahnung, was damit gemacht worden ist, auch wenn er die Wirkung kannte. Aber-“, begann Marcus, wurde jedoch erneut von Jordan unterbrochen.
 

„Für wie viel hat er es denn verscherbelt?!“
 

„Keine Ahnung, aber das ist auch nicht wichtig. Sicher ist nur, dass der Fluch hätte tödlich sein sollen.“
 

„Aber Katie ist nicht... na ja, ihr wisst schon.“, murmelte Leanne nun.
 

„Und genau deswegen hab ich da eine Frage an dich, Leanne...“, kam es von dem Slytherin.
 

„Ja?“, horchte sie auf.
 

„Wie hat... ehm...“, wieder versuchte er seine Worte zu ordnen, „... wie hat Katie die Kette aufgehoben?“
 

„Hab ich das nicht erwähnt?“, fragte sie verwirrt.
 

„Doch, doch... aber ich brauch eine genaue Abfolge. Alles was dir dazu noch einfällt. Egal, wie unwichtig dir das erscheinen mag.“
 

„Wozu?“, mischte sich Jordan ein, doch er sah nicht zu ihm, sondern fixierte weiterhin Katies Freundin.
 

„Nun... ich wollte es aus ihren Händen nehmen und wir haben daran gezerrt und... dann fiel es. Der Kartondeckel flog dabei weg und die Halskette ebenso, in den Schnee.“
 

„Und sie hat es aufgehoben? Mit ihren bloßen Händen?“
 

„Ja... also, ja, mit Handschuhen halt.“, sagte sie immer noch mehr als verstörend über seine Fragen, „ Es war eisig. Fast Minus zwölf Grad an dem Samstag.“, stimmte sie ihm zu, „Wir waren beide zugepackt, wie geschnürte Päckchen.“
 

„Aber dann kann das so gar nicht passiert sein...“, murmelte der Slytherin, worauf Jordan verwirrt zu ihm sah.
 

„Wie meinst du das? Leidest du unter Demenz, Flint?“
 

„Sehr witzig.“, zischte er, „Nein, ich meine... auf diesem Schild, dass ich bei Borgin gesehen hatte, stand drauf, dass es bei sofortigen Hautkontakt reagiert. Wenn Katie aber Handschuhe getragen hat, dann hätte es ihr nichts anhaben dürfen.“
 

„Dann ging's eben durch den Stoff.“, kam es von dem Gryffindor schulterzuckend und unbeeindruckt.
 

„Nein, nein. So ist das niemals möglich. Ich kenne mich aus mit Artefakten. Gerade die, auf denen Flüche liegen. Die haben alle etwas auf das sie explizit getrimmt sind. Schmuck im allgemeinen basieren immer auf Hautkontakt.“, erklärte er, „Es ist zumindest üblich, da man sie ja doch irgendwie sicher transportieren muss. Und gerade so eine Halskette, legt man sich ja nicht um einen Rollkragenpullover oder packt es mit Samthandschuhen an.“
 

„OH Gott! Du hast Recht!“, stieß Leanne plötzlich laut aus und beide Jungs sahen zu der Hufflepuff, die ihre Hände über den Kopf zusammengeschlagen hatte, „Die Handschuhe! Ich meine, ich kann mich daran erinnern, das einer ein Loch gehabt hätte. In der Fingerbeuge am rechten Zeigefinger.“
 

„Dann muss es das gewesen sein.“, kam es von Marcus nachdenklich.
 

„Das heißt dann... was?“, gab der schwarzhaarige Gryffindor immer noch verwirrt von sich.
 

„Das war Katies Glück im Unglück.“, sprang der Slytherin direkt wieder drauf ein, „Als sie die Kette aus dem Schnee aufhob, hatte sie zwar Handschuhe an, aber durch das Loch in einem ihrer Handschuhe, könnte ein kleiner Hautkontakt entstanden sein. Aber eben so gering, dass es nicht direkt zum Tod führte.“, erklärte es Marcus für den Gryffindor verständnisvoller, „Von dem was mir Borgin noch so erzählt hat, sind allein an dieser verfluchten Kette, neunzehn Muggel gestorben. Und bei allen Fällen bezweifle ich, dass sie nicht mal einen Hauch von einer Chance hatten, diese Kette überhaupt erst umlegen zu können.“
 

„Das würde dann auch ihre schwere Verletzung an der rechten Hand erklären.“, kam es von der Hufflepuff.
 

„Welche Verletzung?“, fragte Marcus irritiert nach.
 

Merkwürdig. Er konnte sich überhaupt nicht erinnern, dass ihre Hand verletzt gewesen wäre.
 

„Als... alles passiert war und bevor die Ersthelfer kamen, hab ich gesehen, wie ihre rechte Hand ziemlich verkohlt war. Als hätte sie sich an etwas Heißem verbrannt.“, erzählte Leanne langsam, „So weit ich weiß, wechselt Poppy den Verband dreimal am Tag. Wahrscheinlich hast du es nur nicht gesehen, weil sie ihren rechten Arm immer unter die Decke legen. Soll kein Sonnenlicht ausgesetzt sein, hieß es.“
 

Jordan lehnte sich an seine Stuhllehne zurück.
 

„Dann haben wir zumindest dieses Mysterium gelöst, aber wie sich der Fluch genau verhält, wissen wir immer noch nicht.“
 

„Du und dein Pessimismus, Lee.“
 

„Was denn?! Ich dachte, das sei euer genialer Plan gewesen. Über die Kette Dinge rausfinden, die Katie helfen könnten.“, sagte Lee wenig beeindruckt, beugte sich dann wieder nach vorne und verschränkte seine Arme auf dem Tisch, „Sie liegt jetzt schon fünf, fucking Monate im Koma.“
 

„Denkst du, ich weiß das nicht, Jordan?!“
 

„Aber daran was geändert, hast du jetzt auch nicht unbedingt.“
 

„Das ist auch nicht so einfach! In der Bibliothek habe ich schon vor Monaten danach gesucht. Aber selbst in der Verbotenen Abteilung war nichts Brauchbares, was uns hätte weiterbringen können und Borgin, den interessiert nur Gold. Wenn das Wissen darüber ihn reich gemacht hätte, wären wir um einiges weiter.“
 

„Und was ist mit deinem Alten? Du hast ja so schön getönt, dass der sich auskennen würde.“
 

Sofort schüttelte Marcus den Kopf.
 

„Niemals. Wenn ich meinen Vater auch nur versuchen würde, ihn auszufragen, würde er misstrauisch werden.“
 

„Wegen was?“
 

Marcus seufzte. Niemals würde er diesen Schritt tun wollen. Es wäre fatal. Sein Vater könnte unangenehme Fragen stellen. Und alles was er nicht wollte war, Katie in eine noch größere Lebensgefahr zu bringen, wie sie eh schon war. Zumal sein werter Herr Vater im Inneren Kreis war. Das wäre das Todesurteil für sie alle.

Aber das würde er Jordan nie unter die Nase reiben. Denn eines war gewiss. Wenn Marcus davon beginnen würde, dass ausnahmslos alle seine Familienmitgliedern, bis auf ihn eben, dem Dunklen Lord folgten, würde er sein neu gewonnenes Vertrauen bei beiden höchstwahrscheinlich aufs Spiel setzen.
 

„Egal. Es ist keine Option.“, schmetterte er dann ihm um die Ohren.
 

„Toll. Dann sind wir genauso schlau wie zuvor.“
 

„Vielleicht hat Professor McGonagall schon was rausfinden können? Du könntest das doch sicher bei ihr erfragen, Lee.“
 

„Die Idee ist gut.“, nickte Marcus ihr zu, bevor er zu Jordan sah.
 

„Keine Chance. Ich hab's schon mal versucht. McGonagall beruft sich dauernd auf ihre Schweigepflicht.“, konterte dieser, „Aber Snape ist doch auch involviert. Wieso versuchst du nicht dein Glück, Flint?“, schoss er hingegen direkt zurück.
 

„Aus Snape was rauskriegen?!“, hob er eine Augenbraue, „Eher friert die Hölle zu.“
 

„Mhm... ich könnte Professor Sprout fragen.“
 

„Was hat die denn damit zu tun?“, kam es ungewöhnlich von beiden Jungs gleichzeitig, wobei sie sich kurz irritiert dabei ansahen.
 

„Na ja... seit neustem stapeln sich Bücher auf ihrem Tisch, wenn wir mit unsere Teamarbeit beschäftigt sind und versinkt darin oft und gerne.“, begann sie langsam nachdenklich, „Einmal, als ich sie was fragen wollte, konnte ich in einem Buch etwas lesen von Pflanzen und ihre magische Wirkung auf humanoide Organismen.“
 

„Sie versucht eine Lösung zu finden, wie wir.“, warf Marcus dazwischen, worauf er nun angestarrt wurde, „Ich hab sie schon einmal mit Poppy reden hören. Da hat sie ihr den Tipp mit dem Wermut gegeben. Sie hoffte wohl, dass Katie darauf reagieren würde.“, klärte er die beiden auf, „Wenn sie jetzt immer noch nach einem Heilmittel sucht, dann ist sie genauso ratlos wie wir.“
 

„Oh... ach so.“
 

„Haben nicht die Muggel irgendein Mittel, dass sie aus dem Koma holen kann?“, fragte Lee dann schon recht verzweifelt, diesmal an Leanne gerichtet.
 

„Das ist schwierig zu sagen. Sicher gibt es da Medikamente, aber das könnte auch mehr Schaden anrichten, als ihr damit geholfen wird.“
 

„Wie genau kann man sich das vorstellen?“, fragte Marcus interessiert.
 

„Also von dem medizinischen Fach der Muggel weiß ich echt nichts. Das ist wie chinesisch. Versteh ich kein Wort von. Aber es war noch nie eine gute Idee, Magie mit Muggel Praktiken zu vermischen. Das könnte auch gut nach hinten losgehen. Wenn dann ist das nur mit Vorsicht zu genießen.“
 

„Aber gar nichts machen, ist auch scheiße!“, warf Lee nun missmutig seine Stirn kräftig auf den Holztisch.
 

„Ich weiß, Lee. Aber glaub mir. Wir wissen praktisch nichts über diesen Fluch! Außer jetzt, wie er eventuell ausgelöst wurde. Wir wissen aber nicht, ob Katies Koma damit in Zusammenhang steht. Es könnte auch sein, dass es ein Schutzmechanismus ihres eigenen Körpers war.“
 

„Du meinst, wenn man sie gezwungenermaßen aus dem Koma holen würde,...“, murmelte Marcus eher zu sich, aber laut genug für die anderen.
 

„... dann könnte es auch sein, das wir es nur schlimmer damit machen. Wenn es wirklich eine Art Schutz ist, dann könnte, sobald sie erwacht, der Fluch vielleicht volle Auswirkung auf sie haben.“
 

„Was sie in absolute Lebensgefahr bringen könnte.“, schlussfolgerte der Slytherin.
 

„Richtig.“
 

Jordan stöhnte genervt. Marcus verstand ihn voll und ganz. Ihm ging das auch gehörig gegen den Strich einfach nur zu zusehen, wie sich die Dinge entwickelten. Immer mehr wuchs seine Angst, dass sie nie mehr aufwachen würde. Wenn sie es überhaupt aus eigener Kraft schaffen konnte. Man saß nur da und wartete den nächsten Tee ab. Es war ätzend und eine Zerreißprobe für seine Nerven.
 

„Ich vermisse sie.“, murmelte Jordan plötzlich gegen den Tisch, „Selbst die Momente, wenn sie mir irgendeinen Gegenstand gegen den Kopf wirft.“
 

Marcus hörte Leanne neben sich leise aufseufzten.
 

„In der Dritten wollten wir mal die Schule schmeißen.“, begann Jordan erneut, aber viel eher zu sich, „Sie wollte unbedingt mal ans Meer. Hauptsache weit weg von ihrer Mum und dem ganzen Druck und Erwartungen, die sie ja doch nie erfüllen könnte.“
 

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte die Hufflepuff.
 

„Hätten wir das gemacht, würde sie den Horror jetzt nicht durchmachen müssen.“
 


 


 

Eine halbe Stunde später hatte sich das dreier Gespann aus drei Häusern, wieder getrennt. Während Leanne verkündigte, dass sie noch Hausaufgaben zu machen hatte und Jordan... nun ja. Er hat da nicht mehr richtig zugehört, da er schon auf halben Weg aus dem Raum gewesen war.
 

Es war jetzt eigentlich Abendessenszeit, aber irgendwie verspürte Marcus keinen wirklichen Hunger. Seine Beine trugen ihn einfach wieder in den 1. Stock. Auch wenn es zu dieser Zeit für ihn gefährlich war vor dem Krankenflügel aufzuschlagen, konnte er seinem inneren Drang nicht zurückhalten.

Heute war einfach zu viel passiert, was er nicht einmal im Ansatz verarbeiten konnte. Da waren so viele Gedanken über diese Halskette und den Fluch, der Streit mit Graham und die fragenden Blicke von Adrian. So langsam hatte er das Gefühl, verrückt zu werden. An ihrer Seite zu sitzen hatte bisher immer geholfen. Und auch hier hatte er immer die Frage im Kopf, ob das zwischen ihnen überhaupt einen Halt haben konnte.
 

Während Marcus den Korridor entlang ging, huschte ein kurzes Lächeln über seine Lippen. Denn ihm wurde bewusst, wie er die einen Probleme wegschob, nur um dann über ein anderes nachzudenken. Er war echt ein hoffnungsloser Fall.
 

„Na? Was gibt es denn zu lachen?“
 

Abrupt stoppte er im Gehen und sah das Übel schon ein paar Meter vor ihm, an der Wand gelehnt. Wie schaffte er es nur immer, Marcus' Weg zu kreuzen? Ob er es wirklich darauf anlegte? Falls ja, dann war er außerordentlich dumm.
 

„Was geht dich das an?“, atmete er leise durch und versuchte einfach an Warrington vorbei zu gehen.
 

Doch wie immer schien er auf Provokation aus zu sein. Denn er stieß sich von der Wand ab und ging wenige Sekunden später neben ihm her.
 

„Denkst du gerade über deine kleine, Süße nach?“, kam es, wie vor dem Spiel, süffisant über seine Lippen.
 

Deutlich schluckte er seinen aufkommenden Kommentar herunter. Nicht. Provozieren. Lassen.
 

„Du willst Bell wohl besuchen, oder?“, fragte er schamlos weiter, „Ah, ich weiß. Du musst Druck ablassen, oder?“, sah Marcus ihn dann grinsen, „Mal eben so über sie drüber. Glaub mir, dass hab ich mir auch schon mal ausgemalt-“
 

Im nächsten Moment hatte sich Marcus zu ihm gewandt und ihn mit einem kräftigen Schubser, an die nächste Wand befördert. Warrington schien darüber nicht einmal überrascht, denn er lachte gehässig, was in Marcus nur noch mehr die Wut aufschäumen ließ.
 

„War ich nicht deutlich genug, als ich dir gesagt habe, dass du dich von ihr fernhalten sollst?!“
 

„Oh... jetzt wollen wir also darüber reden.“, grinste er immer noch unverschämt, „Denkst du, mit so einer billigen Drohung, lass ich meinen Fang aus den Augen?“
 

„Deinen...“, er stoppte und schüttelte den Kopf, „Sie hatte überhaupt kein Interesse an dir! Check es endlich!“
 

„Was Bell auch immer will, interessiert mich genauso wenig.“
 

„Weißt du eigentlich, was du da von dir gibst?!“
 

Für ihn war das alles mehr als unbegreiflich. Er deutete mit seinen Aussagen doch gerade darauf hin, dass er... Marcus konnte es nicht mal im Gedanken aussprechen, denn da hatte sich schon leicht die Galle in ihm gebildet.
 

„Ich sag es dir noch einmal. Klar und deutlich, Warrington.“, setzte er neu an, „Wenn du dich weiterhin in ihrer Nähe aufhältst, dann siehst du bald die Wurzeln der Alraunen von unten!“
 

„Die Leier hatten wir schon, Flint.“
 

Wie gelassen er da an der Wand stand machte ihn nur noch wütender und wahrscheinlich auch unberechenbarer. Er schaffte es immer wieder ihn auf Hochtouren zu bringen und zwar auf die schmerzvolle Art und Weise. Wieder kam der Gedanke in ihm hoch, im eben jener Schmerzen zu zufügen. Den Drang, Katie vor ihm zu beschützen. So wie damals.
 

„Dass du mich aus dem Team wirfst, hätte ich echt nicht gedacht. Aber offenbar hat sie dir dein Hirn so hart raus gefickt, dass du plötzlich alles für sie tun würdest.“
 

„Du weißt gar nichts!“
 

„Ich weiß eine Menge... das dich sogar noch mehr in die Scheiße reiten kann.“, grinste er immer breiter, „Ziemlich tief. Familiär, wenn du verstehst.“, und sein Gesichtsausdruck wechselte zu einem Nachdenklichen, „Mag sie es hart, ja? Ich glaub, ich werd einfach mal gucken, ob sie alleine ist-“
 

Warrington konnte nicht mehr seinen Satz zu Ende sprechen, da hatte Marcus nur wieder erneut ausgeholt. Heute war definitiv ein furchtbarer Tag, an dem er seine Gefühle überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Während er Graham im absoluten Alkoholrausch zusammengefaltet hatte, fiel er nun auf Warrington drauf und das völlig nüchtern. Da war einfach nur noch blanke Wut, diese Angst und dieser starke Beschützerinstinkt in ihm.
 

Der blonde Slytherin fiel zu Boden und Marcus beugte sich zu ihm nach unten. Griff mit der linken Hand die Schulrobe und schlug dann einfach weiter mit der Rechten auf Warringtons Gesicht ein. Keine Ahnung wie lange, aber er hörte Schritte hinter ihm. Nur ein Paar. Worte wie „Was machst du da!?“, „Hör auf mit dem Mist!“ oder „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“ Kurz hatte er einen Blick über seine Schultern gewagt, doch so schnell die Stimme aufgetaucht war, war die dazugehörige Person wohl wieder verschwunden. Diese kleine Ablenkung nutzte jedoch Warrington gekonnt. Im nächsten Zug sah Marcus nur noch, wie er seinen Zauberstab zog und flog im nächsten Moment im hohen Bogen nach hinten.
 

„Der einzige Verrückte hier, bist du, Flint!“, kam es knirschend von ihm, „Für ein Halbblut so ein Aufriss zu machen!“
 

Marcus rappelte sich im nu wieder auf und hatte ebenso seinen Zauberstab gezogen, den er in dessen Richtung deutete.
 

„Verrückt? Wer von uns beiden wollte sich an ihr vergehen, während sie bewusstlos in einem Krankenbett liegt?!“
 

„Du verstehst echt kein Spaß.“
 

„Spaß? Spaß?!“, wurde Marcus lauter, „Du redest von Spaß, während es hier um ein Leben geht!!“
 

„Ein Leben eines Halbblutes, wie schlimm soll das schon sein.“, zuckte er mit den Schultern, worauf Marcus ihm nur ein nonverbalen Zauber entgegenschleuderte, der ihn ohne zu zögern ebenso nach hinten schleuderte.
 

Hart landete Warrington mit dem Rücken auf dem Marmorboden. Ob er auf keuchte, oder lachte, konnte Marcus nicht identifizieren. Noch beim Aufstehen flog ein Stupor ihm stattdessen entgegen. Doch diesmal konterte er es mit Bravour, direkt mit einem Protego. Im direkten Anschluss schoss er den Expulso zurück. Warrington wehrte diesen Zauber nun ab und lenkte ihn auf einen Ritterstatue, die in ihre unendlichen Einzelteilen zerfiel.
 

Weitere Zauber und Flüche wurden von beiden Seiten gesprochen, wobei diese immer mehr an Aggressionen zunahmen. Wenn es ein Außenstehender betrachten würde, würde dieser ganz klar Marcus Flint als besseren Duellanten ansehen.

Eigentlich hatte Warrington keine Chance gegen ihn. Kaum einer war so bewandert in Zaubern, wie Marcus. Schon als Kind wurde er darauf trainiert und ein Versagen kam für einen Flint nie in Frage.
 

Marcus holte mit seinem Zauberstab erneut aus, als Warrington mal wieder am Boden lag und wollte den Levicorpus-Zauber ungesagt anwenden, als plötzlich sein Zauberstab aus seiner Hand rutschte. Irritiert wanderte sein Blick nach hinten und er wusste in dem Moment, als er der Person in die Augen blickte, dass das womöglich sein Ende war.



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