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Rote Rosen im Schnee

AK 2021 Türchen 2
von

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1. Kapitel
 


 

„Mist!“

Der Ausruf klang mehr genervt, als wirklich verärgert, als der Aktenberg in sich zusammen brach und sich auf den Fußboden ergoss. Mit einem tiefen Seufzer erhob sich der brünette Mann von seinem Schreibtisch, um das Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Zumindest eines von den vielen in seinem Büro. Alexander Schwarz war eigentlich ein ordentlicher Mensch, doch die letzten Wochen hatte er diese in seinem Büro schleifen lassen. An einer beschreibbaren Tafel hingen Fotos von schlafenden Personen. Von jedem ging ein Pfeil aus der einen zu Informationen weiterleitete. Name, Alter, Geburtstag und noch vielen weiteren Sachen. Die Akten, welche nun wieder von ihm auf seinen Tisch zu einem, zugegeben erneut schiefen, Berg gestapelt wurden, gehörten zu den Fotos. Jedes zu einer eigenen Akte. Seit vier Jahren hielten ihn diese Bilder wach und auch ein fünftes Jahr brachte keine Ruhe für ihn. Immer wenn der Winter nahte verbrachte er nicht nur Tage, sondern auch Nächte mit diesen zu und jeder Winter brachte mindestens eine Akte dazu. Es war zum verrückt werden, egal wie seine Kollegen und er es auch betrachteten, es gab einfach keine Lösung, die sich auftat.

Den wackeligen Stapel missachtend, trat Alexander an die Tafel, starrte wie so oft die Bilder und Daten an. Er wusste nicht wieso, doch immer wieder hoffte er, dass es endlich das Geheimnis lüften konnte.

Das Klopfen an seiner Tür unterbrach seine Gedankengang und er forderte die Person mit bestimmender Stimme einzutreten.

„Hey Alex, unser Meeting steht an“, meinte ein jüngerer Mann, welcher nur den Kopf durch den Türspalt hinein steckte.

„Komme“, meinte Alexander und löste seinen Blick und den Gedanken von der Tafel.

Er griff zu seinem Notizbuch mit Stift und seinem Schlüssel. Nachdem er sein Büro verschlossen hatte, ging er zum Besprechungsraum, um dort von seinem Chef das zu hören, was er die letzten Jahre schon zu hören bekommen hatte.
 

Der Wind blies heute besonders kalt die Straßen entlang. Ein Kälteschauer jagte über ihre Beine, als dieser sie traf. Es war frischer, als sie erwartet hatte und gerade ärgerte sie sich einfach nur darüber nicht doch nach der Jeans gegriffen zu haben. Die Nylonstrumpfhose, welche sie unter ihrem knielangen, hellbraunen Baumwollrock trug, hielt dem Wetter nicht so stand, wie sie es gehofft hatte. Die ersten Schneeflocken waren bereits zur Erde gerieselt in dieser überschaubaren Stadt im Erzgebirge. Eigentlich lebte Monika in der sächsischen Stadt Leipzig und studierte dort Botanik, doch für einen besonderen Kurs war sie in die, vergleichsweise kleine, Stadt Aue-Bad Schlema gekommen. Ursprünglich wollte sie nur dem Vortrag des Professors Penner lauschen, was nicht mehr als einen Tag in Anspruch genommen hätte, doch er hatte ihr angeboten etwas mehr über seine Forschungen zu lernen. Dieses hatte sie nach kurzem Überlegen nur zu gerne angenommen und sich nun für eine ganze Woche in einem günstigen Hotel eingemietet. Heute war sie auf dem Weg zur Volkshochschule, wo der Professor seine Vorträge für Interessierte hielt. Diese fanden nicht wirklich oft statt, schließlich war sein Bereich sehr spezifisch und trotzdem mehr als interessant. Soweit Monica wusste, lag es an gesundheitlichen Problemen, die den Professor davon abhielten, sich längere Zeit außerhalb seines Wohnortes aufzuhalten. Der arme Mann, dachte sie bei sich, als sie die Tür zur städtischen Volkshochschule aufdrückte. Im Inneren des Gebäudes war es wärmer, aber von gemütlich warm, war es für ihr Empfinden meilenweit entfernt. Ihren warmen Parker öffnete sie dennoch ein bisschen, es war wohl mehr ein Reflex dies zu tun, als wirklich notwendig. Suchend blickte sie sich in dem Foyer um nach einem Informationsschalter oder etwas anderes in dieser Art. Monika schien wirklich alles zu finden, außer eben besagte Information. Da waren einige Pinnwände mit Aushängen, verschiedene Sitzmöglichkeiten, wie Bänke, aber auch eine kleine Sitzecke mit Sesseln. Die Fahrstühle und Treppenaufgänge, welche einen in die nächsten Etagen brachten und natürlich die Sanitäreinrichtungen für Besucher unter anderen. Die Studentin mit den schwarzen langen Haaren und den dunkelbraunen Augen holte kurz Luft, ehe sie das Foyer erneut mit den Augen absuchte. Diesmal allerdings auf einen Gebäudeplan fokussiert. Wenn diese Information schon nicht eindeutig sichtbar hier zu sehen war, dann musste irgendwo doch ein Plan hängen um sie wenigstens finden zu können. So zumindest war der Gedankengang von Monika. Jedoch fand sie auch nach intensiven begutachten von Wänden und den Säulen nichts was auch nur im entferntesten wie ein Wegplan aussah. Mit verärgerter Miene ließ sie ihre Hand zu ihrer Handtasche gleiten, um ihr Handy heraus zu holen. Dann musste sie den Professor eben anrufen, hoffentlich hatte er gerade keine Vorlesung oder war mit etwas anderen beschäftigt. Bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, vernahm sie Schritte, welche die gefliesten Treppenstufen herunter kamen. Vielleicht war das ja jemand der hier lehrte oder lernte, je nachdem. Ihr war wirklich jeder Recht, der ihr helfen konnte ohne vor dem Professor gleich wie der letzte Depp da zu stehen, der zu blöd war einen Informationsschalter zu finden.

Sie ging näher zu den Treppen herüber, wo ein hochgewachsener junger Mann hinunter kam. Sein längeres rotbraunes Haar war nach hinten gestylt und ein Vollbart bedeckte seine unterste Gesichtshälfte. Überrascht sah er sie mit seinen blau-grünen Augen an.

„Kann ich Ihnen helfen?“

Die tiefe Stimme des jungen Mannes erschreckte sie kurz, zwar passte diese zu ihm, dennoch hatte sie solch eine nicht erwartet.

„Hallo. Ja, dass wäre wirklich nett. Ich habe eigentlich einen Termin bei Professor Penner und dachte hier wäre eine Information irgendwo.“

Der andere lachte leise in seinen Bart hinein: „Dafür sind Sie etwas zu spät dran. Das Sekretariat ist bereits nicht mehr besetzt. Aber ich weiß trotzdem wo sich der Professor aufhält.“

Der nette Mann drehte sich auf der Treppe um und deutete mit dem Finger nach oben.

„Ins dritte Stockwerk hoch, dann links den Gang entlang und dann die vorletzte Tür auf der rechten Seite.“

„Vielen Dank, dass ist sehr nett von Ihnen, Herr… .“

Monika geriet ins Stocken, als ihr bewusst wurde, dass sie die Person vor sich ja noch gar nicht kannte.

„Gern geschehen“, erwiderte er ihr und winkte zum Abschied.

Verwundert blickte sie ihm noch einen Moment nach, ehe sie sich dann auf den Weg machte, den er ihr beschrieben hatte.
 

Kurz darauf klopfte sie an der Tür an und wurde vom Professor herein gebeten.

„Ah, Frau Siebenbaum, nehme ich an. Willkommen, willkommen. Ich hoffe sie hatten eine gute Fahrt hierher und haben gut her gefunden.“

„Hallo Professor Penner. Ja, alles super gelaufen.“

Von ihrer misslichen Lage unten sprach sie nicht. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie war es ihr peinlich. Der Professor sah etwas anders aus, als sie erwartet hatte. Sie kannte ihn bisher nur von Porträt-Bilder und war überrascht, dass er für seine 50 Jahre eine kräftige Statur hatte. Kräftig im Sinne von stark, nun ja und einem kleinen Wohlstandbäuchlein. Seine schwarzen kurzen Haare wurde hier und da von weißen Haaren durchbrochen, wodurch sie einen gräulichen Schimmer besaßen. Seine blau-grauen Augen waren hinter einer dünn glasigen Brille verborgen, welche einen noch dünneren Rahmen besaß.

„Oh nennen Sie mich einfach Tim. Wir werden die nächste Zeit viel miteinander zu tun haben, da ist dieses „Sie“ doch auf Dauer ziemlich lästig. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind.“

„Natürlich, dass ist sehr nett von Ihn- ich mein von dir, Tim. Monika“, erwiderte sie.



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