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Schnee bedeckt das Kriegsgerät

Türchen Nr. 7 des Fanfiction-Adventskalenders 2021
von

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Der würzige Geruch nach Bier mischte sich mit der Süße von Wein und hüllte ihn ein, kaum das er einen Fuß in den Schankraum gesetzt hatte. Ein paar Männer saßen an den Tischen und warfen ihm mehr oder minder neugierige Blicke zu. Lorenzo zog es vor, sie zu ignorieren. Er wusste, in seinen gelben Roben fiel er auf wie eine Fackel in der Dunkelheit. Die meisten Männer hier arbeiteten irgendwo im Luftschiffsektor und bekamen Magier wie ihn nur selten zu Gesicht.

«Erklärt mir noch mal, warum wir hier sind», forderte sein Begleiter und erinnerte ihn spontan daran, dass auch er eher nicht zu den üblichen Gästen dieses Hauses zählte. Seine schwarzbraune Priesterrobe raschelte, als er näher an ihn herantrat und obwohl er die Hände verschränkt hielt, wurde Lorenzo den Eindruck nicht los, dass Sr. Rubio ihn damit an die Spielregeln zu erinnern versuchte.

Lorenzo erlaubte sich einen Seufzer. «Wir hatten diesen Punkt doch bereits besprochen, Señor. Um Euren Auftrag zu erfüllen, braucht es mehr als einen bescheidenen Elementarmagier wie mich.»

«Das habe ich durchaus vernommen», entgegnete Sr. Rubio mit leiser Stimme, «Ich verstehe nur nicht, warum wir ausgerechnet hier nach einem suchen müssen. Kennt Ihr keinen Anderen?»

Lorenzo senkte seinen Blick. Natürlich kannte er noch andere. Da war sein guter Freund Xemin, der Guavarre schon vor Monaten verlassen hatte. Ziel: Ungewiss. Der alte Eustacio, bei dem sie damit rechnen mussten, dass er versuchen würde, sie für eines seiner Experimente zu missbrauchen und natürlich ...

«Ihr werdet mit seiner Arbeit mehr als zufrieden sein», entgegnete er diplomatisch, während er weiter in den Schankraum schritt. Er ignorierte die Männer zu seiner Linken, die sich ohnehin bereits wieder ihrem Kartenspiel zu gewandt hatten, und steuerte zielsicher die hinterste Ecke des Raumes an, wo der Schein der Fackeln nicht ganz hinreichte, sodass ein ganzer Tisch im unangenehmen Halbdunkel verschwand.

 

«Guten Abend, Cerebrito», grüßte er, bevor er sich auf die harte Holzbank fallen ließ, «Wir haben uns ein Weilchen nicht gesehen.»

Der Angesprochene ließ seinen Weinkelch sinken, richtete seinen Blick stur auf den Priester und beobachtete stumm, wie auch er sich auf die harte Bank setzte. «Ich denke nicht, dass ich euch an meinen Tisch eingeladen habe», entgegnete er schließlich.

Der Priester warf dem Kelch einen missbilligenden Blick zu. «Möge Karis Euch auf Eurem Weg begleiten», entschied er sich für den freundlichsten Weg den Einwurf zu ignorieren, erreichte damit aber nur, dass der Angesprochene seine karminroten Augen wieder auf Lorenzo richtete.

«Was willst du?», fragte er, die Stimme deutlich schroffer, als er es von ihm gewohnt war.

Lorenzo schluckte. So langsam bekam er den Eindruck, dass er sein Glück vielleicht doch besser mit dem alten Eustacio hätte versuchen sollen. «Gero», versuchte er ihn zu beschwichtigen, doch sein Gegenüber schnaubte abwertend, was ihn dazu brachte, sich eilig zu verbessern. «Geronimo», versuchte er es noch einmal, «Das hier ist Señor Rubio vom Tempel der Karis und er ist mein aktueller Klient.»

«Ist mir egal.»

Lorenzo seufzte. Mit der Antwort hätte er zugegebenermaßen rechnen können.

«Er hat mir einen größeren Auftrag angeboten», erzählte er trotzdem weiter, «Allerdings ...»

«Brauchst du für die Umsetzung einen Schwarzmagier.»

Lorenzo blickte sein Gegenüber überrascht an. Waren seine Ausführungen so offensichtlich gewesen? «Dann wirst du uns helfen?», fragte er hoffnungsvoll, doch Geronimo schnaubte ein weiteres Mal, während er nach seinem Weinkelch griff.

«Du kannst mich mal am Arsch lecken», entgegnete er und nahm einen tiefen Schluck. Sr. Rubio wurde sichtlich blass. So einen Umgangston war er nicht gewohnt und Lorenzo, wenn er ehrlich sein sollte, auch nicht. Es war offensichtlich, Geronimo wollte ihm nicht helfen. Scheinbar wollte er nicht einmal mehr mit ihm reden. Die Frage war nur ... Warum?

 

War ein Jahr ohne eine Nachricht vielleicht doch zu lang gewesen? Hätte er vor seinem Abstecher nach Angoulès noch einmal nach Guavarre zurückkehren müssen? Hätte er ihm vielleicht so einen komischen Hut mitbringen sollen, wie ihn die Leute in Angoulès so gerne trugen? Beziehungen brauchten gelegentlich ein wenig Pflege, das wusste er und vielleicht hatte er es sich in diesem einen Fall ein wenig zu leicht gemacht. Immerhin, Geronimo war der Lehrling seines Freundes, und wenn er geschrieben hatte, hatte er seine Briefe natürlich vor allem an Xemin gerichtet. Vielleicht fühlte Cerebrito sich deshalb ein klein wenig übergangen. Vor allem weil Xemin die Stadt scheinbar schon vor Längerem verlassen hatte. Und das offensichtlich ohne ihn mitzunehmen.

Lorenzo verschränkte die Finger ineinander, eine Geste, die die meisten Menschen in seiner Nähe beruhigte, immerhin hatte noch niemand mit verschränkten Fingern einen Feuerball herauf beschworen. Zumindest niemand, von dem er wusste.

«In Ordnung, Cerebrito. Ich habe verstanden», lenkte er ein. «Du bist mir böse und das wahrscheinlich sogar zurecht. Aber in dieser Angelegenheit geht es nicht um mich, sondern um Señor Rubio und um seine Gemeinde. Vielleicht hörst du dir seine Geschichte wenigstens mal an.»

«Kein Interesse», widersprach Geronimo hartnäckig.

Der Priester räusperte sich leise. Wahrscheinlich würde er gleich vorschlagen einen anderen Schwarzmagier zu suchen, und Lorenzo konnte es ihm nicht verübeln. Die Kneipe, das Verhalten. Das alles musste Sr. Rubio an seinem Urteilsvermögen gründlich zweifeln lassen.

 

«Wir haben Gold gesammelt, um Euch zu entlohnen», erklärte er stattdessen.

Geronimo hob langsam den Blick. «Wie viel Gold?», wollte er wissen.

Der Priester griff in seine Roben und zog zwei prall gefüllte Lederbeutel hervor. «Die Gemeinde hat gespendet was sie konnte. Wenn Ihr uns helft, gehört es Euch.»

Einen Augenblick lang ruhte sein Blick auf den Beuteln, dann verschränkte Geronimo die Arme vor der Brust. «Wo ist der Haken?», fragte er weiter.

Lorenzo erlaubte sich ein Lächeln. «Señor Rubio leitet eine kleine Gemeinde an der nördlichen Küste. Seine Schäfchen sind in erster Linie Fischer und Bauern. Sie haben nicht viel Gold und sie arbeiten hart dafür, aber in letzter Zeit sind nicht alle Menschen, die morgens zur Arbeit aufgebrochen sind, abends auch zurückgekehrt. Señor Rubio vermutet, dass das mit der unmittelbaren Nähe zu Vais Oltad zusammenhängt. Du weißt, in den letzten Jahren gab es immer wieder Versuche von Untoten, die Nekropole zu verlassen. Beim letzten Zwischenfall dieser Art sind viele Soldaten in den Dünen gestorben.»

«Und jetzt glaubt ihr, dass einer von ihnen untot ist?»

Der Priester nickte. «Es würde zu den Vorkommnissen passen. Deshalb habe ich mich an Señor Castellano gewandt. Er ist immerhin bekannt dafür, Übergriffe zu beenden.»

Lorenzo nickte ebenfalls. «Aber wie du weißt, bevorzuge ich wilde Tiere und Monster. Untote sind nicht mein Gebiet und darum brauche ich deine Hilfe.»

«Du willst, dass ich bestimme, ob ein Schwarzmagier dahinter steckt.»

Lorenzo nickte noch einmal. «Und ich will, dass du mir dabei hilfst, ihn in seine Schranken zu verweisen.»

Geronimo zog die Augenbrauen hoch. «Kannst du das nicht allein?», fragte er.

Lorenzo erlaubte sich ein Lächeln. «Ich könnte es versuchen», stimmte er ihm zu. «Selbst mächtige Schwarzmagier sind nicht immun gegen eine entsprechend große Flammenwand. Aber sie sind stark, klug und keine einfachen Gegner und wenn du mir hilfst, steigen unsere Chancen beträchtlich an.»

Geronimo legte den Kopf schief. «Tun sie das?»

«Oh ja Cerebrito, das tun sie.»



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