Zum Inhalt der Seite

Do it ... or not!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Auslöse

Seufzend lehnte Maya an der Schulmauer. Sie wartete direkt am Eingang neben dem eisernen Tor. Zwei Schulstunden hatte sie Zeit gehabt, sich das alles gut zu überlegen, aber was blieb ihr anderes übrig? Sie brauchte das Buch zurück. Dafür musste sie wohl ins kalte Wasser springen. Derweil gingen lachend die anderen Schüler an ihr vorbei und genossen es, den Nachmittag vermutlich mit shoppen und teurem Essen verbringen zu können. Heute beneidete die Schwarzhaarige diese. Auch sie würde das lieber machen als das, was sie jetzt wohl gleich machen würde. Seufzend senkte sie den Kopf. Weitere Haarsträhnen rutschten von ihrer Schulter und verbargen ihr Gesicht noch etwas mehr.
 

„Du scheinst dich entschieden zu haben“, der amüsierte Unterton in seiner Stimme jagte ihr erneut kalt über den Rücken. Seine Stimme hatte etwas Dunkles. Etwas, was ihr nicht gefiel ... oder sie mochte nicht, dass es ihr gefiel ... also irgendwie – nein, sie mochte es nicht! Trotzdem tat er das und ihr wurde anders. Langsam hob sie den Kopf. Mit einer Hand hielt er den Gurt seiner Tasche auf seiner Schulter, die andere verschwand in der Hosentasche seiner schwarzen Schuluniform. Seine Augen waren starr auf sie gerichtet, während sie diesen Blick unsicher erwiderte. Sie wollte gerade die Augen niederschlagen, als sie ein Tuscheln hinter ihm hörte. Daher sah sie an ihm vorbei und entdeckte seine eigentliche Clique. Diese Blicke töteten. Maya versuchte, sich an die Namen zu erinnern. Sara, meinte sie, sie hatte Musik mit ihr. Die junge Frau verschränkte die Arme vor der Brust. Es war kein Geheimnis, dass Sara auf den Schwarzhaarigen stand. Nur war er immer wieder mit verschiedenen Mädchen zusammen. Mit Sicherheit war auch sie eine Scharte in seinem Bettpfosten. Vermutlich war das jedes zweite Mädchen in dieser Schule. Nur sie würde das nicht sein.
 

„Ein Kaffee ...“, murmelte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. Mehr war das hier nicht. Sie tat das lediglich, um ihr Skizzenbuch zurückzubekommen. „Ja“, er hob den Kopf etwas an, „dann lass uns gehen“, er zeigte ihr ein verschmitztes Lächeln. Zögerlich nickte Maya und löste sich von der stützenden Mauer, damit sie ihm folgen konnte. Innerlich zog sich alles in ihr zusammen, während sie sich schutzlos den Blicken ausgesetzt fühlte. Ihr konnte es letztlich nicht schnell genug gehen, das Schulgelände zu verlassen, wobei sie auch da dieses Gefühl verfolgte. Es ließ eben einfach nicht locker. Trotzdem fiel ihr dort das Atmen schon leichter. Ihre Hände verkrampften sich trotz allem um den Gurt ihrer Tasche und sie hielt den Kopf gesenkt. Sie konnte ihn nicht ansehen, das wäre zu viel und das wollte sie nicht zulassen. Jeder Blick in die Augen eines anderen Menschen war schon zu viel. Sie wollte nur dieses ... ja was war das eigentlich? ... Sie wollte es beenden und dann mit ihrem Skizzenbuch verschwinden. Nicht mehr.

Als ihr der Geruch von Zigaretten in die Nase zog, hob sie dann doch den Kopf und sah zu dem jungen Mann neben sich auf. Dieser erwiderte den Blick, während er an der Zigarette in seinem Mund zog. Langsam nahm er sie heraus und stieß den Rauch von ihr weg aus. „Stört es dich?“, wollte er freundlich wissen. Kurz überlegte Maya, schüttelte dann aber den Kopf. Solange sie am Ende ihr Buch zurückbekam, würde sie wohl alles machen. Ihr Blick huschte unauffällig zur Seite. Sie beäugte ihn etwas, während Jamie weiter rauchte. Naja ... fast alles ...
 

Vor einem kleinen schnuckeligen Café blieb er letztlich stehen und drückte den Glimmstängel aus. Etwas überrascht musterte Maya erst das Gebäude und dann das Café durch das Schaufenster. Hier war sie schon so oft vorbeigekommen und wäre am liebsten hineingegangen, doch allein war sowas immer etwas merkwürdig. „Kommst du?“, fragte Jamie nach einer kurzen Weile, da er bereits an der Tür auf sie wartete. Die Schwarzhaarige schreckte kurz zusammen, trat dann aber zu ihm und ließ sich von ihm die Tür öffnen. Ein Zucken ließ ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht erahnen, da war es jedoch schon wieder verschwunden und sie sah sich um. „Lass uns hier vorn sitzen.“ Es klang wie ein Vorschlag, doch an sich ließ er kein Widerwort zu, so wirkte es auf sie. Daher folgte Maya dem Älteren zu einem Tisch direkt am Fenster. Wieder fühlte sie sich von allen beobachtet. Doch sie ließ sich erst einmal nieder und stellte die Tasche neben sich. Sie senkte den Blick, nur um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.
 

„Was willst du haben?“ Nun musste sie wohl oder übel doch den Kopf heben. Ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht, während er den Kopf auf seiner Handfläche abstützte. Sie legte ihren leicht schief, da fiel ihr auf, dass es ein Selbstbedienungscafé war. Von der Theke sah sie zurück zu ihm, „soll ich die Sachen holen?“, stellte sie die Gegenfrage und griff bereits nach ihrer Tasche. Doch Jamie hob seine freie Hand, „ich sagte, wir trinken zusammen einen Kaffee, ich hab mit keiner Silbe gesagt, dass du zahlen musst“, hielt er sie auf. Mayas Mund öffnete sich, da sie schon etwas erwidern wollte. Sie war natürlich davon ausgegangen, schließlich verlangte sie etwas zurück, was ihr gehörte, was er jedoch nicht so leicht rausrücken wollte. Sie hätte sich darauf eingelassen und hätte ihm diesen Kaffee auch gezahlt. Sie waren alle nicht arm. Schließlich gingen sie auf eine Privatschule, die der High Society vorenthalten war. Zumindest denjenigen, die sich die Schulgebühren leisten konnten. Rein theoretisch hätte sich auch zum Lehrer gehen können, doch dann wäre rausgekommen, was für Zeichnungen sich in diesem Buch befanden. Zumal ihr Chemielehrer eindeutig als solcher zu identifizieren wäre. Es war nicht in Mayas Sinne einen Lehrer anzuklagen, da es ihr einvernehmlich erschienen war. Es ging sie nichts an, was andere trieben. So hielt sie den Mund, auch wenn es höchst verwerflich war. Ihre Handlungen mussten nicht unbedingt Sinn ergeben, sie wollte nur nicht für Ärger sorgen.

Brav schloss sich ihr Mund wieder und sie setzte sich ordentlich auf den Stuhl, faltete ihre Hände auf ihrem Schoß und sah ihn an. Er wartete selbstverständlich noch auf eine Antwort, schien jedoch geduldig zu sein. Maya überlegte und entschied sich letztlich für einen Milchkaffee. Jamie erhob sich und ging ohne ein weiteres Wort zur Theke. Diesen Augenblick nutzte sie, um zu sehen, wo er seine Tasche hingestellt hatte. Ein kleiner Teil in ihrem Kopf wollte sich das Buch schnappen und von hier verschwinden. Ein anderer pochte auf ihren Anstand und ließ sie weiterhin sitzen und warten. Es war immerhin nur ein Kaffee nichts weiter und sobald sie diesen getrunken hatten, bekam sie es wieder und gingen ihrer Wege.
 

Seufzend senkte sie den Kopf und hob ihn erst wieder, als Jamie mit einem Tablett zurückkam. Neben zwei Kaffee befanden sich noch zwei Teller darauf. Unwillkürlich wanderte eine Augenbraue nach oben. „Es ist Mittag, ich für meinen Teil habe Hunger ... du nicht?“, war es seine Erklärung, während er sich setzte. Natürlich war ihm ihr Blick nicht entgangen. Ein Sandwich und ein Kuchen. „Was davon möchtest du?“, ließ er ihr die Wahl. Von ihm sah sie zu den Tellern. „D-den Kuchen ...“, stotterte sie. „Stotterst du immer, wenn es nicht gerade im Unterricht ist?“, wollte Jamie direkt wissen, während er sich den Teller mit dem Sandwich nahm. Ihre Wangen färbten sich direkt rot, während sie den Blick abwandte, „nein ... aber ... ich bin unsicher ...“, erklärte sie. „Das wäre mir nie aufgefallen“, lachte ihr Gegenüber.

Verwundert griff sie nach der Tasse. Aktuell wirkte er gar nicht so arrogant, wie er sich in der Schule die ganze Zeit gab. Das verwirrte sie etwas. Aktuell erschien er ihr fast schon ... nett. Das war verdammt gruselig! Mit Blick nach oben, tatsächlich von unten herauf, trank sie den ersten Schluck. Er erwiderte den Blick, als er von seinem Sandwich abgebissen hatte. Es wirkte fast so, als läge ihm etwas auf der Zunge. Doch er hielt den Mund, bis er geschluckt hatte. „Du bist nicht oft unter Menschen, oder?“ „Nicht wirklich ...“ „Merkt man ... du sprichst von dir selbst als unsicher und in der Schule sitzt du immer allein ... und das in dem Alter ... wieso?“ „Keine Ahnung ... eben deshalb“, zuckte Maya mit den Schultern. Es gab keine Erklärung dafür. So war sie schon immer gewesen, wobei, das stimmte nicht ganz. Das war erst so, seit ihr bester Freund weggezogen war. Deswegen durfte sie jetzt aber nicht Trübsal blasen, das würde nur lästige Fragen hervorrufen. Ihre Aussage brachte ihn schon dazu, sie mit einem nachdenklichen Blick zu mustern. „Und dir ist nie eingefallen, jemanden zu fragen, ob er mit dir essen möchte oder etwas unternehmen?“ „Keine Zeit für sowas ...“ „Klar ... du verbringst sie lieber mit zeichnen“, wieder hob sich sein Mundwinkel verschmitzt, „und was für Zeichnungen ...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück