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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

sorry, dass es letzte Woche kein Update gab. Ich hatte nicht vor euch nach jenem Kapitel länger warten zu lassen, aber die letzten Wochen waren sehr hektisch (Das Turnier, die Arbeit, Semesteranfang, dann habe ich Rückmeldung über mein Examen erhalten und meine Ladung für die mündliche Prüfung im November, und obendrein hat mein Laptop und unser Internet mich ein bisschen geärgert), aber heute geht es dann endlich weiter und ich wünsche euch viel Spaß ;-)


Ganz liege Grüße

Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 8 - Erkenntnis

Kapitel 8 – Erkenntnis

 

-Zorro-

„Verdammt!“

Unzufrieden ließ er die Hantel einfach fallen, sah ihr einen Moment zu, wie sie über den Boden polterte, dann wandte er sich um und hockte sich aufs Sofa. Es war bereits spät am Abend und bald würden auch die letzten Bewohner des Schiffes zu Bett gehen. Eigentlich sollte er sich auf eine ruhige Nachtwache freuen, wie er sie früher auch so oft erlebt hatte, aber ganz gleich, was er tat, sein Kopf wollte einfach nicht zur Ruhe kommen.

Er hatte gewusst, dass solche Konfrontationen passieren konnten, hatte gewusst, dass nicht alle Crewmitglieder die Dinge so einfach akzeptieren würden wie Brook oder Ruffy. Er hatte mit einer ernsthaften Diskussion seitens Robin gerechnet, einem lauten Streit mit Nami, selbst mit ein paar zaghaften Fragen Choppers. Ja, er hatte sogar damit gerechnet, dass der verdammte Koch den Mund aufmachen würde, da dieser Vollidiot immer das Gefühl hatte, sich überall einmischen zu müssen.

Ja, Zorro hatte mit einigem gerechnet, nicht aber damit, nicht aber mit diesen Worten, diesen Schuldzuweisungen, dieser brutalen Ehrlichkeit.

Sich durchs Gesicht fahrend lehnte er sich nach vorne, stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Du bist derjenige, der von mir etwas verlangt hat, was selbst du nicht schultern konntest. Ich habe gedacht, du wärest gestorben und stand vor dem Scherbenhaufen unserer Crew. Ich durfte nicht eine Sekunde trauern, ich durfte nicht eine Sekunde schwach sein.

Ich war da und habe Ruffy sagen müssen, dass du gestorben bist! Ich habe die weinende Nami im Arm gehalten! Ich… ich bin nachts aus der Koje geklettert, weil Chopper gewimmert hat und sich nicht getraut hat, in eine andere Koje zu klettern als deine!

Nami gibt sich die Schuld, die anderen ignorieren die Nächte, die sie sich in den Schlaf geheult haben, weil sie dachten, dass du gestorben wärst.

Du hast noch nicht mal den Anstand gehabt, uns selbst die Wahrheit zu sagen.

Aber du warst nicht da, als wir in den Hinterhalt der Marine geraten sind, du warst nicht da, als wir dich gebraucht hätten.

Ich war nie zu stolz dafür, mich von dir retten zu lassen. Aber wärest du bereit, dich von mir retten zu lassen?

Wir beide wissen, dass du mir nie wirklich vertraut hast… noch nicht mal Ruffy.

„Verdammte Scheiße!“

Hart schlug er sich auf die Knie, als es ihm schwer wurde, zu atmen. Er konnte die Worte des Koches einfach nicht vergessen, nicht aus seinen Gedanken verbannen.

Natürlich hatte er es gewusst, natürlich hatte der Koch Recht. Zorro trug die Schuld für das, was sie damals hatten durchmachen müssen, weil er sie damals im Unwissen gelassen hatte, weil er sie damals für einen ganzen Monat allein gelassen hatte.

Auf Sasaki war kein Tag vergangen, an dem er nicht an die anderen gedacht hatte, nicht darüber nachgedacht hatte, wie es ihnen wohl ergehen musste. Diese Schuld würde er sein Leben lang tragen.

Und ja, es war auch sein Fehler gewesen, Sanji eine Verantwortung aufzubürden, von der er mittlerweile wusste, dass Sanji sie nie hätte stemmen können. Dafür waren sie zu verschieden, er hätte es nie von ihm verlangen dürfen.

Damals, als Zorro die anderen nach diesem einen langen Monat wiedergesehen hatte, war ihm aufgefallen, wie schmal und hager der Koch geworden war, tiefe Ringe unter den Augen, fahle Haut. Der Koch hatte um ihn getrauert und es hatte Zorro wütend gemacht. Es hatte ihn wütend gemacht, dass Sanji um ihn getrauert hatte, anstatt seine eigenen Gefühle beiseitezuschieben und die Crew zu beschützen, so wie Zorro es getan hätte, so wie Zorro es von ihm erwartet hatte.

Kopfschüttelnd sah er aufs Meer hinaus. Heute wusste er, dass er von Sanji etwas erwartet hatte, was man nicht von einer anderen Person verlangen konnte. Man konnte jemand anderen anleiten, helfen, zur Seite stehen, aber schlussendlich musste jeder Mensch selbst entscheiden, wie weit er gehen konnte.

Aber das hatte Zorro damals nicht gewusst. Damals hatte er nicht verstanden, dass nicht jeder Mensch so gestrickt war wie er, dass nicht jeder Mensch in jedem Moment, in jeder Sekunde, in der Lage sein konnte, diesen einen Schritt mehr zu gehen, mal ganz abgesehen davon, dass selbst er das nicht immer getan hatte, aber auch das hatte er sich nicht eingestehen wollen.

Mihawk hatte ihm das beigebracht, hatte ihm beigebracht, dass jeder Mensch eigene Grenzen, Mauern und Monster hatte, aber damals… damals hatte Zorro es für ganz selbstverständlich gehalten, dass Sanji seine Rolle übernehmen würde, wenn er nicht mehr da sein würde.

Wenn Zorro damals gewusst hätte, was er heute wusste, hätte er Sanji niemals diese Bürde aufgezwungen, hätte nie von ihm verlangt, diese Verantwortung zu schultern. Er hatte nie vorgehabt einem seiner Freunde – selbst wenn es der verdammte Koch war – eine solche Last und einen solchen Schmerz aufzubürden. Aber damals hatte er gedacht, dass nur, weil er es ertragen konnte, vielleicht sogar ertragen wollte, dass es auch jeder andere konnte, oder zumindest der Koch, der doch immer so mutig an seiner Seite kämpfte. Zumindest der Koch, der jederzeit bereitwillig jeden aus der Crew beschützte, sogar Zorro hatte beschützen wollen, sogar an seiner Stelle hatte sterben wollen.

In seiner Naivität hatte Zorro wirklich gedacht, dass der Koch so wie er wäre, und deshalb hatte er von ihm verlangt, was der Koch gar nicht in der Lage war, zu geben.

Aber das hatte er damals nun mal getan, hatte die anderen leiden lassen, hatte entschieden, auf Sasaki auf sie zu warten und sie im Ungewissen zu lassen, das hatte er zu verantworten.

Ja, der andere hatte Recht, Zorro hatte noch nicht mal den Mut gehabt, ihnen die Wahrheit zu sagen. Er war nicht in der Lage gewesen ihnen die Wahrheit zu sagen. Zorro war gegangen, war den sicheren Weg an der Seite des Samurais gegangen, und hatte seine Crew im Stich gelassen. In den vergangenen Monaten hatte Zorro viel Zeit gehabt mit dieser Schuld leben zu lernen, seine Fehler einzusehen und mit ihnen zu wachsen.

Es stimmte, damals hatte er den anderen nicht vertraut, damals auf Sarue, als er ihnen nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber auch schon viel früher. Er hatte ihnen nie vertraut, nicht so, wie sie ihm vertraut hatten, nicht so, wie sie an ihn geglaubt hatten.

Wenn Zorro ganz ehrlich war, so hatte er nur einem einzigen aus der Crew vertraut und das war Ruffy gewesen. Aber… er hatte sich doch verändert, oder nicht? Er hatte doch aus seinen damaligen Fehlern gelernt, oder nicht?

Der Koch hatte Unrecht. Damals hatte Zorro ihnen nicht vertraut, wollte das noch nicht mal leugnen, selbst wenn er könnte, aber jetzt waren die Dinge anders, jetzt war er anders.

Damals hatte Zorro dieses ungute Gefühl versucht zu ignorieren, hatte an seiner Naivität festhalten wollen, das Leben mit seinen Freunden genießen wollen. Aber eine leise Stimme hatte Zorro schon damals immer wieder gesagt, dass er nicht gutgläubig war, sondern die Gefahr ganz genau vor sich sah und einfach entschieden hatte, die Augen davor zu verschließen.

Und dieses dumpfe Gefühl hatte sich auf Thriller Bark bestätigt, als er Bartholomäus Bär gegenübergestanden hatte, hatte sich auf den Senichi Inseln bestätigt, als er und Ruffy den Soldaten Homura und Hakkai gegenübergestanden hatten. Aber selbst dann hatte Zorro nicht gewusst, was es bedeutet hatte.

Jetzt wusste er es. Jetzt wusste Zorro, dass er die Gefahren der Welt nicht ignorieren durfte, nur um etwas Spaß zu haben.

Hätte er damals gewusst, was er heute wusste, hätte er sich gegen den Samurai Ryuma nicht zurückgehalten, hätte nicht zugelassen, dass dieser ihn hatte verletzen können, hätte vielleicht weniger Verletzungen im Kampf gegen Oz davongetragen, da er von Anfang an Ernst gemacht hätte, er hätte sich vielleicht schneller von Ruffys Wunden erholen können. Hätte Zorro jeden Kampf so ernst genommen wie damals seinen Kampf gegen Falkenauge und hätte er nicht gezögert gegen Homura diesen einen Schritt mehr zu gehen und seine damalig noch unkontrollierbaren Kräfte einzusetzen, dann hätten sich die Dinge anders entwickelt, dann hätten vielleicht weder er noch seine Freunde all diese Dinge erleben müssen.

Der Koch irrte sich. Zorro hatte in den letzten Jahren viel dazugelernt und er nahm auch die anderen in Verantwortung. Warum sonst hätte er Ruffy daran erinnern wollen, dass sie nun in der Neuen Welt waren?

Es stimmte zwar, dass er ihnen nicht alles sagte, aber das hatte nichts mit Vertrauen zu tun, sondern mit… mit… Es war einfach so, dass Zorro seine Probleme mit Eizen selbst regeln wollte, ohne dass sich ein überfürsorglicher Samurai oder eine übermotivierte Crew einmischen würde. Außerdem hatte Zorro einfach keinen Bock darauf, Lady Loreen anzusprechen. Er wollte einfach dieses Gespräch vermeiden, wollte einfach vermeiden, dass sie ihn ungläubig anstarren würden, unnötige Fragen stellen würden, sich unnötige Sorgen machen würden und wer wusste was noch.

Er wollte einfach nicht, dass sie ihn wieder so ansahen wie damals, Dinge sagten wie damals. Aber das hatte nichts mit fehlendem Vertrauen zu tun, sondern einfach nur damit, dass er sich nicht mit unnötigem Kram herumscheren wollte.

Und in noch einer Sache irrte der Koch sich, Zorro mochte früher den anderen nicht vertraut haben, aber er war nie zu stolz gewesen, sich von ihnen retten zu lassen und schämen tat er sich erst recht nicht. Nein, der wahre Grund, warum er die anderen immer um jeden Preis – selbst zum Preis seines Lebens – beschützt hatte, war einfach der, dass er sie nicht verlieren wollte und die Crew sich diesen Verlust nicht leisten konnte. Die Crew brauchte einen Kapitän, eine Navigatorin, einen Koch, einen Schiffsarzt, aber jeder konnte Zorros Rolle übernehmen, jeder konnte die Crew beschützen. Zorro war ersetzbar oder sollte es zumindest sein.

Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück.

Der Koch mochte in vielen Dingen Recht haben, damit, dass Zorro ihnen allen viel Leid zugefügt hatte und auch damit, dass er die Verantwortung dafür zu tragen hatte, dass er die anderen im Stich gelassen hatte. Es stimmte, dass Zorro der Crew und insbesondere Sanji zu viel zugemutet hatte, und es stimmte auch, dass er sie über die Wahrheit im Dunkeln gelassen hatte. Aber der andere lag falsch in Bezug auf alles andere und es ging ihn erst recht nichts an.

Er wollte eine Entschuldigung? Pah, Zorro hatte sein verdammtes Leben für den Koch und die anderen gegeben, dafür würde er sich gewiss nicht entschuldigen. Er wollte eine Erklärung? Tze, hätte der verdammte Kartoffelschäler damals doch einfach seinen Mund gehalten, dann wäre es nie so weit gekommen. Der Koch wollte Antworten? Dabei hatte er noch nicht mal zugehört, als Zorro ihm die ersehnte Antwort gegeben hatte, ihm sogar die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte ihm noch nicht mal zugehört, verlangte von ihm, zu antworten, aber hörte ihm noch nicht mal zu, so wie er Zorro nie zuhörte, so wie er ihm damals nicht zugehört hatte.

Ja, Zorro hatte Mist gebaut und er war bereit für jede seiner Entscheidungen die Folgen zu tragen, aber er war nicht bereit, sich von jedem vorschreiben zu lassen, was er tun sollte!

Erst Dulacre, dann Rayleigh, dann auch noch Brook und jetzt der verdammte Koch! Sie alle meinten, sich einmischen zu müssen, Zorros Entscheidungen in Frage stellen zu müssen, obwohl sie alle keine Ahnung hatten, obwohl sie doch alle keine Ahnung hatten, warum er tat, was er tun musste.

Er wusste genau, warum er Lady Loreen verschwieg, er wusste genau, warum er sich Eizen allein stellen musste, und das hatte nichts mit Vertrauen oder falschem Stolz zu tun! Er tat es, weil es das Richtige war, weil es der einzige Weg war, den er wählen wollte. Er tat es weil…

„Was für eine angespannte Atmosphäre.“

Er sah nicht mal auf, wusste nicht, ob ihre Anwesenheit Fluch oder Segen war.

„Eigentlich hatte ich ja vor Baden zu gehen, aber dort schien schon besetzt zu sein. Daher wollte ich dir bei der Nachtwache etwas Gesellschaft leisten, oder komme ich ungelegen? Dies sieht mir nicht nach deinem üblichen Training aus.“

Sie wusste es also. Natürlich wusste sie es. Auf diesem Schiff geschah nichts, von dem Nico Robin nichts erfuhr. Natürlich hatte sie mitbekommen, dass der Koch sich mit Zorro gestritten hatte, und anscheinend war es schlimm genug gewesen, dass sie meinte, sich einmischen zu müssen.

Es wäre nicht das erste Mal. Zorro war sich bewusst, dass sie sich schon manches Mal zwischen die Fronten gestellt hatte und so wie sie des Öfteren versucht hatte Zorro zu helfen, den Koch zu verstehen, so hatte sie es andersherum mit Sicherheit auch getan. Grundsätzlich hatte Zorro da auch nichts gegen. So sehr die kleinen Scharmützel mit dem Koch ihm auch Spaß machten, so sehr nervte ihn das Drama des anderen. Robin hatte eine subtile Art zwischen den Seiten zu vermitteln, ohne dass man es groß merkte, ohne dass man die sanfte Manipulation erfasste, und Zorro hatte es oft mitgemacht, des lieben Friedens in der Crew willen, war vermutlich noch öfters drauf reingefallen, als ihm bewusst war.

Aber heute hatte er keine Lust auf irgendwelche Vermittlungsgespräche. Der Koch hatte eine Grenze überschritten, Zorro vorgeworfen weder den Crewmitgliedern noch seinem Kapitän zu vertrauen, hatte somit seine Loyalität in Frage gestellt, nur, weil Zorro nicht wie dieser verdammte Idiot herumlief und allen anderen seine Probleme auf die Nase band, nur, weil er nicht das Bedürfnis hatte wegen jedem Scheiß, den er durchgemacht hatte, einen Aufstand zu machen. Sollte der Koch doch seine Wunden lecken, das war nicht Zorros Problem. Wenn der andere meinte, ein wildes Biest grundlos angreifen zu müssen, dann musste er auch damit rechnen, gebissen zu werden.

Da sie immer noch nichts gesagt hatte, öffnete er nun doch sein Auge und sah zu ihr herüber. Sie stand am Eingang, die Arme verschränkt, und betrachtete ihn unleserlich, ihr übliches geheimnisvolles Lächeln anwesend wie so oft. Das war es also, was sie wollte.

„Ich habe keine Lust auf solche Gespräche, Robin. Der Koch war schon nervig genug. Wenn du hier etwas lesen willst, mach nur, aber ich habe kein Interesse an irgendwelcher Gruppentherapie.“

Nun zog sie eine Augenbraue nach oben, ein deutliches Anzeichen dafür, dass sie seine Aussage missbilligte, vermutlich auch seinen abfälligen Ton, aber das war ihm egal. Heute schien ihm das alles egal.

„Du bist heute noch angriffslustiger als sonst“, bemerkte sie dann und nichts war mehr von Missbilligung zu spüren.

Zorro jedoch horchte auf. Früher wäre er ihr wohl sofort auf den Leim gegangen, jetzt jedoch durchschaute er ihre Taktik sofort.

„Es war ein langer Tag, wir haben nervigen Besuch und der Koch ist noch anstrengender als sonst. Also ja, ich bin ganz offensichtlich gereizt und du musst nicht um den heißen Brei herumreden. Aber ich…“

„Dann soll ich ganz direkt sein?“

Oh, vielleicht hatte er sie doch unterschätzt. Natürlich sollte ihm bewusst sein, dass Robin wohl selbst Dulacre im Bereich des strategischen Denkens ebenbürtig war.

„Dann soll ich dir ganz direkt sagen, dass dein derzeitiges Verhalten besorgniserregend ist? Dann soll ich dir ganz direkt sagen, dass ich nicht gutheiße, wie du mit den anderen Crewmitgliedern umgehst, wie du mit uns umgehst? Soll ich dir ganz direkt sagen, dass unser Kapitän vielleicht in der Lage ist, im hier und jetzt zu leben und die Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber dass das für den Rest von uns nicht gilt? Oder soll ich dir ganz direkt sagen, dass du nichts dazugelernt hast?“

Tief holte er Luft.

„Willst du dich jetzt auch noch mit mir anlegen, Robin? Glaubst du wirklich, nachdem was der Koch eben abgezogen hat, würde ich jetzt einknicken, wenn du einen auf hart machst, anstatt die Verständnisvolle zu spielen?“

„Oh, du hast es immer noch nicht verstanden, Zorro.“ Hallenden Schrittes schlenderte sie durch den Raum. „Es ist mir egal, ob du einknickst oder nicht. Es ist mir egal, ob du uns die Wahrheit sagst oder nicht. Es ist mir egal, ob du wie immer die ganze Verantwortung allein schultern willst oder nicht. Aber wenn, dann mach es wenigstens richtig und hör auf, die anderen dafür leiden zu lassen.“

So spielten also die Erwachsenen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie oft der Samurai bei ihm doch die Samthandschuhe angezogen hatte.

Robin war bekannt dafür, dass sie durch mystische Bemerkungen und vage Andeutungen Gespräche in gewisse Richtungen lenkte, Probleme löste, ohne sie überhaupt ansprechen zu müssen. Auch mit Zorro hatte sie oft diese sanfte, umständliche Art der Unterhaltung geführt.

Aber jetzt, nachdem er ganz klargemacht hatte, dass er kein Interesse an solch Gedankenspalterei hatte, zeigte sie, wie schonungslos sie sein konnte, und selbst jetzt lächelte sie noch.

„Und ich sage es noch einmal, Robin, ich habe kein Interesse an diesem Gespräch, also lass mich in Ruhe.“

„Nein.“ Die Arme verschränkt blieb sie wenige Meter vor ihm stehen. „Heute nicht.“

Unbeeindruckt sah er auf. Grundsätzlich schätzte er ihre ehrliche, unverhohlene Art. Sie hatten nie viele Worte gebraucht, um einander zu verstehen, und sie tickten schon ganz ähnlich, daher verstand er auch, warum sie gerade hier war.

„Ich habe dir nichts zu sagen.“

„Nicht? Dein Blick sagt aber etwas ganz Anderes.“

„Was willst du, Robin?“

Nun neigte sie leicht den Kopf.

„Kannst du ihm nicht verzeihen?“

Diese Frage überraschte ihn und er wusste nicht, wovon sie sprach. Vielleicht hatte er sie doch nicht richtig gelesen. Sein Gesicht musste dies auch sagen, denn endlich hörte sie mit ihrem falschen Lächeln auf und nun wusste Zorro, dass sie zumindest nicht mehr spielte.

„Ich bin hier, um die Wogen zu glätten, Zorro. Ich verstehe, dass es Dinge gibt, über die du nicht mit uns reden kannst oder willst, und ich werde dich auch zu nichts drängen. Aber du irrst, wenn du denkst, dass nur du die Last von damals mit dir herumträgst, wir alle tun das. Jeder von uns fragt sich, was ein jeder von uns damals falsch gemacht hat und wie wir verhindern können, dass so etwas noch einmal passiert.“

„Worauf willst du hinaus?“ Er mochte dieses Gespräch nicht, aber es war immer noch besser als feiges Taktieren und haltloses Angriffsgeschrei.

„Du tust so, als wäre Sanji der Schuldige.“

„Was?“

„Oh bitte, als würdest du das unabsichtlich machen. Jeder kann sehen, wie du dich verändert hast, Zorro. Du hast in den letzten Jahren wirklich viel gelernt – und ich rede nicht vom Kämpfen – aber sobald Sanji auftaucht, bist du wie ein komplett anderer Mensch. Du bist unhöflich, respektlos und bei euren kleinen Raufereien ziemlich herablassend, ehrlich gesagt deutlich herablassender als früher. Es kommt mir fast so vor, als würdest du ihn für irgendetwas bestrafen wollen.“

„Wovon redest du da?“ Früher hätte er ein solches Gespräch wohl nicht zugelassen, aber mittlerweile war er geübt darin, schließlich ließ auch der verdammte Samurai nicht eine Gelegenheit aus, Zorro unter die Nase zu reiben, wenn er irgendetwas falsch machte. Aber wenn er ganz ehrlich war, konnte er von Robin auf solche Kommentare verzichten. „Also, um das klar zu stellen, ich weiß weder, was dein Problem ist, noch was der Koch für eines hat. Wenn du etwas wissen willst, dann frag. Wenn der Koch etwas wissen will, dann soll er fragen. Aber hört auf, mir Dinge vorzuwerfen, die nicht stimmen.“

Nun stand er auf und ging zu den Gewichten hinüber.

„Weder will ich den Koch für irgendetwas bestrafen, noch gebe ich ihm für irgendetwas die Schuld. Er nervt und lässt mich einfach nicht in Ruhe, das ist auch schon alles. Ich habe kein Problem mit ihm, aber er hat wohl offensichtlich eins mit mir. Also vielleicht solltest du aufhören deine Zeit mit mir zu verschwenden und dich mit ihm hinsetzen. Dann habe ich vielleicht auch endlich mal meine Ruhe.“

Laut seufzte sie auf und Zorro wusste, dass sie erfahren hatte, was sie wissen wollte – was auch immer es war - und das stimmte ihn unzufrieden, gegen sie kam er einfach nicht an.

„Ihr seid wirklich wie zwei Seiten derselben Medaille“, urteilte sie, doch sie klang sanfter als zuvor. „Ich wünschte, ihr würdet nur einmal ehrlich miteinander reden, das würde uns anderen eine Menge Kopfschmerzen ersparen.“

Er entgegnete nichts, sondern begann zu trainieren.

„Aber dazu kann ich dich natürlich nicht zwingen, Zorro. Ich möchte dir jedoch noch etwas Anderes sagen. Ganz gleich deiner Beweggründe weiß ich, dass du alles tun würdest, um deine Freunde zu beschützen und ich weiß, dass es dir wichtig ist, dass wir dir vertrauen, so wie wir es immer getan haben, so wie ich es immer tun werde. Aber Sanji vertraut dir nicht mehr, und zwar nicht aufgrund dessen, was damals passiert ist, sondern aufgrund dessen, wie du dich jetzt verhältst. Was auch immer deine Beweggründe sind, ich hoffe wirklich, dass sie es wert sind, das Vertrauen innerhalb unserer Crew aufs Spiel zu setzen.“

Mit klackenden Schritten entfernte sie sich.

Zorro war wütend; wütend und hilflos.

Was hatte er erwartet? Hatte er wirklich erwartet, zur Crew zurückkehren zu können, ohne dass einer von ihnen Fragen stellen würde? Hatte er wirklich erwartet, dass er so tun könnte, als wäre nichts passiert? Hatte er wirklich erwartet, dass die anderen alle so tun würden, als wäre nichts passiert, während er doch ganz offensichtlich nicht mehr derselbe von damals war?

Zorro zweifelte. War es falsch von ihm, die anderen im Unwissenden zu lassen? War es falsch von ihm, die anderen beschützen zu wollen? War es falsch von ihm…?

Sanji hatte ihm vorgeworfen, der Crew nicht zu vertrauen, Ruffy nicht zu vertrauen. Robin warf ihm vor das Vertrauen der Crew aufs Spiel zu setzen, Sanjis Vertrauen bereits verloren zu haben.

Vertrauen

„Verdammt!“

Kopfschüttelnd ließ er das Gewicht zu Boden fallen, wo es neben die Hantel von vorher kullerte.

Robin hatte Recht, er hatte rein gar nichts dazugelernt, hatte selbst durch die G6 nichts dazugelernt, hatte selbst durch Lady Loreen es immer noch nicht gelernt.

Aber er wusste doch noch nicht einmal, was es bedeutete, woher sollte er also wissen, wie er es lernen konnte?

Zorro stand im Ausguck der Thousand Sunny irgendwo in der Neuen Welt, und nach all den Jahren, in denen er alles gelernt hatte, was er hatte lernen können, sich sowohl im Schwertkampf als auch in politischen und strategischen Gedankenspielen weitergebildet hatte, da stand er nun hier und fragte sich eine absolut simple Frage, auf die er keine Antwort hatte, nach all der Zeit immer noch keine Antwort hatte.

Was bedeutete zu vertrauen?

Plötzlich unterbrach ein leises Piepsen die schwere Stille und beinahe automatisch griff Zorro in seine Hosentasche, als die kleine weiße Teleschnecke nach ihm rief.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2021-10-15T14:35:18+00:00 15.10.2021 16:35
Da haben Sanji und Robin ihm einige Kopfnüsse gegeben :o Zorro ist plötzlich so nachdenklich und ich finde es gut, dass er zumindest versucht zu ergründen, was Vertrauen ist, was die Beiden eigentlich von ihm wollen.
Und yeah! Wird Zeit, dass sich mal diese beiden Streithähne wieder was liefern XD
Antwort von:  Sharry
22.10.2021 19:48
Hallihallo,
tja, Zorro ist halt nicht der einzige Sturkopf in der Crew ;-) und vielleicht ist das auch ganz gut so, und wo wir schon bei Sturköpfen sind... ich glaube ein gewisser Jemand möchte da auch noch mitmischen ;-)
LG


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