Zum Inhalt der Seite

Killing Butterflys

Unsere wahre Natur
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Allein zurück gelassen

Oft hat man ein gewisses Bild vor Augen oder ein bestimmtes Wetter im Kopf, wenn jemand stirbt oder eine Beerdigung stattfindet. Man denkt sofort an Regen, Nebel und eine kalte Luft, die über die weinenden Gesichter streift. Als mein Großvater beerdigt wurde, war dies eins dieser Momente. Von da an war ich mir immer sicher, wenn jemand stirbt, trauert alles mit, selbst das Wetter. Zu meiner Verwunderung musste ich jedoch feststellen, dass dies nicht die Regel war. An der Beerdigung meines Vaters schien die Sonne und unter meiner schwarzen Kleidung, wurde mir furchtbar warm. Doch trotz diesem, fühlte ich mich dennoch allein, so wie auch Efall und unsere Mutter. Doch eins nachdem anderen.
 

In der Nacht vor Papas Beerdigung lag ich lange wach. Ich sah mir alte Bilder an, auf denen ich mit ihm zusehen war und Bilder, auf denen er mit Mama war. Nie hätte wohl jemand gedacht, dass dieses Mal das letzte sein wird, dass wir von ihm haben würden. Es waren erst ein paar Wochen vergangen, nachdem wir erfahren hatten, dass Papa tot war und wir nun ohne ihn leben mussten. Es war grauenvoll, als ich es endlich begriff und daran dachte, dass ich ihn nie Mahls wieder sehen würde. Ich könnte ihn auch nie wieder um Rat fragen oder auch nur mit ihm reden. All diese normalen alltäglichen Situationen waren inzwischen unmöglich und gehörten der Vergangenheit an. Ich blätterte ängstlich weiter, mit zitternden Händen und schmerzenden Herzen. All diese Erinnerungen, dort zu sehen und an diese erinnert zu werden, stachen tief in mir und zerrte unter meiner Brust, wie Messer Schafe Klingen.
 

Eins der vielen Fotos brannte jedoch besonders in meinem Herzen. Es zeigte unsere Familie, als ich gerade mal sieben Jahre alt war. Wir sahen so glücklich aus und waren es auch. Meine Hände begannen zu zittern und in meinen Augen lösten sich Tränen, die ich nicht länger unterdrücken konnte. Alles fühlte sich so massiv und Blei schwer an. Ich fühlte mich schwach und hilflos, als würde ich unter dem Druck meiner Decke und des Fotoalbums erdrückt werden. Dass ich jemals wieder lachen könnte, glaubte ich ebenfalls nicht. Ich hatte kein Recht dazu, jemals wieder glücklich zu sein. Es war meine Schuld, dass mein geliebter Papa tot war und ich allein, musste mit dieser Schuld leben. Meine Mama, die immer für mich da war und alles tat, um mich zu unterstützen, musste ebenfalls mehr als enttäuscht von mir sein. Der Gedanke daran, brach mir das Herz und fühlte sich zugleich an, als würde es Blut weinen. Der Schmerz ließ nicht nach und ich stieß das Album, so wie meine Decke von mir und krümmte mich vor Schmerz in meinem Bett. Schrecklich geweint, bekam ich kaum noch Luft und keuchte schon dabei. Ich spürte diese Wut in mir, welche ich auf mich selbst hatte und nicht richtig zum Ausdruck bringen konnte, was mich nur noch mehr verzweifeln ließ. Meine Hand zu einer Faust geballt schlug ich mit dieser gegen meine Matratze und drückte danach mein Gesicht in diese, um laut Hals hineinzubrüllen.
 

Langsam hob ich mein Gesicht wieder und bemerkte, wie nun mein schwarzer Mascara im Bettbezug gelangt war und auch unter meine Augen verschmierte. Gerade wieder losbrüllen gewollt, und auch schon meine Faust geballt, sprang meine Tür auf und meine Mutter betrat das Zimmer. Sie schaute mich zunächst nur an, ich muss für sie wie ein verwildertes Kätzchen ausgesehen haben, mit meinem zornigen Gesicht, meinen verzottelten Haaren und meiner zurück gewichenen Haltung, auf meinem Bett. Mit traurigem Blick sah sie mich an und näherte sich mir, was ich allerdings nicht wollte. Sie sollte nicht bei mir sein, ich hatte es nicht verdient von ihr bemuttert zu werden. Trotz der Verweigerung und der Ablehnung, setzte sie sich zu mir. Ihre Nähe tat sogar noch mehr weh als ihre Abwesenheit. Warum kümmerte sich weiterhin um mich? Ich war schuld am Tod meines Vaters. Es war wie ein tiefes schwarzes Loch, in welchem ich tief gefallen war und von allen Seiten, mit meinen schrecklichen Taten konfrontiert wurde. Vielleicht wäre das Leben meiner Eltern besser gewesen, wäre ich niemals geboren worden. Ihnen wäre jedenfalls einiges erspart geblieben.
 

Sachte spürte ich die Hand meiner Mutter, die leicht auf meiner Schulter lag und mich im Herzen berührte. „Linnea, alles wird wieder gut“ Ich schlug ihre Hand von mir ab und sprang auf, um ihre Nähe nicht zu haben, was sie jedoch nur erschrak. Unsicher sah sie zu mir und blieb jedoch noch etwas sitzen. Zu meiner Mutter gesehen, hatte ich schreckliche Angst jedoch und wollte nichts lieber als in ihren Armen zu sein und dort in Sicherheit zu sein. Zerrissen innerlich, begann ich erneut an, zu weinen und drückte meine Handflächen gegen meine nassen Augen. Aufgestanden, legte Mama ihre Arme um mich, schloss mich in ihnen ein und drückte mich fest an sich. Ihre Umarmung, hatte ich wirklich gebraucht. Langsam spürte ich wieder, wie mein Herz schlug und mein Atem sich beruhigte. Langsam bemerkte ich auch, wie Mama über meine Haare strich und sich tröstend an mich schmieg. Geweint habe ich noch immer, doch jetzt war ich nicht allein. „Es tut mir so leid, Mama“ sprach ich und drückte mich fester an sie. „Es muss dir nicht leidtun. Du hast keine Schuld da-ran, Linnea“ versuchte sie mir zu versichern, doch ich konnte nicht aufhören, mir die Schuld dafür zu geben. Plötzlich lies Mama mich los und ich fühlte wieder eine leere in mir, bis sie mir tief in die Augen sah. „Du hast nicht die Schuld dafür zu tragen, was geschehen ist. Dein Vater beschloss selbst zu gehen und was danach geschah, hat nichts mit dir zu tun“, mit weit auf gerissenen Augen, sah ich meine Mutter an, die noch nie so ernst aussah. „Ruh dich jetzt noch einwandig aus, mein Liebling. Morgen wird ein anstrengender Tag“ Mama hob daraufhin das Fotoalbum vom Boden auf, schloss dieses und legte es behutsam auf meinen Nacht-Tisch ab, bevor sie dann mein Zimmer wieder verließ.
 

Als am Morgen die Sonnenstrahlen, durch meine Vorhänge brachen und mein Zimmer erhellten, war mir für einen Moment entfallen, was für ein grauenvoller Tag heute doch war. Langsam erhob ich mich und rieb mir den Sand aus den Augen, wie sonst auch immer. Einmal heftig gestreckt und da-bei laut gegähnt, richtete ich mein Gesicht in Richtung der Sonnenstrahlen. An meinem Fenster hin-gen kleine Schmetterlinge, die aus Glas bestanden und wunderschöne Regenbögen in mein Zimmer bojet zierte, als die Sonne auf diese strahlte. Endlich wach geworden und mich umgesehen, kippte meine Stimmung wieder, als mir bewusstwurde, dass heute die Trauerfeier war. Es war ohnehin absurd, es Feier zu nennen, niemand würde heute Lust darauf haben zu feiern. Trotz dieser Gedanken begann ich mich anzuziehen und meine Haare, zu einem langen und hohen Pferdeschwanz zu zu-binden.
 

Schritt weiße und nicht richtig bereit dazu, verließ ich mein Zimmer und lief angespannt den langen Gang entlang. Die Wände waren so hoch und alle paar Meter waren an den Decken Kronleuchter, die, wie meine Glas-Schmetterlinge, Regenbögen an die Wände malten. Etwas, das mich früher sicher zum Lächeln gebracht hätte, heute jedoch, blieben meine Mundwinkel unten und mein Gesicht zeigte keine Emotion. Als ich die große Treppe schließlich erreichte, welche zum Empfang-Saal führte, starrte ich betrübt zu einem schwarzen Vorhang an der Wand, der bewusst über ein dort hängende Bild hing. Es war ein Familien Porträ, welches für die nächste Zeit jetzt verdeckt wurde. An dem Bild mit stechenden Herzen vorbeigelaufen, lief ich dann die Treppe hinab. Unten kam mir meine Oma entgegen und begrüßte mich mit einem Kuss auf die Stirn, bevor sie die Treppe hochlief. Sie schien in Eile zu sein und hatte wohl viel Stress. Einen Moment sah ich ihr nach, bevor ich weiter ging, um meine Mutter zu suchen. In einem mit Blumen geschmückten Saal fand ich sie, wie sie auf und ab lief. Als ich sie so beobachtete und sie reden hörte, fragte ich mich: „Wie schafft sie das alles?“ Doch sie wirkte auch erschöpft, was sie allerdings versuchte zu verbergen. Schweren Herzens ging ich auf sie zu, während ich sorge, hatte sie zu stören oder an meinen Vater erinnern. Zurückgenommen und meine Mutter nicht direkt angesehen, sprach ich zu ihr und versteckte meine Arme, hinter meinem Rücken. „Morgen, Mama“ sie drehte sich zu mir und muss meine Angst und Sorgen gespürt haben, denn sie blickte mir fast in sie Seele und umarmte ich fest. „Morgen, meine Glockenblume“ sprach sie und hielt mich fest im Arm. Als sie mich wieder losließ, hielt sie ihre Hand sanft an meine Wange und lächelte mich liebevoll an, als wäre sie überglücklich, mich zusehen.
 

„Linnea, wärst du so lieb und schaust du ein wenig nach deinem Bruder? Ich brauche deine Hilfe dabei heute“ zustimmend aber auch schweigend, nickte ich und versprach es ihr innerlich. Mama hatte heute eine Menge zu erledigen, aber nicht nur heute, schon seit unserem Onkel da gewesen war und uns die schreckliche Nachsicht übermittelte, hatte Mama alle Hände voll zu tun und hatte wohl auch kaum geschlafen, in dieser Zeit. Es war doch selbstverständlich, dass ich ihr dafür etwas unter die Arme griff, um ihr damit zu helfen. Während Mama mich ansah, bemerkte ich auch wie sehr sie mit ihren Gefühlen kämpfte, und genauso zerbrachen sein musste wie ich. Doch desto trotz, schaffte sie es dabei noch, alles zu schaffen und sich nichts anmerken zu lassen. Ich würde wohl nie damit leben können und würde nie so stark sein können, um mich wieder zu trauen, zu lachen. Meine Verschlossenheit und mein hängendes Gesicht gestützt, sah meine Mutter mich an, während sie erneut anfing zu sprächen. „Wir werden das schaffen, mein Schatz. Jetzt tut es noch weh, doch auch das wird eines Tages besser“ wie sie dies sagte, mit einem zittern in der Stimme, wollte ich nicht, dass sie weitersprach aus Angst, sie würde weinen.
 

Der Bitte von meiner Mutter nach gegangen, schaute ich die ganze Zeit nach Efall, auch wenn er dies nicht wollte. Er hatte scheinbar schon mit unserem Vater abgeschlossen und sich keine weiteren Gedanken über ihn gemacht. Er sprach auch nicht mit mir und hielt sich weit im Hintergrund auf. Selbst als die Gäste kamen und unsere anderen Großeltern, sah er gelangweilt und emotionslos aus. Ich versuchte ihn dazu zu bringen, sich zusammenzureißen und trotzdem nett zu sein, doch Efall sah mich nicht einmal an und drehte sich wortlos von mir weg. Es machte mich schon fast wütend, was auch meinem Onkel auffiel und mich versuchte zu beruhigen. „Es ist schon ok, Linnea. Efall versucht selbst auf seine eigene weiße damit fertig zu werden, gib ihm etwas Zeit“ Doch ich glaubte das nicht, Efall war es völlig egal, er interessierte sich nicht dafür, dass unser Vater Tod war.
 

Während der Zeremonie, standen Efall und ich schließlich ganz vorne, zusammen mit unserer Mutter. Es fühlte sich grauenvoll an, dort vorne zu sehen. Ich war nur froh, dass wir nicht reden mussten, denn dazu war ich sicherlich, nicht in der Lage gewesen. Unser Großvater übernahm dies glücklicherweise, wobei es wohl genauso grausam sein musste seinen eigenen Sohn, in Grabe zu legen. Es war nun alles so real und fühlte sich nun so leer an, erst jetzt begriff ich wirklich, dass ich meinen Vater wirklich, nie wieder sehen würde. Unauffällig sah ich zu Efall, der neben mir stand und sich mit aller Kraft auf die Unterlippe biss. Ihn weiter beobachtet, als er dies Tat bemerkte ich, wie aus seinen Lippen ein wenig Blut tropfte. Ihn angestupst, versuchte ich ihn davon abzuhalten weiter darauf zu beißen und sich damit zu verletzen. Er leckte das Blut schnell mit seiner Zunge auf, als hätte ich ihn ertappt sah er nervös um her und wirkte dabei sichtlich unsicher. Als unser Großvater fertig gesprochen hatte, nahm er das Schwert unseres Vaters an sich und überreichte es uns. Weiter nach vorne getreten hielten Efall und ich die schwere Waffe unseres Vaters und sollten diese an-schließend, vor seinem Grab in die Erde stechen.
 

Die Blicke der Gäste, während ich das Schwert meines Vaters hielt, entgingen mir. Es kümmerte mich nicht, wer gerade alles anstarrte, es war nur eine erdrückende Leere in mir, in welcher ich meinen Vater vermisste. Auf das weitere Schlusswort und Signal meines Großvaters gewertet, um mit Efall zusammen vor das grob zu gehen, sah ich zu meinem kleinen Bruder. Er starrte regelrecht, wie gebannt, auf das Schwert und kümmerte sich ebenfalls nicht um die Blicke der anderen. Ich machte mir ein wenig Sorgen um ihn, doch als ich zu ihm sprechen wollte, erhielten wir schon unser Signal. Langsam machten wir einen Schritt nach dem anderen und näherten uns dem leeren Grab. Plötzlich blieb Efall stehen. Irritiert sah ich zu ihm und fragte mich, was sein Problem jetzt war. Als ich ihn auffordern wollte weiterzugehen, bemerkte ich seine Tränen, die voller Schmerz, über seine Wangen kullerten. Efall um griff das Schwert, zog es aus meinem Besitz und sah mit heftigem Atmen zu uns. Sein plötzlicher Zustand, erinnerte an seine Krankheitsattacken, welche jedoch ausblieben. “Efall, was ist los?“ fragte ich ihn, während er noch unbewegt dastand. Er schien noch nicht zu wissen, was er tatsächlich wollte und wartete noch ab. Langsam trat ich näher an ihn heran, doch wie ein aufgeschrecktes Reh, Rande er los, mit dem Schwert unseres Vaters fest umklammert und verschwand im nah gelegenen Wald. Dies geschah so schnell und unvorhersehbar, dass wir alle nur dastanden und ihm nachsahen. Laut rief ich noch nach ihm, bevor ich die Hand meiner Mutter auf meiner Schulter spüren konnte. Unsicher sah ich zu ihrem und traute mich nicht etwas Zusagen. Ich hatte ihr doch versprochen, auf Efall aufzupassen und mich um ihn zu kümmern.
 

„Ich hol ihn wieder, Mama!“ stotterte ich und wollte gerade loslaufen, als meine Mutter mich davon jedoch abhielt. „Das ist nicht nötig, Efall braucht gerade etwas Zeit für sich“ unsicher sah ich sie an, warum, brauchte gerade er jetzt Zeit für sich? „Es ist nicht leicht für deinen Bruder, er muss eine Menge verarbeiten jetzt“ Was meine Mutter sagte, stimmte zwar, doch war Efall nicht der Einzige, der Vater verloren hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück