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Anubis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Achtung! Es wird traurig TT___TT Komplett anzeigen

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Trauer

Ein neuer Morgen in einem neuen, aber bereits fortgeschrittenen Jahr, brach an. Die Sonne blieb fern. Diese Tage waren selten, äußerst selten, doch hatte Rhu das Gefühl, diese triste Zeit spannte sich immerzu über die Jährung dieses einen unheilvollen Tages.
 

Für die Menschen in der Stadt war es nichts weiter als ein normaler Tag, jeder ging seinen üblichen Tätigkeiten nach, niemand senkte besonders tief den Kopf, niemand außer Rhu. Für ihn war dieser vom frühen Morgen, ja sogar schon vom Vorabend an bedrückend. Er wachte mit einer beklemmenden Stimmung auf, wagte es nicht, aufzusehen, gar ein Lächeln mit seinen Lippen zu formen, selbst, wenn er es hätte wollen, es wäre ihm nicht gelungen.

Seinen Verpflichtungen ging er mechanisch und wie ferngesteuert nach. Er hatte das alles schon so oft getan, es ging ihm bereits Jahre lang so.
 

Rhu trat nach Erledigung seiner Aufgaben in den Opferraum. In der einen Hand hielt er eine Kerze, in der anderen ein bereits einzundenes Feuerstäbchen. Vorsichtig und bedacht, die kleine Flamme durch den Luftzug seiner Fortbewegung nicht versiegen zu lassen, schritt er an den Opferaltar heran.

Die Kerze wurde sachte in der Mitte der unüblich leeren Platte abgestellt. Üblicherweise hatte Rhu hier stets Räucherwerk, Blumen und andere Opfergaben für seinen Gott dargeboten, nicht aber heute.
 

Ein bedeutungsschweres Seufzen löste sich in seiner Kehle und passierte beinahe lautlos seine Lippen. Tiefe Trauer steckte in seinem Blick, dem Funkeln seiner Augen. Wie hypnotisiert besah er die Kerze und entzündete den Docht mit dem langen dünnen Stäbchen, das er genau dazu mitgenommen hatte.

Mit einer raschen Handbewegung erlosch die Flamme am Hölzchen, nachdem die Kerze brannte, es fand bald schon seinen Platz neben dieser auf der sandsteinernen Altarsplatte.
 

Rhus Augen hafteten von Anbeginn des kleinen geheimen Rituals auf der Kerze, deren Flamme nun sanft Wärme und Licht in sein Gesicht übertrug. Sie flackerte etwas in dem zarten Windzug, der durch den Tempel glitt, drohte aber nicht zu erlöschen.
 

„Ich hätte dich so gerne bei mir…“, sagte er leise und ließ sich etwas hernieder um seine Arme auf die Platte zu legen, seine Hände schob er dabei ineinander und bettete seinen Kopf darauf.

Bedächtig schloss er die Augen und dachte an damals, an diesen Tag an dem er sie zum letzten und ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
 

Die Gedanken schweiften ab, die Vergangenheit kam hoch und entgegen seines Willen liefen Rhu unweigerlich Tränen über die Wangen.

„Rina…“, hauchte kaum hörbar.
 

Jedes Jahr, wenn sich dieser verhängnisvolle Tag jährte, zündete Rhu eine Kerze für sie an. Er hatte noch nie mit jemanden über sie gesprochen. Warum auch? Sie war lange nicht mehr da, lange nicht mehr Teil seines Lebens und dennoch riss ihn die schiere Erinnerung in ein Loch, aus dem er sich stets mühsam wieder heraushieven musste.
 

„Wer war sie?“
 

Urplötzlich riss sich Rhu wieder hoch, stieß dabei beinahe die Kerze um und hätte sich bei seinem Glück wohl auch noch selbst in Brand gesetzt, hätten ihn nicht zwei behütende Hände an den Armen gepackt um ihn ehestmöglich zu beruhigen.

Rhu stockte der Atem, als er einmal mehr in diese außergewöhnlichen goldenen Augen blicken durfte.

„Anubis“, flüsterte er, während ihn der Gott mit einem besorgten Blick maß. Eine Hand schnellte hoch und legte sich wie selbstverständlich an Rhus Wange und er wischte ihm sanft die Tränen von der Wange.
 

„Sie hat dir viel bedeutet“, stellte er fest und Rhu nickte ergeben.

„Meine Schwester… Rina war meine kleine Schwester“, beantwortete er die Frage des Totengottes, dessen Nähe ihm gerade eine solch ungewohnte Wärme schenkte. Nicht wie die Wärme der Sonne, eine tiefe von Innen herausstrahlende Wärme noch intensiver und nährender als die des hellen Himmelskörpers, der dem Land heute sein Strahlen verwehrte.
 

„Ich wusste nicht…“, begann Anubis, ließ den angebrochenen Satz aber so stehen. Es benötigte keine Erklärung, keine weitere Ausführung, keine weiteren Worte, viel mehr spürte er, wie sehr seinem Priester Trost zustand, den er wohl nie in angebrachtem Ausmaß erhielt. Nicht hier, nicht von seinen Kollegen und eigentlich auch nicht von ihm. Der Totengott hatte dieses Kind, das heute als erwachsener Mann vor ihm stand, aus seinem Elend befreit, ohne zu bedenken, welch Elend weiterhin mit ihm ziehen sollte.

Er sah ihn eingehend an und bemerkte einmal mehr, wie wunderschön er war. An diesem Tag, es gehörte tatsächlich zu dem Ritual mit der Kerze, hatte Rhu sein Haar zu einem lockeren Zopf gebunden, der ihm weich über die linke Schulter hing. Die Augen waren so stark mit schwarzem Kohlestift betont, dass man den Blick kaum von ihnen abwenden konnte, wären da nicht diese vollen rot bemalten Lippen.

Aus einem inneren Reflex heraus zog Anubis Rhu in seine Arme und drückte ihn nah an sich. Eine Hand vergrub er dabei in seinem Haar. Rhu schloss bedacht die Augen und nahm die überraschende Nähe seines Gottes erst dann so richtig wahr, als sie bereits so intensiv und innig war.
 

Sie verweilten einen Moment so, einen süßen Moment in dem niemand etwas sagte. Nicht einmal die Schritte, der anderen Priester, die durch den Tempel wuselten, drangen an sie heran, auch keine Bittsteller fanden ihren Weg in ihre Nähe. Sie waren alleine, als hätte der Gott einen Zauber gesprochen, der sie ungestört sein ließ.
 

„Wie war dein Leben vor dem Angriff?“, fragte Anubis irgendwann, die Stille zu brechen, vielleicht etwas taktlos, aber ihm war durchaus bewusst, welcher Tag heute war, dass Rhu geistig genau dort war. Dieses Ereignis ging auch nicht spurlos an Anubis vorüber, beschäftigte ihn ähnlich wie Rhu jedes Jahr aufs Neue, anders, aber mit tiefer Trauer. Ein innerer Drang wollte mehr über diesen Priester wissen und vielleicht, ja vielleicht konnte er ihm ja besser beistehen, wüsste er, was der Junge damals alles verloren hatte.
 

"Ich weiß nicht mehr viel, wie und in welchen Verhältnissen wir gelebt haben, was wir so getan haben, es ist mehr… ein Gefühl", begann er und löste sich dabei von Anubis. Er wollte ihm in die Augen sehen, in diese atemberaubend schönen Augen, dass sich sogleich Nervosität in ihm ausbreitete, als ihm so richtig bewusst wurde, dass sein Gott tatsächlich wieder bei ihm war und auch noch etwas über sein Leben wissen wollte. Wäre die Situation eine andere gewesen, wäre er nicht so ertränkt von Trauer, hätte er ihn erfreut angestrahlt, ihn gebeten, bei ihm zu bleiben, mit ihm Zeit zu verbringen, aber derlei Worte kamen ihm nicht von der Zunge.
 

Sein Blick war dunkler und blieb gesenkt. Er sprach weiter: "Ich hatte immerzu Angst, als seien wir auf der Flucht, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass wir vor etwas weggelaufen sind... wir, also meine Mutter, mein Vater... meine kleine Schwester..." Rhu stockte. Seine Schwester war kaum alt genug um richtig zu reden, dennoch liebte er sie schon mehr als alles andere auf dieser Welt. Liebe war das einzige, was sie hatten, er und seine Schwester. Von seinen Eltern ging etwas anderes aus.
 

"Wir waren Abschaum... immer schon, von Geburt an. Das Gefühl... das sitzt ganz tief... Wir hatten keine Chance... Erwachsene waren fast immer betrunken... wenn sie nicht getrunken haben... sind sie handgreiflich geworden...", dann atmete er tief ein.

"Ich glaube, davor sind wir geflüchtet. Schlägen, Hass, Erniedrigung... aber meine Eltern konnten nicht weg, ich glaube, sie wollten auch nicht und wir... wir Kinder… es war uns nicht möglich, das war unser Schicksal", der Gedanke an seine Schwester ergriff ihn so sehr, seinen Eltern trauerte er irgendwie nicht einmal nach. Sie waren nie gut zu ihm.
 

"Liebe hat es nie gegeben... nie von den Erwachsenen, auch selten unter den Kindern, aber ich habe meine Schwester geliebt. Ich wollte mit ihr weglaufen, wenn wir alt genug waren", dann stockte ihm der Atem, die Stimme brach weg. Er drückte Anubis' Hand fest, der sich tröstend um seine Finger legte.

"Hast du sie denn gesehen? Damals, beim Überfall? Ein kleines Mädchen, schwarze Haare... grüne Augen... sie hat oft rote Lumpen getragen, viel zu groß... ich bin… vor dem Überfall, sicher eine gute Woche, weggelaufen gewesen, habe Verstecke gesucht und als ich zurückgekommen bin... da ist das alles losgegangen ... Ich glaube, meine Eltern haben sie geschnappt und sind gelaufen, mein Vater hat mir zugerufen, mich zu beeilen, aber ich wollte ihre Decke holen, sie konnte nicht ohne schlafen... ich bin noch einmal zurück gelaufen und dann riss der Boden auf... ich... ich kann mich nicht erinnern, wie lange ich versucht habe, dort raus zu kommen... irgendwann hab‘ ich aufgegeben, hab‘ nur noch gewartet, bis es vorbei ist, aber dann… dann warst du da... und hast mir deine Hand gereicht und mich rausgezogen. Ich wäre dort gestorben...", schloss er ab. Sein Blick traf den Gott direkt und erschütternd.
 

Anubis mühte sich, seine Reaktion milde zu halten. Er wusste, dass es in Kul Elna nicht schön war, dass man dort nicht glücklich war, zumindest nicht, wenn man nicht gerade betrunken war, doch so aus erster Hand zu hören, wie es den Menschen dort ging, vor allem den Kindern, Rhu, das traf ihn hart. Für Anubis war es immer schon schwer, das Leid der Menschen zu akzeptieren und ihnen zusehen zu müssen, denn es war nicht seine Aufgabe, sich einzumischen, es stand ihm nicht zu und dennoch brach er dieses Gesetz damals für Rhu und er würde es immer wieder tun, sowie er nun auch hier stand und den direkten Kontakt zu einem Menschen suchte.
 

„Es tut mir leid, dass dir so viel Schlechtes wiederfahren ist und auch um deine Schwester“, sagte er mit sanfter Stimme und legte ihm dabei wieder die Hand auf die Wange. Ihre Blicke trafen sich abermals und der Gott drohte nicht zum ersten Mal, in den grünen Smaragden des Priestern zu versinken.

„Ich habe Rina mit zu mir genommen“, antwortete er nun auf die Frage, die Rhu zuvor in seiner Erzählung gestellt hatte, aber nicht zu beantworten erwog, solange Rhu sprach.

Rhus Herzschlag wurde schneller, ein drückender Stich zog durch seine Brust und er wandte den Blick ab. Irgendetwas in ihm hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass das Mädchen in Form einer hübschen schwarzhaarigen jungen Frau eines Tages vor ihm stehen würde. Dass sie ihm sagen würde, sie sei wie durch ein Wunder nicht im Dorf gewesen, weggebracht, gerettet, irgendwie verschont.

Keine große Hoffnung, dennoch ein Gedanke, der sie weiterhin am Leben hielt.

Rhu biss sich fest auf die Unterlippe, er wollte hier nicht so schwach stehen, in Tränen ausbrechen und seinen Gefühlen so ausgeliefert sein.
 

„Warum hast du mich gerettet und nicht sie?“, fragte er vorwurfsvoller als er eigentlich wollte. Anubis fühlte sich attackiert. „Hättest du denn dein Leben für sie gegeben?“, fragte er ernst. So wie Rhu vor ihm stand, hätte er das niemals zugelassen, auch damals war es nicht anders.

„Sie hat es mehr verdient, sie war noch… sie war noch unschuldig, unbeschmutzt“, bei diesen Worten senkte Rhu beschämt den Kopf.

„Rina hatte noch ihr ganzes Leben vor sich“, betonte er, dass Anubis direkt schmunzeln musste.

„Und so hast du es“, hob der Gott hervor, erahnte aber bereits, dass dem Priester das nicht reichen würde. Er trauerte, verleugnete und Anubis war klar, die Aussprache, dass Rina in den Duat geleitet wurde, löste etwas in Rhu aus.
 

„Es war zu spät für sie, Rhu. Als ich dich dort sah, an der Kippe zum Übergang, halb tot, aber auch halb lebendig, konnte ich nicht anders, ich musste dich herausziehen, ich musste dir diese Chance geben“, erklärte er, wie es ihm damals gegangen ist. Natürlich sagte er ihm nicht, in welchem Zustand er das kleine Mädchen aufgefunden hatte.
 

„Rina wäre sehr stolz auf dich“, formte Anubis die Worte, die Rhu dazu veranlassten, die Augen zu schließen. Die Erinnerungen flackerten wieder auf, er konnte sogar Rinas Lachen in der Ferne hören, dann spürte er die sanften kühlen Finger seines Gottes an seinem Kinn leichten Druck nach oben ausüben. Er folgte dem Impuls, nahm den Blickkontakt wieder auf.
 

„Weißt du… Weil Rina nie die Chance hatte… nie die Möglichkeit hatte, groß zu werden… zu einer… hübschen jungen Frau heranzuwachsen… deswegen… also, das ist der Grund für… nun ja, für das hier“, erklärte Rhu und deutete dabei mit präsentierender Hand auf sein Gesicht und strich sich etwas abwesend durch das zusammengebundene Haar.
 

Anubis schwieg.
 

Es war nicht so, als hätte Rhu keinen Gefallen daran, er fand sich ja auch sehr hübsch, wenn er sich so bemalte, seine weibliche Seite, die die seiner Schwester so ähnlich sah, hervorzuheben. Doch umso mehr tat es ihm weh, dass diese heilige Erinnerung durch Andere so durch den Dreck gezogen wurde. Sie verstanden das ja nicht, zurecht, Rhu hatte es ihnen nie erklärt, aber das wollte er auch nicht.

Das sagte er auch Anubis, der ihm tröstend die Hände an die Schultern legte.
 

„Ich kann dir deine Schwester nicht zurückgeben“, sagte er streng und drückte seine Finger sanft in die Kluft des Priesters.

„Aber ich kann die versichern, dass es ihrer Seele gut geht, mehr kann ich dir leider nicht offenbaren“, sprach Anubis weiter, was Rhus Herz einen großen Sprung machen ließen.

Seine Augen weiteten sich und Rhu sah Anubis erwartungsvoll an, doch dieser schüttelte den Kopf.
 

„Es ist mir nicht gestattet, mit dir darüber zu sprechen… ja… geschweige denn, dir gegenüber zu stehen und dich wissen zu lassen, wer ich bin“, sagte der Gott und lächelte Rhu milde an. Kein Gesetz seiner Welt würde ihn jetzt noch davon aufhalten können, Rhus Nähe zu suchen. Er hatte aufgegeben, hatte seinem Verlangen, seiner Sehnsucht nachgegeben und auch, wenn er wusste, dass es an diesem Tag nicht um die innige Erwiderung seiner unergründlichen Gefühle und Emotionen ging, so genoss er es, in diesem Augenblick bei Rhu zu sein. Ihm Trost zu spenden, denn das spürte er, tat er, allein durch die Zusicherung des Wohlergehens seiner Schwester Seele.
 

„Was heißt das, ich darf nicht wissen, wer du bist?“, fragte Rhu etwas verblüfft. Wie sollte Anubis denn vor ihm stehen, ohne, dass er wusste, wer er war? Er spürte das doch, er spürte diese Verbindung. Selbst, wenn er wollte, hätte er das nicht verdrängen können, zu schön war der Gedanke und das Wissen ja, seinem Gott irgendwie nah zu sein. Anubis wollte es ihm erklären.
 

Er betonte, dass es Gesetze nicht nur unter den Menschen gab um das Gleichgewicht zu halten.

Den Göttern war es untersagt, sich den Menschen zu offenbaren, zu ungewiss war das Lauffeuer, das dies entfachen würde, den Neid, die Eifersucht, die das schüren konnte.
 

Die Götter durften sich nicht über ihren Aufgaben in die Leben der Menschen einmischen, sie mussten das Rad der Zeit und das Rad des Schicksal laufen lassen. Anubis hatte mit seiner Tat wahrlich in die Speichen der Räder gefasst und sich dabei scharf geschnitten, aber nun Rhu vor sich zu haben in all seiner unbeschreiblichen Pracht… er würde es immer wieder tun.
 

Ein weiteres Verbot gab es, doch dieses sprach er vor Rhu nicht aus.

Es war ihnen verboten, sich auf Menschen einzulassen, Gefühle für sie zuzulassen, sich ihnen hinzugeben. Zu fragil waren die Geschöpfe, die dem Schutz der Götter unterstellt waren, zu wertvoll, Spielzeuge der Überirdischen zu werden, zu unwissend, zu begreifen.
 

„Ich verstehe das nicht… ich bin dir doch dankbar, ich würde das nie… nie gegen dich verwenden oder… vor Anderen darüber sprechen, das steht mir nicht zu“ sagte Rhu und sah Anubis dabei eingehend in die Augen.

Der Gott schmunzelte.

„Weil du eine so reine Seele hast“, begründete Anubis seine Entscheidung, sich Rhu ein weiteres Mal und nun noch einmal offenbart zu haben.
 

„Da war noch ein anderer Junge, der das ganze überlebt hat… Er hatte weiße Haare und einen so finsteren vorwurfsvollen Blick, der meine Augen so zielsicher getroffen hat… So anders als du, er würde sicherlich anders denken als du“
 

„Bakura“, sagte Rhu überrascht, dass ihn Anubis augenblicklich fragte, ob er den Jungen etwa kannte, worauf er eifrig nickte.
 

„Wir waren Freunde… sehr gute sogar. Ich… ich dachte, es wären alle tot“, langsam breitete sich ein eigenartiges Gefühl in Rhus Brust aus. Aufregung, ein Hauch von Freude und ein großer Happen Unsicherheit.
 

Anubis atmete tief ein. Bakura hatte das Ganze auf wundersame Weise überlebt, er hatte sogar noch mehr Glück gehabt als Rhu, hatte dies aber nie so gesehen. Für Bakura war es eine Bürde gefolgt von dem stetigen Drang der Vergeltung.
 

„Wo ist er? Ich würde ihn so gerne wiedersehen“, sagte Rhu fast schon aufgeregt, dass Anubis es bereute, den Jungen erwähnt zu haben. Dies bedeutete nichts Gutes und er erklärte Rhu auch, dass er es nicht für eine gute Idee hielt, würde Rhu seine Nähe suchen.

Bedrückt sah dieser zur Seite.
 

„Aber er ist der Einzige, der weiß, wie es mir geht“, hauchte Rhu sehnsüchtig.

Er hatte Sehnsucht. Nach jemanden, dem er sich anvertrauen konnte, jemand, der mit ihm auf gleicher Ebene stand und ihn nicht, wie sein Gott wohl, von oben herab betrachtete. Auch, wenn ihm Anubis nicht das Gefühl gab, über ihm zu stehen. Er unterhielt sich ja gerade wie ein normaler Mensch mit ihm, doch Rhu wusste, was Anubis war, was das alles bedeutete und nun auch, dass es verboten war und vielleicht wurde ihm auch jetzt erst klar, was das wirklich alles bedeutete.
 

„Es tut mir leid, dich so aufgewühlt zu haben“, sagte Anubis sanft und strich Rhu noch ein letztes Mal sachte über die Wange. „Und es tut mir noch mehr leid, dass ich gehen muss.“

Sofort wurde der Ausdruck der Sehnsucht in Rhus Augen stärker.

„Darf ich dich wieder sehen?“, fragte er augenblicklich, aber entschuldigte sich sofort wieder für seinen rüden Wunsch.
 

„Das werde ich nicht entschuldigen, denn ich hege denselben Wunsch, Rhu. Ich will dich wiedersehen, ich möchte Zeit mit dir verbringen, so sehr“, sagte er und ließ sich beinahe wieder dazu verleiten, den Abstand zwischen ihnen zu verringern, so stark der Drang auch war, den Abstand vollends zu überbrücken.
 

„Ich werde stets über dich wachen“, sagte er leise und hauchte ihm schließlich doch einen zarten Kuss auf die Stirn. So viel mehr hatte er gewollt, doch es war nicht angebracht. Nicht an so einem Tag, nicht in der Verfassung, in der sein unschuldiger Priester war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt wissen wir auch, warum Rhu so ist wie er ist - zumindest was diesen einen Teil angeht^^
Und die Hälfte des Vergangenheitsteils haben wir auch - keine Sorge, es wird noch einiges passieren, auch wenn dieses Kapitel hier eigentlich nur gerede war. Komplett anzeigen

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