Zum Inhalt der Seite

Liebe Widerwillen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Robin hetzte die Treppen hinunter, denn das Letzte, was sie jetzt wollte, war, ihre U-Bahn zu verpassen. Das Geräusch der einfahrenden Bahn hallte von den Wänden wider. Nach einem kurzen Sprint und einem Sprung durch die sich schließenden Bahntüren ließ sich Robin erleichtert auf eine der abgewrackten Sitze nieder. Der Geruch nach verdorbenem Essen stieg ihr in die Nase und sie war in diesem Moment froh, dass ihr Date sie wenigstens nicht zum Essen ausführen wollte.
 

In den letzten drei Jahren, die Robin auf dem Singlemarkt verbracht hatte, hatte sie so einiges erlebt. Aus Spaß hatte sie sich sogar schon des Öfteren überlegt, ein Buch darüber zu schreiben. Das Absurdeste, was sie je erlebt hatte, war ein Typ gewesen, der gedacht hätte, er wäre ein Werwolf. Beim Gedanken an dieses Date lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Der Mann war ihr wirklich unheimlich gewesen... Schnell schob sie die Erinnerungen beiseite und zog ihr Handy aus der Tasche. Ihre Mitbewohnerin Koala hatte ihr heute dieses Date mit einem ihrer Arbeitskollegen verschafft. Angeblich ein höflicher, netter Mann, der vor Kurzem erst von seiner Freundin verlassen worden war. Nach einigem Zögern hatte Robin schließlich zugestimmt, Lysopp zu treffen.
 

Sie stieg am Hauptbahnhof aus und lief den Weg in Richtung Bar entlang, in der sie sich mit Lysopp verabredet hatte. Einige Minuten später linste sie durch das Fenster der Bar, um sich vorab schon mal ein Bild von ihrem Blinddate zu machen. Für einen Freitagabend war die Bar noch ziemlich leer und sie konnte nur drei Pärchen und einen älteren Herrn sehen. Robin blickte auf das Display ihres Handys. Sie war fünf Minuten zu früh, wahrscheinlich würde er gleich kommen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie Koala gar nicht nach seinem Aussehen gefragt hatte. Vermutlich deswegen, weil sie vor ihren etlichen Blinddates bereits alles Mögliche gehört und gesehen hatte. Nur in den seltensten Fällen hatte die Beschreibung dann aber auch der Wahrheit entsprochen.
 

Zögerlich öffnete sie die Tür und betrat langsamen Schrittes die Bar. Drinnen angekommen, legte sie ihren Mantel ab und nahm an einem kleinen Tisch am hintersten Ende des Raumes Platz. So hatte sie die Eingangstür im Auge und konnte im schlimmsten Fall durch den Notausgang flüchten.
 

Mit zusammengefalteten Händen saß sie auf dem Lederstuhl und beobachtete die Tür. Als diese aufging, fiel ihr erster Blick auf ein Paar schwarze Wildlederstiefel und eine dunkelblaue Jeans. Langsam glitten ihre Augen nach oben, um sich das komplette Erscheinungsbild anzusehen. >Wow, sieht der gut aus!<, schoss es Robin durch den Kopf und sie beobachtete, wie der Typ langsam seine Jacke auszog und sich mit der Hand durch sein schwarzes etwas zerzaustes Haar strich. Ein paar Strähnen fielen ihm dabei über die Augen. Zu der dunkelblauen Jeans, die wie angegossen auf seinen Hüften saß, trug er ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Er blickte sich suchend in der Bar um.
 

"Bitte, bitte, sei mein Date!", flehte Robin leise und linste von ihrer Getränkekarte hoch. Langsam wanderten seine Augen in ihre Richtung. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, wurde sie von etwas bzw. jemandem gestört. "Bist du Robin? Ich bin Lysopp!". "Hää, was?". Erst jetzt sah Robin die Person, die sich direkt vor sie gestellt hatte, genauer an. Der gutaussehende Typ, der eben erst zur Tür hereingekommen war, war also nicht Lysopp?! Vor ihr stand ein etwa 1,60m kleiner Mann mit einer unnormalen langen Nase, der für Sport nicht besonders viel übrig zu haben schien. Die Langnase streckte ihr seine Patschehand entgegen und Robin schüttelte sie zögerlich. Warum hatte sie nicht bemerkt, wie Lysopp durch die Eingangstür gekommen war? Vielleicht war er ja bereits in der Bar gewesen, überlegte sie im Stillen und sah, dass ihr Gegenüber auf eine Antwort ihrerseits wartete.
 

"Schön, dich kennenzulernen", sagte er und nahm auf dem Ledersessel ihr gegenüber Platz. "Ja, mich auch", flunkerte sie und gab sich Mühe, nicht mehr den hübschen Wildlederstiefelmann zu beobachten, sondern Lysopp ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Lysopp war nicht nur klein und unsportlich, nein, er war auch so gar nicht Robins Typ. Sein langes, gelocktes, krauses Haar und die schrägliegenden Augen wirkten nicht besonders attraktiv. Wahrscheinlich steckte ihm immer noch die Trennung von seiner Freundin in den Knochen. Unter seinen Augen hingen große rotgeschwollene Ringe, als hätte er die letzten Tage mit Weinen verbracht.
 

"Du bist also Robin. Ganz hübsch!", sagte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. "Ja, danke", erwiderte sie nur knapp. Es wäre gelogen gewesen, hätte sie das Kompliment zurückgegeben. "Deine Freundin und Mitbewohnerin Koala arbeitet in der Buchhaltung und ich bin im EDV-Bereich tätig", versuchte Lysopp ein Gespräch anzufangen. "Macht dir dein Job Spaß?", fragte sie etwas gelangweilt. Mittlerweile hatte Robin Erfahrung darin, ein Gespräch ins Rollen zu bringen und war zum Glück auch nicht von der schüchternen Sorte. "Bis vor Kurzem, ja. Aber Koala hat dir ja bestimmt von meiner Freundin Kaya erzählt... Naja, eigentlich Ex-Freundin...". Er schniefte leicht.
 

"Was kann ich euch zu trinken bringen?". Zum Glück kam die Kellnerin und sorgte mit ihrer Unterbrechung dafür, dass Lysopp nicht in Tränen ausbrach. "Ich bekomme bitte einen Gin-Tonic", bestellte Robin. "Für mich nur eine Cola". Als die Kellnerin verschwunden war, fing er allerdings wieder zu schluchzen an und wischte sich mit seinem hellgrünen Hemdärmel die Tränen aus dem Gesicht. Robin blickte die Langnase an und bekam schreckliches Mitleid, wie er da nun saß und seiner Ex-Freundin nachtrauerte. Obwohl ihre Trennung von Franky nun schon drei Jahre her war, konnte sie gut verstehen, wie Lysopp sich fühlen musste. Auch sie hatte gedacht, sie würde sich nach Franky nie wieder so verlieben, womit sie auch recht gehabt hatte, denn seitdem war ihr Leben von etlichen Dummköpfen bevölkert worden.
 

"Sie fehlt dir noch sehr, mh?!", hakte Robin nach und stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab. "Ja, sie ist mein Ein und Alles...", stieß Lysopp gepresst hervor. "Warum habt ihr euch getrennt?". Lysopp zuckte mit den Schultern. "Sie hat gesagt, wir hätten unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft. Dabei habe ich nie gesagt, dass ich keine Kinder möchte. Nur eben jetzt noch nicht!". "Verstehe...", nickte Robin und starrte in ihr halbleeres Glas. So nahmen die nächsten Stunden ihren Lauf.
 

Irgendwann hatte Robin das Gefühl, Lysopp mit ihren Worten getröstet und ihm neuen Mut gemacht zu haben. Jedenfalls leerte er sein Colaglas in einem Zug und nahm sich vor, noch einmal mit Kaya zu sprechen. "Mit dir zu reden hat wirklich gut getan. Vielen Dank fürs Zuhören!". "Gerne!". Robin lächelte ihrem Gegenüber freundlich zu. "Es war schön, dich kennenzulernen, Robin. Bestimmt findest du auch noch deinen Traummann!", verabschiedete sich Lysopp und legte vorher noch ein paar Geldscheine auf den Tisch.
 

Robin erhob sich ebenfalls und schüttelte ihm kurz zum Abschied die Hand, bevor dieser die Bar verließ. Müde und erschöpft ließ sie sich wieder in ihren Sessel fallen und schloss kurz ihre Augen. Dieses 'Date' war -mal wieder- das reinste Desaster gewesen. Anstatt jemand Interessantes kennenzulernen, hatte sie den halben Abend mit einem Mann verbracht, der weder ihr Typ, noch an ihr interessiert war. Lysopp war zwar nicht der Schlimmste auf der Liste ihrer Blinddates, aber doch ein weiterer Grund, mit dem Thema Männer ein für alle Mal abzuschließen. Vielleicht war es einfach nicht ihre Bestimmung, einen halbwegs normalen Mann kennenzulernen.
 

Langsam öffnete sie wieder die Augen und nahm ihr halbvolles Cocktailglas in die Hand. Im Laufe des Abends hatte sie ordentlich dem Alkohol gefrönt, um dieses Date irgendwie durchstehen zu können. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Bar immer voller geworden und auch die Musik lauter aufgedreht worden war. Lautes Stimmengewirr und Gelächter drangen durch den Raum und der Geruch nach Schweiß und Alkohol lag in der Luft. Robin wippte mit dem Fuß zum Takt der Musik. Irgendwie hatte sie Lust zu tanzen. Sie könnte Koala anrufen, aber die war wahrscheinlich mit ihrem Lover Sabo unterwegs. Also entschloss sie sich, in Ruhe auszutrinken und dann den Heimweg anzutreten.
 

Langsam erhob sie sich und wankte leicht angetrunken Richtung Ausgang. Als sie ihren Mantel anziehen wollte, wurde sie mit einem heftigen Stoß an die Schulter geschubst. Noch bevor Robin auf allen Vieren landen konnte, umschlossen sie zwei starke Arme und fingen sie auf. "Alles klar?", fragte ihr Retter mit dunkler Männerstimme und stellte Robin wieder auf ihre Füße. Die Schwarzhaarige blickte ihn an und sah in zwei wunderschöne graublaue Augen. Erst jetzt wurde ihr klar, wer sie da gerade aufgefangen hatte: Der Wildlederstiefelmann.
 

"Ja, danke". Robins Stimme klang eher nach einem Flüstern und perplex starrte sie ihren Schutzengel an. Hier, genau vor ihr stehend, sah er noch besser aus. Seine Lippen waren leicht geschwungen und luden nur so zum Küssen ein. "Ich bin Law!". Mit einem Lächeln streckte er ihr die Hand entgegen. "Robin", stammelte sie und wusste nicht, was sie sonst noch hätte sagen sollen. Sollte sie ihn vielleicht auf einen Drink einladen?
 

Doch noch bevor sie ihn fragen konnte, schlangen sich zwei Arme um seinen Hals und eine gutaussehende Blondine hängte sich wie eine Klette an ihn. Somit hatte sich die Frage wohl erledigt. Robin nickte Law noch einmal kurz zu und bahnte sich anschließend ihren Weg nach draußen. Was hatte sie erwartet? Dass Law Single war? Solche Männer waren nie Single und wenn, dann waren sie schwul.
 

Robin schloss die Tür zu Koalas und ihrer Wohnung auf und ging schnurstracks in ihr kleines Zimmer. Koala hatte ihr erzählt, dass ihre beste Freundin Nami bis vor ein paar Monaten noch in dem Zimmer gewohnt hatte, mittlerweile aber mit einem Fußballstar zusammen war und bei ihm lebte, wenn sie nicht, wie im Moment, am Strand relaxte. Robin war froh darüber, denn die Miete war bezahlbar. Als Reporterin würde sie zwar nie wirklich reich werden, aber der Job machte ihr großen Spaß. Zumindest hoffte sie, dass es bei ihrer neuen Stelle für die OharaDaily auch so sein würde.
 

~~
 

Nur mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt, trat er aus dem Bad und wagte nicht, in sein Schlafzimmer zu spähen. Die Kleine, die er letzte Nacht in einem Club kennengelernt und mit zu sich genommen hatte, lag noch immer in seinem Bett. Zorro öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Wasser heraus. Wenn es eines gab, was er nach einem One-Night-Stand hasste, dann war es, die jeweilige Dame aus seiner Wohnung zu werfen. Mit dem Wasser in der Hand schlenderte er zu seiner Couch und schaltete seinen riesigen Fernseher ein. Eine Wiederholung ihres letzten Fußballspiels lief gerade und er drehte die Lautstärke absichtlich noch weiter auf. Nur noch eine Woche, dann begann ihr Training wieder. Zorro sehnte es sich schon förmlich herbei. Obwohl er bis vor ein paar Tagen noch am Strand gelegen und sich die Sonne auf die Brust hatte scheinen lassen, war er doch irgendwie unausgeglichen. Er brauchte diese wöchentliche Aufregung beim Spiel und verfluchte sich noch immer dafür, dass er in der letzten Saison nicht ganz die Leistung gebracht hatte, die er sich selbst erhofft hatte. Immerhin lag er mit seiner Mannschaft auf dem zweiten Tabellenplatz. Sein Ziel war es, in der kommenden Saison Meister zu werden.
 

"Kommst du nicht ins Bett?", erklang eine verschlafene, weibliche Stimme hinter ihm. Die Hände seiner Eroberung strichen liebevoll über seine nackten Schultern, doch Zorro konnte die Berührung nicht genießen. Er hatte bekommen, was er wollte. Für mehr war er nicht bereit. Seine Muskeln versteiften sich unter ihren Händen. Als sie merkte, dass Zorro nicht darauf reagierte, zog sie sich zurück. "Okay, okay! Ich habs geschnallt! Dann ziehe ich mich an und haue ab. Kannst du mir wenigstens ein Taxi rufen?". Ihre Stimme klang säuerlich. Ohne ihr eine Antwort zu geben, rief Zorro das Taxiunternehmen an und bestellte einen Wagen. Er konnte sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern. Nachdem die Frau aus seiner Wohnung verschwunden war, ging er in sein Schlafzimmer, wechselte noch schnell den Bettbezug und schlief dann erschöpft ein. Er war ein Arsch, das wusste er, aber er hatte einer Frau nie mehr versprochen, als er zu geben bereit gewesen war. Es war nicht sein Problem, wenn sich die Eine oder Andere etwas Anderes erhoffte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Stoechbiene
2021-12-05T14:02:03+00:00 05.12.2021 15:02
Ein Buch über schlechte Dates wäre bestimmt ein Kassenschlager, denn es gibt bestimmt viele Menschen, die schon so einiges erlebt haben.

Zorro als Macho ist mal was anderes. Generell wirkt er etwas freudlos, aber auch das wird sicherlich seine Gründe haben. Und selbst wenn nicht, Robin wird ihn hoffentlich erziehen ;)
Von:  May_07
2021-10-10T16:24:39+00:00 10.10.2021 18:24
Uiii was hübsches neues von dir *-*

Die Story klingt jetzt schon ziemlich gut und viel versprechend *-*
Ich bin echt gespannt wie es weiter geht :3


Zurück