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Same Name

von

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[Maren] Der zehnte Oktober

„Irgendwas stimmt mit Onkel Dominik nicht.“

„Du meinst Professor Stern.“

„Bin ich ein Potter oder Longbottom? Onkel Dominik.“

„Schon gut. Was ist mit ihm?“

„Irgendwas stimmt nicht. Ich bin jetzt seit fünf Jahr in Hogwarts und jeden zehnten Oktober ist er wie spurlos verschwunden.“

„Warum erzählst du mir das?“

„Wenn ich zu ihm hingehe, heiß es sicher wieder ich würde schnüffeln, du bist sein Patenkind und du bist du. Gehe hin und schau bitte nach.“

„Bist du neugierig oder machst du dir Sorgen?“

„Beides.“
 

Und genau aus diesem Grund klopfte Maren an die Tür ihres Muggelkundeprofessors, weil ihre Schwester Pauline sich Sorgen machte. Und Pauline Wood macht sich selten solche Sorgen.
 

„Dominik?“

Keine Antwort.

Maren wartete einen Moment und klopfte ein zweites Mal. „Professor Stern?“

Sie druckte die Klinke und die Tür öffnete sich. Vorsichtig steckte Maren ihren Kopf in das Büro. Der Raum war leer und wie immer tadellos aufgeräumt – fast schon pedantisch sauber, ihr Patenonkel ertrug keine Unordnung.
 

„Professor Stern?“

Wieder keine Antwort und so trat sie in den Raum, um zu der Tür zu gehen, die das Büro von der restlichen Wohnung trennte.

Sie zögerte und horchte. Sollte sie jetzt einfach in seine Wohnung spazieren?
 

„Ach, verdammt.“

Sie war seine Patentochter und nicht irgendeine Schülerin, die bei ihm spionieren wollte. Pauline - und mittlerweile auch sie - machten sich Sorgen und darum suchte sie ihn.

Maren spürte, dass irgendwas nicht stimmte noch bevor sie den Flur betrat.
 

„Dominik?“

Keiner antwortete, doch Maren war sich sicher, dass jemand in der Wohnung war.

„Hallo? Dominik, bist du da?“

„Ich will niemanden sehen.“

Das schien aus der Küche zu kommen.

„Dann würde ich die Türen abschließen.“
 

Schweigen.
 

Als sie den Raum betrat, sah sie sofort, dass er betrunken war, auch wenn er es zu verschleiern versuchte. Ihr Vater war Schotte, ihre Mutter Irin, sie kannte sich da aus. Klischees hin oder her.

Doch wie man mit Menschen umging, die sich allein betranken, das wusste sie nicht.
 

„Geh weg.“

Maren runzelte die Stirn. „Was tust du hier?“

Dominik schaute auf die Flaschen vor ihm. „Nach was sieht es denn aus?“

„Du betrinkst dich.“

„Kluges Mädchen.“ Beißender Sarkasmus war sonst nicht seine Art.

Doch Maren war gut darin solche Sachen einfach zu überhören – wenn sie es wollte.
 

„Verschwinde.“
 

„Ich mache dir Kaffee.“ Maren suchte in der kleinen Kochnische nach Kaffeepulver.

„Du könnest auch gehen.“

Sie drehte sich nicht einmal zu ihm um. „Ich denke, das werde ich sein lassen.“

Kaffeepulver fand sie keins nur Teeblätter, doch schwarzer Tee würde es auch tun.
 

Schweigend füllte sie Wasser in den Teekessel und entzündete die Flammen, um das Wasser zum Kochen zu bringen.

Auch Dominik schwieg und starrte nur in sein Glas.

Dass er nicht weiter trank, während sie den Tee zubereitet und auch nicht noch einmal versuchte sie wegzuschicken, sah Maren als Zeichen, dass sie auf dem richtigen Weg war.

Weiter schweigend füllte sie die Blätter in die Tassen und goss das nun kochende Wasser darüber.
 

„Du siehst ihr nicht ähnlich.“

„Wie bitte?“ Maren drehte sich zu ihm um. „Wem? Meiner Mutter?“

Dominik lachte trocken. „Nein, der siehst du erschreckend ähnlich, besonders wenn du so die Augenbraun hochzieht wie gerade eben. Nein, Maren.“
 

Sie griff nach den beiden Tassen und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Nach der Frau, nach der ich benannt bin?“ Seiner Ehefrau.

„Ja.“

„Wir sind ja auch nicht blutsverwandt.“ Langsam schob sie ihm die Tasse hinüber und lächelte, als er sie mit beiden Händen ergriff.

„Stimmt, trotzdem…“ Dominik lies den Satz unbeendet und blies Luft auf seinen Tee.
 

„Stört es dich?“
 

Überrascht blickte Dominik auf und musterte sie. Ruhig erwiderte Maren seinen Blick. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich noch nie darüber Gedanken gemacht, ob er an seine Frau dachte, wenn er ihren gemeinsamen Namen aussprach. Sie wusste, Freds Großmutter tat es manchmal, wenn sie Fred rief. Ihre Augen bekamen dann immer diesen feuchten Schimmer.

„Nein.“ Er lächelte, traurig. „Katie hatte mich das damals auch gefragt. Ob es mir etwas ausmachen würde. Als hätte ich einen Anspruch auf diesen Namen.“

Maren konnte gerade noch verhindern, dass ihr Gesicht die Züge annahmen, die sie angeblich ihrer Mutter noch ähnlicher machte. „Du weißt, wie sie das meinte.“

„Natürlich.“ Wieder einen Moment Schweigen. „Hat dich jemals jemand gefragt?“
 

„Wie ich es finde, nach einer Heldin benannt worden zu sein?“

„Ja.“

„Dad. Zwei oder drei Mal. Ihn beschäftigt das manchmal, immerhin hat er ja Mum die Namen vorgeschlagen.“ Felix nach Felizitas, Olivers bester Freundin und Maren nach einer von Katies besten Freundinnen, beide gefallen während der großen Schlacht um Hogwarts.
 

„Und?“
 

Maren schwieg einen Moment und zuckte denn leicht mit den Schultern. „Ich mag den Namen, sowohl den Klang als auch die Bedeutung. Und keiner von euch tut so, als müsste ich mich entsprechend verhalten, nur weil ich diesen Name trage. Und wenn Fremde meinen Namen hören, halten sie sich selten mit dem Vornamen auf. Tut mir Leid.“ Maren drückte kurz Dominiks Hand.

„Schon gut.“ Natürlich wusste er, dass der Name Maren Stern niemals so bekannt werden würde, wie es bei Oliver Wood der Fall war, dem Hüter der Schotten.

„Darum Nein, es macht mir nichts aus.“
 

„Ich vermisse sie.“

Das kam unvermittelt und dann wieder auch nicht.

„Ich weiß, ich weiß.“ Dominik seufzte. „Allein an dir kann man schon sehen, wie viel Zeit vergangen ist, aber trotzdem…“ Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Manchmal ist sie mir immer noch so nah. Heute ist sie mir noch so nah. Ich habe das Gefühl sie würde hinter mir stehen, ich kann ihren Geruch wahrnehmen.“
 

Marens Blick wanderte zu dem Alkohol.

Heute ist sie mir noch so nah.

„Es ist heute euer Jahrestag.“

Dominik lächelte bitter. „Nicht ganz.“ Ohne ein weiteres Wort zog er seinen Ring aus – den, den er trotz der langen Zeit immer noch trug – und legte ihn vor Maren auf dem Tisch.
 

Für immer die deine M. 10.10.97
 

„Hochzeitstag.“ Korrigierte sich Maren tonlos. Darum verschwand er an diesem Tag immer.

Keiner sollte ihn so sehen. Seit Jahren versuchte er alleine damit klar zu kommen.
 

„Wir waren kein Jahr verheiratet.“ Dominik spielte mit dem Ring. „Eigentlich waren wir viel zu jung dafür, aber der Krieg.“ Wieder dieses unsichere Schulterzucken. „Sie wollte erst nicht. Also weil wir eben zu jung waren.“ fügte er schnell hinzu. „Aber ich habe sie damit überzeugt, dass es für ihre Familie sicherer sei, wenn sie meinen Namen tragen würde. Verstecken mussten wir uns am Schluss dann trotzdem. Aber ihrer Familie ist nichts passiert.“
 

Maren musste, dass es für die nicht magischen Eltern und Geschwister ihrer Namesgeberin sehr schwer gewesen war, dass ihre Tochter und Schwester in einem Krieg gefallen war. Besonders da sie mit Außerstehenden nicht darüber reden konnten. Für die Muggelwelt war Maren Stern bei einem Verkehrsunfall verstorben und nicht als Heldin in der Schlacht um Hogwarts.
 

„Erzähl mir von ihr.“

Sie kannte Geschichten von ihrer Mutter und den gemeinsamen Freundinnen. Auch ihr Vater, die Geschwister ihrer Mutter und ehemalige Hufflepuffs konnten die eine oder andere Geschichte über Maren dazu steuern. Doch Dominik erzählte generell sehr wenig über seine Schulzeit, sodass sie von seiner Seite eher weniger Einblicke hatte.
 

„Sie war die schönste Frau der Welt.“ Noch bevor Maren einen Ton sagen konnte, hob er beschwichtigend die Hand. „Ich weiß das klingt so oberflächlich, aber für mich bestimmte sie mein Schönheitsideal. Was sie war, ist für mich schön, egal was andere sagen, auch sie selbst. Maren war schön, von innen wie außen. Sie hatte diese unendliche Ruhe, bei ihr fühltest du dich sicher. Und sie war treu, loyal und eigentlich hat sie Streit verabscheut. Außer du hast was gegen Hufflepuff gesagt.“ Über Dominiks Gesicht huschte ein Lächeln. „Dann war wirklich nicht gut Kirschen essen mit ihr. Wir hatten diese Slytherinschülerin im Jahrgang, Bridget Balston, die hat es einmal gewagt und eine jüngere Schülerin aus Hufflepuff drangsaliert. Auch vor Marens Augen. Und weil in den Gängen nicht gezaubert werden darf…“
 

Seine Pause nutze Maren um brave. „Ich weiß, Herr Professor.“ Zu sagen.
 

„hat sie ihr eine ordentliche Ohrfeige gegeben.“

Maren versuchte nicht zu grinsen, während sie leicht eine Augenbraue ob. „Aber das ist okay?“

„Schulregeltechnisch war das damals noch eine Grauzone, dass man sich auch ohne Zauberstab wehren kann, haben Zauberer und Hexen erst durch Muggelstämmige gelernt.“

„Ist klar.“

„Wirklich.“
 

„Ihr seid zusammen auf den Yuleball gewesen oder?“

Ein Foto von diesem Ball hing im Arbeitszimmer ihrer Mutter. Katie und ihre Freundinnen Maren, Leanne und Summer zusammen mit ihren Begleitern. Maren sah gerne dabei zu, wie sich Foto-Maren zu Foto-Dominik hindrehte und ihn verlegen anlächelte.

„Das hat viel Mut erfordert. Denn sie hatte eine Schwäche für Cedric Diggory und ich dachte, ich hätte keine Chance. Aber sie hat trotzdem ja gesagt.“
 

„Cedric Diggory?“ Der Name kam ihr bekannt vor.

„Eigentlich schwärmten fast alle Mädchen in Hogwarts für Cedric. Auch deine Mutter. Hat deinem Vater so gar nicht gefallen.“

„War Dad eifersüchtig?“ Maren versucht sich ihren starköpfigen aber in sich ruhenden Vater offen eifersüchtig vorzustellen.

Dominik schüttete den Kopf. „Vielleicht auch, aber bei Angelina und Alicia hat er es auch nicht gemocht. War wohl mehr so ein Qudditch- rivalisierendes-Team-Ding. Cedric war Kapitän der Hufflepuffs.“

Maren lachte. Das passte besser zu ihrem Vater.
 

„Und was ist dann auf dem Yuleball passiert?“

„Wir haben getanzt und gelacht und noch mehr getanzt. Dabei konnte keiner von uns gut tanzen, aber es war egal. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens.“
 

„Und?“

„Was und?“

„Hast du sie geküsst?“ Maren mochte gerne romantische Geschichten und die hier sah deutlich nach einer aus.
 

„Nein.“

„Warum nicht? Ihr mochtet euch doch.“ Maren schüttelte den Kopf. „Das wäre wirklich romantisch gewesen.“

„Oder hätte uns Hauspunkte gekostet. Summer ist mit ihrem Begleiter von einem Professor erwischt worden.“
 

Maren verdrehte die Augen, diese Geschichte kannte sie schon. „Die hat sich ja auch in irgendwelchen Büschen rumgetrieben, das ist doch ganz was anders. Ich meine so einen Kuss bevor man sich verabschiedet. Du bringst sie zum den Fässern…“
 

„Woher weißt du…“

„Nicht vom Thema ablenken.“ Maren war als Gryffindor noch nie im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs gewesen, doch im Gegensatz zu früher wussten die meisten Schüler wo die Eingänge der anderen Häuser waren.
 

Dominik seufzte. „Also ich habe sie nicht zu den Fässer gebracht, davon wusste ich damals nicht. Aber ich habe sie zu den Stufen gebracht, wo die Hufflepuffs normalerweise verschwunden sind. Und dann habe ich sie zum Abschied auf die Wange geküsst. Zufrieden du große Dramatikerin?“
 

Maren lächelte. „Ein Wangenkuss ist süß.“

„Es freut mich, dass ich deine Erwartungen erfüllen konnte.“ Spottete Dominik. Doch dann wurde sein Blick ganz weich. „Ich habe lange nicht mehr von Maren erzählt.“
 

„Du weißt, du bist nicht alleine damit, oder?“ Oliver und Katie hatten Fotos von ihrer Schulzeit im Flur hängen. Manchmal sah Maren ihre Mutter dabei, wie ihre Finger sanft über das Gesicht ihrer Freundin fuhr. Auch Katie vermisste Maren, wenn auch anders als Dominik.
 

Dominik lächelte sie an. „Heute nicht.“
 

Manchmal ist ein Name nur ein Türöffner, ganz ohne Anforderungen.



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