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28 More Nyas

Eine Fortsetzung aus Sicht des Albinos
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, das hat irgendwie etwas länger gedauert als geplant. Beim Urlaub bei der Familie bin ich nie so produktiv, wie ich mir immer vornehme, und das ewige Home Office war in der ersten Jahreshälfte etwas zermürbend.

Aber genug Ausreden. Jetzt steht erstmal ein neues Kapitel an!

Ich hatte zunächst mit dem Gedanken gespielt, die Story in diesem Update abzuschließen, aber dann hätte das wohl noch länger auf sich warten lassen.
Aber immerhin dürfte der tatsächliche Abschluss nicht so lange brauchen, auch weil ich in diesem Sommer hoffentlich generell richtig loslegen will XD Komplett anzeigen

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Wo dieser Staub immer herkommt...
 

Es war ein typischer Putztag. Routiniert stöpselte Shiroko ihren Staubsauger aus und machte sich auf zum nächsten Flur.

Auf ihrem Weg von einer Steckdose zur nächsten warf sie im Vorbeigehen gerne einen Blick durch offenen Türen. Das diente hauptsächlich der Abwechslung, und zumeist fand sie nicht mehr als einen menschenleeren Raum, gelegentlich auch mal einen mit einem anderen Dienstmädchen bei der Arbeit.

An einer Tür musste sie jedoch inne halten.
 

Hana war gerade dabei ein Regal zu entstauben. Sie kam nicht ganz an das oberste Regal heran, weswegen sie auf den Zehenspitzen stand - auf einem Bein, um genau zu sein. Das andere Bein war etwas theatralisch nach hinten abgespreizt.
 

"Was wird das denn?", fragte Shiroko.
 

Hana erschrak, kämpfe mit der Balance, erinnerte sich dann jedoch rechtzeitig daran, dass sie noch ein zweites Bein hatet.
 

"Äh... ich... entstaube das Regal.", antwortete sie verlegen.

"Mit einer Leiter ginge das glaube ich einfacher."

"Ach, so hoch ist auch wieder nicht, und ich dachte, ich könnte bei der Gelegenheit etwas üben..."

"A-haa. Aber woher weißt du, ob deine Haltung auch stimmt?"

"Mmh, eigentlich gar nicht. Mir ging's eher nur um die Balance..."
 

Ein braunhaariges Dienstmädchen in ihren 30ern blickte durch den Türrahmen in den Raum. Es handelte sich um Margaret, das Chef-Dienstmädchen der Villa.
 

"Da bist du ja", sagte sie zu Shiroko. "Der Meister wünscht, dass der Keller geräumt wird."
 

Sie warf einen Blick auf Hana.
 

"Noch ein Dienstmädchen könnte nicht schaden. Du kommst auch mit."

"J-jawohl!"
 

Kurz darauf folgten die beiden Margaret.
 

"Da bin ich ja mal gespannt...", sagte Hana. "Im Keller war ich noch nie."

"Ist halb so wild. Der gefährliche Kram wurde eh schon beseitigt."

"G-gefährlich?!"

"Der alte Meister hat den größten Teil des Kellers zu einer Art Labor umgewandelt. Seit seinem Tod wurden diese Räume kaum angerührt."

"Ah..."
 

Margaret blieb stehen und öffnete eine nahe Tür. Dahinter führte eine schlichte Treppe nach unten. In regelmäßigen Abständen angebrachte Glühbirnen erhellten den Gang.
 

"Ich habe Neko schon einmal vorgeschickt", erklärte sie "Daher ist das Licht schon an."
 

Die Treppe endete in einem tristen Gang, der im Vergleich zu den weiträumigen Fluren im Rest der Villa etwas einengend wirkte.

Sie gingen an einigen Türen vorbei, die den noch aktiv benutzten Teil des Kellers darstellte: Eine Vorratskammer, ein Weinkeller, und ein Serverraum. Der unbenutzte Teil des Kellers befand sich weiter hinten, wo der Gang abknickte, fast so, als wollte dieser Teil der Villa übersehen werden.

Als sie um die Ecke bogen, kam Neko aus einer offenen Tür herausgestürmt.
 

"Ist da staubig...", sagte sie laut hustend. "Ich sollte mir das Atmen abgewöhnen..."
 

Stimmt ja, als Vampir braucht sie das nicht mehr...
 

"Ein Mundschutz wäre wohl nicht schlecht...", merkte Shiroko an.
 

*
 

Der erste Raum, den sie sich vornahmen, diente früher als Labor. Sie fanden zahlreiche Bücher und Ordner, alle dick mit Staub bedeckt. Reagenzgläser und andere Behälter in allen Formen und Größen fehlten auch nicht. Einige wenige waren leer, viele enthielten diverse Flüssigkeiten (einige davon offenbar Blut), und andere wiederum enthielten allerlei Absonderlichkeiten.
 

"Irre...", murmelte Hana.
 

Sie hielt einen Glasbehälter in der Hand. Darin befand sich eine in Alkohol eingelegte Fledermaus mit dem Kopf eines Moskitos.
 

"Ah, der gehört wohl zum gleichen Set..."
 

Shiroko präsentierte einen weiteren Behälter. Dessen Fledermaus hatte den Kopf eines Blutegels.
 

"Oha..."
 

Sie verstauten ihre Funde in eine Kiste.
 

"Wofür das alles hier wohl gut war?", wunderte sich Hana. "Ich hab damals nicht wirklich etwas mitbekommen."

"Der alte Meister wurde wunderlich", erzählte Shiroko. "Eine Art Größenwahn oder so. Er wurde schließlich getötet, als er sich mit einem Magical Girl anlegte."
 

Hana stutzte.
 

"Magical Girl? Ist das dein ernst?"

"Du arbeitest für Vampire und hast ein Catgirl als Kollegin. Du solltest eigentlich offener für das Fantastische sein."
 

Hana blickte kurz rüber zu Neko, die gerade ein Glas voller Augäpfel betrachtete.
 

"Trotzdem...", sagte sie schließlich.
 

Etwas später räumten sie ein Bücherregal leer. Hana blätterte in einem alten Folianten herum.
 

"Sieht aus wie aus einem Horrorfilm. Sind die sicher?"

"Keine Sorge. Ich sagte ja, dass alles Gefährliche schon längst entsorgt wurde. Die Räumlichkeiten wurden zwar nicht weiter genutzt, aber man wollte sicherstellen, dass sich hier nicht irgendwelche Experimente von selbst fertig stellen..."

"Ah..."

"... oder irgendwelche uralten Folianten die Bewohner der Villa in den Wahnsinn treiben."
 

Hana schloss das Buch und machte sich weiter an die Arbeit. Shiroko wiederum geriet ins Grübeln.
 

Ja, das sind nur stinknormale Bücher, aber der Inhalt... Ob die Herrin sie gelesen hat? Kam sie deswegen auf ähnliche Ideen wie ihr Vater?
 

*
 

"Guten Abend, Herrin! Wie geht es Eu..."

"Ich bin gerade beschäftigt."

"O-oh..."
 

Es fing langsam an nach dem Tod des alten Meister. Die Herrin vertiefte sich immer mehr in ihre Arbeit, gab sich immer öfter unnahbar...
 

*
 

"Hey!", rief Neko. "Wir haben hier keine Zeit zum Tagträumen!"
 

Shiroko erschrak, und lief rot an.
 

"J-ja...", sagte sie kleinlaut.
 

Gut, dass Margaret nicht bei uns geblieben ist. Die ist von mir Besseres gewohnt...
 

"Alles in Ordnung?", fragte Hana.

"Ja. Ich hab mich nur etwas ausgeruht..."
 

*
 

Shiroko saß halb zugedeckt in ihrem Bett, ihre Arme um ihre angezogenen Beine geschlungen.
 

Mist...
 

Sie hasste es manchmal, allein mit ihren Gedanken zu sein - besonders nach einem Tag wie diesen, der sie ins Grübeln brachte.

Bilder der Herrin gingen ihr durch den Kopf: Die zuneigungsvolle Herrin. Die abweisende Herrin. Die Herrin, die sie wie eine Puppe durch den Raum warf.
 

Hat sie sich verändert, oder war ich immer nur eine Puppe für sie gewesen?
 

Sie konzentrierte sich, versuchte, sich an möglichst viele Details zu erinnern.
 

Mmh... gab es in ihrem Verhalten irgendwelche Hinweise? Habe ich sie nicht gesehen, oder... wollte ich sie nicht sehen?
 

Sie drückte ihre Beine noch fester an sich.
 

Mist...
 

*
 

Mit dem Samstag stand wieder Ballettunterricht bevor. Shiroko fand es immer noch sehr ungewohnt, und Hana musste ihr wieder mit dem Dutt helfen.
 

Ein wenig komm ich mir vor wie ein kleines Kind...
 

Sie bemerkte, dass Neko dieses mal recht viele Boden- und Dehnübungen eingeplant hatte. Der Grund dafür wurde deutlich, als die kleine Herrin ein Hohlkreuz machte, bei dem sie ihren Kopf mit den Zehenspitzen berührte.
 

"O-oha...", murmelte Shiroko.

"D-das ist ja wie im Zirkus...", sagte Hana.
 

"Ah, sie macht das schon sehr gut", kommentierte Neko, die ihre drei Schülerinnen mit langsamen Schritten umkreiste. "Jetzt fehlt nur noch ihr zwei."

"W-was?!", rief Hana. "Das geht einfach so?!"

"Natürlich. Dafür habt ihr euch ja aufgewärmt. Aber wenn ihr wollt, kann ich euch etwas helfen..."

"V-vielleicht später..."
 

Wenn das nicht gleich klappt, konnte das hier sehr schnell zum Wrestling-Unterricht werden...
 

*
 

Shiroko lag auf der Picknick-Decke und genoss die Sonnenstrahlen. Hana saß neben ihr und war wieder mit einer Zeichnung beschäftigt.
 

"So", sagte sie schließlich. "Das reicht glaub ich für heute... Sag mal, schläfst du?"

"Was? Ich? Nein. Das ist doch viel zu hell für mich."

"Ah, ach so..."
 

Shiroko richtete sich auf und verzog ihr Gesicht vor Schmerz. Mit einer Hand fuhr sie sich an den Rücken.
 

"Tut immer noch weh?", fragte Hana.

"Ja. Ist seit dem Bad aber besser geworden."

"Das war aber auch etwas fies mit dieser... wie hieß das nochmal?"

"Boston Crab."

"Ah, genau..."
 

Bevor sie sich auf den Weg zurück machten warf Shiroko noch einen Blick auf den Teich und die umliegende Landschaft. Vor ihrem inneren Auge sah sie aber vor allem ihr warmes Bett, nach dem sie sich nach all den Strapazen sehnte.

Nach einem kurzen Marsch waren sie schon fast wieder auf ihren Zimmern, als sie in einem Flur auf ein anderes Dienstmädchen trafen. Es hielt mit ihrem Besen inne und betrachtete sie argwöhnisch.
 

Die kenn ich doch...
 

Shiroko beschleunigte ihren Schritt und vermied Augenkontakt mit dem Mädchen. Hana folgte etwas verwirrt.
 

"He, was..."
 

Shiroko ergriff ihre Hand und beschleunigte noch einmal. Hana folgte ihr anstandslos, wohl etwas zu überrumpelt von der ganzen Situation.

Zwei Flure weiter verlangsamte Shiroko wieder ihre Schritte.
 

"Ähm, was war denn das?", fragte Hana vorsichtig.
 

Shiroko errötete. Ein Anfall von Reue überkam sie.
 

Ach, Mist...
 

"Sie war mal in der Nachtschicht", erklärte sie. "Hatte ich schon halb verdrängt. Der alten Herrin hat sie irgendwie nicht gefallen. Sie wurde quasi in die Tagesschicht gemobbt."

"O-oh. Aber was hat das mit dir zu tun?"

"Sie kann mich nicht ausstehen. Ich war ja der Liebling der Herrin."

"Aber das ist doch nicht deine Schuld! Das muss sie doch einsehen, wenn wir mit ihr reden!"

"Reden ist so eine Sache. Das Mobbing fing erst an, als ich mit ihr geredet habe."

"O-oh..."

"Ich schätze, sie braucht einfach etwas Zeit für sich. Ein wenig wie ich. Ich bin hundemüde."

"O-okay..."
 

*
 

Shiroko lag in ihrem Bett und starrte auf die Decke. Wirklich hundemüde war sie nicht. Dafür gingen ihre zu viele Gedanken durch den Kopf
 

Es war nur harmloses Geplauder. Aber der Herrin war das wohl schon zu viel. Nicht, dass ich mich noch mit wem anfreunde. Wieder etwas, was ich nicht sehen wollte...
 

Sie legte sich auf die Seite und starrte an die Wand.
 

Mit Neko durfte ich dann aber Kontakt habe. Hatte der Meister da seine Finger im Spiel? Oder hatte die Herrin da schon ihr Interesse an mir verloren...?
 

Sie wälzte sich auf die andere Seite und warf sich die Decke über den Kopf.
 

Mist...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  TR38
2021-06-19T09:06:19+00:00 19.06.2021 11:06
Hat ganz schön viel zu grübeln unsere Shiroko.
Von:  TR38
2021-06-19T09:01:18+00:00 19.06.2021 11:01
Die Hana ist gar nicht so dumm, übt gleich bei der Arbeit noch ein bisschen.
Antwort von:  Doresh
21.06.2021 19:30
Da vergeht die Arbeitszeit gleich noch schneller. Hoffentlich XD


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