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Was wäre wenn...

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend ihr Lieben. :)
Tausend Dank für eure lieben Kommis. Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Ich freue mich riesig, das euch diese Geschichte so gut gefällt.
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Komplett anzeigen

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Frühlingsgefühle im Herbst

Seth fühlte sich so wohl in den Armen dieses Mannes. Obwohl sie mitten im dunklen Wald saßen und der kalte Wind über sie hinweg fegte, wollte er jetzt an keinem anderen Ort sein.

„Du kannst ruhig schlafen, ich passe schon auf.“, sagte Yasuo, als er einen kleinen Ast ins Feuer legte.

„Ich habe Seto versprochen auch wach zu bleiben. Ich möchte ihn nicht enttäuschen.“ Ein wohliger Schauer jagte durch seinen Körper, als Yasuo ihn ein Stück näher zu sich heranzog und beide Arme um ihn legte. „Es reicht wenn einer müde ist. Morgen musst du dich auf den Weg konzentrieren, damit wir nicht noch eine Nacht hier verbringen müssen.“, lächelte Yasuo und gab Seth einen leichten Kuss aufs Haar.

Seth war erstaunt, wie anders er plötzlich war. „Du bist wie ausgewechselt.“

„Wie meinst du das?“, wunderte sich Yasuo.

„Erst wolltest du von mir nichts wissen und nun bist du plötzlich so anschmiegsam.“

Verlegen sah Yasuo zur Seite. „Ich hab auch kein Problem mit dir, wenn du nicht gerade den Arzt raus hängen lässt.“

„Was hast du nur gegen Ärzte?“

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Verstehe.“ Wenn Yasuo nicht darüber sprechen wollte, konnte man nichts dagegen machen. Wenigstens hatte er jetzt eine Chance, die er nicht ungenutzt lassen wollte.
 

Seto hätte aus der Haut fahren können. Dieser aufdringliche Kerl ging jetzt richtig in die Vollen und wickelte seinen Vater um den kleinen Finger. Irgendwie musste er Yasuo doch aus der Fassung bringen können. Leicht zuckte er zusammen, als er ein lautes Geräusch in der Dunkelheit wahr nahm. Wütend schaute er zu Atemu, der sich in die Jacke seines Vaters gekuschelt hatte und fest schlief. „Wie kann er nur so sorglos sein?“

Für Seto war diese Nacht die längste seines Lebens. Er fand einfach keinen Schlaf und diese ganzen Geräusche, die die Nacht mit sich brachte, beunruhigte ihn viel zu sehr. Noch nie war er Campen gewesen und er mochte es auch nicht. Dieses kalte und feuchte Gras, dann die erdrückende Dunkelheit und, was am schlimmsten war, dieser kleine Gartenzwerg neben ihm, dem das ganze nichts ausmachte.

Wenn sein Vater wenigstens nicht so mit diesem Yasuo turteln würde, wäre diese Nacht nur halb so schlimm. Wie es aussah würden sie sich nach diesem schrecklichen Ausflug öfter sehen und wenn es ganz mies lief, beinahe jeden Tag. Bestimmt schleppte sein Vater ihn dann jedes Mal mit. Zwar konnte er versuchen sein übliches Ding durchzuziehen, aber wenn sein Vater einen Freund hatte, war er konsequenter als gewöhnlich. „So eine Scheiße.“
 

Am nächsten Morgen fühlte Seto sich schrecklich und er sehnte sich nach einem weichen Bett. Noch eine Nacht in der Wildnis wollte er nicht verbringen. Jeder Knochen tat ihm, von dem harten Boden, weh und er fror. Seine Kleidung fühlte sich leicht feucht an, von dem dicken Nebel, der sie umgab und machte den Wald noch bedrohlicher, als er für Seto ohnehin schon war.

Die Sonne war kaum zu sehen und erhellte deshalb den Wald nur spärlich.
 

„Du bist aber früh auf.“, bemerkte Yasuo, dem seit geraumer Zeit der Rücken weh tat, weil Seth mit dem Kopf auf seinem Schoss lag und fest schlief.

„Bin ich immer.“, sagte Seto so wütend wie er konnte.

Yasuo reagierte nicht darauf und redete einfach weiter. „Atemu ist eher das Murmeltier und würde am liebsten bis zum Mittag schlafen.“

Das interessierte Seto nun wirklich nicht. „Seit wann schläft mein Vater denn so lange?“

„Er ist erst spät eingeschlafen, aber du siehst auch nicht erholt aus, mein Junge.“

Wie konnte dieser Kerl es wagen ihn, mein Junge, zu nennen? „Der soll sich nicht so anstellen!“

Yasuo wollte nicht aufgeben. „Wir müssen noch etwas warten, bis wir los können. Der Nebel muss sich erst legen, damit wir bessere Sicht haben.“

„Warum konnten wir nicht zuhause bleiben?“ Seto ging es miserabel. Ihm war kalt, seinetwegen hatten sie sich verlaufen und Hunger hatte er auch. Schlechter konnte es für ihn gar nicht laufen.

„So schlimm ist das nicht. Atemu und ich waren früher oft Campen und haben uns in unserer Abenteuerlust mehr als einmal verlaufen.“

„Hat er deswegen so viel Ausdauer?“

„Na ja, wir unternehmen beinahe jedes Wochenende etwas zusammen.“

„Und was zum Beispiel?“ Seto fragte sich, warum er überhaupt diese Fragen stellte. Das interessierte ihn doch alles nicht.

„Das ist ganz unterschiedlich. Wir machen unter anderem solche Ausflüge, wie jetzt. Wir besuchen andere Städte, oder gehen in den Freizeitpark. In den Ferien fliegen wir in andere Länder. Jedes Jahr suchen wir uns ein anderes aus.“

„Und welche Länder?“ Ein klitzekleines bisschen interessiert war Seto jetzt doch.

„Ägypten, Hawaii, Griechenland. Wir waren schon in unzähligen Ländern. Wo würdest du denn gerne einmal hin?“

Seto überlegte. „Ägypten würde mich auch interessieren, oder Peru!“

„Wegen dem Machu Picchu!“, schlussfolgerte Yasuo.

Seto’s Augen fingen an zu leuchten und er nickte eifrig. „Keiner weiß genau wo der Sinn und Zweck dieser Stadt liegt, weil es dazu keine Überlieferungen gibt. In der Stadt hat man über 50 Gräber gefunden und sie beteten den Sonnengott, Inti an.“

Yasuo hörte aufmerksam zu, denn Seto erzählte begeistert, was er alles über diese Stadt wusste. So offen war er sonst nicht und er vergaß dabei völlig seinen Plan, Yasuo in die Flucht zu schlagen.
 

Auch Atemu hörte schon eine Weile zu. Noch nie war Seto so redselig gewesen und klang dabei so begeistert, gar glücklich. Bis jetzt hatte Atemu ihn für einen engstirnigen Idioten gehalten, der alles besser wusste.
 

„Du weißt aber eine Menge. Ich bin beeindruckt.“

„Mein Wissen habe ich lediglich aus Büchern, aber ich würde die Stadt gerne mit eigenen Augen sehen.“

Yasuo kramte in seinen Rucksack herum und gab Seto eine Bento Box in die Hand. Seto’s Augen wurden groß. „Sie haben etwas zu Essen dabei?“

„Nicht besonders viel, aber es reicht für dich und Atemu. Das meiste haben wir auf der Hinfahrt aufgegessen.“

„Ach so.“ Seto war das furchtbar unangenehm und er mochte Yasuo nicht in die Augen sehen, weil er immer so patzig zu ihm war.
 

„Bekomme ich auch was?“, wollte Atemu wissen.

„Du bist schon wach?“, lächelte Yasuo und auch Seth richtete sich auf. „Wir sind ja immer noch hier. Welch Freude.“

Yasuo stieß ihm in die Seite. „Das musst du mit mehr Begeisterung aussprechen.“

„Dafür habe ich zu schlecht geschlafen.“, brummte Seth. In Wirklichkeit hatte er sehr gut geschlafen, aber so direkt wollte er noch nicht sein. Er war vorsichtig was Yasuo anging und er konnte nicht einschätzen, ob das gestern Abend nicht einfach nur eine Laune war.
 

Zögerlich fing Seto an zu Essen, während Atemu seine Portion mit seinem Vater teilte.

„Was hast du denn, Seto?“, wollte Seth wissen.

„Lass mich in Ruhe. Was soll ich denn haben?“

Hilflos sah Seth zu seinem Sohn, der ihn nicht weiter beachtete. Dabei liebte er Seto doch und er würde alles für ihn tun. Warum war er nur so abweisend?
 

Als die Sonne höher stand und somit wärmer wurde, lichtete sich der Nebel, so das die Vier sich auf den Weg machen konnten. Seth versuchte sich zu erinnern. Leider befanden sie sich an einem Ort, der ihm überhaupt nichts sagte. „Vielleicht sollte einer von uns auf einen Baum klettern. Von da aus sehen wir eventuell den Wanderweg.“, überlegte Seth und sah hoch zu den Baumkronen.

Auch Yasuo sah hoch und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Um etwas sehen zu können, müssen wir aber weit nach oben klettern.“

„So unbedacht sollten wir nicht sein und einfach weiter gehen. Wenn sich einer ernsthaft verletzt, wäre das eine Katastrophe. So groß kann dieser Wald auch wieder nicht sein. Schließlich ist das nur ein Wald, der rundherum von Häusern umgeben ist.“
 

„Ich klettere rauf.“, meldete sich Atemu, aber er wurde sofort von Yasuo davon abgehalten. „Wenn, dann mach ich das!“

„Immer muss du dich vordrängeln.“ Eingeschnappt zog Atemu eine Schnute.

„Du musst sehr hoch klettern, um überhaupt etwas sehen zu können.“

„Ich bin schon oft auf Bäume geklettert.“, brummte Atemu.

`Und genauso oft waren wir im Krankenhaus, weil du abgerutscht bist.´, seufzte Yasuo in Gedanken.

„Du brauchst mich gar nicht so anzugucken.“, giftete Atemu seinen Vater an. „Ich weiß genau woran du denkst.“

„Ich habe an gar nichts gedacht.“, log Yasuo und machte, das er auf einen Baum kam. Seit wann konnte Atemu seine Gedanken lesen? In Zukunft sollte er besser aufpassen.
 

„Der Baum ist aber sehr hoch.“, bemerkte Seto.

Auch Seth machte sich Sorgen. „Hoffentlich rutscht er nicht ab.“ Hätte er diesen dummen Vorschlag bloß nicht gemacht. In Zukunft wollte er vorsichtiger mit solchen unbedachten Äußerungen sein. Yasuo war waghalsiger, als er dachte.
 

Diesen Baum verfluchte Yasuo jetzt schon. Von allen Bäumen, die hier herum standen, war dieser anscheinend der morscheste, mit den glattesten Ästen. Das Moos darauf, machte es nicht besser und er musste wahnsinnig aufpassen nicht abzurutschen. Sollte es ein nächstes Mal geben, nahm er auf alle Fälle eine Karte und einen Kompass mit. Auf die Technik war einfach kein Verlass. Oder noch besser, er merkte sich den Weg und ließ sich nicht ablenken.
 

„Mutig ist er ja.“, zeigte sich Seto beeindruckt. „So hoch würde ich nicht klettern.“

„Ich auch nicht.“, murmelte Atemu.

Seth rechnete schon mit dem Schlimmsten. Das konnte nie und nimmer gut gehen.
 

Yasuo sah sich nach allen Seiten um, als er hoch genug geklettert war. „Wir sind ganz schön vom Weg abgekommen.“, brummte er. In der Ferne sah er eine Brücke und dahinter befanden sich Häuser. Vermutlich auch ihr Hotel. „Wenigstens kann man noch die Stadt sehen.“

Vorsichtig kletterte Yasuo wieder nach unten, was nicht so einfach war. Der Weg nach oben war jedenfalls leichter. Jetzt sah er die Äste und Zweige nicht mehr und er musste ganz besonders aufpassen, wo er hintrat.

Am Boden fieberten die Drei mit und zuckten jedes Mal zusammen, wenn Yasuo drohte abzurutschen.

Besonders für Seto war die Anspannung groß, weil er sich die Schuld für diese missliche Lage gab. Wenn Yasuo sich verletzen sollte, war das seine Schuld. So glaubte er.
 

Yasuo sah nach unten, um zu sehen, wie weit es noch war. „Wenn ich das hier überlebe, gehe ich nie mehr in einen Wald!“ Der nächste Ast war weiter entfernt und er musste einen größeren Schritt machen indem er sich ein Stück fallen ließ. Genau dabei rutschte er ab und fiel die letzten Meter vom Baum. Hart kam er am Boden auf und blieb reglos liegen.
 

„Scheiße“, fluchte Seth und rannte zu Yasuo, gefolgt von Atemu. Nur Seto blieb wie angewurzelt stehen. Ein Schauer der Angst durchfuhr ihn und er sah mit schreckgeweiteten Augen auf Yasuo. Er wollte ihn zwar vertreiben, aber er wollte nicht, das er sich verletzte.
 

„Papa?“ Atemu liefen die Tränen hinunter, weil sein Vater sich nicht rührte. Panisch rüttelte er an seiner Schulter, bis Seth ihn ermahnte dies nicht zu tun. „Beruhige dich.“

„Ist Papa tot?“

„Ich bin nicht tot.“, murrte Yasuo und hielt sich den Kopf.

Seth atmete auf. „Hast du dich verletzt?“ Yasuo nickte. „Mein Bein schmerzt ziemlich.“

„Ist es gebrochen?“, wollte Atemu wissen und konnte nicht aufhören zu weinen.

„Weine doch nicht.“, lächelte Yasuo. „Da habe ich schon viel schlimmeres durch, als ein gebrochenes Bein.“

„Ich weiße, aber trotzdem.“

Seth tastete sein Bein ab und an einer Stelle tat es ganz besonders weh. „Vielleicht nicht gebrochen, aber böse geprellt. Die Fuß ist jedenfalls verstaucht.“

„Na klasse, dann heißt es wieder Bettruhe für mich?“

Seth nickte. „Und laufen wirst du mit diesem Bein auch nicht können.“

Yasuo verengte die Augen. „Wenn ich nicht laufe, kommen wir hier nicht weg.“

Da musste sich Seth opfern, ob er wollte oder nicht. „Ich werde dich Wohl oder Übel tragen müssen.“

Yasuo zog eine Augenbraue hoch. „Schaffst du das denn? Ich bin zwar nicht schwer, aber...“

„Ein falsches Wort und du bleibst hier.“, brummte Seth und packte seine Verbände aus der Tasche.

„Was wird das?“ Yasuo robbte ein Stück von Seth weg.

„Wenn ich deine Verstauchung gleich behandle, schwillt es nicht so sehr an.“

„Mach dir keine Mühe, damit komme ich klar.“ Warum konnte er sich nicht das Handgelenk verstauchen? Ausgerechnet der Fuß, so das er nicht weglaufen konnte. Mit Argusaugen beobachtete er Seth, der ihn den Schuh und die Socke auszog. „Du sollst das lassen!“, wurde Yasuo lauter.

„Jetzt stell dich nicht so an. Es ist nur Salbe und ein Verband.“ Seth arbeitete schnell und konzentriert, während Yasuo weiter meckerte.

Atemu wischte sich die Tränen aus den Augen und sah rüber zu Seto, der mit gesenkten Kopf da stand. „Was hast du denn?“

„Nichts!“ Seto wendete sich ab. Niemand sollte sehen, wie fertig ihn das alles machte.

Yasuo hielt in seiner Schimpftirade inne und sah ebenfalls zu Seto rüber. „Ich lebe noch. Dein Vater übertreibt nur. Es sind nur ein paar Kratzer.“

„So schlecht kann es dir auch nicht gehen, so wie du meckerst.“ Seth fiel ein dicker Felsbrocken vom Herzen. Da hatte Yasuo wirklich Glück gehabt.

„Habe ich auch nicht behauptet, aber du glaubst mir ja nicht. Wegen einer Prellung machst du so ein Theater.“

„Das ist kein Theater, sondern Sorge.“
 

Seto wurde wütend und ging zu den Dreien. Mit finsteren Blick sah er Yasuo an. „Warum tun Sie die ganze Zeit so nett? Es wissen doch alle, dass das meine Schuld ist. Nur meinetwegen haben wir uns verlaufen.“

Fragend legte Yasuo den Kopf schief. „Warum soll das deine Schuld sein? Wir haben doch alle nicht aufgepasst! Außerdem weiß ich jetzt, wo wir lang müssen.“

Atemu legte seine Hand auf Seto’s Schulter. „Wenn du Schuld hast, ist es auch meine. Ich habe doch genauso gestritten und bin auf deine Provokationen eingegangen.“

Seto ertrug es nicht. Er konnte nicht glauben, wie verständnisvoll sie zu ihm waren, obwohl er die meiste Zeit schlechte Laune verbreitete.

„Jetzt schau doch nicht wie sieben Tage Regenwetter.“ Yasuo konnte sich vorstellen, was in Seto vor ging. „Du bist ein lieber Junge, auch wenn du es nicht zeigen kannst.“

Seto schluckte seine Tränen runter und ballte die Hände zu Fäusten.

Atemu stieß ihm leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. „Ich hab dir doch gesagt, das mein Vater dich mag.“, sagte er leise.

Seto konnte dazu nichts sagen und versuchte den dicken Kloß in seinem Hals los zu werden.
 

„Halte dich an mir fest.“, sagte Seth und drehte sich um.

„Brichst du auch nicht zusammen? Nimm es mir nicht übel, aber bei deiner schlaksigen Figur...“

Seth drehte sich noch einmal um und verpasste Yasuo einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Aua!“

„Noch so ein Spruch und ich lass dich Klops hier liegen. Jetzt halte dich endlich fest.“

Beleidigt hielt Yasuo sich an Seth’s Schultern fest. Den Klops würde er diesem Quacksalber noch heimzahlen.
 

Atemu musste kichern. „Unsere Väter verstehen sich wirklich gut.“

Seto murrte nur und setzte sich in Bewegung.
 

„Du musst in die andere Richtung.“, fing Yasuo an zu zetern.

„Warum sagst du das nicht gleich?“

„Du hast nicht gefragt!“

„Da muss ich fragen? Du bist doch auf den Baum geklettert!“

Yasuo verdrehte die Augen. „Du hättest wenigstens fragen können.“

„Warum bist du nur so schwierig?“ Seth kam nur langsam vorwärts. Mit der Last auf seinem Rücken hatte er ordentlich zu schleppen, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Nicht nach dieser Ansage.

„Ich und schwierig? Meine vergangenen Liebschaften haben mich immer als pflegeleicht bezeichnet.“

„Kann gar nicht sein.“, brummte Seth.

Yasuo erlaubte sich einen flüchtigen Blick zu den beiden Rabauken, die still nebeneinander her liefen. „Dein Junge ist auffallend ruhig. Wir sollten ihn im Blick behalten.“

„Es tut mir leid, das er dich ständig angreift. Er vertraut dir nicht.“, seufzte Seth. „Und mir auch nicht.“

„Hat das einen Grund?“

„Wenn ich das wüsste. Er hat nie mit mir darüber gesprochen.“

Das brachte Yasuo nicht weiter, wenn nicht einmal Seth etwas dazu sagen konnte.
 

„Machst du schon schlapp?“, wollte Yasuo nach kurzer Zeit wissen.

„Wie kommst du darauf?“

„Weil du schnaufst wie ein Nashorn.“

Abrupt blieb Seth stehen. „Ich lass dich gleich hier und du kannst noch eine Nacht hier verbringen.“

Yasuo hielt sich etwas stärker an Seth fest. „Ich lass mich aber nicht abschütteln.“, hauchte er in sein Ohr, was Seth eine Gänsehaut bescherte. Als Yasuo ihm noch einen Kuss aufs Ohr gab, durchfuhr ihn ein wohliger Schauer.

„Wirklich interessant wie du auf mich reagierst.“
 

Atemu war überglücklich. Das lief alles viel besser, als er es sich je erträumt hätte.

Seto pustete sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. „Fehlt nicht mehr viel und die landen im Bett!“

„Meinst du?“

„Schau sie dir doch an. Die hören gar nicht mehr auf zu flirten.“ Wütend darüber kickte Seto einen Stein weg.

„Ich freue mich darüber. Dein Vater ist wirklich toll und ich mag ihn.“

„Ich deinen aber nicht.“, murmelte Seto bockig vor sich hin.
 

Nach über einer Stunde kamen sie endlich beim Hotel an.

In ihrem Zimmer streckte Seth seinen Rücken durch, der besorgniserregend knackte.

„War ich doch zu schwer?“, grinste Yasuo etwas gehässig.

„So ein Blödsinn. Ich bin nur müde.“, wurde Seth leicht rot um die Nase. Er räusperte sich und sah zu Atemu und Seto. „Seid ihr so lieb und holt uns etwas zu Essen, aus der Kantine?“

Atemu nickte eifrig und packte Seto’s Handgelenk, der mit gerunzelter Stirn diesen Gartenzwerg ansah. „Ich will nicht...“

„Wir sind gleich wieder da.“, rief Atemu und zog Seto mit sich.
 

„Du bist aber mutig.“ Besorgt sah Yasuo auf die Tür, hinter der die Beiden verschwanden.

„Sie werden sich schon nicht zerfleischen.“ In Gedanken fügte Seth noch ein „hoffentlich“ hinzu und sah wieder zu Yasuo. „Was schaust du mich so an?“

Yasuo grinste breit. „Hast du die Zwei raus geschickt, um dich an mich ran zumachen?“

„Was? Nein!“

„Jetzt tue doch nicht so. Du weißt nicht, was du von mir halten sollst. Auf der einen Seite willst du was von mir, wirst aber von Seto ausgebremst, weil du fürchtest, er könnte mich in die Flucht schlagen.“

Seth fühlte sich ertappt und auch in die Ecke gedrängt. Gott, beobachtete dieser Mann genau. „In der Vergangenheit sind sie alle davon gelaufen.“, gab Seth zu. „Ich möchte mich gerne auf jemanden einlassen, aber...“

Yasuo konnte die Verzweiflung in Seth’s blauen Augen sehen und seine Hilflosigkeit, weil er nicht wusste, weshalb Seto so war. Mehr aus einem Reflex heraus zog er Seth am Kragen zu sich runter und sah ihm fest in die Augen. „Ich lass mich nicht verscheuchen. Von einem kleinen Teenager lass ich mich doch nicht unterkriegen und wenn du es wirklich ernst meinst, bin ich bereit es mit dir zu versuchen. Allerdings stelle ich eine Bedingung.“

Seth war leicht verunsichert, aber versuchte den Blick standzuhalten.

„Du lässt deine Arzttasche zuhause!“

Seth zog die Augenbrauen hoch. Wirklich überrascht war er nicht und stimmte zu indem er nickte.

Erleichtert atmete Yasuo durch. Ob er sich das mit Seth wirklich so gut überlegt hatte, sollte die Zeit zeigen. Wenn er von seinem Beruf absah, gefiel ihm Seth. Er mochte seinen Charakter und liebte diese Saphir-blauen Augen. Letzte Nacht hatte er sich sehr wohl mit ihm gefühlt und es fühlte sich richtig an.

„Ähm...würdest du mich loslassen?“ Für Seth wurde diese Haltung unbequem, da Yasuo ihn immer noch am Kragen festhielt.

Yasuo lächelte verschmitzt und zog Seth noch näher an sich ran. „Du magst doch meine Nähe.“

Seth spürte Yasuo’s Atem auf seiner Haut und ein wohliger Schauer fuhr durch seinen Körper. Yasuo’s Hand legte sich an seinen Hinterkopf und zog ihn näher zu sich heran.
 

„Papa!“
 

Während Seth sofort auf Abstand ging, stöhnte Yasuo genervt auf. „Sag jetzt nicht, das es Tote gibt, mein Junge.“ Waren sie mit dem Essen etwa schon zurück?
 

Atemu zog den Kopf ein, als er bemerkte, das er zum falschen Zeitpunkt hineingeplatzt war. „Ich wollte...wir wollten fragen, ob wir in die Schwimmhalle gehen können?“

Seto warf den beiden Vätern einen vernichtenden Blick zu. Keine fünf Minuten konnte man sie alleine lassen, da fielen sie schon übereinander her. Nicht zu fassen. Wenn Atemu die Schwimmhalle nicht schlagartig eingefallen wäre und sie nur ein paar Minuten später hier gewesen wären, hätten sie sich bestimmt in den Lacken gewälzt.
 

„Wenn ihr wollt, könnt ihr gehen!“, sagte Seth, der die Zwei so schnell wie möglich los werden wollte. Essen konnte er später auch selbst holen.

Das ließ sich Atemu nicht zweimal sagen und nahm wieder Seto’s Handgelenk. „Beeil dich.“, sagte er noch hastig und zog ihn mit sich.
 

Yasuo versuchte hinterher zu hechten, aber sein verletztes Bein verhinderte dies. „Du musst sie aufhalten!“

„Warum denn? Die Jungs sind alt genug.“ Manchmal verstand er Yasuo nicht.

„Du kennst meinen Jungen nicht. Wenn du nichts unternimmst, hast du bald zwei verletzte Katsuro’s am Hals.“

Seth legte seine Hände auf Yasuo’s Schultern. „Jetzt entspann dich. Die Jungs müssen uns nicht die ganze Zeit um sich haben. Sie brauchen auch ihre Freiheiten.

„Wie du willst, aber die Behandlung ist dann kostenlos.“, brummte Yasuo.

„Einverstanden!“

Yasuo versuchte mögliche Unfälle auszublenden und sich ganz auf Seth zu konzentrieren, der ihn so eigenartig ansah.
 

*
 

„Dein Vater ist entspannter als meiner.“, überlegte Atemu.

„Ich finde ihn zu entspannt.“ Wenn Seto daran dachte, was die Beiden jetzt taten, kochte die Wut in ihm hoch. „Wie wollen wir eigentlich ohne Badesachen in den Pool gehen?“

Atemu winkte ab. „Wir schwimmen einfach in unseren Shorts. Als Junge ist das doch kein Problem.“

„Von mir aus.“
 

*
 

„Jetzt stell dich nicht so an.“ Dieser Mann war schlimmer als ein kleines Kind. Die Zwei hatten den Sessel mit dem Bett getauscht, weil es hier bequemer war und sie mehr Platz hatten. Wenigstens hatte Seth es geschafft ihm die Hose auszuziehen. Doch weiter kam er nicht.

„Ich stell mich nur an, weil du nicht zärtlich genug bist.“, maulte Yasuo.

Seth verdrehte die Augen.

„Du brauchst gar nicht mit den Augen rollen.“, meckerte Yasuo weiter. „Du solltest mehr Einfühlungsvermögen an den Tag legen, wenn du etwas von mir willst. Deine Hände sind wie zwei Eiswürfel und an deinem Blick solltest du auch arbeiten. Du bist richtig tölpelhaft.“

Seth atmete ganz tief durch. „Na gut, ich werde dir jeden Schritt genaustens erklären, was ich mache und wie ich es mache.“

„Wehe nicht!“

Nur nicht sauer werden. „Zuerst Wickel ich den Verband ab.“

„Wieso? Du hast ihn mir doch erst angelegt!“

„Das war nur provisorisch. Jetzt kann ich mir dein Bein genauer ansehen.“ Seth kratze die ganze Geduld zusammen, die er besaß.

„Na gut, aber nicht mit diesen kalten Händen.“

„Ich halte sie unter heißes Wasser, dann sind sie warm.“
 

*
 

Während Atemu den drei Meter Turm empor kletterte, entspannte sich Seto im beheizten Whirlpool. Nach diesen Strapazen musste er seinen Körper richtig aufwärmen. Dabei beobachtete er Atemu, der sich nach seinem Sprung an den fünf Meter Turm heranwagte. „Feige ist er nicht.“ Je länger Seto zuschaute, desto mehr Lust bekam er auch einmal zu springen. Atemu hatte etwas ansteckendes, mit seiner ungezwungenen Art. Selbst seinen Ärger vergaß er und wollte sich lieber amüsieren gehen.
 

*
 

„Der Verband ist ab, du kannst die Augen wieder aufmachen.“ Es fiel Seth nicht besonders leicht, ernst zu bleiben. Zuerst war er genervt, aber jetzt hatte er den dreh raus und Yasuo mutierte immer mehr zum Nervenbündel, das immer wieder Fragen stelle.

„Dann können wir ja essen.“

„Du bekommst einen neuen Verband.“, zog Seth eine Augenbraue hoch und konnte genau sehen, wie Yasuo alles aus dem Gesicht fiel. „Davon war nicht die Rede.“

„Doch! Dass hatte ich gesagt.“

„Daran erinnere ich mich nicht.“

„Wie du willst, dann lass mich deinen Fuß wenigstens mit Eis kühlen.“

„Damit bin ich einverstanden.“

Seth machte es immer mehr Spaß sich um ihn zu kümmern. Auf der einen Seite war Yasuo der starke Pol und auf der anderen Seite wieder nicht.
 

*
 

„Das war toll, Seto.“ Atemu war wirklich beeindruckt. Einen Kopfsprung vom drei Meter Turm hatte er sich noch nicht getraut. „Das werde ich auch gleich versuchen.“

Seto setze sich auf den Beckenrand und schaute Atemu zu. So langsam begann er an diesem Ausflug Spaß zu haben und auch an Atemu gewöhnte er sich allmählich.
 

*
 

Auch wenn Yasuo es nicht zu gab, tat der kühle Eisbeutel gut. „Ich würde jetzt viel lieber etwas anderes machen, als hier herumzuliegen.“

„Und was zum Beispiel?“

„Was denkst du?“

Seth beugte sich über Yasuo und sah ihm tief in die Augen. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, wild herumknutschen!“ Kaum hatte er diesen Satz gesagt, wurde er von Yasuo zu sich hinuntergezogen und sanft, aber bestimmend geküsst.
 

*
 

„Dein Oberkörper ist knall rot.“, bemerkte Seto leicht besorgt. Atemu hatte sich bei dem Kopfsprung verschätzt und einen harten Bauchklatscher hingelegt.

„Das tut auch ganz schön weh.“, ärgerte sich Atemu. „Bei dir sah es so einfach aus.“

„Wollen wir zu den Wasserrutschen gehen?“, schlug Seto vor, um Atemu abzulenken.

„Ja, vom springen habe ich die Nase voll.“

Ohne es zu merken, wurde Seto Atemu gegenüber immer lockerer und fing an mehr auf ihn zu achten. Vor ein paar Tagen hätte er sich noch über ihn lustig gemacht, aber inzwischen sorgte er sich mehr und sah sich in der Verantwortung auf Atemu aufzupassen. Jedenfalls wusste er jetzt, warum Yasuo nicht wollte, das sie hier her kamen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Usaria
2020-11-11T22:19:44+00:00 11.11.2020 23:19
Hallo Donna,

Ich wusste es, als ich das mit dem Kopfsprung von Seto gelesen habe. Das da was passiert. Und jetzt gehen die auch noch Rutschen! Da passiert doch wieder etwas. Atem ist auch ein kleiner Tollpatsch. In einen Fanfiction kommen diese Charaktereigenschaften von ihm so toll rüber, und entschuldige bitte aber ich habe Yugi vor Augen.
Yasuo und Seth sind wirklich niedlich.
Antwort von:  DonnaHayley
11.11.2020 23:24
Bei Atemu ist immer was los, es wird nie langweilig. ^^
Von:  Duchess
2020-10-29T18:45:32+00:00 29.10.2020 19:45
Okay, das Kapitel war so megaschön gespickt mit so vielen zuckersüßen Momenten <3
Ich hätte nicht gedacht, dass die beiden so plötzlich doch schon kuscheln würden. Fing ja bereits im ersten Satz an XD
Und tjaaahaaaa die Sache mit den Ärzten XD armer, armer Yasuo. War doch so klar, dass etwas passieren musste.
Aber richtig schnuckelig fand ich die Szene wo Seto beginnt von Peru zu schwärmen <3
... Und ich beneide mittlerweile Atemu auch um diesen Vater -_-
Ständig Neues erleben, ferne Länder bereisen... Ich man...
Und ich bin gespannt was die Papas dazu sagen werden, wenn die sehen wir rot Atemu vom Baden zurück kommt.
Und selbst da taut Seto nun endlich etwas auf.
Hat der kleine Ausflug also schon mal etwas gebracht
Und ich bin gespannt was jetzt als nächstes passieren wird, wo die beiden älteren Herren nun so zielgerichtet vorgehen
Antwort von:  DonnaHayley
30.10.2020 22:04
Wenn einer anfängt mit Kuscheln, macht der andere mit. :D Und Seth hat es genossen.^^
Ich glaube es war für alle klar, nur nicht für Yasuo.
So langsam taut Seto auf. Es sei den er fällt in sein altes Muster zurück, wenn er wieder in seinem alten Umfeld ist.
Jaaa, Atemu hat es wirklich gut mit Yasuo. Auch wenn er manchmal zu besorgt ist.

Von:  CharlieBlade1901
2020-10-28T19:04:04+00:00 28.10.2020 20:04
Charlie: „Runde 4: Äääähhh einigen wir uns auf Unentschieden?“
Seth: „Ich würde sagen...klingt faire.“
Mokuba: „Was wäre das dann immer noch 3:0 oder 4:1?“
Charlie: „Naja dann würde ich sagen 3:0.“
Seth: „Ok können wir mit leben.“
Antwort von:  DonnaHayley
29.10.2020 18:20
Das würde ich auch sagen. ^^
Langsam wird Seto umgänglicher.


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