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Wish of my heart

von

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Wunsch 12 - Wunschlos glücklich

Ja sowas! Da fällt mir doch gearde auf , dass ich noch gar nicht das Ende von Wish hochgeladen habe O__O Dad gibbet doch ja nesch! Ich geh mich mal ordentlich schämen und lass euch die beiden letzten Kapitel hier.

Frohes Neues euch!!!!
 


 

Wunsch 12 - Wunschlos glücklich


 

~Dante~

Oh Gott!

Mein Kopf!

Meine Beine!

Und mein Kopf!

Alles um mich herum dreht sich, als ich mich an der Wand entlanghangle um ins Badezimmer zu gelangen. Welches Arschloch hat letzte Nacht mit meinem Kopf Volleyball gespielt?

Stöhnend klammere ich mich am Waschbecken fest. Ich traue mich gar nicht in den Spiegel darüber zu gucken.

'Erst mal Wasser lassen.' Meine Blase drückt wie verrückt.

Erleichtert schleiche ich wieder zurück zum Waschbecken, wasche meine Hände und wage es schließlich, hinauf in den Spiegel zu schauen. Was ich dort zu sehen bekomme, lässt mich erschrocken zusammenzucken. Das ist nicht mein Gesicht!

Moment mal ...

'Da hängt ein Zettel?'

Fahrig greife ich danach und muss ein paar Mal die Augen zukneifen, bis ich halbwegs scharf sehen kann und die Worte vor mir nicht doppelt und dreifach über das Papier tanzen.

"Meine liebste Schnapsdrossel", steht da geschrieben und ich weiß sofort, von wem der Schrieb ist. "weil ich dich leider allein lassen muss heute Nacht (meine Nichte besteht darauf, dass ich mit ihnen noch um die Häuser ziehe), schreibe ich dir schnell diese Zeilen.

Ich hoffe, es geht dir gut und hast keinen allzu großen Kater. Sorry. Ich hätte dir vorher sagen sollen, das Mutti ein Alkoholloch ohne Boden ist.

Für alle Fälle liegt in der Küche eine Packung Schmerztabletten, etwas gegen Übelkeit und den Timer deiner Kaffeemaschine habe ich auf Neun Uhr gestellt." Deshalb durftet es hier nach Kaffee. Ich dachte schon, ich hätte Hallos. "Denk daran viel zu trinken, das verjagt den Kater schneller.

Gruß und Kuss, bis heute Nachmittag. Bin schon mega aufgeregt.

Lieb dich, dein dich über alles verehrender Claude.

P.S.: Nicht erschrecken, kann sein, dass das kleine Kätzchen Colin bald bei dir auftaucht. Hab ihm Bescheid gesagt, um nach dir zu schauen. … Oh Mann." Der Kerl ist doch … 'Der süßeste Mann auf Erden.'

Ich werde mir jetzt erstmal die Tabletten reinziehen, Kaffee trinken und Claude danach anrufen. Um mich für diesen tollen Service zu bedanken.

'Und wenn ich es endlich laut aussprechen kann, sage ich ihm heute auch, dass ich ihn ebenfalls liebe.'

Und ich weiß auch schon wo ich es ihm sagen werde.
 

***
 

~Claude~

"Oh Mann!" Ich bin am Verzweifeln! Es ist fast 14 Uhr und ich weiß immer noch nicht, was ich anziehen soll!

Bequem, hat er gesagt. Ist ja schön und gut, aber es soll ja auch sexy sein. Schließlich haben wir ein Date. Da kann ich keine Jogginghose anziehen!

'Als ob ich überhaupt eine hätte', denke ich und verziehe den Mund nachdenklich.

Ich starre auf den durcheinandergewirbelten Inhalt meines Kleiderschrankes und werde immer ratloser. 'Jetzt kann mir eigentlich nur noch einer helfen', seufze ich innerlich und greife nach meinem Handy.

"Benny? Hilfe!"
 

Keine zwanzig Minuten steht Benny vor meiner Tür.

"Was gibt es denn für einen Notfall, Schätzchen?", fragt er mich auch sogleich, als ich mit ihm im Schlepptau in mein Schlafzimmer stürme. Die Zeit drängt!

"Ach herrje! Was ist denn hier passiert? Bist du ausgeraubt worden?" Benny begutachtet das Kleiderchaos im Zimmer.

"Nein", jammere ich. "Das war ich. Ich weiß einfach nicht, was ich anziehen soll! Dante und ich haben um 15 Uhr ein Date. Ich soll bequeme Kleidung anziehen, aber was meint er damit?!"

Benny bläst die Backen auf. "Ui. Bequem? Er meinst damit aber keine Jogginhose und Feinripphemd, oder?"

"Na ganz sicher nicht", zische ich. "Solch eine Textilbeleidigung wirst du sowieso nicht bei mir finden." Also wirklich! "Ich will aber unbedingt sexy für meinen Göttergatten sein. Und alles was sexy ist, kann man kaum in die Kategorie bequem stecken."

"Wohl wahr", sinniert er und zupft das ein und andere Teil von meinem Kleiderhaufen. "Wo geht ihr denn hin?"

"Weiß ich nicht. Soll eine Überraschung sein!" Hilflos werfe ich die Hände in die Luft. "Hilf mir! Ich habe nur noch eine halbe Stunde, dann steht mein Mann vor der Tür!" Ich lasse mich aufs Bett fallen und schaue Benny flehend an.

"Nur die Ruhe", murmelt er. "Das bekommen wir hin." Seine Worte in Kleidergottes Ohr!
 

Seine Augen irren ein paar Mal hin und her, dann setzt er sich auch schon in Bewegung und fischt eine dunkelblaue Jeans aus meinem Schrank.

"Die ist nicht bequem", quengle ich. "Zwar sexy und eng, aber drückt auch überall."

"Okay." Die Jeans landet wieder im Schrank. So geht es mit noch drei weiteren Hosen, bis er mir eine abgewetzte, graue Lee Jeans vor die Nase hält.

"Die hatte ich ewig nicht mehr an", grüble ich. "Keine Ahnung, ob die mir noch passt." Ich hatte ganz vergessen, dass ich die noch hatte.

"Zieh an." Schon fliegt das Teil auf mich zu. Ich fange sie und lege sie neben mir auf's Bett, ehe ich meine Hose ausziehe und in die Lee schlüpfe.

Ich bekomme sie doch tatsächlich noch zu!

"Yes!"

"Und? Bequem?" Ich mache ein paar Verrenkungen.

"Ja … Ja, ich glaube …" Ich mache ein paar Kniebeugen und Ausfallschritte. "Die könnte gehen!" Ich freue mich riesig! Nicht nur, weil ich in eine meiner alten Jeans passe, sondern auch, dass sie alle Kriterien erfüllt.

"Super. Dann brauchen wir ja nur noch ein Oberteil." Das ist zum Glück schnell gefunden.

Ein dunkelblaues, ärmelloses Shirt, das schön eng anliegt. Dazu ein schwarzes Hemd, das ich mir überziehen kann, sollte es kühler werden, fertig.

"Und jetzt noch die hier dazu und ich springe dich gleich selbst an", raunt Benny mir zu und hält mir ein Paar meiner hochhackigen Treter vor die Nase. Schwarz mit dicken Pleatosohlen und blauen Strassverzierungen drauf.

"Gib ma", veräpple ich ihn und schlüpfe rein. "Meinst du, er nimmt mich so mit?" Posend und mit wackelnden Hüften stolziere ich ein paar Schritte vor Benny auf und ab. Er seufzt sehnsüchtig.

"Wenn nicht, kannst du damit jederzeit mit zu mir."

"Ja, ja", lache ich. "Aber auch nur, weil du geil auf meine Schuhe bist." Er streckt mir die Zunge raus, woraufhin ich wieder lachen muss.

"Darf ich auch …?" Benny deutet hinter sich auf mein gut gefülltes Schuhregal.

"Hab ich jemals nein gesagt?", frage ich ihn und stupse seine Nase an.

Als Benny daraufhin anfängt zu lächeln, könnte man fast meinen, die Sonne ginge ein zweites mal auf. So schnell, wie er an meinem Schuhregal ist, kann ich gar nicht gucken.

Grinsend schaue ich ihm dabei zu, wie er in ein rotes Paar schlüpft, dabei die Luft anhält, weil er zwei Schuhgrößen mehr braucht als ich. Doch das stört Benny nicht sonderlich. Bei Hochhackigen gehen mit ihm stets die Pferde durch. Auch heute trägt er Ankleboots, die man aber nur bei genauerem Hinsehen als solche erkennt.

"Sicher, dass du nicht mal mit uns Mädels auftreten willst?", frage ich ihn und setzte mich neben ihn aufs Bett.

"Sehr sicher", seufzt er. "So große Kleider gibt es doch gar nicht, als dass ich da reinpassen würde."

"Du weißt, dass Betty die alle extra für uns anfertigen lässt. Und Betty ist ja auch nicht gerade … schmal." Benny ist da nämlich nicht der Einzige mit einem Größenproblem. "Und ich kenne eine tolle Schneiderin, die dir sicher mit Freunden alle Wünsche erfüllt." Hab ja selbst genug Kleidchen bei mir im Schrank. Kleider von der Stange zu finden, die ich nicht wenigstens etwas umändern lassen muss, ist schon ein Wunder.

"Ach, lieber nicht", meint er jedoch und guckt eindeutig traurig. "Ich sehe doch darin aus wie gewollt und nicht gekonnt. Bin eben kein süßer, kleiner Twink. Nur in meinem Herzen ..."

"Ach Schatz", flüstere ich und lege den Arm um seine Schulter. "Du bist vollkommen in Ordnung, so wie du bist. Und das findet dein Georg doch sicher auch." Da erhellt sich endlich wieder seine Miene.

"Und ob! Weißt du, was er mir letztens geschenkt hat?"

"Du wirst es mir gleich verraten, nehme ich an", grinse ich, weil ich es einfach nur süß finde, wie Benny immer von seinem Liebsten schwärmt.

"Einen megafetten Gutschein für meinen Lieblingsschuhladen", antwortet er auch gleich.

"Hat er das?" Er nickt freudig. "Und wieso leierst du dann meine Treter aus, wenn du dir selbst welche kaufen kannst?", foppe ich ihn und versuche Benny einen der Schuhe von seinen breiten Entenfüßen zu zerren. Vergebens. Er springt auf und stöckelt davon. Sehr elegant, wohlgemerkt.

"Ich sage Betty, dass du das nächste Mal mit uns mittanzt", lache ich. "So gut, wie du in den Dingern rennen kannst, schwebst du sicher nur so über die Bühne." Er streckt mir doch tatsächlich die Zunge raus!
 

~Dante~

Ein wenig zu früh stehe ich vor Claudes Wohnungstür und drücke auf die Klingel. Einer der Bewohner kam gerade aus dem Haus, weshalb ich schnell ins Innere des Gebäudes schlüpfen konnte.

"Oh verdammt! … Ist er das schon? … So früh?", höre ich hinter der Tür Claude flüstern. Dazwischen gesellt sich eine zweite Stimme. Eine Männliche.

Mir weicht sämtliches Blut Richtung Füße, macht damit platz für die heran eilende Panik.

'Er ist nicht allein', schreit es in meinem Kopf. 'Hat er gestern etwa jemanden von den Kerlen mit nach Hause genommen?! Oder wen anderen, als er mit den Mädchen unterwegs war?'

Wären meine Füße nicht taub und würde mein Herz nicht so schnell schlagen, bestimmt würde ich jetzt schon draußen auf dem Gehweg mein Auto ansteuern. So wird aber plötzlich die Tür vor mir aufgerissen und ein verdutzt dreinblickender Claude steht vor mir.

"Du bist aber früh!", japst er außer Atem.

"Störe ich?" Ich kann einen biestigen Ton nicht unterdrücken.

"Was? Wieso? Nein!" Claude runzelt die Stirn. "Bin gerade fertig geworden." Jetzt lächelt er mich fröhlich an und ich werde unsicher.

"Du bist aber nicht allein. Ich habe jemanden gehört." Ich deute in seine Wohnung.

"Hm?" Sein Stirnrunzeln bringt die Unsicherheit zurück. Wenn er es jetzt abstreitet, dann …

"Bist du etwa eifersüchtig?", bricht es aus ihm heraus.

Ich schlucke einige Male, ehe ich antworte.

"Ist da jetzt jemand, oder nicht?"

Claudes Mundwinkel zucken nach oben, dann tritt er zur Seite und lässt mich eintreten. Wenn jetzt rauskommt, dass er bloß den Fernseher laufen hat, versinke ich im Erdboden.

"Na da schau an! Da ist er ja. Unser Göttergatte!"

"Benny?!" Ich hätte ja jetzt mit allem gerechnet, aber nicht mit Jacks bestem Freund.

"Höchstpersönlich", lacht der blonde Riese und stöckelt auf mich zu. Rote Pumps … Als ob er nicht schon groß genug wäre!

"Lass dich drücken, du alte Pappnase." Er zieht mich an sich, patscht mir fest auf den Rücken, was echt scheiße weh tut. "Keine Sorge. Ich vernasche deinen Liebsten schon nicht. Hab doch selbst einen zuhause", lacht er, was mir unsagbar peinlich ist.

Ich weiß ja, dass Claude und Benny miteinander befreundet sind, aber ihn hier jetzt zu sehen, verwundert mich.

Benny und ich kennen uns eigentlich nur eher flüchtig. Es gab eine Zeit, in der habe ich öfter mal mit Jack abgehangen. Deshalb war ich auch auf seiner Geburtstagsparty. Doch mit Benny hatte ich zu der Zeit weniger zu tun.

"Ihr kennt euch?" Hinter uns schnappt Claude nach Luft.

"Flüchtig", winkt Benny ab nachdem er mich wieder losgelassen hat.

"Flüchtig?! Und davon hast du mir nichts gesagt?"

Bennys linke Augenbraue fliegt nach oben und er stemmt schnaubend die Hände in die Seiten.

"Also hör mal! Warum sonst ist dein Dante letztens auf Jacks Party herumgeeiert? Klar kennen wir uns."

Die beiden werfen sich giftige Blicke zu, die mich zum Schmunzeln bringen. Hätte ich nicht machen sollen, denn nun stehe ich im Blick-Gewitter. Oh oh …

"Danke übrigens. Für deinen Katerservice", lenke ich ab. "Das war total lieb von dir." Das stimmt Claude wieder freundlicher.

"Kein Ding. Hat es denn geholfen?" Ich bejahe. "Das freut mich." Claude kommt zu mir und legt die Arme um meine Schultern. "Wie geht's deinem wundervollem Kopf?"

"Bestens. Wie hast du mich eigentlich heim geschafft. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern."

"Das erzähle ich dir, wenn wir unter uns sind", vertröstet Claude mich und gibt mir einen Kuss.

Leider räuspert sich Benny lautstark, als der Kuss erst so richtig schön wird und Claudes Körper sich verlangend an mir zu reiben beginnt.

"Wenn ihr nicht bald aufhört, mache ich mit. Nur, damit das klar ist!", zetert Benny beleidigt.

"Ist ja gut, du Nervensäge." Claude verdreht die Augen und rutscht aus meinen Armen.

"Wir sollten sowieso jetzt langsam mal los. Deine Überraschung wartet", sage ich zu Claude. Sofort fangen seine Augen an abenteuerlich zu strahlen.

"Ich muss mir nur noch andere Schuhe anziehen, dann kann es losgehen!" Automatisch wandert mein Blick nach unten und mir stockt kurz der Atem. Er trägt ebenfalls Pumps. Und scheiße! Das macht mich echt an. Langsam scheint sich da ein Fetisch bei mir bemerkbar zu machen.

Neben mir lacht Benny schrill auf. "Lass sie besser an", gackert er. "Dein Dante fängt ja gleich an zu Kochen, bei dem Anblick." Nun liegt es an mir, Benny giftig anzustarren.

Claude grinst sich einen, beugt sich an mein Ohr und haucht: "Heute Abend kann ich die Schuhe ja wieder anziehen. Nur die Schuhe ..." Fuck!

Ehe ich reagieren, oder meine Gesichtsfarbe wieder auf normal fahren kann, spaziert Dante auch schon Richtung Schlafzimmer davon. Natürlich wackelt er dabei verführerisch mit dem Hintern, was nicht wirklich hilfreich zu meiner Situation beiträgt.

Benny tapst ihm lachend nach und wirft mir dabei einen Luftkuss zu, ehe er ebenfalls im Schlafzimmer verschwindet. Nicht ganz so elegant wie Claude und sein Getrampel lässt mich ziemlich kalt, was mich beruhigt. Der Fetisch scheint sich nur in Bezug zu Claude bemerkbar zu machen. 'Ein Glück!'
 

***
 

~Claude~

Festes Schuhwerk an den Füßen, lasse ich mich von Dante die Treppe runterschleifen. Benny verabschiedet sich draußen auf dem Bürgersteig von uns, wünscht uns zwinkernd viel Spaß und steigt winkend in seinen blauen Mini.

"Und nun?", frage ich aufgeregt meinen heißen Lieblingsgöttergatten.

"Mitkommen", grinst er und zieht mich hinter sich her.

Ich bin ja so neugierig! Ich habe wirklich keine Ahnung was er sich für uns ausgedacht haben könne. Und ob es mir überhaupt gefällt. Da kann ich meinen Süßen noch gar nicht einschätzen.

Es gibt ja so Exemplare der Gattung Mann, die von romantischen Überraschungen überhaupt keinen Schimmer haben. Hoffentlich gehört Dante nicht dazu. Obwohl … Hauptsache, wir sind zusammen. Ich bin so glücklich und froh, dass Dante den Schritt auf mich zu gewagt hat. Die letzten Tage waren die Schönsten in meinem Leben. Hatte ich das nicht schon mal gesagt? Egal!

Und dass er Claudete akzeptiert, besser noch: Dass er sogar scharf auf mich ist, wenn ich sie bin, ist das Größte überhaupt. Ich könnte zerspringen vor Glück.

Wir biegen um die Straßenecke und Dante bleibt stehen. Genau vor einem schwarzen Bike und beginnt dort an der daran befestigten Satteltasche herumzufummeln.

"Ist das deine?", frage ich ihn sprachlos und deute auf das Motorrad.

"Nee. Ich bin nur neugierig, was da drin ist", entgegnet er frech grinsend. Meint er das etwa ernst? Dante lacht auf. "Guck nicht so! Natürlich ist das meine Maschine. Oder meinst du, ich gehe einfach an fremde Fahrzeuge?" Ich schüttle den Kopf, bin aber immer noch sprachlos. Etwas, was nur er schafft.

"Hier. Zieh dir die über und auch den Nierengurt", fordert er mich auf und hält mir besagten Nierengurt und eine klobig aussehende, schwarze Hose hin.

"Was soll ich damit?" Ich deute auf das hässliche Beinkleid.

"Anziehen", wiederholt er nur und grinst dabei schelmisch.

"Warum?"

"Weil ich nicht will, dass du mit deinen schönen langen Beinen auf dem Asphalt entlangschlidderst, sollten wir einen Unfall haben." Oh. Guter Einwand … Moment!

"Du findest, ich habe schöne Beine?", gurre ich meinen Göttergatten an und lehne mich gegen seine breite Brust.

"Die Schönsten", schmunzelt er und streichelt mir kurz über die Wange. "Und jetzt anziehen! Hopp!" Alter Sklaventreiber!
 

Ich steige also in dieses furchtbare, starre Ding und komme mir, als ich es angezogen habe, sowas von klobig vor, dass ich mich schon fast dafür schäme. Beim Nierengurt hilft mir Dante, was wiederum ganz schön ist. Ich liebe es, wenn er an mir herumfummelt. Allerdings wäre es mir noch lieber, wenn er mich aus den Klamotten rausfummeln würde, als hinein.

"Jetzt noch die hier drüber und den Helm, dann sind wir startklar", sagt Dante und hält mir doch tatsächlich eine dieser heißen Motorradjacken vor die Nase. Da sage ich nicht nein, auch wenn ich befürchte, dass sie mir nicht sonderlich gut stehen wird. Darin sehe ich bestimmt aus, wie ein kleiner Junge, der auf erwachsen machen will, aber egal.

Dante fummelt mir noch ein bisschen am Kragen herum, damit er auch gut verschlossen ist und dann hilft er mir in den Helm. Kaum ist das Ding auf meinem Kopf, nervt es auch schon.

"Sind wir lange unterwegs?", frage ich Dante seufzend und höre mich dabei an, wie eine Blechdose voller genervter Hummeln.

"Nicht sehr lange. Keine Sorge", beschwichtigt er mich und klappt mir das Visier runter. Er schwingt sich über das Bike, was echt zum Anbeten aussieht, jedenfalls von meinem Beobachtungsposten hinter ihm.

"Bist du schon mal Motorrad gefahren?" Ich schüttle den Kopf. "Steig erstmal auf und halt dich gut an mir fest", sagt er und klopft auf den hinteren, leicht erhöhten, Sitz. Nichts lieber als das!
 

~Dante~

Ich setze meinen Helm auf während Claude sich hinter mich schwingt. Als er seine Arme fest um meinen Brustkorb schlingt, sich dabei an meinen Rücken schmiegt, überläuft mich eine kribbelnde Gänsehaut.

Ich tätschle kurz seinen Unterarm, vergewissere mich, dass seine Füße die Trittbretter gefunden haben, dann werfe ich meine Maschine an. Laut knatternd erwacht sie zum Leben.

"Versuche dich mit mir mitzubewegen", rufe ich ihm zu. "Einfach alles mir nachmachen. Bekommst du das hin?"

"Denke ja", antwortet er mir.

"Fein!" Dann kann es ja losgehen.

Ich fedle uns in den Verkehr ein und da vor uns gerade keine Autos fahren, gebe ich Gas. Hinter mir jauchzt Claude überrascht auf und sein Griff wird etwas fester, was mich grinsen lässt.

Wir müssen ein ganzes Stück durch die Stadt gondeln, was mit dem Bike nicht ganz so prickelnd ist. Immer wieder rote Ampeln, Autos, die einen schneiden. Ich bin froh, als wir die Stadtgrenze hinter uns lassen und ich auf der Landstraße durchstarten kann.

"Alles okay?", rufe ich nach hinten und verringere das Tempo etwas.

"Ja!" Claudes Stimme ist wegen des Motorengeräusch und dem Fahrtwind sehr leise, doch ich kann ihn trotzdem verstehen.

Wir fahren eine Weile durch die Landschaft. Ich muss zugeben, ich bin einen kleinen Umweg gefahren. Das Wetter ist einfach zu schön heute und ich fahre leider viel zu selten mit meinem Bike durch die Gegend. Außerdem genieße ich es, Claude so dich an mir zu spüren. Wie sich seine Schenkel gegen meine drücken. Sein Becken immer wieder gegen meinen Hintern stößt. Fast, als hätten wir …

Ich bremse ab. Vor uns taucht ein gelbes Ortsschild auf. Wir sind so gut wie da.

Die Hauptstraße windet sich schlängelnd durch das kleine Örtchen, weshalb ich nur mit 30 km/h fahren kann. Zudem gibt es einen Blitzer, der mich schon ein paar mal hinterhältig erwischt hat.

Ziemlich am Ende des Orts geht eine Straße steil rechts ab. Dort müssen wir hoch.

Man fühlt sich fast wie in den Alpen, so sehr schlängelt sich der asphaltierte Weg den Berg hinauf. Aber es lohnt sich. Dort oben gibt es ein Lokal mit einem wahnsinnig tollen Ausblick. Man sieht die Wälder und an guten Tagen sogar die Stadt. Als wäre unser Zuhause nur ein Katzensprung entfernt und keine 45 Minuten Fahrzeit.

Damals war hier eine Burg, dessen Ruinen man noch heute sieht. Wirklich schön und romantisch. Wenn Claude das nicht gefällt, fresse ich einen Besen.

Oben angekommen, fahre ich auf einen der freien Parkplätze und stelle den Motor ab. Claude klettert als erster vom Sitz und zerrt an seinem Helm.

"Hilf mir mal!", zetert er, weil er ihn nicht vom Kopf bekommt.

"Warte." Mit gekonntem Griff befreie ich meinen Liebsten von dem widerspenstigen Helm.

"Uff!", macht er, schüttelt seinen Kopf und wischt sich mit einer Hand immer wieder durch die blonden Haare. Sie sind vom Helm ganz platt gedrückt, was Claude überhaupt nicht zu gefallen scheint. Er beugt sich sogar hinab zum Seitenspiegel meines Bikes und zuppelt grummelnd an seiner Matte herum.

"Verdammt! Total im Eimer", seufzt er.

Amüsiert streichle ich ihm über den Rücken.

"Du siehst immer noch bezaubernd aus", versichere ich ihm.

Claude richtet sich auf und sieht mich skeptisch an.

"Ach ja?" Ich nicke, was ihn milder stimmt.

Lächelnd legt er mir seine Hände um den Nacken.

"Na wenn du das sagst, will ich dir das mal glauben."

"Zu gütig", grinse ich und umarme ihn ebenfalls.

Ich kann nicht anders und klaube mir einen Kuss von ihm. Leider nur einen kleinen, denn der Parkplatz ist nicht leer.

"Wo sind wir hier eigentlich?", will Claude schließlich von mir wissen.

"Wirst du gleich sehen." Claude bläst die Backen auf, was mich wieder zum Lachen bringt. "Nicht schmollen. Zieh dir lieber mal die Hose und die Jacke aus."

"Versautes Stück", säuselt er mir zu, küsst mich ebenso verstohlen und lässt mich leider viel zu schnell wieder los.
 

~Claude~

Wir stopfen die Motorradkleidung in die Taschen zurück und machen uns dann auf den Weg, weiter den Hang hinauf.

Der Weg ist mit kleinen hellen Kieseln belegt und es knirscht bei jedem Schritt. Bäume säumen den Weg, die sachte im sommerlichen Wind hin und her schwanken. Vögel zwitschern. Wirklich wunderschön hier. Und so ruhig. In der Stadt hört man eigentlich ständig die Motorengeräusche der Autos.

Als der Weg leicht nach links abknickt, kann ich Geräusche ganz anderer Art hören. Leute unterhalten sich. Und dann sehe ich es.

"Eine Gaststätte?" Und was für eine das ist! Das große Fachwerkhaus sieht aus, wie aus einem Märchen. Es ruht am Fuße eines felsigen Berges, als hätte es sich in den Felsen gekuschelt und dort, ganz oben, kann man die Ruinen einer Burg erkennen. 'Wie romantisch!'

"Ich hoffe, du hast Hunger", sagt Dante zu mir.

"Und wie!" Und selbst wenn nicht, ist das nicht süß von ihm? Ein romantisches Date am Fuße einer alten Burg. Hach! Schweig still mein pochend Herz.
 

Wir steuern den Außenbereich an, der schon sehr gut besucht ist. Ein kleiner runder Tisch am Rand sieht vielversprechend aus. Schön im Schatten und etwas abseits. Ich sichere uns sofort dieses lauschige Plätzchen. Kaum sitzen wir, kommt auch schon eine nette Bedienung und händigt uns die Speisekarten aus, während wir die Getränke bestellen.

"Wie wäre es, wenn wir heute Abend ins Velvet gehen?", fragt Dante mich, als die Bedienung wieder abgezwitschert ist.

"Gern", erwidere ich. Tanzen mit meinem Schatz. Wie an unserem ersten Abend. Da fällt mir ein: "Darf ich mich vorher nochmal frisch aufbrezeln?"

Dante schaut von seiner Speisekarte auf.

"Wie aufbrezeln?" Er denkt sicher, ich würde mich in einen meiner glitzernden Fummel werfen wollen.

"Na etwas … Glamoröser. Das hier geht ja mal so gar nicht." Ich zeige auf mein 'praktisches' Outfit, das ich nur für ihn angezogen habe.

"Ich dachte, wir fahren gleich mit meiner Maschine hin?"

"Nach dem Essen? Ist das nicht etwas zu früh?"

Dante grinst schelmisch.

"Wer sagt denn, dass ich heute nur dieses Essen hier geplant habe?" Oho! Mein göttlicher Dante hat noch mehr für uns heute geplant? Gleich mach ich mir mein Höschen nass vor Freude! Aber nur fast. Was denkt ihr von mir?

"Und was hast du noch geplant?", frage ich aufgeregt.

"Verrate ich nicht", antwortet er zu meiner Enttäuschung frech.

"Och komm schon! Bitteeeee!" Ich lege meinen besten Welpenblick auf und mache einen Schmollmund. Doch Dante lacht nur und schüttelt den Kopf. "Gemeiner Kerl!"

Langsam beugt er sich über den Tisch zu mir rüber. Sofort beginnt mein Herz schneller zu klopfen. Wie sehr ich diesen Mann doch liebe!

"Guck nicht so. Dir wird es gefallen. Bestimmt."

"Okay. Wenn du das sagst, will ich dir mal glauben."

Die Bedienung kommt und wir bestellen. Ich einen bunten Salat und Spagetti Carbonara. Darauf habe ich mal richtig Lust. Dante bestellt sich ein deftiges Jägerschnitzel mit Pommes.

"Verrätst du mir jetzt, wie du mich in meine Wohnung geschafft hast?", fragt Dante mich, nachdem die Kellnerin wieder davongeschwebt ist.

"Du kannst dich an nichts mehr erinnern?" Dante schüttelt den Kopf.

"Totaler Blackout. Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist der nackte Feuerwehrmann. Danach: Sendepause." Ich verziehe das Gesicht. Der Feuerwehrmann. Seinen Schlauch hätte ich noch nicht mal mit der Kneifzange angefasst.

"Den hätte ich dir gerne erspart", sage ich zu Dante, der daraufhin lacht. Ihm scheint der Kerl ebenfalls nicht gefallen zu haben. Das beruhigt mich aber.

"Ich weiß zwar nicht, dass zwischen dem Feuerwehrmann und dem Ende der Show mit dir passiert ist, aber an das Danach erinnere ich mich noch ganz gut", fange ich mit meiner Erklärung an.

"Erleuchte mich", bittet mein Liebling.

"Ich bin nach der Show runter zu euch an den Tisch. Aber anstatt mich zu begrüßen, hast du schnarchend auf deinem Stuhl herumgeschwankt."

"Oh je." Dantes Wangen werden einen Hauch dunkler. Putzig.

"Du warst so gut wie nicht ansprechbar. Also musste ich tun, was ich tun musste." Sorry, Dante. Aber das bleibt dir jetzt nicht erspart.

Ich zücke mein Handy und schaue die Nachrichten von Nicole durch. Ah ja. Da ist es ja. Ich schiebe es zu Dante über den Tisch und tippe auf das Video.

Bassverzehrte Musik ist zu hören. Frauenkreischen. Das Video wackelt erst ein bisschen. Nicoles Hand war nicht mehr die Sicherste. Aber dann sind wir beide zu sehen. Ich in meinem wunderschönen Paillettenbesetzten Kleid und Dante, den ich wie eine schlafende Prinzessin auf Händen trage.

Während Dante das Video mit heruntergeklappen Unterkiefer anstarrt, verberge ich mein Grinsen hinter meiner aufgestützten Hand.

"Das ist nicht wahr", flüstert er. "Du hast mich da rausgetragen?" Seine weit aufgerissenen Augen treffen auf mich.

"Wie sollte ich dich sonst da raus bekommen? Du warst kaum fähig aufzustehen, geschweige denn zu laufen."

"Oh Mann!" Mit einem Stöhnen, als würde Dante die Last der gesamten Welt auf sich lasten, lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück und schiebt mein Handy wieder rüber zu mir. Doch ich lasse das Video noch einen Moment weiterlaufen. … Wartet … Gleich kommsts …

/Das ist ja soooo romantisch!/, seufzt Karin entzückt im Hintergrund, während ich mit Dante im Arm durch die Tür neben der Bühne verschwinde.

"Karin redet ja viel unsinniges Zeug, aber da hatte sie mal recht", kichere ich. Dante findet das nicht so lustig. "Jetzt schau nicht so. Du hast dich mit dem Gesicht so süß an mich geschmiegt. Ich hätte dich ewig so halten können." Wenn er mir nicht irgendwann zu schwer geworden wäre. Aber das lasse ich mal besser unerwähnt.

Dante gibt einen gequälten laut von sich und verbirgt das Gesicht in seinen Handflächen.

"Was soll denn deine Mutter jetzt von mir denken?", nuschelt er gegen seine Pranken.

"Um die mach dir mal keine Sorgen", beruhige ich ihn. "Sie hat ein schlechtes Gewissen."

Dantes Gesicht taucht wieder auf.

"Warum?"

"Weil ich ihr eins gemacht habe", grinse ich. "Sie hat dir doch sicher einen Drink nach dem Nächsten zugeschoben."

"Schon … Ja …"

"Siehste. Darin ist sie nämlich eine Meisterin. Sie säuft jeden unter den Tisch. Und ich habe ihr vorher gesagt, dass sie dich damit in Ruhe lassen soll. Hat sie aber nicht. Ergo: Schlechtes Gewissen gemacht." Sowas kann ich.

"Trotzdem", brummelt mein gequälter Schatz.

Hmpf! Langsam werde ich leicht verschnupft.

"Soll das etwa bedeuten, dir ist es peinlich, von einer Drag Queen getragen worden zu sein? Dass ich dir peinlich bin?" Ich setze meinen zickigsten Gesichtsausdruck auf, den ich drauf habe.

Die daraufhin einsetzende Panik in Dantes Miene bereitet mir einige Genugtuung.

"Was? Nein! Niemals!", stottert er.

"Was ist es dann?" Huh! Ich bin gerade so richtig in Fahrt.

Dante sackt in sich zusammen. Nervös pfriemelt er am Bierdeckel seines alkoholfreien Bieres herum.

"Dante?", ermahne ich ihn. "Raus damit!"

"Ich wollte dir nicht so viel Mühe bereiten", wispert er so leise, dass ich ihn fast nicht verstehen kann.

Meine sowieso kaum noch existierende Verstimmung verfliegt bei seinen Worten völlig. Ist er nicht süß?
 

~Dante~

Gott wie peinlich!

Claude musste mich aus dem Club tragen. Tragen! Mich! Weil ich total dicht und nicht ansprechbar war. Das ist mir im Leben noch nicht passiert!

Und dann hat er sich auch noch so rührend um mich gekümmert. Mir Kaffee gemacht, Tabletten besorgt und sogar Colin angerufen, der übrigens keine halbe Stunde, nachdem ich aufgewacht bin, bei mir angetanzt ist.

"Das hat mir keine Mühe bereitet", schmunzelt Claude. "Ich würde dich jederzeit wieder durch die Gegend tragen. Ob betrunken oder nicht." Er zwinkert mir grinsend zu.

"Tut mir trotzdem leid", gebe ich kleinlaut von mir.

"Red nicht! Da gibt es nichts zum leidtun." Claude ist einfach zu gut für diese Welt.

Ich greife über den Tisch und verschränke meine Finger mit seinen.

"Falls du mal irgendwo versackst, kannst du auf mich zählen", verspreche ich ihm.

"Nur, wenn ich irgendwo versacke?", fragt er lachend.

"Nicht nur dann. Immer." Ich schaue ihm tief in die Augen und hoffe, dass er spürt, dass dieses Versprechen viel mehr bedeutet, als ich im Moment ausdrücken kann.

Claude drückt meine Hand und lächelt sanft.

"Ich dich auch", sagt er leise zu mir.

In meinem Hals wächst ein kleiner Kloß und mein Blut jagt schneller durch meinen Körper als sonst. Ich würde es ihm so gerne mit Worten sagen.

"Tss!"

Claude und ich zucken zusammen. Ein älterer Mann geht an uns vorbei. Anscheinend nimmt er Anstoß an unseren verflochtenen Fingern.

"Wenn's dich stört, dann guck weg, du Spanner!", ruft ihm Claude hinterher.

Ich halte die Luft an, aber der Kerl sagt nichts dazu, schüttelt nur den Kopf und verschwindet im Inneren des Restaurants.

"Spinner gibt's!" Claude verdreht die Augen. "Hat einfach unseren schönen Moment zerstört."

"Ist ja nichts passiert", versuche ich die Anspannung zu lösen. Nicht nur die von Claude, sondern auch meine.

"Schlimm genug", knurrt Claude. "Noch nicht mal Händchenhalten darf man, wenn es nach solchen Vollidioten gehen würde! Stell dir vor, ich würde hier als Claudete mit dir sitzen. Dem würden die hässlichen Koteletten wegbrennen vor Entsetzen." Trotz allem muss ich anfangen zu lachen.

"Ist doch wahr!", antwortet Claude, der jedoch ebenfalls ein Grinsen nicht unterdrücken kann.

"Ihr Essen, die Herren", kündigt sich die Kellnerin an und stellt uns unser Essen vor die Nase. Das duftet aber lecker!
 

***
 

~Claude~

"Bereit?"

"Noch bereiter und ich explodiere", japse ich aufgeregt.

"Nur deswegen, oder …" Dante tätschelt mir mit einem frechen Grinsen auf den Lippen den Bauch. Meinen sehr vollgefutterten Bauch.

Zum Nachtisch gab es noch einen dicken Eisbecher. Mit Schlagsahne. Und Schokosoße.

"Ja, nur deswegen", antworte ich, schubse seine Hand weg und strecke ihm die Zunge raus. Er lacht und wirft mir kommentarlos den Helm zu. Ich will den nicht wieder aufsetzen! Aber es bringt ja nix. Entweder der Helm, oder ich verpasse Teil zwei von Dantes Date-Überraschung. Also zwänge ich meinen armen Kopf in das stickige Teil und klettere hinter Dante auf die Maschine, ehe wir wieder losbrettern.

Das gemeinsame Essen war wirklich wunderschön, sieht man von dem Idioten ab, dem es nicht gepasst hat, dass wir ineinander verliebt sind.

Ansonsten war das Essen richtig romantisch. Mit der Burg im Hintergrund, dem satten Grün um uns herum und den ganzen Zwitschervögelchen in den Ästen … Hach! Das müssen wir definitiv öfter machen. Und geredet haben wir! Dante hat mir ein paar lustige Geschichten aus seiner Kindheit verraten und ein wenig etwas über seine Eltern erzählt. Scheinen wirklich liebe Menschen zu sein. Na kein Wunder, bei diesem fabelhaften Sohnemann.

Ich konnte auch ein paar Schwenke aus meiner Jugend zum Besten geben. Wie ich zum Beispiel Papas Videorekorder geschrottet habe. Ich wollte wissen, ob man damit auch Pfannkuchen machen kann. Zu meiner Verteidigung, ich war erst vier und Mutti hat den Pfannkuchenteig auf dem Küchentisch stehen lassen.

Dante hätte mal beinahe eine Scheune abgefackelt. Er und sein Grundschulfreund wollten ein Lagerfeuer machen. In der Scheune seines Nachbarn. Mein Dante war schon damals ein ziemlich feuriger Geselle.
 

"Wir sind bald da!", verkündet Dante vier Käffer später.

Wo er mich nur hinbringt? Es dämmert bereits. Vielleicht in ein schnuckeliges Hotel? Aber wollten wir nicht noch ins Velvet? Kann ja sein, dass er das nur als Ablenkung gesagt hat.

Und dann sehe ich es: Ein Riesenrad. Man kann es in der Ferne sehen. Weit hinter dem Kirchturm des Dörfchens, durch das wir gerade fahren. Bringt er mich dort hin?

Oh, das wäre ja toll! Mit Dante auf einen Jahrmarkt! Zusammen Zuckerwatte knabbern! Softeis schlecken! Dante schießt mir ein ultra kitschiges Stofftier am Schießstand! Bummeln an den vielen Verkaufsständen! Oh ja! Ja, ja, ja!

Ich umarme Dante fester von hinten und zapple aufgeregt herum.

"Hast du es etwa schon erraten?", fragt er mich lachend, als er die Maschine langsam auf der Straße entlangrollen lässt.

"Zum Jahrmarkt?"

"Genau." Jippie!
 

~Dante~

Wenn Claude weiter so zappelt, geraten wir ins Schlingern.

"Bleib ruhig sitzen!", rufe ich ihm zu und er hält sich zum Glück auch dran. Wir kommen ohne Unfall an unserem Zielort an.

Ich suche einen Parkplatz und stelle die Maschine aus. Claude klettert als erster vom Bock und schafft es sogar ohne meine Hilfe den Helm vom Kopf zu zerren. Mit leuchtenden Augen schaut er sich um.

"Oh Dante! Das ist ja eine richtig tolle Idee!", freut er sich wie ein kleiner Junge. Ich kann gar nicht aufhören zu grinsen. Er ist so wunderschön, wenn er sich dermaßen freut.

"Ich muss gestehen, Colin hat mich darauf gebracht. Aber es freut mich, dass es dir gefällt."

"Egal! Ich freue mich!" Wie schön seine Augen leuchten ...

Wir verstauen die Motorradkleidung in den Taschen. Claude nimmt noch ein dünnes schwarzes Hemd mit, dass er sich überzieht. Langsam wird es frisch, aber es ist noch auszuhalten.

Da es schon dämmrig ist und gerade niemand in der näheren Umgebung zu sehen ist, schnappe ich mir Claude und küsse ihn stürmisch. Das wollte ich schon vorhin beim Essen machen.

Ich fühle Claudes Grinsen an meinen Lippen, als er seine Arme um meine Schultern legt und sich an mich schmiegt.

"Immer langsam, Cowboy", flüstert er nach einer Weile. "Wenn du so weiter machst, kann man unsere Kanonen sehen."

"Zu spät", knurre ich und sauge an seiner Unterlippe.

Lachend schubst Claude mich von sich.

"Später, Cowboy. Jetzt will ich erstmal eine Menge Zuckerwatte in mich stopfen! Und Schokowaffeln! Und gebrannte Mandeln!"

Er schnappt sich meine Hand und zieht mich mit sich. Ich stolpere ein paar Schritte vorwärts, damit ich mithalten und neben ihm herlaufen kann.

"Bist du immer noch nicht satt?", frage ich ihn belustigt.

"Motorradfahren macht Hungrig" Claude zuckt lässig mit den Schultern.

Als erstes kommen wir an den vielen Verkaufsständen an. Hier gibt es alles mögliche. Lederwaren, Schmuck, Kleidung … Und Claude schleppt mich zu jedem Einzelnen.

"Schwuchteln!" Lautes Gelächter.

Ich zucke zusammen. Wir halten immer noch Händchen und irgend so ein Vollarsch hat das natürlich gesehen und konnte es nicht unkommentiert lassen.

Ich will meine Hand zurückziehen, doch Claude hält sie eisern fest.

"Noch nicht", flüstert er mir zu. "Das gönnen wir denen nicht."

Mein Herz rast.

Dadurch, dass Michael sich so gut wie nie öffentlich mit mir zusammen als Paar gezeigt hat, blieben wir von solchen Kommentaren weitgehendst verschont. Außerdem sehe ich anscheinend nicht wie der 'typisch Schwule' aus und hatte generell wenig mit Homofeindlichkeit zu tun.

Das Gelächter wird leiser.

Claude und ich stehen gerade vor einem dieser Verkaufsstände.

"Schau mal! Diese Schmuckanhänger da!" Claudes Hand löst sich von meiner und er läuft rüber zu besagten Anhängern.

Meine Hand fühlt sich leer und kalt an. Solche Arschlöcher!
 

~Claude~

Ich kann Dantes Verunsicherung geradezu spüren. Solche Sprüche bin ich zu genüge gewohnt. Leider. Dante scheint da weniger Erfahrungen gemacht zu haben. Obwohl das eben noch harmlos war.

Oh, selige Schulzeit. Wie oft ich mich an einer Wand gedrückt wiederfand, oder mit dem Kopf die Toilette liebkosen durfte, kann ich gar nicht zählen. Dazu noch die Hänseleien, Sachen, die mir gestohlen wurden und dann irgendwann kaputt und beschmiert auf meinem Schultisch wieder auftauchten … Klar habe ich mich gewehrt. Aber wenn man allein gegen eine halbe Klasse antreten muss, zieht man eben den Kürzeren.

"Guck mal, Dante. Die zwei Anhänger. Sind die nicht schön?" Ich deute auf das silberne Anhängerpaar. Es sind zwei Stäbe mit je einer Hälfte eines Herzens darauf eingeprägt.

Ob ich die uns kaufen soll? Ist Dante schon bereit dafür?

"Schick", meint Dante. Toll! Was soll ich denn daraus jetzt lesen? "Willst du die haben?"

"Na wenn, dann sind die für uns beide. Jeder eins", wage ich den Vorstoß.

"Aber dann keine Lederbänder dazu sondern welche aus Silber." Schock-schwere-Not! Dante willigt wirklich ein?

"Klar!", freue ich mich und will schon den Verkäufer herbeizitieren, da kommt mir Dante jedoch zuvor.

"Die beiden bitte." Oh Gott! Mein Herz wummert wie blöd. Dante kauft Partneranhänger für uns!

"Suchst du die Ketten aus?" Ich nicke wie paralysiert und gehe auf die Suche.

Ich werde schnell fündig und nachdem Dante bezahlt hat, legt er mir auch gleich einen der Anhänger um. Der Verkäufer war so freundlich, sie an die Ketten zu fädeln.

Mit zitternden Fingern verschließe ich Dantes Kette in seinem Nacken. Damit fertig stelle ich mich vor Dante, nehme seinen und meinen Anhänger in die Hand und halte sie nebeneinander, sodass die Prägungen wieder ein Herz ergeben. Das ist ja so romantisch!

"Die sind wirklich schön. Nicht zu verschnörkelt", meint Dante.

"Genau deshalb hab ich sie ausgesucht." Das passt einfach besser zu ihm. Und zu mir passt ja sowieso alles. Ob kitschig oder schlicht.

Wir schlendern weiter über den Markt. Wie gern würde ich Dantes Hand wieder nehmen, aber ich möchte ihn nicht in doofe Situationen bringen.

Das ist so unfair! Diese besoffenen, grölenden Idioten, die ständig an uns vorbeischwanken, hängen doch auch aufeinander! Die pöbelt keiner an.

Dante bemerkt meinen Missmut. "Alles okay bei dir? Gefallen dir die Anhänger doch nicht?"

"Doch. Sie sind wundervoll", antworte ich. "Mir gehen nur diese besoffenen Typen auf den Geist. Fallen sich um den Hals, als würden die gleich übereinander herfallen, aber uns anmachen, weil wir Händchenhalten." Dämliche …

"Warte hier", sagt Dante plötzlich und rennt davon.

Hey!

Verwirrt schaue ich ihm nach. Er läuft nach rechts auf einen Getränkestand zu. Dort stellt er sich an, dreht sich zu mir und hebt grinsend einen Daumen in die Höhe. Was hat er vor?

Als er endlich zurückkommt, hat er zwei Flaschen Bier in der Hand.

"Hier. Eins für dich, eins für mich." Das kalte Getränk landet in meiner Hand. "Prost!" Dantes Flasche klirrt gegen meine.

"Prost." Ich bin immer noch verwirrt, als ich davon trinke. Gut ist anders, aber ich will mal nicht so sein.

"Schau nicht so. Die sind alkoholfrei. Alibi-Bier." Dante zwinkert mir zu und legt plötzlich einen Arm um meine Schulter. "Wollen wir weiter?"

Oh Dante! Jetzt verstehe ich! Mein schlauer, raffinierter Schatz!
 

Es ist schon lustig, dass man von Alibi-Bier fast das Gefühl bekommt, tatsächlich angeheitert zu sein.

Wir kichern immer wieder wie kleine Kinder und schlendern dabei über den Jahrmarkt. Aber das Beste ist, dass es wirkt! Keiner guckt uns schräg an. Obwohl Dante seinen Arm auf meinen Schultern liegen hat. Verrückt! Die denken alle, wir sind bloß betrunken.

Aber ist das nicht traurig? Es ist 'besser' betrunken zu sein, als verliebt. Verstehe einer diese Gesellschaft!

"Halt mal." Dante drückt mir sein halbleeres Bier in die Hand. Wir stehen vor einer Losbude. "Zwanzig Stück", sagt er zu der Verkäuferin und drückt ihr 8 Euro in die Hand.

"Bist du wahnsinnig?", lache ich. "Du gibst für sowas Geld aus?"

"Nein. Ich geb Geld für dich aus. Los! Mach auf!" Wir stellen uns etwas abseits. Die Flaschen landen auf dem Boden, damit wir die Lose aufpfriemeln können.

"Leider verloren", steht auf meinem ersten Los.

"Bei mir auch." Beide Lose flattern auf den Asphalt. Was für eine Umweltverschmutzung! Ich bekomme direkt ein schlechtes Gewissen. Morgen gleich was an den Umweltschutz spenden.

Am Ende stehen wir mir 19 Nieten da und einem Gewinnerlos. Als ich es bei dem Mann abgebe und er mit einem kleinen Minion-Schlüsselanhänger wieder zurückkommt, können Dante und ich uns nicht mehr halten vor Lachen.

"Du Spinner! 8 Euro für ein fünf Cent Schlüsselanhänger", giggle ich.

"Und zwanzig Papierschnipsel", fügt er an.

"Die alle im Meer landen und Babyschildkröten töten", ergänze ich.

"Wie können Papierschnipsel Babyschildkröten töten?"

"Na die fressen die." Könnte doch sein.

"Die gelangen nicht ins Meer. Übermorgen wird alles weggekehrt und im Altpapier recycelt."

"Das kommt alles in den Restmüll und der wird nach China verkauft. Und weißt du, was die daraus machen? Mit viel Chemikalien, die in die Umwelt gekippt werden?"

"Was denn?"

"Plastik-Minion-Schlüsselanhänger!"

"Ach was!"

"Wohl! So läuft das."

Dante macht einen Schmollmund und hängt sich wieder an mich.

"Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen."

"Gut so. Gib mir das nächste Mal lieber die 8 Euro und ich spende sie an eine Umweltorganisation."

"Okay." Dante bleibt stehen und zückt doch tatsächlich seinen Geldbeute. "Hier." Ich bekomme einen Zwanni in die Hand gedrückt.

"Echt?"

"Wenn du den wirklich spendest."

"Mach ich." Hundert pro. "Geht direkt an den Brasilianischen Regenwald."

"Gut." Dante lächelt wieder und gibt mir sogar ein Küsschen auf die Schläfe. Mir egal, ob das jemand gesehen hat. Jedenfalls gibt niemand einen Kommentar ab.
 

~Dante~

Da das nun geklärt ist, steuern wir die Fahrgeschäfte an, die weiter unten auf einer großen Wiese stehen.

Überall blinkt es, laute Musik dröhnt durcheinander und überall dem liegt der Duft von Süßigkeiten, Grillfleisch und Mandeln. Ich habe ganz vergessen, wie schön es auf dem Sommerfest ist. Besonders wenn man den Mann, den man liebt, im Arm hat.

Apropos Liebe. Ich schaue mich nach dem Riesenrad um. Lange suchen muss ich nicht.

"Wollen wir?" Ich nicke in dessen Richtung.

"Oh ja! Von da oben hat man bestimmt eine tolle Aussicht!" Claude strahlt mir den Blinklichtern um die Wette, wird aber dann auf einmal ernst. "Kannst du das denn? Wegen deiner Höhenangst?"

"Das geht. Solange ich etwas zum Festhalten habe. Außerdem ist es dunkel. Das hilft auch." So einigermaßen. "Nur ungesicherte Abgründe kann ich gar nicht ab."

"Gut zu wissen", grinst Claude und zieht mich Richtung Riesenrad.

Unsere Bierflaschen stelle ich neben einen Mülleimer. Vielleicht freut sich ein Obdachloser später darüber.

Die Schlange vor dem Riesenrad ist nicht allzu lang. Die meisten Besucher fahren lieber mit den aufregenderen Fahrgeschäften. So müssen wir auch nicht lange warten, bis wir in eine der Gondeln steigen können. Sobald die Sicherheitsstange vorn eingerastet ist, beginnt mein Puls zu steigen.

'Ich tu das für Claude. Für meine erste Liebeserklärung an ihn', bete ich mir innerlich vor.

"Geht es dir wirklich gut?" Wieder einmal bemerkt Claude, dass was mit mir nicht stimmt.

"Alles supi", lüge ich und lächle ihn an. Noch bin ich nicht zu sehr nervös. Daher scheint er es mir auch abzukaufen und als wir ein paar Meter über der Erde schweben, nimmt er meine Hand.

Langsam geht es aufwärts, bis alle eingestiegen sind. Die Gondel wackelt nur ganz leicht. Zum Glück! Doch als das Riesenrad mit einem Ruck loslegt und die Gondel auf und ab schwingt, gebe ich ein verdammt unmännliches Quietschen von mir. Das fängt ja gut an!

"Deine Hand ist klitschnass", meint Claude. "Sicher, dass du das schaffst?"

"Wird schon", presse ich hervor. Tief durchatmen. Nicht nach unten schauen und immer an dein Vorhaben denken!

"Dante, du musst dich nicht stärker geben als du bist. Es ist okay. Ich frage unten, ob wir aussteigen können, und …"

"Nein! Geht schon", unterbreche ich ihn. "Muss mich nur daran gewöhnen." Und das schnell. Die erste Runde ist schon rum und es folgen nur noch zwei. Doch wie soll ich ihm sagen, dass ich ihn liebe, wenn dieser dämliche Kloß in meinem Hals immer größer wird, je höher wir fahren?

'Dumme Idee!', schimpfe ich mich selbst. 'Warum musstest du dir auch ausgerechnet das hier ausdenken?'

Okay. Ruhig bleiben. Gleich sind wir wieder ganz oben. Vorletzte Chance.

Das Riesenrad bleibt sogar stehen. Zwar sind wir nicht ganz oben, aber fast. 'Jetzt!'

Die Gondel schwankt und ich klammere mich mit der freien Hand an der Stange vor mir fest. Die andere hält immer noch Claudes Hand. Hoffentlich zerquetsche ich sie ihm nicht.

'Ganz ruhig. Es kann dir nichts passieren. Und die Aussicht ist doch wirklich schön hier.' Wenn ich nur nicht auf so einem schankenden Ding sitzen würde!

Ich atme tief ein und versuche alles um mich herum zu vergessen. Nur Claude ist wichtig. Ich drehe meinen Kopf zu ihm. Er sieht mit großen Augen nach unten, schaut sich den gesamten Jahrmarkt an.

"Schade. Auf dem Handy wirkt das überhaupt nicht. Viel zu dunkel", höre ich ihn sagen. "Na ja. Muss ich mir eben alles im Gedächtnis abspeichern." Sein Lachen geht mir durch Mark und Bein.

"Claude ich …" 'liebe dich so sehr.' "Ich .." Ein Ruck und die Fahrt geht weiter. 'Nein!'
 

~Claude~

Ach herrje! Dante ist total bleich im Gesicht. Er muss sich doch nicht übergeben?

"Dante? Schatz?"

"Ich wollte dir … also was ich schon lange …" Was stammelt er sich denn da zurecht? Der arme Kerl. Total durch den Wind. Seine Höhenangst muss wirklich schlimm sein.

"Schhht. Alles gut. Komm. Ich lenke dich ein wenig ab." Mit meiner freien Hand, die nicht gerade von Dante zerquetscht wird, fasse ich zärtlich nach seinem Kinn und streichle mit dem Daumen über das kleine Bärtchen dort. Er sieht mich an wie ein Reh im Scheinwerferlicht, als ich mich zu ihm beuge und meine Lippen auf seinen leicht offenstehenden Mund lege. Wäre doch gelacht, wenn ich ihn nicht auf andere Gedanken bekomme.

Erst als wir uns wieder der Erde nähern, lasse ich den Kuss wieder enden. Soll uns ja keiner dabei zugucken. Hinterher bekommen alle da unten noch Komplexe. :-P

"Und? Geht's wieder?", frage ich mein Zuckerstückchen. Er nickt und grinst dabei so süß, dass ich ihn am liebsten wieder in Grund und Boden knutschen würde.

'Gleich.' Wenn wir wieder weit genug vom Boden entfernt sind.

Sobald ich merke, dass mein armer Hase wieder unruhig wird, entere ich erneut seinen leckeren Mund. Komischerweise versucht er mich zuerst wegzudrücken. Was soll das denn?! Doch dann gibt er nach und schafft es sogar seine Hand vom Sicherheitsbügel zu lösen und sie auf meine Wange zu legen. Na es geht doch! Er scheint richtig überrascht, als ich mich wieder von ihm löse, da wir fast unten angekommen sind.

Das Riesenrad stoppt und die ersten Leute steigen aus.

"Schon fertig?"

"Ja. Du hast es geschafft und ich bin total stolz auf dich!" Ich strahle meinen Helden an, was ihn allerdings nicht sehr zu freuen scheint.

"Wollen wir nochmal?" Fragt er das ernsthaft?

"Lass uns lieber was anderes fahren, hm? Geisterbahn?" So schön diese Riesenradfahrerei auch ist, aber erstens ist sie nach ein paar Runden nicht mehr ganz so aufregend und zweitens will ich auf keinen Fall, dass mir Dante das nächste Mal ohnmächtig aus der Gondel segelt.

Doch nachdem wir ausgestiegen sind und auf die Geisterbahn zusteuern, wirkt Dante immer noch geknickt.

"Ach Mensch. Guck doch nicht so. Ist doch alles okay", versuche ich ihn aufzumuntern.

"Ich dachte, ich schaffe es", murmelt er.

"Aber das hast du doch!" Sowas von!

"Hm … Na ja."

"Nix na ja! Wir gehen jetzt in die Geisterbahn und dann kannst du mal sehen was Angst ist." Ich freue mich jetzt schon, wenn ich herumschreie wie ein kleines Mädchen, denn ich hasse Geisterbahnen mindestens genau so sehr wie ich sie liebe.

Dante lacht leise. So sieht er doch schon viel besser aus!
 

***
 

~Dante~

"Bist du bald fertig?" Belustigt schaue ich Claude dabei zu, wie er mit seiner Zuckerwatte kämpft. War wohl doch ein bisschen zu viel des Guten.

"Ich dachte, du willst auch was", motzt er und hat dabei das rosa Zuckerzeug überall im Gesicht kleben.

"Ich esse keine Zuckerwatte. Das habe ich dir auch gesagt."

"Unromantischer Klotz!", keift er mich an und beißt in das ekelhafte Zeug.

Lachend lehne ich mich an meine Maschine.

Seit dem Weg zurück knabbert er daran herum und versucht immer wieder mir etwas davon in den Mund zu stopfen. Ich kann ihm aber jedes mal erfolgreich ausweichen.

"Schmeiß es einfach weg. Bis morgen ist der Zucker geschmolzen", schlage ich ihm vor.

Claude seufzt.

"Die schöne Zuckerwatte." Doch er folgt meinem Rat und trägt den Rest zu einem überquellenden Mülleimer ein paar Meter weit entfernt.

"Gut gemacht, Großer", lobe ich ihn und ziehe seinen schlanken Körper an mich.

"Spinner." Claude verzieht die Lippen und macht sein süßestes Lausbubengesicht.

"Das auch", grinse ich und küsse meinen frechen Buben.

Dosengeklapper und Pfiffe. Seufzend lasse ich Claude los.

"Sind die denn überall?", knurre ich und schaue den gackernden Halbstarken nach, die zum Glück in einiger Entfernung an uns vorbeischwanken.

"Du meinst Idioten? Ja. Die ganze Welt ist voll davon. Lass uns fahren."

Wir streifen und die Motorradkleidung über sowie die Helme, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.

Erschöpft, aber glücklich lenke ich meine Maschine über die Straße. Klar bin ich auch enttäuscht darüber, dass ich es wieder nicht geschafft habe, Claude eine Liebeserklärung zu machen. Aber ich bin ja selbst schuld. Eine Liebeserklärung auf dem Riesenrad. Ich. Der Kerl, der froh ist, wenn er zum anschrauben einer Glühbirne einen Dummen findet, der das für ihn macht, weil er schon Schweißausbrüche auf der dritten Leitersprosse bekommt.

Ich werde mir was anderes ausdenken müssen. Oder es ihm einfach sagen. Vielleicht nachher, wenn wir bei ihm zuhause angekommen sind. Das Velvet streichen wir für heute. Der Tag war aufregend genug.

Ich male mir gerade aus, wie ich Claude die kleinen so bedeutungsschwerden Worte vor seiner Haustür ins Ohr flüstere, da blitzt es vor uns. Nein, ich bin in keine Radarfalle getappt. Ein Gewitter zieht auf. Shit!

Sofort wird Claudes Umarmung fester. Hoffentlich ist das Gewitter noch weit entfernt. Ich gebe Gas. Die Hälfte der Strecke haben wir hinter uns. Mit ein bisschen Glück … Regen!

'Toll! Auch das noch!'

Mit dem Regen kommt Wind auf. Starker Wind. Ich drossle die Geschwindigkeit. Blitze und Donner jagen über den Himmel.

"Und jetzt?!", höre ich Claude rufen. Gute Frage.

"So kann ich nicht weiterfahren!", rufe ich nach hinten. Aber wo hin? Wir sind mitten in der Pampa. Das nächste Dorf gut acht Kilometer entfernt. Wir könnten es schaffen. Würde sich der Regen nicht in Hagelkörner verwandeln.

Wohin? Was tun?

Der Donner hört sich immer gefährlicher an. Zumal er fast zeitgleich mit den Blitzen einhergeht. Wir sind mitten im Sturm.

"Dante! Da vorn!" Claudes Arm reckt sich links neben mir und zeigt auf eine dunkle Stelle. Ich seh nix. Erst als es wieder blitzt kann ich die Umrisse einer Scheune oder eines Schuppens erkennen. Besser als nichts.

Hinter uns war ein kleiner Feldweg, meine ich mich zu erinnern. Ich bremse ab, drehe auf der Straße um und halte nach dem Weg Ausschau. Da ist er!

Die Fahrt wird holprig. Und die letzten Meter müssen wir über das Feld fahren, doch wir kommen ohne vom Blitz erschlagen zu werden bei dem Schuppen an.

Claude klettert von der Maschine und rennt zum Tor. Es scheint unverschlossen zu sein, denn er schiebt eine kleine Tür auf, indem er sich mit ihr gegen den Wind stemmt. Sobald genügend Platz ist, schiebe ich mein Motorrad hinein.

Hinter mir fliegt die Tür zu.

"Geschafft!", japst Claude schnaufend.

Ich bocke meine Maschine auf und nehme den Helm ab. Alles dunkel um uns herum. Mit dem Handy kann ich wenigstens ein bisschen Licht machen und mich hier drinnen umsehen.

Überall ist Heu aufgestapelt. Kleine Ballen, große Runde und auch loses Heu liegen in verschiedenen Nischen. Ganz hinten scheinen Feldmaschinen zu stehen.

Wieder blitzt und donnert es. So laut, dass Claude erschrocken aufschreit.

"Ich hab Angst", wimmert er und drückt sich an mich. Der Hagel prasselt laut auf das Dach der Scheune.

"Hier drin passiert uns nichts", beruhige ich ihn, obwohl ich es selbst nicht glaube. Wenn hier ein Blitz einschlägt …

"Was machen wir jetzt?"

"Das Unwetter aussitzen." Was anderes bleibt uns anderes übrig?

Ich überlege nicht lange, ziehe die Bundeswehrdecke aus einer der Satteltaschen (wie gut, dass ich die immer mit mir herumschleppe!) und breite sie auf dem losen Heuhaufen in einer der Nischen aus. Ein wenig in Form gedrückt. Fertig.

"Komm her", locke ich meinen kleinen Angsthasen.

"Wir sollen uns da drauf legen?"

"Besser als herumzustehen, oder?" Wer weiß, wie lange das Unwetter noch andauert.

"Stimmt auch wieder", seufzt Claude, zuckt jedoch zusammen, als erneut ein mächtiger Donner über uns hinwegrollt. Er hängt daraufhin so schnell in meinen Armen, dass ich nicht mal bis drei zählen kann.
 

~Claude~

Mit zittrigen Knien lege ich mich mit Dante auf die Decke. Dicht an ihn gedrängt, bete ich stumm, dass es aufhört zu gewittern.

Ich hasse Unwetter! Jedes mal wenn eins aufzieht, verbarrikadiere ich mich in meiner Wohnung.

Helles, zuckendes Licht dringt durch die Ritzen der hölzernen Wände der Scheune. Der Donner folgt auf dem Fuße und ist so laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten würde. Stattdessen klammere ich mich an Dantes Shirt und presse meinen Kopf in seine Armbeuge.

Beruhigend streichelt er mir über den Rücken und redet leise auf mich ein.

"Keine Angst, mein Süßer. Das Unwetter ist sicher bald vorbei." Ich würde es so gern glauben …

Dantes Handylicht flackert auf. Er legt es zwischen uns.

"Claude? Zitierst du?" Dante packt mich an Kinn, damit er mir ins Gesicht schauen kann. "Ist dir kalt oder hast du so sehr Angst vor dem Sturm?"

"Beides", gebe ich bibbernd zu. Das meine Angst vor dem Unwetter viel größer ist als mein Kältegefühl muss er ja nicht wissen. Meine Panik ist mir schon so peinlich genug.

Dante lächelt mich an.

"Soll ich dich ablenken? So wie du mich vorhin auf dem Riesenrad?" Soll er?

Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich ist mir gar nicht nach Knutschen. Ich will nur nach Hause und mich unter der Bettdecke verkriechen.

Abermals lacht Dante leise. Das Handylicht erlischt und ich bin für einen kurzen Moment blind, doch da blitzt es schon wieder. Ich zucke so furchtbar zusammen, dass ich fast von unserer improvisieren Liegestädte hopse.

"Ganz ruhig", flüstert mein tapferer Dante leise und zieht mich noch dichter an sich. Warmer Atem streift mein Gesicht. Ganz automatisch hebe ich meinen Kopf nach vorn. Dantes Lippen streifen meine Wange. Er schmunzelt.

"Verfehlt", meint er amüsiert. "Zweiter Versuch."

Hauchzart wandern seine weichen Lippen an meiner Wange entlang nach unten. Sie tasten sich zu ihrem Ziel: meinen Mund.

Als sich unsere Lippen treffen, merke ich erstaunt, dass ich tatsächlich ruhiger werde.

Seufzend erwidere ich Dantes Liebkosungen und teile meine Lippen für ihn. Tastend schiebt sich seine Zunge über meine Unterlippe. Ich stupste mit meiner Zunge gegen sie. Dante schmunzelt und ich kann nicht anders, kichere ebenfalls leise.

Die Ruhe in mir verwandelt sich schnell in etwas ganz anderes: Lust.

Ich fasse es nicht, dass ich wirklich geil werde! Hier! In einem Schuppen! Na ja. Unter normalen Umständen wäre es ganz reizvoll hier drinnen. Aber doch nicht während eines Unwetters! Jederzeit könnte hier ein Blitz einschlagen, das Dach vom Wind weggerissen werden. Fliegende Kühe durchs Tor gejagt kommen! Und dennoch reckt weiter südlich jemand neugierig das Köpfchen. Unfassbar!

Ich greife nach Dantes T-Shirt und ziehe ihn halb auf mich drauf. Das Heu unter der Decke raschelt. Ich hoffe, durch die Decke piksen keine Halme durch.

"Claude?" Schwer atmend löst sich Dante ein winziges Stückchen von mir.

"Ja?" Finger wandern hauchzart über meinen Hals. Ich seufze, so schön fühlt sich das an.

Wieder blitzt es. Der Donner lässt zum Glück auf sich warten. Vielleicht zieht das Unwetter endlich ab?

"Ich liebe dich." Hm? Wie bitte?

Noch ein Blitz und ich sehe Dante, der mich dicht vor mir mit großen Augen anschaut.

"Habe ich mich gerade verhört?", rutscht mir über die Lippen. "Hast du mir eben wirklich gesagt, dass du ..."

"Schätze ja", wispert mein Göttergatte mit rauer Stimme.

"Sag's nochmal!" Oh bitte! Ich habe so lange darauf gewartet!

Dante schnaubt. Belustigt oder genervt? Bitte nicht genervt? Ich bin doch jetzt nicht zu aufdringlich mit meiner Bitte gewesen?

"Ich liebe dich, Claude", höre ich Dantes wundervolle Stimme. Und sie klingt ganz und gar nicht genervt. Sondern liebevoll und einen Hauch unsicher.

"Oh Dante!", japse ich ergriffen und schlinge meine Arme um seinen Nacken. "Ich dich auch! Du ahnst gar nicht wie sehr!"

Ich bin gerade einfach nur wunschlos glücklich!

Trotz des Sturms, der unbequemen Liegestätte und der drohenden Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden.

So verdammt glücklich ...
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Niua-chan
2022-01-09T20:51:09+00:00 09.01.2022 21:51
Dir ebenfalls ein frohes neues Jahr.
Ich freue koch sehr über das Ende und musste teilweise schmunzeln. Das Dante such schämt ist verständlich und die Vorstellung wir Claude ihn in seinem Glitzeroutfit auf Händen raisgetragen hat ist wirklich genial.
Das Datr klang sehr schön, hat Dante gut gemacht. Ich habe mitgezittert als er endlich seine Liebe gestehen wollte und es nicht geklappt hat. Zum Glück ging es dann doch ^^


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