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Wish of my heart

von

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Wunsch 11 - Ich wünschte, es könnte immer so sein

Jetzt hätte ich euch doch fast den falschen Text vorgelegt O__O Nämlich den, an den ich gerade schreibe. Ach her je! Das wäre ja was gewesen xDD

Aber ich habs ja nochmal gemerkt und ihr dürft weiter mit Dante und Claude mitfiebern ^^

Viel Spaß euch dabei!
 

Wunsch 11 - Ich wünschte, es könnte immer so sein


 

~Claude~

Das Zwitschern wild gewordener Amseln weckt mich. So laut, dass ich mir ein Kissen über den Kopf ziehe. Nützt nur nix gegen diese lauten Piepbiester. Ich höre sie immer noch. Dafür ist es jetzt wieder schön dunkel. Vorher war es so verflucht hell. Warum eigentlich? 'Hab ich vergessen den Rollladen runter zu machen?'

Ich luge hinter dem Kissen hervor. Öh. Blauer Himmel über mir?

Und da fällt mir alles wieder ein.

"Dante!" Ich springe auf und schaue neben mich. Da liegt er. Mein Traummann. Mein Göttergatte. Mein Sunny zu meiner Chair. Okay. Dieser Vergleich hinkt ein wenig. Aber ihr wisst, was ich meine. Und wenn jemand von euch Sunny und Chair nicht kennt: Schämt euch!

Wohl von meinem erfreuten Ausruf geweckt, räkelt sich mein Liebster verschlafen. Goldig, wie er wegen der Helligkeit mit gekräuselter Nase herumblinzelt. Seine Locken stehen in alle vier Himmelsrichtungen ab und sein Gesicht ist total zerknautscht. Hach, ich könnte ihn auf der Stelle totknuddeln! Ach, warum eigentlich nicht?!

"Höfff!", macht mein Süßer unter mir, als ich mich auf ihn schmeiße. Natürlich nicht allzu fest.

Kichernd pikse ich ihm mit beiden Zeigefingern auf den Wangen zerknautschten herum.

"Aufwachen, mein verschlafener Prinz", flöte ich gut gelaunt. "Die Sonne lacht, die Zwitschern vögeln …"* Moment. Da stimmt was nicht. Egal.

Dante brummelt müde und reibt sich doch tatsächlich wie ein kleiner, süßer Junge über die Äugelein. Gott, wie putzig! Ich könnte ihn glatt … Ja warum eigentlich nicht?
 

~Dante~

Mein Hirn läuft noch auf Sparflamme, da werde ich plötzlich von Claude mit feuchten Schmatzern auf meinem Gesicht niedergedrückt.

"Claude … Warte …" Hilfe!

"Was hältst du von Frühstück? Ich lade dich ein. Na?" Äh was?

"Warte mal Claude", murmle ich und versuche immer noch meine Gedankengänge zu sortieren. Vor der ersten Tasse Kaffee gar nicht so leicht.

Gut. Mal von vorn. Wo bin ich? 'Auf dem Dach', fällt mir sofort ein. Ein gutes Zeichen. 'Claude liegt auf mir, knutscht mich wie ein Berserker ab und fragt mich, ob wir Frühstücken wollen.' Zu viele Entscheidungen so kurz nach dem Aufwachen für meinen Geschmack. Außerdem drückt meine Blase.

"Claude? Ich muss ma." Ich schätze nicht, dass es hier oben eine Toilette gibt.

Der Kussregen hört auf.

"Oh." Er überlegt kurz. "Sehr dolle?" Trotz meiner Müdigkeit muss ich lachen.

"Ja, Mama. Sehr dolle", antworte ich. "Und du liegst außerdem noch genau auf meiner Blase." Sehr unangenehm.

"Ups." Claude rollt sich von mir runter. Problem Nummer eins wäre erst einmal gelöst.

"Dann schlage ich vor, wir gehen runter, machen uns frisch und gehen dann rüber ins Café."

"Café? Frühstücken wir nicht hier?"

"Nö. Keine Lust", antwortet Claude und springt auf. Eilig greift er sich ein paar Sachen, die hier herumstehen und kaum bin ich ebenfalls aufgestanden, drückt er mir davon etwas in die Hand.

"Den Rest hole ich nachher", verkündet er und rennt voraus. Ähm ..

"Claude?"

"Ja?" Er ist schon fast um die Ecke veschwunden.

"Willst du nackt durch den Flur?" Und soll ich ebenfalls wie Gott mich schuf durch die Flure rennen?

Claude bleibt abrupt stehen und schaut an sich hinab. "Scheiße!"

Lachend schaue ich ihm zu, wie er wieder zu mir gerannt kommt.
 

~Claude~

Das kann mal wieder nur mir passieren! Obwohl es mir nicht allzu viel ausmachen würde, wenn mich einer der anderen Mieter nackig sieht. Aber bei meinem süßen Dante sieht die Sache schon anders aus. Der steht ebenfalls nackedeiig** vor mir. Und so darf ihn nur ich sehen!

Also Krempel wieder runter, Klamotten an, Krempel wieder aufeinandertürmen und los geht's.

"Stell's einfach hier irgendwo ab", sage ich zu Dante, als wir wieder in meiner Wohnung sind und in der Küche ankommen.

"Können wir erst noch einen Kaffee trinken?", möchte mein Hasi von mir wissen. Dabei gähnt er so herzzerreißend, dass ich Mitleid bekomme. Also drücke ich ihm schnell eine Tasse. Schon praktisch, so ein Vollautomat.

"Hier. Und jetzt ab ins Bad. Husch, husch!" Die volle Kaffeetasse in Dantes Hand, schiebe ich ihn auch schon vor mir durch die Küchentür Richtung Badezimmer.

Er schlürft derweil seinen Kaffee, als hinge sein Leben davon ab. Ich stehe bereits nackt in der Dusche, da mümmelt er immer noch an der Tasse herum.

"Hast du auch Zucker?" Sein Ernst?!

"Stell die dämliche Tasse ab und komm endlich!" Heidernei! Da habe ich mir ja einen schönen Morgenmuffel angelacht!

Grummelnd wandert die Tasse auf den zugeklappten Toilettendeckel. Meinen Bambustoilettendeckel, wohlgemerkt. Der bekommt jetzt hoffentlich keine runden Tassenränder. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mir einen Kommentar zu sparen. Ich will mal nicht so sein und trete beiseite, damit Dante mit unter die Dusche kann. Leider lässt er sich beim Ausziehen ziemlich viel Zeit.

"Danteeeee! Jetzt mach! Das Wasser wird bald kalt." Wird es nicht, aber muss er ja nicht wissen.

"Bin ja schon da." Schlurfend trottet er zu mir unter das warme Nass. "Haaa", seufzt er genüsslich, schließt die Augen und streckt den Kopf in den Wasserstrahl.

"Na geht doch", schmunzle ich.

Ich schnappe mir eine Duschgelflasche, gebe eine großzügige Menge auf meine Handinnenfläche und reibe damit Dantes Brust ein. Es dauert nicht lange, da schnurrt mein Süßer wohlig. So ist es gut.

Keine Minute später revanchiert er sich bei mir und seift mich ebenfalls ein.

"Das ist schön", säusle ich und drehe Dante meinen Rücken zu, denn er ebenfalls sofort mit zärtlichen Berührungen liebkost.
 

~Dante~

Das warme Wasser weckt langsam meine Lebensgeister. Claudes geschmeidiger Körper vor mit tut sein Übriges dazu.

In kleinen Kreisen verteile ich den Schaum auf seinen Schulterblättern, streife dann über die Wirbelsäule und fahre mit den Fingern deren perfekten Bogen nach, bis zur kleinen Kuhle oberhalb des Steißbeins. Dort stoppe ich kurz, setze meinen Weg dann jedoch fort. Claude kichert leise und beugt sich leicht nach vorn.

"Soll das eine Einladung sein?", frage ich ihn über das Rauschen der Brause hinweg.

"Wenn, dann eine kleine."

"Eine kleine?" Lachend tippe ich mit dem Zeigefinger gegen Claudes Rosette.

"Jepp", keucht er und legt die Hände auf die Duschwand, um sich abzustützen. "Du kannst mir den Muskelkater dort weg massieren."

"Das klappt?"

"Weiß nicht genau. Kommt auf einen Versuch drauf an." Alter Spinner!
 

So ganz scheint die Massage doch nicht geholfen zu haben. Jedenfalls setzt sich Claude ziemlich auffällig unauffällig auf den Stuhl des Cafés, in das er mich geschleift hat.

Es ist schön hier. Es ist mitten im Viertel unserer Community und ganz in der Nähe des Velvet, aber ich war noch nie hier. Es hat mich nie in dieses Café gezogen. Von außen sieht es ganz hübsch aus, aber das war es auch schon. Aber hätte ich gewusst, dass hinter dem Café ein schöner Außenbereich mit hohen Bäumen und kleinen Sitzgruppen versteckt ist, wäre ich schon mal eher her gekommen.

"Richtig schön hier", teile ich Claude mit, der vor mir an dem kleinen eckigen Tisch sitzt.

"Nicht wahr? Ich bin ganz oft hier." Das glaube ich gern.

"Schade, dass man von vorne nicht sieht, dass es diesen tollen Platz gibt."

Claude zuckt mit den Schultern.

"Sowas spricht sich rum." Hm. Bei mir bis jetzt noch nicht.

"Na gibt es den die Möglichkeit?! Der Schnuckel und meine hübsche Claudete! Welch Glanz in meiner tristen Hütte!" Mir bleibt fast das Herz stehen!

Plötzlich steht Betty neben unserem Tisch und strahlt uns an, als wären wir irgendeine kuriose Sehenswürdigkeit. Sie hat eine rosa Schürze mit unzähligen kleinen Regenbogen darauf um, hält einen Block in der Hand nebst Kugelschreiber. Bedient sie hier etwa?

"Hallo Betty. Machst du uns zwei mal das Frühstück-Spezial? Mit O-Saft und einer Kanne Kaffee, ja?" Allem Anschein nach tut sie das.

"Na selbstverfreilicht meine Süßen", flötet Betty, doch anstatt sich auf de Weg zu machen, um die Bestellung an das Küchenpersonal weiterzugeben, pflanzt sie sich an unseren Tisch.

Mit klimpernden Wimpern sieht sie Claude und mich abwechselnd an. Als scheint sie auf irgendwas zu warten. Oder irgendwen. Sollen wir noch mehr bestellen?

Ich räuspere mich verlegen und lächle Claude hilflos an. Doch den scheint Bettys Verhalten gar nicht zu stören. Er hält nur weiter meine Hand und wirft mir verliebte Blicke zu.

"Hach Kinder! Schaut euch doch nur an! So verliebt!" Ähm … Ich spüre, wie meine Wangen rot anlaufen und ich schaue mich verstohlen um. Es sitzen noch mehr Gäste an den Tischen. Aber keiner von ihnen nimmt Notiz von uns oder unserer aufdringlichen Bedienung. Die scheinen das schon gewohnt zu sein.

"Ja, Betty. Sind wir", säuselt Claude auch noch und drückt meine Hand.

"Ach wie mich das freut für euch beiden! Das heißt, ihr seid endlich ein Paar? So ein richtiges? Ohne diesen Probelauf?" Stopp mal! Woher weiß sie davon?

Ich werfe Claude einen fragenden Blick zu, doch der lächelt bloß entschuldigend und zuckt mit den Schultern. Toll! Aber ich will mal nicht so sein. Er und Betty kennen sich ziemlich gut. Eigentlich logisch, dass er es ihr gesagt hat.

"Wir üben noch. Sehr, sehr viel ...", antwortet Claude ihr. Den merkwürdige Druck in meinem Bauch dabei ignoriere ich.

'Von wegen üben! Ihr seid doch schon längst ein Paar. Ein sehr verliebtes noch dazu', kichert meine innere Stimme aus dem heiteren Himmel. Oh nein! Und ich dachte, ich wäre sie endlich los!

Betty derweil ist richtig aufgeregt, dann packt sie auf einmal meine ihr zugewandte Schulter.

"Claude war ja so todtraurig, weil es zwischen euch einfach nicht klappen wollte. Mein armes Schätzchen." Nun wirft Betty ihre Pranke auf Claudes Oberschenkel und tätschelt ihn mitleidig.

Claude wirft ihr einen dankbaren Blick zu.

"Wir sind auf einem guten Weg, oder Dante?", fragt er mich. Seine Augen strahlen dabei so sehr, dass ich ganz weiche Knie bekomme.

"Hmhm. Sind wir", nicke ich.

"Hach!", schreit Betty verzückt und springt auf. "Das schreit doch nach einer Runde Champus!" Und schon trippelt sie aufgeregt davon.

"Wow", flüstere ich Claude zu. Er grinst bloß.

"Sie freut sich einfach für uns."

"Das merkt man." Ich schaue nochmal rüber zum Innenbereich des Cafés in dem Betty verschwunden ist. Dann wieder zu Claude.

"War es so schlimm für dich? Als ich versucht habe, vor dir wegzurennen?" Warum frage ich? Natürlich stimmt das. Ich hab's ja selbst mitbekommen. Aber ich würde es gern von Claude hören. Damit ich mir noch wie ein größerer Arsch vorkommen kann.

"Schon", bestätigt er mir. "Aber das ist ja jetzt vorbei. Und du hast mich zu genüge dafür entschädigt." Claude beugt sich zu mir, umfasst mein Kinn und küsst mich zärtlich.

Um mich herum gerät alles in den Hintergrund.
 

~Claude~

Mein süßer, reumütiger Dante. Als ob ich ihm das alles schon nicht längst verziehen hätte. Schließlich weiß ich ja auch, wieso er so zurückhaltend war.

"Hör auf dir darüber deinen hübschen Kopf zu zerbrechen. Was vorbei ist, ist vorbei", sage ich direkt an seine Lippen.

"Ich versuch's."

"Nicht versuchen! Machen!" Dante verdreht die Augen, grinst aber. "Gut so."

"Fein. Ich werde mir keine Sekunde mehr darüber Gedanken machen", schwört er feierlich und hebt sogar seine recht Hand, wobei er die andere auf sein Herz legt.

"Brav. Bekommst von mir nachher auch ein Leckerli."

"So?" Dante grinst anzüglich. Seine Augen verschlingen mich regelrecht.

"Kinder, Kinder! Doch nicht hier! Dafür gibt es doch gemütliche Betten." Betty rauscht wieder heran. Drei Gläser und eine Flasche Blubberwasser in der Hand.

"Betten? Wie langweilig", ärgere ich sie.

Betty schnaubt und setzt sich wieder zu uns, ehe sie den Verschluss der Flasche entkorkt.

"Langweilig? Eure armen Rücken werden es mir danken, wenn ihr ein paar Jährchen älter seid. Glaubt mir."

"Mal sehen", lache ich und verteile die Gläser.

"Werde mal nicht frech. Nur weil du jetzt so einen Prachtkerl an Land gezogen hast, musst du nicht gleich übermütig werden." Großzügig füllt sie unsere Gläser und erhebt danach ihres. "Prösterchen! Auf euch beiden Hübschen. Auf glückliche Stunden und Potenz bis ins hohe Alter." Na darauf trinke ich doch gern!

"Apropos Potenz", wende ich mich an Betty. "Wie geht es dir im Moment?"

"Alles gut, alles gut", nuschelt sie in ihr Glas.

"Keine Dramen diesmal?"

"Nö." Sie stellt ihr Glas ab und lässt ihren rechten Zeigefinger über den Rand fahren. "Eigentlich recht langweilig, aber für mein armes, altes Herz mal eine schöne Abwechslung."

"Das freut mich für dich." Das hat sie auch endlich mal verdient!

"Danke Schatz." Sie schenkt sich nochmal nach und stürzt alles auf einmal runter. Alte Saufkuh.

"Wie sieht es eigentlich mit Freitag aus? Bleibt alles so?" Ich muss kurz überlegen, was sie meint.

"Ach ja! Fast vergessen." Ihr vorwurfsvoller Blick trifft mich. "Guck nicht so. Ich hab im Notfall eine App, die mich an all meine Termine erinnert." Ohne die wäre ich aufgeschmissen. Besonders in den letzten Wochen. Da gab es in einem Hirn nur Platz für Mr. Hot and Sexy, alias Dante. Gibt es ja, ehrlich gesagt, immer noch.

"Gut. Sonst hätte ich dir auch den Kopf abgerissen", motzt sie mich an und steht auf. Genau in diesem Moment brüllt jemand aus dem Café nach ihr. Hört sich nach ihrem Liebsten an.

"Komme ja schon!", brüllt sie nicht sehr Ladylike retour und marschiert davon. Einer der Gäste hebt die Hand, als sie vorbeigeht. "Ich hab dich schon vorhin winken sehen, Schatz. Sobald ich Zeit habe, bin ich bei dir." Und schon rauscht sie davon.
 

~Dante~

Ich fasse es nicht!

"Ist sie immer so?", frage ich Claude. Er nickt. "Und es kommen trotzdem noch Gäste?"

"Hier kennt jeder Betty." Schulterzucken. "Sie ist quasi schon eine Institution hier."

"Na dann …" Wo anders wäre sie sicher schon gefeuert worden. Institution hin oder her. Aber vielleicht macht das auch den Charme des Cafés aus. Was weiß ich.

Ich trinke mein Glas leer und schiebe es zur Seite. Normal mag ich dieses Blubberzeug nicht, aber ich hatte Angst, Betty würde es mir rektal verabreichen, wenn ich es nicht trinke.

"Claude? Was meinte Betty eben damit, ob es bei Freitag bleibt?" Ich bin gar nicht neugierig. Überhaupt nicht.

"Hm? Ach das! Ich moderiere zusammen mit einer anderen Schwester eine Stripshow."

"Oh. Okay." Eine Stripshow ... "Mit Männern?"

"Ja. Nur Männer. Sehr spärlich gekleidete Männer." Er grinst anzüglich. "Magst du mitkommen?"

"Ähm … Darf ich denn?"

"Wenn du über achtzehn bist", lacht Claude amüsiert.

"Ha ha. So meinte ich das nicht."

"Wie dann?"

"Na ja …" Gott, wie sage ich das denn jetzt, ohne, dass sich das doof anhört? "Magst du mich überhaupt dabei haben?" Wenn nicht, wäre das auch okay. 'Aber das würde eventuell bedeuten, dass Claude dort vielleicht nicht nur moderieren möchte …'

"Dante?" Claude schnippst mir mit den Fingern vorm Gesicht herum. "Was auch immer du denkst: Nein, werde ich nicht." Oh. Waren mir meine Gedanken so genau anzusehen? "Ich würde mich riesig freuen, wenn du mitkommen würdest." Claude lächelt mich strahlend an.

"Na wenn das so ist komme ich gern mit."

"Jippie!" Claude klatscht in die Hände. "Dann lernst du Claudete mal in voller Aktion kennen!" Stimmt. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, habe ich noch nie eine richtige Show von ihr gesehen.

"Herrje! Jetzt werde ich total aufgeregt deswegen!" Claudes Mundwinkel sacken nach unten und er sieht mich beinahe panisch an.

"Musst du nicht", grinse ich. "Du machst das sicher toll. Ich freue mich schon drauf."

"Sag das mal meinem Magen. Der spielt schon jetzt verrückt." Er tätschelt sich den Bauch.

"Der beruhigt sich sicher wieder", tröste ich ihn.

"Ich weiß nicht …"

"Doch. Ganz bestimmt. Du musst ihm nur sagen, wer der Chef ist." Claude verzieht den Mund und verdreht die Augen.

"Frühstück, meine Lieben!" Abermals rauscht Betty heran. Diesmal mit einem Servierwagen. Und der ist proppenvoll. Wer soll den das alles essen?

"Ich kann nichts essen", jammert Claude.

"Was ist denn los, Süße?" Sofort ist Betty bei ihm und hält ihm die Hand.

"Dante kommt am Freitag mit!" Das hört sich ja fast so an, als wäre es was Schlimmes.

"Kann auch zuhause bleiben", gebe ich beleidigt von mir und verschränke die Arme. Was natürlich nicht ernst gemeint ist.

"Nein! Bitte komm mit!"

"Fein. Aber dann iss gefälligst. Allein packe ich das im Leben nicht."

"Jawohl, Chef!", salutiert Claude vor mir.

Ich fange an zu lachen und schüttle den Kopf. Claude fällt mit ein. Nur Betty sieht aus, als habe sie mitten in der Nacht den letzten Zug nach Hause verpasst.
 

***
 

~Dante~

"Ich habe es gewusst." Ja, das habe ich.

"Halt es mir nur vor." Colin seufzt und zieht eine traurige Miene.

"Ich halte es dir nicht vor. Ich sage nur, dass ich dich gewarnt habe." Und das sogar mehrmals.

"Ich weiß, aber der Plan war so gut! Und er klappt ja auch. Malik ist total anhänglich. Wir reden viel miteinander und schmusen sogar viel. Ganz ohne dass er versucht, weiter zu gehen. Sogar der Besuch bei meinen Eltern lief ungeahnt gut." Ein halbherziges Lächeln auf Colins Gesicht erscheint.

"Dumm nur, dass er das alles nicht ernst meint", erinnere ich ihn.

"Ja", antwortet er gedehnt. "Und noch dümmer ist, dass ich mich immer mehr in ihn verliebe, obwohl ich weiß, dass er ein Arsch ist." Colin sieht wirklich fertig und traurig aus.

"Dann hör auf damit und halte dich von ihm fern. Du hast ihn genug an der Nase herumgeführt. Das ist ihm bestimmt Lehre genug", rate ich ihm.

"Kann sein."

"Nicht: Kann sein!", brause ich auf. "Es macht dich fertig! Also Schluss damit. Streich diesen vermaledeiten DJ endlich aus deinem Gedächtnis."

"So wie du Michael?", fragt Colin mich bissig.

"Genau! Michael ist Geschichte. Claude und ich, wir …" Ich halte inne und Colin sieht mich mit großen Augen an.

"Was, du und Claude?", hakt er auch schon aufgeregt nach. "Sag schon!"

Plötzlich wirkt er gar nicht mehr so traurig. Also gut. Wozu es ihm weiter verschweigen.

"Claude und ich sind irgendwie … also fast … nicht ganz … nur so auf Probe …", stammle ich herum. Was genau wir jetzt sind weiß ich nämlich auch nicht so wirklich. Obwohl es gut läuft und eigentlich schon viel mehr ist als eine Probebeziehung, bin ich mir immer noch nicht sicher. 'Weil du ihm noch nicht gesagt hast, dass du ihn lieeeehieeeebst.' Hat diese nervige Stimme in meinem Kopf denn nicht endlich mal Sendepause?!

"Auf Probe?" Colin runzelt skeptisch die Stirn.

"Ja. So eine Art Probebeziehung. Seit Jacks Geburtstagsfeier." Ungefähr.

"Eine Beziehung auf Probe?" Colin glotzt mich skeptisch an. "Und dazu hat Claude ja gesagt?"

"Hat er", erwidere ich kleinlaut.

Colin schüttelt seufzend den Kopf.

"Der Arme. Er muss sich fühlen, als würde er sich an jeden noch so kleinen Strohhalm klammern, den du ihm reichst."

"Was soll denn das jetzt heißen?!", ranze ich ihn an. "Claude geht es bestens! Und mir auch. Wir sind glücklich. Endlich läuft es gut zwischen uns und trotzdem meckerst du wieder."

Colin beeindruckt das wenig.

"Meinst du wirklich, Claude, einem der überschwänglichsten Typen, den ich kenne, macht eine Probebeziehung richtig glücklich?" Ich stürze die Lippen, sage aber nichts, was Colin wohl als Bestätigung auffasst. "Siehst du? Du glaubst auch nicht daran."

Ich seufze.

"Es ist ja nicht für lange", gebe ich klein bei. "Und bevor du weiter herum zeterst, ich finde ja auch, dass das nur eine halbe Sache ist, aber das brauche ich zur Zeit. Ich muss mir einfach sicher sein …" Und endlich über meinen eigenen Schatten springen. Aber der Anlauf ist einfach noch nicht weit genug dafür.

"Ach Dante." Colin legt seine Arme um meinen Hals. "Meinst du nicht, dass du Claude so langsam mal vertrauen kannst?"

"Ich versuche es. Wirklich. Aber wenn ich mich zu sehr auf ihn einlasse und es passiert wieder etwas, dann weiß ich nicht, ob ich das nochmal schaffe. Verstehst du?"

Colin zieht die Nase kraus und überlegt kurz.

"Okay. Verstehe ich. Aber jetzt verrate mir mal was. Stell dir vor, du erwischt Claude das nächste mal mit einem anderen Kerl im Bett. Würde dich das nicht jetzt schon hart treffen?"

Mein Herz beginnt zu rasen. Allein die Vorstellung, Claude mit einem anderen … Dieser Gedanke macht mich wütend, regelrecht rasend!

"Ich würde durchdrehen", antworte ich wahrheitsgemäß. "Ich würde den anderen Kerl in Stücke reißen, ich würde …" Colin fängt an zu glucksen. "Was?"

"Und was hast du gemacht, als du Michael in Flagranti erwischt hast?"

"Hä?", mache ich unhöflich.

"Na was du gemacht hast."

"Ich habe alles stehen und liegen gelassen, bin in mein Auto und weggefahren. So lange, bis ich irgendwo ein Hotel gefunden habe, wo ich übernachten konnte. Danach bin ich nach hause, habe Michael gebeten, seine Sachen zu packen und das war's."

"Das heißt, du hast nicht um Michael gekämpft, aber würdest es für Claude tun?"

Ich runzle die Stirn und überlege kurz. Würde ich das? Kämpfen? Der Gedanke, Claude plötzlich zu verlieren, ätzt mir ein großes Loch in den Bauch.

"Ich denke ja", antworte ich deshalb.

"Siehst du? Du hast nicht mal versucht um Michael zu kämpfen, aber für Claude würdest du es tun. Damit will ich nicht sagen, dass du Michael weniger geliebt hast. Ich meine nur, dass das mit Claude und dir, etwas völlig anderes ist."

"Wer weiß, wie ich tatsächlich reagieren würde, wenn ich Claude mit einem anderen erwischen würde. Realität und Gedankenspiele sind was völlig anderes."

"Trotzdem", meint Colin und sieht mich überzeugt von seinen Worten zufrieden an. "Und mal ehrlich: Ob du jetzt eurer Beziehung das Wörtchen 'Probe' vorsetzt oder nicht, macht doch kaum einen Unterschied was eure Gefühle angeht, oder?"

"Du hast ja recht", grummle ich. "Trotzdem mag ich nicht gleich in die Vollen gehen, verstehst du? Ich fühle mich noch nicht bereit, für eine richtige Beziehung."

Colin seufzt und kuschelt sich an mich, sodass ich ihn fest an meine Brust drücke.

"Ach Dante. Glaube mir, du bist bereit. Du weißt es nur noch nicht."

"Doofer Spruch!", knatsche ich.

"Aber wahr", lacht er und steht auf. "So! Und ich gehe jetzt mal nach Hause und mich für morgen hübsch machen. Malik will mit mir zusammen aufs Sommerfest."

Ich runzle die Stirn.

"Das ist dieses Wochenende?" Colin nickt. "Und er will mit dir da hin?"

"Jepp. Sogar freiwillig. Hat mich von sich aus gefragt."

"Tze", lache ich auf. "Dem muss ja ganz schön der Sack brennen." Colin stürzt die Lippen und gibt mir einen Klapps auf den Hinterkopf. "Au!"

"Selbst Schuld! Tschaui! Man sieht sich!" Ein Luftkuss, weg ist er und ich hocke wieder allein in meinem Wohnzimmer.

Grinsend schüttle ich den Kopf. Colin, wie er leibt und lebt. Erst schneit er wie ein Orkan in meine Wohnung, frisst und trinkt sich durch meine Vorräte, wäscht mir zwischendrin den Kopf und dann ist er auch schon wieder weg.
 

Das mit Malik brennt mir zwar immer noch unangenehm im Bauch, aber was soll ich machen? Als würde ich gegen eine Mauer quasseln.

'Da muss er eben selbst durch', denke ich seufzend. Das Einzige, was ich machen kann, ist warten, bis er geknickt zu mir kommt und ihn dann trösten.

"Und danach drehe ich diesem DJ den Hals um", brumme ich.

Okay. Denken wir nicht weiter darüber nach. Kann's ja eh nicht ändern, solange Colin beratungsresistent bleibt.

Sofort driften meine Gedanken wieder zu Claude. 'Sommerfest … Hm?'

Eigentlich keine schlechte Idee. Ich hatte sowieso einen kleinen Ausflug geplant für ihn. Als kleines Dankeschön für die superschöne Aktion auf dem Dach. Da wäre das Sommerfest doch ein perfekter Abschluss. Das Wetter soll dieses Wochenende so toll bleiben. Nicht zu warm und nicht zu kalt, die Abende trotzdem angenehm. Am Schönsten ist es dort immer Abends, wenn die Lichter der Fahrgeschäfte bunt blinken, während der Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte in der Luft hängt.

Mir schleicht sich ein breites Grinsen auf die Lippen und ich schnappe mir mein Handy. Es tutet nur kurz, da geht Claude auch schon dran.

/Vergil am Apparat. Sie sprechen direkt mit der Hölle/, meldet er sich, was mich zum Lachen bringt.

"Hey Vergilchen", schmunzle ich, wobei er ebenfalls lacht. "Hast du morgen was vor?"

/Weiß noch nicht. Eigentlich wollte ich lange ausschlafen nach dem langen Abend heute/, flötet er. /Ansonsten habe ich frei./

"Tja, jetzt hast du nicht mehr frei", bestimme ich, was ihn wieder zum Lachen bringt. Ich liebe sein Lachen. Es schießt mir jedes mal direkt in den Schoß.

/Daddy führt Mama also auf ein Date aus?/

"Tut er." Amüsiert schüttle ich den Kopf. Er nun wieder.

/Wann und wo? Welches Outfit?/

"Morgen Nachmittag, ich hole dich um 15 Uhr ab, dann kannst du ordentlich ausschlafen. Wir werden den Tag draußen verbringen, deshalb bequeme Kleidung."

/Uhhh!/, freut er sich hörbar. /Wohin geht's denn?/

"Verrate ich nicht. Soll eine Überraschung werden."

/Oh ich hasse Überraschungen, wenn ich nicht weiß, worum es sich dreht!/

Ich lache auf.

"Da weißt du ja, wie es mir gegangen ist."

/Trotzdem/, schmollt er. /Komm! Sag mir, was du geplant hast! Ich will es wissen./ Neugieriger Kerl!

"Ist das nicht der Sinn einer Überraschung? Dass man nicht weiß, um was es geht?", frage ich ihn immer noch kichernd.

/Bei mir nicht! Ich weiß immer über alles Bescheid./ Das wage ich zu bezweifeln.

"Tja, mein Lieber, heute musst du leider mal eine Ausnahme machen." Er schnaubt, was mich wieder zum Lachen bringt. 'Ich liebe ihn so sehr …'

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ich würde es ihm so gern laut sagen.

/Dante?/

"Hm?"

/Sag mal träumst du, während ich mit dir telefoniere?/

"Ja. Von dir", säusle ich.

/Boha! Wie billig!/, lacht er auf. /Gefällt mir. Weiter so./ Mein süßer Spinner! /Ich wollte wissen, ob du danach vielleicht bei mir … oder ich bei dir .../

"Gerne", antworte ich mit rauer Stimme. "Sofern dir meine Überraschung überhaupt gefällt." Man weiß ja nie. Besonders bei Claude nicht, denn meine Idee könnte bei ihm auch nach hinten losgehen.

/Hmmm…/, raunt er gedehnt in den Hörer. /Also wenn deine Überraschung eine totale Nullnummer ist, dann musst du morgen Nacht leider alleine schlafen./

"Na dann sollte ich mich besser mal anstrengen", schmunzle ich.

Claude kichert amüsiert. /Besser wäre das. Aber für den Fall der Fälle, du könntest deine desaströse Überraschung auch mit einem netten Abendessen retten. Ich liebe französisches Essen. Nur so als Tipp./

"Ich werde es im Hinterkopf behalten", verspreche ich ihm grinsend. "Ich hole dich um 15 Uhr ab, okay?"

/Ich kann es kaum erwarten./ Ich auch nicht.

"Und heute Abend? Bleibt es bei neunzehn Uhr?"

/Japp. Du kommst zu mir, dann düsen wir gleich los./

"In Ordnung. Bis nachher."

/Okay. Claudete freut mich schon! Küsschen!/ Aufgelegt.

"Du bist echt ein Spinner, Süßer." Zum Glück hat er das nicht gehört.
 

***
 

~Claudete~

Genervt knete ich an meinem Schaumstoffhintern herum. Der will heute so überhaupt nicht sitzen.

"Mistding!" Es bringt nichts. Nochmal ausziehen das Teil und neu reinschlüpfen. Und wenn's dann immer noch nicht hinhaut, werde ich wohl oder übel doch die Pans anziehen müssen. Obwohl die mir für den heutigen Anlass etwas zu schmal gebaut sind. Deshalb habe ich meine althergebrachten Schaumstoffzuschnitte mal wieder aus der Mottenkiste geholt. Doch als ich mich gerade aus meinem Arsch pellen möchte ***, klingelt es. Mit großem Entsetzen stelle ich fest, dass es schon 19 Uhr ist.

"Dante!" Mist, Mist, Mist! Mein Göttergatte ist da und ich stehe hier mit meinem delligen Schaumstoffarsch herum. "Ahrg!"

Aber wie dachte ich eben schon? Bringt ja nix. Dante draußen warten zu lassen, wäre noch schlimmer.

"Ja?", frage ich in die Sprechanlage. Könnte ja sein, dass nur ein garstiger Postbote bei mir klingelt, weil Frau Schöppenstedt mal wieder was im Shoppingkanal bestellt hat und die Klingel wieder nicht hört.

/Ich bin's. Kommst du runter?/ Mein Herzlein macht einen Satz. Diese Stimme!

"Bei mir dauert es noch. Komm hoch." Ich drücke auf den Summer, höre, wie die Haustür aufgedrückt wird.

Ich warte kurz, bis ich Dantes Schritte höre und öffne dann die Wohnungstür. Dante ist noch nicht ganz oben, trotzdem stehe ich genau vor meiner neugierigen Nachbarin.

"Hallo Frau Schöppenstedt", grüße ich die alte, garstige Dame.

Dante, der just in diesem Moment oben ankommt, bleibt stehen und sieht erst mich, dann die alte Kuh gegenüber an. Langsam zucken seine Mundwinkel nach oben. Na danke auch!

"Herr Bonnet!" Sie greift sich theatralisch an die Brust, während sie mich von oben bis unten mustert. Meine geballte Weiblichkeit scheint sie schier umzuhauen. Kann ich verstehen. Ich möchte nicht wissen, wann sich die Zicke das letzte Mal ohne ihre hässliche Kittelschürze im Spiegel gesehen hat.

"Das … das …", stottert sie herum.

"Das ist mein dicker Schaumstoffarsch, liebe Frau Schöppenstedt. Und an den können sie mich gerne mal …"

"Ähm Claude?" Dante kommt langsam auf mich zu. Eine Hand vor seinen Mund gelegt, als würde er verhindern wollen, gleich laut loszulachen. Findet er meine Kurven so lustig? Dabei hat er doch schon einiges von meinen Utensilien gesehen. Und die waren weitaus gewöhnungsbedürftiger.

"Du hast unter deiner Strumpfhose kein Höschen an. Schon wieder." Wie?

Ich schaue an mir hinab. Ach ja. Da war ja was. Ziemlich durchsichtig das dünne Nylonstöffchen.

Nun gut. Wie heißt es so schön? Krönchen richten und aufstehen. In meinem Fall Hintern richten und Näschen hochhalten. Immer die Würde bewahren!
 

~Dante~

"Das nächste Mal verlange ich Eintritt für meine Piepshow. Nur damit Sie es wissen, Frau Schöppenstedt. Schönen Tag Ihnen noch."

Elegant, wie es nur Claude kann, macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet in seiner Wohnung. Ich grinse immer noch vor mich hin, nicke der empörten Nachbarin zu und sehe zu, dass ich hinterher komme.

Als die Tür hinter mir zufällt, breche ich endgültig zusammen.

Lachend lehne ich mich mit dem Rücken an der Tür. Claude, oder besser gesagt Claudete, steht vor mir, eine Augenbraue nach oben gezogen und mit einem Gesicht, der jeden anderen wahrscheinlich in die Flucht geschlagen hätte.

"Dauert das Gelache noch lange, oder kann ich dich endlich ordentlich begrüßen?", fragt er nach einer Weile.

"Sorry", japse ich. "Aber das war zu … zu komisch! Wie die geglotzt hat! Und dann standest du da … und … und … bffahhaha!" Ich krieg mich nicht mehr ein!

Claudete verdreht die Augen und seufzt laut.

"Ja, schon gut. Sehr witzig. War's dass dann? Ich bräuchte mal deine Hilfe, wenn du schon mal da bist. Du kleine Kichererbse."

"Okay", räuspere ich mich und bemühe mich ernsthaft, ruhig zu bleiben. Es gelingt mir auch zum Glück. Ich will nicht wissen, was sie sonst mit mir gemacht hätte.

Möglichst ruhig folge ich Claudete ins Schlafzimmer. Dort sieht es aus, als habe eine Bombe eingeschlagen.

Auf dem Bett liegen verschiedene Kleider. Köpfe mit Perücken sind dahinter am Kopfende des Bettes aufgereiht. Einer über jedem Kleid. Und darunter passende Schuhe. Einer schillernder als der andere.

"Kannst du dich nicht entscheiden?", frage ich und deute aufs Bett.

"Nicht so wirklich", gibt Claudete zu. "Aber bevor ich mir darum Gedanken machen kann, muss ich erstmal meinen Hintern sortieren. Aber vorher ziehe ich mir doch besser ein Höschen drunter. Vielleicht rutschen meine Backen dann mal nicht ständig durch die Gegend." Krampfhaft versuche ich nicht wieder loszulachen. Claudetes Hintern sieht tatsächlich irgendwie … schräg aus. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Mit etwas Hilfe meinerseits steigt Claudete samt den Schaumstoffpolsterungen aus der Strumpfhose und reicht sie mir. Danach geht sie zum Schrank und zieht ein hautfarbenes Etwas hinaus und klettert mit den Füßen zuerst hinein.

"Willst du dich kastrieren?", frage ich sprachlos. Das Teil klemmt alles ab. Was sicherlich so gewollt ist, aber … Autsch!

"Das sieht unbequemer aus, als es ist", meint Claudete nur und winkt sich ihre Strumpfhose heran. Ich reiche sie ihr.

Angezogen, zupft sie hier und da, ruckelt, drückt und zieht. Das artet ja echt in Arbeit aus.

"Ha! Passt!", ruft sie nach einigen Minuten triumphierend. "Vorhin war einfach der Wurm drin. … Oder besser gesagt, nicht drin." Claudete kichert mit dunkler Stimme. Ich muss schlucken, denn diese tiefe Stimmlage löst bei mir immer noch sehr prickelnde Gefühle bei mir aus.

"Nun rutscht nichts mehr. Auf zu den Kleidern!" Ich werde zur Seite gescheucht.

"Was meinst du?" Nachdenklich steht sie vor ihrem Bett. Ich stelle mich daneben und schaue mir jedes einzelne Outfit an. Vier Stück an der Zahl sind es. Jedes ist eng geschnitten und besetzt mit Paletten. Hier und da gibt es Stoffe die von sich aus schon glitzern. Eins hat schwarze Federn oben am Kragen, die grünlich schimmern. Sicher Hahnenfedern. Das Kleid ist kirschrot. Dazu eine weißblonde Perücke.

"Weißt du, was die andere Drag Queen anzieht?" Claude hatte doch was von einer weiteren Moderatorin gesagt, soweit ich mich erinnere.

"Ah ja stimmt! Ich rufe sie mal schnell an!" Sie läuft an mir vorbei und zwickt mir in den Hintern. Aua! "Mein schlaues Dantilein!" Scherzbold.

Claudete setzt sich an ihren Schminktisch und kramt in einer Handtasche herum. Heraus zaubert sie ein Smartphone, das in einer grellpink glitzernden Hülle steckt. "Seit wann hast du denn die?" Claude hat doch so ein braunes Lederteil.

"Hm?"

"Die Hülle."

"Ach die! Schon ewig." Claudete muss meine Verwirrung bemerken. "Schatz. Das ist mein Arbeitshandy. Als Claude habe ich ein anderes." Das ergibt irgendwie Sinn. "So ist es einfacher", erklärt sie weiter. "So kollidiert nichts mit meinem anderen Beruf."

"Verstehe. Gute Idee."

"Ich habe nur gute Ideen, Schätzchen." Sie zwinkert mir zu und ruft anschließend ihre heutige Kollegin an.

Während sie wartet, dass jemand dran geht, prüft sie nochmal ihr Make-Up. Es scheint noch nicht ganz fertig zu sein. Ihre Lippen sind noch ungeschminkt. Wohingegen ihre Augen verrucht dunkel geschminkt sind.

"Na endlich!", bläst Claudete ins Handy. "Hattest du deine Schmierfinger mal wieder wo anders, oder warum gehst du nicht an dein Telefon?" Eine schrille Stimme am anderen Ende ist zu hören. Allerdings zu leise, um zu verstehen, was gesagt wird. "Immer mit der Ruhe, Goldie. Musst dich ja nicht gleich so aufplustern. Was ich fragen wollte, was ziehst du heute an? Damit ich mich farblich von dir abheben kann." Claudete grinst mich frech an. Wollte sie sich nicht mit ihr abstimmen? "Also in die Richtung Blau? Mit Gold. Natürlich Mrs. Rain. Wie könnte es auch anders sein. Fein. Dann gehe ich in die Gegenrichtung. … Alles klar. Und sei pünktlich. Nicht, dass ich dich wieder fünf Minuten vor Beginn von deinem heutigen Toyboy runterziehen muss." Noch lauteres Geschnatter am Telefon. Claudete lacht schrill und legt einfach mit einem "Bye Goldie" auf. "Huh!"

"Goldie?" Manche Drag Namen sind wirklich einfallsreich und lustig, aber Goldie?

"Mrs. Goldie Rain. Frag mich bitte nicht nach ihren sexuellen Vorlieben. Die mag ich auch gar nicht wissen." Oh … Ehh!
 

~Claudete~

Mein armer Hase verzieht das Gesicht.

"Genau", lache ich und stehe auf. "Also, mein Süßer. Wir nehmen das Rote." Beschlossene Sache. "Mit oder ohne Tittchen?" Und wenn ja, wie groß?
 

Während ich mich also anziehe und über meine Körbchengröße grüble, hockt sich Dante ins Eckchen und schaut mir dabei mit großen Augen zu.

So muss ich damals als kleiner Junge ausgesehen haben, wenn ich meiner Mutter beim aufhübschen zugeschaut habe. Zwar ging sie dabei ein wenig dezenter vor, aber es war für mich trotzdem immer wieder ein Spektakel. Besonders wenn sie fertig war und ich mir auch etwas aussuchen durfte, was ich mir ins Gesicht schmieren durfte. Meist entschied ich mich für ihren pinken Lippenstift. Leider durfte ich in ihrem Beisein nicht auch noch die Augen passend dazu schminken. Das habe ich dann heimlich gemacht. Anfangs.

Hach. Selige Kindheitserinnerungen. Ob ich Dante verraten soll, das meine Mutter auch zur Show kommt? Sie ist mit meiner Nichte dort. Sie heiratet in drei Wochen und deshalb haben sie den Junggesellenabschied extra wegen der Show vorgezogen. Was mich zu der Frage bringt, ob ich meinen göttlichen Dante fragen soll, ob er mit möchte. Auf die Hochzeit meine ich.

Ist es dafür noch zu früh? Überrumple ich ihn damit, wenn ich ihn frage? Ich seufze. Mal sehen, wie sich die nächste Woche entwickelt. Ich kann es ja mal anklingen lassen. Vielleicht sagt er ja von sich aus was. Wie heute Morgen. Als er gefragt hat, ob er heute mit darf.

"Soll ich?" Dante steht hinter mir. Wo kommt der so plötzlich her? "Dein Reißverschluss", schiebt er erklärend nach, weil ich ihn wohl anschaue, wie ein grell geschminktes Waschbärenweibchen.

"Ja. Danke", nicke ich und beuge den Kopf nach vorn, damit er auch oben gut drankommt.

Mit einem leisem Zip-Geräusch schließt er den Reißverschluss meines Kleides. Danach drückt er mir doch tatsächlich seinen Mund in den Nacken. Die Gänsehaut, die deswegen über meinen Körper jagt, lässt mich sehnsuchtsvoll seufzen.

"Wenn du damit weitermachst, bin ich diejenige, die von dir gezogen werden muss, um nicht zu spät zu kommen", raune ich.

Dante lacht und wagt es doch sogar noch seine Hände von hinten um meinen Bauch zu legen.

"Willst du mir damit sagen, dass ich dein heutiger Toyboy bin?" Meine Mundwinkel zucken nach oben und ich drehe mich in seiner Umarmung zu ihm um.

"Du bist mehr als mein Toyboy, Hase. Und ganz sicher nicht nur heute. Das weißt du hoffentlich." Falls nicht, muss ich nachher nochmal dringend mehr Überzeugungsarbeit leisten.

"Darf ich dich küssen?"

"Noch ja. Aber wenn ich mich gleich fertig geschminkt habe, dann nihmmm…" Abgewürgt. Durch einen leidenschaftlichen Kuss. Gibt es was Schöneres?
 

***
 

~Dante~

"Claudete! Wo bleibst du?" Das muss diese Goldie sein, die auf uns zugerannt kommt, als sei eine Horde Wölfe hinter ihr her. "In ein paar Minuten geht es los und … Oh hallo." Ich wurde entdeckt. "Bist du einer der Teilnehmer? Ich kann dir die Umkleide zeigen und dir helfen ein passendes Outfit zu finden. Der Bauarbeiter wäre noch frei, soweit ich weiß." Schluck!

"Nimm deine schlecht manükierten Krallen von ihm! Dante gehört zu mir und zieht sich vor niemanden außer mir aus, verstanden?" Claudete baut sich zwischen Goldie und mir auf. Doch mit ihrer imposanten Größe schüchtert sie die dralle Goldie nicht ein. Sie legt nur den Kopf schief und zückt einen goldenen Fächer, den sie kokett aufschnappen lässt und sich damit Luft zufächert.

"Komm runter. Ich bin ja schon lieb. Beeil dich lieber mal. Sonst stolpern die ersten Kerle ohne unser Geleit auf die Bühne." Flump! Der Fächer wird wieder eingeklappt und Goldie donnert in dem schmalen Flur des Nachtsclubs voraus. Wir folgen ihr schnellen Schrittes.
 

In diesem Club war ich noch nie. Stripclubs sind auch nicht so meins. In meinem Stammclub gibt es zwar auch sehr spärlich bekleidete Jungs, aber jetzt gezielt so einen Schuppen aufzusuchen, daran hatte ich noch nie Interesse. Außerdem handelt es sich hier um einen gemischten Club. Frauen und Männer gehen hier ein und aus. Auch nicht so meine Vorstellung von Abendgestaltung.

"Dante, Schatz? Hier rein! Schläfst du?" Ein paar Schritte hinter mir höre ich Claudetes Stimme.

"Sorry." Verlegen lächelnd drehe ich um und geselle mich wieder an seine Seite.

"Was ist? Ist dir nicht gut, Hase?" Schon habe ich Claudetes Hand auf meiner Stirn.

"Alles gut", beruhige ich sie. "Bin nur nervös."

"Nervös? Warum denn? Wenn, dann sollte ich das sein."

"Noch nie einen nackten Kerl gesehen?", lacht diese Goldie.

"Halt deine Schnattergusche!", keift Claudete sie an. "Und? Was ist los mein Süßer?" Sie sieht mich wirklich besorgt an.

Ich schüttle den Kopf.

"Schon gut. Ich bin nur neugierig, wie das jetzt alles abläuft. Das ist alles." Was auch stimmt.

"Na schön. Dann will ich dir mal glauben." Sie zwinkert mir zu und streift mit dem Daumen über meine Lippen. Schade, dass wir uns jetzt nicht küssen können …

"Los! Auseinander ihr beiden! Die Bühne ruft!" Goldie. Sie wird mir langsam wirklich unsympathisch.
 

Wieder laufe ich hinter Claudetes schillerndem roten Kleid nach. Sie sieht wirklich atemberaubend darin aus.

Meerjungfrauenschnitt, so erklärte sie mir, heißt die Form des Kleides. Dazu oben der Kragen mit den Federn, mit dem sie aussieht wie eine Königin. Ihre Perücke ist weißblond, glatt und geht ihr vorn bis runter zu den Oberschenkeln. Passender Schmuck und schwarze Glitzerpumps runden das Bild ab. Ich bin echt beeindruckt.

Wir kommen hinter der Bühne an, die mit einem roten Vorhang abgehängt ist.

"Soll ich hier bleiben?", frage ich Claudete. Hoffentlich nicht. Wie soll ich sonst die Show sehen?

"Du wirst gleich abgeholt, meine Sahneschnitte." Ich werde abgeholt? "Ich muss nur noch das Zeichen geben." Claudetes Kopf schlüpft durch den Vorhang. Was tut sie da? Es dauert nicht lange und sie kommt wieder lächelnd auf mich zu.

"Du musst jetzt tapfer sein, mein liebster Dante. Versprichst du mir das?"

"Was? Wieso?" Was hat dieses Aas wieder vor?

"Claudete? Wo seid ihr?" Eine Frauenstimme rechts von mir.

"Hier drüben Mutti!" Claudete winkt der Frau zu.

Moment mal! Mutti?!

"Atmen Dante. Immer schön amten. Und nicht nervös werden. Dazu gibt es keinen Grund, ja?" Oh ich könnte ihm den Hals umdrehen! Lässt mich einfach ins offene Messer laufen! Ins Mutti-Messer!

"Hallo Mutti", trällert Claudete und zieht eine kleine Frau Ende vierzig, Anfang fünfzig in die Arme. Luftbussi links, Luftbussi rechts.

Wie Claude hat sie blondes Haar. Mächtig auftoupiert und ihr Gesicht ist fast so auffällig geschminkt wie das von Claudete. Oi!

"Wow!" Claudes Mutti schiebt ihren Sprössling ein Stück von sich, lässt aber nicht ihre Arme los, und betrachtet Claudete ausgiebig. "Wunderschön! Du bist eine wahre Augenweide!"

"Dankeschön Mutti. Du aber auch." Ich schaue meinen Partner auf Probe mit offenen Mund an. So brav kenne ich ihn ja gar nicht! Dankeschön Mutti? Hätte ich das zu ihm gesagt, hätte er wahrscheinlich sowas gesagt wie: Ich weiß, Schätzchen. Trotzdem Danke.

"Darf ich dir Dante vorstellen? Auf den ihr heute Abend aufpassen sollt. Sehr gut aufpassen. Er ist alles, was ich habe. Also seid lieb zu ihn, ja?" Mich trifft gleich der Schlag! Aber vorher gehe ich diesem Heimlichtuer noch an die Gurgel!

"Hallo Dante! Schön, dich endlich kennenzulernen. Ich bin Simone. Claude hat mir schon sehr viel von dir erzählt." Ach, hat er das? Hat er? Echt? Er hat seiner Mutter schon von mir erzählt?

"Schön", antworte ich mit rauer Stimme, nehme ihre dargereichte Hand entgegen und lächle so gut ich kann. "Wirklich schön …"

"Das wird ja so ein toller Abend, nicht wahr? Ich bin so gespannt! Wir haben für dich einen Platz freigehalten."

"Wie schön." Heute ist ja alles so schön …

"Muttchen? Ihr geht jetzt besser. Wir fangen gleich an." Claudete schiebt uns praktisch nach vorn. Und Mutti hakt sich bei mir ihm Arm ein, als würden wir uns schon ewig kennen. 'Hat Claude ihr gesagt, dass wir beide … zusammen … also praktisch zusammen sind?'

Ich drehe nochmal meinen Kopf um Claudete anschauen zu können. Ihr entschuldigendes Lächeln hilft ihr jetzt auch nicht mehr weiter. 'Wir reden uns noch, Freundchen!'
 

***
 

~Claudete~

"Himmel noch eins! Seht euch diesen Knackarsch doch nur an!" Ich atme scheinbar aufgeregt ins Mikro. "Wenn der mal nicht zum Reinkneifen einlädt!" Und schon bekommt der Kerl neben mir meine Fingernägel zu spüren. Durch sein festes Gesäß rauscht ein kleines Erdbeben vor Schreck und ich fange an zu lachen.

"Ist da jemand etwa schüchtern?"

"Kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei der heißen Show, die er eben auf's Parkett gelegt hat", rumpelt Goldies volle Stimme durch den Raum. Sie fächert sich wild vorm Gesicht herum.

"Also was meint ihr? Wie fandet ihr die Show dieses Hengstes mit der langen Peitsche?" Laute Jubelschreie und Pfiffe.

"Ich schätze, es hat ihnen gefallen, Claudete."

"Sehe ich auch so. Kannst stolz auf dich sein, Cowboy." Patsch! Der Kerl hat wirklich einen knackigen Hintern. "Wenn du mehr davon willst, in einer halben Stunde habe ich Feierabend", raune ich ihm zu, natürlich gerade so laut, dass die Zuschauer es auch hören. Diese lachen und feuern mich sogar an.

Sofort wandert mein Blick zu Dante. 'Bitte sei nicht wieder böse auf mich! Bitte, bitte!'

Zu meiner Erleichterung grinst er mich an, obwohl er leicht den Kopf schüttelt. Uff!

Ich hatte ganz schön Bammel, dass er mir die Aktion mit meiner Mutter übel nimmt. Anfangs hat er das auch. Das konnte ich ihm deutlich ansehen. Aber inzwischen scheint er sich ganz gut mit meinen Chaosweibern da unten zu unterhalten.

Mutti hat ihn unter ihre mütterlichen Arme genommen und meine Nichte unterhält sich auch augenscheinlich auc gut mit ihm. Wunderbar! Er muss sich da unten vorkommen wie der Hahn im Korb. Umringt von geifernden Frauen. Wäre Dante nicht schwul, würde ich mir vielleicht sogar Gedanken machen.

Zum Glück scheint es ihm wiederum nicht viel auszumachen, dass ich hier oben auf der Bühne mit den Kerlen herum schäkere. Gehört natürlich alles zum Job. Da muss man schon mal hin und wieder an etwas intimere Stellen greifen. Natürlich ist auch das alles vorher abgesprochen. Ich würde nie an einen fremden Schwanz gehen, ohne die Einwilligung zu haben.

"Und nun Ladys und Gentleman. Macht euch auf einen mächtigen Hammer gefasst", kündigt Goldie den nächsten Nackedei an.

"Pete schwingt nicht nur besagten Hammer während seiner Arbeit … Nein, nicht was ihr jetzt denkt. Ihr versauten Schnecken. Pete ist Schreiner und in seiner Freizeit opfert er sich der Allgemeinheit und zielt mit seinem Schlauch auf glühende Glutnester."

"Einen zündenden Applaus für Pete, den Feuerwehrmann!"

"Holt schon mal die Feuerlöscher raus, jetzt wird's heiß!" Goldie lässt ihren Fächer fast in Lichtgeschwindigkeit wedeln, während wir Platz auf der Bühne machen für den nächsten Act.

Das Licht wird gedimmt, dann geht es mit einem lauten Paukenschlag wieder an, die Musik beginnt und Pete, der arg spärlich bekleidete Feuerwehrmann, rennt auf die Bühne. Er hat sogar einen Schlauch in der Hand. Einen Gartenschlauch. In Gelb. Hoffentlich ist der in seiner Hose nicht auch so enttäuschend …
 

~Dante~

Die Mädels am Tisch fangen an zu kreischen. Au! Morgen bin ich taub! Und wenn ich Pech habe, darf ich auch einen Kater mein Eigen nennen.

"Los! Noch einen!" Simone schiebt mir ein Glas zu. Baileys. Mir hebt's gleich.

"Bitte. Simone. Ich kann das Zeug nicht mehr riechen", wehre ich sie ab.

"Wir wollen mal nicht schwächeln! Los!"

"Nee. Schluss für heute." Entschieden schiebe ich das Glas von mir. Simone macht einen Schmollmund, den sie eindeutig an Claude weitervererbt hat, und trinkt kurzerhand das für mich bestimmte Gesöff mit einem Schluck leer.

Obwohl es, wie ich zugeben muss, ganz lustig hier ist mit Mutti. Und die Show … Na ja. Nicht ganz mein Geschmack. Zu plakativ. Aber den anderen scheint es zu gefallen, also was soll's. Ich bin ja auch nur wegen Claude hier. Also wegen Claudete. Und ich muss sagen, sie haut mich jedes Mal wieder vom Hocker. Ihre Bühnenpräsenz ist unglaublich. Sie ist wie dafür gemacht. Ich bin richtig Stolz auf Claudete. Stolz und total verknallt. Wie selbstsicher Claudes Alter Ego über die Bühne schwebt. Selbstsicher und verrucht. Was ja zur Show gehört. Und es stört mich auch kaum, dass da oben ständig andere nackte Muskelprotze neben meinen Freund stehen. Jedes Mal, wenn Claudete mit einem von ihnen herumschäkert oder gar auf Tuchfühlung geht, schaut sie danach gleich zu mir, als wolle sie sich vergewissern, dass alles okay ist. Ist es zu meiner Verwunderung auch. Ich vertraue Claude. Ein Gefühl, dass ich erst wieder kennenlernen muss.

"Wie isses denn so?", fragt mich eine von Nicoles arg angeheiterten Freundinnen plötzlich und reißt mich aus den Gedanken. Nicole ist Dantes Nichte und feiert heute mit ihren Freundinnen ihren Junggesellinnenabschied.

"Mit 'nem Mann?", ergänzt die neugierige Freundin.

Ich habe leider schon zu viel Alkohol intus, als dass ich sofort antworten könnte. Erstmal muss mir bewusst werden, wie dämlich diese Frage ist. Wird es zum Glück dann auch und ich lache zischend auf.

"Wieso fragst du? Lesbisch oder hast du noch nie?" Ich bin ziemlich stolz auf meine einigermaßen klugen Gegenfrage.

Karin, besagte Freundin, zieht die Stirn kraus, dann lacht sie schallend.

"Neee. Nich lesbüsch. Und 'ne Jungfrau bin ich schon lang nich mehr."

"Seit der Realschule, das kleine Miststück!", gackert eine Andere. Hab ihren Namen vergessen.

"Sei ruhig Pauline!" Ah. Pauline. Genau. "Ich mein, wie es is. Wenn zwei Männer … Du weißt schon." Sie lässt ihre langen Wimpern klimpern.

"Miteinander Ficken?", helfe ich ihr auf die Sprünge. Um mich herum kichert es. Betrunkene Frauen sind echt schlimm! **** "Wie ist es denn zwischen Männern und Frauen?" Diese Fragerei regt mich langsam auf.

"Kompliziert", wirft Pauline ein.

"Armen!", trällert Karin. "Mit dem gleichen Geschlecht ist es doch bestimmt viel einfacher, oder?"

"Nicht wirklich", zerstöre ich ihre Illusion. "Wo Liebe ist, sind auch Zweifel, Angst und Unsicherheit." Verdammt! Ich hätte doch noch ein Glas trinken sollen. Dann würde ich jetzt nur dumm grinsen und gar nichts mehr sagen, anstatt einen auf armen Poeten zu machen.

"Hey! Ihr wisst schon, dass ich nächste Woche heirate, oder?", beschwert sich Nicole.

"Ich sage ja nicht, dass es schlecht ist", wende ich ein. "Es ist halt am Anfang meist kompliziert mit der Liebe. Und da spielt es keine Rolle ob man hetero oder schwul ist. Ob Mann oder Frau." Okay. Ich brauche sofort noch einen Drink!

Ich angle mir eins der Jacky-Cola Mische vom Tablett vor uns und stürze es runter. Viel besser.

"Und was ist mit dir? Hast du mit Claude was am Laufen?" Gut, dass ich schon runtergeschluckt habe. Karin mustert mich neugierig und ich kann spüren, wie sich nach und nach die neugierigen Blicke der anderen am Tisch ebenfalls auf mich richten. Besonders der von Simone brennt sich in meine Stirn.

Es ist ja nicht so, dass ich lügen, und das mit Claude und mir verschweigen möchte. Aber es bestätigen will ich auch nicht. Denn ich weiß nicht, ob es Claude recht wäre. Und es geht ja auch niemanden hier etwas an.

"Kein Kommentar", antworte ich deshalb. Leider etwas voreilig.

"Also ja! Ihr habt was zusammen!", gackert auch schon Karin los. Fuck! Daran bin ich jetzt selbst schuld. "Heiß!"

Anstatt etwas zu erwidern, schnappe ich mit das nächste Glas.

Zu meiner Erleichterung fangen alle umstehenden Gäste genau in dieser Sekunde an zu grölen. Der Möchtegernfeuerwehrmann hat die letzten Hüllen fallen lassen. Nett. Aber auch nicht sehr beeindruckend.

Viel schlimmer ist, dass er sich jetzt den billigen, gelben Gartenschlauch schnappt und auf ihm herumreitet. Tiefer kann das Niveau echt nicht mehr sinken. Hoffe ich …
 

Die Show des Feuerwehrmanns endet und Claudete und Goldie betreten wieder die Bühne. Der nackte Schlauchträger schnauft erschöpft und glänzt dabei wie eine Speckfliege. Sexy ist anders.

"Aber holla! Mr. Feuerwehr." Claudete wedelt sich mit der Hand Luft zu. "Die Hütte brennt ja fast. Ich hoffe, dein Schlauch ist gut gefüllt."

"Klar. Immer", prallt der Kerl und grinst dreckig, weil einige Zuschauer vor Verzückung zu Schreien beginnen. Ich beginne mich langsam fremd zu schämen. Schnell noch ein Gläschen.

"Darf ich mal anfassen und mich dessen selbst überzeugen?" Oh nein! Bitte nicht Claude! Fass den Kerl nicht an. Die anderen gingen ja noch, aber der …

"Gern", sagt der Schlauchträger leider und lässt die Hüfte wackeln. Ich glaube, der Schnaps will das gemütliche Plätzchen in meinem Magen verlassen.

Doch zu meiner ungemeinen Erleichterung schnappt sich Claudete nicht den Schlauch des Feuerwehrmanns sondern den Gartenschlauch. Ich stimme in das Lachen der Gäste mit ein.

"Ich weiß ja nicht. Ziemlich … weich." Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen. "Was meinst du, Goldie?"

Goldie testet auch gleich mal. Allerdings nicht am Gartenschlauch.

Ich schließe die Augen. Es gibt Dinge, die mag ich nicht sehen. Wie ein kräftige Drag Queen einem muskelbepackten Feuerwehrmann an den Pimmel langst, ist eins dieser Dinge.
 

"Dante? Schatz? Schläfst du?"

"Hm?" Die Stimme kenne ich doch. "Claude?"

"Bin da, mein Hübscher." Ja, eindeutig Claude. Das beruhigt mich. "Was habt ihr mit ihm gemacht?", höre ich ihn fragen. Aber wen fragt er?

"Nichts. Anscheinend ist dein Liebster nicht arg trinkfest." Eine Frauenstimme. Die kenne ich doch auch irgendwoher.

"Na dein Trinkfest kenne ich, Mutti! Hast ihn unter den Tisch gesoffen. Meinen armen Schatz." Warme Hände legen sich auf meine Wangen. "Dante? Kannst du die Augen öffnen?" Jetzt? Ich will aber nicht! "Baby? Komm schon. Du musst nach Hause." Nach hause?

"Will nich …" Bewegen hört sich nicht sehr verführerisch an.

"Aber du musst, mein Süßer", schmunzelt Claudes dunkle Stimme an mein Ohr. "Soll ich dich etwa tragen?"

"Ja …" Das hört sich toll an.

"Oh mein süßer Schatz. Was machst du nur für Sachen?" Was mache ich denn? Ich will doch nur schlafen …

Plötzlich fühlt sich die Welt ganz leicht an und ich scheine zu schweben. Die Luft ist erfüllt von Wärme und Claudes Geruch.

'Wie schön …' Ich wünschte, es könnte immer so sein …
 

******
 

Nicht zu fassen! Da hat Mutti den armen Dante einfach so unter den Tisch gesoffen! Was Claude dazu nur sagen wird?
 

* Das habe ich leider mal zu einer Kundin gesagt … -___-

** Wer kennt das Wort nackedeiig nicht? Steht im Duden. Ich schwöre auf Claudes nackige Nudel.

Claude: Ey! Zieh mich nicht da mit rein!

*** Das würde ich auch gern mal können -__-

**** Oh ja! *unschuldig in der Gegend herumguck*



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Niua-chan
2021-07-28T20:28:01+00:00 28.07.2021 22:28
Oh man da hat Claudete den armen Dante mal eben ins kalte Wasser geworfen.... nach Beziehung auf Probe sieht das nicht aus. Das Dante sich betrunken hat kann ich verstehen XD


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