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Unverhoffte Rache

Gedankenverloren lehnte sich Akihito an die Reling und starrte auf das Wasser, welches sich bis zum Horizont erstreckte. Amüsiert hatte er beobachtet, wie vor weniger als zehn Minuten eine aufgebrachte Japanerin an ihm vorbeigestürmt war. Ihr Gefolge bestand immerhin aus vier Leibwächtern, die kaum mit ihr Schritt halten konnten, während sie wütend nach ihrem Ehemann rief, der mal wieder in der Nacht verschwunden war.
 

Mittlerweile hatte sich der Fotograf an das Spektakel gewöhnt, welches sich fast jeden Morgen aufs Neue abspielte. Erst kam die Frau, einige Zeit später würden dann Besatzungsmitglieder an ihm vorbei rennen und nach ihrem Kapitän suchen.

Amüsiert sah Akihito auf seine Uhr und bemerkte, dass es gleich Neun war. Grinsend sah er auf das Deck unter sich und beobachtete tatsächlich, wie der gesuchte Ehemann seinen Yukata richtete und dann unauffällig weiter ging. Es dauerte nicht lange und auch der Kapitän tauchte jetzt auf dem Deck auf. Im Gegensatz zu dem Ersten, war dieser Italiener. Seine blonden Haare leuchteten in der Sonne hell auf, bevor er seine Kapitänsmütze aufsetzte und sich dann auf den Weg zur Brücke machte.
 

Für einen kurzen Moment überlegte Akihito, ob er dem Ehemann folgen sollte. Das Zusammentreffen mit seiner Frau war auf jeden Fall sehenswert. Jeden Tag schaffte sie es ihrem Mann eine lautstarke Szene zu machen, während dieser es überhaupt nicht mitzubekommen schien. Würde sie nur einmal auf ihn achten, würde sogar sie den leeren Blick des Braunhaarigen bemerken, während sie mit ihm redete. Doch das tat sie nie.

So war es schon häufiger vorgekommen, dass er einfach weiter gegangen war, ohne das sie es bemerkt hatte und auf einmal allein dastand und die Luft vor sich anschrie.
 

Noch während der Fotograf nachdachte, fiel auf einmal ein Schatten auf ihn und nahm ihm die Entscheidung ab. Überrascht sah der Blonde auf und erkannte sofort, wer sich da neben ihm an die Reling lehnte.

Hastig neigte er den Kopf.

„Guten Morgen, Oumi-sama.“
 

Ein amüsiertes Lächeln lag auf den Lippen des Älteren, während dieser seinem Sohn nachsah, der gerade um die Ecke bog und damit aus ihrem Sichtfeld verschwand.

„Du beobachtest die Beiden jeden Morgen. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“

Verlegen kaute Akihito auf seinen Lippen und überlegte kurz, was er darauf antworten sollte. Er hatte nicht damit gerechnet selbst beobachtet zu werden. Schließlich entschied er sich für die Wahrheit.

„Es ist einfach jeden Morgen dasselbe. Der Ablauf unterscheidet sich jeden Tag nur minimal.“

Zustimmend nickte der Oyabun, ohne seinen Blick von dem Deck unter sich zu nehmen. „Denkst du, dass die Beiden zusammen glücklich werden?“
 

Irritiert hob der Jüngere eine Augenbraue. Er verstand nicht, warum der Yakuza ihm eine so persönliche Frage stellte. Deshalb zuckte er nur mit den Schultern.

„Ich denke, dass es allein nur die Beiden wissen können. Doch auf mich wirken sie irgendwie mehr wie Geschwister, als wie Ehepartner.“

Wieder nickte der Ältere zustimmend.

„Du hast eine gute Auffassungsgabe.“
 

Schweigen legte sich über sie, während die Sonne langsam höher stieg. Nach einer gefühlten Ewigkeit, traute Akihito sich dann die Frage zu stellen, die ihn bewegte.

„Wenn sie das genauso sehen, warum haben sie dann die Beiden miteinander verheiratet, Oumi-sama?“
 

Ein Ruck ging durch den, noch eben vollkommen entspannten, Körper und von einem Moment auf den Anderen fand der Fotograf sich gefährlich hoch über der Reling wieder. Oumi mochte langsam alt werden, schwach aber, war er deswegen noch lange nicht.

„Was weißt du darüber, was ich entscheide oder wer ich bin?“ Die Stimme des Oyabuns war kalt und schneidend geworden, während er den Jüngeren mühelos in einem harten Griff hielt.
 

Verzweifelt versuchte Akihito sich aus dem Griff des Anderen zu lösen, während er nach Luft schnappte.

„Oumi-sama. Ich wollte ihnen nicht zu nahe treten!“

Der Ältere ließ sich von der aufsteigenden Panik des Fotografen nicht beeindrucken.

„Und da ist es wieder. Ich habe gerade nicht darauf geachtet, doch findest du es nicht erstaunlich, dass du mich mit allen, mir zustehenden Ehren ansprichst, obwohl wir uns noch nie begegnet sind? Hinzu kommt, dass du meinem Sohn auflauerst und ihn jeden Morgen beschattest. Ebenso seine Frau. Besser du hast für all das eine verdammt gute Erklärung, oder du wirst aus erster Hand erfahren, wie hart das Deck unter uns ist, wenn man aus dieser Höhe herunter fällt.“
 

Ein erschrockenes Fiepsen kam aus der Kehle des Fotografen. Wie hatte, die eben noch so friedliche Atmosphäre, so schnell kippen können?

„Oumi-sama, wenn ich Ihnen irgendwie zu nahe getreten sein sollte, tut mir das aufrichtig leid. Natürlich kennen sie mich nicht, doch ich bin mir sicher, dass mein Begleiter ihnen bekannt ist.“
 

Der Griff des Älteren wurde noch etwas fester, bevor er ihn ein klein wenig lockerte, um dem Jüngeren noch genug Luft zu lassen.

„Und wer ist dein Begleiter?“

Obwohl er jetzt schon mehr Luft bekam, röchelte Akihito mittlerweile. Außerdem hatte er ernsthafte Probleme sich zu konzentrieren, während sein Blick immer wieder auf das Deck unter ihm fiel.

„Asami. Asami Ryuichi.“
 

Als hätte er sich verbrannt, ließ Oumi ihn von einem Moment auf den Anderen los und der Jüngere fiel keuchend auf den Boden zurück. Leise wimmernd rieb der Fotograf sich über seinen malträtierten Hals, bevor er es wagte zu dem Älteren aufzublicken.
 

Der Yakuza war einen Schritt zurückgetreten, aber wenn er überrascht war, so zeigte er es nicht. Die Miene des Oyabuns war vollkommen unleserlich, als er dem Blonden eine Hand hinhielt und ihm wieder auf die Beine half.

„Ich wusste nicht, dass sich Asami an Bord befindet.“, bemerkte er steif.
 

Noch immer etwas zittrig strich sich Akihito seine, noch von Angstschweiß feuchten Haare, aus dem Gesicht.

„Wenn er nicht gerade an ihnen vorbeiläuft, können sie das auch nicht, Oumi-sama. Unsere Kabine wurde von Eury Albatof gebucht. Das war wohl seine Art, sich bei mir für sein Geburtstagsgeschenk zu bedanken.“
 

Für einen Moment war es vollkommen still zwischen ihnen. Anscheinend musste der Oyabun es gerade erst mal verdauen, dass Akihito nicht nur einen weiteren Yakuza kannte, sondern auch noch Kontakt zur russischen Mafia hatte. Schließlich räusperte er sich und zeigte auf eine Bank, die in der Nähe stand.

„Ich denke wir sollten uns unterhalten. Dabei fangen wir jetzt erstmal bei unseren Namen an, auch wenn ich davon ausgehe, dass ich mich nicht mehr vorzustellen brauche.“
 

Etwas nervös folgte der junge Japaner dem Älteren und setzte sich ein Stück von diesem entfernt hin. Immerhin hatte er das Temperament Oumis gerade erst eindrucksvoll kennengelernt. Er brauchte einen Moment bis er sich an das, was der Andere zuletzt gesagt hatte, erinnern konnte und antwortete dann noch immer etwas zögerlich.

„Mein Name ist Takaba Akihito. Sie können mich aber ruhig Akihito nennen. Das machen eigentlich alle so.“
 

„Und wie kommt es, dass du mit dem Oyabun aus Tokio eine Rundreise auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff machst?“ Interessiert hatte sich Oumi ein wenig nach vorne gebeugt und musterte den sichtlich nervösen Akihito. Allerdings konnte er das dem Jüngeren gerade nicht wirklich übel nehmen. Immerhin war er es schließlich gewesen, der ihm gedroht hatte, ihn über die Reling zu schmeißen.
 

Verlegen biss der Blonde sich auf die Lippen, bevor er schließlich antwortete:

„Ich sagte doch bereits, dass Eury Albatof die Kabine für uns gebucht hat. Wir sind zu seinem Geburtstag nach Sankt Petersburg gereist und fast zwei Wochen geblieben. Asami war dann aber leider der Meinung, dass es ihm zu kalt in Russland sei.“
 

Wohlweislich ließ Akihito dabei aus, dass er damit bestimmt nicht die Außentemperatur meinte. Vielmehr war damit die Bettwärme gemeint, die dem Yakuza fehlte, wenn der Jüngere die Nacht wieder bei dem Russen verbrachte, denn geteilt hatten sie sich den Fotografen nur einmal. Das war allerdings auch ein Erlebnis, auf das Akihito ein weiteres Mal getrost verzichten konnte. Noch immer glaubte er die kraftvollen Bewegungen der beiden Männer auf und in sich zu spüren, wenn er vollkommen still da saß. War jeder von den Beiden allein schon eine Herausforderung, so waren sie zusammen fast mehr als er verkraften konnte. Auch die genauen Gründe, weshalb Eury ihm diese Reise geschenkt hatte, ließ der Fotograf lieber unter den Tisch fallen, wollte er doch nicht wirklich erklären wie er in einer Nacht mit Eury und Asami schlief, nur um am Morgen mit Feilong und Michel in einem Bett zu landen. Allein der Gedanke sorgte schon dafür das er rote Ohren bekam.
 

Etwas ungläubig starrte der Yakuza auf den, eher unscheinbaren, Fotografen, der sich gerade in seinen eigenen Gedanken zu verlieren schien.

„Du sprichst jetzt aber nicht gerade von Eury Albatof, dem Erben des Albatof-Kartells.“ War schließlich alles, was er hervorbrachte.
 

Amüsierte blaue Augen richteten sich jetzt auf den Älteren.

„Ich denke nicht, dass es noch einen gibt, der in Sankt Petersburg lebt. Und bevor sie fragen, ja ich kenne ihn persönlich.“ Wesentlich leiser grummelte Akihito danach noch den Rest des Satzes.

„Bei dem Geschenk ist alles Andere ja auch sehr unwahrscheinlich.“
 

Noch immer wusste Oumi nicht, was er von dem Jungen vor sich halten sollte. Nicht nur, dass dieser gerade vorgab mit Asami hier zu sein, jetzt behauptete er auch noch den Sohn Jefim Albatofs zu kennen. Sich durchaus darüber im Klaren, dass sein Temperament in diesem Moment eher hinderlich denn nützlich war, lehnte sich der Oyabun mit einem unzufriedenen Schnauben zurück.

„Du kannst mir ja eine ganze Menge erzählen, Kleiner. Gibt es irgendeinen Beweis für deine Behauptungen?“
 

Zu seiner großen Überraschung grinste der Jüngere und zog sein Handy aus der Tasche.

„Es sind zwar noch nicht so viele Bilder drauf, weil ich es vor Kurzem erst neu bekommen habe, aber für diesen Zweck sollte es ausreichen.“ Grinsend öffnete der Fotograf die Galerie und begann vor den Augen, des vollkommen geschockten Älteren, die Bilder durchzublättern. Wie er bereits gesagt hatte, gab es nicht all zu viele davon. Doch diese waren alle in den letzten Tagen in Sankt Petersburg gemacht worden.
 

Schweigend sah Oumi auf den Bildschirm, auf dem er sowohl Asami als auch Eury erkannte. Als jedoch ein ihm unbekannter, blonder Russe auf einem der Bilder auftauchte, griff er unvermittelt nach dem Handy. Leise vor sich hin fluchend, tippte er immer wieder auf dem Bildschirm herum, bis es ihm endlich gelang das Foto so weit zu zoomen, dass nur noch die warmen blauen Augen zu sehen waren.

„Wer ist das?“
 

Irritiert starrte Akihito auf den, plötzlich so aufgeregten, Yakuza neben sich.

„Das? Eurys jüngerer Bruder Michel.“ Noch immer konnte er nicht verstehen, weshalb der Ältere so hektisch war. Doch dieser blätterte jetzt auch durch den Rest der Bilder und verharrte immer nur kurz, wenn Michel auf einem von ihnen auftauchte.

„Kennen sie ihn, Oumi-sama?“
 

Unschlüssig sah der Angesprochene auf, nur um dann erneut auf die Bilder zu starren.

„Wie gut kennst du ihn?“

Achselzuckend griff der Jüngere nach seinem Handy.

„Wenn ich ehrlich bin, kenne ich ihn nicht so gut wie seinen Bruder. Warum fragen sie mich das alles?“
 

Deutlich konnte man sehen, wie gern Oumi wieder nach dem Telefon gegriffen hätte, doch der Ältere beherrschte sich. Mühsam entspannte sich der Oyabun. Nur zu klar war zu erkennen, dass er es nicht gewohnt war auf jemand anderen Rücksicht zu nehmen, anstatt sich einfach zu nehmen, was er gerade wollte. Endlich dreht er sich wieder zu Akihito.

„Ich bin mir nicht sicher, doch ich habe das Gefühl, Michel schon einmal gesehen zu haben.“
 

Fragend hob der Fotograf eine Augenbraue.

„Das ist doch nichts Ungewöhnliches. Immerhin kennen sie Eury. Michel ist sein Bruder und begleitet ihn ja auch hin und wieder bei den Geschäften.“
 

Zum ersten Mal schlich sich ein feines Lächeln auf die strengen Gesichtszüge.

„Du scheinst ja zu glauben, dass sich alle Mafiagrößen untereinander kennen würden. Leider muss ich deine Illusion diesbezüglich zerstören. Ich kenne, wenn es hochkommt, vielleicht eine Handvoll hochrangiger Bosse und von denen noch nicht einmal alle Kinder. Wenn man dann noch die engsten Vertrauten und so weiter zählt, werden es noch weniger. Diesen da,“ dabei zeigte Oumi wieder auf das Gerät in Akihitos Händen, „habe ich aber schon einmal gesehen. Aber war das nichts Geschäftliches.“
 

Der Blonde zog zischend die Luft ein.

„Sie wollen mir jetzt aber nicht erklären, dass sie, trotz ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit, weniger Mafiosos kennen als ich, oder? Mann, selbst als einfacher Pressefotograf habe ich dann ja mehr getroffen als sie.“
 

Hätte Akihito nicht vorher preisgegeben, dass er mit Asami hier an Bord war, hätte der Oyabun ihn spätestens jetzt über Bord geworfen. Ein Pressefotograf! Von all den Menschen an Bord musste er ausgerechnet mit so einem zusammentreffen. Was noch schlimmer war, hatte er den Jüngeren bisher als vollkommen ungefährlich eingestuft, wurde ihm jetzt klar, wie oft dieser seinen Sohn und dessen Frau beobachtet hatte. Nicht auszudenken, wenn irgendetwas Vertrauliches aus der, bisher ziemlich unglücklich verlaufenden Ehe, an die Öffentlichkeit kam. Oder noch schlimmer, wenn es dem Fotografen gelang, vertrauliche Bilder von Ranmaru und diesem blonden Kapitän zu machen.
 

Nur mühsam gelang es dem Älteren seinen trockenen Mund zu befeuchten und den harten Kloß in seiner Kehle herunter zu schlucken. Fast wäre ihm entfallen, was der Jüngere gerade gesagt hatte. Doch im letzten Moment erinnerte er sich wieder an die Worte.

„Welche Mafiosos kennst du denn noch so?“
 

Lachend lehnte sich der Blonde zurück und bemerkte dabei gar nicht die Anspannung des Älteren.

„Also, der Erste wäre wohl Asami, dann Feilong, Eury und Michel. Dann sind da noch Jefim, Mischa und Kanou.“ Verlegen kratzte sich Akihito am Hinterkopf.

„Irgendwie dachte ich, dass die Liste länger wäre.“ Dann fielen dem Blonden wieder die Worte des Älteren ein und er neigte den Kopf fragend auf die Seite.

„Aber bevor wir wieder vom Thema abkommen: Woher glauben sie Michel zu kennen?“
 

Oumi blieb, bei der lockeren Aufzählung des Fotografen, geschockt sitzen. Er konnte nicht verstehen wie es dazu kommen konnte, dass ein Pressefotograf so viele hochrangige Mafiamitglieder einfach so mit dem Vornamen ansprach. Wie nah musste er dem Patriarchen aus Sankt Petersburg stehen, um an dieses Privileg zu kommen? Genauso wie den Drachen aus Hongkong, von dem man wenn man Glück hatte, allenfalls ignoriert wurde. Wieder fragte er sich, wie er ausgerechnet auf diesen Blondschopf hatte treffen können. „Bevor ich dir deine Frage beantworte, muss ich erst etwas von dir wissen.“
 

Fragend legte Akihito den Kopf auf die Seite und sah dem Älteren in die dunklen Augen. „Was wollen sie wissen, Oumi-sama?“

„Du wirst keine Bilder von mir oder meinem Sohn veröffentlichen, oder?“
 

Verlegen lachend strich Akihito sich die Haare aus dem Gesicht.

„Es gab eine Zeit, da hätte ich es, ohne mit der Wimper zu zucken getan. Doch selbst wenn ich es versuchen würde, glaube ich kaum, dass Asami es dulden würde. Er zensiert jetzt noch mehr als die Hälfte meiner Bilder.“ Zum Schluss war die helle Stimme des Jüngeren ein kaum noch verständliches Brummen geworden, doch Oumi verstand ihn mühelos.
 

Obwohl er es nicht sollte, konnte dieser sich ein Grinsen kaum verkneifen. Der Yakuza und der Fotograf schienen ein mehr als interessantes Paar zu sein.

„Um auf deine Frage zurückzukommen. Ich denke, dass ich Michel schon einmal begegnet bin. Damals waren wir auf einer Schiffsreise, um die Hochzeit meines Sohnes zu feiern. Mit an Bord war eine wirklich gute Okama-Truppe, die sich auf traditionelle Musik und Tanz spezialisiert hatte. Ich hatte sogar die Freude diese Gruppe an einen Abend in meinem Zimmer auftreten zu sehen. Leider war der Auftritt ziemlich abrupt vorbei. Seitdem versuche ich die Vier irgendwie ausfindig zu machen. Doch bisher ist es mir nicht gelungen.“
 

Mit großen Augen sah Akihito den Älteren an.

„Und jetzt glauben sie, dass einer von diesen Okamas Michel war? Ernsthaft?“

Verlegen starrte der Yakuza auf den Boden, bis er entschlossen nach seinem eigenen Handy griff.

„Es mag nicht besonders gut sein, doch ich habe ein Video von ihnen aufgenommen. Wenn es nicht Michel ist, wirst du es mir wahrscheinlich sagen können.“
 

Belustigt hatte Akihito den Kopf zur Seite geneigt, während er verfolgte, wie der Ältere auf seinem Handy herumtippte. Jegliche Belustigung verschwand allerdings sofort, als er die ersten Sekunden der Aufnahme verfolgte. Im Gegensatz zu dem Oyabun neben sich, erkannte er die vier Okamas auf Anhieb. Was jedoch dafür sorgte, dass ihm im nächsten Moment beinahe das Herz stehenblieb, waren nicht die wunderschönen Kimonos oder die geschminkten Gesichter, sondern ein elegant tanzender Feilong, der von Asami an der Shamisen*, Michel mit der Tsuzumi* und einem singenden Kanou begleitet wurde. Nur mit Mühe schaffte es der blonde Fotograf ein ernstes Gesicht zu machen, während er den Bewegungen der Mafiosos folgte. Es war ihm dabei vollkommen schleierhaft, was genau diese vier gefährlichen Männer dazu gebracht haben könnte, sich derart zu verkleiden und so auch noch in der Öffentlichkeit aufzutreten. Nicht auszudenken, wenn irgendjemand sie so erkannt hätte!
 

Seine Selbstbeherrschung wurde noch einmal ziemlich auf die Probe gestellt, als das Bild auf den knieenden Russen zoomte und er so dessen gewaltige Oberweite sah. Nur mit Mühe konnte er sich ein Grinsen verkneifen, während er den Älteren vollkommen ernst musterte.

„Leider erkenne ich keinen der Vier, doch wenn sie mir das Video rüberschicken, kann ich vielleicht meine Verbindungen als Mitglied der Presse nutzen und sie so ausfindig machen.“ Schon beinahe am ganzen Körper zitternd, beobachtete er die Reaktion des Oyabuns, während dieser noch etwas unschlüssig auf den Bildschirm starrte. Egal wie, er musste dieses Video unbedingt haben. Dies würde die Krönung seiner Sammlung mit peinlichen Fotos Asamis sein. „Natürlich bräuchte ich dann auch noch die Namen der vier Damen.“
 

Endlich gab Oumi sich einen Ruck und sah den Jüngeren an. Schon fast hoffnungsvoll starrte er dem Fotografen in die Augen. Beinahe fühlte sich Akihito schlecht dabei, den Älteren so zu hintergehen, denn natürlich würde er diesem niemals verraten, wer die vier Okamas wirklich waren. Doch dann hatte er eine Idee die ihn wirklich zum Grinsen brachte.

„Sie schicken mir das Video und die Namen und ich werde dafür sorgen, sollte ich sie ausfindig machen, dass die Vier noch einmal und nur für sie auftreten. Was sagen sie, haben wir einen Deal?“
 

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Älteren aus und er schlug in die dargebotene Hand des Jüngeren ein.

„Ich hoffe dir ist klar, was es bedeutet ein Geschäft mit einem Yakuza einzugehen.“
 

Akihito musste derartig breit grinsen, dass er das Gefühl hatte seine Mundwinkel würden beinahe einreißen. Ein leises Pling verkündet genau in diesem Moment, dass das Video erfolgreich auf sein eigenes Handy heruntergeladen wurde und eine Mail darauf einging. Als hätte er eine gewaltige Stahlfeder unter seinem Hintern, sprang der junge Fotograf auf und schaffte es nur mit Mühe sich vor einem vollkommen verblüfften Oumi zu verbeugen.

„Natürlich ist es mir vollkommen klar, Oumi-sama. Wenn sie mich jetzt bitte entschuldigen würden?“

Ohne die Antwort des Älteren abzuwarten, drehte sich der Blonde jedoch schon herum und hechtete über das Deck. Das er dabei beinahe den Kapitän umrannte, bemerkte er noch nicht einmal.
 

Seine Gedanken waren vollkommen auf das kurze Video gerichtet. Asami würde ihn wahrscheinlich für seine Zusage umbringen. Aus diesem Grund, musste er seinen wertvollen Schatz auch sofort in Sicherheit bringen. Hastig verzog er sich in eine Ecke und öffnete erneut das Video. Grummelnd öffnete er danach den Startbildschirm und sah sich die Kosten für das Daten Roaming an. Mit einem Seufzen wählte er schließlich den gewünschten Tarif. Bisher hatte Akihito es peinlichst vermieden mit seinem Handy online zu gehen, kannte er doch die horrenden Kosten die das nach sich ziehen konnte. Doch das hier war es eindeutig wert. Mit einem schon fast wahnsinnigen Grinsen, verschob er es danach auf seine Cloud und schickte es nur zur Sicherheit noch einmal an seinen Laptop und auch auf seinen Arbeitsrechner.

Anschließend überflog der Fotograf noch den Vertrag der Okama-Gruppe. Die Namen der vier saugte er regelrecht in sich auf, doch leider konnte er nicht sagen, welcher von ihnen zu Asami gehörte. Doch immerhin hatte er dadurch etwas schriftliches gegen den Yakuza in der Hand. Sorgfältig verstaute der junge Japaner sein Handy in der Tasche und sah sich noch einmal sichernd in der Umgebung um.
 

Erst dann machte sich Akihito endgültig auf den Weg zu ihrer Kabine. Wie er es nicht anders erwartet hatte, lag der Yakuza noch immer im Bett. Allerdings war er mittlerweile aufgewacht und las, bei einer Tasse Kaffee, die Tageszeitung.

Auch, wenn er wahrscheinlich bei ihrer Heimkehr dafür in der Tokio-Bucht versenkt wurde, konnte der Fotograf nicht anders. Mit Anlauf sprang er auf das weiche Bett und schaffte es so, in einem Durcheinander aus Decken, Kaffee und Zeitungsblättern, auf dem Älteren zu landen. Während dieser noch versuchte einen kläglichen Rest des Heißgetränks in Sicherheit zu bringen, beugte sich Akihito nach vorn und knabberte provozierend an seinem Ohrläppchen.

„Wusstest du eigentlich das es einen Oyabun hier an Bord gibt, der verzweifelt nach einigen Okamas sucht? Er hat mir ein Video gezeigt auf dem etwas sehr interessantes zu sehen war. Besonders die Okama mit dem Shamisen kam mir sehr bekannt vor. Kannst du mir vielleicht etwas über sie erzählen?“ Dabei genoss er es den Älteren erst vor Wut rot werden zu sehen, nur um im nächsten Moment zu beobachten, wie alles an Farbe aus dem schönen Gesicht verschwand. Beinahe hätte er laut aufgelacht, denn noch nie hatte er den Yakuza derart fassungslos gesehen.
 

Oh ja, nicht nur das der Ältere es nie wieder wagen würde auch nur einen Pokertisch anzusehen, er hatte es auch endlich geschafft ihn festzusetzen. Zwar würde Akihito ihn nicht mehr an die Presse verkaufen, doch das konnte Asami ja nicht wissen. Allein die Aussicht, dass dieses Video an die Öffentlichkeit geraten könnte, würde ihn in nächster Zeit ziemlich fügsam machen. Auch wenn der Jüngere wusste, dass dieser Zustand nicht ewig anhalten konnte, so hatte er doch vor jede einzelne Sekunde davon zu genießen.
 


 

*Shamisen ist eine dreisaitige, gezupfte Langhalslaute mit einem langen, schmalen Hals und einem relativ kleinen Korpus und gehört zu den traditionellen Musikinstrumenten Japans.
 

* Tsuzumi ist eine traditionelle Trommel in Form einer Sanduhr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CharlieBlade1901
2020-07-27T21:13:11+00:00 27.07.2020 23:13
Charlie: „Hahahahahhahahahahahaha........“
Kanou: „CHARLIE!“
Ayase: „Aye er hat’s raus gefunden.“
Asami: „Du bist ein toter Mann.“
Charlie läuft um sein Leben auf dem gesamten Schiff. Yakuza Rennen ihm alle hinterher. Bleiben irgendwann stehen, weil er in einer Sackgasse sitzt.
Charlie: „Zu meiner Verteidigung. A ich wurde bezahlt dafür und B hatte ich ne Wette mit Ayase laufen, der gesagt hat, ich würde solch ein Bildmaterial nie zustande bekommen, also...Doch ich hab’s.“
Kanu wirft Fass auf ihn. Er weicht aus.
Charlie: „Ok ok ich gebe es ja zu, ich hätte das Video vllt nicht auf YouTube stellen sollen und es kann sein, dass ein paar Milliarden Leute es weltweit kommentiert und darüber lauthals gelacht haben, aber könnt ihr es ihnen verübeln? Ich mein kommt schon es war so lustig.“
Aki: „Du verbesserst deine Lage nicht gerade mit den Argumenten.“


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