Aufbruch
5.
Die Anziehungskraft eines Schwarzen Lochs war so groß, dass selbst Licht ihm nicht mehr entkommen konnte, sondern von ihm gekrümmt wurde. Ein Schwarzes Loch konnte dementsprechend nie direkt beobachtet werden. Man wusste, dass es sie gab, aber es war nur Theorie, nur Glaube. Die einzigen, die zweifelsfrei behaupten konnten, dass sie existierten, waren jene, die ein Schwarzes Loch in sich trugen.
Aber diese Leute wussten auch, dass man ein Schwarzes Loch nie erklären konnte, nur empfinden.
„Yura“, murmelte Kai, als Yuriy ins Licht seiner Wohnung taumelte wie eine Motte mit zerrissenen Flügeln. Er stellte keine Fragen, fing Yuriy nur auf und lenkte seine Hände an seine Hüften, als Yuriy sich gegen ihn drängte. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Kai senkte ein wenig die Augenlider und sah zu ihm auf, als Yuriy ihn mit dem Rücken gegen die Wand drückte und die kalten Finger unter seinen Bademantel schob, über seine glatte Haut gleiten ließ. Sein Gefährte war immer warm, selbst im schlimmsten Schneefall. Yuriy schloss die Augen und verbarg das Gesicht an Kais Hals, atmete seinen Geruch ein und spürte; wie man ihm in langsamen Bewegungen über den Rücken strich. Gott sei dank war er in der Stadt. Yuriy brauchte ihn jetzt, den einzigen Menschen, den es schon genauso oft in den Abgrund geworfen hatte. Der die Mühe des Aufstiegs kannte und auch den Abgrund selbst. Kai war in den essentiellen Dingen immer schon genauso gewesen wie er. Manchmal tat der vorgehaltene Spiegel zu weh, um es auszuhalten. Meistens konnten sie aber auch nicht ohne dieses Grundverständnis, das keiner Worte bedurfte.
„Wie lange bist du da?“, murmelte Yuriy schließlich.
Kai begann, die Knöpfe seines Mantels zu öffnen und ihm das Kleidungsstück von den Schultern zu schieben. „So lange wie nötig. In Japan braucht man mich gerade nicht dringend, ich werde eine Weile bleiben.“
„Für immer“, sagte Yuriy und meinte es auch so, aber auch nicht so ganz, doch so oder so ließ er Kai nicht los.
Kai begegnete seinem Blick mit ernstem Mund und weichen Augen. „Ab ins Bett, Yura. Es ist drei Uhr morgens.“
„Komm mit mir“, sagte Yuriy. Kai schenkte ihm ein kleines Lächeln, das mehr in seinen Augen glitzerte als es auf seinen Lippen zu sehen war, und dann nahm er seine Hand fest in seine und zog ihn ins Schlafzimmer, vorbei an der Küche und dem Arbeitszimmer, dessen Tür halb offen stand und einen Blick auf Kais aufgeklappten Laptop zuließ. Er hatte gewusst, dass sein Gefährte noch nicht schlafen würde. Kai hatte die besten Ideen immer mitten in der Nacht, wenn andere Leute zu müde waren, um noch vernünftig geradeaus zu sehen.
Das Schlafzimmer war dunkel, aber sie kannten beide den Weg. Kai zog ihn mit sich in die schlafweichen Schatten und Yuriy folgte ihm willig hinab. Er wollte, musste ihm nahe sein, diesem Abgrundmenschen, dessen Lippen einen glühenden Kometenschweif auf seinem Kinn und seiner Kehle hinterließen. Manchmal fühlte er nichts, weder sich selbst noch den Rest der Welt - aber Kais Glut brannte durch die Gefühllosigkeit und das Eis, jedes Mal und ohne richtige Anstrengung.
Er schälte Kai aus dem Bademantel, presste die Nase in seine Halsbeuge und atmete tief ein, während Kai sich ihm entgegen wölbte, seine Hände nahm und sich erneut an die Hüften legte. Der stillen Aufforderung folgend hakte Yuriy die Finger in seine Boxershort und zog sie über seine Hüftknochen, Knie, Knöchel, warf sie in die Deckenflut und jagte mit Lippen, Zungen und Zähnen über die Sternkarte aus Muttermalen, die sich über Kais Körper zog.
Hände packten ihn, ein Griff so heiß wie Flammen, zogen ihm den Pullover über den Kopf, öffneten seine Gürtelschnalle, schälten ihn Schicht für Schicht. Kai hielt nicht inne, als er die Finger in seine Haut krallen konnte, sondern er zog ihn an sich, fand seinen Mund mit dem eigenen und grub noch tiefer, noch so viel tiefer, indem er Yuriy küsste und küsste und küsste, bis ihm der Atem fehlte und ein plötzlicher, gleißender Gedanke alles vernichtete, was das Dämonenhirn ihm einflüstern konnte:
Oh Gott, dachte er mit blendender Klarheit und vergrub sich in Kais Armen und Kais Mund und Kais Haut, Herzschlag, Hitze - ich bin so hungrig. Ich bin so gern hungrig und am Leben.
Kai, selbst so still schwelend, brennend unter einer nur scheinbar ruhigen Oberfläche, kam ihm entgegen und brannte sich in ihn, bis Yuriy den Hunger seines Gefährten kühlen konnte. Da war ein Schwarzes Loch in ihm, aber es machte nichts. Kai hatte auch ein Schwarzes Loch in sich, und Schwarze Löcher konnten nicht voneinander verschluckt werden. Aber sie kannten einander und zürnten sich nicht, dass sie unweigerlich das Licht verschlucken mussten. Es war in Ordnung, nach Licht zu hungern. Es lag in ihrer Natur. Kai musste kein einziges Wort sagen, um ihm die Sicherheit zu geben, dass er ihn genau verstand. Sie atmeten ineinander, krallten sich ineinander, bis sie aneinander zerschellten und langsam, wie Sternenstaub, zurücksanken.
Zum ersten Mal seit dem Tag am Markt war Yuriy ruhig.
Kai fragte nicht, was los war. Aber Yuriy erzählte ihm, die Wange auf seine Brust gebettet: „Das Universum erholt sich von allen Katastrophen, den Großen wie den Kleinen. Und weißt du, warum? Weil das Universum keine Katastrophen kennt, nur Möglichkeiten zur Schöpfung und zum Wachstum. Es gibt keinen Zufall im Universum, auch kein Glück und keine Vorherbestimmung. Es ist einfach so.“
Und Kai, der so gerne mit gestohlenen Worten kommunizierte wie Yuriy mit Sternen und Physik, sprach nach einer langen Stille leise zu ihm in der Dunkelheit: „Geliebter, den so vieles irre macht, neig dich zurück - bis du im lautern Laube die Stellen siehst, die Sterne sind.“ Seine Fingerspitzen glitten über Yuriys Rückenwirbel, hinauf, hinauf mit einer Funkenspur, bis sie in seinem roten Haar ruhten und er fortfuhr: „Ich glaube, die Erde ist nicht anders als die Nacht.“
Yuriy atmete langsam aus. Dann drückte er die Nase gegen Kais Hals und schloss die Augen, und in den frühen Morgenstunden rief Boris an, um ihm zu sagen, dass er am Heimweg war.
6.
Die Geburt eines Sterns war ein gewaltvoller Kraftakt. In Gaswolken entstanden Globulen, die unentwegt kontraktierten und unter freigewordener Gravitationsenergie immer heißer wurden. Teilchen stießen aneinander, kollidierten miteinander, bis sie schließlich miteinander verschmolzen und begannen, einen Stern zu bilden. Und jeder Stern zog andere Sterne mit sich, denn Sterne waren nicht gerne alleine.
Boris wirkte müde, aber bester Laune, als er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss und die Sporttasche samt Handgepäckskoffer auf den Boden fallen ließ. Yuriy war gerade erst seit einer Viertelstunde von der Arbeit daheim, hatte rasch geduscht und kam nun aus Boris‘ Zimmer, während er noch im Begriff war, eines von dessen Shirts über den Kopf zu ziehen.
„Ich brauch ‘ne Dusche“, sagte er mit einem Lachen, als Yuriy ihm einen Kuss auf den Mundwinkel drückte und ein unwilliges Geräusch von sich gab, als silbrige Bartstoppel ihn dabei kratzten. „Okay, und vielleicht ‘ne Rasur, und ‘ne Mütze Schlaf und…oh.“
Er umfing ihn mit einem Arm, als Yuriy sich an ihn drückte und mit beiden Händen durch seine Haare fuhr, ehe er sie gegen seinen Hinterkopf presste und ihn damit näher brachte, bis er tief einatmen und die Lippen über seine gebrochene Nase hinunter zu seinem Mund gleiten lassen konnte. Gott, sie konnten froh sein, dass Sergeij und Ivan nicht daheim waren, als ob sie die Szene vorausgeahnt hatten. Vielleicht war es tatsächlich Zeit, sich eine eigene Wohnung zu überlegen - aber nicht jetzt. Er legte eine Hand auf Boris‘ Arm, während sie sich küssten und konnte spüren, wie sich die kräftigen Muskeln unter seiner Berührung anspannten.
„Lässt du mich jetzt kurz weg?“, fragte Boris und das Lachen war immer noch in seiner Stimme.
Yuriy schüttelte den Kopf, zog ihm den Reißverschluss seiner Lederjacke auf, schob sie ihm von den breiten Schultern. „Erzähl mir vom Wettkampf.“
„Ich wünschte, du wärst dabei gewesen“, sagte Boris zwischen zwei Küssen und ließ zu, dass Yuriy die Jacke auf den Boden fallen ließ, dann hörte Yuriy ihn einatmen, als er sich vor ihn kniete und begann, ihm die schweren Stiefel aufzuschnüren. „Fuck, Yura.“
„Mh. Das ist der Plan, früher oder später.“ Yuriy blickte auf und fühlte ein glückseliges Prickeln in seiner Magengegend, als er Boris‘ glühendem Blick begegnete. „Nächstes Mal bekomme ich hoffentlich frei, dann kann ich mit.“
„Bitte“, sagte Boris, dann gab er ein ersticktes Geräusch von sich, als Yuriy das Gesicht schamlos gegen seinen Schritt presste. „Heilige Scheiße, Yura, was ist los?“
„Wenn du so dämliche Fragen stellen kannst, strenge ich mich offensichtlich nicht genug an“, stellte Yuriy fest und konnte fühlen, wie Boris eine Hand in sein rotes Haar grub. Er schloss die Augen, lehnte die Wange gegen Boris‘ Hüfte. „Ich hab‘ dich vermisst. Waren komische Tage.“
Die Hand in seinen Haaren begann, ihn zu streicheln. „Komm mit mir ins Bad und erzähl mir davon.“
„Ich war schon duschen.“
„Dann störts dich ja nicht, wenn ich das meiste Wasser nehme.“ Er hielt inne und runzelte die Stirn, dann spürte Yuriy Boris‘ Fingerspitzen auf den Armen, die immer noch gerötet waren, von denen er jedoch heute die Verbände gelöst hatte.
„Es ist jetzt alles gut“, sagte Yuriy.
Boris musste spüren, dass er es tatsächlich so meinte, denn er hakte nicht nach, sondern fragte stattdessen: „Hat Kai gestern wenigstens geholfen?“
„Ja.“ Die Schnürsenkel waren offen. Yuriy ließ sich von Boris auf die Beine ziehen und steckte ihm die Hände unter das Shirt, während der sein Bestes gab, trotz Ablenkung aus den Schuhen zu kommen, ehe sie ihren Weg ins Bad fanden.
„Erzähl‘s mir“, sagte Boris, als sie schon unter dem Wasser standen, aber Yuriy war nicht nach Reden zumute und Boris war leicht zu überzeugen, das Thema fallen zu lassen, als Yuriy seine Hände nahm und sich auf die Brust legte. Er initiierte selten genug Sex von sich aus, sowohl bei Kai als auch bei Boris, dass letzter ihn durchaus aufmerksam und vielleicht ein wenig skeptisch musterte. Aber wie Kai stellte er zumindest in der Hinsicht wenig Fragen, besonders als Yuriy ihm entgegen kam und ihn erneut küsste, bis Boris die kräftigen Arme um ihn schloss wie ein Sicherheitsnetz, sein Körper wie ein Bollwerk zwischen Yuriy und dem Rest der Welt. Sein Körper wurde mehr und mehr wieder zu einem Teil von ihm, während er sich auf die Eindrücke konzentrierte, die auf ihn einschlugen: Das Wasser, das auf ihn einprasselte. Boris‘ Zähne, die sich in seine Schulter gruben, seine Lippen, die sich an seinen Hals senkten und daran saugten, bis Yuriy das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können, seine Hände, die nicht aufhörten, ihn zu berühren und zu berühren und zu berühren, bis er unter ihnen zitterte wie eine Bogensehne, die schnappte und sich überschlug, als Boris sie endlich, endlich losließ. Und trotzdem war er immer noch hungrig, griff nach Boris und riss an ihm, presste ihn an sich, in sich, grub die Zähne und Fingernägel in ihn und atmete gegen ihn, trommelndes Herz an seine Brust gedrückt, bis Boris erschauerte, beide Hände in sein rotes Haar grub und ihn hielt. Ihn festhielt, und die Lippen an seine legte und ihn küsste, bis sie wieder eigenständig atmen konnten.
Er vergrub sich in Boris‘ Armen, nachdem sie sich abgetrocknet und es schließlich ins Bett in Boris’ Zimmer geschafft hatten. Während Boris von dem Wettkampf und dem geplanten Folgematch erzählte, wandte Yuriy das Gesicht gegen seine Brust und atmete in seine Haut, bis er das Gefühl hatte, endlich wieder sein Gleichgewicht gefunden zu haben. Boris strich ihm über das rote Haar, die Schultern und den Rücken, ließ die raue Hand dann auf seiner Wange ruhen. Er fragte nicht, aber Yuriy konnte spüren, dass er eigentlich wollte und nur wartete. Wie oft Boris schon in den unterschiedlichsten Arten auf ihn gewartet hatte: dass er Entscheidungen traf; dass er Gedanken sortierte; dass er sich etwas einfallen ließ; dass er herauskam aus seiner unvermeidlich immer wieder eintretenden Selbstisolation; dass er das Dämonenhirn ausschaltete und einfach nur fühlte; dass er mit ihm war. Boris war immer da gewesen, durch seine guten wie schlechten Entscheidungen hindurch.
Yuriy strich über seinen Arm. Dann sagte er: „Ich werde meine Mutter anrufen.“
Er konnte fühlen, dass Boris vor Überraschung scharf einatmete, sich dann aber sichtlich zusammenriss. „Jetzt doch?“
Yuriy nickte und elaborierte nicht weiter.
Boris streichelte die weichen, kurzen roten Härchen in seinem Nacken. „Deswegen die komischen Tage? Du hättest mich anrufen können, Yura. Für sowas hast du ein Handy, du Idiot.“
Er zuckte mit den Achseln und entschied sich, für den Moment nicht weiter zu elaborieren. Nach vorne zu gehen war ihm immer schon leichter gefallen als nach hinten zu blicken und zu reflektieren. Die Vergangenheit bestand aus vielen spitzen Steinen, an denen er sich blutig geschlagen hatte, aber die Zukunft war ein weites, offenes Feld. Er wollte nicht wie seine Mutter sein, die zu schnell losließ - aber noch weniger wollte er werden wie sein Vater, der sich nicht von der Vergangenheit hatte lösen können und daran zerbrochen war. „Ich wollte warten, bis du wieder da bist.“
„Okay“, sagte Boris mit einer Langmut, die die wenigsten je von ihm kennengelernt hatten. Aber mit ihm war Boris immer geduldig gewesen, selbst wenn der Rest der Welt ihn zur Weißglut getrieben und explodieren lassen hatte. Manchmal wusste Yuriy nicht, womit er ihn oder irgendeinen der anderen verdiente.
Aber er hatte sie, und er konnte nur hoffen, dass sie wussten, wie sehr sie ihn aufrecht hielten.
Ohne Boris loszulassen griff Yuriy nach dem Zettel mit der Nummer.
7.
Das zweite Axiom nach Komolgorov besagte, dass das sichere Ereignis Ω∈Σ die Wahrscheinlichkeit 1 aufwies. Yuriy, der die Schnauze voll davon hatte, Dinge einem Zufall zu überlassen, an dem das Universum sowieso kein Interesse hatte, arrangierte es so, dass dieses Ereignis Ω in diesem Fall ‚Yuriy trifft seine Mutter‘ hieß und diesmal rein nach seinen Konditionen ablief.
Das Café war gut besucht, ohne brechend voll zu sein. Er hatte einen Tisch in einem Separée gefunden, von dem aus er die Tür und die Fenster zur Straße hin im Blick hatte. Es war ein sonniger Tag geworden, nachdem es morgens noch kurze Schauer gegeben hatte, aber es war immer noch zu frisch, um draußen sitzen zu können. Nächste Woche vielleicht, oder die Woche danach. Man würde abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickelten.
Er war gerade im Begriff, sich die Hemdsärmel zu den Ellbogen aufzurollen, als er einen roten Schimmer wie von einem Kometenschweif aus dem Augenwinkel wahrnahm und aufblickte. Da war sie - sie stand auf der anderen Seite der Straße und trug keine Mütze, hatte auch die Haare nicht zusammengebunden, sodass sie sich wie ein Feuerstrahl über ihren schwarzen Mantel ergossen. Sie stand sehr gerade und war in Gedanken versunken; eine Hand war um den ledernen Riemen ihrer Handtasche verkrampft. Ihr schienen die Blicke der Menschen um sie herum kaum aufzufallen, dabei sah man sie an. Kein Wunder. Sie hatte etwas an sich, das sie auch abseits ihrer Haarfarbe vom Rest abhob, Yuriy realisierte erst nach einer Weile, dass sie eine ähnliche Ausstrahlung hatte wie Kai, wenn er in einer Menge stand. War sie immer so gewesen oder hatte das Leben sie dazu gemacht? Er musste an die zerbrochene Spieluhr denken, das verschämt lächelnde Porzellanmädchen mit den blauen Unschuldsaugen, das mit dem Soldaten getanzt hatte. Aber seine Mutter war aus Fleisch und Blut, und ihre dunklen Augen waren immer schon Wolfsaugen gewesen, die nie etwas Verschämtes an sich gehabt hatten. Er beobachtete sie durch das Fenster, die Hand erstarrt in den halb aufgerollten rechten Hemdsärmel gegraben, als sie den Kopf hob und mit raschen, festen Schritten über die Straße ging. Waren es die gleichen Schritte wie jene, die sie damals von ihm fortgetragen hatten? Er sah sie an, bis sie am Fenster vorbei war und um die Ecke ging. Dann rollte er seinen Ärmel fertig und richtete die Augen auf die Tür.
Da war sie. Er konnte die Augen nicht von ihr lassen, als sie hereingefegt kam wie ein Blatt, das vom Wind hereingewirbelt worden war. Sie sah sich um, die Hand weiterhin fest um den Handtaschenriemen verkrampft - so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
Dann hob sie den Blick, sah ihn und lächelte. Ihr Lächeln war der Geist einer begrabenen Erinnerung und zugleich etwas, das ihm vollkommen neu war. Er kannte diesen Menschen nicht. Er würde sehen, ob er diesen Menschen näher kennenlernen wollte.
Yuriy erhob sich.
Dann streckte er seiner Mutter eine Hand entgegen.