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In Pissgelb und Rosé

von

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Tomatenrotes Haar floss über ihre Schultern, wie ein merkwürdig gefärbter Wasserfall. Doch Ginny Weasley schien das nicht zu stören, sie lächelte einfach immer weiter. Einen Moment lang bewunderte Draco den Saum ihres Kleides, von dem ihm ein Meer aus Perlen entgegenfunkelte, dann klappte er das Foto auf das graue Holz des Schreibtischs hinab.

«Sag mir noch mal, warum wir das hier machen», verlangte er.

Auf der anderen Seite des Tisches hob Percy Weasley langsam seinen Kopf. «Das habe ich doch schon dreimal getan», erwiderte er, «Ich werde die Schublade nie aufbekommen, wenn ich ständig aufhören muss, um dir noch mal zu erklären, was du eigentlich längst weißt.»

Draco stieß ein ungnädiges Seufzen aus. «Lass mich mal.»

Mit der Eleganz, die nur ein Malfoy aufzubringen wusste, der im Begriff war, etwas äußerst Unmoralisches zu tun, stieß er sich vom Schreibtisch ab, umrundete diesen und blieb schließlich neben Percy stehen. Einen Moment lang musterte er die unscheinbare Schublade vor sich, dann streckte er die Hand aus, um mit den Fingern über das angelaufene Schlüsselloch zu fahren.

«Ich habe bereits alle gängigen Öffnungszauber versucht», informierte ihn Percy, während seine Finger über das graue Holz wanderten. «Langsam glaube ich, dass wir es ohne Schlüssel nicht aufbekommen werden. Ich sage es ungern, aber diese Schublade ist wirklich —»

Es knallte dumpf, als Dracos flache Hand auf dem Holz landete. Ein Kaffeebecher machte einen Satz nach links, ein paar Büroklammern hüpften, dann klickte es, und Draco lehnte sich zufrieden zurück. «Was wolltest du sagen?», fragte er zuckersüß.

Percy rollte mit den Augen. «Sag nicht, du wusstest, dass sie klemmt.»

«Natürlich wusste ich, dass sie klemmt», entgegnete Draco mit einem Lächeln, «Es ist schwer, sich mit jemandem die Kaffeeküche zu teilen und dabei nicht zu hören, wenn er wüst auf seinen kaputten Schreibtisch schimpft.»

«Und das sagst du mir erst jetzt, weil?»

«Ich sehen wollte, ob du vielleicht von selbst drauf kommst.»

Percy presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, bevor er nach dem Griff der Schublade langte, um sie aufzuziehen. «Hoffen wir, dass er auch wirklich hier drinnen ist», murrte er ärgerlich.

 

Draco lehnte sich gegen den Schreibtisch und ließ den Blick über die grauen, gleichförmigen Trennwände der Aurorenzentrale gleiten. Percy hatte recht. Sollte der Bericht nicht in dieser Schublade zu finden sein, hatten sie ein Problem. Oder zumindest Percy hatte eines.

«Ich kann immer noch nicht glauben, dass die beiden vergessen haben, einen derart wichtigen Bericht abzugeben», warf er schließlich einen versöhnlich klingenden Köder für ihn aus.

Percy gab ein leises «Tzz» von sich, während er sich durch die Papiere in der Schublade wühlte.

«Gut, sie haben es gemerkt», versuchte Draco es noch einmal, «aber wie lange sind sie jetzt schon auf Bora Bora?»

«Eine Woche», murmelte Percy, die Nase nach wie vor tief in den Dokumenten vergraben.

«Da sollte man doch annehmen, dass Granger das Versäumnis inzwischen aufgefallen ist.»

«Selbst wenn dem so wäre. Was sollte sie tun? Sie ist im Süd-Pazifik und der nächste Portschlüssel wird erst in einer Woche erscheinen. Sie könnte uns nicht suchen helfen, selbst wenn sie — Ha!» Percy reckte triumphierend die Hand in die Luft. «Ich hab ihn.»

 

«Du hast was?»

 

Draco zuckte zusammen, während Percys Wangen sich spontan kirschrot färbten. «N-nichts», stotterte er. Es war ein schwacher Versuch, sich herauszureden, und Draco ahnte bereits, dass sie damit keinen Erfolg haben würden. Zwei Männer, die halb vier in der Nacht vor einem fremden Schreibtisch standen und Papiere aus Schubladen fischten, wirkten aus gutem Grund verdächtig.

Die junge Frau, die im Eingang zu Potters Bürozelle stand, schien ähnlicher Meinung zu sein. Ihre roséfarbene Robe glänzte im schwachen Licht der Kerzen, die das Büro erhellten, während ihre glatten, schwarzen Haare jeden Lichtstrahl zu verschlucken schienen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, doch Draco war sich sicher, ihr Zauberstab konnte nicht weit sein.

«Wo ist Harry?», fragte sie mit strenger Stimme.

«Ähm ... Also der ist —»

«Auf Bora Bora», warf Draco ein. Normalerweise mochte er es, wenn Percy sich wand, um eine Erklärung zu finden, doch in diesem Fall sah das Ganze ein bisschen anders aus. Immerhin war es nicht er, der seinen Begleiter in Verlegenheit brachte.

«Bora Bora?», wiederholte die Hexe ungläubig. «Und Ron und Hermione?»

«Ebenfalls.»

Sie knirschte mit den Zähnen. «Wann geht der nächste Portschlüssel?», fragte sie weiter.

Draco war versucht, ihr zu sagen, dass er kein Angestellter der Portschlüsselstelle war, und sie dort nachfragen sollte, wie jeder andere auch, doch Percy räusperte sich, und zog so ihre Aufmerksamkeit auf sich.

«Der nächste Portschlüssel nach Bora Bora geht in einer Woche vom Ministère des Affaires Magiques de la France aus. Und nein, es gibt auch keine frühere Rückreisemöglichkeit.»

Die Augen der jungen Frau weiteten sich. «Na fein ... », verkündete sie, mit deutlich weniger Selbstbewusstsein in der Stimme als zuvor, «Dann will ich jetzt einen der Auroren sprechen.»

«Wegen einer Schublade?»

Draco schnaubte ungläubig, doch das schien sie nicht zu beeindrucken. «Nein, Malfoy», stellte sie klar, «Nicht wegen eurer Schublade. Auch wenn ich glaube, ich sollte Harry davon erzählen. Also, wo sind die Auroren?»

Percy seufzte. «Ich fürchte, die Nachtschicht ist vor einer Stunde ausgerückt, um einen Brand in York zu prüfen. Man vermutet eine illegale Zucht von Aschwinderinnen.»

«Aschwinderinnen?» Inzwischen klang die Hexe fast schon panisch. «Dann holt sie zurück! Das hier ist wichtiger als eine magische Schlange.»

Draco hob die Augenbrauen. «Was kann bitte wichtiger sein, als eine pyromanisch veranlagte Schlange?»

 

«Meine Schwester.»



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Arcturus
2020-02-13T16:37:28+00:00 13.02.2020 17:37
> Mit der Eleganz, die nur ein Malfoy aufzubringen wusste, der im Begriff war, etwas äußerst Unmoralisches zu tun
 
Sicher, dass das die Eleganz eines Malfoys ist und er das nicht von seiner Mutter hat? x'D
 
Aber yay. Dreister Draco ist dreist. I like. Ich frage mich nur, wie lange er seinen schlechten Einfluss schon auf Percy ausübt, wenn dieser um halb vier in der Nacht Schreibtische in der Aurorenzentrale aufbricht. Ohne zu meckern. Offenbar aus Eigeninitiative.
Antwort von:  _Delacroix_
13.02.2020 17:40
Die Antwort ist einfach. Sie lautet: Zu lange!
Wobei ich denke, er würde meckern, wenn es nicht Harrys wäre.


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