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The Monster inside my Veins

von

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Regen

Es war fast dunkel, als die Beiden bei Gins Wohnung ankamen. Draußen vor der Eingangstür blieb Rye stehen und hob seinen Blick zum Himmel, der begann, unruhig auf ihn zu wirken. Es war kein einziger Stern zu sehen. Der Wind trug die dichten Wolken über Tokio, welche laut Wetterbericht mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einfach nur vorbeiziehen würden. Die Luft roch bereits nach Regen. Möglicherweise könnte es in der Nacht auch zum ersten Mal seit langem wieder ein Gewitter geben. Es war seltsam für Rye sich nicht daran erinnern zu können, je ein solches Unwetter miterlebt zu haben, obwohl er eigentlich wusste wie so etwas ablief. Aber auch dieser verlorenen Erinnerung trauerte er nicht nach.

Er senkte den Blick wieder und sah, wie Gin gerade dabei war, den Briefkasten zu öffnen und einen Brief aus diesem herausnahm. Seine Stirn legte sich verwirrt in Falten, während er den Umschlag in der Hand drehte. Doch dann schien ihm plötzlich etwas einzufallen.

„Ah, so ein Mist…“, murmelte er und öffnete den Brief, um ihn mit den Augen zu überfliegen. Scheinbar wusste er schon was drin stand.

„Was ist los?“, wollte Rye wissen.

„Ich hab vergessen das Buch wieder abzugeben.“ Gin fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf, als würde er sich innerlich dafür verfluchen. Rye ahnte, welches Buch gemeint war. Dieses verräterische Buch über alte Volksgruppen und deren Traditionen, das Gin dazu verholfen hatte, die Wahrheit über ihn herauszufinden. Demzufolge handelte es sich bei dem Brief wohl um eine Mahnung von der Bibliothek, welche allerdings bald schließen müsste, wenn Ryes Zeitgefühl ihn nicht trog.

„Passiert, bring es einfach morgen zurück.“, schlug er vor, jedoch warf Gin trotzdem einen Blick auf seine Armbanduhr und meinte anschließend: „Noch knapp eine halbe Stunde. Theoretisch würde ich das noch schaffen.“

Rye blinzelte ihn ungläubig an. Das war nicht sein ernst, oder? Dem Schwarzhaarigen fielen auf Anhieb zig Gründe ein, warum es definitiv keine gute Idee war, das jetzt noch um diese Uhrzeit zu erledigen. Wenn es schon dunkel war. Und womöglich bald anfangen würde zu regnen. Menschen waren ziemlich anfällig für Krankheiten. Wenn Gin durch den Regen laufen würde, könnte er sich eine Erkältung holen. Und das wollte Rye auf keinen Fall, weshalb er erwiderte: „Nein, würdest du nicht.“

Daraufhin warf Gin ihm einen finsteren, leicht provozierenden Blick zu. Als hätte er vor, das Buch jetzt erst recht zurückzubringen. Also versuchte Rye noch schnell die Kurve zu kriegen, indem er einen Scherz anfügte: „Wetten ich würde es zehn Mal schneller schaffen?“

Ein selbstgefälliges Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, doch Gins Miene blieb unberührt.

„Witzig.“, sagte er tonlos.

„Es ist doch schon viel zu spät und außerdem fängt es gleich an zu regnen. Besser ich erledige das schnell. Und wenn du das nicht willst, musst du bis morgen früh warten.“ Rye ließ den Silberhaarigen an seiner Tonlage erkennen, dass er keinen Widerspruch dulden würde. Überraschenderweise schien das tatsächlich auch zu funktionieren. Gin starrte ihn lediglich für ein paar Sekunden nachdenklich an.

„Meinetwegen.“

Rye staunte nicht schlecht. Er hatte nicht erwartet, dass ihr Gespräch diesmal ohne eine der zahllosen Diskussion ablaufen würde, die dank Gins Sturheit immer wieder erneut entstanden. Dennoch war die Antwort mehrdeutig.

„Also was jetzt?“, hakte Rye deswegen nach.

Gin schlug bereits den Weg Richtung Tür ein und kramte seinen Wohnungsschlüssel aus der Jackentasche, während er entgegnete: „Dann mach du es halt, wenn du dich dann besser fühlst.“

Er ist trotzdem beleidigt…“, bemerkte Rye frustriert. Aber davon würde er sich nicht beeinflussen lassen. Immerhin war es von Vorteil diese Kleinigkeit für Gin zu erledigen. So konnte er seinem Geliebten zum einen die Mühe ersparen und konnte zum anderen anschließend gleich zum Jagen übergehen.

Als die beiden das Treppenhaus betraten, erlaubte sich Rye einen Scherz und überfiel seinen Geliebten von hinten, um ihn auf seinen Händen in rasender Geschwindigkeit die Treppe hinauf zu tragen. Gin hielt sofort den Atem an und sein ganzer Körper erstarrte vor Schreck, was Rye allerdings bewusst ignorierte. Er war froh, dass Gin ihn dafür jetzt nicht anschreien konnte, da sie sonst die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich ziehen würden. Einen mörderischen Blick kassierte er für die Aktion aber dennoch, sobald sie vor Gins Wohnung angekommen waren und er den Silberhaarigen vorsichtig wieder absetzte. Am liebsten würde Rye ihn den ganzen Tag tragen und fest an sich drücken, um Gins Wärme und seinen Duft in vollen Zügen genießen zu können. Aber das war ihm leider nicht vergönnt, was womöglich auch besser und vor allem sicherer für Gin war.

In der Wohnung brachte dieser zuerst die Tüte mit dem Anzug ins Schlafzimmer, bevor er zurück ins Wohnzimmer ging und das Buch aus einem Regal hervorkramte. Rye wartete geduldig darauf, dass Gin ihm das Buch überreichte, doch dieser schien zu zögern. Er betrachtete es eine Weile gedankenversunken in seinen Händen, als würde es ihm schwerfallen, sich davon zu trennen. Schließlich schlug er das Buch auf und blätterte zu dem Artikel über Eclipse. Irgendwie überraschte es Rye, dass sein Geliebter den Artikel scheinbar nochmal durchlas. Interessierte ihn noch etwas oder war ihm noch eine Sache eingefallen, die er überprüfen wollte?

„Stimmt was nicht?“, erkundigte sich Rye irgendwann mit leichter Besorgnis in der Stimme, da Gin den Blick einfach nicht wieder heben wollte und wie gebannt auf den Artikel starrte. Aus irgendeinem Grund wollte Rye nicht, dass der Silberhaarige den Inhalt nochmal intensiv analysierte. Zwar entsprach so ziemlich alles was in diesem Artikel stand der Wahrheit… doch genau da lag das Problem. Es war die bittere, unbestreitbare Wahrheit, dass er ein blutsaugendes Monster war. Ein Feind der Menschen und somit auch eine tödliche Bedrohung für Gin, welcher dieser Wahrheit bisher nie direkt ins Gesicht geblickt hatte. Und Ryes Angst, dass sein Geliebter dies plötzlich doch tun würde, wuchs mit jeder verstreichenden Sekunde ins Unermessliche. Zu gern würde er ihm das Buch einfach aus den Händen reißen und ihn anflehen, nicht länger über diesen verdammten Artikel nachzudenken. Doch noch bevor er sich dazu entscheiden konnte, gab Gin ihm eine Antwort auf seine Frage.

„Es ist nichts. Ich finde es nur irgendwie faszinierend, wie diese Aussagen so haargenau auf dich zutreffen. Aber bei einer bin ich mir nicht sicher.“

Rye durchlief augenblicklich ein Schauer. Obwohl Gin eindeutig recht hatte, fühlte er sich von dessen Worte verletzt. Möglicherweise konnte er der Wahrheit selbst nicht vollständig ins Gesicht sehen und nicht akzeptieren, was für eine abscheuliche Kreatur er in Wirklichkeit war.

Nicht alles trifft zu… ich bin nicht unsterblich… und mein Aussehen… wirkt ganz bestimmt nicht einladend auf ihn… das ist keine Illusion…“, versuchte sich Rye in Gedanken zu beruhigen. Aber es half nicht. Die Angst fraß sich durch sein tiefstes Inneres und erschütterte seinen Körper.

„Die wäre?“, brachte er mühsam über die Lippen. Seine offensichtlich bedrückte Tonlage brachte Gin dazu, ihn wieder anzusehen. Dessen Augen weiteten sich kurz vor Verwunderung, bevor er zögernd erwiderte: „Eigentlich wollte ich dich das schon früher fragen, aber ich hab es dann irgendwie vergessen… Hier steht, dass sich Vampire nicht fortpflanzen können und sie sich nur vermehren können, wenn sie andere Menschen zu ihresgleichen machen, indem sie sie beißen… Stimmt das wirklich? Kannst du das?“

Rye verengte misstrauisch die Augen. Er erinnerte sich an diesen Teil. Aber warum wollte Gin ausgerechnet darüber mehr erfahren?

„Weiß ich nicht. Ich hab es nie probiert und ich wüsste auch nicht wie.“, meinte er mit fester Stimme. Ihm fiel kein plausibler Grund ein, warum er einem Menschen so etwas antun sollte. Er wollte niemandem auf der Welt diesen unerträglichen Fluch aufzwingen, aus welchem es kein Entkommen mehr gab.

Gin schlug das Buch wieder zu und trat anschließend näher an ihn heran. „Willst du es irgendwann mal probieren?“

Rye entging der winzige Hoffnungsschimmer, der in Gins Augen plötzlich aufleuchtete, nicht. Eine Welle von Schock und Entsetzen übermannte ihn, jedoch versuchte er mit allen Mitteln die Fassung zu bewahren und ruhig zu bleiben.

Eigentlich wollte er sofort mit einem felsenfesten „Nein“ antworten, stattdessen fragte er aber in gefährlich ernster Tonlage: „Worauf willst du damit hinaus?“

Gin schien sofort zu bemerken, dass seine Absichten soeben durchschaut worden waren und es am besten wäre, das Thema zu beenden, wenn er nicht wollte, dass dieses Gespräch fatal endete. Seine Haltung wurde unsicherer und er versuchte Ryes bohrendem Blick auszuweichen.

„Sag schon.“, forderte der Schwarzhaarige, da ihm das Schweigen zu lang andauerte. Er wollte, dass Gin ihm erzählte, woran er gerade dachte. Dann könnte er ihn dafür zurechtweisen und ihm diese Idee ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen. Allerdings befürchtete Rye zugleich, dass sobald Gin seine Gedanken äußern würde, diese etwas in ihm auslösen könnten, was lieber verborgen bleiben sollte.

Rye vernahm, wie Gin tief einatmete, bevor er ihm eine Antwort gab: „Ich dachte nur… es wäre vielleicht einfacher für dich, wenn ich auch…“ Er verstummte, sobald er Ryes zornbebenden Blick bemerkte.

„Du willst, dass ich ein Monster aus dir mache?“, wollte Rye mit schneidender Stimme wissen. Er konnte es selbst nicht glauben.

„Das ist deine Sicht der Dinge.“

„Sag mir, dass du das nicht ernst meinst.“ Ryes Stimme nahm einen düsteren Befehlston an, von welchem sich Gin jedoch nicht einschüchtern ließ. Im Gegenteil. Er schien jetzt sogar den Mut gefasst zu haben, den Schwarzhaarigen überzeugen zu wollen. Auch wenn die Chancen dafür gleich Null waren.

„Warum? Wenn wir gleich wären, müsstest du dir keine Sorgen mehr machen mich versehentlich zu verletzen oder gar zu töten. Du müsstest dich nicht länger beherrschen.“

Rye musste einsehen, dass an den Worten etwas Wahres dran war, jedoch würde er Gins Menschlichkeit dafür niemals opfern. Zudem übersah dieser noch einen anderen, wichtigen Punkt: Sie würden nie einander gleichen. Auch nicht als Vampire. Angefangen bei ihrer unterschiedlichen Auffassung von Moral, was Rye schon öfters aufgefallen war. Gin legte bei weitem nicht so viel Wert auf ein anderes Menschenleben und würde demzufolge auch keine Reue empfinden, wenn er jemanden tötete. Rye kam deswegen der Gedanke, dass Gin womöglich als Vampir viel gefährlicher und blutrünstiger als er sein könnte. Dem Schwarzhaarigen fiel es schon schwer genug selbst die Kontrolle zu bewahren, da würde er es mit Sicherheit nicht auch noch schaffen auf Gin zu achten.

„Und das ist der einzige Grund?“ Er tat so, als würde das noch lange nicht ausreichen, um ihn zu überzeugen. Doch Gin schien trotzdem nicht nachlassen zu wollen.

„Nein.“, erwiderte er. „Aber hast du mal daran gedacht, was passieren könnte, wenn Eclipse dich vielleicht eines Tages wirklich finden sollte?“

Rye durchlief umgehend ein Schock. Daran wollte er nicht denken. Er würde sich niemals von ihnen finden lassen. Unter keinen Umständen.

„Wenn sie dich erschaffen haben, was sollte sie davon abhalten, weitere Vampire zu erschaffen und auf die Menschheit loszulassen? Was würdest du dann tun? Glaubst du wirklich, du könntest allein mit ihnen fertig werden? Du brauchst jemanden an deiner Seite.“ Wieder sprach Gin die Wahrheit. Doch das würde Rye weder vor ihm noch vor sich selbst zugeben. Er konnte nur hoffen, dass er stark genug wäre, um es allein mit mehreren Vampiren aufnehmen zu können.

„Ich brauche dich an meiner Seite. Als Mensch.“, antwortete er. Für ihn war nichts anderes auf der Welt von Belang. Er liebte Gin vom ganzen Herzen, so, wie er jetzt war. Ihre Beziehung bestand zwar aus vielen Hindernissen und war vielleicht gegen alle bestehenden Naturgesetze, doch das war in Ordnung. Rye fühlte sich lebendig. Er war glücklich. Gin musste sich nicht ändern. Und schon gar nicht auf diese Weise.

„Wie soll ich dir als Mensch helfen können?“, fragte dieser nun. Ein verzweifelter Ton mischte sich in seine Stimme. Aber Rye weigerte sich weiterhin auch nur ansatzweise darüber nachzudenken seinen Geliebten zu verwandeln. Zum einen bedeutete es ihm schon sehr viel, dass er Gin wichtig war und dieser ihm helfen wollte, doch zum anderen fühlte er sich auch gekränkt, weil dem Silberhaarigen offensichtlich nicht bewusst war, was er seinetwegen aufgeben würde und dass solche Wesen wie Vampire einfach nicht in dieser Welt existieren durften.

„Du hilfst mir schon genug… indem du bei mir bist… und mich liebst…“

Da trat Gin auf einmal direkt vor ihn und entgegnete mit einem eindringlichen Blick in den Augen: „Und genau weil ich dich liebe, könnte ich nicht einfach nur zusehen, wenn dir etwas passieren sollte. Wenn man sich liebt, muss man sich gegenseitig beschützen können. Ich hasse es, dass ich immer derjenige bin, der von dir gerettet werden muss, nur weil ich dir nicht ebenbürtig bin. Und das ist auch der Grund, warum du glaubst, dass ich nicht mal mehr in der Lage bin auf mich selbst aufzupassen. Ich will dich auch beschützen können!“

Rye ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn diese Worte überraschten. Zwar war er Gins direkte Art inzwischen gewöhnt, jedoch hätte er nicht erwartet, dass dieser plötzlich so offen zu seinen Gefühlen stehen würde. Ob das Gespräch von heute Morgen dazu beigetragen hatte?

„Das musst du aber nicht. Ich würde im Ernstfall schon allein zurechtkommen.“, meinte Rye in beschwichtigender Tonlage. Ebenbürtigkeit spielte hier definitiv keine Rolle. Er würde sich genauso sehr um Gin sorgen, wenn sie beide Menschen wären. Denn er tat dies lediglich aus Liebe, nicht etwa, weil er der Meinung war, dass Menschen allesamt schwach und hilflos waren im Vergleich zu ihm.

Außerdem ist er nur meinetwegen immer in Lebensgefahr geraten…“ Ein andere, unbestreitbare Tatsache, die bewies, dass der Fehler bei ihm lag und nicht bei Gin, welcher im nächsten Moment fragte: „Woher willst du das wissen?“

Rye drehte sich etwas von ihm weg und wandte den Blick ab, damit er seinen verärgerten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Der Schwarzhaarige schwieg für eine Weile und versuchte sich gedanklich eine Antwort zurechtzulegen. Natürlich fand er keine. Denn Gin hatte recht. Er konnte es nicht wissen. Aber das wollte sich Rye keinesfalls eingestehen, weshalb er der Frage einfach auswich.

„Hör jetzt auf. Selbst wenn ich wüsste, wie ich dich verwandeln könnte, würde ich es niemals tun. Es reicht, wenn eine Kreatur meiner Art existiert und ich werde mit Sicherheit nicht dafür sorgen, dass sich das ändert.“, wies er seinen Geliebten zurecht, auch mit der Hoffnung, dass das Thema danach beendet war. Gin sollte aufhören davon zu reden. In Wahrheit hatte er nicht die geringste Ahnung, wovon er gerade sprach und was er da wollte. Rye glaubte, dass er es nicht wert war, dass Gin sein menschliches Leben einfach wegwarf, nur um ihm beistehen zu können.

Er würde es ganz bestimmt bereuen…“ Rye fragte sich, ob sein Geliebter denn nicht oft genug bemerkt hatte, wie sehr er unter diesem Fluch litt und wie sehr er sich selbst für das, was Eclipse aus ihm gemacht hatte, verabscheute? Wie konnte Gin da freiwillig ein von Trieben gesteuertes, kaltblütiges Monster werden wollen, dessen einziger Existenszweck das Abschlachten von Menschen war? Der Silberhaarige interessierte sich höchstwahrscheinlich nicht für das Leben anderer Menschen, doch Rye würde das niemals verantworten können. Er hatte sich selbst schon immer abgrundtief für seine Taten verabscheut und das würde sich auch niemals ändern.

„Aber du solltest-“

„Ich hab gesagt HÖR AUF!“, schrie Rye mit neu entflammter Wut, wobei er sich impulsiv wieder zu Gin drehte. Doch er hatte die Geschwindigkeit seiner Bewegung und vor allem die unkontrollierte Geste seiner Hand, deren Rücken den Silberhaarigen unmittelbar schallend ins Gesicht traf, völlig falsch berechnet…

 

Gin hörte die zornentbrannte, markerschütternde Stimme von Rye klar und deutlich, während dessen Arm jedoch vor seinen Augen verschwamm. Noch im selben Moment spürte er einen schlagartigen, unermesslichen Schmerz in seiner Wange. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und während seine Sicht unklar wurde, spürte er einen stechenden Schmerz im Nacken.

Ehe er vollständig realisieren konnte, wie ihm gerade geschah, verlor er bereits den Halt unter seinen Füßen und fiel desorientiert zu Boden. Schwarz-bunte Flecken tanzten vor seinen Augen und er musste die aufkommende Übelkeit unterdrücken. Mit zittrigen Armen stützte er sich vom Boden ab und versuchte sich blinzelnd zu orientieren. Was war gerade passiert? Wieso lag er plötzlich auf dem Boden?

Vorsichtig setze er sich auf und hob eine leicht zittrige Hand in seinen schmerzenden Nacken. Er versuchte den Kopf zu drehen und ignorierte dabei das leichte Knacken seiner Halswirbel, die zurück in ihre angestammte Position sprangen. Erst jetzt bemerkte Gin seine pochende Wange. Seine Hand glitt vom Nacken vor und betastete vorsichtig die langsam entstehende Schwellung. Verwirrt hob Gin den Blick zu Rye, dessen Augen vor Schock und Entsetzen weit aufgerissen waren. Sein blasses, makelloses Gesicht wirkte wie versteinert, während sein ganzer Körper zitterte und er seine rechte Hand fest umklammert hielt, als würde er sie abreißen wollen. Als wäre sie kein Teil mehr von ihm.

Dann hat er mich gerade wirklich…“ Allmählich begann Gin zu begreifen. Rye hatte ihm ins Gesicht geschlagen. Vor Wut. Versehentlich.

„Tut… mir leid… ich wollte dich nicht…“, stammelte dieser mit leiser, erstickter Stimme. Er trat vorsichtig ein paar Schritte zurück und blickte nebenher bestürzt in verschiedene Richtungen, als würde er nach jemandem suchen, den er für seine Tat verantwortlich machen könnte. Bis er letztlich zu realisieren schien, dass er niemandem außer sich selbst die Schuld dafür geben konnte.

Der Anblick sorgte dafür, dass Gin seine Schmerzen kaum noch wahrnahm, da diese von der eintretenden Sorge um Rye überlagert wurden. Er fürchtete um dessen empfindliche, seelische Verfassung, welche nach und nach zu zerbrechen schien. Wie von selbst streckte Gin seine Hand nach dem Schwarzhaarigen aus. Er wollte ihn beruhigen. Ihm mitteilen, dass alles in Ordnung und er nicht sauer auf ihn war. Doch als er seinen Mund öffnete, erklang nur ein weiteres Knacken - offensichtlich war selbst sein Kiefer verrenkt. Im nächsten Moment spürte er einen Luftzug an sich vorbeiziehen und Rye war verschwunden. Das Geräusch einer unsanft aufgerissenen Balkontür verriet ihm, dass dieser an ihm vorbei gesaust war und die Wohnung auf dem schnellsten Wege verlassen hatte.

Gins Blick schoss unmittelbar zum Balkon, dessen Tür nun weit offen stand. Von dem Vampir fehlte jede Spur. Gin wollte sich schnell aufrichten und zum Balkon eilen, doch sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam. Mit dröhnendem Kopf und Übelkeit erregendem Schwindel musste er sich an der Sofalehne festhalten, um nicht erneut zu fallen. Ihm war einfach viel zu schwindelig, um sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Aber das war ihm egal.

„Rye…“ Er krallte seine Hand in den Rahmen der Balkontür und taumelte nach draußen. Nichts. Sein Geliebter war offenbar wirklich geflohen. Aber wohin? Und für wie lange? Würde er überhaupt wieder zurückkommen?

Ganz ruhig… Er wird nicht verschwinden… Er wird zurückkommen. Es gibt keinen Ort, an dem er auf längere Zeit bleiben kann… und außerdem hat er gesagt, dass er es… nicht lange ohne mich aushält…“, versuchte Gin in Gedanken seine Sorgen zu vertreiben. Doch ohne Erfolg. Warum konnte er das nicht glauben? Warum übermannte ihn plötzlich eine unbeschreibliche Angst, dass Rye nie wieder kommen würde oder in seinem jetzigen Zustand vielleicht irgendeinen Unsinn anstellen könnte, den er im Nachhinein noch mehr bereuen würde als den Schlag ins Gesicht, den er ihm gegeben hatte? Rye verspürte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gerade eine immense Wut auf sich selbst. Und wenn er auf irgendetwas wütend war, hatte er sich nicht länger unter Kontrolle und war somit eine Gefahr. Sowohl für sich selbst, als auch für die Menschen um ihn herum. Er würde unweigerlich ein Chaos anrichten und so womöglich eine große Menge an Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das durfte auf keinen Fall passieren. Zum einen wegen Eclipse und zum anderen musste Rye die Füße stillhalten, um den Boss nicht zu verärgern. Nur ein einziger Bericht in den Nachrichten könnte alle bisherige Mühe zunichte machen und Vater einen Grund liefern den Schwarzhaarigen endgültig aus der Organisation zu verbannen.

Ich muss irgendwas tun… aber was…“ Gin fiel es schwer sich eine Strategie zu überlegen, da er andauernd von den Schmerzen in seiner Wange abgelenkt wurde und die wachsende Sorge um Rye fast alle seine Gedankengänge blockierte.

Das funktioniert so nicht…“, wurde ihm schließlich klar, bevor er sich, begleitet von einem Seufzen, über das Balkongeländer lehnte und den Blick schweifen ließ. Wegen der Dunkelheit konnte er kaum etwas erkennen. Die Straße, welche von einzelnen Laternen beleuchtet wurde, war bis auf ein paar parkende Autos komplett leer. Kein Mensch war unterwegs. Und es verbarg sich auch niemand im sicheren Schatten der Bäume, um vielleicht nicht entdeckt zu werden…

Plötzlich bemerkte Gin, wie ein Regentropfen auf seine Hand tropfte. Zwei. Drei. Vier. Er hob trotz schmerzendem Nacken langsam den Blick, woraufhin ihm noch mehr Tropfen ins Gesicht fielen. Bereits in wenigen Sekunden regnete es in Strömen. Das Wasser drang durch seine Kleidung und er begann zu frieren, obwohl es eigentlich gar nicht so kalt war. Doch da war eine andere Kälte, die sich nach und nach in seinem Inneren ausbreitete und ihn erschaudern ließ. Er fühlte sich als wäre sein Körper bloß noch eine leere Hülle, die zu keiner Bewegung mehr fähig war. Seine Beine wollten ihn nicht nach drinnen tragen, um sich vor den Regen zu schützen.

Rye kam einfach nicht zurück. Egal, wie viele Minuten Gin noch auf dem Balkon verharrte. Irgendwann blinzelte er mehrere Male, um endlich aus seinen benebelten Zustand auszubrechen. Ihm wurde bewusst, dass es nichts bringen würde, weiterhin auf Rye zu warten. Er musste jetzt etwas tun.

Ich muss ihn suchen gehen…“, dachte Gin mit neuer Entschlossenheit, während er zurück ins Wohnzimmer ging und die Tür hinter sich schloss. „Aber wie? Er kann überall sein… und es würde ewig dauern die ganze Stadt abzusuchen…“

Dem Anschein nach schien es keine Möglichkeit zu geben. Wenn der Schwarzhaarige nicht gefunden werden wollte, war es demnach wohl auch völlig unmöglich ihn zu finden. Aber noch wusste Gin nicht, ob dem wirklich so war. Vielleicht wollte Rye doch gefunden werden. Oder sogar freiwillig wieder zurückkommen.

Um das zu überprüfen holte Gin sein Smartphone und wählte die Nummer seines Partners. Zum Glück ertönte nicht sofort die Mailbox, was bedeutete, dass Ryes Handy angeschaltet sein musste. Gin ließ es eine ganze Weile klingeln, jedoch ging niemand ran und am Ende meldete sich schließlich doch die Stimme des Anrufbeantworters, die ihm mitteilte, dass er nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen könnte. Mit einem genervten Stöhnen legte Gin auf und versuchte es danach noch zwei Mal. Vergeblich. Also hatte Rye wirklich nicht vor so schnell wieder zurückzukommen. Falls er das überhaupt vorhatte…

Gin schluckte. Die grausame Vorstellung nahm unaufhaltsam in seinem Kopf Gestalt an: Ein einsames, eintöniges Leben ohne Rye. Eine Welt, in der er nicht mehr da war. In der plötzlich alles so sinnlos war.

Gin schlang die Arme um die Brust und schüttelte kurz darauf energisch den Kopf. Es war nur eine Vorstellung. Sie würde nie real werden. Rye würde nicht verschwinden.

Es muss noch eine andere Möglichkeit geben ihn schnellstmöglich zu finden.“ Gin überlegte weiter. Bevor er anfing zu suchen brauchte er zumindest einen Anhaltspunkt. Orte, an denen Rye vielleicht sein könnte. Doch selbst dafür gab es keine Garantie und der Weg könnte umsonst sein. Wahrscheinlich wusste Rye selbst, dass Gin zuerst an vertrauten Orten suchen würde, weshalb er sich bewusst woanders aufhielt. Oder er ging überhaupt nicht davon aus, dass der Silberhaarige nach ihm suchen würde. „Er will bestimmt nicht, dass ich bei dem Wetter seinetwegen durch die ganze Stadt laufe. Das widerspricht seinem überfürsorglichen Wesen.“

Aber diesen Willen würde Gin ihm nicht erfüllen. Außer er kam rechtzeitig zurück, was so gut wie ausgeschlossen war. Eigentlich mochte sich Gin gar nicht vorstellen, wo Rye im Moment sein könnte und was er gerade tat. Die Horrorszenarien, die sich dabei in seinen Kopf schlichen, waren womöglich allesamt schlimmer als die Möglichkeiten, die es in Wirklichkeit gab. Trotzdem durfte er keine Zeit mehr verlieren. Rye war in allen Dingen unberechenbar. Besonders dann, wenn er sich von seinen Emotionen kontrollieren ließ.

Da fiel Gin plötzlich doch eine Option ein, während er den Blick wieder auf sein Smartphone richtete. Jedoch hielt die Hoffnung auf Erfolg nur wenige Sekunden an.

Vielleicht… aber er wird mit Sicherheit nicht…“ Es wäre theoretisch möglich Ryes Handy mit der GPS-Funktion zu orten und so seinen Standort zu ermitteln. Vorausgesetzt, Rye hatte das GPS auch eingeschaltet. Und genau das bezweifelte Gin.

Allerdings würde er nicht damit rechnen, dass ich so vorgehe…“ Er beschloss, es einfach zu probieren. Ein Versuch war es immerhin wert und falls die Methode wirklich funktionierte, würde das Unmengen an Zeit sparen.

Gin öffnete eine App auf seinem Smartphone, welche von der Organisation extra für solche Zwecke entwickelt wurde. Und es dauerte nicht lange, bis ihm tatsächlich Ryes Aufenthaltsort auf der Karte angezeigt wurde. Gins Augen weiteten sich. Zugleich fiel ihm vor Erleichterung ein schwerer Stein vom Herzen. Auf diese Weise würde er Rye in null Komma nichts finden können. So hatte es auf den ersten Blick zumindest den Anschein.

Das ist ja am anderen Ende der Stadt…“, stellte Gin bei genauerem Hinsehen auf das Display fest. Rye musste wohl sehr viel Wert darauf gelegt haben sich so weit wie möglich von ihm zu entfernen. Allerdings schien der rote Punkt nicht an einer Stelle zu verharren, sondern sprang hin und wieder zu verschiedenen Orten, aus denen sich Gin keinen Reim bilden konnte. Es wirkte nicht so, als verfolgte Rye irgendein festes Ziel. Er schien lediglich durch die Straßen zu irren. Jedenfalls hoffte Gin, dass sich der Schwarzhaarige unauffällig wie ein normaler Mensch durch die Straßen bewegte und dabei nichts Dummes anstellte. Aber allein die Geschwindigkeit des roten Punkts sprach dagegen, was Gin nun auch wieder daran erinnerte, dass er sofort aufbrechen sollte. Jede Sekunde zählte. Er schnappte sich seinen Mantel, warf sich diesen im Schnellschritt über und verließ anschließend die Wohnung, um nach Rye zu suchen.

 

Draußen empfing ihn der strömende Regen erneut, wodurch ihm auffiel, dass er seinen Hut vergessen hatte oder zumindest eine Jacke mit Kapuze hätte anziehen sollen. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern. Er war ohnehin schon klatschnass.

Der Regen schien inzwischen noch mehr zugenommen zu haben. Von weitem konnte Gin ein leises Donnergrollen hören, doch es interessierte ihn nicht weiter. Er schirmte mit einer Hand sein Handy-Display ab, um noch einmal Ryes Standort zu überprüfen, welcher sich schon wieder verändert hatte. Irgendwie bekam Gin das Gefühl, dass sich die Suche trotz seines Vorteils noch ewig in die Länge ziehen würde. Warum konnte der Kerl nicht einfach da bleiben, wo er gerade war?

Nachdem sich Gin den Namen der Straße und den groben Weg dorthin eingeprägt hatte, rannte er zu seinem Porsche, den er glücklicherweise zuletzt vor dem Wohnblock geparkt hatte. Rye befand sich im Bezirk Edogawa und bis dahin würde es zu Fuß mehrere Stunden dauern, die er definitiv nicht durchhalten würde. Allerdings bemerkte Gin selbst im Auto, dass seine noch immer andauernden Kopfschmerzen die Fahrt womöglich erschweren würden. Auch sein Nacken und sein Kiefer taten noch höllisch weh, doch Gin versuchte sich dadurch nicht beeinträchtigen zu lassen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und schaltete nebenbei sowohl Motor als auch Scheibenwischer an. Dann trat er auf das Gaspedal. Sein Smartphone platzierte er dort, wo er es ständig im Blick behalten konnte. Noch hatte sich Ryes Standort nur um ein paar Meter verändert. Aber das musste nicht lange so bleiben.

 

Trotz des schlechten Wetters waren die Straßen ungewöhnlich voll und es ging nur schleppend voran, was Gin zunehmend aufregte. Die Scheibenwischer erfüllten nur zum Teil ihren Zweck, da es draußen wie aus Eimern goss und die Frontscheibe schnell wieder mit Regentropfen übersät war, die beim Aufprall ein lautes Geräusch von sich gaben. In ihnen glitzerte die rote Farbe der Ampel, vor welcher er gerade stand. Gin tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf das Lenkrad, während seine Augen immer wieder zu seinem Handy-Display wanderten. So langsam glaubte er, dass er zu Fuß doch schneller gewesen wäre. Es ging einfach nicht weiter. Die Ampel schaltete erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf grün um. Zudem kam Gin der Lärm vom Straßenverkehr in Kombination mit dem Prasseln der Regentropfen unerträglich laut vor und seine Kopfschmerzen wurden folglich immer schlimmer. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihm eine Autofahrt je so schwer gefallen war. Und die allgegenwärtige Sorge um Rye trug keinesfalls zu seiner Beruhigung bei und machte ihn stattdessen nur nervöser. Wenn er gleich einen Unfall baute, würde es ihn jedenfalls nicht wundern. Aber noch war es auszuhalten und er glaubte fest daran, dass er Rye bald erreichen würde. Bis zum nächsten Moment.

Ernsthaft?!“ Er riss seine Augen vor Schreck und Unmut weit auf, als er realisierte, dass sich der Standort des Schwarzhaarigen plötzlich schon wieder geändert hatte. Genau genommen fuhr Gin inzwischen in die völlig falsche Richtung.

Der Kerl macht mich wahnsinnig…“ Er presste die Lippen zusammen und unterdrückte ein Fluchen. Zum Glück konnte er gleich auf die Tokioter Stadtautobahn fahren, deren Auffahrt sich in der Nähe befand. Von dort aus erhöhte er das Tempo und fuhr die Strecke zurück in Richtung Sumida. So war es ihm möglich wenigstens ein bisschen aufzuholen. Auch dadurch bedingt, dass sich auf diesem Abschnitt der Autobahn nur wenige Autos befanden.

Allerdings änderte sich das, kurz nachdem er die nächste Ausfahrt genommen hatte und wieder die normale Hauptstraße entlang fuhr. Der Wagen vor ihm fing auf einmal an zu bremsen und blieb stehen. Als Gin den Blick hob, musste er zu seinem Pech feststellen, dass die Autos in einer nahezu endlosen Schlange still standen. Stau. Aus welchen Gründen auch immer. Gin ließ sich seufzend im Sitz zurückfallen. Er fühlte sich, als würde das Schicksal mit allen Mitteln versuchen ihn von Rye fernzuhalten. Inzwischen war schon fast eine Stunde vergangen.

Was ist passiert? Ein Unfall?“ Von hier aus konnte Gin nichts erkennen. So war es ihm auch nicht möglich einzuschätzen wie lange er hier noch stehen würde. Doch er vermutete, dass es so oder so viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, die er möglicherweise nicht zur Verfügung hatte. Wer weiß, was Rye gerade trieb und aus welchen Gründen er so oft den Standort wechselte.

Gin schaute erneut auf das Display und fixierte den roten Punkt auf der Karte für ein paar Minuten, während sich außerhalb immer noch nichts tat. Ihm fiel auf, dass sich Rye inzwischen gar nicht mehr vom Fleck bewegte, was ihn stutzig werden ließ. Doch der Silberhaarige bemerkte kurz darauf noch etwas anderes: Die Entfernung zu Rye betrug zu Fuß in diesem Moment höchstens 20 Minuten, wenn er den Weg zu ihm richtig berechnet hatte.

Sollte ich das Risiko eingehen…?“, fragte sich Gin mit einem weiteren Blick auf die lange Autoschlange vor ihm. Der Regen konnte ihm egal sein, er müsste sich nur sicher sein können, dass Rye diesmal auch wirklich dort blieb, wo er gerade war. Sonst könnte er die Suche wirklich komplett aufgeben.

Gin versuchte einen Blick aus den Seitenfenstern zu werfen. Zwar entdeckte er keine Parklücke, doch der Abstand zwischen Mittellinie und Fußweg sollte breit genug sein, sodass er am Straßenrand niemanden behindern würde, wenn er seinen Porsche für eine kurze Zeit dort stehen ließ.

Na schön, es kann ohnehin nicht mehr schlimmer werden.“ Entschlossen legte er beide Hände um das Lenkrad und schaltete den Blinker an, bevor er langsam rückwärts fuhr, um genug Abstand zum Vordermann zu gewinnen. Danach konnte er aus der Schlange herausfahren und dementsprechend am Straßenrand parken.

Nachdem er den Motor ausgeschaltet und die Handbremse angezogen hatte, überprüfte er vor dem Aussteigen ein letztes Mal Ryes Aufenthaltsort, welcher ihm keine Veränderung zeigte.

Dann los. Das ist vielleicht die einzige Chance, die ich habe.“ Gin verließ seinen Porsche und ging um diesen herum, bevor er auf dem Fußweg anfing durch den Regen zu rennen. Die Pfützen gaben unter seinen Füßen ein lautes Platschen von sich und spritzten das Wasser bis zu seinen Knöcheln. Es war kaum noch jemand unterwegs und die wenigen Menschen, an denen er vorbeilief, trugen entweder eine Kapuze oder hatten einen Regenschirm dabei. Doch sonst nahm Gin fast gar nichts von seiner Umgebung wahr. Das Einzige, was seine Augen fixierten, war die Richtung in die er laufen musste, um zu Rye zu gelangen. Alles andere blendete er bewusst aus. Inzwischen war er bis auf die Knochen nass geworden. Er spürte jeden einzelnen Regentropfen, der ihm ins Gesicht fiel. Jeder Schritt sandte eine Welle stechenden Schmerzes durch seinen Kopf. Aber seine Beine trugen ihn immer weiter. Selbst dann noch, als ihm nach einiger Zeit der Atem knapp wurde. Sein Herz raste beinahe schneller als die Autos, die zwischenzeitlich an ihm vorbeifuhren.

Als er jedoch um die nächste Ecke bog, sorgte die Nässe in Kombination mit seinem zu hohen Schritttempo dafür, dass er ausrutschte. Reflexartig hielt er sich mit einer Hand an einer Straßenlaterne fest, welche seinen Sturz nur leicht milderte, da das Eisen genauso rutschig war wie der Boden.

Diese kleine Pause genügte, um ihn deutlich spüren zu lassen, wie erschöpft sein Körper in Wirklichkeit bereits war. Alles, was er bisher versucht hatte zu ignorieren, überwältigte ihn innerhalb weniger Sekunden. Der Schwindel kehrte urplötzlich zurück und seine Sicht verschwamm für einen kurzen Moment. Gin stützte sich mit beiden Händen an der Laterne ab und senkte den Blick, wobei ihm auffiel, dass er nicht nur höllische Schmerzen hatte, sondern auch gewaltige Hitzewellen mit jedem Herzschlag durch seinen Körper rollten. Er fasste sich vorsichtig an die Stirn, welche sich dementsprechend glühend heiß anfühlte.

So ein Mist… warum jetzt…“ Gin versuchte wenigstens seinen Atem wieder zu beruhigen. Doch es gelang ihm selbst mit viel Mühe nicht. Während die Regentropfen von seinem Haaransatz über sein Gesicht rannen und anschließend von seiner Nasenspitze tropften, spürte er, wie seine Muskeln wegen der Kälte allmählich steif wurden. Sein Körper begann zu zittern.

Reiß dich zusammen. Es ist nicht mehr weit.“, ermahnte er sich gedanklich und ballte die Hand an seiner Stirn zur Faust. Jetzt aufzugeben war definitiv keine Option. Nicht, wo er doch schon fast am Ziel war. Um die Entfernung zu diesem nochmal zu überprüfen, zog Gin sein Smartphone aus der Jackentasche und schaltete das Display ein. Daraufhin blieb sein Atem komplett stehen, während sein Herz weiter raste. Rye befand sich ganz in der Nähe. Keine fünf Minuten mehr von ihm entfernt.

Sofort setzten sich seine Beine wieder in Bewegung, ohne dass er den Entschluss dazu hatte fassen müssen. Er wehrte sich gegen alle Beschwerden seines Körpers und rannte über einen Fußgängerüberweg, um die Straßenseite zu wechseln. Gleich war es vorbei und er würde Rye endlich erreichen. Solange musste er diese kurze Strecke um jeden Preis noch durchhalten. Nicht über den Schmerz nachdenken. Nicht stehenbleiben. Nicht die Augen schließen. Er lief weiter geradeaus und bog anschließend in eine leere Seitengasse ein. Diese war nicht sonderlich breit, aber dafür sehr lang. Die gegenüberliegende Hauptstraße war noch weit entfernt und kam Gin in diesem Moment wie der einzige Lichtblick in einem nahezu unendlichen Tunnel vor. Laut dem GPS-Signal von Ryes Handy musste es hier sein. Doch der Silberhaarige konnte auf den ersten Blick keine Gestalt erkennen. Nur mehrere, randvolle Müllcontainer, vor denen sich bereits die ersten Säcke stapelten, die teils zerrissen waren und deren Abfälle folglich quer am Boden verstreut waren. Ansonsten gab es nur noch einen Strommast, der neben einem alten, verlassenen Imbiss-Laden in die Höhe ragte. Kein Mensch würde sich freiwillig hierher verirren.

Und genau deswegen… hat er diese Gasse als Versteck ausgewählt…“, schlussfolgerte Gin, während er langsam ein paar Schritte vorwärts ging. Er bezweifelte, dass der Regen und der Lärm vom Verkehr sein Kommen verbergen würden. Hoffentlich würde Rye nicht wie eine scheue Streunerkatze das Weite suchen, bevor er ihn erreichen konnte. Allerdings traute sich Gin auch nicht nach ihm zu rufen, da er wohl ohnehin keine Antwort erhalten würde.

Als er die Gasse ungefähr zur Hälfte durchquert hatte und an den Müllcontainern angelangt war, blieb er mit geweiteten Augen stehen. Sein Herz schlug automatisch ruhiger und alles in ihm schien sich augenblicklich zu entspannen, während eine große Welle der Erleichterung seinen Körper durchströmte. Er hatte Rye gefunden. Doch dieser kauerte in zusammengekrümmter Haltung an der Wand und hatte sein Gesicht in den Armen verborgen, als hätte man ihn ausgesetzt und zurückgelassen. Gin war sprachlos. Er wollte etwas sagen. Aber es ging nicht. Niemals hätte er gedacht, dass ihn ein solch hilfloser, verzweifelter Anblick erwarten würde, der ihm unmittelbar einen Stich durchs Herz jagte. Und das alles nur wegen eines Schlags ins Gesicht…

Ich hätte dir verziehen. Du hättest nicht weglaufen müssen.“ Gin ließ die Sätze unausgesprochen und streckte vorsichtig eine Hand nach Rye aus. Als dieser kurz darauf jedoch erschrocken den Blick hob, verharrte er in der Bewegung.

„Gin… wie hast du…“, begann Rye mit leiser, verwirrter Stimme, während seine Augen immer größer wurden und trotz der Dunkelheit in einem leuchtenden Grünton schimmerten. Ein paar schwarze, nasse Strähnen klebten ihm im Gesicht, doch die Regentropfen auf seiner Haut wirkten wie glänzende Perlen auf schneeweißen, glatten Rosenblättern.

Gins Hand ballte sich in der Luft zur Faust, bevor er sie wieder senkte. Er ging nicht auf die unvollständige Frage ein.

„Was sollte das werden? Warum bist du einfach abgehauen?“ Obwohl er sich bemühte wütend zu klingen, gelang ihm das aufgrund des Mitleids nicht, welches er längst für seinen Partner empfand.

„Ich hab… dir weh getan…“, brachte dieser als Grund hervor.

„Aber nicht mit Absicht.“, wandte Gin ein. Jedoch blieb Ryes Gesichtsausdruck unverändert und er erwiderte in der gleichen, verzweifelten Tonlage: „Das spielt keine Rolle…“

Gin verschränkte die Arme. „Und du denkst, wenn du davor wegläufst, macht es das wieder rückgängig?“

Rye schwieg für einen kurzen Moment, dann schüttelte er langsam den Kopf und sagte: „Wenn ich nicht in deiner Nähe bin, bist du vor mir sicher.“

Als ob.“ Gin schnaubte spöttisch. „Ich brauch mich nicht vor dir in Sicherheit zu bringen. Du tust so, als hättest du mich fast umgebracht. Dabei war es nur-“

„Hab ich aber!“, fiel Rye ihm aufgebracht ins Wort. „Kapierst du nicht, dass ich dir hätte das Genick brechen können?! Um ein Haar hätte ich den einzigen Menschen verloren, den ich über alles liebe! Ich hätte dich verloren!“

Gin starrte eine Weile in Ryes ernsten, traurigen Gesichtsausdruck. Die Worte berührten ihn auf eine seltsame Weise. Irgendwie war es für ihn immer wieder aufs Neue sowohl schockierend als auch herzerwärmend, wie wichtig er Rye war und wie sehr dieser ihn liebte. Doch das tat dem Schwarzhaarigen ab einem gewissen Grad der Intensität einfach nicht mehr gut. Egal, wie viel es Gin in Wahrheit bedeutete, von jemandem so sehr geliebt zu werden – es war dennoch die bessere Entscheidung, Rye jetzt zur Vernunft zu bringen. Dieser musste endlich damit aufhören ständig in Sorge um ihn zu sein und bei jeder Kleinigkeit sofort an Verlust zu denken.

„Hör auf!“ Gin packte Rye am Kragen und zog ihn zu sich hoch, sodass sie sich auf Augenhöhe befanden. „Du kannst mich lieben, aber hör auf alles von mir abhängig zu machen!“

Im nächsten Moment bereute er es jedoch so viel Kraft aufgewendet zu haben. Sein Kiefer schmerzte bei jedem Wort und er spürte, wie die Hitze wieder zunahm und ihm zu Kopf stieg.

Zuerst schaute Rye ihn nur überrascht an. Doch als er sich seiner Lage bewusst wurde, kehrte die Verzweiflung in seiner Miene zurück und er meinte wimmernd: „Das geht nicht… Du bist alles, was ich habe…“

Er verzog sein Gesicht, als würde er anfangen zu weinen und obwohl ein Vampir das eigentlich nicht konnte, glaubte Gin dennoch, seine Tränen zu sehen, auch wenn sie nicht wirklich da waren.

„Ohne dich… ist alles sinnlos…“, fügte Rye fast lautlos hinzu. Der Silberhaarige versuchte sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Er durfte seinem Geliebten auf keinen Fall zustimmen.

„Red keinen Unsinn. Ich bin doch hier.“, entgegnete er deshalb. Er redet glatt so, als sei ich längst tot.“ Er wollte sich nicht vorstellen, was Rye tun würde, wenn das wirklich der Fall wäre. Sterben konnte er schließlich nicht und selbst wenn doch, ertrug Gin den Gedanken nicht, dass er sich seinetwegen umbringen würde.

Ich verstehe ja, wie er sich fühlt und warum er sich selbst so verabscheut… Aber er darf sich nicht nur auf mich fixieren. Sein Leben wäre auch ohne mich lebenswert. Aber das wird er wohl nie verstehen, weil er längst aufgegeben hat und glaubt, dass er an seinem Zustand nichts mehr ändern kann… Deswegen will er auch nichts über seine Vergangenheit wissen, obwohl es da draußen bestimmt noch Menschen gibt, denen er wichtig ist…“

„Ja… noch bist du hier… bis ich dich eines Tages töte…“ Ryes kalte Worte rissen Gin aus seinen Überlegungen. Er klang so, als würde er das wirklich vorhaben.

„Das wirst du nicht.“, stellte Gin klar.

„Doch. Weil ich nie die vollständige Kontrolle über mich haben werde. Ich werde immer alles, was ich anfasse, unweigerlich kaputt machen…“

Gins Blick verfinsterte sich. Wie konnte jemand allein nur so wenig Selbstvertrauen in sich haben? Doch allmählich erkannte er Ryes eigentliches Problem.

„Ich bin nicht kaputt, nur weil du mich geschlagen hast. Ich bin höchstens sauer, aber nicht mal deswegen, sondern weil du dir ständig solch einen Schwachsinn einredest, ohne vorher darüber nachzudenken!“

Er ignorierte die stechenden Schmerzen, die seine Wange beim Sprechen durchfuhren. Stattdessen bemerkte er, wie die Kraft in seinen Händen immer weiter nachließ und er Rye kaum noch festhalten konnte. Sogar einzelne Gesichtszüge waren inzwischen zu anstrengend und verstärkten seine Kopfschmerzen. Trotzdem versuchte er durchzuhalten und atmete tief durch, bevor er im ruhigeren Ton fortfuhr: „Was ich dir damit sagen will: Die Entscheidung, ob du etwas kaputt machst, liegt ganz bei dir. Es muss nicht so weit kommen, wenn du es nicht willst.“

Stille. Von Rye erfolgte keine Reaktion. Sein Gesicht blieb vor Schock versteinert und er konnte nur schweigen, weshalb Gin beschloss weiter auf ihn einzureden, mit dem Ziel, ihm endlich die Augen zu öffnen.

„Du denkst, da ist etwas in dir, was dich all diese Dinge tun lässt und dass du es nicht kontrollieren kannst. Aber das glaube ich nicht. Das redest du dir ein. In Wirklichkeit suchst du nach einer Erklärung, um dich nicht selbst verantwortlich fühlen zu müssen. Doch genau das musst du. Und erst dann wirst du anfangen, deine Handlungen und Entscheidungen genauer zu überdenken. Ich weiß, dass du eines Tages lernst dich zu kontrollieren.“

Danach musste er Rye loslassen, da ihm seine Kräfte endgültig verließen und er sich von Sekunde zu Sekunde schlechter fühlte. Ein Wunder, dass seinem Geliebten noch nichts aufgefallen war, welcher nun an der Wand wieder zu Boden rutschte.

„Verstehe… vielleicht hast du recht…“, erwiderte er mit gesenktem Blick. Gin stieß ein Seufzen aus.

„Schön, dass du das einsiehst. Du solltest wirklich an deiner Einstellung arbeiten.“ Er war froh, dass Rye das mit einem Nicken wortlos hinnahm und sich dabei sogar ein leichtes Lächeln auf seine Lippen bildete. Hoffentlich würde er auch wirklich anfangen an sich zu arbeiten und bald realisieren, dass es kein eigenständiges Monster gab und auch nie gegeben hatte. Den verhassten Teil seines Selbst zu personifizieren war auf Dauer keine wirksame Strategie und würde ihn irgendwann womöglich zerstören, zusammen mit allem, was ihm lieb war.

Während Gin mit wachsenden Sorgen darüber nachdachte und dem Regen lauschte, wurde ihm nach und nach schwindeliger. Seine Beine konnten kaum noch stehen. Alles strengte ihn zu sehr an. Es war viel zu heiß. Er wollte einfach nur noch nach Hause. Und das mit Sicherheit nicht ohne Rye.

 

„Komm jetzt.“, ertönte plötzlich Gins tiefe, schöne Stimme über ihn. Rye hob überrascht den Kopf und sah, dass sein Geliebter ihm eine Hand hinstreckte. „Wir gehen nach Hause.“

Die unbeschreiblichen Gefühle, die Rye nach diesen Worten überwältigten, erfüllten ihn umgehend mit Wärme und spülten alle negativen Gedanken restlos fort. Ja, er hatte jetzt ein Zuhause. Einen Ort, an den er immer wieder zurückkehren konnte und wo er immer von jemandem geliebt werden würde. Gin war sein Zuhause. Und er würde ihn niemals wieder verlassen.

Überglücklich und mit einem Lächeln auf den Lippen, griff Rye nach Gins Hand und erschrak, als der Silberhaarige ihn ruckartig zu sich in die Arme zog.

„Gin…“, entwich es Rye atemlos, bevor er die Umarmung zögerlich erwiderte. Hatte er seinem Geliebten etwa so viele Sorgen bereitet? Er wollte sich bei ihm entschuldigen, doch Gin kam ihm zuvor.

„Idiot.“, sprach er an seinem Ohr, während er ihn fester an sich drückte. „Wenn du nochmal abhaust, verzeih ich dir das nicht.“

Rye konnte nicht anders als leise zu lachen. „Keine Sorge, ich werde-…“

Plötzlich spürte er, wie der Halt in Gins Beinen nachließ und dessen Arme sich kraftlos von ihm lösten.

„Gin?!“ Geschockt hielt Rye ihn fest und ließ ihn vorsichtig in seinen Armen zu Boden sinken. Gin reagierte nicht mehr. Seine Augen waren geschlossen.

Was ist los…?“, fragte sich Rye aufgewühlt, während er das bewusstlose, blasse Gesicht seines Gegenübers betrachtete. Als er vorsichtig mit einer Hand dessen Stirn berührte, erkannte er das Problem sofort. Gins Körpertemperatur war viel heißer als sonst.

Er hat Fieber…“ Rye tastete weitere Stellen in Gins Gesicht ab, bevor er ihm ein paar nasse Strähnen hinters Ohr strich.

Er ist klatschnass… und das ist nur meine Schuld… weil er nach mir gesucht hat…“, stellte der Schwarzhaarige voller Reue fest. Der heftige Schlag ins Gesicht, der Regen, der Stress und die Sorgen… das alles war seinem Geliebten wahrscheinlich zu viel geworden. Rye biss die Zähne zusammen und zog ihn fester an sich. Er konnte ihn nicht einmal wärmen, weil er selbst kalt und vollkommen durchnässt war. Der Regen wollte einfach nicht nachlassen.

Ich bereite ihm nur Probleme… selbst wenn ich nicht da bin. Und dabei wollte ich vorhin noch unbedingt vermeiden, dass er durch den Regen zur Bibliothek geht.“, dachte Rye, doch es nützte nichts mehr sich innerlich dafür zu verfluchen. Es hatte jetzt erst mal oberste Priorität Gin so schnell wie möglich nach Hause ins Warme zu bringen.

Von hier aus liegt meine Wohnung näher ran…“, überlegte Rye. „Ich kann ihm ja Klamotten von mir leihen…“ Der Gedanke, dass er Gin die Klamotten dann auch selbst wechseln müsste, wenn dieser bis dahin nicht erwacht war, schlich sich mit aufkeimender Beschämung ebenso in seinen Kopf. Schnell scheuchte er ihn wieder fort.

Das ist jetzt wirklich unangebracht.“, ermahnte er sich und ließ nebenher seine Arme unter Gins Körper gleiten, um ihn hochheben zu können. Da fiel ihm auch wieder ein, dass er sich vor dem ganzen Chaos noch gewünscht hatte seinen Geliebten für immer tragen zu können. Doch die Erfüllung dieses Wunsches hatte er nun eindeutig nicht mehr verdient, nach allem, was er Gin heute angetan hatte.

Und trotzdem… liebt er mich immer noch…“ Rye wusste nicht, womit er solch ein Glück verdient hatte. Aber darüber konnte er sich später noch genug Gedanken machen, wenn sie Zuhause angekommen waren und es Gin wieder besser ging.



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