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The Monster inside my Veins

von

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Einen Sinn im Leben

3 Monate später
 

Langsam öffnete er seine Augen. Blinzelte ein paar Mal, um sich an die Helligkeit des Raumes zu gewöhnen. Er strich mit einer Hand über das raue Leder der Couch, auf welcher er lag. Wie er überhaupt dorthin gekommen war, wusste er nicht mehr. Jemand hatte ihm zudem eine dünne Decke übergeworfen. Diese legte er vorsichtig beiseite und richtete sich auf.

„Wo sind meine...“ Er musste feststellen, dass er plötzlich saubere Klamotten trug. Das Blut war weg. „Aber wie…?“

Verwirrt schaute er sich in dem ziemlich schlicht eingerichteten Raum um. Er wirkte beinahe wie ein Wartezimmer, nur etwas gemütlicher. Vor der Couch befand sich ein niedriger Glastisch, auf welchem ein paar Zeitungen, eine Schachtel Zigaretten und seine Sonnenbrille lag. Den letzteren Gegenstand nahm er an sich.

Hinter der Couch bot ein großes Panoramafenster einen weitreichenden Ausblick auf die Stadt Tokio. Der Höhe nach zu urteilen befand er sich in eines der letzten Stockwerke eines Wolkenkratzers. Vielleicht handelte es sich um ein Bürogebäude.

Plötzlich ging die Tür auf. Überrascht drehte sich der Schwarzhaarige um.

„Sie sind ja schon wach.“ Eine junge Frau mit platinblonden, gewellten Haaren trat herein. Hellblaue Augen, roter Lippenstift, eleganter Kleidungsstil. Diese Frau schien wohl eine wichtige Rolle zu haben.

„Wer ist sie? Hat sie mich hierher gebracht?“ Fragen, die er unausgesprochen ließ. Er starrte die Dame nur schweigend an und wartete, dass sie noch etwas sagen würde. Doch sie stellte ihm nur eine dampfende Kaffeetasse auf dem Tisch, bevor sie sich ihm gegenüber auf eine kleinere Couch setzte. Nach ein paar Sekunden Stille lächelte sie breit.

Seine Augen wurden groß. „Was…?“, brachte er unsicher über die Lippen. Das Lächeln der Frau wurde breiter, bevor sie meinte: „Ach, nichts. Als ich Sie gefunden habe, sahen Sie so fertig aus, weshalb ich dachte, Sie würden länger schlafen.“

„Mich gefunden?“, hakte er nach. Er senkte seinen Kopf und starrte auf die Kaffeetasse. Den Kaffee konnte er definitiv nicht trinken. Obwohl er eigentlich gerade wirklich Lust darauf hatte. Da hörte er ein leises Kichern.

„Nun sagen Sie nicht, Sie können sich nicht mehr erinnern.“, sagte die Frau lachend. Seine Augen verengten sich, woraufhin er überlegte und versuchte, sich die letzten Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen.
 

Da war Blut. Viel Blut. Er war in eine abgelegene Gasse geflohen, nachdem er zwei Leichen entsorgt hatte. Womöglich war er wieder mal in Verzweiflung und Selbsthass versunken, was vielleicht auch der Grund dafür war, dass er allein mit gesenktem Kopf und angezogenen Beinen neben einem Müllcontainer gesessen hatte. Ihm war nach sterben zumute gewesen. Wieder mal. Er wollte weinen, konnte aber keine einzige Träne vergießen. Wie jedes Mal, wenn er einen Menschen verletzte. Dabei wollte er das doch gar nicht. Und doch musste er. Denn er war nicht in der Lage, sich selbst aufzuhalten.

Da erschien plötzlich eine Gestalt vor ihm. Weiblich. Hinter ihr zwei Männer. Sie sagte irgendetwas zu ihm und hielt ihm ihre Hand entgegen. Er griff nach ihr. Dann wurde alles ringsherum schwarz.
 

„Ah… doch. Ich erinnere mich.“, antwortete er und ging einfach mal davon aus, dass es sich bei der blonden Frau um jene weibliche Person wie von zuvor handelte.

Sie verschränkte ihre Beine und beugte sich vor. Dann begann sie: „Nun, ich sagte Ihnen ja bereits, dass ich gern bereit wäre, Ihnen wieder einen Sinn im Leben zu geben. Denn jemand, der das Talent zum Töten besitzt, muss nicht in der Gosse lungern.“

Sie machte eine kurze Sprechpause. Wartete auf eine Reaktion ihres Gegenübers, die nie kam.

„Also, was halten Sie von meinem Angebot?“, fügte sie schließlich hinzu. Seine grünen Augen weiteten sich.

„Wovon?“, fragte er. Da musste die Frau erneut lachen, was ihn noch mehr verwunderte.

„Ob Sie ihre Fähigkeiten für unsere Organisation einsetzen wollen. Selbstverständlich gegen gute Bezahlung.“, offenbarte sie mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen. Ein seltsames Angebot, wie er fand.

„Und wo ist der Haken?“, wollte er wissen. Es musste einen geben. So war es immer.

„Es gibt keinen. Die einzige Bedingung, die wir haben...“, sie legte den Zeigefinger auf ihre Lippen, „Ist ewiges Schweigen.“

„Das heißt, die Taten der Organisation bleiben stets hinter versiegelter Tür?“, fragte er dann. Für gewöhnlich konnte er Geheimnisse für sich behalten. Oder besser gesagt: er war dazu gezwungen. Und jeder, dem er sich offenbarte, war Sekunden später sowieso tot. Doch ständig mit Menschen zusammenarbeiten zu müssen, hielt er für keine gute Idee. Immerhin konnte er sich nicht kontrollieren. Und wenn Blut fließen sollte, dann würde sofort auffliegen, dass er kein Mensch war. Es sei denn, es gab die Möglichkeit, allein zu agieren.

„Sicher. Aufträge, Anschläge, Händel etc. erreichen niemals die Öffentlichkeit. Das ist unsere oberste Regel. Natürlich schützen wir auch unsere Mitglieder. Aber nur die Hohen mit Erfahrung, nicht die Handlanger.“, verriet die Frau, woraufhin der Schwarzhaarige noch mehr interessiert war.

„Wenn sie mich schützen würden, könnte ich mich leichter vor Eclipse verstecken...und sie würden mich nicht so schnell finden...“, schlussfolgerte er. Meistens war er gezwungen, oft seinen Standort zu wechseln. Seine Lebensweise, verbunden mit dem Trieb zum Töten und seiner Gier nach Blut, erlaubten es ihm nicht, länger an einem Ort zu verbleiben. Wenn es eine Chance gab, das zu ändern, wollte er diese mit Sicherheit ergreifen. Auch wenn das bedeutete, dass er sich zukünftig zusammenreißen musste.

„Ich möchte kein Handlanger sein.“, stellte er vorerst klar. Wieder entwich der Frau ein Lachen. Als sie sich beruhigt hatte, meinte sie: „Das steht außer Frage, sonst würden Sie nicht hier sitzen.“

„Gut, dann… nehme ich das Angebot an.“, erwiderte er.

„Sind Sie sicher? Falls nicht, können Sie aufstehen und gehen. Bleiben Sie jedoch sitzen, gibt es kein Zurück mehr.“, warnte sie ihn offenbar vor.

Der Schwarzhaarige zog jedoch nur eine Augenbraue nach oben. Er hatte zunehmend begriffen, dass es nicht mehr von Nöten sei, Warnungen ernst zu nehmen. Letztlich war er ohnehin immer der Überlegene und Personen, die ihm drohten, waren nichts weiter als Beute.

„Das bin ich. Ich möchte beitreten.“ Und mit diesem Entschluss war es wohl endgültig. So weit, so gut. Jetzt musste er sich nur noch auf das Kommende einstellen.

„Sehr gut! Dann können wir ja auch gleich fortfahren.“, entgegnete die Blonde freudig und nahm nebenbei einen Notizblock unter den Zeitungen hervor, welchen der Schwarzhaarige zuvor übersehen hatte. Dennoch war er verwirrt. Sollte sich das Ganze jetzt zu einer Art Vorstellungsgespräch entwickeln? Stand also noch nicht fest, ob er für diese Organisation überhaupt geeignet war?

„Womit?“, fragte er deshalb nach, woraufhin die Frau verwundert aufblickte.

„Ich bräuchte nur ein paar Informationen über Sie, keinen Grund zur Sorge.“, entgegnete sie ruhig und nahm einen Kugelschreiber in die Hand. Ihre Tonlage ähnelte dem einer Ärztin. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihre Fingernägel rot lackiert waren. Perfekt mit der Farbe ihres Lippenstifts abgestimmt. Seine Antwort bestand nur aus einem leichten Nicken.

„Wir fangen einfach an. Wie lautet Ihr Name?“, stellte sie daraufhin die erste Frage. Doch so leicht, wie die Antwort eigentlich hätte sein sollen, war sie eben nicht. Er öffnete seinen Mund, um zu antworten, jedoch wich kein Laut über seine Lippen. Dann schloss er ihn wieder. Da war nichts. Kein Name, an den er sich erinnerte. Sollte er jetzt einfach lügen und einen erfinden? Aber was brachte das?

Die Frau starrte ihn währenddessen erwartungsvoll an. Als doch nichts von ihrem Gegenüber kam, erkundigte sie sich: „Stimmt irgendetwas nicht?“

„Nein, also...ich… Ich weiß es nicht.“, gab er schließlich zu. Auf dem Gesicht der Frau zeigte sich wie erwartet Verwirrung.

„Sie wissen ihren Namen nicht?“, wollte sie sich versichern.

„Nein.“, bestätigte er tonlos. Danach überlegte die Blonde einen Moment, bevor sie fragte: „Und ihr Alter?“

Wieder ein Schuss ins Leere. Wieso bemerkte er erst jetzt, dass er nicht das Geringste über sich selbst wusste? Warum zum Teufel war ihm das nie aufgefallen? Immer, wenn er in den Spiegel blickte, konnte er nichts anderes als ein Monster sehen. Für die Person im Spiegelbild hatte er sich nie interessiert.

„Wie alt sehe ich denn aus?“, stellte er eine Gegenfrage, die ihn selbst zum schmunzeln brachte. Die Frau hingegen schien immer noch verwirrt. Doch sie beantwortete seine Frage: „Ich würde Sie auf Ende 20 schätzen. Vielleicht auch Anfang 30. Nicht viel älter.“

Dann warf sie ihm ein besorgtes Lächeln zu und ergänzte: „Kann es sein, dass Sie unter Gedächtnisverlust leiden?“

Er zuckte mit den Schultern. Wenn er nichts über sich wusste, dann musste das wohl der Fall sein. Er vernahm ein Seufzen von der Frau.

„Dann machen wir das anders. Erzählen Sie mir doch einfach, an was Sie sich noch erinnern können.“, schlug sie vor.

„Eclipse.“, antwortete er schnell. Er sprach einfach das Wort aus, welches ihm zuerst einfiel. Die Augen der Frau weiteten sich.

„Von denen hab ich schon mal gehört. Waren Sie dort tätig?“, wollte sie erfahren. Ein Wunder, dass ihr der Name bekannt vorkam. Der Schwarzhaarige beobachtete, wie sie eine kurze Notiz auf den Block vermerkte. Wieder nickte er nur bestätigend, als sie wieder aufsah.

„Und warum jetzt nicht mehr?“, fragte sie sogleich.

Vorerst erwiderte er mit einem Kopfschütteln, bevor er sich doch ein paar passende Worte zurecht legte: „Alles, was ich weiß ist, dass ich vor ihnen fliehen muss. Und dass… sie gefährlich sind.“

Die neue Frage folgte schnell: „Warum sollten sie hinter Ihnen her sein?“

Er schwieg. Es war besser, nicht mehr zu verraten. Noch weitere Informationen konnten verhängnisvoll werden. Zudem konnte er sich wirklich nicht an mehr Details erinnern. Seine Flucht hatte er nur noch bruchstückhaft im Kopf. Dann gab es dieses Gift, welches für seinen Zustand verantwortlich war. Doch da hörte es auch schon auf. Alles andere war verschwommen oder gar nicht erst vorhanden.

„Tut mir leid.“, murmelte er leise und gab so der Frau zu verstehen, dass er ihr nichts weiteres sagen konnte. Da erhob sie sich plötzlich vom Sofa.

„Na schön, ich werde das weiterleiten und dann schauen wir mal, wie es mit Ihnen hier weitergeht.“, meinte sie und ging derweil in Richtung Tür.

„Ich bin gleich wieder zurück, solange können Sie sich ja noch ein bisschen ausruhen.“, gab sie Bescheid und verschwand mit diesen Worten aus dem Zimmer.
 

Mit zügigen Schritten ging die blonde Frau durch den Gang. Sie empfand es als enttäuschend, dass der Neuling ihr nicht noch weitere Informationen geben konnte. Ganz sicher war sie sich mit ihm nicht, jedoch hatte sie ein seltsames Gefühl verspürt, als sie ihn in der verlassenen Gasse fand. Sie hatte sofort das Potential zu töten in seinen Augen erkannt. Doch auch das Gefühl, verloren zu sein. Letztlich hatte sie ihn wohl wegen einer Mischung aus Mitleid und Neugier mitgenommen. Was sie zudem auch noch interessierte, war dieses seltsame Tattoo auf seinem Hals unter dem Kinn. 0012. Was hatte das zu bedeuten? Irgendwie wollte sie ihn nicht darauf ansprechen, möglicherweise würde er die Frage ohnehin nicht beantworten können. Wer wusste schon, wie lange so ein Gedächtnisverlust andauerte.

Sie stoppte vor einer ganz bestimmten Tür. Klopfte dann und wartete, bis eine raue Stimme sie herein bat. Daraufhin betrat sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.

„Vermouth. Hat sich der Neue etwa schon auskuriert?“, fragte der ältere Mann und blickte mit einem strengen Blick über die Zeitung, die er bis eben gelesen hatte.

„Einigermaßen. Es war komplizierter, als ich dachte.“, gab sie zu und überreichte ihrem Boss den Notizblock. Dieser legte dafür die Zeitung beiseite und betrachtete das fast leere Blatt kritisch. Womöglich dachte er gerade, dass das ein schlechter Scherz war. Denn da stand nur ein Wort.

„Eclipse?“, fragte er mit gefährlich leiser Tonlage.

„Ja, er sagte, dass er sich an nichts weiter erinnern könnte. Weder an sich selbst, noch seine Vergangenheit. Als ich vorschlug, er solle mir erzählen, was er noch weiß, da sagte er nur dieses Wort und dass er vor ihnen auf der Flucht sei.“, erklärte Vermouth ruhig und bemerkte, wie der Ältere anfing über etwas nachzudenken.

In dem darauffolgenden Moment der Stille ließ sie ihren Blick zu der Zeitung wandern. Ihr Vorgesetzter verfolgte die Neuigkeiten aus der Stadt in letzter Zeit regelmäßig. Die Vorderseite berichtete über eine mysteriöse Mordserie und dass die Polizei zurzeit im Dunkeln tappte. Hin und wieder wurde auch im Fernsehen über die Morde berichtet.

„Ein Überläufer von Eclipse also… das kann unmöglich sein.“, begann ihr Boss nach einer Weile. Sie verstand nicht ganz, was er damit meinte.

„Warum?“, fragte sie deshalb.

„Da kommt man nicht lebend raus.“, erwiderte er kalt und gab ihr den Notizblock zurück.

„Naja, wie du siehst, anscheinend doch.“, meinte sie. Dann herrschte wieder Schweigen. Sie erahnte, dass er gerade über seine nächste Entscheidung nachdachte. Und die machte er wie üblich sorgfältig und mit Bedacht.

„Und was willst du jetzt unternehmen?“

„Er könnte nützlich sein, wenn er sich wieder erinnert. Er darf vorerst bleiben, jedoch unter strenger Beobachtung.“, lautete seine Antwort und somit war der Neue mehr oder weniger als Mitglied der Organisation anerkannt. Da gab es nur noch ein paar kleine Probleme.

„Dann benötigt er aber noch eine Identität.“, erinnerte sie den Älteren, woraufhin sie ein Seufzen von ihm vernahm.

„Ich beauftrage später jemanden mit dem Papierkram. Jetzt bekommt er erst mal den Codenamen… Rye.“, beschloss er. Vermouth nahm das mit einem schlichten Nicken so hin. Innerlich fand sie, dass dieser Codename gut zu dem Schwarzhaarigen passte. Gerade, als sie glaubte, den Raum wieder verlassen zu können, fing ihr Boss erneut an zu sprechen: „Weißt du zufällig, wo Gin gerade ist? Ich wollte eigentlich etwas mit ihm besprechen, erreiche ihn aber seit heute Morgen nicht.“

Vermouth zog nur verwundert eine Augenbraue nach oben.

„Du hast ihn doch heute zum Hafen geschickt, um die Geldübergabe zu übernehmen. Wahrscheinlich ist er heute Abend wieder zurück, ich richte es ihm aus.“, meinte sie und drehte sich mit diesen Worten um. Manchmal konnte ihr Boss wirklich ein verpeilter Mensch sein. Sie musste ein Schmunzeln unterdrücken, als sie den Raum wieder verließ.
 

Danach ging sie zu dem Zimmer zurück, wo sie zuvor den schwarzhaarigen, jungen Mann sich selbst überlassen hatte. Dieser stand nun vor dem großen Fenster und betrachtete schweigend die dahinterliegende Großstadt.

„Abends ist der Ausblick viel schöner.“, meinte sie ruhig, um sich bemerkbar zu machen und ging auf den Neuen zu, welcher sich bei ihren Worten umdrehte.

„Das glaub ich gern.“, erwiderte er in gleicher Tonlage. Er wirkte noch leicht verträumt, womöglich hatte er bis eben über einiges nachgedacht. Verständlich. Ohne Erinnerungen war bestimmt vieles komplizierter.

Ihr Blick wanderte zum Glastisch, auf welchem sich noch immer die Kaffeetasse befand, jedoch unberührt. Inzwischen war der Inhalt wohl kalt geworden.

„Mögen Sie keinen Kaffee?“, fragte sie und überlegte, ob Tee nicht vielleicht geeigneter gewesen wäre. Oder ein einfaches Glas Wasser, das würde doch jeder trinken.

„Nein, aber das macht nichts.“, entgegnete er mit einem Kopfschütteln und erkundigte sich dann: „Und, wie geht es nun weiter?“

„Ach, ja richtig… Der Boss sagte, dass Sie bleiben dürfen. Wir werden Ihnen eine neue Identität zur Verfügung stellen, zumindest so lange, bis Sie ihr Gedächtnis zurückerlangen.“, informierte Vermouth ihn. Ein Lächeln bildete sich daraufhin auf seine Lippen, bevor er antwortete: „Vielen Dank.“

„Außerdem tragen sie ab heute den Codenamen Rye, so werden Sie zukünftig auch von den anderen Mitgliedern angesprochen werden. Aber wie ich vorhin bereits erwähnte, nicht jeder darf einen Codenamen tragen.“, redete sie weiter und sah, wie er vor Verwunderung leicht den Kopf zur Seite drehte.

„Ein Whiskey?“

„Ja, bei den Codenamen handelt es sich immer um alkoholische Getränke.“, verriet sie.

„Verstehe… Und wie darf ich Sie nennen?“, folgte auch schon die nächste Frage, welche die Blonde bereits erahnt hatte.

„Vermouth.“, beantwortete sie die Frage knapp.

„Und wen gibt es noch so?“

Da entwich ihr ein Lachen. Diese offensichtliche Unwissenheit empfand sie irgendwie als entzückend. Und dieser stets verwunderte Blick ließ den Neuen ganz unschuldig wirken, man merkte ihm gar nicht an, dass er zuvor getötet hatte.

„Die werden Sie schon früh genug kennenlernen, oder besser gesagt: Heute Abend.“, meinte sie dann und hatte fast vergessen, dass ihr Boss zuvor befahl, Rye sollte unter Beobachtung bleiben. Da war ein Partner ganz angemessen. Auch wenn der Mann vor ihr eher wie ein Einzelgänger wirkte, der nicht gut mit anderen Menschen konnte. Bei dem Gedanken fiel ihr sofort noch eine andere Person ein, auf die das ebenso zutraf.

„Inwiefern?“, fragte Rye nach, der ihr wohl nicht ganz folgen konnte.

„Heute Abend 20:00 Uhr in der ‚Scarlet Lounge‘, das ist unsere Stammbar, welche sich hier auf der vorletzten Etage befindet. Dort erkläre ich Ihnen alles weitere. Bis dahin gebe ich Ihnen frei, heute ist ohnehin nicht viel los. Auch wenn ruhige Tage seltener geworden sind.“, erzählte sie und hatte somit eigentlich vor, den Neuen fürs Erste zu entlassen. Doch schließlich fiel ihr doch noch etwas ein, als er gerade an ihr vorbeiging.

„Eins noch.“, begann sie ernst. Rye warf verwirrt den Blick über die Schulter.

„Besitzen Sie ein Handy?“, stellte sie ihre letzte Frage, denn sie erinnerte sich, dass sie solch ein Gerät zumindest nicht bei seinen Klamotten gefunden hatte.

„Nein.“, antwortete er schlicht. Wirklich seltsam, dabei gab es heutzutage niemanden mehr, der kein Handy besaß. Oder hatte er es nur verloren und konnte sich einfach kein neues leisten?

„Dann habe ich doch einen Auftrag. Besorgen Sie sich bis heute Abend bitte eins, denn ohne wird es zukünftig nicht mehr gehen.“, erklärte sie. Ihr Gegenüber nahm das mit einem Nicken so hin.

„Verstanden.“ Und mit diesem Wort wendete er sich wieder ab, nachdem er seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, welche perfekt zu seinem schönen Gesicht passte, nur leider das smaragdgrüne Augenpaar verbarg. Seine Augen hatten etwas Verführerisches an sich und man musste aufpassen, sich nicht durch Unachtsamkeit in ihnen zu verlieren.

„Na dann, auf das du hier deinen Lebenssinn finden wirst, mein lieber Rye.“, sprach sie noch, als der Schwarzhaarige längst den Raum verlassen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2021-05-23T19:21:17+00:00 23.05.2021 21:21
Hi,
ums kurz zu machen: mir gefällts 😁
Schreibstil, Länge der Kapitel, du reißt genügend an um neugierig zu machen, aber nicht zu viel.
Bin ja sehr gespannt auf das erste Zusammentreffen der zwei. (Shippe die beiden gerade extremst 🙈)
Auf wie viele Kapitel hast du die Story ausgelegt?
LG
Rike
Antwort von:  ginakai
24.05.2021 16:05
Hey,
danke für dein positives Feedback, es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt 😊
Das Zusammentreffen kommt im nächsten Kapitel xD
Also bis jetzt hat die Story 37 Kapitel (ca. 380 Seiten auf Word), und bis zum Ende des ersten Teils werden es wohl ungefähr 40 Kapitel werden 😂


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