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Rivals' Reunion

von

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Zusammenkunft


 

3: Zusammenkunft

You know what I'm going through

I know this is true

'Cause you stood in my shoes

Desire's inside of me

But it's hard to believe

In what you cannot see

Can you catch the wind?

See a breeze?

Its presence is revealed by

The leaves on a tree.

(DC Talk)

Yami im Interview
 

Mein Beziehungsstatus … also ich bin Single. Okay… einige wissen ja wahrscheinlich, dass ich bis vor einem Jahr in einer Beziehung mit meinem Manager war. Es war immer groß in den Medien und … ich habe ja auch in den sozialen Netzwerken keinen Hehl daraus gemacht. Leider … hat es einfach nicht so richtig funktioniert. Aber es ist ok. Ich weiß, dass es nicht das Richtige war und es sollte einfach nicht sein. Im Nachhinein tut es mir nur etwas leid, dass ich mein Privatleben zu dieser Zeit vielleicht zu sehr in der Öffentlichkeit ausgebreitet hab. Wir sind nach der Trennung so sehr ins Kreuzfeuer der Klatschpresse geraten … das hätte sich vielleicht verhindern lassen.
 

Also … naja, ich muss mittlerweile schon auch sagen, dass ich mehr daran hätte arbeiten können. Aber ich war nicht unbedingt bereit dazu. Sigi war wirklich ein Super-Typ. Ihn trifft da gar keine Schuld. Es war nur … zu dieser Zeit hatte ich einfach zu viele andere Dinge im Kopf und zu viel mit mir selbst zu tun. Ich war so fokussiert auf meinen Job, auf diese Erfüllung, die mir meine Karriere brachte. Ja, ich fürchte, er ist da einfach etwas zu kurz gekommen.
 

Aber dann denke ich auch wieder: Wenn es das Richtige gewesen wäre, dann hätten wir das schon hinbekommen. Aber es war am Ende mehr wie eine Wohngemeinschaft. Und übrig geblieben ist eben nur die geschäftliche Beziehung, die uns ja auch erst zusammengebracht hat. Und ich war in einem Modus, wo es mir nicht so wichtig war. Ich hätte mir besser überlegen sollen, wie ich wirklich zu Sigi stehe. Ja, vielleicht war ich tatsächlich ein wenig egoistisch. Ich war nur froh, als mir endlich klargeworden ist, dass da keine Gefühle mehr waren. Was ich mir vorwerfe, ist, dass ich diese Entscheidung so lange vor mir hergeschoben habe.
 

Ich musste mich dann leider trotzdem von Sigi als Manager trennen. Ich hab einfach gemerkt, dass das Ganze zwischen uns stand und dass es ihn belastet. Ich dachte, es ist das Beste. Ja … es war eine schwierige Zeit. Sehr schade, das alles.
 

Hm … Gerüchte über eine Beziehung mit Seto Kaiba? … Ich weiß jetzt nicht, auf was Sie da hinauswollen. So eine Beziehung hat es nachweislich nie gegeben. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
 

~*~
 

Seto stand am Eingang der Kammer. Von draußen schien ein Strahl des gleißenden Sonnenlichts zu ihnen herein, der den kleinen Raum jedoch nur schwach beleuchtete. Die anderen waren bereits wieder in das wärmende Licht geflüchtet, um die eiskalten Schatten der Vergangenheit aus ihren Gliedern zu vertreiben, während er noch immer hier stand und spürte, wie die Kühle dieses aufgeladenen Ortes ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
 

Nur er, der andere Yugi, hatte sich noch nicht zu den anderen gesellt. Noch immer stand er vor der Tafel der verlorenen Erinnerungen und wirkte weiterhin abwesend, in entfernten Sphären gefangen. Die Anspannung schien keinesfalls von ihm abgefallen zu sein. Nach wie vor war es für Seto nicht greifbar, was sich abgespielt hatte. Und als die schmale, kleine Gestalt sich schließlich zu ihm umdrehte, erwartete er halb, in die Augen des kleinen Yugi zu sehen. Nichts an dessen Präsenz löste in ihm dieses schwindelerregende Gefühl des freien Falls aus.
 

Doch seine Erwartungen wurden nicht bestätigt. Als die Person vor ihm sich umwandte, blickte er in die Augen dieses anderen, dieses dunkleren Yugi. Bilder aus dem eben Erlebten rauschten über ihn hinweg und schwappten förmlich über in seinen Gedanken. Wenn er ihn ansah, dann erkannte er in ihm den erhabenen ägyptischen König, seine mysteriöse und uralte Seele schien den Firmenchef förmlich zu erdrücken. Alles an ihm hatte so herrschaftlich gewirkt, besonders – wie eine Seele, die es wert war, sie 3000 Jahre später erneut zu erwecken – und die doch zugleich auch zerbrechlich war, sodass man sie schützen wollte.
 

Der andere Yugi hingegen fing nun seinen Blick auf und begriff, dass Seto der einzige war, der, genau wie er, in der Situation gefangen schien und sich nicht lösen konnte. Seto konnte nun sehen, wie viel Haltlosigkeit in seinen Augen lag, wie viel Sehnsucht, Trauer und Verzweiflung. Fast war es ihm unangenehm, ihn in einem solch intimen Moment der Schwäche zu beobachten. Er hatte das nicht verdient. Er sollte stolz und stark sein, wie er es im Grunde seines Herzens war.
 

Doch es war nur ein kurzer Augenblick, dann gewann der andere Yugi wieder seine Fassung. Er lächelte leicht. „Danke, dass du mir geholfen hast. Das … bedeutet mir viel“, sagte er leise. „Es … ist also alles wahr“, entgegnete Seto tonlos. Sein Gegenüber hob leicht sein Kinn an und nickte lediglich. Dann machte er einige Schritte auf Seto zu.
 

„Yugi … ich meine …“, setzte Seto wieder an. Der andere sah ihn aufmerksam an, herausfordernd, begierig zu erfahren, ob er endlich bereit war, seine Identität durch das Nennen seines eigenen Namens anzuerkennen. „Ich meine … Pharao Atem …“, Seto sagte die Worte, als teste er ihren Geschmack auf seiner Zunge. Doch jetzt schlug sein Gesprächspartner die Augen nieder. Er wirkte unangenehm berührt. „Ich … Yami reicht aus“, sagte er. „Gut, also, Yami“, erwiderte Seto. Auch er mochte das lieber. Es passte zu dieser mystischen, dunklen Seele.
 

„Ich verstehe das alles immer noch nicht. Es kommt mir um ehrlich zu sein komplett verrückt vor.“ Yamis Augenbrauen zogen sich jetzt zusammen. Er brach den Blickkontakt ab und wollte sich seinen Weg an Seto vorbei nach draußen bahnen. „Ganz wie du meinst. Wenn du nach alldem noch immer die Augen vor der Wahrheit verschließen willst, dann nur zu. Also, entschuldige mich“, sagte er mit harter Stimme. Für ihn war das Gespräch offensichtlich beendet. Aber Seto war noch nicht bereit, ihn gehen zu lassen. Er hielt ihn im Vorbeigehen am Handgelenk fest.
 

„Warte einen Augenblick. Lass mich zu Ende reden: .... Ja, es klingt verrückt, aber … hilf mir doch, es zu verstehen. Denn ich möchte es verstehen. Wirklich.“ Yami hielt inne und Seto lockerte den Griff um sein Gelenk. Erneut drehte sich der andere Yugi zu ihm um und musterte ihn aufmerksam mit diesen tiefen, violetten Augen, denen nichts zu entgehen schien, nicht die kleinste Regung in seinem Inneren. „Wenn das so ist … in Ordnung“, sagte er, „ich werd‘s versuchen.“
 

*
 

Als Yami zum ersten Mal die Kaibavilla betrat, war Seto unheimlich nervös und seine Hände schwitzten. Eine innere Unruhe hatte ihn befallen, wie er sie zuvor nicht kannte. Alles zwischen ihnen war undefiniert. Manchmal hatte er das Gefühl, den jungen Pharao schon ewig zu kennen, als Ruhe seine Beziehung zu ihm tief in sich, wie in Stein gemeißelt. Im nächsten Augenblick jedoch wurde ihm klar, dass er im Grunde nichts über ihn wusste, dass er bis vor wenigen Tagen für ihn nicht einmal als eigenständige Person existiert hatte.
 

Er hatte keine einzige gemeinsame Erinnerung mit ihm, die er nicht zuvor als eine Erinnerung mit jemand ganz anderem abgestempelt hatte, und doch war es, als hätten sie bereits ein halbes Leben gemeinsam verbracht.
 

Immer hatte er nur Rivalität für Yami empfunden, hatte ihn nie als Menschen gesehen, sondern ihn nur nach seinen Leistungen beurteilt, nach dem Spiel, das er mit ihm gespielt hatte und das ihn süchtig gemacht hatte, berauscht hatte. Aber die Reise in die Vergangenheit hatte etwas verändert. Sie hatte ihm viel mehr von Yami gezeigt, als er sich je erträumt hatte. Und sie hatte in ihm die Saat für etwas gesetzt, das er nur für sehr wenige Menschen empfand: Respekt. Und jetzt, da er ihn respektierte, da er ihn wahrnahm als Person, wollte er mehr denn je sehen, wer er wirklich war.
 

Dass der Pharao sich kurz nach ihrem Gespräch vor der Tafel der verlorenen Erinnerungen gegen das Totenreich und für ein Leben in dieser Zeit entschieden hatte, ließ Seto irgendwie hoffen, dass er selbst und die Abmachung, die sie nach ihrer Zeitreise getroffen hatten, zumindest ein geringer Grund für diese Entscheidung gewesen war. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er Yamis Erwartungen gerecht werden konnte. Welche Erwartungen er überhaupt an ihn hatte.
 

„Ich erinnere mich nicht an alles, was war, bevor ich Pharao wurde“, sagte Yami, als er neben Seto auf dem Sofa im Wohnzimmer der Kaibavilla saß, „manchmal kommen mir Dinge plötzlich in den Sinn. Dann weiß ich sie einfach, als wären sie nie weggewesen. Und manchmal zerbreche ich mir stundenlang den Kopf darüber, wie etwas gewesen sein könnte, aber ich kann die Lücke nicht füllen:“ Seto hörte interessiert zu. Er selbst spürte eine Verbindung zu alldem, und doch erschien es ihm fremd. Er wusste, dass ihn mit Yami ein uraltes Band einte, aber er konnte nicht sagen, wie es entstanden war. Es war einfach immer dagewesen. Er teilte Yamis Erinnerungen nicht und spürte das alles mehr als eine Art Antrieb hinter seinen Handlungen, eine unerschütterliche Gewissheit in ihm drin. Und nun, da er es zuließ, war all das lauter denn je.
 

Aber die meiste Zeit wollte Yami nicht über seine Vergangenheit sprechen. Es machte ihn manchmal sehr zufrieden und fast so herrschaftlich und stolz, wie er es früher sicher gewesen war, aber sehr oft auch schwermütig und angestrengt. Stattdessen wollte er Filme ansehen, Seto beim Programmieren zusehen, Spiele spielen oder einfach nur neben Seto sitzen und sein Deck neu ordnen oder vor sich hinträumen, während dieser auf seinem Laptop geschäftliche E-Mails schrieb. Seto fragte sich des Öfteren, was Yamis Freunde wohl davon hielten, dass dieser seit Neustem einen großen Teil seiner Zeit in der Kaibavilla verlebte. Es war eine Wendung, die so wohl keiner erwartet hätte.
 

Manchmal wollte Yami auch etwas über Seto wissen, darüber, wie er aufgewachsen war. Aber er wollte ihn zu nichts drängen und fragte nur wenig. Es dunkelte schon, als sie an einem späten Nachmittag im November wieder einmal so beisammensaßen. Yami seufzte. „Ich möchte noch nicht nach Hause“, sagte er in Gedanken. Seto sah ihn nachdenklich an. Wenn er in sein Inneres fühlte, dann musste er sich eingestehen, dass auch er nicht wollte, dass Yami ging. Es war ein Gefühl, von dem er sich nicht erinnern konnte, dass er es schon einmal bei jemandem erlebt hatte. Ohne zu bemerken, was er tat, legte er sachte seine Hand auf die Yamis. Eine Wärme und ein Aufgehobensein ging von dessen Haut aus. Yami, der an Seto gelehnt dasaß, drehte langsam den Kopf zu ihm. Sie sahen sich an. Die Zeit schien stillzustehen.
 

„Yami, ich … ich habe dich gern hier. Ich war immer allein“, sagte Seto sehr leise. Yami wusste zwar nichts darüber, wie sein bisheriges Leben verlaufen war, aber er schien zu begreifen. „Das musst du nicht sein“, sagte er. Sachte wie eine Feder spürte Seto, wie Yamis schlanke Finger seine Wange streiften und mit seinem Haar spielten. Ihre Gesichter waren nun so nah beieinander, dass sie den Atem des anderen spüren konnten. Seto roch Yamis Geruch und stellte fest, dass er ihm vertraut geworden war.
 

Sie versanken in der Gegenwart und Wärme des anderen, als sie sich küssten. Sie näherten sich einander so vorsichtig und Stück für Stück. Keiner von ihnen wollte den anderen verschrecken. Seto schätzte das an Yami. An diesem Abend erzählte er dem Pharao von seinen Eltern. Seinen wahren Eltern. Es fühlte sich richtig an, über sie zu sprechen, nicht über seinen Stiefvater, der so viel Wüste in ihm drin hinterlassen hatte. Yami verdiente es, etwas von ihm zu hören, das Emotionen in ihm geweckt, nicht ausgelöscht hatte.
 

*
 

Der Winter verstrich mit einem wohligen Gefühl. Der Frühling kam. Und plötzlich war nichts mehr so wie zuvor. Gerade wenn man glaubte, etwas zu erleben, was Bestand hatte, wenn man den Moment festhalten wollte und sich wünschte, dass alles so blieb, wie es war, gerade dann musste man am schmerzlichsten feststellen, dass die Zeit nicht stehenblieb, dass die Welt sich weiterdrehte und dass das Flüchtigste von allem – menschliche Gefühle – sich veränderten.
 

Die Natur erblühte und in Seto war etwas gestorben. Und den Schmerz, der ihn überwältigte, konnte er nur bannen, indem er ihn so weit von sich fernhielt wie er nur konnte. Bis er nur mehr ein leichtes Pochen in ihm drin war. Ein Pochen, das ihn doch latent immer begleitete. In allem, was er tat. Bei der Arbeit, der er nun mehr und mehr Raum gab, wenn er die Nachrichten sah und bei allen spärlich gesäten Freizeitaktivitäten.
 

Er wusste nicht, ob er noch einmal die Chance bekommen würde, etwas besserzumachen. Er glaubte nicht wirklich daran. Aber ein kleiner Fleck in ihm drin, der noch immer mit Leben erfüllt war, ließ sich nicht töten, breitete sich von innen heraus in ihm aus, solange bis er ihm 8 Jahre nach alldem mehr Raum gab. Bis er die letzte Chance ergriff, die er vielleicht noch hatte.



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