Zum Inhalt der Seite

Die verlorene Hoffnung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chai und der Junge

Taro war ein fröhlicher, aufgewecktes, siebenjähriges Menschenkind und lebte in einen Dorf in der Nähe der Ruinen von Unikra. Er fragte sich immer, was jenseits des Waldes war. Als er sich anschickte in den Wald zu gehen, wurde er von seiner Mutter aufgehalten.

“Das ist zu gefährlich für einen kleinen Jungen wie dich.”, warnte sie ihn.

“Aber der Schutzgott wird mich beschützen.”, schimpfte Taro.

Seine Mutter seufzte.

“Mag sein, aber er scheint sehr eigenwillig zu sein und wird sicher nicht jeden beschützen können. Was ist, wenn du Hilfe brauchst. Der Schutzgott wird dir sicher nicht helfen. Niemand hat ihn je gesehen.”, erwiderte sie besorgt.

Seufzend ging er mit seiner Mutter mit ins Haus. Das Thema war für seine Mutter erledigt. In der Nacht als alles schlief, konnte Taro nicht schlafen. Seine Gedanken schwebten zu den Wald und dem Schutzgott. Ganz leise stieg er aus seinen Bett und huschte durchs Haus. Er vergewisserte sich, das seine Eltern fest schliefen. Dann zog er seine Jacke an und schlüpfte in seine Schuhe. Schließlich ging er vor die Tür. Eine Kerze, die er in der Hand hielt, beleuchteten den Weg. Er ging immer tiefer in den Wald rein. Neben der Kerze beleuchtete auch die beiden Monde den Weg. Als er zu den Ruinen von Unikra kam, scheinen sie im Mondlicht silbern. Es herrschte Stille. In der Ferne schrie eine Eule. Gerade als Taro ins innere der Ruine ging, hörte er Schritte.

“Was willst du hier?”, rief eine zornige Männerstimme, die durch den Raum schallte.

“Großer Gott. Ich... Ich wollte dich kennenlernen. Schutzgott der Insel.”, erklärte der Junge ein wenig eingeschüchtert.

“Verschwinde Junge! Sonst wird dich mein Zorn treffen!”, erwiderte der Mann genervt, der im Schatten stand.

“Du hast bis jetzt keinen Menschen verletzt. Deshalb denke ich das du nicht im Stande bist, jemanden zu Schaden.”, antwortete der Junge hoffnungsvoll.

“Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht.”

“Keine Ahnung, aber du hast uns bis jetzt nie was getan.”, rief Taro entschlossen zu ihm.

Mit diesen Worten sendete er einen Lichtstrahl aus, der nehmen den Jungen vorbei zischte.

“Der Nächste wird treffen und nun geh!”, murrte der Mann.

Mit diesen Worten hörte der Junge wie sich Schritte entfernten. Taro seufzte. Er rief kurz nach den Mann, aber merkte schnell, daß er allein war. Etwas Niedergeschlagen ging er zurück zu seinen Eltern, die immer noch schliefen. Taro zog sich aus und legte sich ins Bett, wo er schnell einschlief. Am nächsten Abend schlich er sich wieder aus dem Haus. Taro würde diesmal hartnäckiger sein. Er packte etwas zu Essen und eine Wasserflasche ein. Mit Kerze und Steinschleuder bewaffnet, ging er in den Wald. Doch diesmal hörte ein Knurren. Es waren Wölfe. Taro rannte um sein Leben. Er steuerte geradewegs auf die Ruine zu. Taro stolperte über einen Stein und fiel zu Boden. Die Wölfe hatten ihn eingeholt und umkreisten. Hinter Taro war ein dicker Baum. Einer der Wölfe rannte Zähne fletschend auf den Jungen zu. Taro nahm die Steinschleuder zur Hand und bewarf den Wolf mit Steinen, aber es half nichts. Er warf seine Arme schützend vor sein Gesicht und schrie vor Angst. Taro spürte den warmen Atem eines Wolfes, aber es passierte nichts. Der Junge machte die Augen auf. Er blickte direkt in das Maul eines Wolfes, aber dieser schien gelähmt zu sein. Vor Panik kroch Taro vor den Wolf weg. Als er sich umsah, wurde ihm bewußt, das alle Wölfe gelähmt waren.

“Was geht hier vor?”, murmelte Taro verwundert.

Ein große schwarze Gestalt trat vor.

“Was hast du hier schon wieder verloren?”, fragte schroff eine Männerstimme, die Taro kannte.

Es war der Mann mit dem Taro gestern geredet hatte. Er schnippte mit den Fingern und die Wölfe liefen ängstlich davon.

“Du hast mich gerettet. Ich wußte, das du ein gutes Herz hast.”, rief Taro erfreut.

Der Mann stöhnte mürrisch.

“Das nächste Mal halte ich sie nicht zurück. Und nun verschwinde.”, antwortete er schroff und ging.

Taro stand auf, klopfte sich den Staub auf den Kleidern. Er starrte in die Richtung, wo der Mann gegangen war. Unentschlossen ging er in die Richtung, wo sein zu Hause war. Auf halben Weg zurück, entschied er sich anders. Er wollte diesen Mann unbedingt kennenlernen und lief wieder Richtung Ruinen. Das Knurren verriet, das die Wölfe immer noch in der Nähe waren. Taro schrie um Hilfe und rannte Richtung Ruinen. Kurz bevor er die Ruinen erreichte, stolperte er und wurde plötzlich bewußtlos. Die Wölfe wollten den Jungen gerade zerfleischen, als eine schwarze Gestalt, die Wölfe davon jagte.

“Törichter Bengel...”, murrte diese Gestalt nur.

Am nächsten Morgen war die Sonne schon längst aufgegangen, erwachte Taro benommen. Ihm tat alles weh und sein linkes Bein war sicher gebrochen. Er sah sich um, er lag auf eine Art Bett und befand sich mitten in den Ruinen.

“Na... Endlich aufgewacht?”, sagte eine kühle Männerstimme spöttisch.

Taro sah sich zu der Stimme um. Nun konnte er ihn deutlich sehen. Es war ein hellbraunhaariger, hochgewachsener Mann mit goldbraunen Augen. Auch war er ein wenig rundlich. Nach den Falten im Gesicht zu urteilen mußte er mindesten fünfzig Jahre alt. Sein Gesicht konnte Taro durch den braunen Vollbart nicht richtig deuten. Aber er hatte etwas strenges ansich. Auch seine Kleidung war befremdlich. Der Junge lächelte ihn freundlich an.

“Ich wußte, daß du ein gutes Herz hast.”, meinte er zu ihm.

“Bild dir bloß nichts darauf ein... Es war nur Zufall.”, erwiderte der Mann schroff.

“Darf ich wenigstens den Namen meines Retters erfahren?”, wollte der Junge wissen.

Der Mann seufzte und zögerte kurz.

“Ich bin Chai Pyroth. Kleiner.”, antwortete der Mann schließlich.

“Ich bin kein Kleiner! Mein Name ist Taro... Und du bist ja nur ein alter Mensch. Also gibt es hier keinen Gott.”

Chai hob verwundert die Brauen.

“Ich bin kein Mensch...”, antwortete Chai ernst, “Ich bin ein Jurafalke und älter als deine Urgroßeltern.”

“Dann bist du ein Gott!”, rief Taro fröhlich.

“Auch das stimmt nicht. Ich bin nur ein gewöhnlicher Falke, der seine Ruhe haben will. Diese Ruhe hast du mir kaputt gemacht.”, erwiderte Chai finster.

Taro hatte gedacht, das Chai ihn nun eine Ohrfeige verpassen würde, aber das tat er nicht.

“Ich hätte dich auch liegenlassen können und den Wölfen zum Fraß vorwerfen können.”, fuhr Chai weiter fort.

“Aber das hast du nicht getan. Im Gegenteil du hast mich mehrmals gerettet und deshalb weiß ich, das du ein gutes Herz hast. Du kannst niemanden umbringen.”, sagte Taro mit einen hoffnungsvollen Blick zu Chai.

“Ach ja?”

Mit diesen Worten nahm Chai ein Messer und hielt es an die Kehle des Jungen.

“Es ist leicht, wie du siehst. Ich brauche nur zu stechen.”

Lange Zeit hielt Chai das Messer so, aber Taro hatte keine Angst vor ihm und wußte vertrauensvoll, das Chai ihn nicht töten würde. Er seufzte und legte das Messer weg.

“Soviel Vertrauen in jemanden, den du nicht kennst, ist nicht gut, merkt dir das.”, meinte Chai ernst zu Taro.

Der Junge lächelte ihn freundlich an.

“Mag sein, aber du nicht...”

Mit diesen Worten schlief der Junge wieder ein. Chai fuhr sich seufzend übers Gesicht. Der Junge hatte Recht, mit allen, aber er wollte es sich nicht eingestehen.

Am Mittag wurde Taro vom Geruch des Hasenfleisches geweckt, was Chai am offenen Feuer briet.

“Na Schlafmütze. Aufgewacht? Neben dir ist ein Krug Wasser falls du Durst hast.”, rief er spöttisch.

Taro richtete sich auf.

“Ich danke dir, Chai.”

“Schon gut, aber beim nächsten Mal kann ich dich vielleicht nicht Retten, da ich vielleicht zu weit weg bin. Also wäre es schön, wenn du auf mich hören würdest. Es war wirklich nur Zufall gewesen, daß ich in der Nähe war.”, sagte Chai schließlich streng, “Verspreche mir, das du mich nicht mehr aufsuchst.”

“Na gut... Ich verspreche es dir.”, seufzte Taro

Diesmal umspielte ein Lächeln Chais Gesicht. Dann gab er Taro ein Stück vom gegrillten Hasen. Es schmeckte köstlich. Nachdem Essen nahm Chai Taro auf seinen Rücken und ging mit ihm zum Dorf, wo seine besorgten Eltern schon auf ihn warteten. Sie rannten auf Chai zu, als sie Taro erblickten.

“Taro! Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.”, sagte der Vater erleichtert und blickte zu Chai, “Danke Fremder.”

“Wo warst du, Taro?”, wollte seine Mutter besorgt wissen.

Der Junge senkte den Kopf.

“Ich war bei den Ruinen und wurde von Wölfe angegriffen. Chai, hier, hat mich gerettet und meinen Fuß verbunden.”, gestand Taro ihnen.

Seine Mutter machte große Augen.

“Dann sind Sie wohl unser Gott, den wir verehren? Aber Sie sind ja normaler Mensch.”, hakte Taros Mutter nach.

“Nein... Ich bin weder Gott noch Mensch.”, sagte Chai ernst, “Ich bin ein ganz gewöhnlicher Falke mit hoher Lebenserwartung, mehr ist das nicht. Wir Falken können auch irgendwann sterben.”

“Verstehe, bitte nehmen sie meine Einladung zum Essen an.”, sagte die Mutter zu Chai.

Man sah ihm an, das es ihm nicht gefiel, aber er nahm die Einladung an. Als die Zeit zum Abschied kam, fiel es Taro sichtlich schwer sich von Chai zu trennen. Er hatte den alten Falken richtig lieb gewonnen.

“Kannst du nicht noch etwas bleiben?”, wollte Taro weinend wissen.

“Nein, es geht nicht. Die Zeit ist gekommen Lebe wohl zu sagen.”, seufzte Chai nachdenklich.

“Du wirst mir fehlen.”, meinte der Junge unter Tränen.

Chai schenkte ihm ein freundliches Lächeln, was einwenig unbeholfen rüber kam. Schließlich drehte er sich um und wollte gehen. Der Junge stürzte herbei und umarmte Chai heftig. Chai, der sowas nie erlebt hatte, fühlte sich ganz seltsam. Sanft schob er den Jungen von sich weg.

“Ich muß jetzt gehen, Taro. Aber ich werde dich nie vergessen.”

Mit diesen Worten verschwand Chai im Wald. Taro winkte bis zum Schluß Chai hinterher. Das jemand solche Gefühle für Chai hegte, war für ihn neu und wußte nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er hatte manchmal, das Gefühl, daß es besser gewesen wäre, wenn er nie geboren wäre.

Auch Jahrzehnte später hatte Taro Chai nie vergessen. Er hatte inzwischen erste Falten im Gesicht und ein paar graue Strähnen im Haar bekommen. Taro war verheiratet mit einer bildschönen Frau und hatte einen Sohn von ihr bekommen. Der Kleine war vier Jahre alt. Er ging mit seiner Familie zu den Ruinen von Unikra und rief nach Chai. Dieser zeigte sich einwenig verhalten, aber er lächelte Taro an.

“Du hast dich gar nicht verändert.”, staunte Taro.

“Im Gegensatz zu dir.”, erwiderte Chai gelassen, “Aber schön, das es dir gut geht.”

Ohne Vorwarnung rannte das Kind zu Chai und umarmte ihn. Taro vermutete, daß das Kind Chais Einsamkeit spürte, aber wußte es nicht genau.

“Ich wollte dir meine Familie zeigen. Aber scheinbar ist mein Sohn froh dich zu sehen.”, sagte Taro fröhlich zu Chai.

“Wie der Vater so der Sohn.”, erwiderte Chai gelassen.

“Vielen Dank, das du damals meinen Mann gerettet hast.”, sagte seine Frau freundlich Chai.

“Schon gut.”, meinte Chai gelassen, “Aber versucht euer Kind nicht allein in den Wald zu lassen, außer er ist Erwachsen. Verspricht es mir.”

Taro und seine Frau nickten entschlossen. Gegen Ende des Nachmittags verabschiedeten sie sich von Chai und gingen nach Hause. Im Laufe der Zeit hielten Taros Nachkommen immer öfterst Kontakt zu Chai. Als Zeichen der Dankbarkeit Taro gegenüber.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück