Zum Inhalt der Seite

Die Einhörner von Sarn-Scaraan

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Vampir


 

2.
 

Thurgyrr, der Vampir, stand am Rand eines großen Waldes und blickte hinaus auf die Grasebene. Perfekt getarnt, ebenso dunkel wie die Schatten der Bäume zwischen denen er auf seine Beute lauerte, verharrte er reglos. Ein Schwarm großer, blauer Insekten flog, mit lautem Sirren, über ihn hinweg. Thurgyrr merkte es nicht. Eine Wandlung, die er alle fünf Tage durchmachte, hatte sich mit ihm vollzogen. Thurgyrr sah und hörte nur noch das, was er als Jäger sehen und hören musste. Seine, normalerweise orange-violett gemusterte Schuppenhaut hatte die Farbe des Waldes, um ihn herum, angenommen.

Geduldig wartete das 2,40 Meter große, vierarmige Lebewesen, mit dem schlangenähnlichen Kopf, hier auf einen der elefantengroßen Kalderaans. Als Jäger durfte er nicht ungeduldig werden.

Thurgyrr wusste, dass er an diesem Ort Erfolg haben würde. Denn am Rand dieses Waldes wuchsen mehrere Trakyrr-Büsche, von deren Früchten sich die Kalderaans hauptsächlich ernährten und deren Saft eine stark berauschende Wirkung besaß.

Am Himmel wanderte die Sonne weiter und Thurgyrr stand irgendwann nur noch zur Hälfte im Schatten. Die andere Hälfte seines Körpers war nun der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt und nahm augenblicklich eine sonnenhelle Färbung an.

Thurgyrr spürte es nicht. Mit einem dunklen und einem hellen Auge starrte er hinaus auf die Ebene. Er sah mit beiden Augen gleich gut.

Als der Abend sich näherte und sein Körper fast vollständig im Sonnenlicht lag, entdeckte er endlich einen der sechsbeinigen Kalderaans und seine harten Muskeln spannten sich. Doch noch war es zu früh um das Tier anzuspringen.

Trotz ihres massigen Körperbaus besaßen diese schwarzpelzigen Riesen die Geschwindigkeit terranischer Antilopen und so wartete Thurgyrr darauf, dass sein Opfer sich an den Trakyrr-Früchten bediente. War dieser Kalderaan erst einmal vom alkoholischen Fruchtsaft einer überreifen Trakyrr-Frucht berauscht, so würde er leichtes Spiel haben.

Vorsichtig, gerade so als wüsste er um die Gefahr die hier auf ihn lauerte, näherte sich der Kalderaan dem Waldrand, wobei seine kleinen, gelben Augen in ständiger Bewegung waren. Mit der linken, vorderen Greifklaue pflückte der Kalderaan eine der hellblauen, fussballgroßen Früchte und biss hinein, wobei er den Saft der überreifen Frucht geschickt im Mund auffing und trank. Noch während er die restliche Frucht verspeiste setzte die Wirkung des Saftes ein. Der Kalderaan schwankte leicht und griff unsicher nach der nächsten Frucht.

In diesem Moment schnellte Thurgyrr vor und landete mit einem gewaltigen Satz im Nacken des Tieres, wobei er seinen kräftigen Gabelschwanz dazu benutzte, seine Flugbahn geringfügig zu korrigieren.

Noch bevor der Kalderaan wusste wie ihm geschah, hatte sich Thurgyrr über seine Hauptschlagadern gelegt. Scharfe Hautkanülen drangen durch das dicke Fell und die lederartige Haut des Tieres und die sechs Vakuumorgane des Jägers begannen, sich rasch mit dem Blut des attackierten Kalderaan zu füllen.

Der riesige Leib des Kalderaan begann zu erzittern und sank schließlich langsam zu Boden, während sich die Hautklappen von Thurgyrrs prall gefüllten Vakuumorganen schlossen und die Hautkanülen sich in seinen Körper zurückzogen.

Der Vampir stieg vorsichtig von seinem reglosen Opfer ab. Dabei verlor seine Schuppenhaut fast übergangslos die Fähigkeit der Mimikrie und leuchtete bald schon wieder im vertrauten orange-violett. Seine vorspringenden Kugelaugen waren nun beide hellbraun. Er wartete bei dem wehrlosen Kalderaan, bis dieser endlich wieder zu sich kam und zitternd aufstand. Immer noch geschwächt von Thurgyrrs Attacke blickte er sich benommen um und trottete schließlich zu einem anderen Trakyrr-Busch. Das Tier hatte jetzt keine Furcht mehr vor Thurgyrr denn dessen Hautfärbung zeigte ihm nun an, dass Thurgyrr jetzt nicht mehr der Vampir war sondern wieder der Freund aller Kalderaans.

Eine Weile blieben sie beisammen, bis das schwarzpelzige Tier satt war, sich auf alle sechs Beine stellte und mit hoher Geschwindigkeit auf die weite Grasebene hinaus rannte.

Thurgyrr fuhr herum und blickte zum Himmel hinauf, als er dort ein langgezogenes Donnern vernahm. Einige, in der Abendsonne glitzernde Objekte, wie er sie nie zuvor gesehen hatte, zogen dort ihre Bahn. Sie verschwanden schnell in südlicher Richtung, hinter den nahen Bergen. Unschlüssig, was er tun sollte, blieb Thurgyrr eine Weile reglos stehen. Schließlich entdeckte er zu seiner linken Seite eines dieser seltsamen, vierbeinigen Tiere, mit dem dunkel-violetten Fell und dem seltsam gedrehten Horn auf der Stirn.

Beruhigende Gedanken strömten durch den Kopf des hünenhaften Jägers und er wusste plötzlich, was er zu tun hatte und wohin er sich wenden musste. Sorglos wandte sich Thurgyrr ab und marschierte, mit federnden Schritten, nach Norden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück