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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Angst vs. Willensstärke

Manami schloss ihre Augen und konzentrierte sich einzig und allein auf die Aura, die sie mit jeder Faser ihres Körpers spüren konnte.
 

Doch nichts.
 

Urplötzlich war die Aura wie weggeblasen.
 

Sie spürte nur noch ihren rasend schnellen Herzschlag an ihrer Brust.
 

Sie war verwirrt.
 

Wie war das nur möglich gewesen? Bis vor wenigen Sekunden konnte sie die Aura noch mit jeder Faser ihres Körpers spüren. Doch nun war sie einfach verschwunden. Fast so als hätte es sie gar nicht gegeben. Als wäre sie gar nicht da gewesen... als hätte sie sich all das nur eingebildet. Aber das hatte sie nicht. Sie war sich ganz sicher. Das was sie bis eben gefühlt hatte war real.
 

Hastig sah sie sich um. Hatte vielleicht irgendjemand den Raum verlassen, ohne dass sie es bemerkt hatte? Nein, alle Schüler saßen noch an ihren Plätzen. Und niemand von ihnen machte den Anschein als würden sie etwas mit der schwarzen Organisation am Hut haben. Sie wusste sich einfach keinen Reim darauf zu machen.
 

Allerdings hatte sie auch keine Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn Takehito hatte ihr sanft seinen Ellenbogen in die Seite gestupst und flüsterte: „Hey, Yumi. Jetzt reiß dich gefälligst malzusammen. Was ist denn nur los mit dir? Miss Saintemillion spricht mit dir."
 

Nicht einmal das hatte sie mitbekommen. Nichts von dem, was in den letzten Minuten um sie herum geschehen war, hatte sie mitbekommen. Zu sehr war sie in ihren Gedanken versunken. Doch nachdem die Aura, welche ihr zuvor solche Angst eingejagt hatte, verschwunden war, konnte sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen.
 

„Entschuldigen Sie bitte, Miss Saintemillion. Ich wollte nicht unhöflich wirken. Ich war gerade ganz woanders mit meinen Gedanken.", gab sie kleinlaut von sich.
 

Fröhlich strahle ihre Klassenlehrerin sie an und erwiderte: „Oh, no problem. Du bist sicher very aufgeregt."
 

Die strahlend blauen Augen von Jodie funkelten Manami an. Sie hatte einen ganz besonderen Glanz in ihren Augen. Dem verängstigten Mädchen war klar... diese Frau konnte unmöglich der schwarzen Organisation angehören. Dafür war sie viel zu nett und freundlich. Das konnte unmöglich gespielt sein. Es schien kein Hauch von Boshaftigkeit an ihr zu haften. Oder aber sie konnte sich gut verstellen. Sollte ihre Annahme jedoch richtig sein, so hieße das im Umkehrschluss zwangsläufig, dass einer ihrer Klassenkameraden zu IHNEN gehören musste.
 

„Okay, you two. Ich würde vorschlagen, dass ihr euch jetzt setzt. Yumi, setz du dich bitte in die zweite Reihe, direkt neben Subaru. Und Junichiro, du gehst bitte nach ganz hinten und setzt dich neben Akako. Beeilt euch bitte. I want to start the Unterricht."
 

Beide nickten zustimmend. Es wäre ihnen zwar lieber gewesen, wenn sie nebeneinander hätten sitzen können, aber sie wollten nicht direkt am ersten Tag eine Diskussion mit ihrer Klassenlehrerin vom Zaun brechen. Deshalb nahmen sie es vorerst so hin.
 

Gezielt bewegten sich die beiden Teenager auf die Schulbänke zu. Als Manami an dem ihr zugewiesenen Platz angekommen war und sich setzen wollte, packte Takehito sie am Arm und hinderte sie so am Hinsetzen. Endlich konnte er sie fragen, was ihm seit dem Betreten des Klassenzimmers auf der Zunge lag.
 

„Kannst du mir jetzt vielleicht mal verraten, was eigentlich mit dir los ist? Du hast uns beide da stehen lassen wie zwei Vollidioten. Ich verlange eine Erklärung von dir.", hauchte er ihr ziemlich forsch ins Ohr.
 

War das jetzt sein Ernst? Wie konnte er denn jetzt antworten verlangen? Schließlich hätte sie jemand belauschen können. Natürlich war ihm ihr Verhalten keineswegs entgangen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Ihr war durchaus klar, dass der Detektiv sie durchschaut hatte und sie ihm Antworten schuldig war. Allerdings war das gerade kein guter Zeitpunkt.
 

„Ich glaube, dass das gerade nicht der richtige Zeitpunkt ist sich darüber zu unterhalten. Und vor allem ist es absolut der falsche Ort. Wir reden später.", flüsterte sie so leise es ging.
 

Dabei hatte sie schon längst gemerkt, dass die Blicke ihres Banknachbars auf sie gerichtet waren. Wie hatte Jodie ihn doch gleich genannt?
 

Subaru.
 

Sie konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass Subaru sie anstarrte. Er war ein gutaussehender junger Japaner. Sein hellbraunes Haar war ziemlich ungewöhnlich anzusehen, da man diese Haarfarbe in Japan eher selten zu Gesicht bekam. Auf seiner Nase trug er eine schlichte Brille. Und dahinter verbargen sie sich... Sein jadegrünes Augenpaar, was er gerade auf die beiden Neuen gerichtet hatte. Sein Blick schien sie schier zu durchbohren. Warum starrte er sie nur so an? Hatte er vielleicht etwas von dem Gespräch zwischen den beiden mitbekommen?
 

Manami ließ sich schließlich auf den ihr zugewiesen Stuhl sinken. Mittlerweile hatte ihr Sitznachbar, dessen Name Subaru war, seinen Blick von ihr abgewandt. Darüber war sie durchaus erleichtert, denn irgendwas an seinem Blick ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Und trotzdem hatte dieser junge Mann etwas an sich, was sie fesselte. Ihn umgab eine Aura, die ihr Interesse geweckt hatte. Und das obwohl sie es selbst am aller wenigsten verstand.
 

Allerdings wollte sie sich auch nicht weiter an diesem Gedanken aufhalten. Schließlich hatte sie momentan ganz andere Probleme. Deshalb schenkte sie Subaru keine weitere Beachtung. Dennoch schielte er immer wieder unauffällig zu ihr hinüber. Scheinbar hatte seine neue Klassenkameradin aus irgendeinem Grund auch sein Interesse geweckt. Manami war das momentan allerdings egal.
 

Noch immer zitterte ihr Körper wie Espenlaub. Es viel ihr schwer sich zu beruhigen. Ihr Körper schien sich selbstständig gemacht zu haben. Krampfhaft versuchte sie ihr Zittern zu unterdrücken. Sie wollte unter keinen Umständen, dass dieser Subaru etwas mitbekommt. Aber es war ihr einfach nicht möglich. Sie zitterte noch immer am ganzen Körper. Auch wenn sie die Aura der schwarzen Organisation nicht mehr spüren konnte, hatte sie Schwierigkeiten sich zu beruhigen und ihren Herzschlag zu normalisieren. Das laute Pochen ihres Herzens übertönte selbst die Stimme ihrer Lehrerin, die währenddessen ihren Unterricht begonnen hatte. Von dem Unterrichtsgeschehen bekam das junge Mädchen allerdings überhaupt nichts mit. Mit ihren Gedanken war sie schon längst wieder ganz woanders. Ihre Hände krallte sie noch immer ganz fest in den Rock ihrer Schuluniform. Ihre Hände schienen sich regelrecht zu verkrampfen. Ihren Kopf hielt sie gesenkt und ihr Blick war stur auf den Tisch vor ihr gerichtet. Sie war innerlich so unheimlich aufgewühlt, dass ihre Gedanken in ihrem Kopf nur so herum kreisten.
 

„Am besten wäre es doch wenn ich endlich sterben würde. Ja, so wäre es wohl am besten. Selbst wenn ich mich wirklich irre und niemand von ihnen sich hier an der Schule meinetwegen aufhält, sodass ich hier unversehrt heraus käme... würde ich spätestens mit dieser Person konfrontiert werden, wenn meine wahre Identität auffliegt. Ich werde früher oder später zwangsläufig mit dieser Person zusammen treffen. Ob ich will oder nicht... Ich bin es... Ich bin das Verbindungsglied zur schwarzen Organisation. Es wäre wirklich besser, wenn ich nicht mehr da wäre. Das ist mir schon so lange klar. Schon in dem Augenblick als Takehito mir klar machte, dass ich Sherry bin, dass sie hinter mir her sind und ich in irgendeiner Verbindung zu IHNEN stehe. Oh Mann, Manami... wie konntest du nur so dumm sein und denken du könntest ihnen mit einem solch billigen Trick entkommen.", schoss es ihr durch den Kopf.
 

Sie schien innerlich bereits aufgegeben zu haben. Sie hatte einfach keine Kraft mehr gegen ihr Schicksal anzukämpfen. Es sollte offensichtlich ihr Schicksal sein durch die Hände der schwarzen Organisation zu sterben. Warum sollte sie also dagegen ankämpfen? Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Nasenspitze und tropfte von dort aus auf den Tisch. Sie war verzweifelt. Sie wusste weder ein noch aus. Egal was sie auch tun würde... schlussendlich würde sie sich immer und immer wieder im Kreise drehen. Sie musste dem Ganzen ein Ende setzen. Solange es noch möglich war ohne jemand unschuldigen in Gefahr zu bringen. Und wenn das bedeutete dass sie sterben musste um alle anderen Menschen in ihrem Umfeld damit in Sicherheit zu bringen, dann würde sie das durchaus in Kauf nehmen. Für sie stand fest... Zum Nutzen der Allgemeinheit würde sie mit Freude den Tod begrüßen. Diese Entscheidung hatte sie bei vollem Bewusstsein getroffen. Und ihr Entschluss stand fest. Niemand konnte sie davon abbringen.
 

Eine Träne nach der anderen bahnte sich ihren Weg über ihre Nasenspitze hinunter auf den Tisch. Doch dann wurde sie urplötzlich und ohne jede Vorahnung aus ihren Gedanken gerissen.
 

„Hey, ist bei dir alles in Ordnung? Du weinst ja..."
 

Erschrocken blickte sie auf und sah ihrem Banknachbar Subaru direkt in seine jadegrünen Augen. Der Klang seiner Stimme fuhr ihr durchs Mark und bescherte ihr eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß. Doch sie konnte keineswegs einschätzen ob diese Gänsehaut positiver oder negativer Natur war. Doch nur durch seine Stimme hatte Subaru es geschafft sie völlig aus der Bahn zu werfen. Es viel ihr schwer diesen jungen Mann einzuschätzen. Etwas Geheimnisvolles ging von ihm aus. Er schien anders als ihre anderen Klassenkameraden zu sein. Zumindest wurde sie das Gefühl nicht los, dass er kein gewöhnlicher Oberschüler war.
 

„Schon gut. Du brauchst es mir nicht sagen. Prinzipiell geht es mich ja auch gar nichts an. Entschuldige bitte meine aufdringliche Art.", flüsterte er, nachdem er vergeblich auf ihre Antwort gewartet hatte.
 

Dabei wandte er sich dann schließlich von ihr ab. Wahrscheinlich kam er sich gerade ziemlich blöd vor sie gefragt zu haben. Und erst recht weil sie ihm nicht geantwortet hatte. Allerdings hatte ihre Sprachlosigkeit durchaus einen Grund. Subaru hatte sie allein durch seine Stimme so gefesselt, dass sie einfach nicht in der Lage gewesen war ihm zu antworten.
 

Sie konnte ihren Blick nicht mehr von ihm abwenden. Sie war wie gefesselt an ihn. Mehrere Minuten haftete ihr Blick an ihm.
 

„Hat es einen bestimmten Grund, weshalb du mich so anstarrst? Habe ich vielleicht etwas im Gesicht?", kam es schließlich über seine Lippen, ohne dass er sie dabei ansah.
 

Woher wusste er das? Wie konnte er sehen, dass sie ihn anstarrte, ohne sie anzusehen? Ihr war diese Situation sichtlich unangenehm. Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen, während sie blitzschnell ihren Blick von ihm anwandte.
 

„Entschuldige bitte...", murmelte sie in einem kaum hörbaren Ton.



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