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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Gehirnwäsche

Nach einigen Minuten des Schweigens sprach Manami zaghaft: "Takehito? Takehito, was ist denn los? Hallo? TAKEHITO!"
 

Diese Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er schien so langsam zu begreifen, dass das alles gerade wirklich geschah, wobei er noch immer nicht fassen konnte, welche Katastrophe sich gerade augenscheinlich anbahnte.
 

Fassungslos murmelte er: "Du bist also auch im Jahr 1983 in Kyoto geboren..."
 

"Ja natürlich. Aber das weißt du doch.", entgegnete Manami, wobei ihr eigentlich klar war, dass seine Worte gerade gar nicht an sie gerichtet waren, sondern eher eine Memo an ihn selbst waren.
 

Dennoch antwortete sie. Und in diesem Moment blickte er ihr ernst ins Gesicht. Sein fester Blick schien sie schier zu durchbohren. Sie kannte diesen Blick von ihm nur all zu gut. Allerdings hatte er diesen Blick sonst nur, wenn er an der Lösung eines Falles dran war. Sah er in ihr jetzt etwa einen Fall? Oder wie sollte sie seinen Blick deuten?
 

"Kannst du mir vielleicht mal verraten weshalb du mich plötzlich so ansiehst? Habe ich vielleicht was im Gesicht?", fragte sie skeptisch.
 

Auch dieser lockere Spruch von ihr schien ihn nicht aufzulockern. Seine Miene war immer noch ernst, ja schon fast furchteinflößend.
 

Und dann endlich brach er sein Schweigen und sagte etwas: „Manami, sag mal... An was erinnerst du dich alles aus deiner Kindheit in Kyoto?"
 

Das junge Mädchen kam ins Grübeln. Eine ganze Weile schien sie ernsthaft zu überlegen, ehe sie schließlich antwortete: "Meine Kindheit in Kyoto? Warum willst du das jetzt plötzlich wissen? Ganz ehrlich... Ich verstehe wirklich nicht, was das hier jetzt zur Sache tut. Aber jetzt wo du danach fragst... Ich habe bisher noch nie darüber nachgedacht, aber... um ehrlich zu sein... wenn ich jetzt darüber nachdenke... Ich kann mich an absolut nichts erinnern. An rein gar nichts. Also ich weiß schon, dass ich in Kyoto geboren bin und dass ich dort einige Jahre gelebt habe. Ich weiß auch noch ganz genau wie unser Haus aussah und wie wir dort gelebt haben. Aber an mehr kann ich mich einfach nicht erinnern. Ich könnte nicht einmal sagen, was ich in Kyoto alles erlebt habe, wo ich in den Kindergarten gegangen bin oder mit welchen Menschen ich bzw. meine Familie dort zu tun hatten. Es ist als wäre dort einfach ein schwarzes Loch in meinem Kopf. Es kommt mir fast so vor, als hätte es meine Kindheit in Kyoto gar nicht gegeben. Ich kann mich erst wieder an Ereignisse erinnern, die dann bereits in Tokio waren. Alles, was zuvor in Kyoto geschehen war, ist wie gelöscht. Als ob jemand mein Gehirn manipuliert hat. Das ist doch der absolute Irrsinn. Ich verstehe es einfach nicht. Warum ist das nur so, Takehito? Was ist mit mir passiert?"
 

Mit großen hoffnungsvollen Augen sah sie ihn an. Es war offensichtlich, was sie wollte. Wobei es ihr selbst eigentlich hätte klar sein müssen... Als ob Takehito eine Antwort auf ihre Frage hatte. Wenn sie es schon nicht wusste, woher sollte denn dann bitte er es wissen? Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als von ihrem Freund keine Antwort kam.
 

"Du kannst mir auch keine Antwort darauf geben, oder Takehito? Aber jetzt ergibt endlich alles einen Sinn. Schon immer hatte ich das Gefühl, dass etwas an mir anders ist. Ich habe mich nie vollständig gefühlt. Und jetzt weiß ich auch warum. Es ist, weil mir ein Stück aus meinem Leben fehlt. Doch wer hat mir dieses Stück genommen? Und vor allem warum? Wer bin ich wirklich, Takehito?", murmelte sie, woraufhin angesprochener seinen Kopf schüttelte.
 

Es war nicht zu übersehen, dass Manami wirklich litt. Aber sie hatte auch recht mit dem was sie sagte. Jemand hatte ihr aus irgendeinem Grund ihre Vergangenheit genommen und deshalb fühlte sie sich schon immer anders. Oder es in ihren Worten auszudrücken... Sie fühlte sich unvollständig. Takehito schossen nun erneut etliche Gedanken durch den Kopf. Und schon wieder etwas, was nicht einfach nur Zufall gewesen sein konnte. Anscheinend hatte nicht nur jemand dafür gesorgt, dass Manamis Daten geheim gehalten wurden, sondern auch dafür, dass sie sich nicht an ihre Kindheit in Kyoto erinnern konnte. Doch was war nur der Grund dafür? Er konnte es sich beim besten Willen nicht erklären. Es war doch zum verrückt werden. Sollte seine langjährige Freundin denn wirklich etwas mit der schwarzen Organisation zu tun haben? Nein! Das konnte einfach nicht sein. Niemals. Das war doch überhaupt nicht möglich. Sie konnte doch nicht wirklich etwas mit solchen Verbrechern zu tun haben. Oder etwa doch? Was war, wenn er sich irrte?
 

Es gab für ihn nur eine einzige Möglichkeit das heraus zu finden. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl und ging auf die andere Seite des Schreibtisches, wo Manami stand und ihn gespannt musterte. Als er direkt vor ihr stand, kam er zum Stehen und sah ihr tief in die Augen. In diesem Moment wusste sie, dass ihm eine wirklich wichtige Angelegenheit auf der Seele brannte. Dass diese Angelegenheit allerdings ihr gesamtes bisheriges Leben auf den Kopf stellt und alles bis dahin geschehene in Frage stellen würde... damit hatte sie absolut nicht gerechnet.
 

Noch immer ruhte sein Blick auf ihr. Er wandte seinen Blick nicht von ihr ab.
 

Und dann endlich brach er sein Schweigen: "Manami, ich werde dich jetzt gleich etwas fragen, was sehr wichtig ist. Und ich möchte dich bitten, dass du mir die Wahrheit sagst, ganz gleich was es auch ist. Ganz egal wie diese Wahrheit auch aussehen mag. Das ist wirklich wichtig, hörst du."



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