Zum Inhalt der Seite

Das Schwert der Göttinnen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Reise beginnt

Er ritt über die Steppe Hyrules, folgte dem Weg vom Schloss aus zum Hylia See. Schon bald erstreckte sich das große, blaue Gewässer vor ihm. Er hielt sein Ross an und sah sich genauer um. Rechts von ihm befand sich ein kleines Häuschen mit einem recht schiefen Turm. Links von ihm etwas entfernt war ebenfalls ein Haus. Er stieg von seinem schwarzweiß gescheckten Ross und ging zu dem Hexenhäuschen. Jeder Schritt wirbelte etwas Sand auf, der sich hier mit Gras vermischte. Dann klopfte er kräftig mit der Faust gegen die Türe und wartet auf Antwort. Als keine erfolgte rüttelte er an der Türklinke, die erstaunlicherweise nachgab und er überrascht in das Häuschen stolperte. Ein Kaminfeuer loderte, darüber hing ein geschlossener Kochtopf und es dampfte regelrecht daraus. Ein Tisch und vier Stühle standen in der Mitte des Raumes und an der anderen Seite eine alte teilweise zerfetzte Couch. Eine steinerne Treppe führte in den Turm und sein Blick glitt hinauf zum Dach, das einige bedenkliche Löcher aufwies.

Ein alter Mann mit weißem langen Haar betrat sein Haus. „Ein Ritter. Wie komme ich zu eurem Besuch?“

Er drehte sich um und musterte erstaunt den älteren Hausbewohner, der in einem blauen bodenlangen Gewand und einem spitzen blauen Hut das Haus betrat und zum Kochtopf ging, der über dem Feuer hing.

Sofort legte sich der Ritter seine rechte Faust an die Brust, oberhalb seines Herz. „Mein Herr, verzeiht mein respektloses Eindringen. Ich bin Eldred Winston of Kaine, Ritter der Königsgarde von Hyrule und auf der Suche nach einem Hylianer. Habt ihr euch unbekannte Personen hier am See getroffen? Und könnt ihr mir sagen, wohin diese gegangen sind?“

„Viele suchten hier Schutz. Doch dann kamen diese Schattenwesen und sie flohen weiter.“

„Wohin?“

„In die Wüste.“

„Man munkelt Prinzessin Zelda habe den König ermordet und befindet sich auf der Flucht?“

Der Ritter beschäftigte sich noch mit der Neuigkeit und antwortete nicht auf die ihm gestellte Frage. Warum sollten sich die Hylianer in die Wüste flüchten? Das war einer der wenigen gefährlichen Orte in Hyrule. „Wie kamen sie denn auf die verrückte Idee?“, murmelte er mehr zu sich, als zu seinem Gesprächspartner. Eine Hand führte er dabei nachdenklich zu seinem Kinn, während sein Zeigefinger grübelnd gegen seine Wange tippte. Das junge Gesicht zierte einen Dreitage-Bart, die wachen grünen Augen starrten in den Rücken des alten Mann. Mit der anderen Hand fuhr er sich durch den kurzen rotbraunen Haarschopf mit dem Erfolg, das seine Haare danach etwas durcheinander wirkten.

„Prinzessin Zelda riet den Dorfbewohnern Schutz in der Wüste zu suchen. Die Gerudos sind wohl Verbündete des Palastes.“

Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch. In die Wüste brauchte er nicht aufzubrechen. Ritter Mistleroy befand sich schon auf dem Weg dorthin. Er selbst würde sich auf jeden Fall hier noch umsehen und dann sein weiteres Vorgehen überlegen. „Ich danke euch“, verabschiedete er sich und verließ das kleine Häuschen mit dem alten Mann.

Kaum trat er ins Tageslicht ging sein Blick zu dem blauen Wasser, welches durch die Sonnenstrahlen glitzerte. Sein Ross graste entspannt. Eldred Winston of Kaine näherte sich dem See und sank mehr und mehr mit seinen schweren Stiefeln im Sand ein. Aufmerksam betrachtete er das ruhige und friedliche kristallklare Wasser. Rechts von ihm in einiger Entfernung führte ein Weg über das Wasser zu einer kleinen Insel. Sein Blick glitt in die Tiefe hinab und er beobachtete die bewaffneten Zoras, welche in den Tiefen schwammen und den sagenumwobenen Tempel bewachten.

Seine Augen glitten zu dem Häuschen links von sich. Er würde noch dort nach ihr suchen, auch wenn er ahnte, dass es ergebnislos sein würde.

Er öffnete die Türe und trat in den Gastraum. Zu seiner rechten befand sich eine Theke. Dahinter stand ein stämmiger Mann mit weißem Vollbart und einer Glatze. Er wurde freundlich begrüßt.

Der Rest des Raumes kam einem Gasthof gleich. Tische mit Bänken und Stühle. An den Wänden hing Anglerzubehör und viele Fotos von Anglern mit ihren verschieden großen Fängen, die wahrliche Brocken waren. Interessiert sah sich der Ritter um.

„Der Fischweiher ist geöffnet“, bot der Besitzer an, aber Eldred schüttelte seinen Kopf. Erst jetzt drehte er sich dem Mann zu und trat zum Tresen. An der Wand hing ein in golden gerahmtes Foto. Auf diesem strahlte ein Mann, der ein Prachtexemplar von Fisch hielt

Der Besitzer folgte dem Blick des Fremden und erklärte: „Das ist bisher der größte Fang. 20 Pfund. Sicher das ihr euer Glück nicht versuchen wollt?“

Eldred überlegte. Er musste sich dort zumindest mal umsehen. Er nickte. „Ich werde es probieren“, sprach er und ließ sich von dem Besitzer durch eine Tür führen. Dann stand er vor einem großen Fischbecken in einer Halle.

Der Besitzer drückte ihm noch eine Angel in die Hand und wünschte ihm viel Spaß. Sobald die Zeit ablief, sollte er zurückkommen.

Niemand war hier. Eldred schüttelte über sich selbst den Kopf. Prinzessin Zelda würde in solch einer brenzligen Situation garantiert nicht fischen gehen. Er trat näher an das Becken und bestaunte die verschieden großen Fische. Nun wo er schon mal hier war, würde er sein Glück versuchen.

Nach einer Weile packte er zusammen. Es war zwar nicht die größte Ausbeute, als er den Fischweiher wieder verließ, dennoch hatte er überhaupt etwas gefangen. Nun sollte er sich aber auf den Weg machen. „Fremde Hylianer sind euch nicht begegnet?“

„Nicht mehr und diejenigen, die hier Schutz suchten, sind in die Wüste geflohen“, antwortete der Besitzer.

Ritter Winston of Kaine bedankte sich und trat hinaus. Es dämmerte, schon bald würde die Nacht einkehren. Er stieg auf sein Ross und verließ den Hylia See. Hier hielt sich Prinzessin Zelda definitiv nicht versteckt. Er ritt über die weiten Wiesen, trieb sein Pferd zum Galopp an und nahm wenige Hindernisse in Angriff, über die er mit seinem Pferd hinweg sprang. Vor ihm ragte ein Felsen auf, inmitten der weiten Steppe. „Die Lon-Lon-Farm“, sprach er. Dort würde er nach einem Platz für die Nacht fragen und morgen weiter nach der Prinzessin suchen. Er ritt um den Felsen herum und kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichte er den Eingang zur Farm und führte sein Pferd den Weg hinauf auf den Felsen.

Ein kauziger, schmächtiger Mann trat eben aus einem Stall heraus. „Was wollt ihr hier?!“, bellte er schon mürrisch.

Der Ritter zügelte sein Pferd. „Entschuldigt mein spätes Erscheinen. Ich suche einen Lagerplatz für die Nacht.“ Er stieg von seinem Ross und sah sich um. Ein großer Stall befand sich zur rechten Seite. Links befand sich ein Wohnhaus.

„Wir sind kein Gasthof!“

„Basil“, ermahnte ihn eine junge Frau mit roten Haaren und trat freundlich näher. Sie betrachtete den Fremden, starrte auf die Uniform und staunte. „Ein Ritter der Leibgarde des Königs“, stellte sie fest. „Es ist uns eine Ehre Sie bei uns empfangen zu dürfen.“ Sie sah zu dem schlaksigen Mann. „Basil, kümmere dich bitte um das Pferd. Ich bereite das Gästezimmer vor.“ Zu dem Ritter sagte sie: „Kommt erst mal herein. Das Abendessen ist bald fertig und Ihr seid herzlich eingeladen diesem beizuwohnen.“

Eldred betrachtete die schöne junge Frau mit den großen Augen. Dankbar folgte er ihr wenig später in das Wohnhaus.
 


 

***~~~***~~~***
 

Am nächsten Morgen löschte Link das Lagerfeuer und sie brachen auf. Ein langer Tagesritt stand ihnen bevor.

„Im alternativen Zeitpfad flohen wir in der Nacht aus dem Schloss. Du erinnerst dich sicherlich, als ich dir die Okarina der Zeit zuwarf.“ Zelda sah kurz zu ihrem Begleiter. „Ganondorf verfolgte uns und Impa versuchte ihn abzuschütteln. Doch er war dicht hinter uns. Dann plötzlich hielt er inne, drehte um und ritt davon. Den Grund dafür erfuhren wir erst später, aber für uns kam es gelegen. So konnten wir nach Kakariko fliehen und versteckten uns im Dorf.“ Zelda sah sich um. Die Landschaft Hyliades wirkte sehr unbewohnt. In Hyrule gab es wenigstens ein paar Häuser, kleine Dörfer, einen Gasthof oder die Lon-Lon-Farm. Hier war die weite Steppe mit gelbgrünlichem Gras durchzogen und schien absolut leblos und leer. „Und plötzlich spürte ich eine gewaltige Macht in mich strömen. Sie war so hell, voll Wärme. Die Energie riss mich von den Füßen und erfüllte meinen ganzen Körper. Goldenes Licht umhüllte mich und dann formte sich dieses Mal auf meinem Handrücken.“ Sie betrachtete das Triforce Zeichen auf ihrem rechten Handrücken. Das Fragment der Weisheit stach etwas kräftiger hervor. „Nachdem ich die mächtige unkontrollierbare Macht spürte, konnte der Weise des Lichts mit mir Kontakt aufnehmen. Von ihm erfuhr ich, dass Ganondorf dich im heiligen Reich aufspürte und das Triforceteil der Kraft an sich reißen konnte.“ Sie sah zu ihrem Begleiter. „Es dauerte bis ich diese neue Macht beherrschte. Für meine Sicherheit schlüpfte ich in die Verkleidung der letzten Überlebenden Shiekah. Die Dorfbewohner akzeptierten mich und in dieser Rolle führte Impa mich in die Kampfkünste der Shiekah ein. Ich durchlief eine jahrelange Ausbildung und endlich war ich soweit. Ich fühlte mich tapfer und stark genug Ganondorf gegenüber zu treten. Zudem beherrschte ich einiges an neuer Magie und wusste mit meinen Triforce-Kräften umzugehen und sie auch zu verbergen.“ Zelda erzählte bereits eine ganze Weile von ihren Erinnerungen an den alternativen Zeitpfad. „Ich verließ Kakariko und begab mich zum Schloss. Es blutete mir das Herz das Land so trostlos und unbewohnt vor zu finden. Und je näher ich der Stadt kam, desto schlimmer wurde der Zustand. Ich wollte etwas tun, aber die Zeit war noch nicht reif. Ich betrat das Schloss, stellte mich Ganondorf als Shiek vor und reizte ihn mit meinen Fähigkeiten bis er mich in seine Dienste stellte“, gestand Zelda schließlich.

Link sah entsetzt auf. Bisher war er sehr schweigsam gewesen. „Du hast was getan?!“

Die Prinzessin konzentrierte sich auf den Weg durch die weite Landschaft Hyliades. „Sei dem Feind nahe, nur so erfährst du welche Machenschaften er plant. Natürlich vertraute er mir nicht sofort. Ich musste einige Bewährungsproben erdulden und zu seiner Zufriedenheit erledigen.“

„Was verlangte er?“

„Hylianer richten“, sie blickte Link ernst an.

Link erwiderte ihren Blick schockiert.

„Dank meiner Magie konnte ich diese Hylianer in einen tiefen Schlaf schicken. Jedoch glaubte er mir und hielt sie für tot. Letztendlich gewann ich sein Vertrauen und ich erfuhr immer mehr von seinen hinterhältigen Plänen. Er stellte schnell fest, das meine Fähigkeiten von Vorteil waren. Allerdings trieb ich ihn auch zur Rage, denn ich kam und ging wie es mir beliebte. Ganondorf akzeptierte irgendwann meine Eigenart. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Ich war oft im Schloss, aber auch viel im Land unterwegs. Und ich konnte mir ein Bild von Hyrule und seinen Bewohnern verschaffen. Um den Lord der Finsternis nicht meine wahre Identität zu verraten brach ich den geistigen Kontakt mit den Weisen ab. Eines Tages verließ ich das Schloss und betrat die verfallene, und von Mumifizierten befallene, Stadt. Da spürte ich eine große goldene Macht. Ich nehme an das auch Ganondorf diese spürte. Aber er ließ sich dazu nichts anmerken. Ich achtete darauf, dass mir keiner folgte und betrat die Zitadelle der Zeit. Überrascht nahm ich die gleiche Macht wahr, wie ich sie in meiner Kindheit gespürt habe. Es war so weit. Die Weisen haben dich erweckt. Ich musste dich vorwarnen.“

Link erinnerte sich an das erste Treffen mit Shiek in der Zitadelle der Zeit, das andere vor dem Waldtempel und die vielen anderen Situationen, meistens wenn er unmittelbar den Feinden gegenüber treten musste. Es waren seine Erinnerung, allerdings hatte er diese in dieser Zeit nie erlebt. Er fragte sich wie Zelda damit zurechtkam. War es für sie auch so unwirklich mit zwei Erinnerungen zu leben? „Verwirrt dich das nicht?“

Zelda stutzte.

Link kramte in der Satteltasche und zog zwei Äpfel hervor. Einen reichte er der Prinzessin. Während er in den Apfel biss sah er sich um. Sie sind bereits weit gekommen, die Sonne verließ den höchsten Stand. Das lange reiten schmerzte langsam, eine Pause würde ihnen gut tun, dennoch mussten sie bis Einbruch der Dunkelheit so weit wie möglich kommen.

„Wie meinst du das?“

„Die Erinnerungen an die alternative Zeit sind immer noch vorhanden, aber wir haben es doch in diesem Leben gar nicht durchlebt. Manches Mal weiß ich gar nicht mehr, was wirklich geschehen ist und was der andere Link erlebt hat.“

Zelda kaute Gedankenverloren auf einem Stück Apfel herum. „Stell dir vor wir hätten es vergessen, wie all die anderen Bewohner in Hyrule. Was wäre dann?“ Aufmerksam ruhten ihre blauen Augen auf den Held der Zeit. „Wir wissen das diese Legende wahr ist. Niemand sonst weiß es. Einige können es sich vielleicht vorstellen, anderen werden es nie glauben.“

„Haben nur wir beide die Erinnerung daran?“

„Wir und die Weisen“, bekräftigte Zelda. „Es ist verwirrend, da stimme ich dir zu, aber wir hüten einen Schatz. Und diesen sollten wir in Ehren halten – Held der Zeit.“

Link erwiderte den warmen Blick seines Gegenübers etwas unsicher. Um sich abzulenken konzentrierte er sich auf die Umgebung.
 


 

***~~~***~~~***
 

Letzten Abend war er hier angekommen und er fand einen kleinen Gasthof, der für ihn ein Zimmer frei hatte. Mehr schlecht als recht nächtigte er in dem durch gelegten Bett. Jede Feder der Matratze bohrte sich in seinen Rücken. Zudem quälten ihn die Erinnerungen an den Angriff auf das Schloss.

Die Nacht der Nächte hatte sich tief in seine Seele gebrannt. Er stand an vorderster Front und stand diesen wabernden Monster, die nur aus Wolken und Nebelschwaden bestanden, direkt gegenüber und versuchte diese Wesen davon abzuhalten das Schloss zu stürmen. Nur stand er diesen seltsamen Kreaturen machtlos gegenüber, denn jeder Schwerthieb ging durch diese Körper hindurch. Es gab keine Schwachstelle. Als seine Klinge sich mit einer Klaue kreuzte, wurde er von den Füßen gerissen und schlug mit dem Rücken hart gegen die Schlossmauer. Er war Bewegungsunfähig, sah wie die Soldaten im Kampf ihr Leben ließen und die Feinde letztendlich das Schloss stürmten.

Er richtete sich auf und spürte sofort jeden Muskel. Dies war mitunter die schäbigste Unterkunft, die er bisher besucht hatte. Während dem Aufstehen, streckte er seinen Körper und die Knochen knacksten. Er trat zu der Waschschüssel, füllte sich aus der Kanne Wasser hinein und wusch sich Gesicht und Nacken.

Gestern befragte er die wenigen Hylianer die ihm begegneten, aber niemand hatte etwas seltsames bemerkt oder war einer fremden Person begegnet. Dennoch sah er jedem die Angst vor dieser finsteren Zukunft deutlich ins Gesicht geschrieben.

Er blickte in den Spiegel. Ein müder Mann blickte ihm entgegen. Die braunen Augen von kleinen Fältchen umgeben. Seine schwarzen kurzen Locken kringelten sich um sein Haupt. Sein Blick fiel auf die angegrauten Schläfen. Lange vor der Geburt der Prinzessin stand er bereits im Dienste der Königsfamilie. Auch das plötzliche Ableben der Königin, kurz nach der Geburt der kleinen Prinzessin erlebte er mit. Der König litt lange und stark unter dem Verlust seiner Frau, aber er blieb stark für seine Tochter und für das Land. Dafür bewunderte er König Harkenia. Seine Stärke, seine Güte und die Prinzessin ähnelte ihrem Vater mehr und mehr. Sie wuchs auf, wohlbehütet und beschützt und dennoch stärkte der König ihre Persönlichkeit, band sie früh in Entscheidungen mit ein. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er an den kleinen blonden Wildfang dachte, der meist die Leibgarde auf Trab hielt, wenn sie sich wieder mal in den Schlossgärten versteckte. Nun würde sie, wenn die Feinde besiegt wären, zur Königin gekrönt. Eine großzügige, gutmütige und gerechte Königin.

Sein schwarzer Vollbart müsste auch mal wieder gestutzt werden, aber dem würde er sich erst widmen können, wenn Prinzessin Zelda gefunden und sich in Sicherheit war. Er sollte nun keine Zeit verlieren. Seine Suche würde noch Zeit brauchen und die Begegnung mit dem König der Zoras stand ihm auch noch bevor.

Er schlüpfte in seine schwarze Hose, zog sein rotes Gewand über, darüber sein Kettenhemd und die graue Schärpe mit dem Zeichen des Königshaus. Dann schlüpfte er in seine Stiefel und hing sich den schwarzen Umhang um. Zuletzt band er sich den Waffengurt um den beleibten Bauch und prüfte sein Schwert in der Schneide. Mit schweren Schritten verließ er die Schlafkammer und stieg die Treppenstufen hinab in den Schankraum des Gasthofs. Bezahlt hatte er bereits am Vorabend und nach einem spärlichen Frühstück, das aus einem viertel Laib Brot und einer Käseplatte bestand, verließ er die Unterkunft und holte aus dem angrenzenden Stall sein hellbraunes Ross mit der weißen Blässe.

Jeden Bewohner befragte er nach Auffälligkeiten in der Umgebung oder fremden Personen. Und jeder verneinte. Er suchte jeden Winkel dieser Schlucht ab und folgte dabei stetig dem Flussverlauf, dessen Ursprung ein großer Wasserfall war. Dieser Fluss führte durch das Land, durch einen Kanal im Schloss bis in den Hylia-See.

Auch wenn er selbst noch nie im Reich der Zoras war, so munkelte man über Verbindungstunnel, die von Zoras Reich bis in den Hylia-See reichten. Das Reich der Zoras muss gigantisch sein und nur wenige Hylianer erhielten die Erlaubnis es überhaupt betreten zu dürfen.

Je weiter er ritt, je näher er dem Wasserfall kam, desto verwinkelter wurden die Wege und irgendwann musste er absteigen und sein Ross zurück lassen. Es ging nur noch zu Fuß weiter. Erstaunt blickte er die Felswände um sich herum hinauf. Der Weg wurde schmaler und links blieb nicht viel Platz zum Wasser. Rechts erstreckte sich die Felswand. Das Rauschen des gigantischen Wasserfalls beherrschte die Schlucht und als er um eine Kurve trat, staunte er über eben diesen.

Nervös hielt er sich mit der rechten Hand an seiner Schwertklinge fest. Niemand war zu sehen. Irgendwie war er in der Annahme gewesen auf Wächter zu treffen. Aber hier war nichts, außer dem tosenden Wasserfall, diesem schmalen Pfad, der reißende Fluss und die steile Felswand.

Hinter dem Wasserfall würde sich der Zugang zum Reich der Zoras befinden. Er würde sich als Leibwächter des Königs vorstellen. Das Symbol auf seiner Schärpe unübersehbar wem er diente. Eine Audienz beim König der Zoras würde reichen um ihn von seiner Suche nach Prinzessin Zelda überzeugen zu können und dann würde er sich im Reich der Fischmenschen umsehen. Entschlossen trat er auf den Wasserfall zu. Wenige Schritte trennten ihn noch von dem Eingang, als plötzlich, wie aus dem Nichts, drei Zoras aus dem Wasser heraussprangen und sich dem Ritter in den Weg stellten. Lange Speere mit scharfen Steinspitzen richteten sich auf ihn und er trat einen Schritt zurück. „Den Göttinnen zum Gruß“, sprach er und nahm Haltung an um das Symbol der Königsfamilie Hyrule zu zeigen. „Mein Name ist Wesley Minestrong, Ritter und Leibgarde der Königsfamilie von Hyrule. Ich erbitte eine Audienz bei König Zora.“

Die Wachen versteiften sich statt die Abwehrhaltung aufzulösen.

Er nahm aus dem Augenwinkel wahr, das erneut Zoras aus dem Wasser sprangen. Im nächsten Moment spürte er einen Schlag in den Nacken und verlor das Bewusstsein.
 


 

***~~~***~~~***
 

In der Ferne entdeckten sie einen Wald und suchten in diesem nach einer Lagerstelle für die Nacht. Schließlich fanden sie eine kleine Lichtung. Die Dunkelheit würde bald alles einhüllen. Zelda half Link beim Feuerholz suchen und dann zeigte er ihr wie man ein Lagerfeuer aufbaute und entzündete. Gemeinsam betrachteten sie in stiller Harmonie das prasselnde Feuer und spürten die Hitze der Flammen. Das Reiten war anstrengend und schon bald übermannte die beiden Reisenden die Müdigkeit.

Die Pferde wurden unruhig. Beide tänzelten und schnaubten nervös.

Link wurde dadurch wach. Wie lange er geschlafen hat, konnte er nicht sagen. Er fühlte sich nicht ausgeschlafen und es war immer noch Nacht. Einzig das Lagerfeuer brannte noch auf kleiner Flamme.

Erneut ein schnauben der Reittiere. Nun erkannte er das den Tieren etwas Angst einjagte. Er lauschte und hörte es im Wald rascheln. Sofort kniete er sich zu Zelda und weckte sie.

Sie schlug ebenso verschlafen die Augen auf, doch ehe sie etwas sagen konnte hielt er seinen Finger an die Lippen. Dann stand er auf, ging zu den Pferden und strich beiden beruhigend über die Nüstern. Auch Zelda richtete sich alarmiert auf und eilte zu den Pferden.

In der Dunkelheit knurrte etwas. Überall um die Lichtung raschelten und knacksten Zweige. Die Pferde wurden panisch.

Während Link sich kampfbereit hinstellte und sein Schwert zog, so versuchte Zelda die Pferde ruhig zu halten.

Dann trat etwas größeres Vierbeiniges aus dem Busch heraus und knurrte sie an.

„Wölfe“, stieß Zelda ängstlich aus, die Pferde bäumten sich jetzt mehr und mehr auf, tänzelten panisch umher.

Immer mehr Wölfe traten aus der Finsternis hervor.

Zelda zog ihr Langschwert bereit sich und die Pferde zu verteidigen.

Link wurde es schwer ums Herz. Er wollte keine unschuldigen Tiere töten. Aber diese würden ohne zu zögern ihn und Zelda angreifen. Er entschied sich es erst anders zu probieren, danach konnte er sich immer noch mit dem Schwert wehren. Link baute sich zu ganzer Größe auf, stellte sich breitbeinig vor die Wölfe und knurrte sie an: „Haut ab!“, schrie er ihnen entgegen. „Verschwindet! Hier gibt es nichts zum Fressen!“

Überrascht hielt Zelda inne, blickte über ihre Schulter zu ihrem Weggefährten und den Wölfen. Erstaunt sah sie, wie sich die Tiere langsam zurück zogen. Sie tat es ihm gleich und beide traten mutig einen Schritt näher auf die Wölfe zu, die sich wieder ins Gebüsch zurück zogen und bald verschwunden waren.

Die Pferde wurden auch wieder ruhiger.

Link setzte sich überrascht hin. „Es hat tatsächlich funktioniert“, staunte er.

Zelda setzte sich neben ihn. Ihre Hände zitterten leicht. Mit einer Wolfsbegegnung hatte sie wahrlich nicht gerechnet. Plötzlich schob sich ein Handschuh in ihr Sichtfeld und umfasste ihre Hand. Das grobe Leder kratzte etwas, dennoch starrte sie überrascht auf die Fingerkuppen, die an den Fingerspitzen hervorlugten. Eine einfache Geste, die ihr in diesem Moment Kraft und Ruhe gab. Sie beruhigte sich wieder.

Schweigend saßen die beiden Reisenden in der Dunkelheit, nur durch ihre Hände miteinander verbunden.

Link hing seinen Gedanken nach. Er hat nicht groß überlegt, sondern einfach ihre Hand genommen. Zelda schien ihm etwas aufgelöst und er wollte ihr eigentlich nur ein wenig Mut und Zuversicht zusprechen. Aber es war ein schönes Gefühl ihre Hand zu halten und solange sie sich nicht dagegen wehrte wollte er sie auch nicht loslassen. Eine Erinnerung kam ihm unvermittelt. Diese hatte er in dieser Zeit nie erlebt, dennoch war sie klar und deutlich vorhanden. „Ich habe Shiek für den Feind gehalten. Einen von Ganondorfs Schergen. Aber dann hat er …“, Link zögerte, aber für ihn war Shiek immer ein Mann gewesen. „Shiek hat mir immer wieder Ratschläge gegeben, wichtige Hinweise.“ Er brach ab, spürte Zeldas aufmerksamen Blick auf sich. Seine Finger strichen Gedankenverloren über ihre Hand, mit der freien Hand fuhr er sich durchs Haar. „Nach dem ich alle Weisen befreit habe, ihre Amulette erhielt, traf ich Shiek in der Zitadelle der Zeit wieder. Nie hätte ich erwartet wer hinter der Verkleidung steckt.“ Unsicherheit wie auch etwas Enttäuschung zeigte sich in seinem Gesicht, als er zu Zelda aufsah. „Warum warst du nicht ehrlich zu mir? Du weißt doch, dass ich es niemanden verraten hätte.“

Zelda schluckte. „Hätte ich mich früher gezeigt, wäre alles anders verlaufen.“ Sie betrachtete seine Hand, verknotete ihre Finger mit seinen und blickte zu ihm auf. „Meine List und die Unaufrichtigkeit dir gegenüber war nicht richtig und es tut mir auch sehr leid.“ Sie klang aufrichtig und auch wenn sie es nie wirklich war, so war es ein anderes Ich der Prinzessin, die ihn belogen hatte. „Dennoch würde ich es jederzeit wieder tun, wenn es die Situation erfordert.“

Link blickte in die entschlossenen Augen, spürte die Enttäuschung in sich und dachte an die letzten Tage. Sie würde ihn wohl nie in ihre Pläne einweihen. Plötzlich fühlte er sich in ihrer Nähe unwohl. Überfordert von seinen wirren Gefühlen, löste er seine Hand von ihrer und stand auf. „Es wird bald hell, wir sollten aufbrechen“, lenkte er dann ab.

Zelda folgte seinen Bewegungen und nickte. Sie löschten das Feuer mit Erde und Steinen. Dann stiegen sie auf ihre Pferde und ritten durch den finsteren Wald.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück