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Welt ohne Grenzen

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Gefangen (Gladiolus Amicitia)

Nun, das hätte schlimmer laufen können.
 

Gut, es ist trotzdem scheiße gelaufen. Seufzend lasse ich mich auf das Bett sinken. Der Raum ist klein für drei Leute und es stehen nur zwei Betten darin, aber sonst könnte man ihn beinahe als gemütlich bezeichnen. Für ein Gefängnis. Mir ist schwindlig. Mein rechter Arm fühlt sich zerrissen an, trotz des Megaelixiers, das Ignis schon im Auto darüber gekippt hat. Das Fleisch ist wieder anstandslos zusammengewachsen, aber es brennt immer noch.
 

„Alles in Ordnung, Gladio?“, fragt Ignis und legt ungefragt seine Hand auf meine Stirn, „Hast du Fieber?“ Ich wische die Hand weg und wende mich ab. „Mach dir lieber Sorgen um Noct…“
 

Noct liegt auf dem zweiten Bett des Raumes seit ich ihn dort abgelegt habe. Schon im Auto ist mir sein erschreckend schwacher Atem aufgefallen, er spricht nicht, rührt sich nicht, scheint nur gerade so noch am Leben. Keinen Deut besser dran als in dem Moment, in dem wir ihn aus dem Krankenhaus holen durften…so gut wie tot. Und jetzt sitzen wir hier in einem alten niflheimer Frachtschiff fest, das irgendwer zu einem riesigen Wohnmobil umgebaut hat. Nicht offiziell gefangen genommen, aber… die Türen lassen sich nur mit den Barcodes der Klone öffnen. Und Prompto ist nicht bei uns. Ich mache ihm keinen Vorwurf – ich mache mir nur Sorgen. Um Noct. Um Prompto.
 

Und Ignis macht sich Sorgen um mich. Während ich noch kraftlos auf dem Bett herumfläze hat er längst das Fieberthermometer aus seinem Koffer geholt und wedelt damit vor meinem Gesicht herum. „Mund auf“ befiehlt er. Ich wende mich ab. „Stell dich nicht so an, das dauert nur eine Minute. Mund auf, oder ich stecke es am anderen Ende rein.“ Ich werde wohl nie rausfinden, ob das eine leere Drohung ist oder nicht. Das ist unser einziges Fieberthermometer; wenn auch nur einer von uns sich mal so lange querstellen würde, dass Ignis diese Drohung wahrmacht, kann es nur noch rektal benutzt werden. Und darunter leiden dann alle. Also mache auch ich jetzt brav den Mund auf und lasse augenrollend zu, dass Ignis das blöde Gerät hineinlegt. „So ist es brav, nimm es unter die Zunge.“ Ich rolle noch einmal mit den Augen, verschränke die Arme hinter dem Kopf und lehne mich zurück. Bringt doch eh alles nichts… ich fühle mich schlapp und abgekämpft. Ausgelaugt, nutzlos. Noct liegt neben mir, in der stabilen Seitenlage, damit er leichter atmen kann, nur eine dünne Decke über seinen Körper gebreitet. Das Fieberthermometer piept und Ignis setzt sich zu mir aufs Bett, um es wieder an sich zu nehmen. „Achtunddreißig Komma Fünf“, liest er ab.
 

„Passt doch.“
 

„Machst du Witze? Du hast eindeutig Fieber!“
 

Ich seufze tief. „Dann übernimmst du halt die erste Wache“, brumme ich, „Bis zu meiner Schicht bin ich wieder fit.“ Einen Moment sieht es aus, als wollte Ignis wiedersprechen, aber er schließt nur stumm den Mund und breitet die Decke über mich. Ich fühle mich übermäßig bemuttert, aber zu krank, mich zu beschweren. Fieber… das hab ich echt selten. Fühlt sich scheiße an. Also so richtig. Langsam merke ich ein leichtes Pochen in meinem Schädel, passend zum pulsierenden Schmerz in meinen Knochen.
 

Es ist… verführerisch gemütlich hier drin. Das Bett ist weich, ich sinke förmlich in die Matratze, die flauschigen Decken sind mit frisch gewaschenen Laken bezogen. Abgesehen von den Betten haben wir einen kleinen Tisch und zwei gemütliche Sessel zur Verfügung, außerdem einen Schrank, in dem genug Platz für alle vier Taschen ist. Sogar unser Gepäck durften wir aus dem Auto mitnehmen. Dazu Nachttischchen für jedes der zwei Betten. Aus dem Raum führen zwei Türen, eine davon lässt sich ohne Code öffnen. Dahinter liegt ein kleines Bad mit Dusche, Klo und Waschbecken. Leider keine Badewanne… ein Bad könnte Noct gerade gut gebrauchen, mit dem Rest unseres Äthers.
 

Wir waren auf einem so guten Weg, als plötzlich dieses Ding aufgetaucht ist. Mitten in der Nacht, wie ein verdammter Siecher… „So ein Mech-Modell habe ich noch nie gesehen“, grummle ich.
 

„In der Tat“, stimmt Ignis zu, „Ich frage mich, woher es kommt.“
 

„Findest du es auch verdächtig, wie schnell dieser Nemo mit seinem Luftschiff da war?“
 

„Nicht zu sehr. Ich habe gesehen, wie mobil die Nautilus ist. Und Nemo hat großes Interesse an Prompto, er wird sich in unserer Nähe aufgehalten haben. Prompto hat richtig entschieden, ihn anzurufen, mir fiele niemand ein, der schneller zu unserer Rettung hätte erscheinen können. Selbst die Königsgleve ist nicht so effektiv.“
 

„Diese niflheimer Luftschiffe sind schon echt ein unfairer Vorteil“, überlege ich, „Und Nemo hat inzwischen echt ne Armee…“
 

„Naja, Armee… es sieht nach einer aus, aber insgesamt hat er vielleicht zehn wirklich starke Soldaten zur Hand. Er selbst ist kein Kämpfer, und die meisten seiner kleinen Brüder sind bewaffnete Zivilisten. Die sollen taff aussehen, aber in einem echten Kampf sind sie wertlos.“
 

„Mehr Schein als Sein, hu?“ Wenn mein Kopf nur nicht so hämmern würde…
 

„Ich glaube nicht, dass Nemo wirklich eine Armee aufbauen wollte. Er sammelt seine Schäfchen ein, rettet sie, päppelt sie auf und behält sie, wenn er kein Zuhause für sie findet. Wer helfen kann, hilft. Das macht die Truppe gefährlich. Sie sind loyal gegenüber Nemo und haben nichts zu verlieren.“
 

„Nur nicht Prompto.“
 

„Nein, Prompto hält zu uns.“
 

„Was glaubst du, wo sie ihn hingebracht haben?“
 

„Das weiß ich nicht“, gibt Ignis zu, „Aber ich glaube an Nemos Willen, seine Brüder zu schützen. Prompto kann die Türen hier öffnen, wenn es ihm besser geht, kommt er sicher zu uns.“
 

„Immer. Der Junge weiß, wo er hingehört. Guter Mann.“
 

Ob es ihm auch gerade so scheiße geht wie mir? Er sah ja echt mies aus als die ihn weggeschleift haben… er hat einiges einstecken müssen, bis ich auf das Vieh aufmerksam geworden bin und helfen konnte. Das ging alles so schnell… das Krachen der eingebrochenen Tür, die Bettlaken, in denen ich mich in der Eile verheddert habe. Dann drei Schritte zur Tür, öffnen, zwei Schritte auf dem Gang, mit Schwert und Schild auf das Monster zu. Einen Schlag in den Raum habe ich noch gesehen bevor mein Angriff saß. Und das Leuchten… Wenn ich nur früher zur Stelle gewesen wäre. Oder direkt bei Noct im Zimmer geblieben. Aber ich kann nicht jede Wache übernehmen, und Prompto hat den Job gut gemacht. Hat sein Leben riskiert, um den König zu schützen. Guter Mann. Hoffentlich ist er halbwegs okay.
 

Ignis lässt sich in einen der weichen Sessel am Tisch sinken und ich schließe die Augen. Mir ist so heiß… ich fühle mich fast zu elend um zu schlafen. Gerade, als es mir beinahe gelingen will, zurrt die Tür auf. Die, die nicht ins Bad führt. Ignis und ich springen fast gleichzeitig auf, aber es ist nicht Prompto, der da schüchtern in der Tür steht. Mir ist schwindlig und ich muss kräftig schlucken, um mich nicht auf den Teppichboden zu übergeben. Es schmeckt widerlich.
 

Der Mann in der Tür ist jünger als wir, zierlich, eher ein Gelehrter als ein Kämpfer. Seine blonden Haare sind knapp seitlich der Mitte gescheitelt und stufig geschnitten, vielleicht ein wenig kürzer als Promptos und definitiv sehr viel braver. Auf seiner sommersprossigen Nase sitzt eine auffällig große Brille, in der Hand hält er einen dunklen Koffer.
 

„Wer…“, frage ich.
 

„Arc?“, vermutet Ignis und tritt einen Schritt vor.
 

„Sie erinnern sich!“ Der junge Mann wirkt ausgesprochen fröhlich bei der Erwähnung seines Namens. Er macht einen Schritt in den Raum hinein und die Tür schließt sich automatisch hinter ihm. Ein Zucken geht durch meinen Körper, als hätte ich knapp eine Chance zur Flucht verpasst. Aber es hätte mir nichts gebracht, jetzt durch die Tür zu sprinten. Da draußen ist noch ein ganzes Labyrinth voller geschlossener Türen.
 

„Natürlich erinnere ich mich“, versichert Ignis, und zu meiner Überraschung reicht er dem Bürschchen die Hand wie einem alten Freund. „Hast du dich gut erholt?“
 

„Ja, vielen Dank. Mir geht es blendend. Wie geht es Ihnen?“
 

Himmel, dieses alberne Gesülze immer… Bald fangen sie noch vom Wetter an. Aber was wie Smalltalk klingt ist für Ignis manchmal eine Goldgrube an Informationen, und so lasse ich ihn reden. Wann er den Kleinen wohl kennen gelernt hat? Der Junge ist etwa dreißig, dem Dialekt nach könnte er sogar aus Insomnia kommen. Aber für einen Kommilitonen aus der Streberuni ist er zu jung.
 

„Mir selbst gut, aber Gladio hat Fieber, und Noct… nunja…“
 

Genau, erzähl dem Kleinen alles, was er über unsere Kampftauglichkeit wissen muss. Wieso vertraut Ignis diesem Typen?
 

„Ein Magieschock, richtig? Vielleicht kann ich helfen.“ Die Worte des jungen Mannes überraschen mich. Gebannt lasse ich mich aufs Bett sinken, lasse den Kerl aber nicht aus den Augen, als er seine Tasche auf Nocts Nachttisch stellt und weiterredet. „Ich hatte mich letztes Mal nicht korrekt vorgestellt: Mein Name ist Arcana Occultos. Ich bin der Sohn des Arztes, der in der langen Nacht für die magische Gesundheit der Gleven gesorgt hat.“
 

„Du bist der Sohn von Doktor Occultos?“ Ignis wirkt überrascht, aber auch erfreut. Woher kenne ich den Namen des Arztes? Irgendwer hat schon mal von ihm gesprochen. Mein Kopf dröhnt und mir zittern schon wieder die Hände.
 

„Genau der.“
 

Egal woher Ignis den Klon kennt, wenn er Noct irgendwas antut, werf ich ihn durch den Raum. „Kannst du Noct helfen?“, stelle ich die wichtigste Frage.
 

„Ja, das kann ich.“ Arc wühlt in seiner Tasche herum und zieht eine dünne Stablampe heraus, die fast wie ein Kugelschreiber aussieht. Er knipst ein paar Mal darauf herum, und mit jedem Druck ändert sich die Farbe des Lichtstrahls. Arc wirkt zufrieden damit. Entschlossen schlägt er Nocts Decke zurück und dreht meinen Freund einfach auf den Rücken. Instinktiv springe ich auf, kann mich aber gerade noch zurückhalten. Ich weiß nicht genau, ob es an mir oder an der Nautilus liegt, aber es fühlt sich nach heftigen Turbulenzen an. Zum Glück kann ich mich am Bett festhalten, bevor ich zu Boden gehe. Arc und Ignis blicken mich besorgt an, lag wohl doch nicht am Schiff. Ignis hilft mir, mich wieder zu setzen und reibt besorgt meine Schultern, Arc wendet sich wieder Noct zu.
 

„Entschuldigt, euer Majestät“, schnurrt Arc, und ich kann sehen, wie Noct versucht, die Augen zu öffnen. „Mein Name ist Arc, ich bin… naja, eigentlich kein Arzt, sondern Pharmazeut. Aber ich kenne mich aus mit Fällen wie Eurem.“
 

Dem scheint tatsächlich so zu sein, denn Arcs Bewegungen sind fließend und bestimmt. Er zieht Nocts Augenlider auseinander, leuchtet mit seinem Kugelschreiberlicht hinein, wechselt durch die verschiedenen Farben und wiederholt das Ganze mit dem zweiten Auge. „Faszinierend“, murmelt er. Dann klemmt er sich den Kugelschreiber zwischen die Zähne und knöpft Noct das Schlafanzughemd auf. Ein Drehen am Kugelschreiber und der Lichtkegel wird breiter. Jetzt, wo er auf Nocts Oberkörper statt in seine Augen leuchtet sehe ich auch, was Arc sieht: Unter Nocts Haut werden Adern und Narben sichtbar, groteske Muster farbiger Blitze, teilweise fast kristalline Strukturen. „Unglaublich…“, murmelt Arc, „unglaublich… ich hab Geschichten gehört über die Macht des Königs, aber solche Magie… vermessen wer glaubt, dem überlegen zu sein.“
 

Eilig schaltet er sein Licht wieder ab, setzt die Tasche vom Nachttisch auf den Boden um und hebt jede Menge Zeug heraus. Schälchen, Grünzeug, Blümchen und verschiedenerlei Fläschchen mit bunter Flüssigkeit. Seine Hände bewegen sich unglaublich schnell, es ist beinahe, als würde man Ignis beim Kochen zusehen. Ein Minzig-Zitroniger Geruch breitet sich aus, als er seine Mischung über einer kleinen Flamme kocht.
 

„Unglaublich, dass er noch lebt“, murmelt Arc weiter, während er arbeitet, „Ein normaler Mensch hätte einen solchen Magieschock nie überstanden. Und da gibt es tatsächlich Leute die denken, sie könnten den König ersetzen… so ein Humbug.“
 

„Wovon redest du?“, fragt Ignis interessiert, „Was sind das für Spuren, die dein Licht sichtbar macht?“
 

„Narben“, erklärt Arc und rührt weiter seine Mixtur durch, die auf dem Feuer köchelt, „magische Narben. Die bleiben immer zurück, wenn man starke Magie nutzt. Die meisten gehen von seiner rechten Hand aus, da ist die Struktur fast kristallin, vermutlich geht das auf den Ring zurück. Unglaubliche Macht, in der Tat, aber einen normalen Menschen würde sie verbrennen wie ein Stück Papier. Die leichten Spuren an seinen Handinnenflächen stammen von regulären Elementarzaubern. In den Augen sieht man, wie viel Magie noch im Körper verbleibt. Und damit meine ich eigene Magie, die jeder Mensch hat, und die normal nicht aufgebraucht wird.“
 

„Und Nocts…“
 

„Ist verbraucht ja, bis auf den letzten Rest. Das ist das, was wir einen Magieschock nennen. Einige Gleven hatten damit in der langen Nacht zu kämpfen, mein Vater hat Methoden recherchiert, wie man ihnen helfen kann, und war sehr erfolgreich damit. Ich habe seine Arbeit während meinem Studium der Pharmazie fortgeführt, auch wenn solche Fälle in Abwesenheit von Magie natürlich nicht mehr vorkamen. Das Thema hat mich schlicht fasziniert.“
 

„Unser Glück, nehme ich an“, murmelt Ignis und sieht gebannt zu, wie Arc seine Suppe in ein Döschen umfüllt und zum Abkühlen beiseite stellt.
 

„Nichts ist je umsonst“, murmelt er und setzt sich neben Noct aufs Bett, um ihn noch einmal mit bloßen Händen zu untersuchen. „Einen so schweren Fall habe ich noch nie gesehen. Ich nehme an, der Angriff auf den Wall war der Auslöser?“
 

„Von einem Angriff wissen wir nichts, zumindest nicht sicher.“
 

„Es muss einen gegeben haben“, beharrt Arc, „Das hat den Schock ausgelöst. Ich würde weiter annehmen dass er sich seitdem erholt hat, aber kürzlich erneut Magie benutzt hat?“
 

„Ich hab einen Warpblitz gesehen“, gebe ich zu, „Wir wurden angegriffen, vermutlich hat er versucht, Prompto damit zu beschützen.“
 

Arc legt die Stirn in Falten. „Ich will nicht sagen, dass das eine schlechte Entscheidung war“, murmelt er, „Ein weiterer Treffer hätte Prompto sicher getötet. Aber Noct hätte in seinem Zustand auf keinen Fall wieder Magie anwenden sollen.“
 

„Heißt das…?“
 

„Nein, er wird überleben. Reines Glück. Aber er ist auch unglaublich stark… kein Mensch könnte je so viel Magie in sich aufnehmen, als dass er so einen Verlust verkraften könnte. Nur der wahre König, dessen Macht beinahe sogar die der Götter übertrifft. Seine Regeneration ist auch weitaus schneller…“
 

Erneut leuchtet Arc Noct in die Augen, scheint direkt gebannt von dem, was er da sieht. „Ja… ja, er reagiert jetzt schon, allein auf den Geruch. Faszinierend.“ Er fächert ein wenig mehr Dampf aus der leeren Schale in Nocts Richtung und jetzt kann auch ich sehen, dass er ruhiger atmet.
 

„Ein wenig dauert es noch, bis die Salbe heruntergekühlt ist“, meint Arc geschäftig und nimmt jetzt mich ins Visier, „Gladiolus Amicitia, richtig? Sehr erfreut, sie kennen zu lernen. Ignis sagte, Sie hätten Fieber, tut denn sonst noch etwas weh?“
 

Ich klappe überfordert den Mund auf, weiß aber nicht was ich sagen soll. Der Junge ist verdammt schnell und sofort bei mir. Auch mir leuchtet er in die Augen, tastet mich ab und reißt mir das Hemd von den Schultern. Besonders interessiert er sich wohl für meinen rechten Arm, den nimmt er ganz genau ins Licht seiner seltsamen Lampe. „Sie haben auch die Kettenpeitsche des Manticor-Mechs abbekommen, nicht wahr?“
 

„Manticor?“
 

„So nennt Nemo diese neuen Mechs, weil sie wie große Katzen mit giftigen Schwänzen aussehen. Leider scheinen die allgemeinen Gegengifte nicht zu wirken, ich arbeite gerade an einem speziellen Antidot gegen genau diesen Cocktail. Darf ich ihnen Blut abnehmen?“
 

Nein.

Hilfe.

Ah!

„Wenn‘s sein muss“, sage ich tapfer, „Und sag ruhig du.“ Ich muss wegsehen, als der Kerl eine Nadel in meinen Arm sticht und mein Blut in ein kleines Röhrchen einsaugt. Er hilft mir, mich wieder aufs Bett zu legen, und ich bin froh darüber, andernfalls wäre ich sicher umgekippt. Himmel, ich hasse Spritzen…
 

„Fürs erste kannst du das hier gegen dein Fieber nehmen“, bietet er an und stellt eine Schachtel Pillen neben mein Bett, „Ansonsten hilft viel Ruhe und Schlaf, damit sich das Gift nicht zu sehr ausbreitet.“
 

Ich brumme und werfe gehorsam eine der Pillen ein. Arc macht sich jetzt wieder an Noct zu schaffen, er reibt ihm die Brust mit der Salbe ein, die er eben hergestellt hat. Es riecht wie damals im Bad… ziemlich streng nach Zitrus und Minze, gemischt mit dem Duft von Äther. Waren wir also doch auf dem richtigen Weg… nur das Bad war nicht so nötig wie gedacht.
 

Immerhin ist Arc bei aller medizinischer Faszination doch so umsichtig, Noct wieder anzuziehen und zuzudecken. Die restliche Salbe stellt er auf dem Nachttisch ab. „Wenn er sich mit dem Atmen schwer tut, könnt ihr noch etwas davon auftragen“, empfiehlt er uns, „ansonsten nochmal gegen Abend, wenn die Glocke zum Abendessen läutet. Euch wird übrigens auch etwas gebracht, wenn ihr wollt. Sucht einfach auf dem Terminal über dem Tisch aus, was ihr haben wollt.“
 

Er packt seine Tasche wieder zusammen, steht auf, dreht sich vor der Tür noch einmal um und verbeugt sich tief. „Ich komme morgen wieder, um nach euch beiden zu sehen.“ Sein Lächeln ist ebenso süß und unbeschwert wie Promptos.
 

„Kannst du dir Prompto mit ner Brille vorstellen?“, überlege ich, als sich die Tür wieder schließt.
 

„Muss ich nicht, ich hab ihn schon mit Brille gesehen“, antwortet Ignis und kontrolliert Nocts Atmung, bevor er die Decke nochmal glattstreicht. „Aber erzähl ihm das nicht, es ist ihm furchtbar peinlich.“
 

„Mir ist nie aufgefallen, dass er Kontaktlinsen trägt…“
 

„Prompto verbirgt einiges an Lappalien, weil er sich dafür geniert. Manchmal wünschte ich, er würde uns ein wenig mehr vertrauen…“
 

„Naja, solange es nichts Wichtiges ist.“
 

„Nun, was Wichtig ist, hat er uns immer mitgeteilt. Selbst, als er das mit Besithia herausgefunden hat… und trotzdem macht er sich noch Sorgen wegen seinem Gewicht oder seiner Krankheit.“ Ignis seufzt tief. „Glaubst du, es geht ihm gut? Wir hätten Arc nach ihm fragen sollen…“
 

„Ach was. Kennst doch Prompto, der steckt alles weg“, beruhige ich Ignis.
 

In Wirklichkeit bin ich mir nicht so sicher. Er hat schon mies ausgesehen… und diese Geschichte mit Nemo geht ihm nahe. Was hat er gesagt, als die ihn weggetragen haben? Dass es ihm Leid tut? Hoffentlich macht er sich nicht zu sehr dafür verantwortlich, dass Noct Magie einsetzen musste. Arc hat Recht, ein Treffer mehr von diesem Manticor hätte Prompto sicher getötet.
 

Und wir sitzen hier in diesem winzigen Zimmer fest und können nicht mal mit ihm reden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sargeras
2019-03-14T17:53:55+00:00 14.03.2019 18:53
Na also, so schlimm scheint es doch nicht zu sein wie Prompto annimmt. Das schlimmste ist wohl Nocts zustand weil er gewarpt ist. Hmm... bei der Bezeichnung frage ich mich ob einige Schöpfer von star ocean mitgewirkt haben, die sind nämlich große Star Trek Fans.
Doch zurück zu Gladio, der ist wahrhaft weise Ignis nicht zu provozieren, ich weiß zwar nicht wie Ignis es machen würde, aber irgendwie würde er es schon schaffen das Fieberthermometer bei Gladio rektal unterzubringen. Beim Ergebnis musste ich dann aber doch lachen. 38,5 - geht doch - machst du Witze? XDD
Bei den Überlegungen von Gladio fing ich übrigens auch das denken an. Niflheim benutzt Luftschiffe, stellt aber im Vergleich zu Lucis eher minderwertige Autos her. Generell scheint Lucis ja nicht gerade technologisch zurückgeblieben zu sein, wie kommt es also das Lucis keine Luftschiffe besitzt? Oder konnte Niflheim diese Schiffe nur durch die Astralplage betreiben? Wenn letzteres, wie können die jetzigen Luftschiffe fliegen? Vielleicht sollte sich ein fitterer Prompto mal die Technik dahinter genauer ansehen und in 5 Jahren können die Gleven viel schneller zum Einsatzort gelangen! Mal abgesehen von den Waffensystemen die man dort unterbringen kann.
Ah und man trifft Arc wieder! Das ist cool. Und er hat auch noch sehr kostbares Wissen! Ich finde die Erläuterungen von Arc richtig spannend. Magienarben durch Benutzung, wie man Magie feststellen kann, einfach fantastisch! Eine bessere Erklärung als es im ganzen Spiel gab!
So so und die neuen Mechs benutzten auch noch ein Toxin statt einem Gift. Das bedeutet Rashin muss auch einen Chemekiker haben, neue Gifte sind ziemlich schwer zu finden in einer Welt die so relativ gut erforscht ist wie Eos. Ach, und Gladio hat Angst vor Nadeln? Kann ich mir gut vorstellen! So Groß wie der ist hat er bestimmt Angst vor den kleinen Dingen.
Prompto trägt Kontaktlinsen? Woher weißt du das denn? Gab es mal ein Gespräch was ich verpasst habe?
Antwort von:  SoraNoRyu
14.03.2019 22:11
38,5 Grad ist genau die Temperatur, ab der man tatsächlich von Fieber spricht. Kein Grund zur Panik, aber Grund genug, nicht zu widersprechen, wenn einen Mutti ins Bett schickt. Sprich: Ignis hat Recht, es ist Fieber, aber Gladio hat auch Recht, es ist kein großes Drama.

Die Technologie von Insomnia ist auf dem heutigen Stand und Nieflheim somit weit überlegen, obwohl diese die vergessene Solheimer Technologie nutzen. Der Grund, dass Lucis keine Luftschiffe hat (zumindest noch nicht), liegt darin, dass die Stadt in einem mehr als hundertjährigen Belagerungszustand lag - Luftschiffe haben wenig Sinn, wenn man mit der U-bahn eh schneller von A nach B kommt, und der Feind stand ja schon vor der Tür. Lucis außerhalb der Mauern ist wegen des Krieges etwa in den dreißigern hängen geblieben und hätte mit Flugmaschinen nicht viel erreicht, auch wenn Cid bequem jederzeit eine hätte bauen können. Er hat ja auch den Regalia im Handumdrehen zum Flugzeug gemacht!

Dass Prompto Kontaktlinsen trägt, wurde nie erwähnt, aber er trug als Kind eine Brille. Entweder hatte er die nur wegen einer vorrübergehenden, wachstumsbedingten Sehschwäche oder er ist auf Kontaktlinsen umgestiegen weil's cooler aussieht - ich tippe auf Letzteres.


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