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Welt ohne Grenzen

von

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Gipfel der Riesen I (Noctis Lucis Caelum)

Der Anzug, den Ignis‘ Frau für mich gekauft hat, passt nach den minimalen Änderungen wie angegossen und ich blicke fasziniert in den mannshohen Schlafzimmerspiegel. Der Mann, der zu mir zurückblickt sieht meinem Vater fast ähnlicher als mir… stolz, aufrecht, und ohne jeden Zweifel von edler Abstammung. Ich hätte jetzt bitte gerne meine Anglerjacke zurück, danke. Aber für heute Abend ist der teure Anzug gerade gut genug, um nicht aufzufallen. Nadelstreifen, Samtkragen mit feinen Stickereien, Goldknöpfe. Einen sehr ähnlichen hat Vater auch immer getragen, wenn er zu wichtigen Anlässen gefahren ist.
 

„Fertig?“, fragt Ignis. Auch er sieht einwandfrei aus, nur, dass das für ihn eigentlich fast der Normalzustand ist. Der schwarze Anzug erinnert ein wenig an einen Bodyguard, insbesondere mit der dunklen Sonnenbrille dazu.
 

„Ja, fertig. Wo ist Gladio?“
 

„Der telefoniert noch. Hat anscheinend einen Freund gefunden, der bei der Party Dienst hat und uns ins Hotel lassen kann. Mit einer der Wachen für den Prunksaal diskutiert er gerade noch, der scheint seinen Job wohl nicht ganz so bereitwillig riskieren zu wollen.“
 

„Hoffen wir, dass Gladio ihn noch überzeugen kann.“
 

„Schon geschehen“, kündigt Gladio erfreut an. Er lehnt leger im Türrahmen, wie Ignis in einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug gekleidet. „Fahren wir los, damit wir nicht zu spät kommen.“
 

Ignis nickt knapp und führt uns in die Tiefgarage unter dem Apartmentkomplex. Wir müssen einige Stockwerke mit dem Aufzug hinunter, also noch mehr Gelegenheit, sich nervös im Spiegel zu betrachten. Steht mir der Bart? Ignis hat ihn tatsächlich nicht abrasiert, als er mich zurechtfrisiert hat, nur etwas getrimmt. Sieht eigentlich recht ordentlich aus… auch meine Frisur ist wieder ziemlich ansehnlich. Ich sehe gut aus, wenn auch wesentlich älter als das letzte Mal, dass ich lebendig war. Der Jahreszahl auf der digitalen Anzeige des Aufzugs nach müsste ich jetzt etwa vierzig sein… ugh.
 

„Schade, dass wir den Regalia nicht mehr haben“, meint Gladio, „Stell dir vor, wir würden in der alten Kutsche vorfahren… das wär’s doch.“
 

„Wir haben etwas Besseres“, meint Ignis, gerade als der Aufzug das Untergeschoss erreicht. Neugierig folge ich meinem Hofmarschall durch die Reihen der Autos. Ich traue fast meinen Augen nicht als ich das Fahrzeug sehe, dessen Tür er für mich öffnet.
 

„Mein Audi!“
 

Den ‚Star of Lucis‘ hatte die Firma mir seinerzeit zum zwanzigsten Geburtstag geschenkt. Ich bin ihn höchstens ein paar Mal gefahren, bis Vater mich im Regalia aus der Stadt geschickt hat. Ich war eigentlich fast sicher davon ausgegangen, dass mein Auto der Zerstörung der Stadt zum Opfer gefallen wäre, aber bis auf ein paar gut restaurierte Kratzer an der Beifahrerseite ist der Wagen absolut unversehrt. Am liebsten würde ich mich ans Steuer setzen, aber ich erinnere mich durchaus noch an unsere Mission und nehme brav hinten Platz. Auch Gladio setzt sich nach hinten.
 

„Geiler Sound“, raunt er mir zu, als Ignis den Motor anlässt.
 

„Ich liebe dieses Auto“, flüstere ich zurück.
 

Einige Köpfe wenden sich zu uns um, als der Wagen aus der Garage rollt. Ignis lässt ihn vorsichtig warm laufen, gibt erst richtig Gas, als wir auf der Hauptstraße sind und nimmt es dann wieder zurück, als das Caelum Via in Sicht kommt. Kurz vor der Einfahrt lässt er den Motor noch einmal deutlich aufheulen – um Eindruck zu schinden oder als Signal an Gladios Freund? Tatsächlich nimmt es eine der anwesenden Wachen zum Anlass, ihre männlichen Kollegen beiseite zu schieben um uns persönlich zu überprüfen.
 

„Gladio’s Freunde?“, flüstert sie durchs Fenster.
 

„Höchstpersönlich“, antwortet Ignis.
 

Die Frau wirft einen kontrollierenden Blick auf ihre Liste, nickt knapp, und winkt uns an die Treppe, wo Ignis aussteigt um mir die Tür aufzuhalten. Ich steige aus, innerlich nervös, aber äußerlich so gefasst, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes getan, als solchen langweiligen Partys beizuwohnen. Dabei war die letzte davon mein eigener zwanzigster Geburtstag… das hätte genauso gut in einem anderen Leben gewesen sein können.
 

Das Hotel macht einigen Eindruck: Frisch restaurierte Wände und Säulen, reichlich neue Gemälde im alten Stil und ein herrlich sauberer, roter Teppich unter meinen Füßen. Jeder hier verbeugt sich, als ich mit meinen Leibwächtern den altbekannten Weg nach oben antrete. Hoch auf die opulente Dachterrasse, wo alle großen politischen Anlässe gefeiert werden. Kurz vor dem Ziel ist der Gang noch einmal mit roten Stricken abgetrennt. Gladio lotst mich subtil zu dem Durchgang, an dem ein großgewachsener blonder Mann in seinem Alter steht, vermutlich ein ehemaliger Schulfreund. Der Mann wirkt nervös bei unserem Anblick.
 

„Und ihr wollt auch sicher nur ans Buffet? Ich krieg echt Ärger wenn da drin was passiert…“
 

„Ganz sicher. Wir machen keinen Ärger und lassen die großen Köpfe da drin schön in Frieden“, verspricht Gladio ruhig, „Nur mal wieder ein bisschen Kaviar essen. Den alten Luxus schnuppern, den wir früher jeden Tag hatten… wir benehmen uns auch ganz artig, sind ja aus gutem Hause, meine Jungs und ich.“
 

Zumindest das ist nicht mal gelogen, an guter Erziehung und gehobener Etikette mangelt es keinem von uns dreien. Vielleicht doch gut, dass Prompto nicht mit dabei ist, auch wenn mir seine Nähe gut getan hätte in dieser stickigen Atmosphäre. Aber er sieht eben selbst in den feinsten Klamotten einfach immer noch fehl am Platz aus so allein unter uns ganzen Adligen…
 

„Also gut, Gladio. Aber echt nur weil du’s bist.“
 

„Danke Dan, hast was gut bei mir.“
 

Der bleiche Soldat – oder ‚Polizist‘ wie das heute wohl heißt – blickt noch einmal auf seine Namensliste und winkt uns dann höflich herein, als hätten wir drauf gestanden. Die Dachterrasse selbst wirkt fast noch teurer und luxuriöser als früher, und der Platz ist voll mit Männern in teuren Anzügen und Frauen in langen, unbequemen Kleidern. Einen Augenblick lang genieße ich den altbekannten Anblick. Das große Aquarium, das Gemälde der Göttin Etro in seinem Inneren, umgeben von riesigen, exotischen Fischen. Die große freie Fläche, auf der Luna mir das Tanzen beigebracht hat, als ich noch ein ganz kleiner Junge war, die Buffettische, die Galerie, die vielen kleinen, runden Tische und vor allem die Tatsache dass man von hier, dem Dach des höchsten Turms in Insomnia, die ganze Stadt sehen kann. Ein herrlicher Anblick, wenn abends die Lichter der Stadt angehen… So zerbombt die Zitadelle auch noch immer ist, der größte Teil der Stadt sieht von hier oben tatsächlich wieder ganz ansehnlich aus. Einige Viertel liegen noch in Trümmern und die Statuen der früheren Könige sind teilweise sehr weit von ihren angestammten Plätzen entfernt, aber zumindest das Stadtzentrum, der Park und die meisten der Wohnviertel scheinen gut wiederhergestellt worden zu sein.
 

Gemäß unserem Versprechen gegenüber Gladios Freund Dan steuere ich zunächst auf das Buffet neben dem großen Aquarium zu und nehme unterwegs meinen Begrüßungssekt entgegen. Die Tische sind schwer beladen mit winzigen Portiönchen teuren Essens aus aller Welt, ein Häppchen kleiner und exklusiver als das andere. Das meiste ist mir von meiner Reise noch bekannt, ich habe ein gewisses Vertrauen, dass Ignis mir alles, was ich von hier will, mit den richtigen Zutaten in einer Größe nachkochen kann, die satt macht. Muss ja nicht jedes Stückchen Kuchen gleich mit echtem Blattgold belegt sein, wenn man nicht gerade vor dem Rest der Welt angeben will. So viel Geld, das man stattdessen in die Renovierung der kaputten Stadtteile hätte stecken können.
 

Um mir die Verschwendung von Staatsgeldern nicht weiter ansehen zu müssen schlendere ich weiter in Richtung Treppe und erklimme die Stufen auf die Galerie, von wo aus ich einen guten Überblick über das Getümmel an reichen Leuten habe. Lässig auf das Geländer gestützt sehe ich aus wie einer von vielen.
 

„Würdenträger aus allen vier Ländern“, murmelt Ignis, und er hat Recht, hier treffen sich die Größten der Großen. Die Riesen der Politik… diejenigen, in deren Händen das Schicksal der Welt liegt. Ich muss dem Drang widerstehen, nervös mit meiner Magie zu spielen und nippe stattdessen lieber an meinem Sekt. Hoffe, wenigstens der ist aus der Gegend und nicht teuer eingeflogen worden…
 

Ich lasse meinen Blick weiter über die Menschen im Saal schweifen, die meisten sind mir gänzlich unbekannt, die alten Adeligen aus Lucis anscheinend komplett aus den oberen Etagen vertrieben. Premierministerin Claustra aus Altissia erkenne ich dagegen sofort; die letzten zwanzig Jahre haben ihrem Teint nicht gut getan, aber sie hält sich mit der Würde einer Frau, der weder Krieg noch Zeit etwas anhaben können. Auch Aranea fällt mir ins Auge, trotz der an ihr so ungewohnten Ballkleidung. Ein eng anliegendes Kleid aus rotem Samt, verboten tief ausgeschnitten und so lang, dass es noch ein Stück weit hinter ihr über den Boden schleift. Die linke Seite ist dafür fast bis zur Hüfte hoch aufgeschlitzt, um den Blick auf ihre wohlgeformten Beine und die hochhackigen Stiefeletten freizugeben. Und wer weiß, vielleicht auch, damit sie im Notfall besser springen kann. Als einzige im Raum sieht sie direkt zu mir hoch, und ich schüttle kaum merklich den Kopf. Aranea nickt und wendet ihre Aufmerksamkeit ab.
 

„Der Mann neben Aranea muss der neue Kaiser der Niffen sein. Kain oder so ähnlich…“, raunt Gladio mir zu, „Ganz schön mutig, hier in voller Rüstung zu erscheinen.“
 

„Vielleicht muss er das, so nah an der Maschine?“, mutmaße ich, „Hoffen wir, dass es niemand als Provokation auffasst.“
 

„Siehst du den Mann da im weißen Anzug?“, lenkt Ignis meine Aufmerksamkeit auf einen untersetzten Herren am Buffet, „Das ist Kanzler Rashin. Der aktuelle Regent des ehemaligen Königreiches Lucis.“
 

Ich fasse den Mann ins Auge, kann aber nicht viel Bemerkenswertes an ihm feststellen. Mit den Gepflogenheiten zu Hofe zumindest scheint er sich vor seiner Wahl nicht befasst zu haben, eher wirkt er wie ein großer Firmenchef. Mir graut dabei zuzusehen, wie der Mann sich mit nackten Händen am Buffet bedient. Hoffentlich legt er im Gespräch mit den anderen Politikern mehr Feingefühl an den Tag.
 

„Das da muss Kanzler Populus von Tenebrae sein“, meint Gladio und zeigt auf einen älteren Mann mit blassblonden Haaren. Der Mann wirkt etwas geschafft, möglicherweise leidet auch er unter den Auswirkungen der Maschine. Aber er hält sich tapfer und scheint, im Gegensatz zu unserem gewählten Oberhaupt, auch ein klein wenig im höfischen Verhalten geschult zu sein.
 

Zu meiner Freude versammeln sich die vier Oberhäupter am Aquarium direkt unter der Treppe – nicht zufällig, vermutlich hat Aranea den Platz absichtlich so gewählt, dass ich gut und unauffällig mithören kann. Ich danke ihr im Geiste und spitze die Ohren.
 

„Ziemlich gewagt, hier als Kaiser in voller Rüstung zu erscheinen“, leitet Kanzler Rashin das Gespräch ein und leckt sich Reste der Fischsoße von den Fingern, „Ich hoffe doch, dass ich das nicht als Drohung gegen mein Land auffassen muss?“
 

„Eine reine Vorsichtsmaßnahme, das versichere ich Ihnen.“
 

Die Stimme des Kaisers ist durch die Rüstung verzerrt, aber ich bilde mir ein, dass sie einen eher sanften Klang hat. Ignis hat wieder die Augen geschlossen, sicher sieht er so mehr als wir, vielleicht auch unter den Helm des Kaisers selbst.
 

„Erwarten sie denn einen Angriff, hier bei uns in der Stadt?“ Rashin lacht, als hätte er einen lustigen Witz gemacht. Mir stellen sich die Haare auf.
 

„Ich denke, es geht um diese Maschine, über die wir gesprochen haben“, mischt sich Kanzler Populus aus Tenebrae ein. Selbst von hier oben kann ich das Glas in seiner Hand zittern sehen, der Mann leidet deutlich. „Wir hatten seit deren Aufbau einige ungewöhnlich Tode zu beklagen, gerade Menschen niflheimischer Abstammung scheinen unter dem neuen Schild Insomnias zu Schaden zu kommen.“
 

„Das ist auch der Grund unseres Treffens hier“, erinnert die Premierministerin, „Es sind auch in Accordo Menschen gestorben. Kinder, um es noch schlimmer zu machen. Wir bitten darum, diese Maschine abzuschalten.“
 

Kanzler Rashin lacht nervös und tupft sich Schweiß von der Stirn. „Ich fürchte, da liegt ein Missverständnis vor. Der Wall der Menschlichkeit ist eine schützende Einrichtung, die keinem echten Menschen schaden würde. Im Gegenteil, sie hält Siecher und Klonsoldaten fern.“
 

„Und alle, deren DNS der der Magitech ähnlich ist“, ergänzt Kain, „Die Kinder und die Alten zuerst, weil sie schwach und anfällig sind. Hundertfünfzig Tote allein in den letzten vier Wochen, und das nur innerhalb der Hauptstadt. Ich bestehe darauf, dass die Maschine abgeschaltet wird. Wenn das die Todesfälle nicht stoppt, könnt ihr sie gern wieder einschalten.“
 

„Ihr verlangt viel von uns, Kaiser. Einfach den Wall zu deaktivieren… und das in der angespannten Lage, da wären wir ja vollkommen schutzlos…“
 

„Muss ich also davon ausgehen, dass Lucis die Maschine nicht abschalten wird?“
 

Die Stimme des Kaisers klingt drohend, und auch die anderen Staatsoberhäupter scheinen Rashins Worte als klare Anfeindung zu verstehen.
 

„Kanzler Rashin“, versucht es Premierministerin Claustra gefasst, „Ich verstehe doch richtig, dass zwischen unser aller Ländern Frieden herrscht. Die Plage ist von der Welt genommen, es gibt keine Siecher mehr. Wovor, frage ich mich, will Lucis sich mit diesem Wall schützen?“
 

Eine gefährliche Frage. Ich drücke mein fast volles Glas einem vorbeilaufenden Pagen in die Hand und blicke konzentriert auf die vier Menschen am Fuß der gewundenen Treppe. Die Anspannung jedes einzelnen der Anwesenden ist fast körperlich spürbar.
 

„Die Angst“, windet sich Rashin heraus, „nach fast zweihundert Jahren Krieg, ja, nach dem Fall des Königs, da fühlen sich die Menschen hier einfach schutzlos ohne den Wall von Insomnia. Und wir, als gewählte Vertreter…“
 

„Menschen leiden unter dem Wall, Kanzler Rashin“, wendet der Mann aus Tenebrae ein. Das Taschentuch, mit dem er sich die Augen tupft, färbt sich langsam etwas rot, „Schalten sie sie ab, unser aller Bürger zu Liebe.“
 

„Verzeiht, werter Kollege, das kann ich nicht tun.“
 

„Lucis wird die Maschine also nicht abschalten?“
 

„Nicht unter solchen Drohungen, Kaiser.“
 

„Doch, die Maschine wird abgeschaltet“, unterbreche ich das Gespräch und spüre mit einem Mal alle Augen im Saal auf mir.
 

„Und Sie sind?“, fragt Rashin verwirrt.
 

„Ah, verzeiht, dass ich es nicht für notwendig hielt, mich vorzustellen“, entschuldige ich mich und steige langsam die Treppe hinunter zu den anderen Politikern, „Noctis Lucis Caelum, König von Lucis.“
 

Die Worte schlagen ein wie eine Bombe. War es vorher noch so still im Raum, dass man den Kanzler von Tenebrae angestrengt keuchen hören konnte, hört man im nun aufbrausenden Gemurmel sein eigenes Wort nicht mehr. Ich suche Blickkontakt zu jedem der mir ebenbürtigen Regenten und trete in den kleinen Kreis.
 

„Ich weiß, dass die neue Verfassung des Königreiches Lucis meine Rückkehr nicht vorgesehen hat“, wende ich mich an Rashin, „Ihr werdet mir trotzdem erlauben, die Verantwortung wieder an mich zu nehmen. Ich möchte, dass diese Maschine abgeschaltet wird. Sie schadet den Menschen mehr, als dass sie ihnen nützt.“
 

Das zumindest scheint Rashin in arge Verlegenheit zu bringen. Er stottert, diskutiert, verhandelt, alles ungeachtet der Tatsache, dass er nur noch ein einfacher Bürger in der Gesellschaft großer Regenten ist.
 

„Ich fürchte, Herr Rashin, des Königs Befehle sind indiskutabel“, übersetzt Ignis, was mein Blick allein dem Mann hätte sagen können. Schließlich tritt eine Frau vor, die eine ähnliche Kanzlerscherpe trägt wie er – sicher das Oberhaupt einer anderen regierenden Partei, und hoffentlich weniger gegen den alten Adel als ihr höherrangiger Kollege.
 

„Das Problem ist“, gibt sie zerknirscht zu, „Dass es uns rein technisch gar nicht möglich ist, die Maschine abzuschalten. Sie… hat sich sozusagen verselbstständigt.“
 

Rashin wirft der Frau einen vernichtenden Blick zu, doch sie hält stand. Mein Auftritt scheint einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben. Auch die drei anderen Vizekanzler von Lucis scheinen meine Anwesenheit eher hoffnungsvoll als feindselig aufzunehmen.
 

„Mit anderen Worten, wir haben eine menschgemachte Tötungsmaschine in der Stadt, die wahllos unbescholtene Bürger in der ganzen Welt umbringt, und anstatt etwas zu unternehmen verteidigt ihr euer Nichtstun?“, entfährt es Gladio. Ich habe beschwichtigend den Arm, bevor er der armen Frau den Kopf abschrauben kann.
 

„Danke, dass Sie den Mut hatten, das zuzugeben. Es ist spät, für viele zu spät, aber mit ein wenig Glück können wir jetzt zumindest weitere Tode verhindern.“
 

„Wie wollt ihr das tun, Majestät?“, fragt Kanzler Populus mit zitternder Stimme, „Wenn man die Maschine nicht abschalten kann…“
 

„Vertraut dem König von Lucis, Populus“, rät Premierministerin Claustra, „Er ist ein mächtiger Mann.“
 

Sie nickt mir zu und ich erwidere die Geste, bevor ich mich wieder den ehemaligen Kanzlern von Lucis zuwende. „Wo finde ich diese Maschine?“
 

„In den Tunneln unter der Stadt. Etwa auf Höhe der Zitadelle. Aber dorthin vorzudringen ist nicht so einfach, die Maschine hat einige Wälle aufgebaut, die man nicht durchbrechen kann. Sie lässt sich nicht mehr abschalten. Eventuell könnte man noch durch die Kanalisation zu ihr durchdringen, aber die Ratten dort sind… grausam mutiert.“
 

„Das werden wir sehen“, winke ich ab, „Ich werde mich gleich auf den Weg machen.“
 

„Ganz allein, euer Majestät?“
 

Die Frage überrascht mich, mehr noch, dass gerade der Kaiser von Niflheim sie gestellt hat.
 

„Ich bin niemals allein, Kaiser. Meine Freunde begleiten mich.“
 

„Ah ja, davon habe ich gehört. Die legendären Helden von Lucis, nicht wahr? Aber wenn ich mich nicht irre fehlt in euren Rängen der Vierte.“
 

„Bedauerlicherweise ist das so.“
 

„Ich würde euch gerne begleiten, aber schon hier und selbst im Schutze meiner Rüstung fällt mir das Atmen schwer. Ich würde seiner Majestät jedoch gern meine treue Kanzlerin Aranea Highwind an die Seite stellen, wenn mir die Dreistigkeit erlaubt ist.“
 

„Keine Dreistigkeit, mein Freund, vielmehr ein willkommenes Angebot“, entgegne ich lächelnd, „Die Kanzlerin wird mir eine wertvolle Hilfe sein.“
 

Wenn auch nicht unbedingt in dem langen Kleid, das sie gerade trägt, aber ich werde mir wohl auch noch gerade so viel Zeit nehmen, wie es braucht, vernünftige Kampfkleidung anzulegen. Ich brauche den Preis meines Anzugs nicht zu kennen um zu wissen, dass ich darin nicht durch die Kläranlagen schwimmen will.
 

Wir verlassen die Party zu viert, trennen uns jedoch kurz vor dem Hotel wieder von Aranea mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen vor dem Stadttor. In passender Kleidung und voll bewaffnet. Die Rückfahrt zu Ignis' Appartement nutze ich, um online unseren Vorrat an Heilmitteln aufzustocken. Die Bestellung können wir unterwegs an der Tankstelle auflesen.
 

„Dein Auto ist echt klasse, Noctis, aber dieser Spritverbrauch… da werden wir auf der Fahrt zu den Tunneln glatt nochmal tanken müssen“, schätzt Gladio.
 

„So schlimm ist es auch nicht“, widerspricht Ignis, „Solange wir nicht dich fahren lassen, wird diese Tankfüllung reichen. Mach dich lieber nützlich und sortier unsere Einkäufe gleich so, dass wir sie später schnell einstecken können. Denkt daran, das muss alles in die Taschen unserer Kleidung passen und im Kampf leicht griffbereit sein.“
 

„Ja Mutti, wir machen das nicht zum ersten Mal.“
 

Ignis blickt Gladio reichlich perplex an, zuckt dann aber doch nur mit den Schultern und hängt den Zapfhahn zurück. Zahlen geht auch er, ich habe aktuell keine gültige Kreditkarte. Bin ja, rein offiziell, als tot gemeldet.
 

„Irgendwie war’s lustiger, als Prompto noch für die Witze zuständig war“, seufzt Gladio.
 

„Ja, sehen wir einfach zu, dass wir diese Maschine los werden, und holen ihn zurück“, entgegne ich.
 

Es ist einiges Wühlen nötig, unter den neu gekauften Klamotten etwas zu finden, was der Kanalisation Insomnias würdig ist, aber letztendlich treffe ich meine Auswahl nach der Kampftauglichkeit. Stabile Jeans, Lederstiefel, ein etwas dickeres T-Shirt und eine Jeansjacke. Im schlimmsten Fall wird Ignis schon alles waschen können.
 

„Na, seine Majestät endlich fertig mit Umziehen?“, neckt Gladio, als ich endlich in die Tiefgarage nachkomme, „wäre vielleicht doch besser gewesen, du hättest Ignis helfen lassen.“
 

„Halt einfach die Klappe, Gladio.“
 

Ich stecke mir die Menge an Heilmitteln ein, die in meine Taschen passt und lasse mich in den Sitz fallen. Ignis hat den Wagen schon eine Weile laufen lassen, der Motor ist schön warm und wir schießen gleich mit ordentlich Tempo auf die Straße. Aranea wartet bereits, sie trägt jetzt eine leicht überarbeitete Version ihrer alten Rüstung.
 

„Versteht das nicht falsch, euer Majestät“, grüßt sie mich, „Die Sachen habe ich immer dabei. Alte Gewohnheit, keine Vorbereitung auf einen Kampf.“
 

„Schon gut, Aranea“, winke ich ab, „Und nenn mich ruhig weiter Noctis. Ich hätte mich nicht auf die Party eingeschlichen wenn wir nicht befürchtet hätten, dass Kanzler Rashin einen Krieg provoziert. Ob ihr vorher nochmal heimfliegt, um eine Armee zu holen oder schon eine dabei habt, war eher zweitrangig.“
 

Aranea seufzt tief. „Niflheim will keinen neuen Krieg. Weder mit Lucis noch innerhalb der eigenen Wände. Aber diese Maschine… Menschen sterben, seit es sie gibt. Und auf grausamste Weise. Diese Rüstung, die mein Bruder trägt… selbst in Niflheim ist er ohne sie zum Tod verdammt.“
 

„Dein Bruder?“
 

Aranea blickt mich auf meine Frage hin verwundert an.
 

„Kain Highwind ist mein kleiner Bruder, ja“, klärt sie mich auf, „Wusstet ihr das etwa nicht?“
 

„Wir wussten nur, dass der neue Kaiser dein Vertrauen genießt“, gibt Ignis zu, „Nicht aber, dass ihr verwandt seid.“
 

„Nun, dann wisst ihr es jetzt“, winkt Aranea ab, „Er ist ein kluger Mann und er hat ein gutes Herz. Aber er ist auch bereit, für seine Leute zu kämpfen, wenn es anders nicht geht.“
 

Und anders geht es vielleicht wirklich nicht. Menschen sterben unter dem Einfluss der lucischen Maschine, das Volk fordert ein direktes Handeln. Wenn der Kaiser das Unheil nicht anders stoppen kann, gibt es Krieg, entweder unter seiner Führung gegen Lucis, oder als Revolte der Bürger, die sich nicht ausreichend verteidigt fühlen. Wenn selbst Aranea mich mit Titel anspricht muss die Lage wirklich ernst sein.
 

„Ich freue mich in jedem Fall, dass er dich mitgeschickt hat“, gestehe ich, „Legen wir also los.“
 

Der Eingang zur Kanalisation liegt direkt vor dem Stadttor. Ein klein wenig außer Sichtweite der Straße geht es die Treppen hinunter, bis der eigentliche Zugang kommt. Gladio hebt den schweren Deckel von der runden Öffnung und wir blicken alle vier hinein.
 

„So… wer zuerst?“, fragt Aranea.
 

„Ladys first“, entgegnet Gladio grinsend und kassiert ein dreifaches Augenrollen dafür. Aranea zuckt nur mit den Schultern und springt trotzdem als erste in das Loch – die einfache Metallleiter ignoriert sie dabei komplett.
 

Eine Weile lauschen wir auf das Zischen der aufgewühlten Luft, dann endlich ist ein Aufprall von Stahl auf Stein zu hören.
 

„Perfekte drei-Punk-Landung“, kommentiert Ignis, „und wir werden weit klettern müssen, um sie wieder einzuholen. Ich rate davon ab, den Sprung nachzuahmen.“
 

„Euch beiden würde ich das auch nicht raten“, entgegne ich und lasse einen meiner Dolche in das Loch fallen. Knapp über dem Boden sammle ich ihn wieder ein und lande perfekt neben der Dragonerin. „Gladio und Ignis werden etwas länger brauchen“, warne ich, „Irgendwas Interessantes hier unten?“
 

Aranea richtet ihre Taschenlampe in den Raum.
 

„Beton, Wasser und Ratten.“
 

„Sehen aber normal aus, die Tierchen. Und recht niedlich, nicht mutiert, soweit ich sehen kann.“
 

Prompto hätte sicher ein paar Fotos gemacht, besonders von der gescheckten Ratte, die aussieht, als wäre sie aus einem Zoogeschäft entkommen.
 

„Wenn ich mich nicht irre müsste die Zitadelle etwa in dieser Richtung liegen“, schätze ich und deute Stromaufwärts, „Dummerweise führt da kein direkter Weg hin.“
 

Hoffentlich hatte Ignis die Voraussicht, sich einen Lageplan zu besorgen, sonst haben wir ein Problem. Ich hab nämlich mal wieder nicht soweit vorausgedacht. Langsam kommt Ignis auch in Sicht, im Gegensatz zu mir und Aranea muss er aber gut aufpassen, dass er nicht abrutscht – der Einstiegstunnel ist tief und die Griffe sehen rutschig aus, vor allem, wenn man wie Ignis grundsätzlich Schuhe ohne tiefes Profil trägt.
 

Gladio folgt ihm in einigem Abstand, vermutlich, damit niemand ohne seinen Schutz zurückbleibt. In engen Tunneln übernimmt Gladio oft die Nachhut, um einem Hinterhalt vorzubeugen, wenn er nicht direkt vorausgehen kann.
 

„So, wo sind wir?“, fragt Ignis, unten angekommen, und zieht zu meiner Erleichterung tatsächlich einen Plan aus der Tasche, den er mit dem GPS seines Handys abgleicht. Auch er blickt Stromaufwärts auf das Abfanggitter, meine Vermutung bezüglich der Richtung war also korrekt.
 

„Wo lang?“, fragt Gladio, als er auch endlich wieder Boden unter den Stiefeln hat.
 

„Ignis hat die Karte“, entgegne ich.
 

„Erst mal ein Stück stromabwärts, dann bei der ersten Gelegenheit nach rechts. Mit etwas Glück gibt es einen Übergang, der hier nicht eingezeichnet ist, ansonsten müssen wir durchs Wasser. Ist zum Glück ja nur etwa knietief hier.“
 

Nur etwa knietief, ja, aber dreckig ohne Ende. Und nass. Eigentlich wäre ich schon gerne noch so lange wie möglich trocken geblieben. Die anderen sind wohl meiner Meinung, und so gehen wir soweit es eben geht auf dem Beton weiter. Aranea und ich können das Wasser an der Abzweigung bequem überspringen, Ignis und Gladio schaffen es nur mit Mühe, bleiben aber auch noch trocken.
 

„Schade“, murmelt Aranea mit zu, „Ich hätte jetzt gern einen fallen sehen.“
 

Ich muss lachen, widerspreche aber dennoch: „Sei froh dass nicht, am Ende wären wir nur auch nass gespritzt geworden.“
 

Die Tunnel sind dunkel, feucht und dreckig. An den Stellen, an denen ein wenig Sonnenlicht einfällt, wächst Moos an den Wänden, wo nicht, macht sich Schimmel breit. Der Geruch ist ein wahres Fest für die Sinne, zumindest, wenn man auf Horror steht. In manchen der Auffanggitter hängen noch Leichen des Krieges herum, oder Teile davon. Ich wende mich schaudernd ab und nehme mir vor, bei erster Gelegenheit einen Bergungstrupp hier runter zu schicken. Egal ob Bewohner Insomnias oder Soldat Niflheims, niemand hat es verdient, in der Kanalisation von den Ratten gefressen zu werden.
 

Der Weg zur Zitadelle ist weit, zumal wir hier alles zu Fuß laufen und einige Umwege in Kauf nehmen müssen. Selbst mit dem Auto fährt man, bei flüssigem Verkehr, ein bis zwei Stunden vom Tor zur Stadtmitte… Mir graut bei dem Gedanken, hier unten campen zu müssen.
 

Zwei Stunden und gefühlt tausend Tunnel weiter müssen wir schließlich doch durchs Wasser waten, sogar einen schrägen Auslass hinunter rutschen. Das Wasser ist an dieser Stelle zum Glück nicht ganz so widerlich dickflüssig, aber dennoch fern von sauber. Immerhin riecht es mehr nach Chlorreiniger und künstlicher Zitrone als nach was auch immer das andere Wasser gerochen hat. Bäh.
 

Meine Hose saugt sich langsam voll und ich zweifle an der Klugheit meiner Entscheidung, ein weißes T-Shirt anzuziehen. Dass meine Stiefel wasserdicht sind, war auch nur so lange von Vorteil, bis die ersten Wellen von oben hinein geschwappt sind… Turnschuhe wären vielleicht doch besser gewesen. Mir ist kalt. Es stinkt. Sind wir bald da?
 

Ugh, sogar Promptos Gejammer fehlt mir… ich will nicht derjenige sein müssen, der ausspricht, was alle denken. Also stapfe ich tapfer weiter durch das grünliche Nass, in der Hoffnung, vielleicht hinter der nächsten Kurve endlich eine Erhöhung zu finden, damit wir wieder auf trockenem Beton laufen können. Als dann endlich eine kommt, müssen wir schwimmen, um sie zu erreichen.
 

„Okay, jetzt bin ich offiziell komplett nass“, beschwere ich mich, aber gleichzeitig ist damit auch der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr jammern muss – erst mal komplett nass, hat man nichts mehr zu verlieren. Jetzt brauche ich mich wirklich nicht mehr zu scheuen, ins Wasser zu treten.
 

Ignis führt uns weiter zielsicher mit Karte und GPS Richtung Innenstadt. Dank seines unfreiwilligen Trainings muss er nicht mal aufsehen, um sich in den Tunneln zu orientieren – wenn ich so konzentriert auf die Karte blicken würde, würde ich von einer Wand zur nächsten rennen und dabei zehnmal stolpern.
 

Weitere zwei Stunden später fange ich langsam doch an, quengelig zu werden. Und weil Prompto leider immer noch nicht bei uns ist, bin es nun doch ich, der für alle jammern muss: „Sind wir bald da~?“
 

Wir sind seit vier Stunden unterwegs, ich bin nass bis auf die Haut, mir ist kalt, ich bin müde, und meine Beine tun weh. Ich fühle mich ALT. Vierzig sein ist kein Spaß, wenn man sich zum letzten Mal mit dreißig bewegt hat.
 

„Die Hälfte ist geschafft“, versichert mir Ignis, „Vielleicht sollten wir eine kurze Pause einlegen?“
 

„Wenn wir keine Pause machen, muss Gladio mich tragen“, drohe ich.
 

„Mich auch“, schließt Aranea sich an, „Ich habe übrigens seit heute Morgen nichts mehr gegessen außer ein paar von diesen Mini-Häppchen auf der Party.“
 

„Nun, dagegen sollten wir natürlich etwas tun. Hat jemand Feuer?“
 

Ich fülle ein leeres Heiltrankfläschchen mit ein wenig Magie, das ich noch in mir hatte. Es ist nicht viel, aber zum Kochen wird es reichen. Eigentlich hatte ich gehofft, unterwegs noch mehr Stellen zu finden, an denen ich Magie abzapfen kann, aber bis jetzt sieht es karg aus. Nicht mal Strom fließt hier unten…
 

Während Gladio die mobile Kochstation aus seinem Rucksack aufbaut – würde mich nicht wundern, wenn der Kerl auch sein Zelt da rein gequetscht hätte – suche ich mir ein halbwegs sauberes Fleckchen zum Hinsetzen. Erst mal die Beine ausruhen… Und ein bisschen an die Wand lehnen. Laut der neuen Armbanduhr an meinem Handgelenk ist es inzwischen Mitternacht. Gut, dass es keine Siecher mehr gibt… aber hier unten wäre es ohnehin jederzeit dunkel genug für die Biester.
 

Ich bin so müde, dass Ignis mich mit dem Essen wecken muss. Zu meiner Erleichterung gibt es keine gegrillte Ratte, dafür aber dummerweise recht viel Gemüse für das bisschen Brot mit Schinken. Zum Glück ist Aranea so hungrig, dass sie mir den Kram ohne viel zu Fragen abnimmt. Gladio hat‘s, hoffe ich, nicht gesehen.
 

„Wollen wir’s für heute Nacht gut sein lassen?“, fragt er mit einem Blick auf die Uhr seines Handys, „Ich hab aufblasbare Isomatten und ein paar Decken dabei.“
 

„Dein Rucksack ist auch irgendwie innen größer als außen, was?“ Popkulturreferenzen fallen jetzt wohl auch in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich vermisse Prompto.
 

„Camping, Noct. Da geht es genau darum, möglichst viel möglichst transportabel dabei haben zu können.“
 

Prompto hätte den Hinweis auf die Tardis sofort verstanden. Ich gähne, um meine Konzentration wieder zu finden, und setze mich etwas aufrechter hin.
 

„Ich würde diese Maschine lieber heute als Morgen abschalten“, gestehe ich, „Aber ich bin müde, und es kann sein, dass wir bald kämpfen müssen. Vier oder fünf Stunden Schlaf sollten da schon drin sein, denke ich.“
 

„Ich stelle den Wecker auf halb sechs“, schlägt Ignis vor, „Dann laufen wir morgen weiter. Wenn wir das heutige Tempo halten können, sollten wir die Zitadelle gegen Mittag erreichen.“
 

Gladio richtet unser provisorisches Nachtlager in einer halbwegs geschützten Ecke ein und ich rolle mich sofort in der leichten Decke zusammen. Fast wie früher… nur ohne Zelt und dafür mit Modergestank. Naja, ganz zum ersten Mal bin ich auch nicht im Abwasser unterwegs… es ist nur das erste Mal, dass ich in der Kanalisation schlafen muss. Trockene Kleider hat leider keiner von uns dabei, aber immerhin war Ignis so umsichtig, in einer wasserfesten Tasche ein paar Handtücher mitzubringen, so können wir wenigstens halbwegs trocken schlafen, wenn auch, bis auf die Decken, nackt. Aranea stört sich erstaunlich wenig daran.
 

„Hab schon mit hässlicheren Kerlen geduscht“, winkt sie ab und rollt sich ebenfalls fest in ihre Decke ein, „Mmmh… duschen wäre jetzt schön. Mit warmem, sauberem Wasser…“
 

„Mhm“, stimme ich zu, „Und mit Seife.“
 

Viel Seife. Und Desinfektionsmittel. Und irgendwas gegen den Gestank…


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Von:  Sargeras
2018-11-10T00:17:49+00:00 10.11.2018 01:17
Edit:
Und natürlich hab ich die hälfte vergessen: Meine Lieblingsszene!
Aranea springt den Schacht hinunter, es wird überlegt wie man ihr am besten folgt und Noct lässt einfach seine Waffe fallen und warpt sich XDD
Antwort von:  SoraNoRyu
10.11.2018 01:25
Die anderen mussten halt einfach die Treppe nehmen ;)
Von:  Sargeras
2018-11-10T00:05:01+00:00 10.11.2018 01:05
Es ist wirklich schön wie du hier beschreibst wie sich Noctis & Co auf die Konferenz schleichen. Faszinierend finde ich auch das du eine Art Adelsschicht in das alte Königreich hineininterpretierst, das ist eine recht feudale Sicht, obwohl ich Lucis als absolute Monarchie wahrgenommen habe, also eine Monarchie in der es den niederen Adel einfach gar nicht gibt. Für mich übersetzte ich den Part dann immer mit 'alteingesessene Familien'.
Auch Noctis Kommentare zu seiner Einkleidung liest sich wirklich herrlich und passt perfekt zum 'jungen König'.
Was mich ein wenig enttäuscht ist der Regent. Ignis hatte ihn ja als guten Redner angekündigt und diese "Wurst" fängt schon an zu stottern bei Noctis anblick. Ich tröste mich einfach mal damit, dass er vielleicht später zurückschlagen wird um seine Macht zu behalten die er als Regent besitzt. Wobei mich übrigens interessieren würde, wo der neue Regierungssitz nun ist, immerhin scheint die Zitadelle nicht angetastet worden zu sein.
Antwort von:  SoraNoRyu
10.11.2018 01:24
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit den verschiedenen Regierungssystemen nicht so vertraut bin wie du. Ich hätte diesen 'Alteingesessenen Familien' schon einen gewissen (Ritter) Adel zugetraut. Dass sie eben doch noch um einiges über der normalen Bürger/Arbeiterschicht stehen.

Ein guter Redner zu sein heißt manchmal nicht unbedingt, dass man direkt schlagfertig ist - Rashin ist jemand, der den einfachen Leuten mit langen, verworrenen Monologen den Kopf verdrehen kann, aber in dieser direkten (und gänzlich unerwarteten) Situation war er doch etwas überfordert. Ganz zu schweigen davon, dass die anderen Regenten doch weniger leichtgläubigsind als die unmündige Masse.

Regiert wurde im Caelum Via - das kostet zwar Miete, aber dafür bietet es Luxus. Und Geld ist ja da, wozu zahlen die Leute denn Steuern.
Von:  ChailaMing
2018-11-07T08:12:30+00:00 07.11.2018 09:12
Schönes Kapitel!
Ich fand die Stelle toll, als Noctis sich als König geoutet hat. <3
Man merkt in diesem Kapitel gut, wie sehr Prompto in der Gruppe fehlt.
„Hab schon mit hässlicheren Kerlen geduscht“ da hab ich geschmunzelt xD
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel :)

LG Chaila


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