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Ein süßer Groupie

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte hier vorweg sagen, dass ich ein bisschen mit mir gehadert habe, ob ich das Kapitel wirklich "zwei Freaks" nennen soll, da viele in einem Freak ja etwas schlechtes sehen, doch meine Intention ist genau das Gegenteil. Natürlich wird man eher als "Freak" beschimpft, doch ich finde es deutet auch darauf hin anders zu sein und, dass es schön und besonders sein kann anders zu sein. Ich bin nur dann stark, wenn ich auch bereit bin den kleinen "Freak" in mir zu akzeptieren und mal ganz ehrlich, was heißt schon normal sein? ^^ In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen und euch allen einen wunderschönen ersten Advent.

LG Marry Komplett anzeigen

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Zwei Freaks

„Hast du schon Mal Sushi selbst gemacht?“, fragte mich Shinya, der irgendwie Dauergast bei uns zu sein schien. Doch ich mochte den schlanken blonden Japaner mit seinen femininen Zügen und jeh öfter er uns besuchte, desto besser lernte ich ihn kennen, was mir in Anbetracht dessen, dass sich der Drummer und Kyo sehr nahe standen, verdammt wichtig war. Ich schüttelte mit dem Kopf und lächelte ein bisschen verlegen.

„Was erwartest du denn von unserem einsamen Junggesellen Shin“, mischte sich Kyo in unser Gespräch über die Wahl des Weihnachtsmenüs ein.

Mit zusammengekniffenen Augen funkelte ich ihn versucht böse an. Selbst in seinem schwarz glänzenden Trainingsanzug sah er zum Anbeißen aus. Schnell schüttelte ich diese schon wieder viel zu obszönen Gedanken ab.

„Na und? Ich bin auf dem Weg der Besserung“, entgegnete ich. Er strich mir zaghaft über die Wange und hauchte mir ein Kuss auf die Stirn.

„Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen. Könnt ihr zwei einkaufen gehen? Ich schreib auf, was wir alles brauchen“, bat uns der Drummer.

„Du schickst mich ernsthaft aus meiner eigenen Wohnung? Nur damit ich mich in den weihnachtlichen Wahnsinn stürze?“, murrte Kyo sichtlich genervt und nicht einverstanden. Doch Shinya zuckte mit den Schultern.

„Dann gibt es dieses Jahr eben keinen Christmas Cake. Wir können auch gern tauschen, du kümmerst dich ums Essen und ich geh einkaufen.“

Der Diru Sänger rollte mit den Augen und schien einzusehen, dass das in einer Endlosdiskussion ausufern würde wenn er nicht nachgab. Kyo nickte. Sein Gammeloutfit ließ er an, setzte eine Cappie auf und zog die Kapuze seines Hoddies darüber. Ich prustete los und erntete einen beleidigten Blick seinerseits.

„In dem Outfit könntest du glatt als Gangster Rapper auftreten. Vielleicht solltest du mal was Neues probieren. Fehlen nur noch die goldenen Klunker.“

„Und selbst dann würdest du mich noch anschmachten“, konterte er und lieferte somit das tot-schlag-Argument, denn damit hatte er verdammt Recht. Ich seufzte und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mir seine Worte wieder Mal die Sprache verschlagen hatten.

Der Dir en Grey Sänger schlüpfte in seine Sneakers und die Winterjacke. Ich war mal so frei und lieh mir Kyos schwarzen Wintermantel, damit wenigstens einer von uns beiden elegant aussah. Doch insgeheim mochte ich den nahezu fast schon normalen Kyo. Das zeigte mir immer wieder, dass er eben nicht nur das Image des berühmten Rockstars raushängen ließ, sondern hinter dieser Fassade ein wundervoller Mensch verbarg. Da es ein wunderschöner sonniger Dezembernachmittag war, schnappte sich mein Liebster im Gehen noch seine Sonnenbrille oder eine der Sonnenbrillen auf dem Regal, denn davon hatte er mindestens hundert und setzte sie auf. Man könnte fast meinen, dass er sich ein bisschen tarnen wollte. Doch diesen Gedanken sprach ich nicht laut aus.

Trotz Sonne wehte draußen ein eiskalter Wind und ich zog den Mantel enger um mich. Zögerlich ergriff ich Kyos Hand und er ließ es zu, nachdem er mir ein schon fast schüchternes Lächeln zugeworfen hatte. Mein Herz schlug schneller und diese kleinen Gesten ließen mein Herz vor Verliebtheit aufblühen. Für manch andere erscheint so etwas normal zu sein, doch Kyo war alles andere als normal. Dieser besondere Mann ließ mich an seinem Leben Teil haben und das ehrte mich zutiefst und ich sah es nicht als selbstverständlich an.
 

Im Shoppingcenter war die Hölle los, vermutlich hatte uns Shinya deshalb losgeschickt, weil er selbst wenig Lust gehabt hatte sich in diese tollwütige Meute von Menschen zu stürzen. Ich knöpfte den Mantel auf, da mein inneres Thermometer augenblicklich rapide anstieg. Genervt drängten wir uns durch die Menschen, die sich schon fast in Zeitlupe bewegten oder einfach stehen blieben. Hab ich schon Mal erwähnt, dass ich Menschen hasse? Also nicht alle, aber eben solche, die nicht auf ihre Umgebung achteten und einfach vor sich hin träumen. Oder eben diese, die einen umrennen, weil ihre Augen schon fast am Display ihres Handys klebten. Kyos Griff wurde fester.

Plötzlich wurde meine andere freie Hand ergriffen und ich wurde zurückgezogen. Mein schöner Sänger sah mich verwundert an, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ka-zuki?“, erklang eine mädchenhafte Stimme an mein Ohr und ich wendete mich langsam um. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie in zwei Zöpfe geflochten, die über ihre Schultern hingen. Sie sah ihren beiden Schwestern verdammt ähnlich und prompt war dieses miese erdrückende Gefühl, welches ich in den letzten Tagen so erfolgreich bekämpft hatte wieder da. Langsam spielte ich wirklich mit dem Gedanken meine Familie zu verfluchen.

„Yuna…“, seufzte ich. Kyo befand sich an meiner Seite und seine Hand ruhte auf meiner Schulter.

„Oh mein Gott, du bist es wirklich…ich bin ja so froh dich zu sehen…“

„Kyo, das ist meine kleine…Schwester…“, gab ich etwas verunsichert von mir, denn schmerzhafter Weise musste ich an die letzte Begegnung mit Mei denken, die sichtlich mehr als empört war, als ich sie Schwester nannte. Ich schluckte diesen bitteren Geschmack runter. Yuna streckte meinem Liebsten die Hand entgegen und lächelte freundlich.

„Soll ich kurz allein einkaufen gehen und dich dann wieder hier einsammeln?“, fragte er mich und ich sah ihn verzweifelt an.

„Ich bin nicht sicher.“

„Hör dir an, was sie zu sagen hat und wenn was sein sollte, ich bin nicht weit…bis gleich…“, gab er zurück und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Wow und das in aller Öffentlichkeit. Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich schleifte meine Schwester mit ins nächste Café.

„Was willst du von mir“, fuhr ich sie recht forsch an.

„Ich wollte dich sehen.“

„Schön, das hast du. Kann ich jetzt gehen?“

Zögerlich ergriff sie erneut meine Hand über den Tisch hinweg. Die Bedienung brachte uns Tee. Ich entzog mich ihr und sie warf mir einen traurigen Blick zu.

„Kazuki, es tut mir leid…so unendlich leid…ich habe Mama und Mei reden hören…über dich. Dass sie dich hier getroffen haben. Seit dem komm ich fast jeden Tag her und hoffe, dass du da bist.“

Das erstaunte mich dann doch etwas. Tat es ihr etwa ernsthaft leid?

„Und jetzt? Meinst du damit ist das alles vergessen? Warst du es nicht, die sich als erstes gegen mich verschworen hat, als ich mich vor euch geoutet habe? Das sitzt tief Yuni…sehr tief…“

Sie seufzte erneut.

„Und doch nennst du mich Yuni? Ich war so dumm, so unglaublich dumm und ich möchte es am liebsten ungeschehen machen. Aber das kann ich nicht…doch eines weiß ich…du fehlst mir großer Bruder…“

Ich sog die Luft scharf ein, weil ich ihr so gern glauben würde, doch konnte ich es nicht. Zu verletzt war mein Stolz. Zu tief die Wunden, die sie mir zugefügt hatte.

„Es ist zu spät…ich kann und will nicht mehr zurück.“

„Du warst schon immer ein schlechter Lügner…du kannst nicht zurück, aber ich kann vielleicht ein paar Schritte nach vorn. Bitte Kazuki. Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient?“

„Keine Ahnung…vielleicht…wenn dir es wirklich so ernst ist kleine Schwester, komm in zwei Tagen zu dieser Adresse“, sagte ich und kritzelte Takashis Anschrift auf eine Serviette und schob sie ihr rüber.

„Das ist Weihnachten…“, stellte Yuna etwas überrascht fest. Ich nickte.

„Richtig erkannt…falls du es ernst meinen solltest und ich dir wirklich so wichtig bin, komm da hin. Dann überleg ich es mir.“

Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Kyo hatte tatsächlich alles bekommen. Seine Sonnenbrille hing an seiner Jacke.

„Braucht ihr noch Zeit?“, fragte er mich, doch ich schüttelte entschieden den Kopf und erhob mich reflexartig.

„Nein…Yuna, wie gesagt…es liegt an dir…“

Der Heimweg verlief relativ schweigsam. Wir nahmen einen kleinen Umweg durch den Park, der voller Lichter und kitschiger Weihnachtsdekoration an ein harmonisches unbeschwertes Fest der Liebe erinnerte. Nur leider war das nur der trügerische Schein, um die Menschen in dieser Zeit von ihren wirklichen Problemen abzulenken.

„Süßer…egal, was dir deine Schwester erzählt hat, du solltest das ernst nehmen. Vielleicht ist es eine zweite Chance?“

Ich konnte seine Augen hinter der dunklen Sonnenbrille nur erahnen.

„Und was ist, wenn sie mich wieder enttäuscht, wie schon so oft davor?“

„Dann werde ich da sein.“

„Und was ist, wenn ich das nicht packe? Wenn ich eine weiteren Rückschlag nicht ertrage Kyo? Was willst du dann tun?“

Ein Hauch von Enttäuschung lag in seinem Blick.

„Glaubst du etwa nicht an uns? Oder befürchtest du, ich bin nicht stark genug.“

In seinen letzten Worten schwang dieser verbitterte Unterton mit und schon bereute ich das, was ich gesagt hatte.

„Nein, so war das nicht gemeint…ich habe nur Angst, dass all das, was ich mir in den letzten Wochen aufgebaut habe, wieder genommen wird. Ich zweifle nicht an dir, sondern an mir, weil ich weitaus nicht so stark bin, wie immer tue.“

Mein schöner Sänger nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich. In dem Moment, wo sich unsere Lippen berührten blieb die Welt um uns herum stehen und ich wusste, dass es nicht wichtig war, ob ich stark genug sein würde. Kyo würde da sein und mich auffangen, egal wie schlecht es mir ging und egal wie tief ich fiel.

„Mami, guck mal, die beiden Männer küssen sich. Dürfen die das?“

Ich grinste in den Kuss hinein und merkte auch, wie sich die Mundwinkel meines hübschen Sänger nach oben zogen.

„Komm weiter Kenji. Das ist nichts, was du sehen solltest“, wies die empörte Dame ihr Kind an.

„Es gibt eindeutig noch zu viele intolerante Leute hier“, beschwerte sich Kyo und verflocht seine Hand mit seiner eigenen. Er ließ sich auf einer Bank einer sogenannten Smoking Area nieder und steckte sich eine Zigarette zwischen seine Lippen. Die Sonne hatte sich mittlerweile verflüchtigt und Kyo packte die Sonnenbrille weg.

„Die wirst du wohl immer haben. Bekomm ich nen Zug?“

Mein hübscher Sänger funkelte mich an und reichte mir den Glimmstängel. Plötzlich vernahmen wir in unserer unmittelbaren Nähe aufgeregtes Geschnatter. Kyo warf mir einen verzweifelten Blick zu. Was hatte er denn auf einmal? Er deutete nur mit Kopf hinter mich, doch als ich mich umdrehen wollte, schüttelte er heftig mit dem Kopf. Er tippte eine kurze Message auf seinem Handy und wenige Sekunden später vibrierte mein eigenes Telefon. Ich glaub die haben mich erkannt. Stand da nur geschrieben. Doch bevor im Begriff war zu Handeln, stand die Traube von Mädchen auch schon neben uns.

„Bist du nicht Kyo von Dir en Grey?“, fragte eine Blondine im Lolitaoutfit. Er nickte nur ein wenig abwesend.

„Oh mein Gott, ich hab‘s dir doch gleich gesagt. Können wir ein Autogramm haben?“

Die aufgeregte aufgescheuchte Mädchenclique sprang euphorisch umher und eine klatschte vor Freude in die Hände. Sie reichten Kyo fünf Flyer mit seiner Band darauf und er setzte seine Unterschrift darauf.

„Vielen Dank Kyo-Sama. Dürfen wir auch ein Bild machen?“

„Nein, keine Bilder Sorry. Habt noch einen schönen Tag.“

Damit sprang er auf und bewegte sich im Eiltempo vorwärts, dass ich Schwierigkeiten hatte mit ihm Schritt zu halten. Er verlangsamte sein Tempo erst, als seine Wohnung in Sichtweite war.

„Wie ich das hasse. Ich mag meine Fans keine Frage, aber diese süßen aufgedrehten Lolitamädels. Das geht echt gar nicht.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben und ein bisschen zu gereizt überreichte Kyo seinem Drummer die Einkäufe. Dann verschwand er in seinem Arbeitszimmer. Shinya warf mir einen fragenden Blick zu und jetzt musste ich lachen.

„Kyo wurde von einer Meute Lolitamädels überfallen, die ein Autogramm von ihm haben wollten.“

„Oh, verstehe. Hilfst du mir beim Kuchen?“

„Klar.“
 

Am Morgen des 24. Dezembers erwachte ich relativ früh, doch was riss mich so zeitig aus dem Schlaf? Ich wälzte mich noch ein bisschen im Bett umher und dann merkte ich, dass etwas fehlte. Oder bessergesagt jemand. Kyo schien schon auf zu sein, doch mir war nicht nach aufstehen. Zu weich und bequem war es hier im Bett. Außerdem hatten wir heute nicht sonderlich viel geplant. Erst heute Abend würden wir uns alle bei Takashi treffen, weil ich ein Konzert gab. Doch bis dahin hatte ich noch alle Zeit der Welt und so kuschelte ich mich wieder in die weichen Kissen und schloss die Augen. Nein, ich wollte noch nicht aufstehen.

Ich schreckte auf, als ich etwas Kaltes an meinem Rücken spürte und saß völlig schockiert im Bett.

„Na du Schlafmütze. Zeit zum Aufstehen“, flüsterte mir Kyo über die Schulter zu und die Matratze hob sich wieder ein bisschen, als er aufstand. Ich drehte mich um und beäugte meinen schönen Sänger. Er schien sich schon herausgeputzt zu haben und dieser Anblick haute mich echt von den Socken. Auf der grauen figurbetonten Hose, die verboten tief auf seinen Hüften saß, trug er ein schwarzes Hemd, welches legere in der Hose steckte. Sein Gürtel fiel heut etwas dezenter aus und vermutlich war es Kyos Gürtelschnalle gewesen, deren Metall ich am Rücken gespürt hatte.

„Wow, du siehst bezaubernd aus“, schmeichelte ich ihm, während ich mich aus dem Bett bequemte und meine Arme um ihn legte. Ein liebevolles Lächeln umspielte seine Lippen. Ich knöpfte die ersten drei Knöpfe seines Hemdes auf und betrachtete meinen schönen Mann zufrieden. Kyo schüttelte nur amüsiert den Kopf und zog mich noch einmal zu sich heran, um mich zu küssen.

„Und du solltest besser duschen gehen und dich anziehen. Die Jungs kommen jeden Augenblick.“

Provokant versperrte ich ihm jedoch den Weg, denn schon wieder tat er so, als würde ihn meine Nacktheit völlig kalt lassen.

„Nur wenn du mir sagst, wie heiß du mich findest“, ärgerte ich ihn und er verdrehte die Augen.

„Sicher nicht. Ich hab meine Hormone eben unter Kontrolle und jetzt ab mit dir ins Bad“, entgegnete er und streifte mich absichtlich mit der Hand. Nur soviel wie nötig war. Warum nur gehorchte mir mein Körper nicht mehr, sobald er von Kyo berührt wurde? Ich seufzte und stellte den Regler der Dusche kurz auf kalt, um mich wieder ein bisschen runter zu fahren.

Auch ich wollte heute unwiderstehlich für meinen schönen Sänger sein und entschloss mich eine seiner Hosen anzuziehen, da die Auswahl in seiner Hälfte des Kleiderschrankes weitaus mehr hergab als meine paar Klamotten. Schließlich entschied ich mich für eine schwarze, enganliegende aus matt schimmerndem satinartigem Stoff. Ich fädelte meinen schwarzen Ledergürtel durch die Laschen und suchte mein ärmelloses Shirt und das schwarz- grau karierte Hemd heraus, dessen Ärmel ich bis zur Mitte meiner Arme hochkrempelte. Zufrieden mit meinem Outfit stolzierte ich zu Kyo in die Küche. Er war gerade damit beschäftigt das Sushi auf Servierteller zu verteilen, den Glasnudelsalat und den Braten auf den Esstisch zu stellen.

„Mh das duftet köstlich“, lobte ich ihn und er lächelte. Doch dann beäugte er mich leicht kritisch und zog die rechte Augenbraue nach oben, während er den Topflappen zur Seite legte.

„Ist das etwa meine Hose?“

Verdammt!

„Ähm…ja…schlimm?“, fragte ich so undschuldig und zuckersüß wie möglich.

„Eigentlich nicht…steht dir gut“, entgegnete mein schöner Sänger und schob seine Hände in den Hosenbund. Automatisch schlug mein Herz schneller.

„Und nein, unter diesem knallengen Teil trage ich keine Unterhose“, wisperte ich, drückte mich absichtlich enger gegen ihn und küsste sein Tattoo am Hals.

„Du unmöglicher Kerl“, hauchte Kyo schon wieder sichtlich erregt und ich musste grinsen. In dem Moment läutete es an der Tür und schweren Herzens ließ ich von ihm ab.

Die Jungs begrüßten uns wie immer gut gelaunt. Auch Zero war mit von der Partie und das war das erste Mal, dass wir uns nach dem besagten Nachmittag im Proberaum wieder über den Weg liefen. Er war der einzige der Gäste, die Kyo eher zurückhaltend, ja schon fast eingeschüchtert gegenüber traten. Ich sollte meinen liebsten später danach fragen, denn es interessierte mich brennend, warum Zero sich so zierte.

Wir aßen, tranken und scherzten. Shinya und ich halfen dann noch beim Abräumen. Ich fragte den anderen Bassisten, ob er mit eine Rauchen kommen wolle und er willigte ein.

„Sag mal, ist irgendwas zwischen Kyo und dir vorgefallen? Oder mögt ihr euch nur einfach nicht“, fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Zero grinste ein bisschen verlegen.

„Mh, ich hab mich mal aufgeregt, als er Kao nach der Probe so angefahren hat und das hat dem Herrn nicht gepasst…ich frag mich wirklich, wie du es mit ihm aushältst.“

Ich winkte ab und nahm einen tiefen Zug.

„Ach, so schlimm ist er gar nicht und bisher bin ich auch noch nicht mit ihm angeeckt.“

„Naja, immerhin scheint er entspannter, meint Kaoru zumindest.“
 

Wir machten uns dann auf den Weg zur Bar und um ein Haar hätte ich meine Gitarre vergessen.

Auch Sota wusste, dass ich heute spielen würde und er hatte mich gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn er käme. Ich hatte seine Frage nicht verneint und hoffte nur, dass mein Liebster heute nicht all zu streitlustig aufgelegt war.

Takashi freute sich riesig mich sehen und ließ die erste Runde springen. Ich schloss mein Instrument an, spielte mich warm und begann. Immer wieder richtete sich mein Blick gen Kyo und auch mein schöner Sänger schien mich zu beobachten, was mich ein bisschen nervös machte. Doch als ich dann mit meiner Gitarre verschmolz, nahm ich auch davon kaum noch Notiz. Ich bekam sogar eine Zugabe und schloss meinen Auftritt mit einem der neueren Lieder. Bevor ich wieder an den Tisch zurückkehrte, drängelte ich mich zur Bar, um etwas zum Trinken zu organisieren. Da sprang mich Sota auf einmal von der Seite und umarmte mich.

„Du warst großartig Kazu.“

Dankend lächelte ich und befreite mich aus seiner Umarmung, denn es war mir nicht besonders Recht, wenn mich Kyo in den Armen meines Freundes erblickte. Plötzlich tippte mir einen weitere Person auf die Schulter. Yuna. Erstaunt musterte ich meine kleine Schwester. Mann, das war ja eine Überraschung nach der anderen.

„Bekommst du keinen Ärger, wenn du dich mit Leuten wie mir herumtreibst?“, fragte ich und Sota warf mir einen fragenden Blick zu, den ich gekonnt ignorierte.

„Naja, sie wissen nicht, wo ich bin. Ich hab nur gesagt, dass ich mit einer Freundin noch auf eine Party gehen möchte.“

Ich nickte nur und wies den beiden an mir zu folgen. Dabei versuchte ich Kyo vorher noch zu erklären, dass Sota auch hier war. Mein liebster funkelte mich wütend an, hielt jedoch den Mund. Deshalb setzte ich mich auf seinen Schoß, neben mir Yuna und dann Sota. Auch zu meinem Auftritt ließ er kein Wort verlauten, was mich ein bisschen kränkte. Kyo schob mich von seinem Schoß, erhob sich und holte noch einen Stuhl vom Nachbartisch. Yuna hatte sich den Jungs selbst vorgestellt und schien sich auch auf Anhieb mit ihnen zu verstehen. Nur nicht mit Kyo, der auf einmal viel zu schweigsam wurde. Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel, doch er ignorierte mich. Flüsterte Shinya stattdessen etwas zu und traf mich damit wohl eher unbewusst. Yuna rückte näher zu mir und ich wusste noch immer nicht, ob ich das gut oder schlecht fand.

„Sag Mal…das sind doch die Jungs von Dir en Grey?“, flüsterte sie mir aufgeregt zu. Ich nickte nur und zündete mir eine Zigarette an. Verblüfft und erfreut wie ein kleines Fangirl hielt sie sich die Hand vor den Mund und ihre Augen leuchteten.

„Oh mein Gott, das ist ja der Hammer! Woher kennst du die?“

„Hab Kyo hier getroffen und da kam eins zum anderen“, antwortete ich und immer wieder schielte ich zu dem Drummer und meinem Lover, die jetzt schon fast ein bisschen zu hitzig miteinander diskutierten. Ich tippte eine Nachricht auf mein Handy und schob es Kyo zu. Dieser schaute mich noch immer genervt an und schüttelte mit dem Kopf. Ich seufzte und tippte eine weitere Nachricht ein. Schob das Telefon ein zweites Mal in seine Richtung und glücklicherweise wurden seine Gesichtszüge weicher.

„Du weißt warum Kazu“, antwortete er und ich verdrehte die Augen.

„Als ob dich hier jemand kennen würde…sonst bist du doch auch immer so versessen auf deine Besitzansprüche“, fauchte ich ihn an und wollte doch nur seine Nähe, mehr nicht. Ich holte mir einen neuen Drink und beschloss mich zu betrinken, denn meinem tollen Freund schien es ohnehin egal zu sein. Toshiyas Blick traf den meinen über den Tisch hinweg und er winkte mich mit dem Zeigefinger zu sich rüber. Rutschte ein Stück, sodass ich zwischen Die und ihm Platz fand.

„Seid ihr schon wieder am Streiten?“, fragte der Bassist ein bisschen belustigt.

„Ach er hat wieder irgendein Problem und das nervt mich. Weil er auch immer um den heißen Brei redet und nichts ausspricht. Alles muss ich ihm aus der Nase ziehen.“

Toshi legte seinen Arm um meine Schulter.

„Dann nerv ihn ganz penetrant. Das hilft, glaub mir“, riet er und ich schaute zu ihm als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Klar…und dann hat er genug von mir und schießt mich ab. Ich bin nicht wie ihr…ihr seid seine besten Freunde und könnt euch das erlauben…“

„Oh Kazu…das liegt nicht an uns…er braucht nun Mal jemanden, der ihm Konter gibt, sonst wird es unserem Sängerchen schnell zu langweilig. Also, reize ihn. Zeig ihm, wie viel dir daran liegt zu ihm durchzudringen.“

Ich seufzte und zündete mir eine Zigarette an. Da suchte Kyo plötzlich Trost an Shinyas Schulter und dieser strich dem Sänger liebevoll über den Kopf. Keine Frage ich mochte den Drummer sehr, aber das traf mich dennoch. Warum nur konnte er heute Abend nicht so mit mir umgehen? Ich presste meine Lippen aufeinander und schaute verletzt zu Toshi.

„Und deshalb solltest du dir schon Mal gar keine Gedanken machen. Die beiden brauchen sich eben manchmal. Was glaubst du, wie oft ich schon mit Kao gekuschelt hab, stimmts Die?“

Der Gitarrist nickte nur und lächelte seinen Bassisten ganz verliebt an.

„Wir sind nun Mal eine große Familie Kazu und zu der gehörst du nun auch.“

„Kuscheln ist immer erlaubt und wenn dich Kyo mal wieder aufregt, darfst gern zu uns kommen“, schmeichelte mir der Gitarrist. Die und Toshi umarmten mich und gaben mir jeweils rechts und links ein Küsschen auf die Wange. Meine Mundwinkel zogen sich automatisch zu einem Lächeln nach oben. Die beiden schafften es meine Laune tatsächlich wieder besser werden zu lassen. Wir stießen an und ich kehrte wieder auf meinen Platz zurück. Da sprang mein schöner Sänger plötzlich auf, zog seinen Mantel, hauchte mir einen Kuss auf den Mund und ging. Verdattert schweifte mein Blick zu Shinya.

„Er erklärt es dir später“, antwortete er auf meine unausgesprochene Frage. Ich verdrehte meine Augen und steckte mir eine Zigarette an.

„Klar…wie immer halt.“

Der Drummer rückte in bisschen näher zu mir heran und stützte seinen Arm auf dem Tisch ab.

„Kazu…“

„Warum kann er nicht einfach jetzt mit mir reden? Es geht irgendwie immer nur richtig gut oder richtig beschissen. Dazwischen gibt’s nichts und das macht mich wahnsinnig Shin…“

„Ich würde dir gerne so viel sagen, aber dafür würde mich Tooru köpfen und es steht mir auch nicht zu. Aber ich verspreche dir, dass sich das heute noch klären wird. Das habe ich ihm zumindest nahe gelegt.“

„Und du meinst er hört auf dich?“

Shinya lächelte verhalten.

„Meistens schon.“
 

Da wir eh alle noch im Proberaum weiterfeiern wollten, beschlossen wir unsere Party dort hin zu verlegen. Ich versuchte dieses beschissene Gefühl zu ignorieren. Ich versuchte mir nicht all zu viel darauf einzubilden und doch überkam mich schon wieder die Angst, Kyo könnte mich verlassen. Sota hielt es für angebrachter, wenn er uns alleine gehen ließ. Ich umarmte meinen Freund und folgte dem Rest. Da hielt mich Shinya schließlich zurück.

„Was ist?“

„Lass die anderen schon Mal vorgehen. Wir müssen noch wohin.“

Erst legten wir ein Stück zu Fuß zurück, dann fuhren wir mit der Bahn und schließlich liefen wir wieder. Bis ich begriff, dass mich der Drummer zum Friedhof führte. Dieser wurde kaum beleuchtet und ich bekam eine Gänsehaut, weil mir ein bisschen mulmig zumute wurde. Was um alles in der Welt suchten wir hier? Wir bewegten uns quer Feld ein, bis wir anhielten. Zuerst wollte ich Shinya mit Fragen Löchern, doch dieser zeigte mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung und ich folgte seinem Blick. Vor einem der eng aneinander gereihten Grabsteine hockte Kyo.

„Du solltest mit ihm reden…“

Langsam näherte ich mich meinen schönen Sänger, doch dieser schien mich kaum bemerken. Kamimura Ukyō, laß ich auf dem Grabstein. Ich legte meine Hände auf seine Schultern und etwas erschrocken blickte er zu mir auf. Auch Shinya trat hervor.

Kyo tätschelte meine Hand, was mich irgendwie beruhigte.

„Danke Shini…gehst du schon Mal vor?“

„Ja, wir sehen uns später.“

Wir hockten schweigend nebeneinander und so langsam kroch mir die Kälte in die Glieder. Kyo schwieg noch immer und ich wusste nicht so Recht, was ich hier eigentlich verloren hatte. Deshalb fragte ich ihn. Doch wie immer, bekam ich keine Antwort.

„Kyo…verrätst du mir, wessen Grab das ist?“, fragte ich erneut. Ich hörte ihn tief seufzen und mich überkam der Drang nach einer Zigarette. Doch hielt ich mich zurück. Schließlich wollte ich die Ruhe der Toten nicht stören.

„Das…das…kann ich nicht…“

„Warum nicht?“

„Ich fürchte ich bin noch nicht bereit dazu.“

„Dein Ernst?“, fuhr ich ihn unangemessener Weise an.

„Ja…lass uns zu den anderen gehen“

„Nein!“, zischte ich und trotz der Dunkelheit spürte ich Kyos feindseligen Blick. Außerdem ging sein Atem unregelmäßig.

„Kazu…bitte komm.“

„Ich geh erst, wenn du mir sagst, warum du dich mitten in der Nacht auf dem Friedhof herumtreibst!“

„Es gibt Dinge, die sollte man ruhen lassen“

„Oh ja, im wahrsten Sinne des Wortes…vergiss es Kyo. Du willst, dass ich dir vertraue? Dann sei verdammt noch Mal ehrlich zu mir!“

Mein schöner Sänger ergriff meine Hand und zog mich mit sich, doch ich riss mich los und funkelte ihn nun auch wütend an.

„Ich dachte gerade du würdest das verstehen…“, wisperte er und fasste wieder nach meiner Hand. Ich ließ es geschehen, doch dieser schwere Klotz im Magen schien nun unerträglich.

Der Weg zum Proberaum verlief schweigend und ich hasste ihn gerade. Warum hielt er mich so hin? Warum redete er nicht mit mir? Hatte er überhaupt gewollt, dass ich ihm zu diesem ominösen Grab folge? Ich entzog ihm meine Hand wieder und zündete mir endlich eine Zigarette an. Inhalierte den Rauch tief ein.

„Ach und warum soll ausgerechnet ich das verstehen? Weißt du Kyo, wenn du nicht so ein verficktes Geheimnis um all das machen würdest, könnte ich dich vielleicht verstehen. Aber du redest ja nie! Immer muss ich mir meine Teil denken und dann bist wieder sauer, nur weil ich mit meinem Freund rede!“

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er schien wahrhaftig mit seiner Selbstbeherrschung zu kämpfen.

„Weil wir von denselben Dämonen heimgesucht werden…wir werden von Verlustängsten getrieben und hoffen, dass wir in unseren nächsten Beziehungen nicht scheitern, weil uns das wieder zurück an den Rand des Wahnsinns treiben würde. Deshalb bist du doch mit mir zusammen oder? Weil du dir erhoffst, dass ich dir da heraushelfen kann…doch die Wahrheit ist, dass ich genauso kaputt bin Kazuki.“

Kyos Worte machten mich verdammt wütend.

„Warum bist du dann überhaupt mit mir zusammen? Denn scheinbar erinnere ich dich ohnehin nur an deine grausame Vergangenheit. Warum ich Kyo? Ich meine, die Typen oder auch Mädels, die auf dich stehen findest du sicher wie Sand am Meer. Sie liegen dir zu Füßen. Was zur Hölle willst du dann mit so nem Freak wie mir?“

Noch immer funkelten mich seine Augen an.

„Weil zwei Freaks vielleicht besser miteinander klarkommen als einer allein.“

„Aber du könntest jeden haben Kyo…und sicher würdest du ziemlich schnell jemanden finden, der deinen Ansprüchen gerecht wird…vielleicht war er einer von diesen Menschen“ entfuhr es mir und ich zeigte in Richtung Friedhof. Jetzt hatte ich ihn. Fast schien er vor Zorn zu kochen und die blinde Wut schien Besitz von ihm zu ergreifen. Dann schloss er seine Augen und wendete sich von mir ab.

„Wir sollten zu den anderen gehen“, gab er zurück und setzte sich in Bewegung.

„Ist das dein scheiß Ernst? Schön!“

Mindestens genauso aufgebracht folgte ich ihm zum Proberaum. Wenigstens war dort gute Stimmung, denn zwischen Kyo und mir herrschte Eiszeit. Ich wollte dringend betrunkener werden und eventuell so viel wie möglich vergessen. Während der schöne Sänger den Kontakt zu mir mied und schon nach drinnen zu den anderen ging, blieb ich draußen und rauchte noch eine Zigarette. Mir war nicht Mal nach Heulen zumute. Ich wünschte mir einfach nur, dass mich Kyo verstand. Warum konnte er sich mir nicht öffnen? Konnte das, was ihm wiederfahren war, so schlimm sein, dass es nahezu den Rest seines Lebens bestimmte?

„Na, treibt dich Tooru schon in den Wahnsinn?“, erklang plötzlich eine Stimme neben mir und ich blickte auf in die braunen Augen von Kaoru. Etwas verlegen versuchte ich zu lächeln und zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahung…warum muss er so anstrengend sein? Warum kann er manche Dinge nicht einfach hinnehmen?“

„Kompliziert sein ist eine seiner Lieblingseigenschaften und so ungern ich dir das auch sage…entweder du kommst damit klar oder eben nicht. Weißt du, ich bin zu den Jungs gestoßen, als sie sich alle schon echt lange kannten und musste mich dann irgendwie beweisen. Mit allen habe ich mich irgendwann super verstanden und ich habe sie lieben gelernt…nur Tooru war ein Sonderfall. Seine Eskapaden auf der Bühne machten mich fertig und auch sonst schien er mit keinem zu reden außer mit Shini…das war schon immer so. Bis er irgendwann beschloss mich zu akzeptieren. Kazuki glaub mir, ich weiß es kann verdammt hart sein ihn zu lieben, aber wenn er dir irgendwann beginnt zu vertrauen, kann es wunderschön sein.“

Ich nickte nur und drückte die Zigarette aus.

„Ich habe Angst ihn zu enttäuschen oder ihm nicht mehr genug bieten zu können.“

Der Gitarrist legte freundschaftlich seinen Arm um meine Schulter.

„Mach dich nicht kleiner als du bist und er liebt dich, sonst würde er nicht so reagieren. Rede mit ihm…“

Ich seufzte und nickte nur. Drinnen würdigte mich mein schöner Sänger keines Blickes, das tat verdammt weh, doch ich beschloss mich nicht beirren zu lassen, zog mich mit meiner Gitarre ein bisschen zurück und klimperte zuerst wahllos auf dem Instrument herum, dann entstand eine Melodie. Eine Melodie die mir fast so leicht von den Fingern ging wie meine eigenen Songs. Ain't afraid to die war eines meiner absoluten Lieblingslieder von Dir en Grey. Meine Schwester gesellte sich zu mir.

„Du spielst wundervoll…“, unterbrach mich meine Schwester.

„Danke.“

„Wie steht es jetzt eigentlich um uns?“

Ich zuckte mit den Schultern und zündete mir eine Zigarette an.

„Ich bin nicht sicher. Einerseits hast du mich echt überrascht, aber das andere kann ich nicht einfach so ausblenden.“

„Ja das ist mir bewusst, aber kannst du uns nicht wenigstens eine Chance geben? Bitte.“

Ich schaute meine Schwester lange mit forschendem Blick an. Versuchte etwas in ihren Augen zu finden, was mich zweifeln lassen könnte. Doch da war nichts.

„Yuni…ich würde mir nichts mehr wünschen, doch vergib mir meine Vorsicht.“

„Natürlich…aber ich mag dich wirklich Kazu. Das hab ich glaub schon immer…nur hat es mich früher immer genervt, dass dir alles so leicht von der Hand ging. Alles, was du getan hast, schien andere zu beeindrucken…doch das war kein Grund dich so mies zu behandeln. Ich hoffe du kannst mir irgendwann vergeben.“

„Wir werden sehen.“

Ich spielte erneut denselben Song und sang den Text dazu. Da umarmte mich auf einmal jemand von hinten und seine Stimme erklang dicht an meinem Ohr, als auch er seinen Text mitsang. Deshalb verstummte ich und spielte nur Gitarre, denn diesen wunderschönen Gesang konnte und wollte ich nicht toppen. Ich bekam eine Gänsehaut und war fast zu Tränen gerührt.

„Mit ein bisschen mehr Übung beherrscht du den Song perfekt“, ärgerte mich Kyo.

Ich legte mein Instrument zur Seite und zog ihn vor mich.

„Kannst du mich nicht einmal beim ersten Mal loben?“, murrte ich und ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen, auf die er seinen Zeigefinger legte und so tat als würde er nachdenken.

„Ähm nein…vor allem nicht, wenn du meine Songs spielst.“

Ich zog einen Schmollmund.

„Kann schließlich nicht jeder son Perfektionist sein wie du.“

Kyo legte seine Arme um mich und so verweilten wir eine ganze Zeit. Mich lullte sein typischer Kyo Geruch ein und ich mochte es, wenn er kein Parfum auftrug. Seine Finger streiften meine Wange und in seinem Lächeln lag dieser verliebte Ausdruck, den er nur mir gegenüber zeigte, wenn die anderen gerade nicht hinschauten. Die Sanftheit in seinen Augen ließ mein Herz schmelzen und ich verliebte mich glatt noch Mal in diesen wundervollen Mann.

„Oh mein hübscher Schatz…es tut mir leid, dass ich vorhin so unfair war, aber…es fällt mir wirklich nicht leicht darüber zu sprechen.“

„Und warum fällt es dir so schwer?“

Kyo seufzte und streifte sich durch seine kurzen Stoppeln.

„Weil du dann Dinge über mich erfährst…die dich wohlmöglich abschrecken…davor hab ich Angst. Ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst.“

Ich zog ihn in einen sanften Kuss.

„Niemals könnte ich schlecht von dir denken, egal was du mir erzählst…ich liebe dich, mehr als alles andere auf dieser beschissenen Welt Kyo…“

Mein hübscher Sänger ließ sich im Schneidersitz vor der Heizung nieder um klopfte mit der Hand auf seinen Beine und ich folgte seinem Ruf.

„Kami war meine erste große Liebe…damals spielte er Schlagzeug bei Malice Mizer und wir hatten Dir en Grey ein paar Jahre davor ins Leben gerufen. Wir lernten die Jungs in einer Bar in Osaka kennen und einige von ihnen hatten uns zuvor bei unserem ersten Auftritt gesehen…Kami fiel mir gleich auf, doch ich bekam schnell mit, dass er vergeben war. Doch das hinderte mich damals nicht und ich flirtete mit ihm…woraus sich dann recht schnell mehr entwickelte.“

Kyo hielt Inne und rief Toshi her, damit er uns noch ein Bier holen konnte. Der Bassist grinste nur und schüttelte mit dem Kopf.

„Du hast deine Jungs ganz schön unter Kontrolle, selbst wenn ihr nur zusammen trinkt.“

Der Sänger lächelte, als wäre er sich keiner Schuld bewusst und prostete mir zu.

„Einer muss diese Chaosbande ja im Zaum halten…soll ich fortfahren?“

Ich nickte zur Antwort.

„Allerdings stellten meine Jungs fest, dass Kami mir ganz und gar nicht gut tat…was war passiert? Ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verliebt, doch er wollte nicht mit mir zusammen sein…zumindest nicht über unsere Affäre hinaus. Dann kam schmerzlich noch hinzu, dass meine Mama starb…und mit ihrem Tod starb auch ein Teil in mir. Kami spendete mir Trost und war für mich da, doch am Ende kehrte er immer wieder zu seinem Lover zurück und ich blieb allein. Anfangs konnte ich den Schmerz in meiner Musik verarbeiten, doch als Kami mich immer und immer wieder von sich stieß, drehte ich durch…verletzte mich selbst. Natürlich versuchten das meine Jungs zu unterbinden, deshalb tat ich es an dem einzigen Ort, an dem sie mich nicht daran hindern konnten…“

„Auf der Bühne…“, entfuhr es mir und Kyo nickte traurig.

„Genau…ich entfernte mich so weit es ging von den vier Menschen, die mir eigentlich alles bedeuteten. Ließ keine Nähe zu, nur Kamis Liebe erreichte mich und die war nicht mal echt…Unsere Affäre dauerte 2 Jahre, bis Kami schließlich an einem Schlaganfall starb…sein Tod riss mich dann endgültig in ein Loch. Der zweite Mensch, den ich verloren hatte…ich stürzte mich in die Musik und übertrieb es auf unseren Konzerten maßlos. Meine persönliche erste Hilfe Gang stand meist schon in den Startlöchern, um meine Wunden nach der Show zu verarzten…aber außerhalb meiner Zeit mit der Band kapselte ich mich vollends ab…denn wenn ich allein war, konnte mich keiner davon abhalten mir selbst Schmerzen zuzufügen…irgendwann hatte ich es jedoch nicht unter Kontrolle, ich kippte um und verlor das Bewusstsein. Shinya hat mich gefunden…natürlich rief er sofort den Notarzt und weicht von dem Tag an kaum von meiner Seite.“

„Und einen Monat später, als sich Tooru erholt hat, haben Kao und ich ihn zum Tätowierer geschleift. Denn da sind Schmerzen garantiert…und hat ja auch super funktioniert, wenn man deine Bildergalerie so anschaut…aber sorry, ich wollte euch zwei nicht stören, nur ich mach mich auf den Heimweg…“

Ich rutschte von Kyos Schoß und er schlang die Arme um seinen Drummer.

„Komm gut heim und pass auf dich auf.“

Dieser nickte und gab meinem Freund einen Kuss auf den Mund. Kurz meldete sich die Eifersucht, doch nun verstand ich endlich, weshalb sich die beiden so nahe standen und unterdrückte dieses nun völlig unnötige Gefühl. Auch mich umarmte Shinya und verschwand in der kalten Nacht. Ich kuschelte mich wieder an meinen schönen Sänger und schmiegte meinen Kopf an seine Schulter. Ich wollte ihm zeigen, dass seine Geschichte meine Gefühle für ihn in keinster Weise beeinflussten. Im Gegenteil, seine Worte bedeuteten mir alles und mir war klar, dass ihm das alles andere als leicht fiel.

„Danke“, wisperte ich in sein Ohr und musste ihn einfach küssen. Es war ein verzweifelter, nach Nähe gierender Kuss. Ja ich wollte gerade nicht mehr. Nur diesen Kuss. Er streifte meine Lippen mit seinen Zähnen, oh wie mich das anmachte. Besitzergreifend schob sich Kyos Zunge in meinen Mund und wurde von meiner sinnlich empfangen. Meine Hände schoben sich in seinen Nacken und schon fast ein bisschen unzüchtig setzten wir unser Zungenspiel fort. Ich saugte an seiner Unterlippe und fing seine Zunge erneut ein. Dann ein bisschen schwer atmend ließen wir voneinander ab.

„Und du möchtest dennoch mit mir zusammen sein?“, fragte Kyo schließlich und ich nickte.

„Natürlich…Kyo…ich verspreche dir, dass ich den Mist auch nicht mehr mache…wir passen einfach gegenseitig auf uns auf, dann passiert das nicht…“

„Oh Kazu…was tust du nur mit mir…ich glaub ich mag nach Hause, kommst du mit?“

„Gerne…“

Wir teilten uns ein Taxi mit meiner Schwester und ich freute mich sehr auf mein Bett. Naja, natürlich schliefen wir nicht sofort. Dieses Weihnachten würde ich wohl endlich als Positiv in Erinnerung behalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamo-chan
2018-12-03T07:58:30+00:00 03.12.2018 08:58
Was für ein auf und ab!
Kyo ist echt kompliziert.
Es freut mich, dass Kazuki sich vielleicht mit seiner Schwester versöhnen kann.
Dämonen bekämpft man, indem man sie liebt!
Antwort von:  MarryDeLioncourt
03.12.2018 14:21
Ja irgendwie schon, aber jetzt ist die Bombe endlich mal geplatzt und vielleicht finden die beiden mal Ruhe, um an ihren Dämonen zu arbeiten. Danke für deinen Kommentar :*


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