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Die Farbe Grau

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Disclaimer: alles nicht mir, bis auf die Ideen zu dieser Geschichte und den Originalcharakteren.

Unglaublich... ein Teil schon nach einer Woche und dazu auch noch länger als sonst. :D Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Suum cuique

Unvernünftig hatten sie ihn genannt. Unvorsichtig, zu wagemutig, nicht klug. Und dennoch hatten sie ihn nicht aufhalten können, als er sich aus dem Haus geschlichen hatte.

Den beiden Telepathen und dem Hellseher war es anscheinend herzlich egal gewesen, wo er hinging oder ob er sich und sie alle damit in Gefahr brachte…oder aber sein Team hatte einfach Unrecht und es würde für heute Nacht keine Gefahr bestehen…was auch immer es war, Youji war erst in der Lage, wieder frei durchzuatmen, als er das Anwesen weit hinter sich gelassen hatte und das Auto, das er sich geborgt hatte, über die dunklen, einsamen Straßen zur nächsten Stadt fuhr.

Sein Sportwagen stand am Koneko…so hatte er sich einen der weniger auffälligen Sportwagen, die in der Fahrzeuggarage des Anwesens standen ausgeliehen und ließ nun den Küstenwind mit seinen offenen Haaren spielen, während er auf dem Weg in die nächste Stadt war, in der er etwas zu trinken, etwas japanisches Essen und fremde Gesichter bekommen würde, mit denen er sich unterhalten konnte.
 

Eben genau das Ritual nach einer erfolgreichen Mission, das ihm seit Jahren Ruhe vermittelte.
 

Youji erreichte die Stadt und suchte sich einen Parkplatz, verließ den Wagen und ließ sich treiben von dem weniger werdenden Trubel der Stadt. In Gedanken schlenderte er durch die engen, gepflasterten Gassen, ließ seinen Blick über die alten gedrungenen Häuser, über die bunten Neonschilder schweifen, ebenso wie über die Lampions, die an den Wänden hingen und ihm als Wegweiser dienten. Er lauschte dem starken Akzent der Gespräche, die aus den kleinen Lokalen und Bars drangen, er sog die Gerüche traditionellem Essens tief in sich ein und gestattete sich ein Gefühl des Zuhauses Seins, wie er es in der letzten Woche nicht erlebt hatte. Das hier war sein Heimatland, das hier waren die Menschen, die er zu schützen geschworen hatte.
 

Die erste Wochen ihres notwendigen Zusammenlebens waren vorbei und die Fortschritte waren so unglaublich wie erheblich, die sie in Bezug auf ihre Zusammenarbeit zwecks Lasgo und Takatori gemacht hatten. Youji machte noch nicht einmal den Versuch es zu bestreiten, dass die einzelnen Fähigkeiten gut miteinander harmonierten, wenn die Träger eben jener ihren Hass und ihre Abneigung gegeneinander außen vor ließen.
 

Vielleicht war es genau diese Erkenntnis, die schlussendlich dazu geführt hatte, dass er raus musste aus dem Haus, weg von den Männern, weg von den Gesichtern, die er über die Jahre zu hassen gelernt hatte. Weg von den Gesichtern, die ihm mehr als alles Andere auf der Welt bedeuteten. Vielleicht war es auch die Erkenntnis, dass hinter den Monstern von Schwarz auch nur Menschen steckten. Menschen mit Macken, aber Menschen.
 

Crawford massierte sich seine Nasenwurzel, wenn er Geduld suchte. Er ertrug es nicht, wenn jemand mit seiner Mutter flirtete. Seinen Tag begann er immer, ohne Ausnahme, mit einer Tasse Kaffee, trank sie jedoch im Gegensatz zum Abend mit Milch. Die seltsamen Tiershows, mit denen sich Schuldig die Hirnzellen abtötete, ließen das Orakel mit einem Kopfschütteln in sein Arbeitszimmer fliehen.
 

Schuldig hingegen rührte Milch nicht an. Wenn er besagte Tiershows nicht zur Echtzeit sehen konnte, dann hatte er schlechte Laune, die er an jedem ausließ, der so dumm war, ihm dann unter die Augen zu treten. Jedem außer Farfarello, dessen Blick dazu ausreichte, um Schuldig von seinen momentanen Beschwerden abzulenken. Selbst Crawford gelang dieses Kunststück nicht und Youji war sich nicht sicher, was Anderes in dem Blick liegen sollte.

Vielleicht waren es die Gedanken.

Schuldig ließ auch alles liegen, kehrte Youji zu seiner Bestandsaufnahme zurück. Er nahm sich etwas, nahm es mit sich und ließ es dort stehen, wo es war. Und er hasste Zwiebeln mit Leidenschaft.
 

Naoe hingegen war etwas schwieriger. Der ruhige Junge äußerte sich kaum in Gegenwart von Weiß. Aber wenn er sich unbeobachtet wähnte – von Weiß und Schwarz – wechselte er in ruhigen Momenten zu einer westlichen Comicseite und schenkte dieser das eine oder andere Lächeln. Seitdem Crawford ihm diese widerlichen Cornpops hingestellt hatte – Youji hatte in einem einsamen Moment selbst probiert und für absolut widerwärtig befunden – begann er seinen Tag damit. Auch er floh vor den lauten Shows des Telepathen und suchte lieber die Stile des Kellers, um dort mit Omi die Akten zu durchforsten. Und alle Lichtschalter mussten die gleiche Position haben, bis auf den, der für Licht sorgte, ansonsten wurden sie von Geisterhand betätigt.
 

Farfarello. Farfarello mit seinen Märchenbüchern, die er wie seinen Augapfel hütete und die auch nur er lesen durfte. Wehe dem, jemand wagte es auch nur, in ihre Nähe zu kommen. Und dennoch war er seltsam bereit, die Märchen und Sagen zu rezitieren, die er gerade gelesen hatte – egal, in welcher Sprache. Die Frage, wie viele Sprachen der Ire tatsächlich sprach, war ihm noch nicht beantwortet worden. Mal las Farfarello einen ganzen Tag lang, mal war er über Stunden verschwunden, mal fasste er insbesondere Omi ins Auge, als wäre ihr Taktiker seine persönliche Beute. Trotzdem machte er keine Anstalten, Omi anzugreifen, sondern beließ es bei intensiven Musterungen.
 

Und so verschieden die Schwarz auch waren, so sehr benötigten sie einander, das war offensichtlich.
 

Youji fand ein kleines Restaurant mit gedimmten Licht, mit nicht mehr als einer Küche, einer Theke und drei Tischen und ging hinein, ließ sich an der Theke nieder. Der Koch, vermutlich gleichzeitig auch der Wirt, schob ihm eine laminierte Karte hin und Youji überflog sie mit hungriger Routine, während im Hintergrund leise traditionell japanische Musik dudelte. Er bestellte Tempura, Okonomiyaki und ein Sapporo, ließ den Wirt dann werkeln, während er seinen Blick nach draußen richtete und über seinen letzten Gedanken nachdachte.
 

Schwarz waren aufeinander angewiesen, das sah er in ihrem Handeln, in den kleinen, unbewussten Dingen, die sie miteinander und füreinander taten. So sehr, wie er am Anfang geglaubt hatte, dass Crawford und Schuldig sich zerfleischen würden, so war er eines Besseren belehrt worden, nachdem Schuldig zusammengebrochen war. Hatte er geglaubt, dass Naoe sich vor der Wut seines Anführers fürchtete, so hatte Youji an kleinen Gesten beobachtet, wie sich diese Angst langsam verringerte. Hatte er gedacht, dass der Ire die ganze Zeit in einer Zwangsjacke gehalten werden musste, so wurde er jeden Tag wieder aufs Neue auf die Probe gestellt, was sein Vertrauen, sein nichtvorhandenes, in Schwarz anging, weil Farfarello nicht im Geringsten so verrückt schien, wie es während alter Aufträge der Fall gewesen zu sein schien.

Er war menschlich, seine Beobachtungsgabe exorbitant gut, wenn er es wollte.
 

Und dann waren da noch Aya und Crawford.
 

Youji hatte Augen im Kopf, er war sicherlich nicht unbeleckt, was gegenseitige Anziehung anging. Was auch immer es war, was zwischen den beiden Männern vorgefallen war in den drei Tagen bei Lasgo und in der Zeit danach, es hatte eine Verbindung zwischen den beiden Männern geschaffen, die schwerlich dem entsprach, was man Feindschaft nannte.
 

Manx hatte Aya bewusst die Bewachung des Ameri… Schotten im Krankenhaus übertragen und Aya hatte dem nicht widersprochen. Mit keiner Silbe hatte er das, sondern hatte sich widerstandslos zu Crawford in das Zimmer gesetzt. Und als wäre es nichts, hatte er sie in Empfang genommen, als sie bei dem Safehouse ankamen. Die Art, wie sie Missionsdokumente oder Zeitungen untereinander weiterreichten, sprach nicht nur davon, dass sie eine ähnliche Art hatten zu arbeiten, es deutete Youji auch daraufhin, dass sie diese Art von Zusammenarbeit schon einmal gepflegt hatten. In den drei Tagen. An vorher wollte Youji nicht glauben, denn das würde Aya zu einem Verräter machen und er wollte nicht glauben, dass der rothaarige Mann sie und ihre Ideale für den Schwarz verraten hatte.
 

Das Essen kam und er bedankte sich knapp bei dem Wirt, der sich lieber seiner Küche als seinem einzigen Gast widmete, worum Youji wirklich dankbar war. Er schlang die Gerichte seines Heimatlandes geradezu hinunter und wurde erst zum Schluss hin langsamer, genoss die wirklich guten Speisen, die ihm hier aufgetischt worden waren. Das Bier rann wohltuend seine Kehle hinab und er ließ sich in die Enge des schmalen Restaurants fallen. Hier war er heimischer als in dem weitläufigen Haus an der Küste, ganz einfach, weil es dem Koneko mit seinen engen Räumen und schmalen Treppen mehr ähnelte als dem Anwesen, weil die überall verteilten Schriftzeichen das mondäne Nichts des Anwesens spielend leicht wettmachten und die bunte Neonreklamen ihn an sein geliebtes Tokyo erinnerten und daran, dass alles gut werden würde. Die verbauten Häuserschluchten, die Menschen, die ihnen täglich über den Weg liefen, die Möglichkeiten, die sie hatten um wegzugehen und fernab von Missionen ihr Heil in den Clubs und Bars zu suchen, all das fehlte in dem luxuriösen Palast, wo sie nur sich selbst und Schwarz hatten. Einsamkeit und Weite waren sicherlich ganz schön, aber sie nahmen Youji die Luft zu atmen und seinen Lebenswillen.
 

Und diese begrenzende Enge hier gab ihm beides zurück.
 

Die Augen schließend genoss Youji sein Bier, ließ es wohltuend seine Kehle hinunterrinnen.

Die Zeit danach…nach diesen sechs Wochen, wie würde sie aussehen? Sie würden wieder Feinde sein. Schwarz wäre Schwarz, Weiß wäre Weiß. Lasgo wäre tot, Takatori ebenso und die Welt würde für sie genauso weitergehen als hätten sie nie aufgehört, Menschen für ein friedliches Japan umzubringen. Als wäre nichts passiert und all das nicht geschehen. Absurd, befand Youji und biss sich in den Rhythmus der Leuchtreklamen außerhalb des Restaurants fest.

Was würde mit Aya sein, wenn sein Erzfeind erst einmal besiegt und vernichtet worden wäre? Würde er dann mit dem gleichen Hass und der gleichen Verzweiflung weiterkämpfen oder würde er nur um seiner Schwester Willen weitermachen um ihre Rechnungen zu zahlen und irgendwann darauf hoffen zu können, dass sie wieder erwachte?
 

Was war mit ihm selbst? Weiß war so etwas wie eine Familie für ihn geworden und er hatte Verbindungen geknüpft, die er nach Asukas Tod eigentlich nicht hatte knüpfen wollen. Ken, Omi, ja selbst Aya…sie alle lagen ihm am Herzen und er wollte sie nicht missen. Er konnte sich nicht vorstellen, ohne sie weiter zu machen oder aufzuhören.

‚Meine Güte bist du pathetisch, Kudou‘, sagte er sich selbst und stimmte sich im nächsten Moment auch schon zu. Um im Übernächsten verwirrt zu blinzeln, als ihm bewusst wurde, dass es nicht seine mentale Stimme war, die ihm zugestimmt hatte.
 

Youji blinzelte eulenhaft, als die Tür aufging und Schuldig das Restaurant betrat, auf seinem Gesicht das allzu zynische Grinsen.

~Habe noch nie so wahre Worte aus deinen Gedanken gehört, Kudou~, bekam er gleich auch nochmal die Bestätigung und Youji drehte sich nach vorne, maß lieber den Wirt, welcher nun aus seiner Küche getreten war und seinerseits Schuldig anstarrte, als hätte dieser Hörner oder einen zweiten Kopf. In seinem Gesicht stand deutlich die Verwirrung über den Ausländer mit den flammend roten Haaren, der seinen Blick stechend erwiderte und der ihm anscheinend einen mentalen Befehl erteilte, so wie der Wirt sich plötzlich umdrehte und wieder zurück in die Küche ging um Essen zuzubereiten, das unzweifelhaft für eben jenen Telepathen war.
 

Schweigend ignorierte Youji den Deutschen, sehr wohl wissend, dass dieser alles in seinen Gedanken sehen konnte, was ihm durch den Kopf schoss. Die Frage, warum er hier war. Die Frage, wer ihn hierhin gefahren hatte. Und aus welchem Grund… und noch vieles mehr.

~Nach dem Essen, Kudou.~
 

Selbst die Telepathie engte ihn ein, wurde Youji nun bewusst, weil sie ihn an das erinnerte, was noch vor ihnen lag: drei Wochen Zusammenarbeit mit einem Team, das seine Macken hatte und menschlich war, das sie irgendwann wieder bekämpfen würden. Und Schuldigs ständige Einmischungen und Hinweise auf seine geistige Überlegenheit halfen da nicht. Absolut gar nicht.

Youji nahm einen tiefen Schluck seines Bieres und sah zu, wie der Koch nun erneut aus der Küche trat und eine schlichte Suppe mit sich brachte, Udon mit Rindfleischstücken, wenn Youji richtig sah. Das und zwei Biere, die er ihnen nun hierhin stellte und sie wieder alleine ließ, Schuldigs Werk ohne Zweifel.
 

~Natürlich, was denkst du denn? Oder soll der Alte mitbekommen, wer hier sitzt?~

~Du bist für ihn vermutlich primär der erste und dazu noch schlecht gekleidete Ausländer, den er in seinem Restaurant begrüßen darf~, mutmaßte Youji und erntete dafür einen dunklen Blick. Einhändig holte sich Schuldig die Essstäbchen heran und befreite sie von ihrer Papierhülle, brach sie ein wenig umständlich auseinander.

~Rassist~, ätzte der Telepath verspätet, während er die dicken Nudeln schlürfte, das Gesicht in einer Art gefräßiger Zufriedenheit eingefroren, die Youji vage bekannt vorkam.

~Realist. Du bist hier nicht in Tokyo, wo die Leute schlimmere Anblicke gewohnt sind.~

~Nein, sag bloß? Das hier ist nicht Tokyo? Ich bin schockiert, ich werde mich sofort bei der Kritikergeschäftsleitung beschweren.~
 

Youji spielte für einen Moment, vielleicht auch für zwei oder drei, mit dem Gedanken, Schuldigs Gesicht, das so gefährlich nahe an der Suppe war, einfach in eben jene zu tunken um dem anderen Mann zu verstehen zu geben, was er von dessen Zynismus hielt. Seine Hand zuckte bereits, doch er beherrschte sich.

~Will ich auch meinen, Balinese. Wenn du mir das Essen versaust, werde ich wütend.~

~Warum? Du dürftest doch in dem weichgekochten schottischen Fraß schwelgen?~

Ein Blick aus blauen Augen traf ihn, der ihm sehr deutlich machte, wie wenig Schuldig von dem Gedankengang hielt.

~Und wieso sollte ich das? Nur weil Deutschland nicht soweit weg ist von diesem Land voller Steine und Schafe als Japan?~

~So was in die Richtung.~

~Ignorantes Stück.~

~Drecksgermane.~
 

Schuldig verschluckte sich prompt abrupt an seiner Suppe und ließ die Stäbchen fallen, versuchte die Flüssigkeit, die er gerade in die Luftröhre bekommen hatte, herauszuhusten. Als er wieder Luft bekam, brannte sich sein Blick auf Youji.

~Was zur Hölle?!~, gab er zurück. ~Was kommt als nächstes? Nazivergleiche?~

Ertappt nahm Youji einen Schluck Bier und grinste in sich hinein. Schuldig schnaubte abwertend und nahm die Stäbchen wieder auf, aß dieses Mal aber vorsichtiger.

~Ich hätte etwas mehr Kreativität von dir erwartet, Kudou. Oder wollen wir tatsächlich dazu übergehen, uns mit der dreckigen Vergangenheit unserer Länder zu bewerfen, die wir beide nicht miterlebt haben und von der wir nur marginal Ahnung haben?~

Youji hob vielsagend die Augenbraue, ließ sich aber nicht zu einer weiteren Beleidigung herab. ~Also, warum schlingst du das gute Essen so hinunter?~, kam er anstelle dessen zum eigentlichen, ungefährlichen Thema zurück und Schuldig zuckte mit der unversehrten Schulter.
 

~Ich lebe zu lange hier. Weich gekochtes Gemüse schmeckt mir nicht mehr unbedingt. Und alleine diese sämigen Suppen.~ Schuldig verzog angewidert das Gesicht.

~Aber deinem Anführer schmeckt’s.~

~Da ist er auch der Einzige von uns, bei dem das der Fall ist. Und Nagi, weil er ihm gefallen will.~

~Crawford. Arrogantes Arschloch, schlechter Geschmack…gar nicht mal so unwahrscheinlich die Kombination.~

Schuldig grinste böse. ~Ja, er beweist durch und durch schlechten Geschmack. Insbesondere bei der Wahl seiner Betthäschen.~
 

Youji musste nicht nachfragen, wen Schuldig implizierte. Der Blick und der Ton des Deutschen sagten ihm alles, was er wissen musste über die Vermutungen, die er bisher gehabt hatte. Doch sich Aya als Crawfords Betthäschen vorzustellen, daran scheiterte er. Das war nicht Ayas Stil, ganz und gar nicht. Aya stand nicht darauf, sich im Bett unterdrücken zu lassen, ganz und gar nicht, so konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser williges Betthäschen des verfluchten Orakels wäre.
 

~Ich könnte dir sagen, mit wem er wann und wie das letzte Mal im Bett war~, soufflierte Schuldig wenig hilfreich in seine Gedanken und Youji grollte.

~Das geht mich nichts an. Lass das.~

~Für „das geht mich nichts an, lass das“ machst du dir aber ganz schön viele Gedanken um das Liebesleben deines plantonischen Freundes.~

~Wenn es darum geht, ob Aya von Schwarz beeinflusst wird oder ob uns verrät oder nicht, ist das durchaus zwingend. Das heißt nicht, dass ich es mir vorstellen muss.~

~Aber du würdest es gut heißen?~

~Nein.~

~Dabei wären sie so ein romantisches Paar, wenn sie sich endlich finden würden.~

~Halt die Fresse, Schuldig.~

~Ich sage doch gar nichts.~

~Dann lobotomisiere dich selbst.~

~Agh, mein Herz blutet vor soviel Gemeinheit.~

~Das Gesteck für dein Grab gibt es gratis.~

~Das ist romantisch.~
 

Der blonde Weiß rollte mit den Augen und seufzte lautlos. Die ganze Diskussion, wenn man sie denn so nennen mochte, hatte ihn wieder zu dem Punkt gebracht, dass in den drei Tagen etwas zwischen den beiden Anführern vorgefallen sein musste, was er nicht auf dem Video hatten sehen können. Irgendetwas hatte eine Zusammenarbeit möglich gemacht. Irgendetwas hatte Anziehung möglich gemacht.

~Ich könnte dir sagen, was es ist…~

~Ich will’s nicht wissen.~

~Tief in deinem Herzen?~

~Nein.~
 

Youji schreckte auf, als plötzlich der Wirt vor ihm stand und ihnen beiden Nachtisch auf den Tresen stellte. Dazu, wie konnte es anders sein, noch eine Flasche Bier. Wortlos ging er wieder und Youji ließ seinen Blick nachdenklich auf dem Etikett ruhen.

~Wie bist du eigentlich hierhergekommen?~, fragte er und deutete auf die Schlinge, die Schuldigs Arm immer noch immobil an dessen Seite hielt.

~Mit dem Auto.~

~Alleine?~

~Klar. Einhändig lenken und schalten ist eine meiner leichtesten Übungen.~

Youji hob die Augenbraue, als ihm bewusst wurde, dass der Deutsche ihn – natürlich – verarschte.

~Wer hat dich gefahren?~

~Nagi.~

Youji schnaubte erneut. Als wenn der Kleine alt genug für einen Führerschein war. Was glaubte Schuldig denn, wen er vor sich hatte? Aber was war die Alternative? Crawford – im Leben nicht. Keiner seines eigenen Teams würde sich freiwillig mit Schuldig in ein Auto setzen, es sei denn, der Telepath zwang sie dazu. Farfarello….die Vorstellung war nahezu lächerlich. Vielleicht war es der große Assistent gewesen. Wie war sein Name noch gleich?

~Thomas.~

Ja, genau der.

Der Weiß zuckte verspätet zusammen, als ihm bewusst wurde, dass Schuldigs mentale Stimme für einen Moment als seine eigene durchgegangen war, dann grollte er.

~Nagi hat seit zwei Jahren einen Führerschein.~

~Der Junge ist im Leben nicht volljährig.~

~Und?~
 

Ja, was und? Nichts und…eigentlich. Wäre da nicht die Bereitwilligkeit des Telepathen gewesen, Informationen mit ihm zu teilen, die er sonst niemals erfahren hätte. Warum auch? Für die Einschätzung einer Mission spielte es keine Rolle, ob der schmächtige Kleine des gegnerischen Teams einen Führerschein besaß oder eben auch nicht. Aber sein Privatdetektivgedächtnis musste diese Informationen ja unbedingt aufnehmen und verwerten.

~Dann bin ich dich also spätestens dann los, wenn es Naoe zu bunt wird, auf dich zu warten?~, fragte Youji hoffnungsvoll und appellierte stumm an Prodigys Ungeduld, die er eines ums andere Mal bewiesen hatte.

~Fast. Er hat mich hier abgesetzt und du nimmst mich wieder mit zurück.~
 

Ein Laut der widerwilligen Überraschung verließ Youjis Lippen.

~Wie bitte?!~, glaubte er noch daran, sich verhört zu haben, doch das Grinsen seines Gegenübers, seines nicht eingeladenen Gegenübers, sagte ihm anderes.

~Ja, du nimmst mich mit zurück. Prost.~

Entsetzt sah Youji, wie der Telepath ihm sein Bier wegnahm. Er versuchte, es sich zurück zu holen, doch jeder Versuch nach seiner Flasche zu greifen, wurde mit stärker werdenden Kopfschmerzen belohnt, die Youji schließlich klüger als vorher zurückließen. Wütend starrte er dem Deutschen in die amüsierten blauen Augen.

~Gib mir mein verdammtes Bier zurück.~

~Du bist der Fahrer, also nein.~

~Du hast dich selbst eingeladen!~

~Sehe keinen Widerspruch zu meinen vorherigen Worten.~
 

Um Geduld und Ruhe suchend starrte Youji auf die an der Wand hängenden Bilder und stellte sich vor, wie er den Deutschen mit seinem Draht exakt daneben aufhängte. Eine beruhigende Vorstellung für diesen Moment. Sehr beruhigend und sehr befriedigend vor allen Dingen.

Eben jene Ruhe brachte ihn zu einer Frage, die er sich seit Wochen bereits stellte.
 

~Warum hast du ihm das angetan?~, fragte er schließlich ernst und ließ einiges der Wut hervorblitzen, die diese Frage begleitete. Dieses Mal war es kein Spott, auch kein Zynismus, der Schuldigs Antwort begleitete und Youji war wirklich froh darum, denn sonst hätte er der Schwarz tatsächlich hier und jetzt erwürgt.

Er wollte wissen, wenn nicht sogar verstehen, warum.

Wieder zuckte sein Gegenüber mit einer Schulter.

~Er war da. Er hatte mit Lasgo geschlafen. Ich war wütend, weil ihr uns beinahe auseinandergenommen habt. Verprügelt wurde er im Übrigen von Crawford, damit hatte ich nichts zu tun.~

Youji musste anhand der deutlichen und nüchternen Worte schwer schlucken. Schuldig rasselte es so herunter, als handle es sich dabei um den Wetterbericht, nicht um die Folter, die sie seinem Teammitglied unterzogen hatten.

~Er hatte damit nichts zu tun.~

~Ich weiß.~
 

Wieder war es die äußerst ehrliche Antwort, die Youji einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Die Sachlichkeit, mit der sie ihm hier präsentiert wurde, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Schuldig schnaubte.

~Es IST eine Selbstverständlichkeit. Denkst du, dass ich ein guter Mensch bin, Kudou?~

~Natürlich nicht.~

~Also. Ich habe nichts gegen Folter. Ich habe nur etwas gegen die, die versuchen, mein Team zu zerstören. Kombiniere beides und es ist klar, worauf es hinausläuft. Oder hätte ich ihn umbringen sollen, wäre dir das lieber gewesen? Er war einer von vielen in dem Moment. Ein Feind, der es geschafft hat, mich zu verwunden und der es mit demjenigen getrieben hat, der Crawford zugesetzt hat.~

Youji warf Schuldig einen äußerst schmutzigen Blick zu, doch der Telepath schüttelte ernst mit dem Kopf.
 

~Es ist doch so. Ich hatte ihn für Stunden in meinen Fängen und habe ihm das Hirn verdreht.~

~Du hast ihn gefoltert. Nenn das Kind beim Namen.~

~Wenn du darauf bestehst, dann ja. Gefoltert habe ich ihn. Er wusste zum Schluss nicht mehr, wo sein Kopf stand, aber er war am Leben. Und er ist lebend aus der ganzen Nummer `rausgekommen. Win-win für beide Seiten, möchte ich meinen, zumindest in der Situation.~

Youji glaubte, nicht richtig zu hören. Wütend zischte er, bohrte seine Augen in die des Telepathen. ~Er hat immer noch Alpträume davon. Er wacht immer noch auf und zittert vor Angst, er zuckt zusammen, wenn er dich oder den Amerikaner überraschend sieht, ohne dass er sich vorher darauf vorbereiten kann.~

~Halb.~

~Halb was?~

~Amerikaner. Sei’s drumm. Weiter.~
 

Youji grollte dunkel und seine Hände zuckten. Gerade jetzt, in diesem Moment, wollte er nichts anderes tun als seine Finger um den Hals des Telepathen zu legen und zuzudrücken, auf dass alles Leben aus dieser widerwärtigen Figur wich.

~Und dir ist das scheißegal. Du brüstest dich noch damit und redest es klein.~

Dieses Mal war es Schuldig, der die Bilder ihnen gegenüber eingehend betrachtete und dessen Mimik wieder keinen Funken an Spott bargen.

~Ich nehme es als das, was es ist.~

~Und das wäre?~

~Vergangenheit. Im Nachhinein unrühmlich, dumm, unangebracht, überzogen und taktisch unklug, aber in genau jenem Moment der Schwäche äußerst befriedigend.~

~Und das tut dir nicht leid?~

Nun war es doch ein nachdenklicher Ausdruck, der die Lippen des Deutschen zierte. ~Ich bin schuldig. Beantworte dir die Frage selbst.~
 

Darauf wusste Youji nichts mehr zu erwidern, sondern hing eine lange Zeit schweigend seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich seufzte Schuldig, erhob er sich den Bauch reibend und grinste stygisch. „Los jetzt, weiter geht’s. Dahinten gibt’s noch eine Bar – die einzige hier im Ort, um genau zu sein – und da will ich noch was trinken. Bezahl‘ du schonmal, ich warte draußen auf dich.“

Youji sah überrascht auf und bevor er sich’s versah, stand der Wirt erneut vor ihm, in dem eindeutigen Irrglauben, dass er zahlen wollte. Dass er für sie BEIDE zahlen wollte.

Der Weiß starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren, starrte die Rechnung an, als wäre sie eine Schlange, die ihn beißen wollte, starrte Schuldig an, der draußen in der kleinen Gasse auf ihn wartete, als wäre er der Teufel persönlich.

~Mach schon, Kudou, bevor er den Dorfpolizisten ruft, weil du die Zeche prellst.~
 

„Fuck my life“, murmelte der Weiß beinahe unhörbar und ergab sich seinem unausweichlichen Schicksal in Form des omnipräsenten Telepathen, legte dem Wirt den geforderten Betrag auf den Tisch und verließ grollend das kleine Restaurant.
 

~~**~~
 

„Ist die Gefahr für ihn vorbei?“
 

Das Seufzen hinter Aya teilte ihm mit, dass er diese Frage einmal zu oft für die gar nicht mal so legendäre Geduld des Orakels gestellt hatte. Aya mochtet das nicht bestreiten, nicht, nachdem er Crawford sie schon zum dritten Mal gestellt hatte. Vorwerfen mochte er sich seine Besorgnis nicht, schließlich ging es um Youji, der sich, weil er idiotischerweise zuviel getrunken hätte, um einen Baum auf der Landstraße gewickelt hätte und gestorben wäre.
 

Hätte Crawford das nicht vorausgesehen.
 

Dass der Schwarz sein Wissen um das Ableben seines Freundes in der Art mit ihm teilte, hatte Aya überrascht. Crawford hatte das mit einem Augenrollen quittiert und ihm mitgeteilt, dass er Youji bereits Schuldig und Nagi hinterhergeschickt hatte, damit diese ihn davon abhielten weiter zu trinken und ihn sicher aus dem kleinen Ort zurückbrachten, in den er geflohen war. Aya kannte das Verhalten des Älteren bereits. Manchmal wurde es Youji zuviel des Guten an zwischenmenschlicher Kommunikation und er verschwand. Entweder für ein paar Stunden und wenn kein Auftrag anstand, auch gerne mal für ein paar Tage. Das war in Ordnung so gewesen – bisher. Dass es ausgerechnet nun tödlich enden würde, hatte Aya nachhaltig geschockt.
 

„Schuldig hat ihn davon abgehalten, sich in die Bewusstlosigkeit zu trinken, also ja. Er begleitet ihn nun“, erwiderte der Mann, der ihn, seit er die Garage betreten hatte und nun zwischen Kiesbett vor dem Anwesen und den parkenden Autos hin und her wanderte, nicht mehr aus den Augen ließ, den Blick desöfteren nachdenklich und unzufrieden in die Zukunft gerichtet. Oder deutlich genervt, so wie auch jetzt.

„Ganz sicher?“

Vielleicht waren es gar nicht mal so sehr die hellen Augen, die die Unzufriedenheit unterstrichen, stellte Aya fest, als sich der Kiefer des Orakels bewegte und die Kieferknochen unter der Haut sich missbilligend verschoben und anspannten, dadurch die scharfen Konturen der makellos rasierten Wangen hervorhoben. Gepaart mit der steilen Falte auf der Stirn, die deutlichen Unmut zeigte, verstand sich. Die Augen waren da eigentlich nur ein Bonus.
 

Wie normal und wie gelassen er auf diese Unzufriedenheit und Missbilligung reagierte, fiel Aya erst jetzt auf. So als wäre es das Normalste auf der Welt. Das wiederum konnte er aber über viele Dinge sagen, die in den letzten Wochen passiert waren und so sehr es ihn auch immer wieder verwunderte, so wenig wollte er sich jetzt gerade damit beschäftigen.
 

„Ja“, presste Crawford all seinen Unmut in ein aus den Nähten platzendes Wort und Aya nickte. Ihm lag eine weitere Frage auf der Zunge, doch er konnte sich auch ohne Präkognition ausrechnen, dass Crawford ihn dafür umbringen würde. Auch wenn er sich um Youji sorgte. Auch wenn es ihm in den Fingern juckte, seinem Freund hinterherzufahren und ihm die Hölle heiß zu mache. So vertrieb er sich die Zeit damit, sich den Sportwagen, der neben dem Transporter und der geräumigen Limousine in der Garage stand, anzusehen und über die Ausstattung zu staunen, die dieser aufzuweisen hatte.
 

Beinahe schon ehrfürchtig strich er über den Lack des dunkelblauen Jaguars, der mit Sicherheit mehr kostete als sein weißer Porsche. Er folgte langsam dem stromlinienförmigen Aufbau der Karosserie und blieb an dem cremefarbenen Leder hängen, das den Innenraum auskleidete.

„Vermisst da jemand seinen eigenen Sportwagen?“, spottete Crawford milde und nun war es an Aya zu seufzen. Er drehte sich um und hob die Augenbraue.

„Kann ja nicht jeder einen Ersatzsportwagenfuhrpark haben“, erwiderte er selbstironisch.

„Falsche Seite der Macht.“

„Auf der du dich auch gerade befindest, weil deine vorherige nicht ertragreich für deine Organisation war.“
 

Seine Antwort traf ins Schwarze, das sah Aya und er schmunzelte über den latent säuerlichen Ausdruck auf den arroganten Zügen, die nur langsam an eben jenem Hochmut verloren und weicher wurden. Wobei Aya sich hüten würde, es weich zu nennen, denn der andere Mann war vieles, aber nicht weich. Sanfter vielleicht, auch wenn das dem Ausdruck nicht ganz gerecht wurde.

Ruhig. Gelassen ruhig würde es gut treffen.
 

Crawford ging an ihm vorbei zu dem Schlüsselbrett, an dem fein säuberlich die Autoschlüssel und der jeweilige Ersatz aufgereiht waren. Den Jaguarschlüssel warf er Aya zu und lächelte dunkel.

„Kleine Spritztour?“

Es klang wie eine Herausforderung und tatsächlich war es das für Aya auch. Er liebte Sportwagen, aus keinem anderen Grund hatte er von dem Geld, das abzüglich der Kosten für seine Schwester übrig geblieben war, sich den weißen Porsche gekauft, der sein Ein und Alles war. Ebenso sehr liebte er die Fahrten über Landstraßen und Autobahnen, am Besten noch mit offenem Verdeck, die ihm ein Gefühl von Unbeschwertheit vermitteln konnten, das er sich nur selten gönnte.
 

Die Aussicht darauf, dieses Prachtstück an einem Cabrio zu fahren, hatte etwas.

„Ist das ratsam in der momentanen Situation?“

„Kudou ist versorgt.“

Aya rollte mit den Augen. „Wenn wir uns so weit vom Haus entfernen.“

„Es wird nichts geschehen.“ Crawford maß ihn mit einer Sicherheit, die Aya wider Willen Zuversicht einflößte. „Zumal der Wagen über einen Tracker und der Kofferraum über ein eigenes, verborgenes Waffenarsenal verfügt.“

„Da spielt wohl jemand gerne James Bond“, murmelte Aya beinahe unhörbar. Aber nur beinahe.

„Du musst nicht fahren.“ Der nach dem Schlüssel haschende Hand wich er aus und trat einen Schritt zurück, aus der Reichweite des Schwarz heraus. So leicht ließ er sich seine Beute nicht wieder abjagen. Auch nicht von dem Orakel.

„Ich nehme an, du kommst mit“, erwiderte Aya und ging vorsichtshalber um die Karosserie herum, öffnete die Fahrertür. Er konnte noch nicht einmal sagen, woher er das Wissen nahm, dass dem so sein würde, aber was er sagen konnte, war, dass es ihm nichts ausmachte, Crawford neben sich zu wissen.
 

Insbesondere dann, wenn dieser keine Schmerzen hatte und seine eigene Kleidung trug.
 

Der Wagen roch, als wäre er fabrikneu und ohne die Antwort des Schwarz abzuwarten, setzte sich Aya auf das kühle, leise knirschende Leder. Mehrfach sog er den Geruch des Fahrzeugs ein und strich bewundernd über die Holzverkleidung und das Chrom im Inneren. Man saß tief, aber nicht unbequem.

Als die Beifahrertür aufging und sich Crawford mit einem warnenden Blick neben ihm auf den Sitz gleiten ließ, musste Aya doch schmunzeln. Vermeinte er da etwa Angst in den hellen Augen zu erkennen?

„Selbstverständlich lasse ich dich nicht alleine fahren. Es ist dunkel.“

„Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?“

Das Lächeln auf den Lippen des Orakels war im besten Fall als nachsichtig zu bezeichnen. „Wie wir beide wissen, hast du eine Vorliebe dafür, nachts ein kleines Nickerchen im Auto zu halten. Beim Fahren.“

Aya hob eine Augenbraue. Dass sich Crawford ausgerechnet jetzt daran erinnerte, war natürlich klar, aber auch erstaunlich. „Das lag an deiner einschläfernden Gesellschaft“, gab er zurück und schnallte sich an. Crawford tat mit amüsiertem Ausdruck in den Augen Selbiges und schloss die Tür. Aya nahm sich ein gutes Beispiel und startete den Wagen, dessen Motor tief und melodisch brummend seinen Dienst aufnahm und ihm eine Gänsehaut verschaffte mit all seiner geballten Kraft.
 

„Eine kleine Spritztour also?“

„An der Küstenstraße entlang. Dort befinden sich die wenigsten Bäume.“

„Du hast Angst.“

„Ich schätze mein Leben.“

„Dann hast du kein Vertrauen in meine Fahrkünste.“

„Ich habe Erfahrung mit deinen Fahrkünsten. Das macht das Vertrauen obsolet.“

„Einmal ist das passiert. Und am nächsten Tag habe ich dich sicher nach Tokyo gebracht.“

Crawford schnaubte und lehnte sich zurück. „Das Garagentor ist auf. Worauf wartest du noch?“
 

Das ließ sich Aya nicht zweimal sagen. Wortlos öffnete er das Verdeck des Cabrios. Es war eine sternenklare, laue Sommernacht und alleine die Vorstellung, den salzigen Geruch des Meeres in der mondbeschienenen Dunkelheit zu riechen und den Wind in seinen Haaren zu spüren, ließ Ruhe in ihm aufkommen.

Er fuhr los und brachte sie beide auf die Straße, die von dem Anwesen wegführte und sie nach ein paar Kilometern auf die Küstenstraße brachte, die um diese Uhrzeit vollkommen leer war. Aya genoss das Zusammenspiel des Meeresrauschens und des tiefen, melodischen Brummen des Motors, er genoss die Lage des Sportwagens auf der Straße. Er genoss auch das einvernehmliche Schweigen zwischen ihnen beiden. Und wenn er es sich ehrlich eingestand, so genoss er ebenso den Geruch des Mannes neben ihm, dessen Aftershave, das so unaufdringlich und doch passend roch.
 

Wie es schien, war Crawford dem auch nicht abgeneigt, so entspannt, wie er seinen Arm auf den Rahmen gelegt hatte und auf das Meer sah, das unter ihnen im Mondlicht glitzerte. Die kurzen, schwarzen Haare wurden außergewöhnlich undiszipliniert durcheinandergewirbelt, was den Schwarz aber nicht zu stören schien. Ebenso wenig wie seine eigene Anwesenheit und sein Fahrstil, wohlgemerkt. Nach seinem Abstecher in Crawfords Bett würde Aya jedoch auch Ersteres wundern.
 

„Da vorne kommt eine Einbuchtung. Du solltest da anhalten“, machte sich eben jener Mann bemerkbar und Aya runzelte die Stirn.

„Ist etwas mit Youji?“, fragte er mit Sorge in der Stimme und Crawford grollte.

„Immer noch nicht. Er schlägt sich gemeinsam mit Schuldig durch den kleinen Ort. Strafe muss sein.“

Nach einem kurzen Moment des Unglaubens entspannte sich Aya und nickte. Er nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen in der Parkbucht am Straßenrand ausrollen und zum Stehen kommen. Fragend sah er zu, wie Crawford den Gurt löste und ausstieg, zögerlich tat er es ihm gleich. Langsam kam er um den Wagen herum und folgte der Blickrichtung des Orakels in Richtung Meer.
 

„Warum sollte ich halten?“

Crawford lächelte und deutete mit dem Kinn auf das monderhellte Panorama vor ihnen, das, so schien es Aya, einer skurrilen, dunkel beschienenen Welt glich, einschließlich Schattenwurf. „Deswegen.“

„Aufgrund des Ausblicks? Romantisch.“ Nun war es an ihm, seine Worte mit Spott zu würzen und ein schicksalsergebenes Seufzen antwortete ihm.

„Romantisch wäre es, wenn du den Mund halten würdest.“

„Das kann ja keiner wollen.“

Die hoch erhobene Augenbraue teilte ihm anderes mit und Aya lachte, hielt aber tatsächlich den Mund und genoss den Ausblick. Er lehnte sich ebenso wie Crawford an den Wagen und ließ sich berauschen vom Meer und den nächtlichen Geräuschen, ebenso wie der Stille, die sie sonst umgab. Er ließ sich umgarnen von der Ruhe, die ihr Schweigen, aber auch die Anwesenheit des Schwarz mit sich brachte, und sich weglocken von seinen Sorgen um Youji.
 

Aya kam nicht umhin, sich zu fragen, ob es vielleicht Absicht des Orakels gewesen war um ihn an weiteren Sorgen zu hindern.
 

Der Mond wanderte ein Stück weiter, während sie nebeneinander schwiegen, in direkter Nähe, ohne sich gegenseitig zu beachten. Ayas Gedanken schweiften von seinem Team über ihre zukünftigen Missionen zu der Frage, wie es weitergehen würde, wenn sie Lasgo und Takatori endlich gestellt und vernichtet hatten. Würden sich Schwarz dann gegen Kritiker wenden? Das war wahrscheinlich. Allerdings hatten sie nie direkt nach der Macht gegriffen, also würde sich Rosenkreuz vermutlich eine neue Marionette suchen. Würden sie Perser wählen?
 

„Was gibt uns die Garantie?“, fragte er nach dem Ausfluss seiner Gedanken und sah aus dem Augenwinkel, wie Crawford die Stirn runzelte.

„Du scheinst zu vergessen, dass ich nicht der Telepath meines Teams bin“, erwiderte das Orakel ohne den Blick vom Mond abzuwenden. Aya schnaubte.

„Dass ihr uns nicht in dem Moment hintergeht und Perser zu eurer Marionette macht, in dem der Vertrag zwischen uns endet?“, konkretisierte er. Auch das war es Crawford anscheinend nicht wert, dass er ihm den Blick zuwandte.

„Ich kann dir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass dem nicht der Fall sein wird.“

„Warum?“

„Weil dein Anführer zu meiner Mutter eine Verbindung pflegt, die genau das nicht zulassen würde.“ Die Bitterkeit und der Zynismus, mit dem die Worte ausgesprochen worden waren, ließ Aya aufhorchen. Aufmerksam maß er den Schwarz, dessen Lippen zu einem bitteren Lächeln verzogen waren.
 

„Was für eine Verbindung?“

„Eine für beide Seiten wichtige Verbindung, über die ich dir nur insofern eine Auskunft geben werde, als dass ich dir sage, dass es keine feindliche Übernahme unsererseits geben wird.“

Aya entkam ein Laut irgendwo zwischen Akzeptanz und Frust. Er rollte mit den Augen und genau das war der Moment, in dem Crawford sich ihm zuwandte. Ein minimales Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Wo wir gerade beim Thema sind, Fujimiya“, begann er und Aya schwante nichts Gutes. „Hast du das eigentlich ernst gemeint mit dem Kofferraum?“
 

Es dauerte seine vier Sekunden, bis Aya wusste, was der neben ihm stehende und ihn aufmerksam musternde Hellseher meinte. Natürlich, sein halb im Scherz, halb im Ernst gemeinten Vorschlag, Crawford in den Kofferraum seines Wagens zu sperren, während er im Haus seiner Eltern schlief.

„Eine Sekunde lang habe ich darüber nachgedacht, ja“, erwiderte Aya und wurde sich noch währenddessen er das sagte, bewusst, dass es vielleicht nicht das Klügste war, so weit ab vom Haus mit der Wahrheit heraus zu rücken. Doch noch hatte er den Autoschlüssel und er würde diesen verteidigen. Mit seinem Leben, wenn es notwendig sein würde um nicht zum Anwesen zurücklaufen zu müssen.
 

Die hoch erhobene Augenbraue zeigte ihm deutlich, wie wenig der Schwarz doch damit einverstanden war, was er vorgehabt hatte.

Aya seufzte. „Ich war müde und wusste nicht, ob du erneut versuchen würdest, mich umzubringen. Ich wollte nur schlafen, aber hatte das Gefühl, dass ich in deiner Anwesenheit nicht schlafen können würde.“

„Was sich als falsch herausgestellt hat.“

Er nickte. Offen und ruhig erwiderte er die Musterung des Orakels. „Eben. Was mich aber zu der Frage führt, warum du ausgerechnet neben mir gelegen hast in dem Haus meiner Eltern.“
 

Das Schweigen, was nach seinen Worten den Raum zwischen ihnen dominierte, war weniger drückend. Es war überrascht und wurde beendet durch ein herzhaftes Augenrollen.

„Schuldig?“

„Natürlich.“

Aya hatte Crawford noch nie so tief seufzen hören wie in diesem Moment und es ließ ihn verständnisvoll, aber auch ein wenig schadenfroh lächeln. Die beiden Männer hatten sich schon verdient.

Eine Antwort erhielt er dennoch nicht, zumindest nicht sofort. Die gerunzelte Stirn des Schwarz gab ihm einen minimalen Ausblick auf den inneren Kampf des neben ihm lehnenden Mannes, dessen vorherig entspannte Hand zur Faust geballt.
 

Aya war kurz davor, seine Frage zurück zu nehmen, als er sah, dass die Anspannung Crawfords sich nicht löste, als der Schwarz sich mit einem langen Ausatmen anscheinend wieder beruhigte.

„Ich wollte gewappnet sein für einen erneuten Übergriff deinerseits. Ich benötigte einen Vorteil, so habe ich mich in deine Nähe begeben.“

Aya schluckte und mit Mühe bekämpfte er das schlechte Gewissen in sich. Mitleid ließ seine Stimme leiser klingen, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, und er musste sich zweimal räuspern, bevor er fest genug klang. „Das muss schlimm gewesen sein, nachdem, was ich...“
 

„Halt den Mund, Fujimiya“, fuhr Crawford zu ihm herum und schnitt ihm das Wort ab. „Das ist lächerlich.“ Ein Grollen verließ die Lippen und Aya sah hinauf in das missbilligende Gesicht.

„Nein, es ist nur natürlich. Du hattest allen Grund zur Vorsicht. Du hattest alles Recht dazu, dich absichern zu wollen. Und dass die Nähe zu mir für dich schlimm war, ist nicht lächerlich. Es ist natürlich. Es ist nachvollziehbar.“

„Fujimiya, deine Weichherzigkeit ist-“

Nun war es Aya, der sein Gegenüber mit einer entschiedenen Handbewegung unterbrach. „Crawford, es ist okay, sich unwohl zu fühlen. Es ist okay, Angst zu haben oder vorsichtig zu sein. Das macht dich nicht zu einem schwächeren Menschen. Im Gegenteil. Du bist einer der stärksten, stursten und entschlossensten Menschen, die es gibt.“
 

Dem widerwilligen Grollen nach zu urteilen, war er auf der richtigen Spur, was seine Argumentation anbetraf und versöhnlich nickte Aya. Er senkte seinen Blick und wandte ihn erneut zum Meer, gab Crawford so die Möglichkeit, seine offenen Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen und zu ihrer ruhig amüsierten Ausdruckslosigkeit zurück zu kehren. Es brauchte Minuten, damit ihr Schweigen wieder einvernehmlich wurde und Aya einen Themensprung wagte.
 

„Schuldig sagte etwas von einer Muse. Er wollte es mir erklären, hat es aber bisher nicht. Was ist das?“, fragte er und das Orakel lachte auf. Kopfschüttelnd vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und schloss die Augen.

„Du ersparst mir heute auch gar nichts, oder?“, fragte er und der leidende Unterton in Crawfords tiefem Bariton ließ Aya instinktiv schnauben.

„Nicht meine Schuld, möchte ich meinen.“

„Ich nehme an, mit einem „frag Schuldig“ gibst du dich nicht zufrieden?“

„Das hast du richtig angenommen.“

„Es ist ein PSI-spezifischer Begriff, der eine Art Anker bezeichnet.“

„Was für einen Anker?“

„Eine Person, die die entsprechende Gabe eines PSI verstärkt, verankert und in geordnete Bahnen lenkt.“

Aya runzelte die Stirn. „So wie ich deine? Aus dem Grund hattest du mich und meine Schwester doch entführt.“
 

Was auch immer es war, das seine Worte so amüsant gemacht hatte, dass Crawford nun in schallendes Gelächter neben ihm ausbrach, Aya würde es jederzeit wieder auf den Tisch bringen. So erfreut und so befreit hatte Crawford noch nie gesehen und wenn er ehrlich war, hatte er nichts dagegen, öfter Auslöser und Zeuge dessen zu sein.

Es brauchte etwas, bis sich Crawford aus seiner Freude gelöst hatte und ihn mit einem verzweifelten Augenrollen bedachte.
 

„Nicht du auch noch. Ist vielleicht irgendjemand anderer Meinung?“, fragte Crawford mit einem Unterton, der Aya deutlich zu verstehen gab, dass ihm hier ein gewaltiges Stück an Information fehlte. Fragend hob er die Augenbraue und Crawford richtete sich auf, trat einen Schritt näher, so nahe, dass er nun ohne Probleme den Kopf recken musste um ihm in die Augen zu sehen.

„Soll ich dir sagen, was eine Muse ist, Fujimiya?“

„Ja?“, hielt Aya zögerlich dagegen, sich mit einem Mal nicht mehr so sicher, ob er es auch wirklich wollte. Die Frage des Orakels klang wie eine Herausforderung, die nicht gut für ihn enden würde.

Das bestätigten ihm auch die Lippen des Schwarz, die sich zu einem vorfreudigen, dunklen Lächeln verzogen.
 

„Eine Muse ist bis zum Tod mit ihrem PSI verbunden. In geistiger, emotionaler und – wenn es sich ergibt – auch körperlicher Hinsicht. Der PSI selbst wird sich auf seine Muse konzentrieren, seine Gabe wird stärker und stabiler, bis sie sich zu ihrer endgültigen Form entwickelt hat. Solltest du meine Muse sein, sind wir aneinander gebunden, egal, ob wir Feinde oder für den gleichen Arbeitgeber tätig sind. Du wirst mich nicht mehr los, ebenso wenig, wie ich dich loswerde. Und ja, ich habe schon darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, wäre es der Fall und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich dich nicht in einen Keller wegsperren könnte, damit sich dir niemand in doloser Absicht nähert.“
 

Aya ließ sich von dem zynischen Unterton nicht provozieren. Ernst und offen erwiderte er die Aufmerksamkeit des Schwarz, auch wenn seine Gedanken wild hin- und herhuschten. Das war eine Möglichkeit, mit der er nicht gerechnet hatte und von der er sich auch nicht sicher war, ob er sie wirklich wollte. Was als allgemeine Information begonnen hatte, wurde sehr schnell sehr konkret und Aya wusste mit einem Mal, warum Schuldig das Thema bei ihm aufgebracht hatte. Gebunden an Crawford bis zum Ende seiner Tage? Das war eine seltsame Vorstellung, auch wenn er dem Orakel mehr abgewinnen konnte als zu Beginn ihres Kennenlernens. Viel mehr, wenn er es sich ehrlich eingestand. Doch war er auch bereit, so weit zu gehen?
 

„Nein, das kannst du nicht. Du hast es mir schließlich versprochen“, konzentrierte er sich schließlich auf das, was ihm am Meisten Angst bereitete, seitdem Crawford ihn mit Gewalt in die Zelle gezwungen hatte.

„Ja, das habe ich“, erwiderte eben jener Mann ernst und Aya sah Bedauern in den hellen, durchdringenden Augen, die ihm so nahe waren, war Crawford während seiner Erklärung noch näher an ihn herangetreten. Er sah die Entschuldigung, die Crawford nicht veräußerte und es reichte ihm als Versicherung. Er atmete tief durch und kam zu dem eigentlichen Punkt seiner Antwort.
 

„Wir sind Gegner. Wie soll das gehen, wenn der Auftrag hier vorbei ist?“

„Es gäbe Möglichkeiten.“

„Aber anscheinend nicht, wenn wir den Auftrag erhalten, uns umzubringen.“

„Das ist deine einzige Sorge?“

„Davon abgesehen, dass es mir unwahrscheinlich erscheint, eine Beziehung mit dir einzugehen?“

„Auch das.“

„Dann bin ich nicht deine Muse.“

„Das ist richtig.“

„Obwohl ich deine Gabe stabilisiert habe?“

„Das Eine muss das Andere nicht nach sich ziehen.“

„Wäre es für dich vorstellbar?“, stellte Aya die Frage aller Fragen, auch wenn er selbst von sich überrascht war, dass er sie so formuliert hatte. Eigentlich hatte er fragen wollen, ob überhaupt ein Zwang bestand, und doch waren Worte aus seinem Mund entkommen, deren Richtung ihn unsicher machte.

Das schien auch der neben ihm stehende Hellseher mit seinem untrüglichen Gespür für Schwächen in Anderen zu spüren, so wie er sich ihm nun zuwandte und Aya so in den Fokus der uneingeschränkten Aufmerksamkeit geriet.
 

Nicht, dass ihm das bei so einer Frage recht wäre.
 

Wie so oft war es Schweigen, das Crawfords Handlungen begleitete, als dieser langsam die Distanz zwischen ihnen beiden überbrückte und er auf ihn herabsah. Angespannt erwiderte Aya seinen Blick. Ein warnendes Grollen lag auf seinen Lippen, noch unausgesprochen und reserviert für den Ernstfall, insofern dieser nicht schon längst eingetreten war, als Crawford das Kinn des anderen Mannes umfasste und sein Gesicht zu sich drehte. Durchdringend wurde er analysiert und die Augen des Schwarz glitten über sein Gesicht ebenso wie über seine Haare. Als wäre das nicht genug, roch der Schwarz nun auch noch an ihm. Allzu deutlich hörte Aya das Einziehen der Luft, gerade so, als würde er einem Raubtier gegenüberstehen, das gerade darüber entschied, ob es Beute gefunden hatte.

Aya nutzte es, um seinerseits an Crawfords Aftershave zu riechen.
 

Das Orakel runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, so als würde er sich etwas fragen, das Aya entging. Entgehen wollte, korrigierte er sich, denn wie sollte er bitteschön die Finger an seinem Kinn interpretieren, wenn nicht als Geste der Bedrohung?
 

„Crawford“, versuchte Aya den Bann zu brechen, unter dem sie beide standen, und die Aufmerksamkeit des Orakels kehrte abrupt zurück zu ihm. Mit einem schmalen Lächeln ließ er Ayas Kinn los. Wortlos trat er zurück und lehnte sich wieder gegen den Wagen, so als ob gerade nicht geschehen wäre, was geschehen war.

Mühevoll schluckte Aya.
 

„Was war das denn gerade?“

Crawfords Blick verlor seinen Fokus und ruhig sah Aya mit an, wie anscheinend eine Vision der Zukunft sich über die Gegenwart schob. Was auch immer es war, das der Schwarz dort sah, es schien ihn nachhaltig unzufrieden zu stimmen. Wobei unzufrieden nicht der richtige Begriff war, wie Aya mit einem Stirnrunzeln feststellte. Der widerspenstige, kämpferische Ausdruck auf Crawfords Gesicht wich etwas Anderem. Resignation? Akzeptanz? Kämpfergeist?

„Frage mich das morgen nochmal“, bekam er nun die Antwort, die er so überhaupt nicht wollte und Aya grollte unzufrieden. Er sah, dass Crawford ihn damit provozieren wollte und ja, er hatte Erfolg damit. Es gab durchaus Momente, in denen er leicht aus der Ruhe zu bringen war. Insbesondere jetzt.
 

„Warum morgen?“

„Jetzt ist das zu persönlich.“

„Das war dein Griff um mein Kinn auch.“

„Hast du plötzlich ein Gefühl von Anstand entwickelt?“

„Und was wäre wenn?“

„Dann würde ich dir deine Frage heute immer noch nicht beantworten.“

„Du scheust dich also.“

„Sehe ich so aus?“

„Im Moment schon.“

„Man möchte meinen, dass deine Augen dich täuschen.“

„Ganz schön viele Vermutungen und Ausflüchte für einen Präkognitiven.“
 

Crawford schwieg und ließ sich darauf auf das Starrduell mit ihm ein. „Neugier ist der Katze Tod“, nahm er schließlich das Gespräch wieder auf.

Aya hob die Augenbrauen. „Katzenanspielungen…wirklich? Das ist schon ein bisschen alt und verstaubt, nicht sehr originell möchte ich meinen.“

„Aber immer noch zutreffend.“

„Siehst du mich miauen?“

„Das nicht, aber einen gewissen katzengleichen Jagdinstinkt kann man dir nicht abstreiten.“

„Ich gackere nicht, wenn ich meine Beute ins Visier genommen habe.“
 

Wo sie gerade beim Thema Beute waren…

Mehr aus Rache als aus anderen Gründen war es nun Aya, der sich vom Wagen abstieß und die kurze Distanz zu Crawford überwand. Lauernd beobachteten ihn die hellen Augen bei seinem Tun und ebenso lauernd hefteten sie sich an die Bewegungen seiner Hände, die sich nun erhoben und sein Handeln spiegelten. Mit der rechten Hand umfasste Aya Crawfords Kinn, die Finger ähnlich unnachgiebig wie es die des Orakels gewesen waren. Die Linke stützte sich auf dem Wagen ab und schon bohrte er seinen Blick in das Gesicht des Schwarz, ohne zuzulassen, dass dieser jemand anderem als ihm Aufmerksamkeit schenkte. Für einen kurzen Moment flackerte Instinkt in dem Blick des anderen Mannes auf und Aya machte sich dafür bereit, weggestoßen zu werden, doch nichts passierte. Crawford ließ Aya gewähren, ohne etwas gegen sein Handeln zu unternehmen.
 

„Los, sag’s mir“, forderte er leise, unnachgiebig.

„Warum sollte ich?“

„Weil ich es wissen will.“

Crawford lächelte, was Aya im gleichen Moment unter seinen Fingern spürte, in dem er das Lächeln sah. „Das sollte mich interessieren, entnehme ich deinen Worten.“

„Besser wäre es.“

„Darf ich annehmen, dass du mir drohst?“

„Eventuell.“

„Welche Konsequenzen hat denn eine mangelnde Mitarbeit meinerseits?“

„Sag du es mir, du bist der Hellseher.“

Crawford öffnete den Mund, als es erneut seine Gabe war, die in die Zukunft glitt. Sie wurde begleitet von einem Lächeln, das in Aya jeden Widerstand hervorlockte, den er aufzubieten hatte und der ihn sich wünschen ließ, dass er mit telepathischen Fähigkeiten gesegnet wäre, um einen Blick in die Gedanken des anderen Mannes werfen zu können, die dieser ihm natürlich vorenthielt.
 

Sacht löste Crawford seine Hand von seinem Kinn und hielt sie mit vielsagend erhobener Augenbraue fest, bevor er sie pointiert zu dessen Seite zurückführte. Aya sah es als das, was es war: eine Warnung, die aufgezeigte Grenze nicht zu überschreiten.

Da war es besser, wenn er sich auf ein anderes Thema konzentrierte, das harmloser war.
 

„Omi und Naoe kommen erstaunlich gut miteinander aus“, lenkte er ab und sah mit einem Schmunzeln, wie Crawford einen Schritt zurücktrat und sich mit einem verzweifelten Kopfschütteln zurück an die Motorhaube des Wagens lehnte. Entspannt schloss er die Augen und reckte den Kopf zum Himmel. Seine Haare wurden von dem aufkommenden, lauen Sommerwind durcheinandergebracht, der auch Aya liebkosend umstrich.

„Sie haben gleiche Interessen und sind gleich alt. Durch ihre Zusammenarbeit lernen sie einander zu verstehen.“

„War das von dir beabsichtigt?“ Aya wusste nicht, was er davon halten sollte. Zum Einen war Omi erwachsen und taktil genug, dass er mit zerstörerischen Avancen umgehen konnte. Zum Anderen wollte er aber nicht, dass ihm noch ein einziges Mal jemand von Schwarz Schmerzen zufügte.

Er wollte ihn schützen, auch wenn Omi dem sicherlich widersprechen würde.
 

„Nein, das war es nicht. Weder zu Beginn des Ganzen noch jetzt.“
 

Aya akzeptierte das und wieder verfielen sie in Schweigen. Aya ließ seine Gedanken erneut auf Wanderschaft gehen, zumindest solange, bis Crawford aufstöhnte und sich ihm zuwandte.

„Jei ist sein richtiger Name, Farfarello sein Spitzname, entlehnt aus der göttlichen Komödie. Er hat sich uns mit letzterem vorgestellt, muss nun aber zwangsweise zu seinem stetigen Missfallen damit leben, dass wir ihn bei seinem richtigen Namen nennen, als er beschlossen hat, Teil unseres Teams zu sein“, erwiderte Crawford auf seine kommende Frage bereits jetzt und Aya nahm sich tatsächlich einen Moment, um den Hellseher zu verfluchen.

Manchmal war sie doch eine lästige Gabe, diese Präkognition.
 

„Und bevor du jetzt noch nach Schuldig fragst, fahren wir besser zurück“, war da die ruhige Arroganz zurück, die ihm mit einer erhobenen Augenbraue und einem Lachen um die Augen begegnete.

Aya zischte nur halb missbilligend und umfasste den Schlüssel enger. In ihrem ewigen Tanz von Zugehen und Zurückweichen machte er einen Schritt auf Crawford zu und maß sein Gegenüber mit seinem ganz eigenen Lächeln.

„Aber ich fahre.“

„Ist die Sehnsucht nach deinem Porsche so groß?“

„Versuchst du gerade von deiner Angst abzulenken?“

Crawford schnaubte. „Los, beweg deinen Arsch in den Wagen.“
 

Wer war Aya, dass er dem nicht sogar gerne gehorchte?
 

~~**~~
 

„Daemhan.“
 

Baba Jaga ließ ihn gehen, damit er der wahren Dämonin in die Augen blicken konnte, die unweit von ihm auf dem Bett saß und las. Er selbst hatte auf dem Boden Platz genommen und lehnte an der Seite, auf seinem Schoß seinen momentanen Schatz, den er in Anwesenheit der verbliebenen Crawford las, da ihr Sohn momentan nicht verfügbar war. Eben weil er – unsinnig emotional wie er war – mit seiner Arielle ans Meer gefahren war um die Meerjungfrau dort schwimmen zu lassen.
 

„Ich möchte deine Meinung.“
 

Er musste nicht fragen, zu was. Sie musste nicht präzisieren, was sie wollte. Es war klar, beinahe zu klar, um wirklich interessant zu sein.

„Sie weigern sich anzuerkennen, was offensichtlich ist. Und dennoch wird die Zeit ihnen ein weiser Lehrer sein, der ihnen aufzeigt, wie engstirnig sie sind. Arielle zum Meer zu bringen, ist der erste und zweitletzte Schritt.“

Die Frau, die seine Gedanken wie niemand anderes kannte, nickte und er maß ihr Gesicht, das über die Jahre hinweg gealtert war.
 

Die vergangene Zeit war gut zu ihr gewesen, so wie sie gut zu ihm gewesen war. Jei lächelte und ließ seine Finger über die alten, vergilbten Seiten des Buches gleiten. Wie ihr Sohn auch hatte sie Fehler begangen, die sie nicht vorhergesehen hatte. Wie auch? Sie war nur eine Telepathin, ihre Art war nicht dafür bekannt, in die Zukunft zu sehen. Und wie sollte sie es denn verstehen, wenn selbst ihr Sohn, der Kronprinz, nicht die Weitsicht besessen hatte, was ihn betraf.
 

So war sie auf seine Schilde getroffen und hatte sie auseinandergerissen, wie die Nervensäge es mit den Schilden Arielles getan hatte. Sie hatte ihn unbeeindruckt gemacht, auch wenn sie das so nicht gewollt hatte. Sie hatte ihn auch nicht auseinanderreißen wollen. Und dennoch war sie zu unerfahren, zu motiviert, zu unverständig gewesen, um das Unvermeidliche aufzuhalten.

Nicht, dass er es ihr nachtrug, auch wenn ihre Schuld sich für immer in die Falten ihres Gesichtes und in das Grau ihrer Haare gebrannt hatte.

Schlussendlich hatte sie erkannt, so wie auch der Kronprinz, worin seine Aufgabe lag und sie hatten akzeptiert, was unvermeidlich war.
 

„Woran denkst du?“, fragte sie in seine Erinnerungen hinein und Jeis Finger hielten in ihrem Vorhaben still, die Buchstaben zu erfühlen.

„An dich, wie du mich gebrochen hast.“

Die, die den Tod brachte, runzelte mit der Stirn. „Warum?“

„Weil es sich angeboten hat.“

„Daemhan.“

„So mein Name.“

„Den du dir selbst gegeben hast.“

„Ist er unpassend?“

„Für dich, nein.“
 

Jei nickte wohlwollend und klappte das Buch zu. Er drehte sich um und legte seine Arme auf die Matratze, bettete das Kinn darauf. „Sie werden ihr Unwissen überwinden und erfolgreich sein. Ihre Gaben und Fähigkeiten ergänzen sich, dass sich schwarz und weiß zu einem Grau vermischen, das sich nicht mehr trennen lässt, wenn es erst bestärkt wurde. Das wird den Deinen nicht gefallen.“

„Den Meinen?“

„Ihm im Speziellen.“

Er ließ sie einen Moment der Klarheit in seinen Gedanken sehen und labte sich an ihrem Unmut ob des Namens, der deutlich dort stand.

„Er ist der Zerstörer.“

„Er ist Ratsmitglied.“

„Das Eine schließt das Andere nicht aus.“

„Das ist Verrat, daemhan.“
 

Ihre Augen warnten ihn vor seinen Worten und der Bedeutung, die sie haben würden, doch Jei schmunzelte nur. Es war, wie so vieles Anderes auch, egal. Er beging nicht den Verrat, den sie so sehnsüchtig zu strafen suchte, wie sie es bei ihrem Sohn getan hatte.
 

„Meine Aufgabe ist nicht die des Verrates, sondern die der Wahrheit. Du hast sie hervorgerufen, also verneine sie nicht.“
 

Ihr Missfallen war ein ganz eigenes Märchen, eine eigene Legende, die er gierig in sich aufsog. Es hatte Gerüchte gegeben, geflüstert von eben jenen Wachen, die ihn daran hatten hindern sollen, auszubrechen, dass ihr Missfallen und ihr Zorn zerstörerisch waren und so manches Mal in der Vergangenheit hatte er dem beiwohnen dürfen. So wurde aus dem Märchen, der Legende Wahrheit. Wunderschöne Wahrheit. Gleiches schenkte er ihr nun.
 

„Die Farbe Grau ist die Farbe der Wahrheit. Schau in den Spiegel und du erkennst, was du nicht wahrhaben willst“, schloss er seine Überlegungen ab und löste sich von dem Bett. Er drehte ihr den Rücken zu und schlug das Buch wieder auf. Baba Jaga rief ihn und mit ihr, die Worte, die sie begleiteten, jetzt, da er alles gesagt hatte, was wichtig war.
 

~~**~~
 

Der kleine Krebs krabbelte seitwärts in Richtung seiner Beine, die Scheren abwehrend erhoben. Als er feststellte, dass die nackten, sandigen Füße keine Bedrohung darstellten, sondern vielmehr lediglich ein Hindernis, beschloss er, dieses zu umlaufen und begab sich weiter in Richtung Land, auf der Flucht vor dem näherkommenden Wasser, das nun die Füße überspülte und mit dem unteren Saum der Hosenbeine nass zurückließ, während der Wind die Haut seiner nackten Brust unter dem offenen Hemd umstrich und das Salz in der Luft leicht an den Wunden, die immer noch ausheilten, zog.

Stumm betrachtete der Besitzer der Füße, wie sie verschwanden, wieder auftauchten und in den nassen Sand einsanken, dort, tiefe Abdrücke hinterließen und ein minimales Schmunzeln glitt über die Lippen, das auch noch anhielt, als er Gesellschaft erhielt und nicht mehr nur alleine das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen ihn auf seinen Gedankenpfaden begleiteten.
 

„Ich nehme an, du weißt, warum ich hier bin?“, fragte der andere Mann ohne Umschweife und Crawford lauschte dem dunklen Bariton, der sich ihm hier entgegentrug. Es sollte ihn ganz und gar nicht überraschen, dass Siobhan ausgerechnet Fujimiya hierher geschickt hatte. Sehr wohl überraschte es ihn jedoch, dass sich Fujimiya so bereitwillig schicken ließ. Andererseits stand da noch eine Antwort aus und natürlich würde der Weiß eben diese einfordern. Nichts Anderes hatte er in der gestrigen Nacht mit erschreckender Klarheit gesehen.

Was aber nicht das einzige Erschreckende gewesen war, wenn er es sich ehrlich eingestand.
 

„Was gibt es dieses Mal?“, fragte Crawford nach dem Essen und hörte das Schulterzucken mehr als dass er es sah.

„Irgendeine undefinierbare, weichgekochte Masse, würde ich tippen“, erwiderte sein Gast und der Schwarz schmunzelte kurz. Ja, so konnte man das Essen aus seiner Heimat durchaus bezeichnen. Aus der Heimat seiner Mutter. Crawford wagte zu bezweifeln, dass das amerikanische Essen aus der Heimat seines Vaters da eher auf Zustimmung stoßen würde.
 

Gar nicht mal so unfähig waren Kritiker gewesen, als es darum ging, seine Nationalität festzustellen. Halb unfähig, um genau zu sein. Ob er irgendwann den Irrtum, dem sie nun schon wieder erlegen waren, aufklären würde…Crawford hielt es für unwahrscheinlich.

Er wagte einen Blick in die Zukunft und blieb an ihrem Abendessen hängen.

„Der Nachtisch wird dir schmecken“, prophezeite er und erntete ein Grollen, dann trat der Weiß neben ihn, warf ihm einen kurzen, dunklen Blick zu, bevor sich die kühlen Augen auch auf das vor ihnen liegende Meer richteten, das sie in der vergangenen Nacht im Mondschein betrachtet hatten. Wie auch gestern versanken sie beide in Schweigen, einträchtig nebeneinander, dann war es Aya, der zuerst das Wort ergriff.
 

„Du schuldest mir noch eine Antwort.“

Und so begann es. „Ist dem so?“

Dass der Weiß damit wenig anfangen konnte, teilten ihm die violetten Augen auf stumme Weise mit, während der Wind mit den glatten, roten Strähnen spielte und sie aufwirbelte. Als das Wasser kam, fiel Crawford auf, dass der Weiß es ihm gleichgetan hatte und seine Schuhe weit ab von den Wellen in Sicherheit gebracht hatte. Im Gegensatz zu ihm trug Fujimiya ein kurzärmeliges Shirt, das seinen Oberkörper locker umspielte und die empfindlich-helle Haut den schwächer werdenden Sonnenstrahlen nicht aussetzte. Das dunkle Blau betonte die durcheinander tanzenden Haare, fiel Crawford auf. Früher hatte er immer gedacht, dass der grottenhässliche orangefarbene Rollkragenpullover an dem anderen Mann festgewachsen war.
 

„Aber sicher.“

Crawford schnaubte amüsiert. Nein, Fujimiya würde nie lockerlassen. Der sture Bock. „Es ist vorstellbar“, erwiderte er kryptisch, auch wenn die Bedeutung dessen eigentlich klar war. Sie hatten am gestrigen Abend darüber gesprochen, er hatte dem Weiß erläutert, was es bedeutete.

„Vorstellbar…?“

Crawford starrte auf das Meer hinaus und folgte mit seinen Augen den Möwen, die über ihnen kreisten und nur darauf warteten, dass sie eventuell doch etwas Brot dabei hatten. Im Gegensatz zu Hidaka und Tsukiyono würde sich der Schwarz nicht dazu herablassen, diese unnützen Tiere zu füttern.

Fujimiya fragte tatsächlich aus Unwissen heraus und das machte das Ganze nicht einfacher. Crawford lächelte schmal. Ja, was und wieviel davon wäre vorstellbar? Alles? Im Ganzen? Er hatte die Frage in der letzten Nacht mit einem Ja beantwortet, im Hinblick auf die Stärkung seiner Gabe sogar mit einem doppelten Ja.

Crawford drehte den Kopf zur Seite und bohrte seinen Blick in Fujimiyas Augen, ertrug dessen Unwissen, ertrug ebenso dessen schlussendliche Erkenntnis, als ihm bewusst wurde, was Crawford gerade gesagt hatte.
 

Der Schreck in den sonst so kühlen, japanischen Zügen war ätherisch. Die Emotionen, die normalerweise sorgsam verborgen waren, lagen nun offen brach und Crawford kam nicht umhin, sich innerlich über den sachten Hauch von Röte auf den Wangen des Japaners zu amüsieren, der garantiert nicht von der Sonne kam, der aber eine ganz andere Sprache als die der üblichen Kälte sprach, mit denen der Weiß seinen Mitmenschen begegnete.

Eben jener wusste immer noch nicht, was er sagen sollte, er wagte es aber auch nicht, seinen Blick zu senken. Er biss sich fest in Crawfords Augen und versuchte jedwede Information aus dem Hellseher zu ziehen, die er bekommen konnte, ohne sich verräterischer Worte bedienen zu müssen.

Crawford sah, dass der Weiß damit nicht gerechnet hatte mit vielem. Mit Spott vielleicht. Aber dass Crawford es tatsächlich in Betracht zog…
 

Schließlich war es Indignation und Unverständnis, welche die Oberhand gewannen.
 

„Ich habe dir Gewalt angetan.“

Überrascht hielt Crawford inne. „Ich fürchte, ich kann deiner argumentativen Verknüpfung nicht folgen.“

Fujimiya nickte abgehackt und starrte auf die ankommende und sie umspülende Welle, die mit einem Mal so viel interessanter als Crawford selbst war. Seine Gedanken ließen einen dunklen Schatten auf seinem Gesicht zurück und er gewährte Crawford einen Blick in das sorgengepeinigte Gesicht, das ungewöhnlich ausdrucksstark war.
 

„Du weißt ganz genau, wo da die Verknüpfung ist. Du weißt, was ich getan habe.“ Offen ssah Fujimiya ihm ins Gesicht und seine Augen waren voller Schuld und Emotionen, die Crawford überraschten. „Ich habe mich dir unter dem Einfluss eines Empathen beinahe aufgezwungen. Wie könntest du, nachdem, was er und sie dir angetan haben, auch nur einen Gedanken daran verschwenden, mit mir, der ich ebenso…“ Fujimiya verstummte unwohl, die Hände in den Taschen zu Fäusten geballt.
 

Crawford fixierte den Weiß dunkel, als dieser mit einer nichtssagenden Geste schlussendlich gänzlich abbrach.

„Sprich es aus“, grollte er und Fujimiyas Augen ruckten zu ihm hoch, doch er schwieg beharrlich. „Los“, war Crawfords Stimme nicht mehr als ein flacher Befehl, der den anderen Mann schlucken ließ.

„…der ebenso versucht hat, es Lasgo und Birman gleich zu tun und in einem Moment voller falscher Emotionen seine Macht über dich auszunutzen. Für einen Moment war er da, Crawford! Der Gedanke nach Rache auf diese Art war da und für eine Sekunde lang war ich bereit, das in Erwägung zu ziehen. Und das weißt du! Wie kannst du also… wie kannst du…außer um dich zu rächen oder eine perfide Wette zu gewinnen, und sei es nur mit dir selbst, dass du in der Lage bist, meine Berührungen durchzustehen.“
 

Auch wenn seine Gabe ihn bereits am gestrigen Abend vorgewarnt hatte, so traf ihn die krude Logik des Japaners erneut mit all ihrer Wucht. Durchzustehen? Für einen kurzen Moment starrte er seinem Pendant in die Augen, dann verzog ein kaltes Lächeln seine Lippen.

„Glaubst du wirklich, dass ich so gefühlsduselig bin, selbst wenn es um meine Muse geht? Glaubst du, dass ich nicht auseinanderhalten könnte, was du freiwillig und unfreiwillig getan hast?“

Fujimiya machte eine hilflose Handbewegung und grollte nun seinerseits. „Ich kann dich nicht anfassen!“, platzte es aus ihm heraus. „Nicht mit der Erinnerung daran, was ich fast getan hätte. Mit der Angst, dass es wieder geschehen könnte. Wie kann ich…wie kannst du-“
 

Weiter kam er nicht, als Crawford seine Haare packte und ihn daran gewaltsam zu sich zog. Wie in der gestrigen Nacht auch kam er ihm nahe, doch dieses Mal waren es seine Lippen, die die unnötigen Widersprüche des Weiß, die er nicht hören wollte, zum Schweigen brachten.

Sie forderten Vergessen, Schweigen, Hingabe… Crawford wusste selbst nicht, was er forderte, er ließ sich von seinem Instinkt leiten und lauschte dem Gefühl in seinem Inneren, das ihm sagte, dass er es so und nicht anders wollte. Dass er sich weder fürchtete noch ekelte und dass eine platonische Verbindung zwischen ihnen beiden nicht das war, was sein Innerstes brauchte.
 

Als er sich schließlich gerade soweit von Fujimiya löste um dem Anderen Raum zum Atmen zu geben, waren seine Augen ernst.
 

„Glaubst du, ich würde dich in Erwägung ziehen oder berühren, wenn ich damit nicht bereits im Reinen wäre? Glaubst du, ich könnte deine Anwesenheit und deine Blicke nicht deuten, wenn du glaubst, dass niemand hinsieht? Glaubst du, ich wüsste nicht, dass jeder pervertierten Emotion auch ein wahrer Kern zugrunde liegt und der in deinem Fall Anziehung ist? Glaubst du, die beiden Telepathen da oben im Haus hätten nicht genug in deinen Gedanken herumgestöbert um das zu finden, was du noch verneinst, und es mir dann auch noch aufs Brot zu schmieren mit ihren endlosen Andeutungen? Warum sich dagegen sträuben, wenn es viel einfacher ist, dem nachzugeben?“, raunte er zynisch gegen die Lippen des anderen Mannes und wusste in diesem Moment nicht, zu wem er das sagte, zu Fujimiya oder zu sich selbst.
 

Die hilflos geöffneten Lippen verführten ihn beinahe schon wieder, doch er wollte hören, was der Japaner zu sagen hatte in seiner Empörung und seiner Wut.

„Und selbst wenn“, begehrte der Weiß schließlich auf, löste sich ein weiteres Mal von Crawford. „Du bist der Anführer von Schwarz, ich der Anführer von Weiß. Wir sind Gegner. Wenn das alles hier vorbei ist, sind wir erneut Feinde. Ich werde mein Team nicht verraten. Wie soll es eine dauerhafte Verbindung zwischen uns geben, wenn wir Gegner sind?“
 

Crawford lachte und dieses Mal war es durchdrungen von hohler Bitterkeit. „Oh das geht. Dafür gibt es ein ausgesprochen prominentes Beispiel, auch wenn das offen gestanden nicht so körperlich ist wie das, was du und ich haben können, wenn wir uns darauf einigen und einlassen. Darüber hinaus sieht es momentan so aus, als würde unsere Liaison nicht gänzlich so lange andauern, wie man bei „bis dass der Tod euch scheidet“ meinen mag.“

„Was meinst du damit?“, knurrte der Weiß, wenig erfreut von den Informationen, die sich vor ihm entfalteten und die alles andere als leicht zu schlucken waren.

„Es gibt aller Wahrscheinlichkeit nach kein Danach für mich, Fujimiya. Meine Zukunft steht fest, egal, was ich tue und sie wird für mich nicht gut ausgehen.“

Seine Worte lösten einen neuerlichen Schock bei Fujimiya aus, so sehr, wie sich die Augen des Japaners weiteten.
 

„Wie meinst du das?“, fragte der Weiß ungläubig, seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, während die Wellen erneut ihre Beine umspielten, eine sanfte Abkühlung waren an dem so heißen Tag. Das Lachen des Orakels verkam zu einem Lächeln, an dem nichts Fröhliches haftete.

„Du verrätst dein Team nicht, weil dieses hier eine auf weniger als sechs Wochen zeitlich begrenzte Angelegenheit ist, die lediglich dazu dient, die Mission erfolgreich zu beenden, mein Team zu retten und mich nebenher auch noch der unsinnigen Vorstellung hinzugeben, dass ich ein letztes Mal zu so etwas wie Intimität fähig bin mit einem Mann, den ich mir erwählt habe.“
 

Aya schüttelte ungläubig den Kopf, trat noch einen Schritt zurück, als könne mehr Abstand die bittere Wahrheit etwas abschwächen. Ein nutzloses Unterfangen, wie Crawford befand.

„Das kann nicht sein, deine Visionen müssen fehlerhaft sein. Die Zukunft kann geändert werden.“

Da war sie, die sinnlose Sturheit. „Nicht jede Zukunft.“

„Das ist Schwachsinn. Dafür bist du doch Hellseher, um die Zukunft zu ändern! Nenne mir eine, die du nicht ändern konntest!“

Das brachte Crawford erneut zum Lachen. „Die Zukunft, Schuldig kennen zu lernen.“

„Das ist nicht witzig!“, begehrte Aya auf und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, gerade so, als wolle er sich vor der unliebsamen Wahrheit schützen.
 

Crawford sah wieder auf das Meer hinaus, das die Sonne nun langsam zu sich lockte. Warme, rötliche Strahlen beleuchteten das Wasser und gaukelten ihm vor, dass es durchaus lebenswert sein könnte dieses Leben. Wenn er sich in der Vergangenheit nur mehr angestrengt hätte. Wenn er sich an erster Stelle nicht hätte von Lasgo vergewaltigen lassen.

„Das soll es auch nicht sein, Abyssinian. Schuldig und ich waren ab einem gewissen Zeitpunkt einander vorbestimmt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hätte ich es verhindern können, doch ich habe diesen versäumt, weil ich ihn nicht erkannt habe. Mit der Zielperson ist es wahrscheinlich das Gleiche. Der Zeitpunkt wäre vor diesen unseligen drei Tagen gewesen. Jetzt ist es zu spät und die Zukunft hat den Weg genommen, den sie nehmen muss. Und dieser endet mit der Übergabe des Flugtickets, Sitz 3A nach Wien.“

„Nein, das kann nicht sein. Ich weigere mich, das zu glauben. Deine Gabe muss dich täuschen.“

„Du warst schon immer stur, Fujimiya. Sieh an, wohin dich das gebracht hat.“ Selbstironisch deutete Crawford auf das Haus, das über ihnen thronte.
 

Der Weiß schnaubte, dann nickte er zum Wasser, das ihnen Heimeligkeit vorgaukelte. „Momentan mit meinem Team genau hierhin, um eine Plage zu vernichten, die Japan heimgesucht hat und die es mit all ihren Wurzeln auszurotten gilt.“

Crawford nickte. „An diesem Strang ziehen wir momentan gemeinsam. Warum also keinen anderweitigen Vorteil daraus ziehen?“
 

Er sah, dass Fujimiya ihn am offenen Kragen seines Hemdes packen würde, noch bevor der Japaner wirklich zufasste. Er ließ ihn sich zu sich heranziehen, er ertrug mit ruhiger Leichtigkeit, dass dieser ihm wild in die Augen starrte. Er ließ ihm sogar seine ersten Worte, auch wenn sie Übelkeit in Crawford hervorriefen.

„Ich habe dich gesehen, wie du in den Ketten hingst, wie Lasgo dich angepriesen hat als wärest du sein verdammter Besitz, ein Gegenstand, den er weiterverschenkt, damit der Nächste ihn missbrauchen kann. Ich habe deinen Schlaf bewacht und gehört, was es aus dir gemacht hat. Ich habe dich danach gesehen, kurz bevor die Bomben detoniert sind. Wie kann ich es auch nur in Betracht ziehen, aus dieser Situation einen Vorteil zu ziehen? Wie kann ausgerechnet ich dir dabei helfen, darüber hinwegzukommen?“
 

Crawford hörte ihm zu, er ließ jedes Wort auf sich niederprasseln. Dann schüttelte er ruhig den Kopf. „Mit mir. Nicht aus mir. Er hat mich nicht verändert. Sie hat es nicht. Du hast es nicht. Weder er noch du habt in irgendeiner Art Erfolg gehabt mit dem, was ihr vorgehabt habt.“

„Ich wollte nicht…“

„Ich weiß das“, fuhr Crawford scharf dazwischen. „Ich habe dein Handeln vorhergesehen, deine Reaktion, als du zu dir gekommen bist und von mir abgelassen hast. Ich habe es gesehen, du musst mir nichts sagen. Wir kennen beide den Grund, warum es überhaupt nicht deine Schuld ist, auch wenn du gehandelt hast. Und du wirst das Kommende nicht sagen, oder ich schwöre dir, dass ich dir hier und jetzt dein Genick breche.“ Wenn Fujimiya auch nur einmal das Wort Mitleid in den Mund nähme, dann würde er ihn umbringen ohne zu zögern. Das, was er sicherlich nicht brauchte, war Mitleid.
 

Und so schluckte Fujimiya alles herunter, was ihm auf der Zunge lag und starrte nur hoch in die Cognacaugen, die ihn so brennend maßen. Lange Zeit maß er sie Millimeter für Millimeter, wanderte von ihnen über das Gesicht, schien sich jede Regung einprägen zu wollen, die sich ihm hier bot.

Langsam verloren die eisernen Fäuste an Starre, wurden nachgiebiger im Zug an seinem Hemd.

„Eine temporäre Übereinkunft.“

„Ja.“

„Kein Verrat an meinem Weg oder meinem Team.“

„Ja.“

„Etwas Unverbindliches.“

„Ja.“

„Im gegenseitigen Einvernehmen.“

„Auch wenn du dich zierst wie eine Jungfrau, ja.“

Aya grollte. „Das mit dem Flugticket wird nicht eintreffen. Dafür werden wir sorgen.“

„Wenn du dich damit besser fühlst.“

„Was wir tun, ist unvernünftig.“

„Möglich.“

„Es ist jenseits von allem, was moralisch adäquat wäre.“

„Sagt der Auftragsmörder.

„Es wird zu Problemen führen.“

„Hättest du das vorher mal zu Kudou gesagt, als er auf den dummen Gedanken gekommen ist, dass ich für deinen Schutz sorgen soll.“
 

Erneut verließ ein animalischer Laut die Kehle des Weiß, als er Crawford ein weiteres Mal zu sich heranzog. Doch dieses Mal waren es die Lippen des Japaners, die die seinen forderten und ihm verzweifelt deutlich machten, dass sie sich hier in einem Kampf befanden, den niemand von ihnen beiden einfach so aufgeben würde, den aber auch niemand von ihnen beiden einfach so gewinnen würde. Und so waren es zwar Fujimiyas Hände am Kragen des Orakels, die den älteren Mann an Ort und Stelle hielten…jedoch waren es Crawfords Hände in Fujimiyas Nacken, die dafür sorgten, dass dieser Kuss nicht ohne sein Einverständnis gelöst wurde.
 

~~~~~~~~~~~~~~~

Wird fortgesetzt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Haarrrrrrrrrrrr. Nach 359.995 Wörtern nun der erste, verdammte Kuss zwischen den Beiden. Sagte ich slow burn? Ich meinte slow slow burn! Aber jetzt, endlich, nach 41 Teilen haben sich die beiden Herren bequemt. *seufzt tief und macht sich einen Wein auf*.

:)))

Und was passiert da zwischen Youji und Schuldig. Hm... 8) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gadreel
2019-09-25T08:54:55+00:00 25.09.2019 10:54
Hallo :)

Endlich habe ich es geschafft all deine Kapitel zu lesen, um dir endlich mal ein Feedback hinterlassen zu können :D
Anfangs kam ich kaum hinterher, weil du echt zuverlässig bist, was das Hochladen neuer Kapitel angeht ;)

Also, ich finde deine FF einfach super! Normalerweise verliere ich bei so vielen Kapiteln schnell das Interesse, doch die Story hat mich total gefesselt. Ich möchte noch anmerken, dass ich Brad mit seiner kalten Fassade und unnachgiebigen Art echt sehr schätze und ins Herz geschlossen habe! Schuldig hingegen... hasse ich xD aber ich denke, dass du ihm von Anfang an keine Sympathie-Rolle gegeben hast ;)

Das mit dem slow slow Burn finde ich persönlich richtig klasse - zumal da das realistischer ist. Vor allem nachdem, was Lasgo Brad angetan hatte...
Nun kam endlich der erste Kuss!! Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus... obwohl alles ziemlich schnell von Statten ging! Aber Romantik wäre zwischen den beiden auch irgendwie Fehl am Platz ^^'' Später vll mal, falls Brads Vision nicht real wird... bitte nicht... lass Aya den Helden spielen und den mürrischen Schotten eines Besseren belehren - seine Gabe muss nicht immer Recht haben!!!

Nun denn, somit oute ich mich als Fan deiner FF und neuen eifrigen Leser, der sich auf die Fortsetzung wahnsinnig freut!!!
Und hoffentlich bekommst du mal mehr Kommentare... oder es ergeht den meisten wie mir - sie kommen kaum mit dem Lesen hinterher xD

Also, ich warte :)
Antwort von:  Cocos
29.09.2019 20:42
Hey!

Wow, danke für deinen ausführlichen Kommentar! :3 Ich habe mich sehr darüber gefreut, auch weil der Teil ein ganz besonderer für mich war. Endlich haben die beiden (nach 41 Teilen) zu sich gefunden. Also so halb.

Ich war sehr überrascht, dass ich "zu schnell" poste. Ich hatte gedacht, dass ich insbesondere in der letzten Zeit mit den zwei Wochen echt zuviel Abstand dazwischen habe.

Vielen Dank auf jeden Fall für dein Lob. Ich freue mich, dass die Story dich nun schon seit 800 Seiten fesseln kann. Das ist schon sehr lang.
Du hast Recht, Schuldig hat bei mir keine Sympathierolle...zumindest nicht am Anfang gehabt. Er ist nun einmal ein Arschloch und es wird erst jetzt langsam besser. Auch er wird sich sicherlich weiterentwickeln, ohne jedoch seinen Charakter aufzugeben.
Die Vorliebe für Brad teilen wir beide! ^_^v

Thema Slow Burn. Jup. Wenn man bedenkt, dass kein halbes Jahr vergangen ist, seitdem Lasgo sich an Brad vergriffen hat, dann wird das mit einem traumafreien, romantischen Miteinander erst einmal nichts. Dafür müssen die beiden sich finden und Brad hat sicherlich das Eine oder Andere, was jetzt zu kurz gekommen ist, auch noch verarbeiten.
Der erste Kuss ist da ein erster Schritt :3. Romantik kommt sicherlich irgendwann, wenn erst einmal die "sichere", einfache Lust weg ist, in die sich die Beiden retten.
Wer letzten Endes den Helden spielen wird und ob es nötig ist, Brad zu retten...hmmm. Ich schweige. :D

Herzlich willkommen im Kreis der Leserschaft. Ich finds toll, dass du dir die Zeit genommen hast, einen Kommentar zu pinseln. Vielen Dank dafür nochmal.
Fortsetzung folgt selbstverständlich (nächste Woche irgendwann...)

Viele Grüße :)



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