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Realms torn apart

von

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Alles so wie früher und doch ganz anders

Kapitel 3 – Alles so wie früher und doch ganz anders

 

 

 

 

 

Das heftige Gewitter, das Pegasus und Seth in eine äußerst unangenehme Lage gebracht hatte, war nun auf dem Weg nach Japan, wo man von dem nahenden Unwetter noch gar nichts ahnte, aber das würde sich bald ändern. Ohnehin würde dieses Gewitter noch für die ein oder andere gravierende Veränderung im Leben unserer Freunde sorgen, doch davon bemerkten sie nichts. Sie waren noch immer mit ihrem kleinen DuelMonsters Turnier im Haus von Yugi beschäftigt. Das Duell zwischen Joey und Yugi war wieder mal ein Fall für sich. Die beiden schenkten sich nichts und hatten dennoch den größten Spaß ihres Lebens. Wie das Duell ausgehen würde, konnte man an dieser Stelle nicht sagen, es blieb stets ein Kopf-an-Kopf Rennen der beiden.

Währenddessen hatten sich Duke und Tea in der Küche an die Vorbereitung des Essens gemacht. Duke kaufte die Zutaten für das, was er kochte, stets selbst ein und brachte es mit. Nicht dass er Yugi in dieser Hinsicht nicht traute, aber er fügte gern noch ein bis zwei ungewöhnliche Zutaten hinzu, die sein Essen eben unverwechselbar machten und wenn er den anderen sagte, was es war… wäre doch der Zauber dahin.

Duke hatte sich zunächst ein paar Zwiebeln geschnappt und begonnen, diese in kleine Würfel zu schnippeln. Tea hatte er die Anweisung gegeben, einen großen Topf aus dem Schrank zu holen und Pflanzenöl hineinzugeben, damit dieses heiß werden könne.

“Tea, kann ich dich mal was fragen?“, meinte er unschlüssig, während er die letzte Zwiebel schälte. Die Angesprochene nickte lediglich und holte schon die ein oder andere weitere Zutat aus der Tüte in der Duke alles mitgebracht hatte.

“Schieß los!“

“Wann willst du Yugi eigentlich sagen, dass du in ihn verliebt bist?“

Hätte Duke sie gefragt ob sie jemanden umgebracht hätte, die Wirkung hätte nicht anders ausfallen können. Die Dose Bohnen, die Tea gerade aus der Tüte gefischt hatte fiel laut scheppernd zu Boden und eine schöne Delle war bei dem Aufprall entstanden. Sie musterte Duke als habe er den Verstand verloren und wenn man genau hinsah, konnte man sogar sehen, wie ihre Hände zitterten.

“Was?!“, fragte Tea und ihre Stimme klang dabei ein ganzes Stück höher als sonst. „Unsinn, wir sind nur Freunde, das weißt du doch!“

“Ich bin vieles, aber nicht blind!“, erwiderte Duke und hielt mit dem was er tat inne um Tea ernst anzusehen. Die fühlte sich unter seinem Blick zunehmend unwohl und schaute zur Seite. Er schien wohl vorerst keine weitere Antwort von ihr zu erwarten, denn er wandte sich wieder dem Essen zu. Das Öl schien wohl heiß genug zu sein, denn er gab zuerst die Zwiebeln in den Topf, was von einem typisch lauten Zischen begleitet wurde, und schließlich noch ein paar andere Dinge zu zuerst angebraten werden sollten.

Während Duke im Topf herumrührte und darauf Acht hab, dass nichts anbrannte, trat Tea sprichwörtlich von einem Fuß auf den anderen. Einerseits wollte sie das was Duke ihr an den Kopf geknallt hatte vehement bestreiten aber auf der anderen Seite würde sie gern mit jemandem darüber reden und sich eine Zweite Meinung einholen.

Die Stille im Raum, von den Geräuschen die aus dem Topf drangen mal abgesehen, wurde ihr schließlich unerträglich und sie trat ein bisschen näher an Duke heran.

“Was hat mich denn verraten?“

“Meinst du damals oder heute?“, fragte er als hätten sie ihr Gespräch nie unterbrochen.

“Generell!“

Daraufhin drückte Duke ihr den Kochlöffel in die Hand und lehnte sich gegen die Küchentheke, der Miene nach ganz in seinen Gedanken versunken. Er wollte sich seine Worte vorher gründlich zurechtlegen, denn auch wenn er sie ein wenig hatte aufziehen wollen, Tea war schließlich immer noch eine sehr enge Freundin für ihn und es war ganz sicher nicht seine Absicht sie zu entmutigen oder zu beschämen.

“Du warst immer sehr um Yugis Wohlergehen besorgt. Gut, du bist zwar irgendwie die Gruppen-Mama, aber bei ihm war es eben ein bisschen mehr. Nur ein wenig aber wenn man wusste worauf man achten soll, ist es einem schon aufgefallen. Außerdem -und das war sehr auffällig- bist du abgegangen wie eine Furie, wenn ein Mädchen ihm gegenüber diverse Andeutungen machte. Um ehrlich zu sein hatte ich damals ernsthafte Sorgen, was Rebecca angeht. Ich dachte schon, du reißt das Kind in Fetzen!“, erklärte er und sah dabei zu, wie sich Teas Gesicht mit jedem Wort, dass er sagte zunehmend rot färbte, bis sie den passierten Tomaten die neben ihr auf der Arbeitsplatte standen immer ähnlicher sah.

“Ohje, so schlimm?“, wisperte sie und unterdrückte den Impuls ganz schnell ganz weit fort zu laufen.

“Ganz ruhig, wir waren alle mal jung, oder?“, beschwichtigte Duke sie und legte ihr einen Arm um die Schultern.

“Und,... wie sieht es jetzt aus?“

“Man merkt es nur, wenn man dich kennt. Wie du ihn ansiehst, wie du dich ihm gegenüber verhältst. Dass er dir sehr wichtig ist, erkennt man leicht. Dass das über Freundschaft hinausgeht nur, wenn man weiß wie du tickst und- ... Ach Tea nun guck doch nicht wie ein Hase vorm Gewehrlauf!“, meinte er als er sah wie seine Gesprächspartnerin dreinblicke und erhöhte den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter ein wenig. „Ich will dir doch nichts Böses, du müsstest mich eigentlich besser kennen! Dass du ihn sehr gern hast ist doch absolut in Ordnung!“, versuchte er sie aufzumuntern und der Effekt trat auch ein, doch recht langsam.

“Was... was mach ich denn jetzt?“, fragte sie leise und sah Duke schon fast verzweifelt an. Der seufzte schwer. Was hatte er da nur für ein Fass aufgemacht?

“Das kommt ganz darauf an, was du im Grunde willst!“, sagte er nach einer kurzen Pause. Solche Ratschläge sollten schließlich wohl überlegt sein, immerhin ging es um die Beziehung zweier Menschen die sich schon sein dem Kindergartenalter kannten.

“Inwiefern?!“

“Nun, wenn du eine Beziehung willst die über Freundschaft hinaus geht führt kein Weg daran vorbei dass du mit Yugi darüber redest!“, fuhr er fort. „Wenn du aber Angst hast, dass ein solches Gespräch eure Freundschaft ruiniert, dann empfehle ich eher Zurückhaltung, aber... Yugi hat es eigentlich schon verdient, dass du zumindest ehrlich zu ihm bist, oder?“

Jetzt war es Tea, die schwer seufzte und den Kopf ein Stück hängen ließ. Das war um Grunde zu erwarten gewesen, aber dennoch fürchtete sich Tea ein wenig davor.

“Kopf hoch, das wird schon!“, sagte Duke und drückte Tea kurz an sich. „Nimm dir einfach Zeit und frag dich selbst, was du eigentlich willst. Und wenn du reden willst, hast du meine Nummer, oder?“

“Hey, Duke?“

“Hm?!“

“Danke!“

So lässig wie Duke sich immer gab, konnte man schnell vergessen, was für ein furchtbar lieber Kerl er eigentlich war...

Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie die leisen Schritte nicht vernahmen, die sich im Laufe ihres Gespräches zur Küche hin und wieder von der Küche fort bewegt hatten.

 

 

Mit hastig klopfendem Herzen stand Yugi im Flur und lehnte sich an die Wand. Das Gehörte musste er erst einmal richtig verarbeiten.

Tea hatte ebenfalls Gefühle für ihn.

Tea.war.verliebt...in ihn?

Für einen Moment war Yugi wirklich versucht, direkt in die Küche zu gehen, Tea an der Hand zu packen und das sofort zu klären. Allerdings hätte er dann auch zugeben müssen, dass er gelauscht hatte und das erschien dann doch wenig vorteilhaft. Doch er würde schon noch eine Gelegenheit finden, um mit ihr darüber zu reden, am besten noch an diesem Abend.

Dass sie seine Gefühle auch nur ansatzweise erwiderte war mehr als Yugi jemals zu hoffen gewagt hatte...

Am schwierigsten war es nun jedoch, sich nichts davon anmerken zu lassen.

“Ey, was grinst’n so?“, war nämlich das erste, was er von Joey zu hören bekam, als er das Wohnzimmer wieder betrat und nun musste Yugi ein bisschen kreativ werden, denn »Ich hab grade erfahren, dass das Mädchen in das ich seit etlichen Jahren verliebt bin, ähnliche Gefühle für mich hat« war dann nicht ganz so passend.

Aus schierer Erkläungsnot wies er deswegen mit dem Daumen hinter sich in Richtung Küche.

“Riecht echt super, was Duke da zaubert!“, war das erstbeste was ihm einfiel. Doch es verfehlte seine Wirkung nicht. Joey und Tristan warfen sich vielsagende Blick zu und stürmten regelrecht in die Küche.

Man hörte es Poltern, vereinzelt die Stimmen der beiden oder Duke der etwas empörtes rief, dann knallte es noch einmal kräftig und die Tür zur Küche wurde laut donnernd wieder zugeschlagen.

Die beiden Störenfriede kamen mit hängenden Köpfen, knurrenden Mägen und schlurfenden Gang wieder ins Wohnzimmer.

“Sieht so aus als sei Naschen wieder mal verboten!“, stellte Ryou trocken fest und hielt Yugi seine Hand hin. Der grinste leicht schief während er die beiden Chaoten musterte und schlug ein.

“Haben wir was anderes erwartet?“

“Nope!“

“Ja ja, macht euch nur lustig!“, brummte Tristan und schmollte sogar ein wenig. Joey sagte nichts, sondern schleppte sich mti der Miene eines besiegten Kriegers wieder zum Sofa und ließ sich mit dem Gesicht nach unten darauf fallen.

“Ich hab Huuuuuunger!“, verkündete er quengelnderweise und sorgte mit seinem ungewollten Auftritt für noch mehr Komik in der Gruppe als ohnehin schon bestand.

“Ach komm schon Joey, du musst mich anfeuern während ich Yugi fertigmache!“, versuchte Ryou ihn von seinem knurrenden Magen abzulenken und es verfehlte seine Wirkung nicht. Prompt setzte sich Joey wieder hin, bereit sofort in den Schiedrichter-Modus zu wechseln, sobald die beiden Kontrahenten ihr Duell beginnen würden.

“Davon träumst du doch!“, erwiderte Yugi auf Ryous kleine Spitze und knuffte ihn augenzwinkernd mit dem Ellbogen in die Seite. Solche kleinen Wortgefechte waren bei den beiden schon fast an der Tagesordnung, doch es war stets auf freundschaftlicher Basis. Da sie beide damals einen antiken Geist in ihrem Gedächtnis zu „Gast“ gehabt hatten, herrschte zwischen Ryou und Yugi eine Verbindung, die die anderen nicht ganz nachvollziehen konnten, aber es störte sich ohnehin niemand an den kleinen Seitenhieben die die beiden hin und wieder mal austauschten.

 

„Verdammt!“, schallte Joeys laute Stimme eine ganze Weile später durch das Haus. Yugis und Ryous Duell war längst vorbei und nun war es an Joey gewesen, gegen Ryou anzutreten. „Ich hab echt gedacht, diesmal schaffe ich es!“

“Das denkst du jedes Mal! Nur weil Ryou sich selten duelliert heißt das nicht, dass er nicht ernst zu nehmen ist!“, zog Tristan seinen Kumpel mit einem breiten Grinsen auf. Dass er selbst auch gegen Ryou verloren hatte ignorierte er geflissentlich. Das Grinsen hielt jedoch nicht lange an, denn im nächsten Moment war sich Joey förmlich auf Tristan und es entstand eine kleine Rangelei.

Ryou nahm das mit einem lauten Seufzer zur Kenntnis, Yugi fuhr sich mit einem erschöpften Ächzen mit der Hand übers Gesicht. Es war zwar beruhigend zu wissen, dass die beiden Chaoten immer noch dieselben waren, doch sie waren auch von Zeit zu Zeit minimal... anstrengend.

“Ey!!!“, gellte es plötzlich mit lauter Stimme durch den Raum. Duke stand in der Türschwelle zum Flur, die Arme in die Hüfte gestemmt und sah die beiden Zankenden fast schon bedrohlich an. „Wer sich nicht benimmt, der kriegt nichts!“

Die Wirkung trat beinahe sofort ein. Joey und Tristan hielten sofort mit ihrem Tun inne und sahen ihn mit bedröppelten Mienen an. Ihre Blicke machten sogar denen von traurigen Hundewelpen Konkurrenz.

“Tut uns leid!“

“Wir sind ganz lieb!“

Ryou lehnte sich leicht zu Yugi.

“Ist das nicht ein bisschen traurig, dass Duke die beiden so unter Kontrolle und wir uns die Münder fusselig reden können?“

“Er sitzt eben gerade am längeren Hebel. Du weißt schon... Essen!“

Duke war gnädig...dieses Mal! Es war schon mehr als einmal vorgekommen, dass er seine Drohung dann tatsächlich wahrgemacht hatte -allerdings hatten sich die beiden dann später heimlich was gemopst!-

“Wie auch immer... Essen ist fertig!“, verkündete der Koch und machte eine scherzhaft anmutende Verbeugung in Richtung Küche. Joey und Trsitan ließen sich das nicht zweimal sagen. Alles, was von ihnen übrig blieb war die Staubwolke, die sie hinterließen.

“Idioten!“, murrte Duke, doch er grinste.

 

 

 

#*+*#

 

 

 

„...schon seit Stunden...“

Was haben die wohl durchgemacht?

“...leichenblass der Arme...

...müssen langsam aufwachen...“

Diese Satzfetzen waren das Erste was in Atemus Gedächtnis drang als sich sein Verstand endlich von der Ohnmacht befreite, die ihn scheinbar derb im Griff gehabt hatte. Nach und nach bekam er auch wieder ein Gefühl für seinen Körper und der fühlte sich wie mit Steinen gefüllt. Es vergingen noch ein paar Augenblicke, die sich für seinen geschundenen Geist wie Äonen anfühlten, bevor ihm auffiel, dass er mit dem Gesicht nach unten auf einem weichen Untergrund lag.

Der erste Versuch den Kopf zu heben scheiterte kläglich. Er war geschwächt, als hätte er einen Dauerlauf hinter sich und sein Schädel pochte kontinuierlich. Atemu startete einen weiteren Versuch, schaffte es diesmal sich ein wenig hochzustemmen, knickte aber gleich wieder ein und ließ ein schmerzerfülltes Stöhnen hören. Was war nur passiert? Er wusste nicht mehr genau was in den letzten Minuten, bevor er das Bewusstsein verloren hatte, geschehen war nur dass der Geist involviert gewesen sein musste, der früher von Ryou Besitz ergriffen hatte.

...Du ...IDIOT!’, fluchte er in Gedanken und betitelte den anderen mit noch anderen weitaus weniger schmeichelhaften Namen. Jedem, der ihn kannte, hätten die Ohren geklingelt!

“Sieh Mal, Max! Er ist wach!“

Diese Stimme!

Das war eindeutig Kaibas Stimme und dann auch wieder nicht weil Atemu sich nicht erinnern konnte, dass Seto jemals so besorgt und freundlich geklungen hätte, wenn es um seinen Rivalen ging.

Und wer ist Max?

“Hol sofort den Arzt her, Junge!“

Auch diese Stimme erkannte Atemu auf Anhieb und er war so verwundert darüber, sie zu hören, dass er sich beinahe ruckartig aufrichtete.

“AU... Das war dumm!“, sagte er leise und hielt sich den Kopf hinter dem es jetzt kräftiger pochte.

“Was ist denn in dich gefahren?“, hörte er sogleich einen Vorwurf und er sah sich um, damit sich sein Verdacht bestätigen konnte.

“Pegasus?!“, wunderte er sich lautstark ehe sein Körper, wegen der ruckartigen Bewegungen die er ihm zugemutet hatte und geschwächt wie er war, einfach protestierte. Seine Arme knickten wieder ein und er musste sich ein wenig drehen, um nicht wieder mit dem Gesicht im Kissen zu landen.

“In Fleisch und Blut! So wie du. Was mich und meinen Gast gehörig erschreckt hat, wenn man von deinem recht interessanten Begleitern mal absieht!“

“Begleiter?“, fragte sich Atemu leise und drehte den Kopf ein wenig. Tatsache! Hinter ihm lagen noch zwei andere Gestalten in Betten aber keiner schien bei Bewusstsein. Dann kam alles mit einem Mal wieder.

Seto. Seths Verschwinden. Das Reich der Schatten und was Bakura gemacht hatte!

“Oh Mann!“, stöhnte er.

“Das ist alles was du dazu zu sagen hast?“

“Alles, was mir im Moment dazu einfällt...AU!“ Eine weitere Welle aus Schmerze wallte auf und er hielt sich die Schläfe.

“Was hast du?“

Schmerzen!“, erwiderte Atemu trocken und Pegasus schnalzte unwillig mit der Zunge. Musste man ihm denn alles aus der Nase ziehen?

“Stell dir vor, darauf wäre ich auch gekommen!“

Pegasus hätte wohl noch ein bis zwei weitere weniger freundliche Dinge losgelassen, doch in jenem Moment öffnete sich die Tür und sein Gast kam in Begleitung eines Arztes zurück. Der Mann hatte die drei Neuankömmlinge zwar schon untersucht, aber von seinen Patienten direkt zu hören, was wehtat war dann noch mal was anderes. Außerdem hatte er nur nach Verletzungen gesucht.

„Mein Pharao!“, rief Seth aus, kam dass er sah, dass Atemu wieder wach war und fiel vor ihm auf die Knie. „Ich bin so froh, Euch wohlauf zu sehen!“

“Lass das und sprich wieder vertraut mit mir, wir sind hier nicht mehr in Ägypten!“

“Mit Verlaub, dass ist mir durchaus bewusst! Ich weile schon mehrere Jahre hier!“

“JAHRE?!“

Seth wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen und als er den Mund aufmachte, war auch seine Stimme zu hören, doch es sprach ein anderer.

“Was soll dieser Mist?“, fluchte Kaiba und stützte sich auf die Unterarme, ehe er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ.

“Oh!“, kam es dann, überraschend kleinlaut, von ihm als er halbwegs begriff was sich hier abspielte. Er hatte sicher so einige Dinge erwartet, aber nicht das! Neben Atemu, der ihn mäßig beunruhigt ansah, erkannte er Pegasus -mit dem er gar nicht gerechnet hatte- und ... sich selbst?

“Was geht hier vor?“

“Es ist wohl etwas schief gelaufen!“

“Ach was du nicht sagst?!“

“Schieb dir diesen Tonfall sonstwohhin, Kaiba! Wir haben offenbar noch größere Probleme als das. Was auch immer das eigentlich ist!“

“Die da wären?“, schnappte Kaiba. Während des gesamten Gespräches -Streit traf es besser- hatte er seinen „Doppelgänger“ nicht aus den Augen gelassen. Er war ihm zwar schon früher begegnet aber das waren entweder Visionen gewesen oder in der Welt der Erinnerungen. Seto war sich nicht mal sicher ob der anderen ihn damals überhaupt gesehen hatte, ein Wort hatten sie nie miteinander gewechselt.

“Es scheint, als hättet ihr ein paar Jahre... übersprungen?!“, schlug Seth vor und betrachtete Seto mit unverhohlener Neugier. Durch Mokuba und Pegasus hatte er zwar schon von dem jungen Mann gehört, der mit seinem Gesicht in der Zukunft herumlief aber es zu hören und dem Betreffenden direkt gegenüber zu stehen waren zwei verschiedene Dinge.

“Du verarschst mich doch!“

“Seh’ ich so aus als würde ich scherzen?“

“Seh Ich so aus als würde ich dir diesen Mist abkaufen?“

Die anderen im Raum, Arzt eingeschlossen, sahen abwechselnd von einem zum anderen während gesprochen wurde.

“Du meine Güte!“, seufzte Pegasus und fuhr sich durch die Haare, eine Geste die sich immer zeigte wenn er unter Stress stand. „Also einer von der Sorte ist ja schon schwer zu ertragen, aber zwei sprengen den Rahmen des aushaltbaren!“

Im nächsten Moment sah er sich gleich zwei absolut identisch aussehenden, strafenden Blicken ausgesetzt. Pegasus konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich jemals so unwohl gefühlt hatte.

“Sieht aus, als gäbe es eine ganze Menge zu besprechen!“, war Atemus Zusammenfassung dieser Lage.

 

 

 

#*+*#

 

 

 

 

Im Hause Muto waren derweil alle gesättigt. Genau genommen lag das Essen schon eine ganze Weile zurück und ein paar der Gäste waren drauf und dran, nach Hause zu fahren. Im Grunde war Tea die einzige die noch nicht derartige Pläne hegte.

“Sicher, dass wir dich nicht mitnehmen sollen?“, fragte Duke und war einen besorgten Blick gen Himmel. Der hatte sich gehörig verdunkelt, Wolken ballten sich zusammen und ein derber Wind zog auf.

“Klar! Ich wohn doch quasi um die Ecke!“, erwiderte Tea und wies mit dem Daumen in die Richtung in der ihr Elternhaus lag. Man brauchte zu Fuß tatsächlich nur fünf Minuten bis dorthin.

“Also ich weiß nicht! Hast du dir den Himmel mal angesehen? Sieht aus wie Weltuntergang...mal wieder!“

“Joey, im Notfall fahr ich sie eben!“, warf Yugi ein und nickte mit dem Kopf in Richtung Garage. Auch wenn es keiner so recht glauben wollte, weil es keiner jemals gesehen hatte, konnte Yugi sehr wohl ein Auto bedienen. Genau genommen fuhr er sogar recht gut.

“Na wenn ihr meint!“, resignierte Joey und setzte sich in Dukes Auto. Der Fahrer verabschiedete sich von Yugi und Tea, wobei er ihr einen letzten, vielsagenden Blick zuwarf. Die anderen bekamen das allerdings nicht mit.

„Okaaayy“, machte Yugi als die beiden kurze Zeit später allein im Wohnzimmer waren. „Was jetzt?“

“Wir lassen einen Film im Hintergrund laufen und du erzählst mir von der letzten Expedition, zu der dein Opa dich mitgenommen hat?“; schlug Tea mit einem Schulterzucken vor. Yugi schien von dem Vorschlag recht angetan zu sein. Mit einem Grinsen wies er auf das Regal wo er und sein Großvater ihre Filmesammlung aufbewahrten und dort war so gut wie alles zu finden. Von aktuellen Filmen bis zu zeitlosen Klassikern.

“Such dir was aus, ich hol was zu trinken...“

“Klingt gut! Habt ihr diesen Tee noch?“

Yugis Lächeln wurde eine Spur breiter. Er hatte am Morgen noch welchen gekauft.

“Immer, das weißt du doch!“ Er mochte diese Sorte allerdings nicht so sehr, er besorgte sie nur wenn er wusste dass Tea kam. Die besah derweil die Filmsammlung genauer, während sich Yugi in der Küche mit dem Wasserkocher herumschlug. Es war wirklich von allem etwas dabei, sogar die ein oder andere Serie, die sie in Amerika gesehen hatte.

“Tadaa~!“, gab Yugi von sich als er mit zwei Tassen wieder herreinkam, aus denen der Dampf aufstieg und er brachte den angenehmen Geruch von Kräutern mit sich, der ebenfalls von den Tassen kam. Tea saß im Schneidersitz vor demRegal und hielt eine Box hoch.

Das guckst du?!“

Wir gucken das!“, korrigierte Yugi sie mit einem Schulterzucken. „Ich schau es, weil ich es spannend finde und wissen will wer denn am Ende nun König oder Königin wird und Großvater guckt es um Parallelen zwischen tatsächlich bestehenden Kulturen herauszufinden, weil ihm das furchbar Spaß macht! Die Serie ist an sich ziemlich genial aber das Gemetzel ist manchmal etwas ...eklig!“

“Hast du die neue Season schon gesehen?“

“Nicht komplett, um ehrlich zu sein!“, gestand Yugi und stellte die Tassen auf dem Tisch ab. Es würde ohnehin noch etwas dauern bis de Tee durchgezogen war.

“Kann euer Fernseher-?“

“Streamen? Klar, wir haben uns sogar Netflix geholt!“

“Lust die restlichen Folgen zu sehen?“

“Wieso eigentlich nicht?“, meinte Yugi mit einem schiefen Lächeln und machte sich gleich am Fernseher zu schaffen. Tea setzte sich in der Zwischenzeit aufs Sofa und sah ihm dabei zu. Ein leichtes Lächeln stahl sich in ihr Gesicht, als sie an die Zeit zurück dachte, als sie noch alle hier gesessen und die Videobotschaft von Pegasus auf dem guten, alten Röhrenfernseher angesehen hatten.

Allerdings wanderte ihre Aufmerksamkeit schnell weder ins Hier und Jetzt als das ziemlich eingängige und fast überall bekannte Opening der Serie zu hören war. Yugi legte die Fernbedienung neben die Teetassen auf den Sofatisch und machte Anstalten sich neben Tea zu setzen, doch er überlegte es sich noch einmal anders. Er drehte sich zu einem großen Sitzhocker um, auf dem vorher Duke die ganze Zeit gesessen hatte, klappte die Sitzfläche hoch und holte eine Decke hervor.

“Hier! Deine Füße werden doch immer so schnell kalt!“, sagte er als er Tea die Decke in die Hand drückte. Aber sie legte das kuschelige Ding nichtnur über ihre eigenen Füße, sondern auch über seine, als er sich dann endlich setzte.

“Also, wie war der letzte Ausflug? Wo wart ihr überhaupt?“

“Schottland!“, meinte Yugi und zog sein Handy hervor. Er war nicht nur aus reinem Interesse mitgekommen, sondern auch weil er sich einfach Sorgen um seinen Großvater machte, der in seinem Alter nicht einmal daran dachte kürzer zu treten. Dabei hatte Yugi reichlich Bilder gemacht.

“Hier siehst du... diese Formation?“, fragte er und zeigte auf eine Stelle seines Displays. Tea lehnte sich ein wenig in seine Richtung um das Bild besser erkennen zu können.

“Sieht aus wie bei Stonehenge?“

“Jap, die Überreste von etwas ähnlichem!“

“Wow! Oh, was ist denn das?“, fragte sie und musterte das nächste Bild genauer.

“Scheint eine Art Versammlungsplatz gewesen zu sein. Großvater vermutetet dass sie dort Feste gefeiert haben, wie Sonnenwenden oder ähnliches!“

“Die Ornamente sind schön!“, stellte sie mit leuchtenden Augen fest. Yugi warf ihr aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick zu.

“Ja, das sind die allerdings!“, sagte er und zeigte ihr da nächste Bild.

 

Die vorletzte Folge war gerade zuende, der Abspann lief und die beiden hatten ihre Tassen schon zum zweiten Mal geleert. Mittlerweile waren sie auch nicht mehr mit Bildern anschauen und reden beschäftigt, sondern widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit der Serie zu. Zumindest tat das Tea.

Yugi allerdings konnte an nichts anderes denken als an Teas Kopf der auf seiner Schulter lag und an ihre Hand, die so nah neben seiner wahr, dass er ihre Wärme zu spüren glaubte.

Verdammt, jetzt reiß dich mal zusammen!’, ermahnte er sich in Gedanken. Fast im selben Augenblick allerdings fragte er sich... Warum denn eigentlich? Was hatte er denn davon, wenn er jetzt still blieb? Noch ein paar Jahre in denen er keine ordentliche Beziehung führen konnte, weil er das was zwischen ihm und Tea stand nie ordentlich hatte klären können?

Noch ein paar Jahre des So-tun-als-wäre-nichts?

Scheiß drauf!’, dachte er sich und wie um sich selbst wachzurütteln, setzte er sich gerade hin. Durch diese Bewegung schreckte Tea auf und sah ihn verwundert an.

“Alles in Ordnung?“

“Ich muss dir was sagen!“

“Nur zu...“, sagte Tea und bemerkte verwundert wie ihr Herz eine Spur schneller schlug. Yugi erweckte den Eindruck, dass ihm das was er zu bereden hatte, schon lange auf der Seele lag und als wäre das ein ziemlich ernstes Thema.

Ist was mit seinem Großvater? Ist er krank?

Alle möglichen worst-case-Szenarien gingen Tea in diesem Moment durch den Kopf auf als Yugi schließlich ansprach, worauf er aus war, bleib ihm das Herz für einen kleinen Augenblick stehen.

„Ich habe gehört, was du mit Duke in der Küche besprochen hast! Über... mich!“

 

 

 

 



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