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Teilzeitsklavin

BDSM ♀️|♀️|♂️
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen bei meiner neusten Erotika. Dieses Mal mit Plot. Zumindest etwas. Kein PWP. Weshalb es auch mit einem Sexlosen Kapitel anfängt.

Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Aftercare, wenn man so will. Ich hoffe das Kapitel gilt trotz Nacktheit nicht als Adult! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry. Ich habe über meine Ankunft in Edinburgh gestern vergessen zu posten! Ups! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel gibt es wieder Sex ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich rate jetzt einfach mal, dass es doch zu sexuell vom Kontext ist, um nicht Adult zu sein. ^^"

Einmal ein Kapitel mit Aftercare. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Introducing: That 1 toxic asshole, that somehow every social circle seems to have. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir leid, dass ich erst heute update. Ich war gestern nach der Arbeit leider im Krankenhaus, weshalb ich es gestern Abend nicht mehr geschafft habe. ^^"

Ich möchte dieses kurze Vorwort an dieser Stelle allerdings auch noch nutzen, um auf mein neues Projekt aufmerksam zu machen: Mosaik. Dieses ist zwar keine Erotika, sondern ein Thriller, selbst wenn es später eventuell vereinzelte Sexszenen geben wird (und definitiv sexuelle Themen). Vielleicht mag der ein oder andere ja reinschauen.
Die Story ist online-optimiert. Das heißt: Kürzere Kapitel, die man zwischendurch lesen kann. Wundert euch darüber nicht!

Ich würde mich freuen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe es letzte Woche vergessen. Sorry.

Nächste Woche wird wegen Heiligabend kein neues Kapitel kommen, dafür aber ein Lemon Special zu Mosaik! ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nachdem letzte Woche wegen Weihnachten und meinem erotischen Weihnachtsspezial kein neues Kapitel kam, geht es diese Woche wie gewohnt weiter.

Und bevor ich es vergesse: Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nächste Woche wird es hier wahrscheinlich kein Kapitel geben. Sorry ^^" Ich werde den Montag (sofern ich bis dahin wieder gesund bin) nicht daheim sein. Komplett anzeigen

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Chemiker, Prüfungsstress & Verabredungen

Nadja erlaubte es sich aufzuatmen, als sie den Prüfungsraum verließ. Es war vorbei. Eine weitere Prüfungsphase geschafft und ihr Hirn fühlte sich an, wie komplett geschmolzen.

Auf dem Flur erlaubte sie es sich durchzuatmen, schloss die Augen, zählte bis drei und ging dann zum Fensterbrett hinüber, um auf ihre Mitbewohnerin zu warten, die noch nicht fertig gewesen war. Lang konnte sie nicht mehr brauchen, immerhin endete die Prüfung offiziell in fünf Minuten.

Sie öffnete ihren Zopf und ließ ihr braunes Haar locker über ihre Schultern fallen, ehe sie ihr ihr Handy hervorholte und wieder anschaltete. Küstner, einer der Dozenten, hatte die Prüfung betreut. Er war notorisch dafür, dass er überempfindlich bezüglich der Handys war. Er hatte angeblich einmal jemanden durchrasseln lassen, der sein Handy vor der Prüfung nicht abgestellt hatte.

Müde sah sie aus dem Fenster, wo dicke Gewitterwolken den Himmel verdeckten. Sie hatte in der letzten Woche zu wenig Schlaf bekommen. Man hatte sie ja gewarnt, dass das Chemie-Studium stressig war, und diesbezüglich nicht unterschrieben. Anders als Steffi hatte sie zumindest überhaupt schlafen können – und sei es nur, indem sie die Hoffnung aufgegeben hatte, alle Fächer mit guten Noten zu bestehen.

Endlich forderte ihr Handy sie auf, ihre PIN einzugeben. Sie tat es, auch wenn sich das Handy schon vorher mit dem Uni-WLAN verband. Eine Nachricht erschien oben in der Actionleiste. WhatsApp. Gleich sechs neue Nachrichten aus drei verschiedenen Chats.

Sie sah nach. Eine Nachricht von ihrem Bruder mit „Toi toi toi“, die sie leider nicht vor der Klausur gesehen hatte. Sie antwortete mit einem Smiley und einem Daumen-Hoch-Emoji. Dann eine Nachricht von einem Kumpel, Christian, ob sie abends zum Filmschauen vorbeikommen wollte. Sie ließ es erst einmal aus, darauf zu antworten, hatte sie doch schon anderes geplant.

Dann drei Nachrichten von Irena, die sie allerdings meistens Irene nach englischer Aussprache nannte. „Andre hat heute Abend noch eine Besprechung und kommt später“, las sich die erste. Dann die zweite: „Ich wollte heute Abend Reisauflauf machen.“ Die dritte: „Irgendwelche Sonderwünsche?“

Nadja grinste leicht, als sie die Nachrichten las. Sie spürte Vorfreude in sich aufkommen. Vorfreude auf den Abend. „Ok“, antwortete sie. In der nächsten Nachricht schrieb sie: „Reisauflauf klingt gut. Gibt es Nachspeise?“

Zu ihrer Überraschung las Irene die Nachrichten direkt. Irene arbeitete in einer Bank und hatte oftmals keine Zeit sofort zu antworten, doch dieses Mal erschien nach ein paar Sekunden die Anmerkung, dass Irene eine Antwort schrieb, unter dem Namen. Dann: „Ich dachte du wärst das Dessert.“ Dahinter ein Zwinkersmiley, dann ein Emoji mit Kussmund.

Kurz schoss die Röte in Nadjas Wangen. „Unfair“, schrieb sie.

Ein lachendes Emoji folgte. „Wir müssen schauen, ob eine Sklavin sich ein Dessert verdient“, antwortete Irene dann. „Oder ob man von ihr isst.“ Wieder der Zwinkersmiley.

„Natürlich, Meisterin“, schrieb Nadja zurück.

Ein weiterer Kussmund kam zurück. „So ist es brav.“ Eine weitere Nachricht wurde geschrieben. „Dein Pferdchen wartet schon.“

Wieder grinste Nadja, doch bevor sie etwas antworten konnte, öffnete sich die Tür zum Prüfungsraum. Dem allgemeinen Kramen und Zurechtrücken von Stühlen im Inneren nach zu Urteilen, waren ihre Kommilitonen gerade mit der Prüfung fertig geworden.

Um nicht zu riskieren, dass jemand ihre Nachrichten sah, packte Nadja ihr Handy weg und wartete auf Stefanie.

Keine halbe Minute später kam diese aus dem Raum. Stefanie hatte einen kräftigeren Körperbau als sie, aber wie sie braunes Haar, nur dass es bei ihr von blonden Strähnen durchbrochen wurde. Gerade sah sie sich um und grinste Nadja zu. Auch sie erlaubte sich, tief durchzuatmen und kam dann zu ihr herüber. „Alles okay? Du bist früher raus.“

Nadja zuckte mit den Schultern. „Ich war fertig bis auf Aufgabe 3 und hatte keine Ahnung wie ich das machen soll.“ Sie seufzte. „Also dachte ich, ich geh auf Lücke und gebe ab, bevor meine Kopfschmerzen noch schlimmer werden.“

„Dann hoff mal, dass du den Rest richtig hast“, erwiderte Steffi und knuffte sie in die Seite. „Was sagst du, Mensa, bevor's überfüllt wird?“

Nadja nickte. „Klingt gut.“

Gemeinsam redeten sie über die Aufgaben der Klausur, verglichen Lösungen und Ansätze, während sie den Flur und dann zum Aufzug gingen. Sie fuhren zum Erdgeschoss herunter, um dort das Hauptgebäude zu betreten, wo sich auch die Mensa befand.

„Aber das wichtigste“, schloss Stef, als sie sich zwei Tablette nahmen und in die Schlange vor der Essensausgabe einreihten, „jetzt sind Ferien. Also ein paar Wochen ohne Büffeln!“

„Nur mit zwei Ausarbeitungen und einer Laborarbeit“, merkte Nadja an.

Steffi verdrehte die Augen. „Musst du einem denn alles verderben?“

„Ich muss dafür sorgen, dass du nicht abhebst“, meinte Nadja und grinste sie an.

„Ja ja.“ Stef seufzte, wurde dann aber von der Auslage abgelenkt.

Ein paar Minuten später hatten sie die Teller beladen. Nun, zumindest Steff hatte ein Stück Lasagne, einen Salat und eine Nachspeise auf ihren Teller gepackt, zusammen mit einem Glas Cola, während Nadja es bei einem Salat mit Hühnchenstreifen und einer Orangenschorle belassen hatte.

Natürlich entging das Steff nicht. „Willst du jetzt irgendwie so tun, als seist du auf Diät?“

Nadja schenkte ihr einen Seitenblick. „Nein. Aber ich bin heute Abend schon zum Essen verabredet, weshalb ich mich jetzt nicht vollfressen muss.“

„Ah.“ Stef steuerte einen Tisch in der Nähe des Fensters, gegen das nun vereinzelte Regegentropfen prasselten an. „Mit wem bist du denn verabredet?“

Oh, wie oft hatten sie dieses Spiel schon gespielt? „Ich habe doch gesagt, dass ich über das Wochenende zu Schulfreunden fahre. Liegt entsprechend nicht der Verdacht nahe, dass ich mit diesen auch zum Essen verabredet bin?“

„Hätte ja auch ein Lover sein können“, murmelte Stefanie. „Bei dir weiß man ja nie.“

Wieder zuckte Nadja bloß mit den Schultern. „Nein. Nur Schulfreunde. Bei denen ich über das Wochenende bleiben werde.“ Die Lüge war bestens einstudiert.

„Du solltest mich mitnehmen.“ Stef nahm ein Stück Salat auf ihre Gabel und führte es zum Mund. „Das meine ich Ernst.“

„Ja, wie gesagt …“ Nadja trank einen Schluck Schorle, um sich mit der Antwort etwas mehr Zeit zu lassen. „Ich will auch mal Sachen mit meinen Leuten aus der Schule machen und so. Nichts gegen dich.“ Die Vorstellung, dass Stef zu ihrem Wochenende mitkommen würde war auch absurd. Auch wenn sie sich sicher war, dass Stef darauf verzichten würde, wenn sie das eigentliche Ziel des Ausflugs kannte.

Für ein paar Sekunden war Stef mit dem Kauen beschäftigt, brachte daher keine Antwort zu stande. Erst als sie den Salat mit Cola runtergespült hatte, erwiderte sie: „Manchmal glaube ich ja doch, dass du heimliche Lover hast. Würde zumindest die Geheimniskrämerei erklären.“

Nadja grinste. „Oh ja, Lover. Gleich mehrere. Und dann lass ich mich so richtig durchnehmen.“ Sie gab ihrer Stimme einen vielsagenden Klang.

Stef prustete los, stellte das Glas rasch ab, bemühte sich aber schnell, ihr Gelächter unter Kontrolle zu kommen. „Also wenn du mehrere hast, dann gib mir einen ab.“

„Na, aber sicher doch“, erwiderte Nadja. „Ich gebe dir dann Bescheid.“ Am besten log man bekanntlich mit der Wahrheit. Nun, der halben Wahrheit in diesem Fall. Denn dass sie am Wochenende zu einem Ehepaar fuhr, um sich durchpeitschen zu lassen, behielt sie lieber für sich. Sie wusste nicht, wie Stef darauf reagieren würde, und wollte es lieber nicht herausfinden. „Sobald ich einen nicht mehr brauche, mein ich“, ergänzte sie schließlich.

Stefanie hob anerkennend die Augenbrauen. „Gut, gut. Ich freue mich schon.“ Wieder kicherte sie leise, seufzte schließlich jedoch. „Man, ich habe lange nicht mehr gedatet.“

„Solltest du dich nicht auf dein Studium konzentrieren?“, meinte Nadja.

Ein Schulterzucken war die Antwort. „Vielleicht ginge das ja auch besser, wenn ich nicht so untervögelt wäre.“

Nun kicherte Nadja leise. „Dagegen hilft vielleicht auch ein Vibrator.“

„Klar.“ Stef streckte ihr die Zunge heraus, ehe sie die Gabel in das Stück Lasagne steckte. „Jetzt lass mich essen, bevor es kalt wird.“

Nadja grinste. „Aber sicher, meine Liebste.“

Peitschen, Gerten & Reitstunden

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Whirlpool, Romcom & Entspannung

Nadja liebte die Badewanne von Andre und Irene. Generell gab es hier im Haus einiges, von dem sie für sich nur träumen konnte. Aber gut, Andre und Irene hatten beide Studiert und arbeiteten nun bereits seit ein paar Jahren. Außerdem hatten sie geerbt oder so. Genaues wusste Nadja nicht, wohl aber, dass Irene sehr wohlhabende Großeltern gehabt hatte.

So oder so: Die Badewanne im Hauptbad – es gab zwei voll ausgestattete Badezimmer im Haus – war wundervoll. Sie bot genug Platz für zwei oder sogar drei Personen, hatte im Boden eingelassene Lichter und eine Whirlpoolfunktion. Es war der pure Himmel, speziell nach einer Woche pausenloser Lernerei.

Zugegebenermaßen vertrugen sich die Whirlpooldrüsen nicht immer bestens mit ihrem oftmals wunden Hintern, doch an diesem Abend ging es erstaunlich gut.

Sie fühlte sich entspannt und vollkommen zufrieden. Beinahe vollkommen zufrieden, denn ihr Magen knurrte langsam schon. Doch Irene hatte gesagt, sie würde sich um das Abendessen kümmern, sofern sie geduscht war, also würde sie sich auch darum kümmern können.

Es klopfte an der Tür. „Nadja?“ Das war Andre.

„Ja“, erwiderte sie. Sie hatten klare Regeln. Während sie hier war, spielte sie die meiste Zeit die unterwürfige Sklavin und genoss es, durchgenommen, bestraft und erzogen zu werden, hatte jedoch auch immer wieder Zeit für sich, in der Andre und Irene sie in Ruhe ließen, wenn sie es wollte. Ihr obligatorisches Bad – ja, sie liebte die Badewanne wirklich – gehörte zu diesen privaten Momenten.

Andre öffnete und kam herein. Er war wieder angezogen, trug jetzt allerdings nur ein T-Shirt und eine baumwollene graue Jogginghose. Wie ein Dom sah er darin nicht wirklich aus, doch das tat er selten. Verkleiden taten sie nicht oft. Schließlich war es mit Teil der Fantasie eine Sklavin im normalen Haushalt zu sein, die jederzeit benutzt werden konnte.

Er musterte sie. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Essen in einer Viertelstunde fertig ist.“

„Okay“, erwiderte Nadja, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Badewanne hatte sogar eins von diese Bade-Nacken-Kissen. Es war einfach der Himmel.

Dem Geräusch nach verharrte Andre. „Alles bei dir okay?“ Das fragte er öfter. Berufsrisiko, nahm sie an. Schließlich war Andre Arzt, was durchaus Vorteile hatte. Immerhin konnte er im Notfall eingreifen – selbst wenn es bisher nie zu der Situation gekommen war, selbst wenn er schon ein paar Mal offene Wunden behandelt hatte.

„Ja. alles okay“, erwiderte sie rasch, aber ohne die Augen zu öffnen. Sie lächelte. „Meine Pussy tut noch etwas weh.“

„Gut?“, fragte er und etwas Amüsement war aus seiner Stimme zu hören.

„Oh ja“, hauchte sie. Sie griff in den eigenen Schritt, der tatsächlich noch schmerzte, was für sie jedoch nicht unbedingt ein unangenehmes Gefühl war.

Er lachte leise. „Was hältst du davon nachher einen Film zu schauen?“

„Sicher“, erwiderte Nadja. Das heute Abend nichts sexuelles mehr passieren würde, war selbsterklärend. Man musste es nicht übertreiben. An einem Freitag war es selten mehr als eine einzelne Session.

Andre hockte sich neben die Badewanne und strich über ihre Wange. „Sag Bescheid, wenn du noch etwas brauchst, ja, Kleines?“

Sie grinste und sah ihn an. „Ja, Meister“, erwiderte sie nicht ganz ohne Sarkasmus in der Stimme.

Er ging und ließ sie allein, während sie das Bad für ein paar Minuten länger genoss. Dann aber duschte sie sich ab, nahm ein Handtuch und trocknete sich. Sie föhnte ihr langes Haar, bis es nicht mehr tropfte, und zog dann wieder ihre Fesseln an. Sofern es nicht zu kalt war, trug sie hier selten Kleidung. Es war eine der Sachen, die sie so genoss. Sie mochte die Rolle der Sklavin. Sie mochte es geschlagen zu werden – jedenfalls im Rahmen des Spiels – mochte das Gefühl unterworfen zu werden, aber das war nur die Hälfte davon. Die andere Hälfte war hier zu sein, von Irene und Andre verwöhnt zu werden und einfach jemand anderes sein zu können. Auch mochte sie die Blicke, mit denen sowohl Irene, als auch Andre sie manchmal bedachten. Sie fühlte sich begehrt und wer mochte dieses Gefühl nicht?

So ging sie in den Flur des Hauses, sah sich um. „Meisterin?“

Licht kam durch die angelehnte Tür zur Küche, wo den Geräuschen nach Irene noch letzte Sachen vorbereitete. „Du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen.“

„Ja, Meisterin“, flötete Nadja zurück und tat, wie ihr geheißen.

Sie hatte sich mittlerweile abgewöhnt, ihre Blöße zu bedecken, wenn sie hier nackt herumlief, ging gänzlich normal zum Wohnzimmer, wo Andre bereits auf dem Sofa vor einem gedeckten Wohnzimmertisch saß.

Er lächelte, als sie eintrat. „Dreh dich einmal um“, meinte er, als sie zum Tisch hinüberkam.

Wieder einmal gehorchte sie, wohl wissend, dass er noch einmal sichergehen wollte, dass sie wirklich keine Wunden hatte. Nach einer langsamen Drehung kam sie aber zu ihm hinüber, setzte sich neben ihn, erntete einen Blick mit hochgezogener Augenbraue.

„Darf ich sehen?“, fragte er schließlich.

„Bist du sicher, dass das nicht bis nach dem Essen warten kann?“, meinte sie. Immerhin würde es für ihn weiteres Händewaschen bedeuten. Außerdem hatte er sie bereits grob untersucht.

„Das nehme ich hin“, erwiderte er.

Also zuckte Nadja mit den Schultern, zog die Beine auf das lange Sofa und legte sich soweit hin, als dass sie die Beine breit machen konnte. Seine Berührungen jetzt waren anders, als wenn es im Spiel war. Vorsichtiger, aber auf professioneller. Als ob es viel zu sehen gab. Sie hatte sicher gestellt, dass die Kante des Pferdes keine offenen Stellen hinterlassen hatte und das ihr Gewebe dort gequetscht war, war ein Sinn des Folterinstruments.

Dennoch ließ untersuchte er sie kurz, seufzte dann aber. „Gut. Jetzt bin ich beruhigt.“

„Ich sage schon, wenn was nicht stimmt“, erwiderte sie, jedoch mit einem milden Lächeln.

„Ich bin dennoch vorsichtig.“ Er stand auf und verließ das Zimmer, wohl um sich die Hände zu waschen und als er zurückkam, folgte auch Irene mit einer Auflaufform.

Andre füllte die Teller auf, während Irene die Fernbedienung nahm. „Was wollen wir schauen?“, fragte sie.

„Bitte irgendetwas hirnloses“, antwortete Nadja. Denn wenn sie eine Form der Folter nicht vertrug, dann waren es die Kunstfilme, die Andre so sehr liebte.

„Da kann ich zustimmen“, erwiderte Irene und zwinkerte ihr zu. Sie öffnete den Ordner mit Romanzen, entlockte damit Andre ein mürrisches Grummeln, das wiederum Nadja zum Kichern brachte. Bald schon flimmerte eine etwas ältere Romcom über den Bildschirm während sie aßen.

Dank dem Film wurde dabei wenig geredet, bis Teller und Auflaufform endlich geleert waren und selbst Nadja sich nicht mehr hungrig fühlte. Sie lehnte sich zurück. Sie so oft saß sie zwischen Irene und Andre.

Letzterer stand nun aber auf und sammelte die Teller vom Tisch.

„Ich will mal nicht so sein“, kommentierte er.

Irene warf Nadja einen Seitenblick zu. „Er will nur den Film nicht schauen“, flüsterte sie.

Andre warf ihr eine Kusshand zu, ehe er die Teller nahm – wohl um sie in die Küche zu bringen.

Er kam noch ein Mal zurück, um die Auflaufform und das Besteck zu sammeln, unterbrach sie dieses Mal aber nicht, ehe er sie allein ließ.

Vorsichtig legte Irene einen Arm um Nadja und zog sie an sich heran. „Wie fühlst du dich, Sklavin?“, säuselte sie.

„Gut, Meisterin“, erwiderte Nadja und schmiegte sich an sie. Sie genoss es Irenes Wärme durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung zu spüren.

„Ich glaube, ich schulde dir noch etwas“, meinte Irene und streckte sich, um etwas vom Beistelltisch zu nehmen. Eine Flasche Öl, wie Nadja einen Moment später erkannte.

Sie lächelte und legte sich dann über Irenes Schoß. „Sehr gerne, Meisterin.“ Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Fernseher zu, während Irene begann sie einzucremen. Auch das war ein Ritual, das für sie dazugehörte. Anfangs hatte Irene es meistens direkt nach den Sessions getan, was dank der Bäder allerdings irgendwie sinnlos gewesen war. Nun genoss Nadja es so, genoss die Wärme der Hände, die das Öl auf ihrer Haut verteilten und dabei überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit ihren Brüsten zuwandten.

„Du bist wirklich unglaublich, Nadja“, meinte Irene sanft, während das Paar in der Romcom gerade beim obligatorischen Streit angelangt war.

„Für Euch doch immer, Meisterin“, erwiderte Nadja und drehte sich auf den Bauch, damit Irene auch ihren Rücken eincremen konnte.

Irene lachte. „Brave Sklavin.“ Damit versetzte sie ihr einen sanften Klaps auf den Hintern.

Cocktails, Freunde & Kellerkneipen

Stef warf Anika und ihrer Freundin einen missmutigen Blick zu, ehe sie ihr Cocktailglas nahm und an dem Strohhalm nuckelte. Sie seufzte, deutlich und auffällig, als wolle sie Nadja damit auffordern, nachzufragen.

Leicht amüsiert hob Nadja eine Augenbraue. „Was ist denn los?“

„Alle daten“, murrte Stef. „Alle!“

„Ich nicht“, erwiderte Nadja. Sie hatten diese Unterhaltung schon oft, schon sehr oft gehabt. Das Thema kam meistens auf, wenn sie Stef bei ihrem dritten Cocktail ankam.

Stef gehörte zu der Art junger Frau, die gerne die Abwesenheit einer Beziehung in ihrem Leben beklagten, sowie die Tatsache, dass sie keine Zeit hatte mal rauszukommen. Ab dem vierten Cocktail jammerte sie dann, dass sie alt und allein enden sollte und dass sie eigentlich mal mit anderen Leuten rausgehen sollte.

Sämtliche Vorschläge, es einmal mit Tinder oder einer anderen Datingapp zu versuchen schlug sie allerdings vehement aus – egal wie betrunken oder nüchtern sie war.

„Ich frage mich, ob das für Lesben einfacher ist“, murrte sie jetzt.

„Meiner Erfahrung nach eher schwerer.“ Nadja warf ihr einen Blick zu. Stef war oftmals unüberlegt bis beleidigend, gerade wenn sie angetrunken war.

Auch jetzt brauchte ihre Mitbewohnerin ein paar Momente, um den Einfall zu haben. „Du bist ja auch so eine.“

„Bisexuell, ja“, erwiderte Nadja trocken und rutschte auf dem Barhocker zurecht.

Gerne wäre sie aufgestanden, um ihren vom vergangenen Wochenende noch wunden Hintern ein wenig zu schonen, doch war sie speziell mit Stefanie, Anika und Marcel, den sie allerdings seit einer Viertelstunde nicht mehr gesehen hatte, hergekommen, um den Ferienbeginn zu feiern. Da konnte sie Stef nicht alleine dahocken und sich betrinken lassen.

Stefanie nahm noch einen Schluck. „Ja ja … Meinst du ich sollte mal versuchen eine Frau zu daten?“

„Wenn du nicht auf Frauen stehst: Eher nicht.“ Nadja seufzte. Manchmal fragte sie sich, warum Stef überhaupt studierte. Noch dazu im Master. Noch dazu Chemie. Ein so stressiger Studiengang war für gewöhnlich nicht der beste Ort zukünftige Ehemänner kennenzulernen und Stefanie hatte bisher wenig Initiative gezeigt, was eine mögliche zukünftige Jobwahl anging. Doch verkniff sich Nadja diese Fragen. Sie hatten schon zu oft deswegen gestritten.

„Ich weiß ja nicht, ob ich auf Frauen stehe. Noch nie probiert!“, meinte Stef nun.

„Glaub mir, würdest du auf Frauen stehen, wüsstest du es“, seufzte Nadja.

Dankbarerweise kam ihr jemand zur Hilfe. Sie zuckte zusammen, als jemand auf ihre Schulter klopfte, lächelte aber, als sie denjenigen erkannte. Christorph, ihr ehemaliger Mitbewohner aus dem Bachelor und bester Kumpel, speziell wenn es darum ging ihrerseits zu ranten.

„Du bist noch da, Nat!“, meinte er und hockte sich auf den Barhocker zu ihrer linken. „Sorry, dass ich erst jetzt komme.“

„Ich freue mich, dass du überhaupt kommen kannst.“ Immerhin hatte Christorph vor einem halben Jahr geheiratet, arbeitete bereits und hatte andere Verpflichtungen. „Und sorry, dass es am Wochenende nicht ging.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ist doch alles gut.“ Mit einem Wink bestellte er sich ein Bier. „War halt mit Chrissy unterwegs. Wir waren auf einem Mittelaltermarkt.“

„Ah, cool.“ Nadja war seit sicher einem Jahr nicht mehr auf einem solchen gewesen, trotz mehrfacher Pläne. Es hatte sich nie ergeben zwischen Unistress, Nebenjob und anderen Verpflichtungen. Außerdem fühlte sie sich albern, wenn sie nur mit Christorph und Christina, die sie ihrerseits kaum kannte, hinfuhr. Dann fühlte sie sich etwas, wie das fünfte Rad am Wagen.

„Vielleicht sollte ich einfach irgendjemanden ansprechen“, murmelte Stef neben ihr.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, merkte Christorph an. „Du bist arg angetrunken.“

„Bin ich nicht.“

„Bist du doch“, stimmte Nadja ihrem Kumpel zu.

Stef leerte den Cocktail und atmete auf. „Chris?“, fragte sie dann. „Hast du Kippen dabei?“

Christorph verdrehte die Augen, holte dann aber eine Packung Zigaretten heraus. „Du könntest dir auch selbst welche kaufen“, meinte er.

„Dann fang ich wieder richtig an“, murmelte Stef und glitt vom Barhocker. „Kommt ihr mit raus?“

Nadja schenkte Christorph ein entschuldigendes Lächeln. Sie wusste manchmal nicht, ob sie härter mit Stef sein sollte oder nicht. Auf der einen Seite hatte Stef in den letzten Wochen noch extremer gepaukt, als sie selbst und hatte sich die Pause verdient. Auf der anderen Seite mochte sie die betrunkene Persönlichkeit ihrer Mitbewohnerin wirklich nicht. Sie musste sich öfter zurückhalten, um ihr keine Ohrfeige zu geben. Dennoch nickte sie und sei es nur, weil es ihr eine Entschuldigung gab, zu stehen. Sie nahm ihre Handtasche, stand auf und strich sich unbewusst über den Po. Sie fluchte leise.

„Alles okay?“, fragte Christorph.

„Ja“, erwiderte sie. „Ich habe mich am Wochenende nur lang gelegt.“ Dabei wusste sie nicht mal, warum sie ihn anlog. Immerhin war er einer der wenigen Leute, die von ihren Kinks wussten, nur von Andre und Irene hatte sie ihm nie erzählt.

Es war halt zu seltsam. Wie sollte sie darüber reden? „Oh, ja, da ist übrigens dieses relativ reiche Paar, von denen ich mich am Wochenende manchmal vögeln und schlagen lasse und finde das geil und dafür darf ich deren tollen Whirlpool nutzen und werde ab und zu zum Essen ausgeführt“ klang doch sehr nach Prostitution, oder? Na ja, ohne den richtigen Geschäftssinn dahinter. Vielleicht hätte sie darüber nachdenken sollen als professionelle Sub zu arbeiten. Sowas gab es ja. Aber … Sie wollte schon wissen, auf wen sie sich einließ und Andre und Irene kannte sie mittlerweile zumindest.

„Was ist?“, fragte Christorph und riss sie damit aus ihren Gedanken. Er schob Stef bereits vorsichtig zur Tür des kleinen Pubs, wo sie den Abend verbrachten.

„Nichts“, erwiderte sie. „Sorry. Nachprüfungsblues.“

„Und da dachte ich schon, du denkst gerade über deine heimliche Liebe nach“, meinte er und klopfte ihr auf die Schulter.

„Oh ja. Er heißt Nathan Drake und existiert leider nur in einem Spiel“, murrte sie zur Antwort, lachte aber, ehe sie die beiden nach draußen und die Treppe hoch begleitete.

Batman, Katzen & Herausforderungen

Manchmal war Nadja schon etwas neidisch. Nicht wirklich eifersüchtig, aber neidisch. Sie hatte ihrerseits seit einer gefühlten Ewigkeit keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt. Natürlich wünschte sie es sich irgendwie auch. Bisher war es nur immer wieder frustrierend gewesen.

Allerdings war es genauso frustrierend nun die Bilder von Anika und ihrer Freundin Tamara zu sehen, die vergangenes Wochenende nach Schweden gefahren waren. Ein niedliches Selfie nach dem anderen landete in ihrer Whatsapp-Gruppe. Hier waren sie gemeinsam essen, da gemeinsam wandern, da gemeinsam auf ihrer Fähre in einem Fjörd. Auf allen Bildern lächelten sie glückselig und ja, Nadja hätte zugerne jemanden gehabt, mit dem sie ebenso glücklich lächeln konnte, mit dem sie Händchenhalten und in den Urlaub fahren konnte. Aber alas, es sollte nicht sein.

Sie legte das Handy weg und nahm stattdessen den PS4-Controller um zu zocken.

Zu Ferienbeginn hatte sie sich ein paar neue Spiele von Christorph ausgeliehen. Mit dem Spiel in der Konsole lag sie faul gegen einen Kissenberg gelehnt auf ihrem Bett, zockte und schob sich von Zeit zu Zeit ein paar Apfelscheiben in den Mund.

Natürlich hätte sie schauen können, ob sie jemanden fand. Die Ratschläge, die sie Stef gab, konnte sie genausogut selbst anwenden. Tinder war sicher eine Möglichkeit gehen. Sie konnte auch in eine Bar gehen oder auch irgendwelche LGBT-Events. Generell: Rausgehen war eine gute Methode Leute kennenzulernen. Aber es war eben kompliziert.

Zum einen hätte sie, wenn das Semester einmal wieder begann wenig Zeit und wollte einen etwaigen Freund oder eine etwaige Freundin nicht zwischen Lernerei und anderem Stress sitzen lassen. Zum anderen waren da die Erfahrungen aus den vergangenen Beziehungen gewesen.

Ihr letzter Freund, Daniel, war so eine Sache gewesen. Super nett, super lieb, ein wenig nerdig, intelligent und alles. Sie konnte gut mit ihm reden, hatte mit ihm viel Spaß gehabt und alles. Nur leider war er vollkommen Vanilla gewesen. Das beschissenste daran war, dass sie sich dadurch noch beschissener gefühlt hatte, als sie Schluss gemacht hatte, nachdem sie über ein Jahr zusammengewesen waren. „Ja, sorry, du bist superlieb, aber der Sex ist halt nicht, was ich mir erwarte“ war halt immer eine doofe Begründung. Er hatte nicht verstanden und es war ja auch klar. Sex sollte nicht alles sein, in einer Beziehung, oder?

Aber hey, sie hatte ihm auch angeboten, dass sie sich jemand anderes für Sex suchte. Also nicht, dass sie keinen Sex mehr mit ihm haben würde, nur, dass sie jemanden suchte, mit dem sie ihre Kinks auslebte, aber dafür war er zu besitzergreifend gewesen. Er hatte es ja nicht einmal probiert. Hatte selbst einfache Sachen nicht ernsthaft ausprobiert. Selbst damit, sie zu fesseln, hatte er sich nicht wohlgefühlt.

Sie verdrängte den Gedanken, während sie Batman weiter durch Arkham City schickte, um ein paar generische Thugs zu verprügeln. Das Spiel hatte etwas kathartisches. Bösewichte verprügeln, Batman sein …

Sie mümmelte ein weiteres Stück Apfel, als die Tür sich öffnete und Mischka, Stefs Katze ins Zimmer kam. Wie jede Katze sah auch Mischka aus, als würde ihr das Zimmer gehören. Mit erfurchtheischendem Blick saß die beinahe gänzlich weiße Katzendame sich um, ließ ihren langen, flauschen Schwanz einmal nach links, dann nach rechts schwanken und beschloss dann, dass der Kissenberg eindeutig der richtige Platz für ihr nächstes Nickerchen war. Ohne einen Laut sprang sie auf Nadjas Bett, dann auf den Berg und fläzte sich rücklings in die Kissen. Sie gähnte herzhaft.

„Dir hat man auch nicht beigebracht, mal zu fragen, hmm?“, murrte Nadja, wohl wissend, dass niemand einer Katze je etwas beibrachte.

Sie zockte weiter, froh, dass Mischka nicht beschlossen hatte, ihre Schultern zum Schlafplatz zu erklären. Der Kopf der Katze schmiegte sich dennoch zwei Minuten später gegen den ihren.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Katzen!

Eigentlich war sie eher der Hundemensch, aber Stef hatte die Katze von daheim geholt, als ihr Vater krank geworden war. Was hatte sie denn sagen sollen? Ab und an war es auch nett eine Katze zu haben. Speziell im Winter war es angenehm eine schnurrende Wärmflasche zu haben – sofern Mischka nicht beschloss, einem nachts den Hintern ins Gesicht reiben zu wollen.

Nadjas Handy klingelte. Eine neue Nachricht.

Sie hob es, halb damit rechnen, den nächsten Schwung Urlaubsbilder von Anika ansehen zu dürfen, doch die Nachricht war von Andre. „Wie geht es dir, Kleines?“

So begann er immer. Anders als Irene klangen seine Nachrichten immer etwas steif. Und er nannte sie auch in den Nachrichten immer Kleines, wie er es bei ihnen auch im Rollenspiel tat.

Sie beschloss ruhiger zu antworten. „Ferien!“ Sie machte ein Selfie von sich inklusive Katze, die Kopfüber vom Kissenberg zu hingen schien.

Die nächste Antwort ließ etwas auf sich warten. Lang genug, als dass Nadja ein paar weitere Handlanger des Jockers verprügeln konnte. Dafür war die Nachricht sehr kurz: „Süß„. Dahinter ein Herzchen.

Sie verdrehte die Augen. Es hatte fraglos einen Grund, warum Andre sie anschrieb. Sie ging davon aus, dass er ein nächstes Treffen vereinbaren wollte. Seit dem letzten Wochenende hatte sie sich tatsächlich noch gar nicht wieder mit ihm und Irene getroffen. Nicht einmal auf einen Kaffee. Es hatte sich nicht ergeben. Offenbar schob Irene wegen der Ferienzeit gerade auch Doppelschichten.

„Irene und ich gehen Donnerstag zum Loro“, schrieb er endlich. „Wir wollten dich einladen, mitzukommen.“ Emoji mit Kussmund dahinter.

Also ganz, wie sie es gedacht hatte. Sie ahnte, dass er das L'Oro meinte. Ein italienisches Restaurant, dass Irene gerne mochte. „Sehr gern“, antwortete sie. „Wann?“

„19:00“, kam nach ein paar Minuten die Antwort.

Auch sie hielt ihre Antwort kurz, antwortete nur mit einem Daumen nach oben, ehe sie weiterspielte.

Mischka rutschte vom Kissenberg auf ihr Bett und ließ es aussehen, als wäre dies vollkommen beabsichtigt gewesen. Sie mauzte, streckte sich und beschloss letzten Endes doch, sich quer über Nadjas Schoß zu legen.

Sie seufzte und kraulte den Rücken der Katze, die prompt zu schnurren begann, dabei aber mit aufgestellten Ohren die Bewegung auf dem Fernseher beobachtete.

Dann klingelte ihr Handy erneut. Wieder war es eine Nachricht von Andre. „Willst du eine Challenge?“

Sie grinste. „Für heute oder Donnerstag?“

„Sowohl als auch?“

Sie überlegte und sah zur Tür. Aktuell war sie allein in der Wohnung. Kurz leckte sie sich über die Lippen, stand auf, um Mischka rauszuwerfen, schloss ab und nahm wieder das Handy. „Was ist euer Gefühl, Meister?“, schrieb sie dann.

Beziehung hin oder her, sie konnte sich aktuell nicht wirklich über ihr Sexleben beschweren.

Erkenntnisse, Nerds & Erwartungen

Da es Sommer war, war es noch warm und hell, als Nadja die Straße zum L'Oro hinabeilte. Dank einer Busverspätung war sie etwas verspätet dran. Bei jedem Schritt konnte sie die Kegel-Eier spüren, doch daran war sie mittlerweile gewöhnt.

Sie hätte auch mit dem Wagen fahren können, doch war das L'Oro nahe genug an der Innenstadt, um die Parkplatzsuche zum Alptraum werden zu lassen, selbst wenn sie sich vielleicht später von Irene und Andre nach Hause fahren lassen würde. Nun, in die Nähe ihrer Wohnung zumindest. Sie wollte nicht riskieren, dass Stef die beiden sah.

Als sie endlich das Restaurant erreichte, fand sie die beiden schon auf einem der Tische vor dem Lokal sitzen, dass an einer Allee und in der Nähe des Kanals gelegen war.

Ein Lächeln breitete sich auf Irenes Gesicht aus, als sie sie sah. Sie hob die Hand, winkte ihr zu, um sie auf sich aufmerksam zu machen.

Allem Anschein nach kamen sie beide direkt von der Arbeit. Zumindest trug Irene einen Kostümrock und eine Bluse, selbst wenn sie ein Jacket oder ähnliches abgelegt hatte. Andre trug ebenfalls ein Hemd, selbst wenn seine Hose normaler war.

Dennoch fühlte sich Nadja neben ihnen in Rock und T-Shirt beinahe etwas kindisch.

Sie trug an diesem Abend ihr Haar in einem einzigen Zopf, damit Luft an ihren Nacken kam. Es war heiß und schwül an diesem Abend, was die Erfrischung dringend nötig machte.

„Da bist du ja“, meinte Irene, als Nadja sich zu ihnen setzte. „Wir haben dir schon einmal ein Glas bringen lassen.“

Nadja lächelte. Wein trank sie für gewöhnlich selten, jedoch vorrangig wegen der Preise von gutem Wein. „Danke.“ Sie sah zwischen den beiden hin und her. „Entschuldigt, dass ich spät dran bin, der Bus …“

„Schon in Ordnung“, erwiderte Andre. „Es waren nur zehn Minuten. Soll ich dich nachher bringen?“

„Ja. Das wäre lieb.“ Sie ließ sich von Irene einschenken.

Es war die andere Sache, die sie mit den beiden machten. Sich ab und an auf Essen, einen Kaffee und seltener auch zum Kino treffen. Meistens ohne anschließenden Sex, definitiv ohne Meister-Sklavenverhältnis, nur ab und an mit ein Paar sexuellen Anteilen, wie Andres Herausforderung.

An sich nichts aufregendes. Er hatte sie herausgefordert, den Abend über ihre Kegel-Bälle zu tragen, etwas, das sie auch so ab und an bei anderen Aktivitäten tat. Es war eine Sportübung, konnte sie sagen, selbst wenn es dennoch einen erotischen Aspekt hatte.

„Kommt ihr gerade von der Arbeit?“, fragte sie, als sich kurz Schweigen über sie senkte.

„Mehr oder weniger“, erwiderte Irene. „Ich hatte noch ein Treffen, das eigentlich um fünf vorbei sein sollte, aber bis sechs gedauert hat, weil dieser …“ Sie stoppte sich. „Sagen wir es so: Ein Kollege hatte sehr viel zu erzählen.“ Sie verdrehte dabei die Augen.

Andre zuckte mit den Schultern. „Ich hatte regulär etwas länger Schicht. Sommerzeit.“

„Sei froh, dass du noch so etwas wie Ferien hast“, meinte Irene.

„Ich arbeite auch:“ Nadja zog einen übertriebenen Schmollmund. „Selbst wenn nur Aushilfe.“

„Glaub mir, in einer Firma wird es stressiger.“ Irene zwinkerte ihr zu.

Daraufhin zuckte Nadja nur mit den Schultern und trank einen Schluck des Rotweins. Was sollte sie darauf auch groß erwidern? Wahrscheinlich hatte Irene Recht und sie würde recht schnell dem einfachen Leben als Studentin nachweinen.

Bald kam ein Kellner vorbei, der offenbar darauf gewartet hatte, eine Bestellung aufzunehmen und sie bestellten.

„Wie laufen die Ferien soweit?“, fragte Irene, als der Kellner wieder ging.

„Faul“, gab Nadja zu. „Aber das habe ich mir nach den Prüfungen auch verdient.“

Irene lächelte. „Hast du fraglos. Das Chemiestudium ist berühmtberüchtigt.“

„Ja.“ Sie leerte das Weinglas. „Ansonsten … Ich war mit ein paar Freunden raus und … Keine Ahnung. Wir überlegen demnächst zu einem der Mittelaltermärkte zu fahren.“ Wenn es denn dazu kam. Sie glaubte nicht wirklich daran.

„Früher war ich auch öfter auf solchen Märkten“, meinte Andre zu ihrer Überraschung an.

„Das wusste ich gar nicht.“ Nadja hob eine Augenbraue und musterte ihn.

Er lächelte verlegen und wechselte einen Blick mit seiner Frau. „Ja. Im Studium war ich öfter auf Märkten.“

„Und auf LARP“, meinte Irene.

„Du hast gelarpt?“ War es nicht unglaublich, dass sie die beiden seit zwei Jahren kannte, aber davon noch nie etwas gehört hatte?

Er zuckte mit den Schultern. „Ja. Aber im Krankenhaus … Hat es nicht mehr ganz zum Konzept gepasst. Ich war seit, was?“ Wieder sah er zu Irene. „Sechs Jahren nicht mehr auf LARP.“

„Schade.“ Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Christorph fuhr noch immer, aber Christroph war auch noch jünger.

Sie selbst hatte mit LARP und auch den normalen Rollenspielrunden eher wenig anfangen können. Vielleicht, weil die Runden von Jungs überdominiert waren, und weil ihr beim LARP Leute, die als Elfen mit aufgeklebten Ohren durch die Gegend liefen ein wenig suspekt waren. Sie mochte den Atmosphärischen Aspekt ja durchaus, aber spätestens wenn jemand einen Schaumstoffball als Feuerzauber verkaufen wollte, endete ihre Fähigkeit das ganze irgendwie ernst zu nehmen.

Sie war einmal mit Christorph auf diese Drachenfeste gefahren, aber abseits vom Atmoshärespiel an den Abenden hatte es ihr wenig gebracht außer ein paar verschwitzte Tage und viel zu kalte Duschen. Und eine Erkältung, am Ende der ganzen Aktion.

Dennoch wandte sie sich nun an Irene. „Und du?“

„Nein, für mich war das ganze nichts“, erwiderte sie. „Also Mittelaltermärkte gerne, aber ohne Verkleidung.“

„Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Magdkleid dir stehen würde“, merkte Nadja mit einer Spur von Sarkasmus an.

Irene grinste. „Pass auf was du sagst.“ Sie beugte sich zu ihr herüber. „Oder ich denke das nächste Mal, wenn du zu Besuch bist dran.“

Nadja kicherte leise. Sie konnte nicht anders. „Vielleicht sollte ich dann noch ein wenig mehr sagen.“

Zur Antwort schenkte Irene ihr einen wissenden Blick, ehe Andre sich einmischte.

„Worüber wird da getuschelt?“

„Ich habe Nadja nur ein paar Sachen versprochen“, meinte Irene süffisant.

Kurz herrschte eine peinliche Stille. Andre trank einen Schluck des Weins, Irene schenkte Nadja nach, die das Glas für ein paar Momente ratlos in den Händen hielt. Dann sah sie wieder zu den beiden. „Gibt es sonst noch irgendwelche Geheimnisse, von denen ich wissen sollte?“

„Irene schaut noch immer Cartoons“, erwiderte Andre rasch und wurde dafür von seiner Frau in die Seite geknufft, was Nadja zum Grinsen brachte.

Die beiden waren nicht einmal so viel älter als sie, selbst wenn sie beruflich soviel weiter fortgeschritten waren. Manchmal vergas sie es nur, gerade wenn die beiden da in ihrer Geschäftskleidung hockten, während sie ihre lockere Kleidung trug.

„Vielleicht sollten wir mit dir zusammen auf einen Mittelaltermarkt gehen“, meinte Andre schließlich.

„Ja, vielleicht.“ Sie lächelte. „Aber bitte keinen, wo meine … Kumpels sind.“

„Ach, wenn jemand fragt, bin ich einfach deine Cousine.“ Irene zwinkerte ihr zu. „Es sei denn du willst an der Leine geführt werden“, fügte sie dann deutlich leiser hinzu.

Warum nur turnte sie dieser Gedanke schon wieder an?

Viel tiefer ging das Gespräch nicht in das Thema ihrer mittelalterlichen oder etwaig nerdigen Hobbys, da das Essen bald serviert wurde.

Ein wenig fragte sich Nadja schon, ob sie auch sonst Freizeit mit den beiden verbringen konnte. Aber es wäre weird. Selbst mit Irene ins Kino zu gehen war manchmal etwas seltsam. Immerhin hatten sie einander vorrangig über ein Forum kennen gelernt, hatten sich ausschließlich für den Sex getroffen. Nicht zuletzt, weil die beiden zwischen all den Leuten, die sie dort angeschrieben hatten, zu den wenigen gehörten, die deutlich keine Beziehung mit BDSM, sondern wirklich nur jemanden für BDSM gesucht hatten.

Das war kurz nach ihrer Trennung von Daniel gewesen und damals hatte sie einfach keinen Nerv für eine weitere Beziehung gehabt. Und jetzt? Jetzt brauchte sie jemand, der sie entweder befriedigen konnte oder damit klar kam, dass sie ab und zu eine Sexsklavin für jemand anderes war. Das wäre ein lustiges Thema für ein erstes Date …
 

Zwei Stunden später saß sie auf dem Beifahrersitz von Andres Wagen, während Irene auf der Rückbank saß und etwas auf ihrem Smartphone las. Sie fuhren Stadtauswärts, da Nadja wie so viele Studenten zum Leben in einem Vorort verdammt war, den steigenden Mitpreisen in den Städten zum Dank.

„Und?“, fragte Andre als sie vor einer Ampel standen. „Wie sieht es mit deiner Challenge aus?“

„Ich habe die Kugeln drin“, erwiderte sie leise.

„Soll ich dir das einfach so glauben?“ Er schenkte ihr einen amüsierten Seitenblick, ehe er wieder anfuhr.

Sie grinste. „Du kannst nachsehen.“

„Nachsehen?“, kommentierte Irene von der Rückbank.

„Nachtasten?“, bot Nadja an.

„Vielleicht gleich“, meinte Andre.

Sie fuhren weiter die dunkle Straße entlang. Es waren dank des guten Wetters noch einige Leute unterwegs. Gerade in der Nähe diverser Bars tummelten sich die Leute, obwohl es nicht einmal Wochenende war. Das hatte aber noch niemanden aufgehalten.

Ein Teil von Nadja hätte vorgeschlagen, direkt zu ihnen mitzukommen, doch sie wusste, das es nicht ging. Sie hatte selbst noch an den nächsten Tagen etwas zu tun, davon abgesehen, dass Stef sich fragen würde, wo sie auf einmal abgeblieben war.

Dennoch wünschte sich zumindest ein Teil von ihr einfach entführt und durchgefickt zu werden.

War sie wirklich so pervers?

Sie warf Andre einen Seitenblick zu, überlegte etwas anzumerken, behielt es aber doch für sich, bis sie schließlich auf dem Parkplatz eines Supermarktes, eine Straße von ihrer Wohnung entfernt standen. Zumindest der Parkplatz war mittlerweile verlassen, bot ihnen zumindest ein wenig Ruhe.

Andre wandte sich ihr zu. „Soll ich wirklich nachsehen?“

Sie lächelte ihn an, schnallte sich ab, schob ihren Rock etwas hinauf und die Unterhose herunter, ehe sie im Beifahrersitz etwas weiter vorrückte und die Beine soweit spreizte, wie der begrenzte Platz des Wagens es erlaubte.

„Du bist wirklich willig“, meinte Irene amüsiert.

Andre nahm ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel aus dem Handschuhfach und sprühte es sich auf die Finger. Wahrscheinlich so eine ärztliche Angewohnheit. Dann ließ er seine Hand zu Nadjas Schritt wandern, drang mit zwei Fingern in sie ein, um nach den Bällen zu tasten, die tiefer in sie hineingerutscht waren. Dennoch fand er sie schnell, zog leicht daran. Er sah sie mit amüsiert gehobenen Augenbrauen an. „Du bist wirklich brav.“

„Natürlich, Meister“, flüsterte sie.

„Vielleicht sollten wir das nächste Mal eine zusätzliche Herausforderung bieten“, meinte Irene. „Ohne Unterhose dabei.“

Nadja lachte. „Und was mache ich dann, wenn sie rausrutschen?“

„Dann rutschen sie besser nicht heraus“, erwiderte Irene.

Andre leckte sich etwas unsicher über die Lippen. „Hättest du nächste Woche am Wochenende Zeit zu kommen?“, fragte er dann.

Kurz überlegte Nadja, nickte dann aber. „Gern.“ Sie zögerte. „Habt ihr schon etwas geplant?“

„Ich habe ein paar Ideen“, antwortete er. „Wir wollten deine Hitzeresistenz etwas trainieren, oder?“

Sie biss sich auf die Lippen. Es war tatsächlich die Arzt Schmerzen, mit der sie am wenigsten umgehen konnte, und sie war sich sicher, dass er davon sprach. Wachs auf ihrer Pussy. Sie war dafür zu empfindlich, was es umso mehr zu einer Herausforderung machte. „Sehr wohl, Meister.“

„Hast du denn noch wünsche?“, fragte er dann.

Nadja sah zu ihm, dann zu Irene. „Na ja. Noch immer denselben. Ich würde irgendwann wirklich gern mal …“ Sie schluckte. „Na ja, Needle Play halt.“ Die Vorstellung verfolgte sie seit Jahren schon und sie hatte nie jemanden gefunden, der es mit ihr probieren wollte. „Das wäre … Cool.“

Er sah sie von der Seite an. „Wie gesagt, ich denke darüber nach.“

Vielleicht war es für ihn auch einfach seltsam, da er im Krankenhaus arbeitete und daher Nadeln mit der Arbeit verband.

„Danke“, flüsterte sie. Für einen Moment zögerte sie, überlegte auszusteigen, als Irene noch einmal die Stimme erhob.

„Magst du noch eine Herausforderung für heute?“, fragte sie leise.

Nadja sah sich zu ihr um. Irenes Stimme hatte wieder diesen verspielten Unterton, den sie als ihre Herrin gerne nutzte. „Ja?“

Vorsichtig rückte Irene auf der Rückbank hinter sie und legte ihre Arme um den Beifahrersitz und damit auch sie. Dann säuselte sie in ihr Ohr: „Masturbier für uns.“

Geheimnisse, Tinder & Pfannkuchen

Wie so oft vor ihren Wochenenden bei Andre und Irene spürte Nadja die zunehmende Nervosität, während sie in der Küche stand und dabei zusah, wie der Pfannkuchen vor sich hinbruzelte. Sie hatte eigentlich versprochen gehabt für Stef am Wochenende zu kochen, weil sie vergessen hatte, dass sie bereits verabredet war.

Mit der Begründung andere Verpflichtungen zu haben, hatte sie Stef davon überzeugen können, dass sie heute kochte. Stef würde sich dafür um Wäsche und Abwasch kümmern.

Sie hatte das Radio angestellt, in dem die übliche Mischung aus Rock und Pop, die die deutschen Charts ausmachten lief, summte aber leise mit. Man kannte die meisten der Lieder halt.

Sie wusste noch immer nicht, was sie am Wochenende erwartete. Außer die dubiose Ankündigung von Wachsspielen. Wie konnte sie sich gleichzeitig davor fürchten und darauf freuen?

Vor sich hinsummend wendete sie den Pfannkuchen, als Stef reinkam und ihren Laptop auf den Küchentisch platzierte. „Wollen wir beim Essen was zusammen schauen?“, fragte sie.

„Klar. Konkrete Vorschläge?“ Sie drückte mit den Pfannenwender den Pfannkuchen etwas gegen das beschichtete Metall, damit die Unterseite brauner wurde.

„Du wolltest mit mir noch immer Doctor Strange schauen“, meinte Stef.

Nadja sah über ihre Schulter. „Gleich einen ganzen Film?“

„Sie haben ihn gerade bei Netflix reinbekommen.“ Das war auch eine Antwort.

Daraufhin zuckte Nadja nur mit den Schultern. Sie wollte erst in vier Stunden losfahren und Duschen würde sie ohnehin bei Andre und Irene. Insofern hatte sie Zeit. Außerdem hatte sie den Film bisher nur einmal mit Christorph und Marcel im Kino gesehen. „Schon überredet.“

„Yay.“ Stef öffnete den Laptop und begann wahrscheinlich vorzuladen.

„Wie viele Pfannkuchen willst du mit Äpfeln?“, fragte Nadja.

„Halb-halb.“

„Also alle Pfannkuchen halb mit Äpfeln?“ Sie grinste herausfordernd.

Sofort zog Stef einen Schmollmund und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Du weißt ganz genau, was ich meine, Nad.“

„Weiß ich das?“ Neckend streckte sie ihrer Mitbewohnerin die Zunge heraus, während sie mit einer eleganten Bewegung den Pfannkuchen auf den soweit noch nicht allzu hohen Stapel beförderte.

Stefanie hielt ihre Frage wohl keiner Antwort wert und tippte weiter auf ihrem Laptop herum, während Nadja den nächsten Pfannkuchen in die Pfanne gab und dieses Mal die vorgeschnittenen Apfelscheiben auf den rohen Teig gab, damit diese festbacken konnten.

Erst zwei Pfannkuchen später erhob Stef wieder die Stimme. „Du verheimlichst mir ja doch etwas.“ Da war es also wieder.

„Ich verheimliche dir ganz viel, meine liebste Mitbewohnerin“, meinte Nadja, ohne sich ihr zuzuwenden.

„Und lässt mich hier schon wieder alleine.“ Ernsthaftes Schmollen klang in ihrer Stimme mit.

„Du könntest ja auch nach Hause fahren“, erwiderte Nadja.

„Cool. Sechs Stunden fahrt.“ Wieder wurde ein Entengesicht gezogen.

„Dann entschuldige bitte, dass ich Leute habe, mit denen ich über das Wochenende wegfahre.“ Nadja prüfte, ob der Pfannkuchen sich bereits lösen ließ. „Ich mache halt nicht alles mit dir.“

„Ich weiß, ich weiß.“ Dennoch klang Stef beleidigt.

„Du kündigst auch nicht immer an, wenn die Abends weggehst.“

„Ich mache aber auch nicht so ein Geheimnis darum, mit wem ich weggehe.“

„Ich habe doch gesagt: Alte Klassenkameraden.“

„Die ich nie getroffen habe.“

Nadja verdrehte die Augen, wendete den Pfannkuchen. „Du musst eben nicht alle meine Freunde kennen. Ist das so schlimm?“

„Ich will halt einfach wissen, ob es ein Date ist.“

„Warum?“ Sie wandte sich zu ihr herum. „Damit du eifersüchtig sein kannst?“

Missmutig verzog Stef das Gesicht, seufzte schließlich jedoch. „Vielleicht“, gab sie zu. „Ich weiß, ich weiß. Ich bin unmöglich.“ Sie legte das Kinn auf dem Touchpad des Laptops ab und starrte auf den Bildschirm.

Nadja lächelte matt. „Schön, dass du das einsiehst.“ Dann nahm sie einen neuen Teller aus dem Hängeschrank, packte den neusten Pfannkuchen darauf und stellte ihn neben Stefanies Laptop. „Vielleicht muntert dich das ja auf.“

„Danke.“ Noch einmal seufzte Stef melodramatisch schwer, stand auf und nahm sich die Tupperdose mit Zimt und Zucker von der Küchenzeile. „Ich bin halt nur allgemein neidisch. Du kannst heimfahren und ich hocke hier fest …“

„Ich weiß“, erwiderte Nadja. Zumindest dahingehend hatte Stef Recht, selbst wenn sie eigentlich gar nicht heimfuhr. Während sie nur zwei Stunden mit dem Zug, eineinhalb mit dem Auto von ihrer Familie entfernt wohnte, durfte Stef durch halb Deutschland fahren – und das auch nur, wenn sie ihren Vater erreichen wollte, während ihre Mutter in Frankreich lebte.

Insofern konnte sie ihren Missmut verstehen.

Sie goss den Teig für den letzten Pfannkuchen in die Pfanne und stellte den Herd herunter, um den Rest über Restwärme braten zu lassen. „Christorph und ich wollen demnächst auf einen Mittelaltermarkt. Vielleicht magst du mitkommen und schauen, ob du dort jemanden triffst.“

Mit einem weiteren ergebenen Seufzen rutschte Stefanie weiter auf der Bank nach vorne. „Ja. Vielleicht keine dumme Idee. Selbst wenn ich keine Ahnung habe …“ Sie verstummte.

„Keine Ahnung, was?“

„Ach, wie ich ein Gespräch anfangen soll“, erwiderte Stefanie. „Also mit Jungen.“

„Aber du hattest doch schon einen Freund.“ Wieder testete Nadja den Pfannkuchen.

„Ja, aber das ist einfach passiert. Wir waren vorher befreundet und dann war es halt mehr und … Du weißt wie das ist!“

Sie drehte den Pfannkuchen und stellte den Herd ganz aus, ehe sie sich zu ihrer Mitbewohnerin umdrehte. Dann seufzte sie. „Ja, ich denke ich weiß, wie das ist.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir halt nur nicht so viele Gedanken darum.“

„Ich beneide dich darum“, murrte Stefanie und seufzte.

„Ich weiß, ich weiß.“ Wieder kam ihr der Gedanke, dass eine Beziehung tatsächlich mal wieder schön wäre – wenn es nicht so kompliziert wäre. Was konnte ihr eine Beziehung auch geben, was sie im Moment nicht hatte?

Mit einem Seufzen ihrerseits ging sie zu Stefanie hinüber und klopfte ihr auf die Schulter. „Weißt du, meine Mutter mag vielleicht nicht die Autorität in dem Gebiet sein, aber vielleicht hat sie nicht Unrecht. Sie meinte halt immer, je verzweifelter man sucht, desto schwerer ist es was vernünftiges zu finden.“

„Das sagt meine Cousine auch immer“, murmelte Stef. Sie starrte mit gerunzelter Stirn auf den Laptopbildschirm. „Vielleicht komme ich wirklich mit dir und Chris mit.“ Damit nickte sie. „Ja, ich glaube das mach ich.“

„Gut. Und ansonsten gibt es Tinder.“ Nadja knuffte Stef in die Seite, ehe sie aufstand, um den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne zu nehmen.

„Aber Tinder ist weird!“

„Zumindest weißt du da, dass die Typen suchen. Und sie fangen selbst ein Gespräch an.“

„Indem sie Dickpics senden!“, rief Stef aus und brachte Nadja zum Lachen.

Mit dem Pfannkuchenstapel dabei ging sie zum Tisch hinüber. „Es ist eine Art ein Gespräch anzufangen.“

„Oh ja. Das wäre es doch. In einer Bar einfach direkt die Hose runterlassen. Niemand würd mehr mit dir reden!“ Stef schüttelte empört den Kopf.

Vorsichtig schob Nadja sie zur Seite, um neben ihr auf der Küchenbank platz zu finden. „Ich sage nicht, dass es eine gute Art ist.“ Sofern man nicht in einem Sexclub war. Wobei, selbst da war so ein Verhalten nicht zugelassen. Insofern … Das Internet war ein seltsamer Ort.

Wachs, Schmerzen & Grenzen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Drop, Pralinen & Eiswürfel

Während Andre ihre Fesseln löste, wurde Nadja klar, dass er Recht gehabt hatte. Die Tränen hörten einfach nicht auf zu fließen und das obwohl ein großer Teil des Schmerzes schon lange verebbt war. Verdammt, sie fühlte sich selten so dabei. Was zur Hölle …

Irene war bei ihr und strich über ihre Wange. Sie wirkte ebenso überfordert, wie Nadja sich fühlte, zog aber schließlich Nadja an sich, half ihr sich aufzusetzen und nahm sie in den Arm. Sie strich über ihren Kopf, sagte aber nichts.

Irgendein rationaler Teil von Nadjas Hirn erkannte, dass das wohl der Drop war, den sie so selten hatte. Sie schmiegte sich an Irene, da die Nähe zumindest gut tat.

Dann war Andre hinter ihr und legte eine Decke über ihre Schultern. „Hier.“

Der Gedanke, wie sie gerade aussehen musste, machte es nicht besser. Unwillkürlich versuchte sie sich mit der Decke das Gesicht abzuwaschen.

„Warte, ich bringe dir ein Handtuch“, meinte Irene, als sie das bemerkte. Sie zögerte. „Kannst du aufstehen?“

Auch wenn sie nicht sicher war, nickte Nadja. Tatsächlich schaffte sie es mit Irenes Hilfe aufzustehen und sich zum Bett zu schleppen, wo sie in die Decke gehüllt sitzen blieb.

Irene verschwand ins benachbarte Badezimmer, wo kurz Wasser lief, ehe sie mit einem offenbar feuchten Handtuch zurückkam.

Wo war Andre eigentlich abgeblieben?

Wieder setzte sich Irene neben sie und begann vorsichtig ihr das Gesicht zu wischen. „Hier. Ist das besser?“, fragte sie leise.

Nadja nickte. Zumindest flossen weniger Tränen. Unwillkürlich schmiegte sie sich wieder an Irene, weil die Nähe im Moment einfach gut tat.

Die Tür zum Keller wurde geöffnet und geschlossen. Es folgten Schritte auf der Treppe, ehe Andre die Tür öffnete. Er war in einen Bademantel gekleidet, hatte eine Flasche Orangensaft dabei, sowie eine Packung Pralinen und setzte sich nun auf ihre andere Seite. Vorsichtig strich er über die Decke an ihrem Rücken. „Ist es etwas besser?“

Nadja nickte stumm. „Entschuldigt, dass ich nicht …“

„Es war mein Fehler“, sagte er schnell. „Ich habe wohl übertrieben.“

„Wir beide“, fügte Irene hinzu. „Entschuldige.“

Nadja blieb stumm. Sie wusste nicht wirklich was sie dazu sagen sollte. Noch immer hatte sie Gefühl, dass sie das hätte aushalten sollen. Es war nicht schlimmer als andere Dinge, die sie getan hatten. Sie kam nur einfach nicht mit dem Schmerz klar. Und der Angst. Sie hatte wirklich Angst gehabt.

„Hier. Trink erst einmal ein bisschen“, meinte Andre vorsichtig und reichte ihr den Orangensaft zusammen mit einem Strohhalm.

Also trank sie. Sie wollte ihn nicht noch weiter verunsichern. Tatsächlich tat es gut. Der Orangensaft war relativ süß und war angenehm in ihrer rauen Kehle, auch wenn er etwas brannte. Dankbar trank sie einen weiteren, tiefen Schluck, atmete dann tief durch. „Danke.“

„Tut irgendetwas noch sehr weh?“, fragte Andre vorsichtig, doch Nadja schüttelte den Kopf.

„Es geht schon. Es brennt noch etwas.“ Außerdem konnte sie noch immer Wachs in ihrer Pussy spüren. Sie sagte es jedoch nicht.

Andre nickte, strich wieder über die Schulter. Er wirkte zittriger, als es normal bei ihm der Fall war.

Vorerst reichte er ihr jedoch nur eine der Pralinen, die sie ebenso dankbar aß. Der Zucker ließ zumindest ihr eigenes Zittern nachlassen, sorgte dafür, dass ihr Atem kräftiger wurde. Sie warf Andre einen Seitenblick zu, dann Irene, die ihrerseits ebenso blass war. „Vielleicht solltet ihr auch etwas essen“, meinte sie vorsichtig.

Ein mattes Lächeln zeigte sich auf Irenes Gesicht. „Du bist süß.“

„Ich habe euch einen ziemlichen Schreck eingejagt“, begann Nadja vorsichtig.

„Weil wir selbst zu weit gegangen sind“, erwiderte Andre. Er leckte sich über die Lippen. „Vielleicht war das mit dem Knebel und dem ganzen …“

Nadja nahm noch einen weiteren Schluck, ehe sie sprach. „Das Problem war das Spekulum. Es ist heiß geworden, als die Kerze heruntergebrannt ist.“

Die beiden tauschten einen Blick. Sie seufzten beinahe synchron, bevor Andre für einen Moment die Hände auf sein Gesicht legte, sich die Augen rieb.

„Daran habe ich nicht gedacht“, gab er dann zu.

Nadja nickte. „Ich habe es bemerkt.“ Vorsichtig hob sie eine Hand, um sie auf seine Schulter zu legen.

Schweigen. Eine gedrückte Stille machte sich breit, während zumindest Irene ebenfalls eine Praline aus der Packung nahm und nachdenklich kaute. Schließlich befreite auch Andre eine aus der Folie und schob sie sich in den Mund.

Er sah Nadja an, dann seine Frau. „Ich gehe hoch und mache etwas zu Essen. Ich glaube, das können wir gerade alle gebrauchen.“

„Mach das“, meinte Irene. „Und vielleicht solltest du auch noch etwas trinken.“

Er lächelte matt, stand auf und verließ das Zimmer, während seine Frau neben Nadja sitzen blieb.

Wieder zog Irene Nadja an sich und strich sanft über ihre Schulter. Obwohl sie nicht mehr weinte genoss Nadja die Nähe für den Moment. Gleichzeitig war da allerdings noch eine andere Sache, doch sie traute sich nicht es anzusprechen.

Am Ende war es Irene, die die Stimme erhob. „Darf ich danach sehen?“, fragte sie.

Es war klar, wovon sie sprach.

Nadja nickte. Sie ließ die Decke etwas sinken, schob sie an den Beinen zur Seite und machte diese breit, als Irene sich vor sie kniete.

„Leg dich am besten ganz hin“, meinte Irene sanft.

Nadja gehorchte, lehnte sich zurück und stellte die Füße auf den Rand der Matratze. Sie spürte, wie Nadja vorsichtig erst die inneren, dann die äußeren Schamlippen auseinanderzog, mit der anderen Hand ein paar lose Stücke Wachs löste. Es schmerzte etwas, zog vor allem, brachte Nadja dazu leise aufzukeuchen.

Irene wirkte unsicher. „Vielleicht sollten wir das kühlen“, meinte sie schließlich.

„Sieht man etwas?“, fragte Nadja.

„Es ist etwas rot.“ Irene schürzte die Lippen. „Was hältst du davon, wenn ich noch ein paar Eiswürfel hole.“

Kurz zögerte Nadja, nickte dann aber. „Okay“, flüsterte sie und zog die Decke wieder enger um sich.

Irene stand auf. Noch einmal schenkte sie Nadja einen unsicheren Blick, ging dann aber zur Tür und hinaus.

Nadja rückte weiter aufs Bett. Sie legte den Kopf auf die Kissen und griff nach dem noch immer nassen Handtuch. Vorsichtig und nicht ohne zu zögern, rieb sie es über ihren Schritt, wo der Wachs noch immer hart in einigen Hautfalten lag.

Das schlimme war, dass sie noch immer etwas Erregung oder viel eher den Drang zu masturbieren spürte. Sie hatte auch einmal gelesen, dass es nach einem Drop helfen sollte.

Erst einmal bemühte sie sich jedoch, den Wachs fortzubekommen, griff schließlich auch vorsichtig mit zwei Fingern in sich hinein, zuckte aber zusammen als sie an die wunde Stelle am Scheideneingang kam. Wieder sank sie gänzlich auf das Kissen zurück und wartete.

Dann kam Irene, die ihrerseits ein T-Shirt angezogen hatte, wieder herein. Sie hatte ein Glas mit Eiswürfeln in der Hand und musterte sie schuldbewusst. „Hier“, meinte sie sanft und setzte sich zu ihr. Sie wollte ihr das Glas reichen, hielt dann aber inne. „Soll ich?“

„Ja“, antwortete Nadja ruhig. „Danke.“

Irene rutschte etwas tiefer, nahm einen Eiswürfel und drückte ihn gegen Nadjas Schritt und dann in sie hinein.

Ein leichtes Zittern lief durch Nadjas Körper.

„Alles okay?“, fragte Irene.

Nadja nickte. „Ja.“ Sie schürzte ihre Lippen. „Kannst du versuchen das Wachs rauszubekommen?“

„Natürlich.“ Nun rutschte Irene gänzlich zwischen ihre Beine. Vorsichtig tastete sie mit zwei Fingern nach dem Wachs, das noch immer weich, zumindest aber nicht mehr flüssig war. Sie bekam es zu fassen, zog es vorsichtig raus.

Nadja seufzte erleichtert. „Danke.“

Irene lächelte, nahm einen weiteren Eiswürfel und schob ihn vorsichtig in sie hinein. Dann legte sie sich neben sie, nahm sie wieder in den Arm. „Kann ich sonst noch was für dich tun?“

Für ein paar Sekunden zögerte Nadja, dann sah sie Irene an. „Würdest du mir helfen zu masturbieren?“

Sorgen, Schuld & zwei schlechte Gewissen

Es fühlte sich seltsam an, am nächsten Tag zwischen Andre und Irene im Bett aufzuwachen. Zwar was es das gesamt dritte Mal, dass so etwas geschah, doch war der Kontext dieses Mal definitiv ein anderer gewesen.

Nadja wäre bereit gewesen, unten im Bett oder im normalen Gästebett zu schlafen, wie sie es eigentlich immer tat, doch es schien, als wären zumindest ihre beiden „Meister“ an diesem Wochenende nicht mehr ganz so entspannt damit, sie weiterhin wie eine Sklavin zu behandeln. Dabei war es nicht so schlimm gewesen. Nachdem der erste Schock und die Folgen des Drops verebbt waren, hatte sie die Besorgnis der beiden schon beinahe ein wenig nervig gefunden.

Gleichzeitig hatte sie es jedoch genossen – vielleicht zu sehr – diese Art von körperlicher Nähe zu bekommen. Es war nur gefährlich. Sie war Chemikerin. Sie wollte nicht riskieren, dass ihre Hormone dafür sorgten, dass ihr verdammtes Gehirn die Dinge falsch interpretierte. Ein eventuell zu rationaler Gedanke.

Wenigstens war das Haus der beiden angenehm kühl, das Schlafzimmer sogar klimatisiert, weshalb es nicht zu heiß geworden war.

Von der leichten Verbrennung spürte sie kaum noch etwas, abgesehen von einem leichten Ziehen.

Als sie beim Frühstück saßen, trug sie ein T-Shirt und eine Unterhose. Mehr als die meiste Zeit, doch viel sexuelle Spannung lag nicht mehr in der Luft. Eigentlich schade.

Sie trank etwas Kaffee, schmierte sich ihr zweites Toast, während sie zu den anderen beiden hinübersah. Irgendwie sollten sie wohl noch einmal darüber reden. Kommunikation war wichtig und all das. Allerdings käme sie sich albern vor, würde sie es als erste ansprechen.

Also schwieg sie, biss in das Brot, während das Radio im Hintergrund lief, das gegen die betretene Stille jedoch nicht anzukommen vermochte.

Dagegen war es am Abend vorher entspannter gewesen, als sie zusammen ein paar Folgen einer alten Serie geschaut hatten.

„Wann willst du nach Hause fahren?“, fragte Andre schließlich.

Nadja zuckte mit den Schultern. „Mir egal.“

Er nickte und wieder machte sich schweigen breit.

Musste sie wirklich die Person sein, die das Thema noch einmal aufbrachte? Es war so albern. Sie sah zu Irene, die sie ihrerseits anschaute, und eine stumme Frage lag in ihrem Blick. Doch wieder Schweigen.

Schließlich überwand Nadja sich. „Ich hätte keine Probleme nachher noch ein wenig zu spielen.“

Jetzt waren es Andre und Irene, die Blicke tauschten.

„Du solltest vielleicht für ein paar Tage damit vorsichtiger sein“, meinte Andre dann.

„Es tut nicht mehr weh“, erwiderte Nadja. „Und außerdem …“ Sie schluckte. Dinge, die ihr im sexuellen Kontext zu sagen leichter fielen, kamen ihr bei diesem recht einfachen Frühstück etwas albern vor. „Ich habe noch andere Löcher.“

Ein peinliches, leises Lachen.

Schließlich war es Irene, die das eigentliche Thema aufbrachte. „Wir sollten vielleicht darüber reden, was gestern falsch gelaufen ist.“

Wieder deutete Nadja ein Schulterzucken an. „Wie gesagt. Das mit der Kerze und dem metallenen Spekulum …“

„Das war aber nicht der Grund für den Drop, oder?“, fragte Andre vorsichtig.

Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Ich weiß es nicht genau. Ich denke es war das und dass ich kurz wirklich Angst hatte. Und das halt …“ Wie waren die richtigen Worte? „Das halt nicht auf diese gespannte Art.“

Irene leckte sich die Lippen. „Was hätten wir anders machen sollen?“

„Wie gesagt, das mit der Kerze und dem Spekulum … Überhaupt, die Kerze soweit runterbrennen zu lassen.“ Nadja fixierte ihren Kaffee und leckte sich über die Lippen. „Na ja, und als ich … Als ich Panik bekommen habe, sofort was machen. Ich … Für einen Moment habe ich wirklich geglaubt ihr macht die Kerze nicht aus.“ Dabei war sie sich selbst dessen bewusst, dass sie auch keine Anstalten gemacht hatte, ein Safeword zu nutzen. Jedenfalls glaubte sie das. Sie war einfach panisch geworden.

„Verstanden“, meinte Andre und legte seine Hand auf die ihre. „Das tut mir leid.“

„Uns leid“, verbesserte Irene.

Nadjas Wangen brannten etwas. Ach, gerade fühlte sich alles etwas peinlich an. „Es ist schon okay. Wie gesagt. Na ja. Generell bin ich was Hitze an … an meiner Pussy angeht, glaube ich, etwas empfindlich. Und daher …“

„Kein Wachs?“, fragte Irene.

„Nein. Das nicht. Nur etwas vorsichtiger.“ Nadja schluckte. Sie trank etwas Kaffee, leckte sich dann wieder die Lippen. „Aber ich… Ich würde heute schon gerne noch … Wenn es für euch in Ordnung wäre. Ich meine … Es ist für mich halt auch Entspannung, wenn ihr mich …“ Sie zwang sich die beiden anzusehen. „Wenn ihr mich durchnehmt. Also für mich wäre es okay. Und wenn ihr mich nur ein wenig diszipliniert. Ohne … Ohne den Sex.“ Sie kam sich dabei beinahe etwas verzweifelt vor. Aber verdammt. Sie kam doch deswegen her. Um sich ein wenig dieser Fantasie hinzugeben eine Sklavin zu sein, die benutzt wurde, auf die man keine Rücksicht nahm. Sicher, die Besorgnis war süß und all das, aber darauf wollte sie das Wochenende nicht ausklingen lassen.

Irene nahm ihre Hand. „Bist du dir sicher.“

Dieses Mal sah Nadja ihr in die Augen. „Ja, Meisterin.“

Strand, Zukunftspläne & ein Arschloch

Es war kein Meer, aber es war ein Strand. Und Wasser. Und Badelaken. Und Sonnenschein. Oder anders gesagt: Es war das nächste an einem Strandurlaub, das man in Deutschland bekam, ohne an Nord- oder Ostsee zu fahren.

Neben Nadja lag Chrissy oder Christina, Christorphs Frau, auf dem Laken, sonnte sich, während Christorph mit einen Kumpels im Wasser war.

Ein wenig kam Nadja sich schon wie das fünfte Rad am Wagen vor. Einmal wieder. Denn neben Christorph und Christina, waren zwei Kumpel Christorphs dabei, Kai und Matthias, sowie Annika und ihre Freundin und alles in allem war Nadja sich nicht gänzlich sicher, ob sie nicht hätte besser daheim bleiben sollen. Spätestens als Stef lieber daheim geblieben war, vorrangig weil sie ihre Tage hatte.

Jetzt lag Nadja neben Christina auf dem Badelaken, als ein Buch – leider ein Buch für die Uni – und sonnte sich dabei etwas. Wo Annika und Tamara abgeblieben waren, wusste sie nicht einmal.

Chrissy lag auf dem Bauch, hatte die Augen geschlossen und genoss die Sonne offenbar, die in diesem Sommer sich bisher wenig hatte sehen lassen. Sie hatte es trotzdem irgendwie geschafft, gut gebräunt zu sein, was vielleicht entsprechender Genetik, vielleicht aber auch einem Sonnenstudio zu verdanken war. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, der neben ihrem Hals hinabhing. Ab und an aber sah sie sich zum Wasser um, als wolle sie sich vergewissern, dass Christorph nicht ertrunken war.

Dieses Mal sah sie sich zu Nadja um. „Du machst wirklich Kram für die Uni?“

Nadja schenkte ihr einen Seitenblick. „Muss ja.“

„Na ja, es muss nicht“, erwiderte Christina. „Es sind noch Semesterferien, oder?“

„Ja.“ Nadja seufzte. „Aber das heißt nicht, dass es keine Hausarbeiten gibt und so.“

„Hatten wir an der FH nicht“, meinte Christina.

Nadja klappte das Buch zu. „Ja, ja, mach mich ruhig neidisch.“ Sie kannte Christina kaum, dafür dass sie die Frau ihres besten Freundes war. Klar, sie verbrachten ab und zu Zeit miteinander, einer ein wirklich qualitatives Gespräch hatten sie selten geführt.

„Wenn du weniger neidisch sein willst: Wenn man arbeitet gibt es gar keine Semesterferien mehr.“ Christina lächelte sie an. „Ich vermisse die Studienzeit.“

„Du hast nicht Chemie studiert.“ Nadja seufzte schwer, entlockte Chrissy damit ein Lachen.

„Wohl wahr. Man hört allerhand Horrorgeschichten.“

Nun zögerte Nadja mit ihrer nächsten Frage. „Du hattest irgendwas mit Gastronomie oder so studiert, ne?“ Zumindest wusste sie, dass Christina in einem kleinen Hotel arbeitete.

„Hotelmanagement“, antwortete Chrissy.

„Ah. Nahe dran.“ Ein wenig angespannt kam ihr die Stille doch vor.

„Weißt du schon, was du einmal machen willst?“, fragte Christina.

Nadja antwortete mit einem vagen Schulterzucken. „Ich würde halt gerne irgendwie in Richtung Materialchemie oder so etwas gehen.“ Genauer hatte sie sich zugegebenermaßen wenig Gedanken gemacht. Ja, es war gerade im Master etwas kurzsichtig. „Ich meine … Keine Ahnung. Ich fände es cool dahingehend irgendwie im Rahmen von einer größeren Firma zu arbeiten.“

„Bayer?“

Ein verlegendes Grinsen machte sich auf Nadjas Gesicht breit. „Na ja, oder Lego oder so.“

„Wirklich?“ Christina lachte leise.

„Ja, wirklich.“ Noch einmal zuckte sie mit den Schultern. „Wie gesagt, ich bin mir noch nicht so ganz sicher.“

Christina lächelte sie an. „Na, das ich doch auch ein Plan.“

„Ja.“ Wieder machte sich Schweigen breit, von dem sie jedoch vielleicht zehn Sekunden später Christorph erlöste, der zusammen mit den anderen beiden, den kurzen Strand des Baggersees hinaufgejoggt kam.

„Wie geht es den Ladys?“, fragte Christorph und ließ sich neben seine Frau fallen.

„Gut, gut“, meinte diese. Sie drehte sich nun um, streckte sich und küsste ihn auf die Wange. „Ihr seid auch nicht ertrunken?“

Die beiden anderen, Kai und Matthias standen anbei. Kai, ein sommersprossiger junger Mann, mit etwas hagerem Körperbau und rötlich braunem Haar, nahm eine Flasche Cola aus seinem Rucksack und trank.

Nadja musterte ihn. „Du solltest dich vielleicht noch einmal eincremen. Du hast einen Sonnenbrand.“ Jedenfalls waren seine Schultern deutlich rot.

Er grinste sie an. „Habe ich im Sommer eh praktisch immer. Falsche Haut dafür.“

Matthias, seinerseits etwas kräftiger und mit langem hellbraunem Zopf, klatschte ihm mit der Hand etwas grob auf die Schulter, ließ ihn zusammenzucken. „Er hat sich schon lang damit abgefunden, dass er irgendwann mal an Hautkrebs sterben wird.“

„Das ist nicht lustig, Matt“, meinte Chris, doch Kai lachte verlegen.

Er sah zu Nadja. „Du hast vielleicht recht. Ich sollte mich eincremen.“

„Hör immer auf die Frauen“, stichelte Christina. „Die wissen, was gut für dich ist.“ Dann holte sie eine Flasche Sonnencreme aus ihrer Badetasche und reichte sie ihm.

Nadja stand auf. Vorsichtig packte sie das Buch wieder weg, damit kein Sand hineinkam und ging dann zu Kai hinüber. „Soll ich dir helfen?“

„Uuh!“ Matts Ausruf hatte ein deutliche Innuendo, brachte Nadja aber nur dazu, die Augen zu verdrehen.

Sie wusste selbst zu gut, wie unangenehm Sonnenbrände werden konnten. Und andere Verbrennungen, kommentierte sie in Gedanken, selbst wenn die kleine Wunde an ihrer Vagina über die letzten Tage hinweg abgeheilt war.

„Danke“, sagte Kai leise, lächelte und wandte ihr den Rücken zu.

Dankbarerweise war die Sonnenmilch, die Chrissy ihr gegeben hatte, eins dieser Sprays, so dass sie die Milch nur großzügig aufsprühte und dann grob verteilte.

„Kommst du gleich auch noch mit ins Wasser?“, fragte Kai dann.

Sie lächelte, zuckte mit den Schultern. „Warum nicht. Mein Kopf qualmt eh schon.“ Dennoch spürte sie das Stechen ihres Gewissens, das kam, wenn sie genau wusste, dass sie Kram für die Uni machen sollte. „Aber ich glaube, erst hole ich mir etwas zu essen.“

„Klingt nach einer ausgezeichneten Idee, Nad.“ Chris stand auf. „Ich habe auch Kohldampf.“

„Ich könnte auch ein Eis gebrauchen“, stimmte Christina zu und ließ sich von ihrem Mann auf die Beine ziehen.

So war es schnell beschlossen, dass sie sich gemeinsam auf den Weg zu der leicht überteuerten Imbissbude am Rand des Strandes machten. Die drei Jungs zogen sich T-Shirts über und auch Nadja zog ein Top über. Zusammen mit Christorph und Christina ging sie vor, als es zu ihrer Überraschung Matthias war, der sie ansprach.

„Mädel, was hast du mit deinem Hintern gemacht?“

Instinktiv drehte sie sich herum, wurde sich erst einen Moment zu spät dessen bewusst, dass sie sich dadurch verriet. „Was?“

Er trat hinter sie, zog den knappen Rock, der zu ihrer Bikinihose gehörte und genau aus diesem Grund da war, hoch. „Da war Daddy aber sauer, hmm?“

Kai riss seine Hand weg. „Lass das. Sowas macht man nicht.“

Abwehrend hob Matt die Arme. „Hey, ruhig Blut. Ist doch nicht so gemeint. Wollte nur die Arbeit bewundern.“

„Sei kein Arsch, Matt“, meinte nun auch Christorph, brachte Matthias damit dazu, die Augen zu verdrehen.

Mit brennenden Wangen zupfte Nadja ihren Rock zurecht. Verdammt, das hatte eigentlich niemand bemerken sollen. Genau deswegen hatte sie diesen Bikini, dessen Rock normalerweise groß genug war, um das schlimmste zu verdecken – davon abgesehen, dass die Session nun genau eine Woche her und die blauen Flecken deutlich verblasst waren.

„Jetzt tut doch nicht so, als sei es was schlimmes“, verteidigte Matthias sich. „Ist doch gut, wenn sie ihren Spaß hat.“

„Du machst es nicht besser“, murrte Kai.

Nadja nickte, wandte aber den Blick ab. Am liebsten wäre sie von hier verschwunden.

Christorph warf ihr einen besorgten Blick zu.

„Oh, komm schon, ich meine nur“, setzte Matthias an, als Kai seine Hand auf seine Schulter legte und ihn wegschob.

„Ich meine, dass wir woanders hingehen. Lass sie in Ruhe.“ Er suchte Nadjas Blick.

Sie sah ihn an. Lautlos formte sie ein „Danke“ mit den Lippen, ehe Christorph sanft ihre Schulter tätschelte.

„Alles okay?“

„Ja“, antwortete sie leise, starrte aber zu Boden.

„Lass uns erst Mal ein Eis oder so holen, ja?“

Sie nickte, seufzte, folgte ihm dann aber, sich wohl dessen bewusst, dass auch Chrissy sie nun mitleidig ansah.

Zumindest trafen sie Imbiss auch Anika und Tamara wieder, die hier saßen und in ein Gespräch mit einer anderen jungen Frau versunken waren. Offenbar kannten sie einander.

Als Chrissy sich an die Warteschlange anstellte, hielt Christorph Nadja zurück. „Sorry für Matt“, meinte er leise. „Er kann manchmal …“

„Ein Arschloch sein?“, ergänzte sie.

Er lächelte er verlegen. „Na ja, manchmal“, gab er dann zu und seufzte. Er schürzte kurz die Lippen. „Hast du im Moment wieder jemanden?“

Rasch schüttelte sie den Kopf, ehe sie nur darüber nachgedacht hatte, ihm von Andre und Irene zu erzählen. „Nein.“ Sie räusperte sich. „Ich war nur am Wochenende reiten.“

Sein Blick war zweifelnd, sagte ihr deutlich, dass er ihr nicht gänzlich glaubte, doch schließlich nickte er. „Okay.“

Sturmfrei, Ausdauer & Selbstdisziplin

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mittelalter, Met & Gemeinsamkeiten

Beinahe überraschte es Nadja, dass sie tatsächlich mitgekommen war. Noch mehr überraschte sie allerdings, dass dasselbe auch für Stef galt.

Sie standen in der Warteschlange am Eingang des Mittelaltermarktes. An sich schon fast eine Frechheit, dass sie acht Euro für den Eintritt würden hinblättern würden, auf einer Veranstaltung, wo man sowieso nichts tun konnte, ohne dafür noch einmal extra zu blechen.

„Sind die anderen auch verkleidet?“, fragte Stef, die ihrerseits ein normales, ärmelloses Top mit Ausschnitt zusammen mit einer Jeans trug, während Nadja ein altes Kleid in grün-gelb und einem zum Ambiente passenden Schnitt angezogen hatte.

„Ich gehe schwer davon aus“, erwiderte sie.

Stef lachte verlegen. „Was seid ihr alle nur für Nerds?“ Nervös zwirbelte sie eine Haarsträhne.

Bei der Frisur hatte Nadja ihr geholfen einen Kranz zu flechten, um zumindest nicht ganz zu wirken, als wäre sie rein zufällig hier. Ihre eigenen Haare trug sie offen, selbst wenn sie die Entscheidung dank der schwülen Hitze bereute.

„Ich bin kein solcher Nerd wie Christorph“, meinte sie und trat nun vor die Kasse.

Sie zahlte acht Euro, Stefanie zehn. Wie so oft gab es einen Rabatt für Gewandung. Gott, war sie lange nicht mehr auf so einem Markt gewesen!

Als ihre Hände gestempelt waren und sie den eigentlichen, von einem Holzzaun abgetrennten Markt betraten, schlug ihnen der Geruch diverser Feuer, gebratenen Fleisches und Met entgegen. Nadja fischte ihr Handy aus der Ledertasche an ihrem Gürtel hervor, um Chris eine Nachricht zu schreiben.

Schnell kam die Antwort. Chris und „seine Leute“ waren am großen Lagerfeuer.

„Dann lass uns mal“, meinte sie zu Stef und versuchte sich zu orientieren. Es war ein größerer Markt, doch fast immer war das große Lagerfeuer in der Nähe der Bühne und wo die Bühne war konnte sie hören.

Stefanie zuckte mit den Schultern. „Schon unterwegs.“

Sie drängten sich zwischen den Ständen hindurch, die alles von Gewandung, über Schmuck hinzu allerlei passenden und unpassenden Leckereien verkauften.

Am östlichen Rand der Veranstaltung war eine Bühne vor einer freien Festwiese aufgebaut und tatsächlich fand sich in der Nähe der Wiese ein Lagerfeuer, um das herum jemand einfache Bänke und Tische – übliche Festbänke, wie man sie auch auf jedem Schützenfest fand – aufgestellt hatte.

An einem der Tische saßen Chris, seine Frau, Kai und drei andere, die Nadja nicht wirklich kannte. Ein anderer Kerl mit kurzem, blonden Haar, den sie zumindest mal gesehen hatte, und zwei Frauen. Bis auf den Typen, dessen Namen sie nicht kannte, waren alle in Gewandung.

Chris trug seine übliche Magierrobe, inklusive allerhand Ketten, von denen er einen Teil selbst gemacht hatte, Christina ein weit ausgeschnittenes Kleid. Ihre Haare waren ähnlich wie die Steffs zu einem Kranz geflochten, jedoch komplexer, als Nadja es bei Stef hinbekommen hatte. Außerdem hatte sie Elfenohren angeklebt. Die beiden anderen Frauen trugen einfache Gewandung, Kai ein blaues, geschnürtes Doublet über einer schwarzen Hose. Er hatte außerdem eine einfache Umhängetasche bei sich.

„Da seid ihr ja“, begrüßte sie Chris.

„Sorry, dass wir so spät sind“, meinte Nadja. „Wir sind heute Morgen einfach nicht in die Gänge gekommen.“ Zugegebenermaßen hatte sie allerdings auch nichts bereits um zehn auf dem Markt sitzen wollen. Selbst jetzt hatten sie noch mehr als genug Zeit.

„Du bist die Mitbewohnerin von Chris, nicht?“, fragte eine der Frauen, deren Namen Nadja nicht kannte.

Sie nickte rasch, zuckte dann mit den Schultern. „Ehemalige Mitbewohnerin natürlich. Nadja. Und das hier ist meine aktuelle Mitbewohnerin, Stefanie.“

Deutlich unsicher zwang Stef sich zu einem Lächeln und sah sich um. „Ich … bin normalerweise nicht auf solchen Verantstaltungen.“

Und so wurden erst einmal die üblichen Grüße und Vorstellungen ausgetauscht, bei denen Nadja zumindest erfuhr, dass die drei ihr nicht wirklich bekannten, Tobias, Svenja und Fiona hießen. Irgendjemand mit ungewöhnlichem Namen musste ja dabei sein.

Sie setzten sich zu den anderen dazu und Chris lud sie auf ein Met ein, weshalb sie bald saßen, tratschten und lachten, während Musik von der an sich leeren Bühne hinüberhallte. Offenbar hatte jemand eine CD reingelegt.

„Jetzt fühle ich mich irgendwie albern“, meinte Stef nach einer Weile mit gesenkter Stimme an Nadja gewandt.

Sie sah zu ihr und zuckte mit den Schultern. „Hier sind genug andere Leute ohne Gewandung.“

„Ja, schon …“ Was sie sagen wollte war klar: Aber nicht hier.

„Wollen wir uns vielleicht erst einmal umschauen?“, schlug Nadja vor. Immerhin war sie selbst auch nicht hergekommen, um sich auf der Bank zu betrinken. Sie musste außerdem ja auch noch fahren.

Stef nickte.

Also stand Nadja auf. „Stef und ich werden uns mal ein wenig umschauen. Gucken was es zu kaufen gibt und so.“

„Soll ich Euch begleiten, meine edlen Damen?“, bot Chris an.

Nadja zuckte mit den Schultern. „Ein Eskort ist nicht notwendig, soll Euch jedoch nicht verboten sein.“ Sie knickste übertrieben und lachte.

Kai kam auf sie zu und verbeugte sich. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, mein Fräulein, werde ich Sie über den fremden Markte geleiten.“

Nur schwer konnte sie ein weiteres Lachen unterdrücken. „Sehr gerne, edler Herr.“ Ein weiterer Knicks, ehe sie doch kicherte.

„Ich komme auch noch einmal mit“, meinte Christina dann. „Ich wollte mir ohnehin noch etwas zu Essen holen.“

Chris stand auf und verdrehte die Augen. „Dann habe ich ja kaum eine Wahl.“

„Du weißt, dass ich auch ohne dich überlebensfähig bist, ja, Schatz?“ Sie betrachtete ihren Mann amüsiert.

Ein weiteres Augenrollen folgte, ehe er sich wieder auf die Bank fallen ließ. „Ganz wie du meinst.“ Er zog einen Schmollmund, bekam dafür jedoch einen Kuss auf die Stirn.

Christina flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe sie sich zu ihnen umwandte.

„Wollt ihr etwas bestimmtes sehen?“, fragte Kai schließlich.

„Ich wollte mich eigentlich nur umschauen“, erwiderte Nadja und wechselte einen Blick mit Stef. „Ich weiß nicht, was sie …“

Stef zuckte mit den Schultern. „Ich hatte überlegt auch mal diese … Gewandung.“

„Aber nicht nur aus Gruppenzwang, oder?“ Christina trat neben sie.

Sie gingen los und relativ schnell vertiefte sich Stef in ein Gespräch mit Christina, als diese anfing mit ihr über Gewandung und darüber, wie teuer diese war und warum zu sprechen. Außerdem erklärte sie bald in aller Ausführlichkeit, was es mit ihren Elfenohren auf sich hatte.

Etwas unschlüssig lief Nadja neben Kai. „Bist du auch so einer?“

„So einer?“ Er hob amüsierte eine Augenbraue in einer Geste, die Spock erstaunlich gut immitierte.

„LARPer?“

Er grinste. „Nicht so sehr, wie ich gerne wäre, aber ja.“

Nadja seufzte. „Ich fühle mich verfolgt.“

„Aber warum denn, Werteste?“

„Ich kenne irgendwie sehr viele LARPer und Rollenspieler.“ Sie dachte nur an Andre.

„Jetzt lässt du es so klingen, als sei das etwas schlimmes“, meinte er.

„Ich fürchte nur wieder früher oder später zwangsrekrutiert zu werden.“

„Nun, wenn du nicht willst, kann dich niemand zwingen, oder?“

Sie zuckte mit den Schultern und blieb vor einem Schmiedestand stehen, wo tatsächlich jemand gerade alte Schmiedetechniken zur Schau stellte. „Nicht zwingen, aber mir ein schlechtes Gewissen machten.“

„Ich verstehe.“ Kai schmunzelte und beobachtete ebenfalls den Schmied und seine Gehilfin. Dann aber wandte er sich Nadja zu, musterte sie und schaute schließlich zu Christina und Stef hinüber, die vor einem der Gewandungsstände stehen geblieben waren. Er räusperte sich unsicher. „Du weißt, was dein Gewand …“ Ein weiteres Räuspern. „Ich meine die Farbe.“

„Du meinst du Farbe Gelb?“ Sie grinste ihn an und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. „Nun ja, eigentlich waren es meist gelbe Haarbänder, habe ich gelesen.“

„Es war generell eine Farbe, die … Ähm.“ Er leckte sich wieder über die Lippen.

Ein kurzes Kichern konnte sie sich nicht verkneifen. „Ja, das weiß ich. Und?“

Noch einmal räusperte er sich. „Dann ist gut.“ Seine Wangen brannten deutlich sichtbar.

Sie gingen weiter, blieben vor einem anderen Laden stehen. Dieser verkaufte Anhänger für Ketten, aber auch ein wenig Lederware.

„Du bist Chemikerin, oder?“, fragte Kai schließlich, wohl da ihm das Schweigen zu unangenehm wurde.

„Ja. Ich studiere Chemie im Master.“

„Cool.“ Eine obligatorische Antwort, während er einen Anhänger fixierte.

Nadja schenkte ihm einen Seitenblick. „Und du?“

„Ich mache gerade mein Referendariat.“

„Du bist Lehrer?“

„Angehender Lehrer.“

Sie lächelte. „Schulform? Fächer?“

„Realschule. Deutsch und Geschichte.“

„Da macht das Mittelalterliche Interesse zumindest Sinn“, meinte sie.

„Ich habe das Fach nicht umsonst gewählt.“

„Ich verstehe.“

So redeten sie weiter, während sie meist mit ein, zwei Ständen Abstand Christina und Stef folgten, bis Stef tatsächlich in die Umkleidekabine eines Gewandungsladens verschwand. Wobei „Kabine“ hier als relatives Wort zu verstehen war, da es eher ein von drei Vorhängen abgegrenzter Bereich war.

Gemeinsam mit Christina blieben sie stehen, während Stef gleich fünf verschiedene Kleider anzog und am Ende doch keines davon kaufte, da die Preise einfach zu hohrende waren.

Dann liefen sie weiter, holten sich ein paar gebrannte Mandeln, hielten bei einem anderen Laden.

Das Gespräch wanderte über diverse Themen. Studienstress. Studienfinanzierung. Die miesen Gehälter von Referendaren. Leselisten im Deutschunterricht. Bücher. Fantasybücher. Die Witcher-Spiele. Andere Spiele. Comics. Marvelfilme. Rollenspiele. Natürlich hatte das Thema aufkommen müssen.

Bis sie wieder zum Lagerfeuer und der nun bevölkerten Bühne, auf der eine Gruppe Musiker instrumentale Musik mit Tanz aufführte, hatte sich Stefanie doch etwas gekauft: Eine einfache Robe, die sie sich hatte leisten können. In Rot, da sie die Farbe mochte. Derweil hatte Nadja eine Menge über Kai erfahren. Wie zum Beispiel, dass er die Abwesenheit von Fantasybüchern in der Leseliste genau so beklagte, wie dass SciFi-Literatur selten ernst genommen wurde. Außerdem hatte er einmal ein Buch geschrieben, dass aber vom Verlag abgelehnt worden war und hatte es seither nicht wieder probiert. Er las gerne Fantasy-Literatur aus Polen und Russland. Die Familie seiner Mutter kam aus Russland, weshalb er bilingual aufgewachsen war. Außerdem spielte er aktuell mit Chris, Christina und zwei anderen eine Runde DSA, in der sein Charakter ein Briester namens Valerian war.

Nadja bemühte sich das Gespräch danach in sicherere Gefilde zurückzusteuern, doch auch Christina stimmte ein, um über ihre Dunkelelfe Ixenia zu erzählen.

Als auch noch die anderen am Tisch mit einstimmten und begannen Stef zu erklären, was daran genau so toll war, stand Nadja schließlich wieder auf. „Ich hole mir etwas zu Essen. Will sonst noch jemand was?“

„Warte, ich komme mit“, bot Kai sofort an.

Sie seufzte. „Sicher?“

Er kam zu ihr hinüber. „Ja.“

„Könnt ihr für mich eine Grillfackel mitbringen?“, fragte Tobias. „Geld kann ich euch geben.“

Aus der einen Grillfackel wurden zwei und ein Steak, das sie vom Grillstand mitbringen sollten, doch letzten Endes hatte Nadja es ja angeboten.

„Sorry, wenn ich dich vorhin mit dem DSA-Kram genervt habe“, meinte Kai, während sie sich auf den Weg zum Grill machten.

Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht schlimm. Ich bin daran gewöhnt mit den Abenteuern von solchen Charakteren beleert zu werden.“ Als er sie fragend ansah, grinste sie. „Chris.“

„Ah. Verstehe.“ Er lächelte. „Trotzdem sorry.“

„Schon okay. Verstehe ja, wie das ist. Mit einem Hobby.“

„Also, du spielst lieber auf Konsole“, meinte er rasch. „Was für Spiele denn sonst so?“

„Wie gesagt. Also ich mag alles was Hack and Slash ist. Aber auch gerne mal etwas taktischeres.“

„Hast du Dark Souls gespielt?“

„Das erste. Beim zweiten stecke ich fest.“

„Wo denn?“

„Beim Drachentöter.“

„Ja, da habe ich auch ein paar Anläufe gebraucht. Soll ich dir mal helfen?“

Daraufhin verdrehte sie die Augen. „Oh ja, mein Held. Hilf mir aus meiner Beduillie.“

Abwehrend hob er die Hand. „Sorry. So habe ich das nicht gemeint. War nur ein Angebot.“

„Ich schaff es schon irgendwann“, meinte sie. „Im Moment spiele ich mal wieder Batman.“

Wieder vertieften sie sich in ein Gespräch, während sie am Stand saßen und warteten. Reden konnte man mit ihm schon ganz gut, selbst wenn sie immer mal wieder einen seltsamen Blick von ihm bemerkte.

Als er schließlich für sich selbst welche der Bratkartoffeln bestellte, konnte sie sich einen amüsierten Kommentar nicht verkneifen: „Das ist aber auch nicht sehr Mittelalterlich.“

Er zwinkerte. „Nicht Mittelalterlich. Aber Lecker.“

Kaffee, Küsse & Kondome

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Beziehungen, Geständnis & der Morgen danach

Als Nadja aufwachte lag Kai neben ihr. Für einen Moment war sie verwirrt, erinnerte sich dann aber, dass er mit ihr heim gekommen war, da ihn Christorph sonst hätte noch ein ganzes Stück fahren müssen. Ach ja, und weil Stef betrunken gewesen war.

Und dann hatten sie Dark Souls gespielt und dann … Deswegen waren sie wohl nackt. Ja. Da war etwas gewesen.

Es war Sommer. Deswegen hatten sie wohl auch keine Kleidung gebraucht.

Im Moment schlief Kai noch. Sollte sie ihn wecken? Ach, eigentlich war es auch eins. Sie hatte ja frei.

Es war seltsam. Wieso war es jetzt so geendet? Sie mochte Kai. Sie fand ihn süß. Aber eine andere Frage war wohl, ob er es ähnlich sah oder das hier nur ein One-Night-Stand für ihn gewesen war. Zumal sie sich selbst nicht sicher war, ob sie mehr wollte oder sich im Moment auch nur mehr erlauben konnte. Zur Hölle. Es war alles ein wenig kompliziert, oder?

Sie schloss die Augen und wartete, bis Kai sich schließlich zu regen begann. Die Sonne schien bereits hell durch das Dachfenster.

Er bemühte sich wohl still zu liegen. Wahrscheinlich dachte er, sie schlief noch. Also drehte sie sich zu ihm um. „Guten Morgen.“

Ein unsicheres Lächeln huschte über seine Lippen. „Guten Morgen.“ Er leckte sich nervös über die Lippen.

Sie lächelte. „Was hältst du davon, aufzustehen und zu frühstücken?“

„Was?“ Er runzelte die Stirn, wirkte im nächsten Moment verlegen. „Ähm, ja, sicher.“ Hatte er etwas anderes erwartet?

Sie schob die dünne Decke zur Seite und streckte sich. Dann ging sie zu ihrem Schrank hinüber, um sich ein T-Shirt und eine frische Unterhose herauszuholen. „Ich glaube, ich dusche eben noch.“

„Klar. Mach das.“ Er wirkte verlegen, hielt die Decke noch so, dass er sich nicht gänzlich entblößte.

Nadja lächelte, verließ das Zimmer, ehe sie ins Badezimmer nebenan verschwand.

Sie duschte sich nur schnell ab, da sie sich dank der Hitze und der Tatsache, dass sie neben Kai geschlafen hatte, verschwitzt fühlte. Rasch trocknete sie sich ab und zog ihre Kleidung dann wieder über.

Als sie in die Küche kam, lief der Kaffee bereits durch, während Kai dort saß und auf sie wartete. „Ich habe mir die Freiheit genommen, Kaffee aufzusetzen.“

„Sehr wohlwollend wahrgenommen“, erwiderte sie und lächelte. „Was willst du frühstücken?“

„Was ist im Angebot?“

„Müsli oder Brot mit Aufstrich.“

„Dann nehme ich wohl das Brot“, erwiderte er. „Danke.“

Sie antwortete nicht, sondern wandte sich dem kleinen Brotschränkchen auf der Ablagefläche zu, dass ihnen Stefs Mutter letztes Jahr geschenkt hatte. Sie holte Toast hervor, warf viel Scheiben in den Toaster und holte dann den Aufstrich aus dem Kühlschrank.

„Wir hätten auch noch Erdnussbutter“, meinte sie vorsichtig.

„Nicht nötig.“ Er zögerte. „Kann ich dir irgendwie noch helfen? Keine Ahnung, den Tisch decken?“

„Du bist der Gast“, antwortete sie.

„Aber ich fühle mich etwas nutzlos so.“ Er wirkte wieder verlegen. „Außerdem haben wir … Habe ich … Ähm …“

„Du meinst, dass wir Sex hatten?“, half sie nach.

Kai nickte. „Ja.“ Er schluckte deutlich merkbar.

Daraufhin zuckte sie mit den Schultern. „Wie gesagt, du bist Gast.“

Es folgte eine kurze Stille, während sie Teller und Tassen aus dem Geschirrspüler räumte.

Dann erhob Kai wieder die Stimme. „Wollen wir darüber reden?“

Reden war eine gute Idee. Doch sie war noch immer damit beschäftigt dahingehend ihre Gedanken zu ordnen. Sie war sich einfach nicht sicher, was sie wollte und wollte am Ende nicht um eine Antwort verlegen sein. „Können wir erst Frühstücken?“

„Okay.“ Wieder wirkte er verlegen.

So deckte sie den Tisch fertig und packte jeweils zwei Brote auf ihren und seinen Teller, ehe sie sich ihres mit Margerine und Marmelade bestrich.

Erst als er mit dem zweiten Brot fertig war und sie ihren Kaffee geleert hatte, erhob er wieder die Stimme. „Also du … Ich … Würdest du …“ Er stockte.

Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, wartete aber geduldig.

„Würdest du mit mir ausgehen wollen?“, brachte er schließlich die Frage zustande.

Eine seltsame Art diese Frage zu formulieren. Sie seufzte. „Ja“, meinte sie vorsichtig.

Er lächelte, doch sie fuhr fort.

„Aber ich bin mir nicht sicher, ob du mit mir ausgehen willst.“

„Hätte ich dich dann gefragt?“, erwiderte er. Seine Stimme klang ungläubig und ein wenig empört, als wäre er unsicher, ob sie scherzte.

„Ja, aber du solltest vorher ein paar Sachen wissen“, meinte sie.

Stille. „Okay“, sagte er dann langsam und betont. Sein Blick war fragend, erwartungsvoll, doch das Knarzen von Stefs Zimmertür hielt sie davon ab, direkt zu antworten.
 

Knapp eine Stunde später gingen sie am Rand des Stadtparks entlang. Sie hielten nicht Händchen. Es hätte sich falsch angefühlt. Immerhin waren sie in ihrer Diskussion zum Thema einer möglichen Beziehung noch immer nicht weiter gekommen.

Gott, was sollte Nadja ihm eigentlich sagen? Es fühlte sich so falsch an mit Kai, den sie an sich kaum kannte, über Dinge zu sprechen, die sie sogar ihren besten Freunden nicht erzählt hatte.

Kai schien ihre Unsicherheit zu bemerken. Stumm lief er neben ihr, sah sich um. Da es gerade einmal kurz nach halb elf war, war es überraschend leer, obwohl die Sonne bereits warm vom Himmel strahlte.

Letzten Endes konnte er sich jedoch nicht mehr beherrschen. „Nadja?“, fragte er vorsichtig.

Sie sah ihn an. „Ja.“

„Was ist es, worüber du reden wolltest?“

Sie war ihm eine Antwort schuldig. So viel war klar. Vielleicht wäre es einfacher zu sagen, dass sie aufgrund der Uni einfach keine Zeit für eine Beziehung hatte, aber irgendwie kam ihr das auch nicht ganz der Sache gerecht vor. Vor allem wollte sie es eigentlich versuchen. So lange hatte sie schon keine Beziehung mehr gehabt. Auch wenn sie beinahe immer aus demselben Grund gescheitert waren.

„Du musst mir erst versprechen, dass das, was ich dir jetzt erzähle, zwischen uns bleibt, ja?“, meinte sie.

Er schaute sie an, nickte dann. „Klar. Kein Ding.“

„Versprich es“, forderte sie. Sie blieb stehen.

Er tat es ihr gleich, wandte sich ihr zu. Scherzhaft hob er die rechte Hand zum Schwurzeichen, legte die linke Hand auf seine Brust. „Ich verspreche es.“

Nadja atmete tief durch. „Okay. Also … Du … Na ja, wenn wir daten, solltest du eine Sache wissen“, meinte sie.

Er unterbrach sie nicht mit weiteren Fragen, wartete einfach.

„Ich bin masochistisch. Also extrem masochistisch.“

Unsicher betrachtete er sie. Kurz wanderte sein Blick, fokussierte sich aber wieder auf sie. „Das heißt, du magst es geschlagen zu werden?“

„Und mehr“, erwiderte sie.

Wieder schwieg er. Er schürzte die Lippen, fixierte nun den Boden zu ihren Füßen. „Das heißt genau?“

„Na ja … Ich bin devot und sehr masochistisch, dass heißt, es turnt mich an, wenn unter den richtigen Umständen mir Schmerzen zugefügt werden. Also beispielsweise mein Hintern versohlt wird, bis er blau ist, oder auch meine Brüste. Ich mag es dominiert zu werden.“

Noch immer hatte er die Lippen geschürzt. „Okay“, sagte er schließlich. „Heißt dass, du würdest wollen, dass ich …“

Nun war sie es, die ihn sprechen ließ.

„Also ich glaube, wirklich sadistisch bin ich nicht“, meinte er. „Ich meine, also etwas gröberer Sex ist eine Sache, aber … Na ja.“

Vorsichtig nickte Nadja. Sie hatte sich so etwas schon gedacht, auch wenn es nicht der einzige Grund war, es anzusprechen. „Da ist noch etwas anderes, was damit zu tun hat.“

„Ja?“

Zur Hölle, wie sollte sie das erklären? „Du darfst das wirklich niemanden erzählen, verstanden?“

Rasch nickte er. „Verstanden. Ich werde schweigen.“

Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Gott, er würde sie wahrscheinlich für einen Freak halten. „Ich … Ich habe zwei Meister. Also eigentlich einen Meister und eine Meisterin. Also zwei Doms, mit denen ich ab und an meine Wochenenden verbringe. Und die … Mit mir machen, was ich gerne möchte und ihnen halt auch Spaß macht.“

Kai starrte sie nur an.

„Was ich sagen will: Was ich mit den beiden habe, würde ich ungerne aufgeben. Auch nicht für eine Beziehung.“

„Das heißt, du willst keine Beziehung?“, fragte Kai vorsichtig. Er schien nicht ganz sicher zu sein, was er überhaupt denken sollte.

„Das heißt, würden wir daten, würde ich die beiden trotzdem sehen und trotzdem Sex mit ihnen haben“, erwiderte Nadja.

Wieder schürzte Kai seine Lippen. „Hast du mit diesen beiden eine Beziehung?“

„Nein. Ich bin nur ihre Wochenendsklavin, wenn man so will.“ Sie lachte nervös, trocken, wich nun seinem Blick aus und beobachtete stattdessen die Enten, von denen einige ruhig über den Parksee glitten.

„Jedes Wochenende?“

„Nur ein, manchmal zwei Mal im Monat. Auch wenn wir uns ab und zu sonst zum Essen treffen.“

Kai holte tief Luft. „Okay.“ Seine Anspannung war deutlich hörbar. Für eine ganze Weile schwieg er. „Und das ist dir wichtig?“

„Ja, das brauche ich ab und an einfach.“ Selbst wenn sie wusste, dass das mit Andre und Irene nicht ewig so weitergehen konnte. Spätestens wenn sie das Studium beendete und weiter wegfuhr, würde sie sich nicht länger einfach so mit ihnen treffen können. Doch für den Moment … Ach, war es nicht seltsam, dass sie sich ausgerechnet bei den Leuten, von denen sie sich schlagen ließ, so geborgen fühlte?

Schließlich seufzte Kai. Vorsichtig griff er nach ihrer linken Hand, hielt diese, locker genug, als dass sie sie hätte zurückziehen können. „Okay. Ich glaube, damit komme ich klar. Danke, dass du mir davon erzählt hast.“

Sie zwang sich ihn anzusehen und lächelte unsicher. Was sollte sie darauf antworten?

„Heißt das, wenn ich damit klarkomme, können wir daten?“, fragte er schließlich vorsichtig.

„Ich denke schon“, erwiderte Nadja.

„Und deine Meister haben da auch nichts gegen?“

„Wir sind nicht TPE oder so.“

„TP-was?“

Sie lachte. „Ich bin nur, wenn ich bei ihnen bin oder dazu einwillige ihre 'Sklavin'.“

„Okay.“ Auch Kai lachte, wenngleich weiterhin nervös. „Dann … Darf ich dich küssen?“

Nadja sah ihn an, zuckte mit den Schultern und lächelte. „Du darfst es versuchen.“

Starbucks, Liebe & Versuchskaninchen

Irene lächelte ihr entgegen, als Nadja den Starbucks betrat. Sie hatte bereits eine Tasse Pumpkin-Spice für sie geholt. Klischee? Ja. Aber gottverdammt, dann war sie eben ein klischeehafter Millenial! Was interessierte es sie.

Nadja grinste und ging zu ihrer Meisterin hinüber. Ihre Laune war wunderbar. Ihr Herz schlug schnell. Die Sonne schien draußen und alles in allem war sie bester Dinge, wohl wissend, dass es sich spätestens in zwei Wochen ändern würde, wenn die Vorlesungszeit wieder losging.

„Na, du scheinst ja heute bestgelaunt zu sein“, meinte Irene und schob ihr den noch warmen Plastikbecher entgegen.

Noch immer konnte Nadja sich das Grinsen nicht verkneifen. Eigentlich wollte sie ernst mit Irene reden, hatte Irene doch ein Anrecht darauf zu erfahren, dass sie sich nun mit Kai traf doch war es genau dieser Gedanke, der sie kicherig werden ließ. Sie hatte eben noch mit ihm telefoniert.

Egal wie oft sie versuchte sich daran zu erinnern, dass sie nicht wusste, ob es etwas auf dauer war, so war das Gefühl des überschwenglichen Glücks einfach allgegenwertig.

Irene nahm ihr ab, das Thema anzusprechen. Sie musterte sie und hob wissend die Augenbrauen. „Normal würde ich ja fragen, wie es dir geht, aber wenn ich mir dich so anschaue, würde ich behaupten, du bist verliebt.“

Eigentlich sollte Nadja sich schuldig fühlen. Immerhin war es Freitag und sie war, rein theoretisch nun fast eine Woche mit Kai zusammen. Aber sie hatte es ihren Meistern auch nicht am Telefon erzählen wollen. „Ja“, gab sie daher zu und grinste. Dann trank sie einen Schluck des süßen Kaffees.

Irenes Lächeln wurde verschmitzt. Sie leckte sich über die Lippen und musterte sie. „Okay, erzähl, meine Liebe.“

Noch immer trank Nadja, setzte den Becher nun aber ab. „Okay. Vielleicht das wichtigste vorweg. Ich habe – vorerst – einen Freund.“

„Einen Freund?“ Irene schmunzelte.

„Ja.“

„Details?“

Nadja holte tief Luft. „Sein Name ist Kai. Er ist der Freund eines Freundes und … Es ist einfach passiert.“ Sie sollte nicht so aufgeregt klingen. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf fragte sich, ob Irene darüber eifersüchtig werden würde. Aber das war Unsinn. Sie war nur ihre Wochenendsklavin. Ihre Teilzeitsklavin, wenn man so wollte. Sie waren in keiner Beziehung.

„Das freut mich für dich.“ Irene nahm ihre Hand, drückte sie. Ihr Lächeln war aufrichtig. „Das ist wirklich schön zu hören.“

„Danke.“ Ein wenig erleichtert war sie schon.

Wieder trank sie etwas von dem Kaffee, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ich … Ähm …“ Sie sah sich um. Natürlich schenkte ihnen niemand Aufmerksamkeit. Sie waren einfach nur zwei Frauen von vielen, die hier im Coffeeshop saßen.

Nur zwei jüngere Männer, vielleicht auch Studenten, die gemeinsam vor einem Laptop saßen, schauten zu ihnen hinüber. Wahrscheinlich beobachteten sie Irene, die es schaffte selbst in ihrer Bürokleidung unglaublich sexy auszusehen. Ihr Haar war ordentlich gemacht, sie war geschminkt, trug eine Hose, hatte aber ihr Hemd ein Stück weit aufgeknöpft, so dass man nur knapp ihren BH nicht sehen konnte.

Nadja zwang sich zur Ruhe. „Wir sind aber noch immer für's Wochenende … Also … Ich würde trotzdem gerne nächstes Wochenende zu euch rüberkommen. Wenn das für euch okay ist.“

Irene musterte sie. Sie hob den eigenen Kaffeebecher, in ihrem Fall einen normalen aus Porzelan und nippte daran. Dann leckte sie sich etwas Milchschaum von den Lippen. „Dein … Dein Kai ist damit einverstanden?“

„Das ist das beste“, erwiderte Nadja. Sie konnte ihr Glück dahingehend eh kaum glauben. „Ja. Ich habe es ihm erzählt, weil ich … Weil ich das hier halt nicht wirklich aufgeben will und ja, er ist einverstanden. Er sagt es stört ihn nicht.“

„Das klingt wunderbar.“ Wieder war da dieses Schmunzeln auf Irenes Lippen. „Das freut mich. Für dich und für uns.“ Sie zwinkerte.

Nadjas Wangen brannten ein wenig. Sie konnte das alles noch immer kaum fassen. „Also stört es euch auch nicht?“

„Mich nicht, nein“, antwortete Irene. „Ich freue mich, dass du glücklich bist. Vielleicht ist es ja der richtige.“

„Wer weiß.“ Nadja konnte nicht anders, sie kicherte etwas.

„Hast du auch ein Bild von deinem Kai?“, fragte Irene.

Beinahe automatisch zückte Nadja ihr Handy, runzelte dann aber die Stirn. „Warum sagst du mein Kai?“

Irene zwinkerte. „Weil ich es niedlich finde.“

Da war eine neue Nachricht von Kai. Er war gerade damit beschäftigt, irgendwelche Stunden vorzubereiten. Immerhin ging sein Referendariat ebenfalls bald los. So musste sie sich zumindest nicht ganz so schlecht fühlen, wenn sie im Studium weniger Zeit für ihn hätte. „Wünschte du wärst hier“, hatte er geschrieben und mit einem Herzchen verziert.

„Wir können uns morgen früh treffen“, schrieb sie zurück und schickte einen Blumen-Emoji hinterher.

Dann suchte sie ein Bild, dass sie vor zwei Tagen zusammen mit Kai beim Zocken geschossen hatte hervor. Selfie. Er küsste sie auf die Wange.

Das Bild zeigte sie Irene, die wissend lächelte und sie erneut erröten ließ.

„Die junge Liebe“, meinte sie neckend.

„Ja. Lass uns.“ Nadja steckte das Handy fort und schürzte einen Schmollmund vor.

Irene strich über ihr Haar. Da war wieder der verspielte Tonfall in ihrer Stimme. „Aber natürlich lasse ich euch.“ Dann beugte sie sich vor. „Ich muss nur nächste Woche eventuell schauen, ob ich meine kleine Sklavin dafür bestrafe“, flüsterte sie in ihr Ohr und betrachtete sie dann grinsend.

„Ich habe Angst“, hauchte Nadja zurück.

Irene schmunzelte und nahm ihre Kaffeetasse, um einen weiteren Schluck zu trinken. „Es steht jetzt übrigens fest, dass Andre nächste Woche arbeiten muss. Das heißt, wenn du kommst, sind wir beide zu zweit.“

„Da muss ich mich ja besonders fürchten, hmm?“ Nadja hob eine Augenbraue. Dabei war eigentlich Andre der sadistischere der beiden, während Irene die Dominanzspiele selbst weit mehr genoss.

„Oh ja“, hauchte sie daher nun. „Ich habe mir schon ein paar Dinge ausgedacht.“ Sie senkte die Stimme und beugte sich vor. „Willst du hören?“

Nadja musterte sie. „Erzähl.“

„Weißt du, ich habe für das kleine Elektrogerät eine neue Sonde geholt und irgendwie brauche ich noch ein Versuchskaninchen dafür, wenn du verstehst, was ich meine.“

Nadja schürzte die Lippen und schenkte ihr einen vielsagenden Blick. „Ich werde euch gerne als Versuchskaninchen dienen, Meisterin“, flüsterte sie dann.

Irene strich sanft über ihre Wange. „Das hatte ich so gehofft.“

Smash Bros, Wetten & nackte Brüste

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tofu, Filme & Frauenabend

Nadja wippte ein wenig auf ihren Füßen vor und zurück, während sie vor dem Haus von Irene und Andre wartete. Sie war ein wenig nervös, wie praktisch jedes Mal wenn sie hier war. Dennoch genoss sie die Aussicht für einen Tag einmal mit Irene allein zu sein. Frauenabend. Na ja, oder Meisterin-und-Sklavin-Abend, wenn man so wollte.

Irene öffnete.

Sie trug einen Seidenkimono. Ob sie darunter etwas anhatte war schwer zu sagen. Ein neckisches Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, als sie Nadja erkannte. „Da bist du ja, meine Liebe.“ Ihr Blick glitt Nadjas Körper hinab. „Und ganz schön aufgeregt. Komm rein.“ Sie trat zur Seite, um Nadja durchzulassen.

Als sie die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wandte sie sich ihr zu. „Ich dachte, wir können heute einen wirklichen Mädelsabend machen. Ich habe gekocht und ein paar alte DVDs rausgesucht.“ Sie musterte Nadja. „Es ist deine Entscheidung, was du dabei tragen willst.“

Die Antwort war eigentlich, dass es sich mittlerweile beinahe schon seltsam anfühlte, bekleidet durch dieses Haus zu laufen. Sie schürzte die Lippen, lächelte aber schließlich. „Ich bin immer noch Eure Sklavin, Meisterin.“ Sie gab ihrer Stimme einen gespielt beleidigten Ton, als würde sie sich in ihrer Sklavinnenehre angegriffen fühlen.

Noch immer schmunzelte Irene, während ihr Blick ein weiteres Mal Nadjas Körper hinab und wieder hinaufglitt. „Ganz wie du meinst, meine Liebe. Deine Sachen liegen im Bad.“

Nadja deutete eine Verbeugung an und schenkte ihrer Meisterin einen vielsagenden Blick. „Vielen Dank.“ Damit legte sie ihre Tasche ab und machte sich auf den Weg in das Badezimmer, wo tatsächlich, wie immer, die Lederbänder, inklusive des Halsbandes lagen.

Sie ließ die Tür zum Teil offen, duschte sich ausgiebig und trocknete sich ab, ehe sie selbst die roten Lederbänder anlegte. Es war ein so vertrautes Gefühl, das weiche Leder auf ihrer Haut zu spüren.

Kurz betrachtete sie ihr Spiegelbild, das überraschend selbstbewusst trotz der Nacktheit wirkte, lächelte vorsichtig und machte sich dann auf die Suche nach ihrer Herrin.

Lange musste sie nicht suchen, da sie schon, als sie in den Flur kam, die Geräusche aus der Küche hörte. Also kochte Irene wieder. Kein Wunder, denn Irene kochte tatsächlich gerne und gut. Es schien für sie Entspannung zu sein.

Brav klopfte Nadja an der Küchentür, obwohl diese nur angelehnt war.

„Herein, meine Kleine“, flötete Irene und öffnete die Tür ganz.

Sie kam nicht umher Nadjas Körper gänzlich zu betrachten, ehe ihre Hand zu Nadjas Schlüsselbein wanderte. „Was haben wir denn da?“, fragte sie und strich über einen mittlerweile schon verblassten Knutschfleck, den Kai dort hinterlassen hatte.

„Ein Liebesbeweis?“, erwiderte Nadja.

„Aber kein Beweis der Ergebenheit.“ Irene grinste, strich dann über Nadjas Wange. „Aber dazu kommen wir morgen. Du kannst dich schon ins Wohnzimmer setzen.“

„Soll ich Euch nicht helfen?“ Nadja sah auf den Herd, auf dem zwei Töpfe standen.

„Nicht nötig, meine Süße.“ Irene zwinkerte ihr zu.

Mit einem Seufzen ging Nadja also ins Wohnzimmer hinüber, legte sich dort auf das recht breite, bequeme Sofa und sah an die Decke, die von mehreren indrekten, an der Wand montierten Lampen erhellt wurde. Das Haus war so edel. Es war kaum zu glauben, dass Andre und Irene nicht so viel älter als sie waren. Ja, sicher, sie hatten geerbt und konnten sich daher das Haus leisten, doch ein wenig war der Eindruck halt doch ein anderer.

Sie wartete, schloss die Augen und entspannte sich. Das Haus roch mittlerweile so vertraut. Sie konnte den Geruch nicht einmal genauer beschreiben. Es war halt einfach der Geruch von Irene und Andre.

Wie lange wartete sie? Genau konnte sie es nicht sagen. Doch schließlich erklangen Irenes Schritte auf dem Parkett, als diese einen Topf und dann eine Auflaufform hinüberbrachte.

„Was gibt es denn Gutes?“, fragte Nadja und richtete sich auf.

„Reisauflauf mit scharfer Soße“, antwortete Irene und holte noch zwei Teller.

„Soße, die nicht mit im Auflauf verbacken ist?“

Irene lächelte geheimnisvoll. „Experimente.“

„Ich vertraue auf Eure Kochkünste.“ Nadja nahm die Teller entgegen, stellte sie nebeneinander auf den gläsernen Wohnzimmertisch, ehe Irene sich neben sie setzt.

„Das will ich auch wohl hoffen“, meinte sie.

Sie nahm Nadjas Teller und gab etwas von dem Auflauf, der von einer Paprika-Tomatenmischung durchsetzt und mit einem hellen Käse überbacken war, darauf, ehe sie ihn Nadja reichte. „Nimm dir selbst etwas von der Soße. Eigendosierung.“

„Klingt gefährlich“, erwiderte Nadja amüsiert. „Sehr wohl, Meisterin.“

Für einen Moment schürzte Irene die Lippen. „Würde es dich stören heute Abend ... Wenn ich heute Abend einfach nur Irene bin?“

Nadja hob eine Augenbraue, sah sie fragend an. Sie hatte schon verstanden, dass Irene wirklich einen Frauenabend geplant hatte, doch das war zugegebenermaßen selten. Jedenfalls ohne, dass sie was gemacht hatten. Dennoch zuckte sie mit den Schultern. „Natürlich.“

Irene lächelte. „Danke.“

Was hatte es damit auf sich. Irgendwie mehr als mangelnde Stimmung, oder? „Stimmt etwas nicht?“

„Es ist nur ...“ Irene seufzte. „Sagen wir es mal so, ich habe selten den Luxus mir einen Frauenabend machen zu können. Irgendwie sind die meisten meiner Freunde männlich.“

„Kenne ich“, gab Nadja zu. Die meiste Zeit verbrachte sie halt doch mit Chris und seinen Freunden, die meisten davon männlich.

„Daher ... Es ist nett einfach mal nur eine andere Frau da zu haben“, fuhr Irene fort. „Auch wenn die Aussicht definitiv einen Bonus hat.“ Ihr Blick verharrte einen Moment auf Nadjas Brust.

Nadja kam nicht umher zu grinsen. Sie setzte sich gerader hin, um ihre Brust noch ein wenig zu betonen und schenkte Irene ein aufreizendes Lächeln.

„Du bist so süß“, murmelte Irene und nahm dann die Fernbedienung. Fragend sah sie Nadja an. „Netflix?“

Nadja zuckte mit den Schultern. „Ja. Warum nicht. Aber bitte keinen der Teenie-Filme.“

„Och, wieso nicht?“ Irene zog eine Schnute, kicherte einen Moment später jedoch. „Die sind doch wunderbar.“

Nadja stöhnte nur. „Die sind furchtbar.“

„Dann einen uralten Chickflic?“

„Gerne.“

Und so stellte Irene einen der Filme ein, füllte sich selbst auf und für eine Weile aßen sie, lachten über den Film und die Unfähigkeit der Protagonistin die einfachsten Dinge zu tun, ohne dass es in einer Katastrophe endete. Warum waren die Heldinnen dieser Filme eigentlich immer so furchtbar ungeschickt?

Der Film war gerade an der Stelle angekommen, an denen der männliche Protagonist - der gutaussehende Chef der Heldin - sie mit zu sich nach Hause genommen hatte, nachdem sie sich im Regen daheim ausgesperrt hatte, als Irene den Film anhielt.

„Was hältst du davon, wenn ich ein wenig Sekt hole“, meinte sie. „Und die Nachspeise.“

„Ich kann das auch holen“, erwiderte Nadja.

„Ach, lass mir die Freude, Süßes.“

Nadja verdrehte die Augen. Es fühlte sich einfach irgendwie falsch an, sich die ganze Zeit von Irene bedienen zu lassen - ohne dass sie davor eine Session gehabt hatten. Nach einer Session ließ sie sich gerne verwöhnen, als gute Sklavin belohnen. Aber so?

Irene musterte sie. „Was ist denn?“

Nadja zuckte mit den Schultern. „Es fühlt sich so falsch an ... Ich meine, ohne dass wir ...“

„Ohne dass du vorher hast leiden müssen?“, meinte Irene verschmitzt.

Nadja seufzte und nickte dann. „Ja.“

„Ach, meine Süße, wenn es darum geht, dann kann ich dafür Sorgen, dass du es nach dem Film wieder gutmachen musst. Fühlst du dich dann besser?“

„Vielleicht.“

Irene lachte leise. „Da fällt mir schon was für ein.“

„In Ordnung.“ Stellte sie zu viele Ansprüche?

Doch Irene sagte nichts mehr, ging in die Küche und kam eine Minute später mit zwei Glasschüsselchen gefüllt mit Schokomousse und Vanillesoße, zurück. Dann holte sie Sektgläser und eine Flasche, füllte ihnen beiden ein. Ehe sie das Glas jedoch hob, wandte sie sich Nadja zu und strich über ihre Wange, dann ihren Hals hinab zu ihren Brüsten. „Wenn es dich ein wenig beruhigt: Ich genieße die Aussicht.“ Für einen Moment berührte sie Nadjas Brustwarze, jagte damit einen Schauer durch ihren Körper.

Nadja schürzte die Lippen und sah Irene an. „Ja, ein wenig beruhigt mich das.“

Das Lächeln auf Irenes Lippen wurde verschmitzt. „Vielleicht serviere ich das Essen morgen auf dir.“

„Auf mir?“

„Ich könnte ein wenig etwas von deinen Brüsten lecken.“

„Ganz wie Ihr wünscht“, erwiderte Nadja. Ihre Wangen brannten. Vielleicht war sie doch ein wenig notgeil.

Nun aber wandte Irene sich ab, nahm ein Glas und reichte es ihr. „Erst einmal wird der Film zu Ende geschaut.“

Nadja lachte leise. „Natürlich.“

„Und wenn du danach etwas gut machen willst“, meinte Irene und beugte sich zu ihr hinüber, um in ihr Ohr zu flüstern, „dann holst du einen Dildo von unten, setzt dich auf den Sessel und masturbierst für mich.“

Das war ein schöner Gedanke.

Nadjas Lächeln wurde entspannter. „Euer Wunsch ist mir Befehl, Meisterin“, flüsterte sie zurück.

Kälte, Rhythmus & Elektroschocks

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  JeanneDark
2019-01-14T19:21:12+00:00 14.01.2019 20:21
Ist das nur meine Wahrnehmung oder war Andre die letzten Sitzungen die man mitbekommt kaum dabei?
Antwort von:  Alaiya
14.01.2019 20:55
Hu? Die letzte Sitzung war er ja dabei. Dazwischen war halt nur ein Treffen mit Irene, das stimmt. Also er war ein paar Kapitel nicht mehr dabei. Das gleicht sich später aber noch aus. Versprochen. ;)
Antwort von:  JeanneDark
14.01.2019 22:56
War kein Vorwurf. Kam mir nur so vor als würde er immer weniger vorkommen. Hätte ja auch ein Hinweis darauf sein können das Irene mehr an dem anbkommen interessiert ist als er.

Ausserdem finde ich es ziemlich cool das Nadjas Freund damit klar zu kommen scheint. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
Antwort von:  Alaiya
14.01.2019 23:27
Das war ironischerweise gar nicht geplant xD" Ich hatte eigentlich geplant, dass es mehr ein Problem mit Kai sein würde, aber Charaktere haben eigenen Willen und sein Wille war, damit einverstanden zu sein xD Deswegen mag ich dieses Projekt irgendwie. Einfach locker runterschreiben.
Antwort von:  JeanneDark
15.01.2019 17:01
Naja wäre es von Anfang an ein Problem gewesehn wären sie ja nie zusammen gekommen. Aber zumindest piesakt er sie gern. Ist ja auch eine Art quälen. XD
Von:  Mamesa
2018-11-27T18:51:55+00:00 27.11.2018 19:51
Kein ding wegen der verspätung ....aber ist wieder alles okay
Antwort von:  Alaiya
27.11.2018 19:55
Na ja. Rückenschmerzen. Dankbarerweise nur eine üble Verspannung (hatte gestern Angst, dass es was mit der Wirbelsäule ist).
Antwort von:  Mamesa
27.11.2018 19:58
Ui das ist schmerzhaft dann gute besserung
Von:  Mamesa
2018-11-12T12:57:33+00:00 12.11.2018 13:57
Reiten😂😂😂ja gut alles ne ansichtssache würde ich sagen
Von:  JeanneDark
2018-10-04T19:01:26+00:00 04.10.2018 21:01
Okay ich hab jetzt die Kapitel die online sind durch.
BDSM finde ich ein interessantes Thema. Bisher finde ich es auch von dir sehr anschaulich beschrieben. Ich finde es interessant solche Storys zu lesen aber ich denke die tiefere Praxis wäre nichts für mich xD

Auch finde ich die Konstellation interessant, dass sie sich von einem Ehepaar dominieren lässt. Da es sicher einige seltsam finden wenn man sich noch jemand dritten ins Boot holt. Aber solange alles untereinander geklärt und klar ist finde ich daran nicht unbedingt etwas verwerflich.

Dein Schreibstil gefällt mir gut.
Von:  CharlieBlade1901
2018-10-02T19:24:07+00:00 02.10.2018 21:24
Uuuuhhhh....Mittelalterdress. Darauf steh ich auch. Also ein Freund von mir sieht in dieser Robin Hood Kleidung schon Bombe aus aber in Ritterrüstung und mit Schwert miau. Aber ich mag das nicht so. Ich bin mehr so der Zombie Walker.
Von:  Sunae
2018-09-07T14:41:31+00:00 07.09.2018 16:41
Bin ja mehr ein Fan von Vanillepudding.
Wiedermal schön zu lesen gewesen.
Von:  Sunae
2018-08-27T16:21:13+00:00 27.08.2018 18:21
Scheint ne größere Geschichte zu werden. Nett mal wieder was von dir zu lesen.
"Sexlosem" in der Beschreibung dann bitte klein.
Halt die Ohren steif.
Antwort von:  Alaiya
27.08.2018 19:02
Danke für den Kommi.

Ich schreibe aktuell eine Menge, nur das meiste aktuell an Band 3 für Kyra und Überarbeitung von Band 2. Und Band 1


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