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Das Schweigen hat ein Ende

Ein Hiwatari hält sein Wort
von

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Medienhype

Suizidversuch. Von wegen!

 

Yuriy zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ehe er sie verächtlich in den Schnee schnippte. Der Morgen war kühl und nachdem er seit mittlerweile 4 Tagen das erste Mal endlich wieder eine halbwegs vernünftige Anzahl an Stunden geschlafen hatte, fühlte sich der mediale Hype rund um Kais Person wie eine unbarmherzig harte Faust an, die ihn mitten in sein verschlafenes Gesicht boxte.

 

Energisch und lange bliess er den blauen Zigarettenrauch aus seinen Lungen, den Blick dabei starr gegen Himmel gerichtet und mit einem Fuss nervös auf den Boden tippend. Die Medien machten ein Spiel daraus. Und wer wiederum die russischen Medien kontrollierte, das wusste Yuriy nur zu genau.

 

Niemals würde Kai sich freiwillig aus dem Leben verabschieden – NIE. Ganz im Gegenteil. Kai war ein Kämpfer, überaus zäh und intelligent, aber nicht unverwundbar.

 

Aktuell schien es nicht schlecht um den Grauhaarigen zu stehen, so zumindest schätze Dr. Beloussow die Lage ein. Seinem Bericht zu Folge waren Kais Werte seit der Notoperation stabil geblieben und wiesen einen positiven Trend auf. Yuriy vertraute dem jungen Arzt so, wie er selten einer Person in weissem Kittel vertraut hatte. Dr. Beloussow war keiner vom alten Schlag, er wollte seinen Patienten helfen und nicht einfach nur Geld verdienen.

 

Unruhig fuhr Yuriy mit seinem Finger über den Touchscreen seines Mobiltelefons und suchte nach weiteren, aus der Luft gegriffenen Medienmitteilungen rund um Kais Unfall. Würde das wohl zum Problem werden? Und wäre es klug mit einer Antwort an die Medien zu treten?

 

Nein das wäre es nicht, es würde doch nur noch mehr Schnee aufwirbeln. Jetzt, da fast die komplette Meute der Blade Breakers sich in und um das Krankenhaus bewegte, wären die medialen Konsequenzen undenkbar. Man stelle sich doch nur vor, wenn die Medien etwas über Kai und Hiromi herausfinden würden. Oder schlimmer noch, was wenn Boris Balkov davon Wind bekäme? Na ja, der Mistkerl hatte sicherlich schon über den Fall gelesen, immerhin hatte die erste Schlagzeile es nicht nur in Russland in die grossen Zeitungen geschafft. So war es ja Manabu gewesen der Yuriy, nach der Entdeckung des Artikels auf der Frontseite der Yomiuri Shimbun, telefonisch kontaktiert hatte.

 

Und im übrigen: Warum dachte er seit seinem Gespräch mit Bryan ständig an diesen Scheisskerl von Balkov? Sie hatten sich doch darauf geeinigt, dass eine Beteiligung seinerseits an diesem Ereignis nicht in Frage kommen könnte.

 

Ein schier rassendes Knurren entwich seiner Kehle als der Touchscreen seines Mobiltelefons nicht mehr zuverlässig auf seine Fingerbewegungen reagierte – was bei minus 14 Grad nicht verwunderlich war. Gehässig hätte er das Ding beinahe in den Schnee geschmettert, besann sich jedoch im letzten Moment und steckte es in seine Hosentasche zurück. Er würde das Ding die kommenden Tage wohl oder übel noch brauchen.

 

Er seufzte.

 

Eins lag auf der Hand. Solange die Medien nicht ausplaudern würden, dass Kais Zustand sich verbesserte und er gar durchkommen würde, wäre sein Schutz wohl weiterhin gewährleistet. Denn wenn wirklich jemand nach dem Leben des Halbrussen trachtete, so würde dieser zweifellos alles daran setzten es auch zu beenden.

 

Lang lebe die russische Arbeitsmoral. dachte der Rothaarige spöttisch, ehe er sich zurück zur Eingangshalle des Krankenhauskomplexes aufmachte.

 

 

In Kais Krankenzimmer war es ruhig. Die Anspannung der letzten Tage war zwar nicht wirklich verflogen, aber die Atmosphäre unter den Anwesenden hatte sich bedeutend entspannt. Nachdem sich vor allem Takao und Co. von ihrem Schrecken über Kais Zustand erholt hatten, schien eine neugewonnene Zuversicht die Gruppe in eine positive Richtung zu lotsen. Klar, Kai war noch nicht über den Berg, und doch hatten sie das gute Gefühl ihm durch ihre blosse Anwesenheit mehr geben zu können, als sonst irgendwie möglich gewesen wäre.

 

Rei und Takao waren gerade beim Frühstück in der Mensa, als Yuriy das Zimmer betrat. Manabu, Hiromi und Bryan hatten die beiden durchnächtigten Männer von ihrer Spätschicht abgelöst und befanden sich gerade zu dritt im Zimmer.

 

Hiromi sass dort wo man sie meistens antraf, direkt an Kais Bett, während Bryan und Manabu sich gerade mit den Auswertungen Dizzys zu beschäftigen schienen. Bildete Yuriy sich das nur ein, oder wirkten die beiden Jungs leicht aufgebracht?

 

Hiromi drehte ihren braunen Schopf in Yuriys Richtung und lächelte ihm mit traurigen Augen an, ehe sie sich wieder Kai zuwandte. Als Yuriy an das Bett herantrat, strich sie ihm gerade eine lange, ungewaschene Haarsträhne aus dem Gesicht.

 

«Kai würde es hassen sich uns so zeigen zu müssen.»

 

Yuriy verstand was sie meinte und nickte zustimmend. Nichts von alledem was passiert war, ging spurlos an dem Halbrussen vorbei. Schon nach 4 Tagen wirkten seine Gesichtszüge mager und das langsame Dahinschreiten der Stunden liess ihn mehr und mehr ungepflegt erscheinen.

 

«Lieber so, als nicht mehr unter uns. Da würde Kai uns sicher zustimmen.»

 

Hiromi antwortete nicht auf Yuriys Aussage, strich nur nochmals behutsam über Kais Schläfe und fuhr den Kiefer des jungen Mannes mit ihren Fingern nach. Hiromi litt. Sie litt schrecklich und das verstand Yuriy. Er hoffte nur, dass auch sie den aktuellen Entwicklungen irgendwann, und sei es auch nur ein ganz klein wenig, Positivität abgewinnen konnte.

 

Ihr knappes Gespräch schien beendet. Kurz noch verharrte Yuriy in seiner Position und betrachtete Kai, dessen Brustkorb sich regelmässig hob und wieder absenkte.

 

«Мой дорогой.» Hiromis Stimme war kaum mehr als ein Hauchen.

 

Irritiert blinzelte Yuriy ein paar Mal und horchte – aber alles schien wie immer. Für einen ganz kurzen Moment nur meinte er eine Beschleunigung von Kais Herzschlag ausgemacht zu haben. Die Herz-Lungen-Maschine gab jedoch, wie bereits in den letzten Tagen, einen unverändert langsamen aber regelmässigen Herzschlag Kais wieder.
 

«Yuriy, kommst du bitte mal?»

 

Aus den Gedanken gerissen drehte Yuriy seinen Kopf zur Seite und streifte dabei Manabus Blick.

 

Was war denn nun schon wieder?
 

Der Rothaarige entfernte sich vom Krankenbett und schloss zu den beiden in der Ecke des Zimmers sitzenden Jungs auf. Auf halben Wege nickte Yuriy Manabu auffordernd zu, er solle schonmal das Wort ergreifen – doch Manabu blieb stur und schwieg.

 

«Was los?» erkundigte Yuriy sich mit leiser, ungeduldiger Stimme.

 

Bei Manabu angekommen zeigte dieser nur wortlos auf den Bildschirm seines Laptops und kommentierte seine Handlung mit folgenden, trockenen Worten: «Das solltest du dir mal ansehen.»

 

Yuriy indes drehte sich so dass er einen guten Blick auf den Bildschirm hatte und verkniff sich gleich darauf einen wütenden Ausruf.

 

 

Waren Rauschmittel im Spiel? Staatsanwaltschaft überprüft den Tatbestand und ordnet polizeilichen Durchsuchungsbefehl an.

 

Aktuelles, Seite 3

 

 

Das ging in die falsche Richtung. Es war gerade einmal 9.30 Uhr am 4. Tag seit Kais verheerendem Unfall und schon jagte eine Schlagzeile die nächste. Das nun auch noch die Polizei eingeschaltet wurde, war äusserst bedenklich. Und ganz generell, ohne einen wirklich dringlichen Verdacht würde sich kein Polizeikommando in solch ein Unterfangen einmischen – zumindest nicht in Russland. Yuriy wollte es nicht aussprechen, aber das hier lief gerade gehörig aus der Hand.

 

Auch Manabu schien das zu wissen, denn als sich ihre Blicke trafen nickte der Japaner Yuriy bestätigend zu.

 

«Sag bescheid wenn es ein Update dazu gibt. Wir müssen da dran bleiben.»

 

Sein letzter Blick gehörte Hiromi und das obwohl sie, mit dem Rücken zu ihm gekehrt, wohl nichts davon bemerkte. Sie alle mussten tunlichst verhindern dass Hiromi etwas davon aufschnappte, denn diese alles menschenverachtenden Schlagzeilen würden der ohnehin schon stark angeschlagenen Japanerin sonst noch den Rest geben.

 

Leise verliess der das Krankenzimmer – er wollte die anderen beiden suchen und sofort informieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mohnfriemel
2022-12-11T08:38:27+00:00 11.12.2022 09:38
Hallöchen auch von mir 😍
auch ich habe dieses Kapitel mittlerweile verschlungen und kann kaum erwarten das Kai aufwacht oder es weitere Infos gibt. Ich freu mich auf das nächste heimlich aufgetauchte Kapitel.

Ich wünsche dir schöne Feiertage ♥️
Von:  die-in-darkness
2022-10-04T19:09:57+00:00 04.10.2022 21:09
Nooooooooin und schon wieder Ende *heul*
Ich warte schon sooo lange und gespannt darauf dass es endlich weitergeht~ und da schau ich sonst täglich! ob es neue Kapitel gibt~ und jetzt ganz still und heimlich war da ein neues Kapitel was ich nicht bemerkt hab, weil keiner etwas neues hochgeladen hat...aber jetzt *_*
Ich hab's verschlungen und möchte eeeeendlich wissen was dort alles passiert und vor allem was da noch so alles im Busch ist xD

Liebe Grüße~

-die-^^


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