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futoumei ningen

invisible human
von

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Ehrenamtlich

Eigentlich dürften zwei solche absolut konträren Idioten wie ich und Sora gar nichts miteinander zu tun haben. Das widerspricht im Grunde jeglicher Logik. Aber aus irgendeinem Grunde haben wir uns in der Highschool dazu entschlossen, auf diese Logik zu scheißen. Einfach, weil wir eines doch sehr wohl gemeinsam haben: Wir sind zwei kleine Rebellen.

 

Aber das war nicht immer so. Soras Eltern haben sich wahrlich bemüht, einen wohlerzogenen, kleinen Mitläufer aus ihm zu machen, denn wer reich ist, darf sich nicht gegen die Gesellschaft stellen. Wer reich ist, darf das noble Unternehmen, welches er einmal von seinen Erzeugern erben wird, nicht in den Dreck reiten. Klar, er darf schon, aber er muss dann eben mit Konsequenzen rechnen. Mit Liebes- und Geldentzug zum Beispiel.

Trotzdem ist aus dem reichen Schnösel Sora was Aufmüpfiges geworden. Wahrscheinlich fand er mich spannend, weil er eigentlich nicht mit einem Heimkind wie mir spielen durfte. Der Reiz des Verbotenen und so. Wahrscheinlich wollte er schon immer mal von einem ungehobelten Rüpel alle möglichen Schimpfwörter an den Kopf geknallt bekommen. Insgeheim genießt er das heute noch, der Sora. Ein bisschen Masochismus gehört einfach dazu, wenn man im Leben weit kommen will.

Fakt ist, dass ich ganz verdattert aus der Wäsche geguckt habe, als Sora sich plötzlich für mich zu interessieren begonnen hatte. Am Anfang mochte ich noch zurückhaltend und schrullig dahergekommen sein – wovon er sich auf wundersame Weise nicht hatte abschrecken lassen-, aber bald schon brauchte ich einen Komplizen für ein Verbrechen. Nichts Großes, ich wollte einfach nur eine Schachtel Zigaretten klauen, weil ich aus einem unerfindlichen Grund schon mit fünfzehn süchtig nach dem Zeug war.

Am Anfang war Sora natürlich nicht begeistert von meiner Idee und hatte wohl schon bereut, sich mit mir eingelassen zu haben, aber als ich ihm in Aussicht gestellt hatte, ihm ein paar von den erbeuteten Zigaretten abzugeben, hat er sich doch dazu bereiterklärt, Schmiere zu stehen. Denn als Junge aus gutem Haus kannte er den Geschmack einer wohlverdienten Zigarette natürlich nicht. Und da durch Soras Adern schon immer Rebellenblut floss, hatte er sich schnell entschieden.

Seine Freundschaft zu mir konnte er allerdings nicht auf die Dauer geheim halten. Seine Eltern hassten mich wohl, aber was kümmerte mich das. Wenn man selbst von seinen eigenen Eltern gehasst wurde, gibt man einen Scheiß auf die Meinungen wildfremder Leute. Ich war froh, dass Sora trotzdem zu mir hielt, aber nur so lange, bis er plötzlich auf eine ganz verwegene Idee kam.

"Lass uns in einer Band spielen", schlug er eines Tages vor, und mir wäre fast meine neuste Ayumi-Hamasaki-CD aus den Händen gefallen. Freilich hörte ich zu dieser Zeit nicht nur ihrer lieblichen Stimme zu, sondern auch denen ein paar alter, japanischer Rocksänger, aber Ayu war trotzdem immer mein Liebling. Auch wenn sie mit genauso wenig gemein hatte wie Sora.

"Äh?", hatte ich nur gemacht, und Sora hatte noch immer begeistert ausgesehen.

"Ja. Ich setze mich hinter die Drums und du singst."

Oh. Wahrscheinlich hatte er mich dabei belauscht, wie ich heimlich irgendwelche meiner bevorzugten Songs mitgesungen hatte. Ich sag ja, man kann vor Sora keine Geheimnisse haben. Konnte man noch nie.

Wie er plötzlich auf die Idee kam, Drummer zu werden, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht ist er wie ich auch ein bisschen sadistisch und haut gern zu, denn ein bisschen Sadismus gehört genauso dazu, wenn man im Leben weit kommen will.

Ein halbes Jahr später dann spielten wir vollkommen ehrenamtlich in unserer merkwürdigen Drummer-Sänger-Kombo, bis Sora der Meinung war, uns in den Yoyogi Park zu stellen und dort ein paar armselige Coverversionen zum Besten zu geben. Für diesen Zweck aber musste ich lernen, die Gitarre zu spielen, denn ich weigerte mich zu diesem Zeitpunkt noch, vor Publikum zu singen. Wenn wir uns heute in den Park stellen und Musik machen, weigere ich mich immer noch, aber dafür bin ich auf der Bühne weniger zurückhaltend.

Bis wir unsere erste richtige Band auf die Beine stellen sollten, dauerte es noch eine ganze Weile, aber die Hauptsache war doch, dass wir unserem Leben einen Sinn gegeben hatten. Insgeheim bin ich Sora sehr dankbar, dass er sich für mich und die Musik und gegen das Schnöselleben entschieden hat, aber sagen würde ich ihm das natürlich nie. Ich denke aber, er hat da so eine Ahnung, denn der Grund, warum es so schwer ist, Geheimnisse vor ihm zu haben, ist, dass er mich einfach besser kennt als jeder andere.

 



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