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Zyklon

von

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Wolkenbruch

Der erste Kontakt war ein Mann unklaren Alters, aber deutlichem Mangel an Hygiene. Und es brauchte nicht lange, bis sie realisierte, dass seine Position im Zirkus nicht so elegant war, wie der Zirkus selbst wirkte. Es hätte eine Warnung sein sollen, nicht so leichtfertig mit der nächsten Gelegenheit die Stadt zu verlassen, aber um ihr schuldbewusstes Herz etwas zu entlassten, würde sie sich von ihrer Gastfamilie angemessen verabschieden.
 

„Sag mal, hast du irgendwas zu tun für ein begabtes und hübsches Mädchen wie mich?“ Sie setzte ihr typisches manipulatives Lächeln auf, untermalt von Gesten unschuldigem Interesses. Wegen der harschen Temperaturen war ihr Outfit keine große Unterstützung ihres koketten Verhaltens.
 

Offensichtlich genervt durch die Störung, senkte der Mann die abgenutzte Zeitung und musterte sie von der Brust zum Kopf, zu den Füßen. Eindeutig angetan von dem, was er sah, raunte er mit einem dreckigen Grinsen: „Ich finde was.“
 

Zu viel. „Großartig. Ist hier auch jemand, der dafür verantwortlich ist? Um einen Vertrag auszuhandeln?“, fragte sie mit süßlicher Stimme, in der Hoffnung, sie würde den schäbigen Mann loswerden und dafür mit jemandem in höherer Position sprechen können.
 

Alles hungrige Interesse entwich seinen Gesichtszügen, wieder irritiert von ihr, gröhlte der Mann über seine Schulter: „Beweg deinen Arsch rüber, Erstauner.“
 

Hinter ihm öffnete sich der Trailer und ließ zunächst eine körperlose Stimme ins Freie: „Kannst wenigstens ,bitte’ sagen.“ Folgend trat ein Mann in einem eher durchschnittlichen, schlichten Outfit für einen Zirkusartisten aus dem Trailer und stand im unmittelbaren Kontrast zum schmierigen Mann. Sobald er die Treppe des Trailers hinabgestiegen war und sich auf Augenhöhe befand, fühlte Nami ihr Herz einen Schlag überspringen.
 

Lysop?
 

—————
 

Manche Fehler müssen getan werden, um Fortschritte zu erzielen. Manchmal ist der Verlust gar keiner, sondern ein langfristiger Gewinn. Und manchmal... Da machst du einfach einen Fehler. Einmal zu oft.
 

Mit diesem Aspekt im Hinterkopf wusste Ruffy, dass er den sauren Blick Deras verdient hatte. Hatte er nicht versprochen, öfter vorbeizukommen, hatte er ihr nicht versprochen, gewisse Dinge zu erklären, und trotzdem – es war erst zwei Tage später, als er Dera während einer seiner Spaziergänge durch die Stadt traf. Alle Bilder des verdammten Traumes erschienen wieder vor seinem inneren Auge, aber Ruffy wusste nicht, wieso.
 

Es irritierte seine Reaktionszeit und als er es endlich begriff, war Dera schon fast über alle Berge – wäre er ihr nicht nachgerannt.
 

„Dera, warte!“ Und es ließ sie anhalten, wenn auch nur mit diesem sauren Blick in ihrem Gesicht.
 

Sie sahen sich einen Moment schweigend an und Ruffy könnte sich irren, aber ihre Gesichtszügen schienen sich mit jeder Sekunde mehr zu entspannen. „Ich verdiene, was immer du mich nennen willst. Es tut mir leid, aber das is’ wahrscheinlich nicht mehr genug“, entschuldigte Ruffy sich, „Da war so viel, das wir besprechen mussten die letzten Tage, wegen Brook und was wir herausgefunden haben und – is’ auch egal, ich hätte mich bei dir melden sollen oder vorbeikommen sollen, wie ich es versprochen habe.“
 

„Ich bin froh zu hören, dass du so denkst“, sagte sie in einer Stimme, die nicht ferner ihres üblichen Klanges sein konnte, „Man könnte meinen, eine einfache Nachricht auf einem Stück Papier würde einfach sein, aber da gibt es immer jemanden, der dich eines besseren belehrt.“
 

Dieser kühle Kommentar war schockierend, aber dennoch wusste er, dass er es verdiente. „Ich... hab’s echt vermasselt. Hör zu, wir müssen uns nicht wieder treffen oder miteinander reden, aber ich will dir die Erklärung geben, die ich dir schulde. Wenn du willst.“
 

Plötzlich erstrahlte ihr Gesicht im typischen Lächeln. Jenes Lächeln, das er nur zu gut kannte – von ihr, und gleichzetig auch nicht; dieser Blick, der sagte, dass sie ihn genau da hatte, wo sie ihn wollte, dass sie mit ihm nur gespielt und natürlich gewonnen hatte. So manipulativ und berechnend – Eigenschaften, die Ruffy nur mit einer Person verband...
 

Nami. Sein Magen krampfte sich zusammen.
 

„Ich denke schon. Vielleicht sollte ich später zu dir kommen?“ Deras Stimme klang nun wieder sanfter und verlangte seine gesamte Aufmerksamkeit, von der er ihr nur einen Hauch geben konnte.
 

Er fühlte sich krank. Und warm. Und benommen. Und schwindelig von dem Traum, der aus den dunkelsten Ecken seinen Verstandes wieder hervorkroch, irgendetwas musste es sich wieder vorstellen – und was noch alles hätte passieren können.
 

„Ich nehme das als ,Ja’.“ Dera rollte mit den Augen, ein Lächeln auf den Lippen, die eine Sekunde später seine Wange berührten. „Ich seh dich später.“
 

Als das Mädchen mit dem petrolfarbenen Haar aus seinen Sinnen verschwand, drängte sich die Erinnerung an ein rothaariges Mädchen immer mehr in seinen Fokus und blendete ihn nahezu, wie Sonnenlicht, das ihn erblinden ließ. So hypnotisiert wie er da mitten auf dem Gehweg stand, entwickelte sich eine Feststellung in seinem Kopf.
 

Und diese traf ihn wie ein Wolkenbruch.
 



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